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work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren

Wie können pflegende Angehörige noch besser in ihrer Pflegetätigkeit unterstützt werden? Zur Diskussion dieser Frage mit Kordula Schulz-Asche, pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und weiteren Fachleuten der Gesundheitswirtschaft hatte das ZIG OWL eingeladen. An der Podiumsdiskussion unter dem Motto „work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren“ beteiligten sich rund 50 Besucherinnen und Besucher am 8. Dezember im Tagungszentrum Bethel.

Mittlerweile sind rund fünf Millionen Menschen in Deutschland auf Pflegeleistungen angewiesen. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden von ihren Angehörigen im häuslichen Umfeld betreut. Viele dieser pflegenden Angehörigen sind selbst berufstätig. Das ist für viele Pflegende eine Doppelbelastung, die häufig mit großen Anstrengungen und Einschränkungen verbunden ist. „Viele dieser Menschen stehen noch mitten im Berufsleben, wo sie ebenfalls dringend benötigt werden. Dennoch übernehmen sie diese verantwortungsvolle, aber auch herausfordernde Aufgabe, die diese Menschen oft an ihre Grenzen führt“, machte Kordula-Schulz-Asche in ihrem einführenden Vortrag klar. So habe sich die Situation für die pflegenden Angehörigen in den letzten Monaten unter den Bedingungen der Corona-Krise weiter zugespitzt. Es gebe viele gute Ansätze und eine Reihe von Hilfen. Die seien in Summe aber nicht ausreichend, zumal auch die Anforderungen steigen. Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur insbesondere im Bereich der Tages- und Nachtpflege sei ein wichtiger Punkt. Es dürfe aber nicht nur um Angebote für ältere Menschen gehen, die möglichst lange in ihrem häuslichen Umfeld leben wollten. „Wenn wir die Qualität in der Pflege sicherstellen wollen, müssen wir auch die Gruppe der pflegenden Angehörigen stärken und präventiv unterstützen.“ Dies sei aber nicht allein Aufgabe der Kranken- und Pflegekassen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Hier müssen wir auch die Akteure einbinden, die bislang noch nicht im Fokus standen, beispielsweise die Kommune bzw. das Quartier als Sozialraum, als auch die Unternehmen, in denen pflegende Angehörige beschäftigt sind. Nur in diesem starken Verbund ist es möglich, die Vielzahl der Aufgaben zu lösen, denen sich die Pflege stellen muss.“

Zustimmung und Zurückhaltung

Doch sind beispielsweise auch Unternehmen dazu bereit, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Fachkräften zu leisten, die sich in der Pflege ihrer Angehörigen engagieren? Erste Antworten lieferten Silke Völz vom Institut Arbeit und Technik (IAT) und Jan Hendrik Schnecke, Projektmanager am ZIG, mit Ergebnissen aus dem aktuellen Projekt work & care. Hier werden Unterstützungsformen für Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) gebündelt und neue Instrumente zur Stärkung pflegender Erwerbstätiger entwickelt. Die systematische Verbindung sozialer und technischer Innovationen soll dabei helfen, die Anforderungen, vor denen pflegende Erwerbstätige stehen, besser zu bewältigen. Zahlreiche Interviews mit Unternehmensvertretern hatten die beiden in den letzten Monaten geführt. Für Silke Völz ergibt sich ein zwiespältiges Bild: „Viele Unternehmen sind begeistert von der Idee und durchaus bereit, sich zu engagieren. Doch leider gibt es auch Informationsdefizite und Zurückhaltung. Die Corona-Krise mit ihren wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen überlagert derzeit die Initiative zu möglichen personalpolitischen Maßnahmen.“ Eine Ansicht, die Jan Hendrik Schnecke teilt, der auf Seiten der Unternehmen Unsicherheit ausmacht: „Die Unternehmen sehen die Relevanz und den Handlungsbedarf, sind aber oft nicht hinreichend informiert.“ Mit dem Projekt work & care wurden Unternehmen und Einrichtungen aus der Region als Multiplikatoren gewonnen, damit es noch besser gelingt, die Akteure enger zu vernetzen und so die Zusammenarbeit zu stärken.

Pflegebedürftigkeit aus der Tabu-Zone holen

Wie dringlich strukturelle Veränderungen sind, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion, an der sich unter der Moderation von ZIG-Geschäftsführer Uwe Borchers neben der Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche auch Birgit Michels-Rieß, Einrichtungsleiterin des Pflegezentrums Haus Hannah der Altenhilfe Bethel, Gaby Erdmann, stellvertretende Vorständin des BKK-Landesverbandes NORDWEST, Bianca Michler, Fachkrankenschwester, Pflegeberaterin und pflegende Angehörige im Evangelischen Klinikum Bethel und Carina Betzing, Fachberaterin vom PME Familienservice als Expertinnen beteiligten. Nach Einschätzung von Bianca Michler sind viele pflegende Angehörige durch die Doppelbelastung Beruf-Pflege stark belastet, manche auch schon überfordert. „Viele Pflegende sind bereits im Tunnel und nur noch damit beschäftigt, einigermaßen über den Tag zu kommen. Die sehen die Angebote nicht mehr, die es ja durchaus auch gibt.“ Hier seien nicht nur weitere Hilfen, sondern vor allem auch finanzielle Anreize nötig. Eine Einschätzung, die Gaby Erdmann von der BKK teilt. Um die Gruppe der pflegenden Angehörigen nachhaltig zu unterstützen, empfiehlt sie zudem eine stärkere Digitalisierung von Pflegeleistungen, um Prozesse effizienter zu gestalten, beispielsweise wenn es um Terminabsprachen und Betreuungsangebote gehe.

So wie Bianca Michler und Gaby Erdmann, sieht auch Carina Betzing die Unternehmen mit in der Verantwortung, wenn es um die Bereitstellung von Ressourcen für die Pflege geht. Neben konkreten Unterstützungsleistungen forderte sie mehr Sensibilität von Unternehmen, in denen pflegende Angehörige tätig sind: „In einem Vorstellungsgespräch traut sich doch niemand, preis zu geben, dass sie oder er zu Hause einen Angehörigen pflegt. Andererseits wird auch gar nicht danach gefragt. Da sieht man, mit wieviel Unsicherheit und Barrieren das Thema behaftet ist.“ Eine Einschätzung, mit der sie nicht nur vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Publikum, sondern auch Kordula Schulz-Asche aus dem Herzen sprach. Ihr Schlusswort am Ende der lebhaften Diskussion: „Leider wird das Thema Pflegebedürftigkeit nach wie vor von vielen Menschen verdrängt bzw. tabuisiert. Hier müssen wir endlich eine ehrliche Diskussion führen, denn nur dann können wir dieses wichtige Thema zu einer guten Lösung führen.“

Text: ZIG OWL, Christian Horn

Die Pflege stärken durch Vernetzung vor Ort

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen fehlt das Personal, die Pflegekräfte sind am Limit, und auch die pflegenden Angehörigen sind überlastet. Die Bundestagsabgeordneten Britta Haßelmann und Kordula Schulz-Asche von Bündnis 90/Die Grünen informierten sich am 8. Dezember 2022 beim Besuch mehrerer Einrichtungen in Bielefeld über die Situation vor Ort und über interessante regionale Lösungsansätze.

Das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG) hatte die Fraktionsvorsitzende und die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Britta Haßelmann und Kordula Schulz-Asche, zu einem Ortstermin eingeladen. Auf dem Programm standen das Bielefelder Modell, die Pflegesituation im Krankenhaus und ein Besuch im neuen Pflegezentrum Haus Hannah der Altenhilfe Bethel. Am Nachmittag ging es beim Podiumsgespräch darum, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege besser gelingt. Die beiden Bundestagsabgeordneten zeigten sich beeindruckt von den Gesprächen mit den Fachleuten aus der Bielefelder Gesundheitswirtschaft: Die Vernetzung der Akteure im Gesundheitssystem auch auf der kommunalen Ebene sei eine vordringliche Aufgabe, und da sei die Region OWL ein starkes Vorbild. Immer gehe es darum, tragfähige Lösungen für die Menschen vor Ort zu entwickeln. Dementsprechend positiv bewertete Kordula Schulz-Asche den Besuch in Bielefeld: „Gespräche wie heute liefern gute Antworten auf die drängenden Fragen der Gegenwart und sind auch deshalb enorm wichtig für uns. Hier bekommen wir die Impulse und Rückmeldungen, die wir in Berlin in die politische Debatte einbringen können.“

Das abwechslungsreiche Besuchsprogramm informierte über die örtliche Stadtteil- und Quartiersarbeit, über Erfahrungen mit neuen Versorgungsformen wie den Patientenlotsen und dem Gesundheitskiosk sowie dem GesundZentrum Bielefeld. Insbesondere das Bielefelder Modell für Wohnen im Alter mit Versorgungssicherheit ist weithin bekannt als Innovationsprojekt. An dem Beispiel wurde im Fachgespräch der Vertreterinnen und Vertreter der Gesundheitseinrichtungen mit den Parlamentarierinnen aber auch deutlich, dass die Bedingungen für auskömmliche Finanzierung solcher Modelle ebenso wie für die Pflegeversorgung auf kommunaler Ebene verbessert werden müssen. Für Uwe Borchers, Geschäftsführer des ZIG, eine zentrale Botschaft in Richtung Politik: „Wir konnten unseren Gästen zeigen, dass es hier vor Ort sehr gute Initiativen und Versorgungsangebote gibt, die lohnenswert sind, weiter verstärkt zu werden. Aber die aktuellen Herausforderungen sind erheblich und bringen alle Beteiligte an Grenzen. Deshalb brauchen wir weitere pflegepolitische Impulse für eine Entlastung und Neustrukturierung in der Pflege.“

Entlastung auch durch Digitalisierung in der Pflege

Zahlreiche Einrichtungen in der Altenpflege gehen inzwischen auch neue Wege beim Einsatz digitaler Technik. Welche Möglichkeiten sich hier bieten, zeigte den Gästen aus Berlin Einrichtungsleiterin Birgit Michels-Rieß im Pflegezentrum Haus Hannah der Altenhilfe Bethel. Die im Mai 2022 eröffnete Einrichtung, die auf drei Etagen 80 Pflegeplätze bietet, setzt nicht nur auf ein gemeinwohlorientiertes Betreuungskonzept, sondern auch auf digitale Assistenztechnologien zum Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner und zur Entlastung des Pflegepersonals. Eine hochmoderne Sensortechnik gehört ebenso zur Ausstattung wie innovative Beleuchtungssysteme und nutzerfreundliche Anwendungen aus dem Bereich Smart Home. Trotz der durchaus großen Brandbreite an technischen Möglichkeiten setzt Birgit Michels-Rieß mit Blick auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner auch klare Grenzen: „Wir reduzieren die Anwendungen auf das, was für unsere Bewohner hilfreich ist, damit sie am alltäglichen Leben teilhaben können, beispielsweise, wenn sie den Gottesdienst in der Abendfrieden-Kapelle via Fernsehen in Bild und Ton auf ihrem Zimmer verfolgen können.“ Für die Mitarbeitenden sieht sie den Nutzen der Technik, die dadurch in ihrem Arbeitsalltag entlastet werden. Allerdings gebe es nach wie vor großen Optimierungsbedarf, beispielsweise wenn es um die Schnittstellen zu anderen Gesundheitsdienstleistern und die übergreifende Integration der Systeme geht.

Pflegende Angehörige besser unterstützen und stärken

Weitere pflegepolitische Impulse gab es im Tagungszentrum Bethel von den rund 50 Gästen der Podiumsdiskussion „work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren“. Kordula Schulz-Asche, ordentliches Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, lenkte in ihrem einleitenden Vortrag den Blick auf die Stärke der Kommunen bei der Versorgung der Menschen vor Ort. Die Diskussion mit den Fachleuten sowie Bürgerinnen und Bürgern zeigte schnell auf, welch hoher Handlungsbedarf nicht nur in Pflegeeinrichtungen, sondern insbesondere bei pflegenden Angehörigen herrscht. Eine Herausforderung, der sich nach Ansicht von Kordula Schulz-Asche nicht nur Kranken- und Pflegekassen stellen müssen: „Die Unterstützung der pflegenden Angehörigen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht. Dazu gehört auch, dass das Thema Pflegebedürftigkeit nicht mehr verdrängt bzw. ignoriert wird, was heute leider noch allzu oft der Fall ist. Hier müssen wir endlich eine ehrliche Diskussion führen, wenn wir dieses wichtige Thema zu einer guten Lösung führen wollen.“

 

Ein neues akademisches Zuhause

Mit einem Festakt im Assapheum Bethel feierten mehr als 80 Gäste aus Wissenschaft, Management, Kirche und Gesellschaft den Übergang des Instituts für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDWM) an die Universität Bielefeld. „Heute ist ein großer Tag für das IDWM“, sagte Institutsdirektor Professor Dr. Martin Büscher bei seiner Eröffnungsrede im Assapheum.

Das IDWM ist eine in Bethel beheimatete interdisziplinär arbeitende Forschungseinrichtung, die theologische, ethische, managementtheoretische und ökonomische Denkweisen in Lehre und Forschung verbindet und Führungskräfte in Diakonie, Sozialwirtschaft und Kirche weiterbildet.

Bereits Anfang des Jahres ging das IDWM formal an die Universität Bielefeld über, zuvor gehörte das Institut zur Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Mit der Integration in die Universität Bielefeld und der Förderung durch die Evangelische Kirche von Westfalen und die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel ist die Arbeit des IDWM langfristig gesichert.

Es sei eine „glasklare hochschulpolitische Entscheidung mit kluger Weitsicht und segensreicher Autorität“ gewesen, das IDWM der Universität Bielefeld anzugliedern, so der Institutsdirektor. „Ein guter, gastfreundlicher Geist hat diesen Prozess getragen: Das war die Lust am Gelingen.“ In seiner Festrede betonte er die Chancen für alle Beteiligten, die gute Kooperation mit der Abteilung Theologie und die gegenseitige Inspiration aller am Prozess mitwirkenden Personen.

Der theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen Ulf Schlüter sagte, für die Fortentwicklung von Diakonie brauche es „Herz und Verstand, Wissenschaft und Gottvertrauen.“ Der Übergang an die Universität Bielefeld sei „ohne Wenn und Aber ein Ja zur Wissenschaft“. Der Vizepräsident gestaltete den geistlichen Impuls des Tages, der nach dem Festakt und der Vergabe von Master- und Promotionsurkunden in die Vorträge und den Austausch des „19. Forums Diakoniewissenschaft“ zum Thema „Für Inklusion sorgen – ein Paradigmenwechsel?“ mündete.

„Wir werden stärker, wir werden sichtbarer“, sagte Professor Dr. Gerhard Sagerer. Der Rektor der Universität Bielefeld lobte das IDWM als eine „Bereicherung des Profils der Universität Bielefeld mit sehr interessanten Nuancen“ und bezeichnete den Übergang des Instituts als „Win-win-Situation“.

Das Institut gehört nun zur Fakultät Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. „Die Einbindung der Diakoniewissenschaft in die Fakultät ist ein Glücksfall. Das Institut hat mit uns ein neues akademisches Zuhause“, sagte Dekan Professor Dr. Frank Grüner. „Wir bekommen einen spannenden, in Lehre und Forschung breit aufgestellten Partner.“

Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, sprach von „großen Chancen“ für alle Beteiligten. „Gemeinsam ist es uns gelungen, diesen schwierigen Übergang zum Gelingen zu führen“, sagte sie. „Dass es für das IDWM an der Universität Bielefeld gut wird, davon bin ich überzeugt.“

Bei dem Festakt wurden acht Absolventinnen und Absolventen des IDWM aus verschiedenen Kontinenten für ihre erfolgreichen Studienleistungen geehrt. Ihre Promotionsurkunden erhielten Dr. Jenny Rossy Christine Purba (Indonesien) und Dr. Corinna Lee (Gelsenkirchen). Zum Master of Arts (M.A.), Diakoniemanagement, wurden ernannt: Johnny Johnny Eley (D.R. Kongo), Morya Gnanko (Dortmund), Michael Götz (Nürnberg), Rut Mentina Pandia (Indonesien), Miriam Meyer-Diekmann (Lüneburg) und Matthias Sandmann (Düsseldorf).

Quelle: Universität Bielefeld

Stipendienvergabe an Medizinstudierende in OWL

In Lemgo hat der Studienfonds OWL feierlich 263 neue Stipendiatinnen und Stipendiaten der insgesamt 500 geförderten Studierenden aufgenommen. Hierunter sind auch Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät OWL, Universität Bielefeld.

Erstmalig unterstützt der Verein zur Förderung der medizinischen Ausbildung und Versorgung in OWL e.V. (kurz: MED OWL) sechs talentierte und engagierte Medizinstudierende mit Studien-Stipendien. MED OWL kooperiert dazu mit dem Studienfonds OWL. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten profitieren von der finanziellen sowie auch von der ideellen Förderung durch MED OWL und den Studienfonds OWL. MED OWL versteht dieses gemeinsame Engagement als einen wichtigen Beitrag für das Standortmarketing und die überregionale Sichtbarkeit! Der Förderverein setzt damit ein starkes Signal für die medizinische Ausbildung und für zukunftssichere Gesundheitsversorgung in Ostwestfalen-Lippe.

Engagiert für die Medizinstudierenden unserer Region

Die Stipendiatinnen, Stipendiaten und Förderer in OWL profitieren von einer lebendigen Kultur des Austausches zwischen allen Beteiligten. Gemeinsam mit über 200 weiteren Förderern aus der Region ist MED OWL dabei Teil eines großen Netzwerkes, das in diesem Förderjahr insgesamt 500 Studierende an den fünf regionalen Hochschulen unterstützt – der Universität Bielefeld, der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule für Musik Detmold. Hiervon sind 263 Stipendiatinnen und Stipendiaten neu in die Förderung aufgenommen worden. Der Studienfonds OWL unterstützt in diesem Förderjahr Studierende mit über 1,7 Millionen Euro. Beim Deutschlandstipendium werden die gestifteten Stipendien durch den Bund verdoppelt, sodass jede und jeder Studierende jährlich von 3.600 Euro profitiert.

Das ZIG OWL gratuliert den Stipendiatinnen und Stipendiaten, die in OWL Medizin studieren! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Studium und darüber hinaus viele spannende Kontakte mit Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, Gesundheitswirtschaft und Forschung im Netzwerk unserer Region!

Hintergrund: Finanzielle und ideelle Förderung

Die Stiftung Studienfonds OWL vergibt Stipendien an der Universität Bielefeld, der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule für Musik Detmold. Studierende aller Fachrichtungen, die durch Leistung und Engagement überzeugen, haben eine Chance auf ein Deutschlandstipendium. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatlich 300 Euro und Zugang zu einem umfassenden ideellen Förderprogramm. Dazu gehören Workshops, Unternehmensbesichtigungen, Kaminabende, kulturelle Events u.v.m. Außerdem vergibt die Stiftung Studienfonds OWL Sozialstipendien aufgrund einer besonderen finanziellen Bedürftigkeit. MED OWL bündelt und koordiniert Stipendien und begleitet die Medizinstudierenden in der Region.

Quellen und weitere Informationen: MED OWL und Stiftung Studienfonds OWL 

Mehr Zuwendung, mehr Eigenverantwortung: Beim Zukunftsbild Pflege geht es auch um eine innovative Gesundheitsversorgung in der Region

Beim 21. OWL Forum Gesundheitswirtschaft standen aktuelle Ideen und Konzepte zur Reform der Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt der Diskussion. Auch die Ergebnisse der Bielefelder Bürgerbefragung zur Pflege der Zukunft wurden vorgestellt.

Die Gestaltung der Pflege gehört zu den größten gesellschaftlichen Aufgaben der kommenden Jahre. Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, gleichzeitig nimmt auch der Mangel an Pflegefachkräften zu. Diese Entwicklung macht Experten schon länger Sorgen. Aber was sagen die Bürgerinnen und Bürger zur Pflege der Zukunft? 1.500 Bielefelder Bürgerinnen und Bürger haben sich in den letzten Wochen an der Umfrage „Zukunftsbild Pflege“ beteiligt. Die Ergebnisse wurden nun von den Initiatoren vorgestellt. Dabei wurden zahlreiche Ideen und Vorschläge eingebracht, wie die Pflege der Zukunft auch praktisch aussehen sollte. Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, wissenschaftlicher Leiter von Open Innovation City, zeigte sich beeindruckt: „Die Resonanz, vor allem aber das hohe Engagement der Teilnehmer, die viele kreative und lösungsorientierte Vorschläge gemacht haben, zeigt, wie hoch die Bereitschaft der Stadtgesellschaft ist, das Thema Pflege vor Ort aktiv mitzugestalten und voranzubringen. Dieses Potenzial werden wir nutzen und in Kürze zum direkten Austausch einladen.“ Nach der Befragung sollen Bürgerdialoge in den Bielefelder Stadtteilen folgen. Die ersten Veranstaltungen sollen im ersten Quartal 2023 starten.

Gute Pflege noch besser sichtbar machen, Gesundheitskompetenz der Menschen stärken 

Dr. Charlotte Sahin, Projektleiterin beim ZIG OWL, präsentierte die Einzelergebnisse der Umfrage. Viele Resultate decken sich mit anderen Forschungsergebnissen, die Befunde der Bürgerbefragung verdeutlichen vor allem den Handlungsbedarf für die Stadt Bielefeld. So ist der Großteil der Befragten offensichtlich zufrieden mit dem Pflegeangebot. Das Problem: Für fast die Hälfte der Befragten sind die vorhandenen Angebote zur Pflege und zur Gesundheitsförderung nicht bekannt. „Hier müssen wir dringend daran arbeiten, deren Sichtbarkeit zu verbessern. Gerade im digitalen Bereich haben wir schon einige gute Lösungen entwickelt, von denen aber offensichtlich noch zu wenige Menschen wissen“, vermutet Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration und Erster Beigeordneter der Stadt Bielefeld. Dabei sind laut Befragung die Menschen der Stadt auch neuen Technologien gegenüber sehr offen. Fast drei Viertel der Befragten finden es gut, wenn dank digitaler Anwendungen pflegende Personen mehr Zeit für die Betreuung haben. Fast die Hälfte der Befragten schätzt die Möglichkeit, durch digitale Medien den Kontakt zu Angehörigen aufrecht zu erhalten. Ungeachtet dessen sind sich die Befragten in einem Punkt fast durchgängig einig: Technik kann die Pflegekraft nur unterstützen und ergänzen, nicht aber verdrängen (83%). Knapp 40% der Befragten legt großen Wert auf gut ausgebildete und mit ausreichenden Zeitkapazitäten versehene Pflegekräfte, eine Forderung, die einher geht mit dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit (66%) und einem möglichst langen Aufenthalt in der eigenen Häuslichkeit (32%). Auch in diesem Punkt liefern die Antworten der Befragten wichtige Impulse. So sind für viele innovative Wohnangebote wie Mehrfamilienhäuser oder Pflege-WGs, ergänzt durch zentral gelegene und niederschwellige Informations- und Beratungsstellen, durchaus mögliche Zukunftsszenarien. „Solche Modelle funktioniert aber nur, wenn Wohnsituation, das soziale Miteinander und die professionelle Pflege gut aufeinander abgestimmt sind und wir mit unseren Pflegeangeboten direkt in die Quartiere gehen“, erläutert Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstandsmitglied der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel.

Neues Gesund-Zentrum eröffnet in Bielefeld

In der Musterwohnung steht ein bequemer Stuhl, der per Hydraulik beim Hinsetzen und Aufstehen hilft, nebenan berät die Stadt über Pflege- und Wohnmöglichkeiten, wer beim Atmen  zusätzlichen Sauerstoff braucht, kann das dafür nötige   Gerät frisch betanken, das Ärztenetz Bielefeld bietet  Versorgung chronischer Wunden und die Fachhochschule forscht an Möglichkeiten des sicheren Wohnen auch für ältere und kranke Menschen - und  das alles unter einem Dach. In Bielefeld entsteht ein neues Gesund-Zentrum.

Möglichst viele Informationen und Dienstleistungen rund um das Thema Gesundheit und Pflege an einem Ort anzubieten, das ist das Ziel des Gesund-Zentrums, das seien Sitz in den Räumen des Reha- und Medizintechnik-Anbieters PVM am Südring direkt hinter Ikea hat.

Initiator ist PVM-Geschäftsführer Markus Wendler, der mit seinem Unternehmen dort ansässig ist und für das Gesund-Zentrum nun auch die Räume des früheren Mode-Outlet Ultimo übernommen und umgebaut hat.

„Wir wollen einen zentralen Punkt schaffen, an dem Patienten, Angehörige mit Fachleute wie Pflegepersonal, Ärzte und Therapeuten zusammen kommen können und der einen Raum für Vernetzung bieten“, erklärt Wendler. Den bislang sei es für Menschen, die selbst auf Pflege oder Versorgung angewiesen sind oder deren Angehörigen oft mühsam und mit vielen Wegen verbunden, um alle Informationen einzuholen oder die Versorgung zu organisieren. Wendler: „Dann geht es zum Arzt, zur Pflegeberatung, zum Sanitätshaus und zu weiteren Stellen. Wir wollen   dies nun alles zusammen anbieten.“

750 Quadratmeter ist die Fläche groß, die dafür   künftig zur Verfügung steht. Direkt am Eingang steht   die Musterwohnung, in der Besucher eine Küche testen können mit Schränken gibt, die sich elektrisch hoch- und herunterfahren lassen, im rechten Gebäudeteil   wird der Bereich Care-Tech der Fachhochschule einziehen.

Dort wird an den Möglichkeiten geforscht, wie ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen    weiterhin zuhause leben könne, ohne dass sich ihre Familie ständig Sorgen machen muss. Der Schlüssel dazu sind   viele Sensoren, die in der Wohnung angebracht werden können, erläutert Markus Wendler. „Die melden dann auf eine App, die die Angehörigen auf ihrem Handy habe, zum Beispiel, ob die Kaffeemaschine eingeschaltet wurde, ob Frischwasser für die Dusche läuft oder das Licht angeschaltet wurde. Daraus kann man dann ablesen, ob der Tagesablauf   im ganz normalen Rahmen läuft.“

Im Raum nebenan wird das Ärztenetz Bielefeld erstmal feste Räume für die Versorgung chronischer Wunden bekommen. Denn deren Behandlung braucht viel Zeit und getrennte Räume - und beides ist in vielen Arztpraxen knapp, erklärt Gefäßchirurg Ulrich Quellmalz. „Wir wollen stattdessen diesen Bereich mit einigen Spezialisten anbieten, immer in Absprache mit ihrem Hausarzt.“

Weitere Partner im Gesund-Zentrum sind unter anderem die Stadt, die dort Pflegeberatung anbieten wird, das Labor Krone mit Diagnostik und Probenentnahme, der Klara-Gesundheitskiosk, eine Beratungsstelle der Betriebskrankenkassen mit   Informationen zur Beantragung von Unterstützung bei Pflegeleistungen, ein Physiotherapie-Anbieter und die Firma PVM selbst mit ihren Produkten - wobei die Rollatoren auf einer  „Teststrecke“  vor der Tür unter Alltagsbedingungen ausprobiert werden können. Die Firma Luchs wird einen 15 Meter hohen Speicher für Flüssigsauerstoff aufstellen, an dem Geräte betankt werden können.

Darüber hinaus sollen die Räume auch für Veranstaltungen genutzt werden. „Selbsthilfegruppen können sich zum Beispiel hier treffen oder   Fachvorträge gehalten werden“, erklärt Markus Wendler. Wobei dem PVM-Geschäftsführer auch wichtig ist, dass sich die Profis aus dem Gesundheitswesen   hier vernetzen können. „Denn in dem nicht jeder jede Dienstleistung anbieten muss, können sie sich so gegenseitig entlasten.“

Eröffnet wird das neue Gesund-Zentrum in der kommenden Woche. Am Mittwoch mit einem Empfang für geladenen Gäste, am Freitag mit einer Fachtagung und am Samstag, 29. Oktober, von 10 bis 16 Uhr dann mit einem Tag der offenen Tür für alle Interessierten.

Geöffnet sein wird das Gesund-Zentrum dann von Montag, 31. Oktober an, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. Markus Wendler: „Wenn wir sehen, dass die Nachfrage dann groß ist, könnte künftig auch samstags geöffnet sein.“

Quelle: Westfalenblatt (19.10.2022), Hendrik Uffmann, Link

Einstieg in die Pflege: Rund 60 Besucher informierten sich im Kreishaus Gütersloh über Berufsalltag, Quereinstieg und Qualifizierung

Welche Wege in die Pflegebranche gibt es? Welche Formen der Ausbildung oder Qualifizierung sind möglich? Wie kann ein Arbeitstag aussehen? Was verdient man in der Pflege? Diese und weitere Fragen rund um den Einstieg in die Pflegebranche wurden am vergangenen Freitag im Kreishaus in Gütersloh beantwortet. Mehrere Arbeitgeber, Fortbildungsanbieter, Organisationen und Institutionen informierten und berichteten dort rund 60 Interessierte über Einstieg und Alltag in der Pflege.

Die Veranstaltung wurde von der pro Wirtschaft GT, dem Jobcenter Kreis Gütersloh, der Agentur für Arbeit Gütersloh, dem Kreis Gütersloh/Abteilung Soziales und der Servicestelle Gesundheit GT durchgeführt und organisiert. „In der Pflegebranche hat sich in jüngerer Vergangenheit einiges getan“, sagte Uwe Borchers von der Servicestelle Gesundheit GT zur Begrüßung. Nicht nur der Verdienst sei gestiegen, auch die Wertschätzung der Pflegebranche in der Gesellschaft sei weitergewachsen, so Borchers. Zudem würden sich laut Borchers in der Zukunft zahlreiche Einstiegschancen in die Pflege bieten: „In der Pflege werden in den kommenden Jahren so viele Kolleginnen und Kollegen gesucht, wie in fast keiner anderen Branche“, sagte Borchers.

Nach der Begrüßung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktischen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag lauschen. Im Gespräch mit Borchers berichteten Kerstin Ross und Stefan Rischer vom Evangelischen Johanneswerk und Jan-Hendrik Schoppmann vom Caritas Seniorenheim in Harsewinkel von ihren jeweiligen Wegen in den Beruf und ihrem Alltag. „Ich habe schnell gemerkt, dass der Kontakt zu Menschen mir liegt und Spaß macht“, erzählte Schoppmann im Gespräch mit Borchers auf der Bühne. „Deshalb ist die Pflege für mich das richtige“, so Schoppmann. Kerstin Russ verschlug es über Umwege in die Pflege. Die gelernte Industriekauffrau arbeitete zunächst nur am Wochenende zusätzlich im Pflegebereich. Doch auch sie entdeckte schnell ihre Leidenschaft für die Arbeit mit und an den Mitmenschen. „Irgendwann habe ich mir gedacht: Das ist es. Das will ich machen“, berichtete Ross. Sie entschied sich berufsbegleitend vier Jahre lang eine Ausbildung zur examinierten Pflegekraft zu machen und ist nun in einer Einrichtung des Evangelischen Johanneswerks tätig.

Auch Einrichtungsleiter Stefan Rischer erzählte von seinem Weg in die Pflege, sprach über Unterschiede der täglichen Arbeit in der Kurzzeit- und der Langzeitpflege und über die zahlreichen Möglichkeiten der Fortbildung und Spezialisierung innerhalb der Pflege.

Nach dem Podiumsgespräch hatten die Teilnehmer die Möglichkeit selber ins Gespräch mit Pflegekräften und Fortbildungsanbietern zu kommen. An den Ständen von ZAB, Kolping, dem Evangelischen Johanneswerk, Daheim, der DAA, apm, der Servicestelle Gesundheit, dem Jobcenter Kreis Gütersloh und dem Deutschen Roten Kreuz, konnten Sie ihre individuellen Themen besprechen. So konnten Fragen zu Ausbildungszeiträumen, Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie, den sprachlichen Voraussetzungen, aber auch dem Umgang mit Trauer an den Ständen angesprochen werden.

Dolmetscher unterstützen bei Bedarf diese individuellen Gespräche und übersetzten ebenfalls die Inhalte der Interviews auf der Bühne. Nach den Gesprächen an den Ständen informierten verschiedene Qualifizierungsanbieter auf der Bühne zu den unterschiedlichen Wegen in die Pflege, erklärten verschiedene Formen der Ausbildung und ihre Voraussetzungen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Fachkräftewoche OWL statt. Infos zum Einstieg in die Pflege bieten unter anderem die Fortbildungsanbieter auf ihren jeweiligen Websites.

Quelle: pro Wirtschaft GT
Weitere Informationen: Servicestelle Gesundheit
Die Servicestelle Gesundheit arbeitet in Trägerschaft der pro Wirtschaft GT und in Kooperation mit dem Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG OWL).

Beruf(ung) mit Zukunft: Deine Chance in der Pflege!

Welche Möglichkeiten zum (Quer-)Einstieg in die Pflegebranche gibt es? Wie sieht eine Qualifizierung für den Einstieg in die Pflege aus und welche Anbieter gibt es? Am Freitag, 30. September, können alle Interessierten, die sich einen Berufseinstieg in die Pflegebranche vorstellen können, diese und weitere Fragen mit Akteuren aus der Pflege im Kreishaus in Gütersloh besprechen. Teilnehmende können an Info-Ständen direkt mit potentiellen Arbeitgebern und Qualifizierungsanbietern ins Gespräch kommen und in Podiumsgesprächen von Arbeitnehmern aus der Pflege ganz praktische Einblicke in die Arbeit erhalten.

„Die Veranstalter möchten Interessierten die Möglichkeit bieten, sich niedrigschwellig und unverbindlich über einen beruflichen Einstieg in die Pflege zu informieren“, sagt Nikola Weber, Geschäftsführerin der pro Wirtschaft GT. Die pro Wirtschaft GT führt die Veranstaltung gemeinsam mit dem Jobcenter Kreis Gütersloh, der Agentur für Arbeit Gütersloh, dem Kreis Gütersloh/Abteilung Soziales und der Servicestelle Gesundheit GT durch. Die Info-Veranstaltung findet in zwei Zeitvarianten statt und beginnt wahlweise um 09:30 oder 13:30 Uhr. Das Programm sieht in beiden Zeitvarianten nach der Begrüßung Interviews mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus der Pflege vor. Berufspraktiker berichten von ihren Erfahrungen in der Pflege, so dass Interessenten realistische Einblicke zur Arbeit mit Pflegebedürftigen erhalten.

Auch die Qualifizierungsanbieter (apm, DAA, Dekra, Kolping und ZAB) kommen zu Wort – sie stellen vor, welche Angebote zum Erwerb eines anerkannten Pflegeberufs genutzt werden können und wie sich eine berufliche Weiterentwicklung in der Pflege aufbauen kann. Bei einer beruflichen Qualifizierung in der Pflege können auch das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit unterstützen – Interessierte können direkt auf der Veranstaltung klären, welche Unterstützung sie erhalten können. Die Gesprächsinhalte werden jeweils in russischer und arabischer Sprache zusammengefasst.

Besucherinnen und Besucher können außerdem an Ausstellungsständen und Aktionsinseln mit Akteuren aus der Pflege ins Gespräch kommen und Einblicke in verschiedene Aspekte der Pflegebranche gewinnen. Während der Veranstaltung stehen Dolmetscher für die Unterstützung individueller Gespräche zur Verfügung.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Aktionsprogramms ‚Fachkräfte für OWL statt‘. Alle Informationen sowie ein Veranstaltungsflyer zum Ablauf finden sich auf www.prowi-gt.de. Der Flyer ist dort zudem in russisch und arabischer Sprach zum Download verfügbar. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich – lediglich pünktliches Erscheinen um 09:30 Uhr oder 13:30 Uhr im Kreishaus Gütersloh an der Herzebrocker Straße 140 ist erwünscht.

Download: Programm (arabisch) | Programm (russich) | Programm (deutsch)

 

Stroke Unit am Klinikum Lippe durch European Stroke Organization zertifiziert

Bereits im April 2022 wurde die Schlaganfall-Einheit des Klinikum Lippe am Standort Lemgo von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft als „Überregionale Stroke Unit“ zertifiziert. Die optimale Versorgung wurde nun zusätzlich mit der höchsten Zertifizierungsstufe im europäischen Raum bestätigt. Die Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie erhielt im September das Zertifikat der European Stroke Organization (ESO).

Circa 6.000 bis 7.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Ostwestfalen-Lippe. Davon werden rund 1.000 Fälle auf der Überregionalen Stroke Unit des Klinikum Lippe am Standort Lemgo versorgt. „Die Folgen eines Schlaganfalls hängen unter anderem erheblich davon ab, wie schnell und professionell die Patienten behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Zertifizierung nicht nur deutschlandweit durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft, sondern auch auf europäischer Ebene, durch die europäische Schlaganfallorganisation ESO, erlangt haben.“

Das Klinikum Lippe verfügt seit Anfang der 2000er Jahre über eine Stroke Unit mit acht Betten, speziell geschultem Personal und umfangreichen Möglichkeiten zur Überwachung wichtiger Körperfunktionen in der Akutphase des Schlaganfalls. Mit etwa 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern stellt der Schlaganfall eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland dar und zählt zu den drei häufigsten Todesursachen sowie eine der Hauptursachen von Behinderungen im Erwachsenenalter.

Durch die Einführung sogenannter Stroke Units konnte die Versorgungsqualität von Schlaganfallpatienten so verbessert werden, dass die Sterblichkeit und langfristige Behinderungen in den letzten 25 Jahren signifikant reduziert wurden. Auch auf europäischer Ebene ist die Bekämpfung des Schlaganfalles und seiner Folgen ein wichtiges Thema. Der sogenannte Stroke Action Plan for Europe (SAP-E) sieht vor, dass im Jahr 2030 mindestens 90 Prozent aller Schlaganfallbetroffenen in Europa auf einer ESO-zertifizierten Stroke Unit behandelt werden.

Quelle: Pressemitteilung, Klinikum Lippe, 22.09.2022

Vom Hörsaal in die Hausarztpraxis: Medizinstudierende der Universität Bielefeld bekommen schon früh Einblicke in den Arbeitsalltag von Ärzt*innen.

Bereits im zweiten Semester steht ein Praktikum in Hausarztpraxen an. Für die ersten 60 Studierenden der neuen Medizinischen Fakultät ging es in diesem Sommer los. Wir haben eine Studentin beim „Schnuppern“ begleitet.

Leonie Resem legt noch schnell eine neue Auflage auf die Untersuchungsliege und zupft das Papier gerade. Dann kommt auch schon der nächste Patient – und wird nicht nur von seinem vertrauten Hausarzt, sondern auch von der Studentin im zweiten Semester begrüßt. Eine Woche lang arbeitet die 19-Jährige in der Praxis von Dr. Wolfgang Picker-Huchzermeyer mit, begleitet den Bielefelder Hausarzt und seinen Kollegen, schaut den Ärzten über die Schulter, ist bei Hausbesuchen dabei und darf auch selbst mitbehandeln und untersuchen. Ob der Patient etwas dagegen habe, wenn die Studentin den Gesundheits-Check übernimmt? Der 69-Jährige schüttelt mit dem Kopf. Im Gegenteil. Er findet es „klasse“, dass sie Medizin studiert und ermutigt: „Werden Sie Hausärztin. Wir brauchen Hausärzte. Das ist wichtig.“

Jeder Fall ist anders

Mehr Wertschätzung für die Allgemeinmedizin und den ambulanten Bereich – die Medizinische Fakultät der Universität Bielefeld will dazu beitragen und setzt hier einen Schwerpunkt. Vom ersten Semester an gibt es dazu Vorlesungen, Seminare und Kleingruppenunterricht. Wie vielfältig die Arbeit in einer Hausarztpraxis ist und wie dankbar manche Patient*innen sind, überrascht Leonie Resem aber doch. „Vor dem Praktikum war ich eher kritisch“, gesteht sie. Grippale Infekte, ein paar Krankschreibungen – viel mehr habe sie nicht erwartet. Von wegen.   

Schnell ändert sich ihre Ansicht im Praktikum. Leonie Resem bekommt unterschiedlichste Diagnosen mit, von Wunden und Brüchen bis hin zu psychosomatischen Beschwerden, von Long-Covid bis zum Hautausschlag. „Jeder Fall ist anders, das macht es so spannend. Es kommen junge und alte Leute, auch mit komplizierten Anliegen“, erzählt die Studentin, der klar ist: Hausärzt*innen sind Ansprechpersonen für viele Dinge. Oft kennen sie Lebens- und Krankheitsgeschichten ganzer Familien, über Generationen. Der 69-Jährige Patient, der inzwischen mit nacktem Oberkörper auf der Liege sitzt, kommt seit 20 Jahren in die Praxis Picker-Huchzermeyer und erwähnt nebenbei, dass er beruflich lange Vollgas gegeben hat. Bis ihn sein Hausarzt überzeugte: Wenn er so weitermacht, wird die Gesundheit leiden.

Während der Mann erzählt, tastet Leonie Resem Abdomen und Lymphknoten ab, erkundigt sich nach Beschwerden, hört Lunge und Herz ab. „Im Studium haben wir das mit Schauspielern geübt. Das kann ich jetzt gut anwenden.“ Wolfgang Picker-Huchzermeyer beobachtet im Hintergrund, gibt an einigen Stellen behutsam Tipps, erklärt, wie die Anamnese systematischer gemacht werden könnte. „Ja, die Reihenfolge war etwas durcheinander. Das kommt mit der Routine“, versichert der Arzt.

Theorie und Praxis verzahnen

Dennoch: Wolfgang Picker-Huchzermeyer, auch Lehrbeauftragter an der Medizinischen Fakultät, ist begeistert, wie viel Grundverständnis die 19-Jährige für den Beruf nach einem Jahr Studium habe. „Genau das streben wir an. Wir wollen ja weg von einem verkopften Studium und von Anfang an das praktische Tun hineinbringen.“ Zu wissen, warum man theoretische Dinge lernt und das Wissen beim Menschen anwenden, darum gehe es. Der 73-Jährige möchte dem Nachwuchs dabei auch vermitteln, wie wichtig die Beziehung und eine gute Kommunikation mit den Patient*innen ist: Sich auf sie einzulassen, sie mitzunehmen und nicht von oben herab zu belehren, all das gehöre dazu. Leonie Resem kann das gleich umsetzen. Der Gesundheits-Check ist beendet. „Wie würde man jetzt den Abschluss machen?“ Die Studentin fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen, setzt einen positiven Schlusspunkt, ermutigt den Mann, aktiv zu bleiben, ohne sich zu überfordern. „Ja, früher wurde ich von außen bestimmt, heute bestimme ich selbst“, sagt der Bielefelder Patient und spart nicht mit Lob für die Studentin: „Klasse gemacht.“   

Und was sagt sie zu dem freundlichen Hinweis des Mannes: Werden Sie Hausärztin? Leonie Resem lacht. „Bis jetzt kann ich mich noch für vieles begeistern.“ Fest stehe nur: Sie möchte im ambulanten Bereich arbeiten, in einer Praxis, gerne auf dem Land. Orthopädie, Gynäkologie, nach dem Praktikum könne sie sich auch Allgemeinmedizin vorstellen. Aber erst einmal geht das Studium weiter. Mit Vorlesungen, Theorie – und vielen praktischen Einblicken.

(Silke Tornede)
Quelle und weitere Informationen: Medizinische Fakultät OWL

Neuer Chefarzt am Campus Klinikum Lippe: Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter folgt dem Ruf der Universität Bielefeld

Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter folgt dem Ruf der Universität Bielefeld auf die Professur für Klinische Radiologie und leitet das Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Zum 1. Oktober 2022 wird Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter Chefarzt am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL (UK OWL). Er leitet dann das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und ist Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Radiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld.

“Mit Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter gewinnen wir einen Chefarzt mit einer beeindruckenden Laufbahn für unser Klinikum. Als gebürtiger Bielefelder kennt er zudem unsere Region und wird sich deshalb sicher schnell wieder hier einleben. Wir profitieren außerdem von seinen Erfahrungen am King’s College in London oder an den Universitätskliniken Münster und Freiburg“, freut sich Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Axel Lehmann über die neue Personalie.

Auch Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe ist überzeugt vom neuen Chefarzt: „Mit Herz und Hightech ist ja unser Motto und dieses trifft auch auf den Fachbereich Radiologie und unseren neuen Chefarzt zu. Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Eisenblätter überzeugt fachlich und persönlich mit einem Lebenslauf, der von großem Engagement geprägt ist. Deshalb bin ich mir sicher, dass unser Klinikum von ihm als Chefarzt, Professor, Mitarbeiter und Kollegen profitiert.“

Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter freut sich auf die Rückkehr in die alte Heimat: „Es ist ein Glücksfall für mich, dass ich den Aufbau der neu gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Ostwestfalen-Lippe und die Weiterentwicklung des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum Lippe aktiv unterstützen und mitgestalten kann. Radiologie steht in der Mitte der klinischen Versorgung. Hier werden Wege für alle Patientinnen und Patienten gebahnt. Wir werden hier in Lippe diagnostische Medizin auf höchstem Niveau etablieren und allen Lippern zugänglich machen. Ein wesentlicher Baustein für die Entwicklung des Klinikums und die Stärkung der Region als Gesundheitsstandort. Für mich persönlich gleichzeitig eine hoch spannende Aufgabe, für die neueste Technik ebenso eine Rolle spielt wie interdisziplinäre Arbeit in einem starken Team.“

Nach dem Abschluss des Medizinstudiums und Promotion mit summa cum laude an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster absolvierte Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter die Facharztweiterbildung am Universitätsklinikum Münster. Über fünf Jahre lang war der heute 41-Jährige auch am King’s College London tätig, bevor er zurück an das Universitätsklinikum Münster wechselte. Seit 2019 war Eisenblätter Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion Onkologische Bildgebung am Universitätsklinikum Freiburg.

In seinen Arbeitsgruppen in Münster und Freiburg forschte er gemeinsam mit Ärzten und Naturwissenschaftlern zur Entstehung und Ausbreitung von Tumoren mit dem Ziel, die Diagnostik von Krebserkrankungen weiter zu optimieren. Seine Schwerpunkte legte er dabei auf experimentelle Studien zur Interaktion von Tumor und Immunsystem im Kontext von Tumorausbreitung und neuer Therapie sowie auf klinische Konzepte zur Integration radiologischer Informationen.

Quelle: Klinikum Lippe, Pressemitteilung, 8. September 2022

 

Bundesregierung plant Gesundheitskioske deutschlandweit

Lauterbach präsentiert Eckpunkte für Gesetzesinitiative

Deutschlandweit sollen neue Beratungsangebote für Patientinnen und Patienten in sozial benachteiligten Regionen aufgebaut werden. Das ist Ziel einer Gesetzesinitiative, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach beim Besuch des Gesundheitskiosks Hamburg Billstedt vorgestellt hat. Entsprechende Eckpunkte liegen vor, die gesetzlichen Regelungen sollen zeitnah folgen. Danach sollen langfristig 1.000 Gesundheitskioske bundesweit aufgebaut werden. Initiiert werden sollen die Anlaufstellen von den Kommunen, finanziert mehrheitlich von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Kommunen beteiligen sich. Hauptaufgabe der Kioske ist es, den Zugang zur Versorgung der Patientinnen und Patienten mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern und die Versorgung zu koordinieren.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach:

„Gesundheit ist eine der wichtigsten sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts. Auch unter wirtschaftlichem Druck muss es uns gelingen, in einer alternden Gesellschaft das Solidarsystem zusammenzuhalten. Deshalb darf in Deutschland weder der Geldbeutel noch der Wohnort über die Behandlung von Patientinnen und Patienten entscheiden. Gesundheitskioske können dabei einen entscheidenden Unterschied machen. Selbst in strukturell schwachen Gebieten sollen alle die Möglichkeit haben, schnell und kompetent in Gesundheitsfragen beraten zu werden und unbürokratisch Hilfe zu erhalten. Beratung, Vermittlung und vorbeugende Maßnahmen sind Beispiele für die Lücken im System, die so in benachteiligten Regionen geschlossen werden sollen.“

Folgende Eckpunkte sind Grundlage für die Gesetzesinitiative:

  • Gesundheitskioske bieten insbesondere in sozial benachteiligten Regionen und Stadteilen niedrigschwellige Beratung an.

  • Die Krankenkassen fördern zusammen mit den Kommunen mit Hilfe der Gesundheitskioske insbesondere die Gesundheitskompetenz von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf und bieten diesen im Bedarfsfall individuelle Beratung zur Unterstützung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils. Ferner bieten die Krankenkassen und das „GKV-Bündnis für Gesundheit“ in den Gesundheitskiosken Informationen für Kommunen und andere interessierte Stellen über Projekte zur Gesundheitsförderung in den Lebenswelten der Menschen.  

  • Weitere Aufgaben sind insbesondere:

    • Die Vermittlung von Leistungen der medizinischen Behandlung, Prävention und Gesundheitsförderung und Anleitung zu deren Inanspruchnahme;

    • allgemeine Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur medizinischen und sozialen Bedarfsermittlung;

    • die Koordinierung der erforderlichen Gesundheitsleistungen und Anleitung zu deren Inanspruchnahme;

    • die Unterstützung bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Angelegenheiten;

    • die Bildung eines sektorenübergreifenden Netzwerkes; 

    • Durchführung einfacher medizinische Routineaufgaben wie z.B. Blutdruck und Blutzucker messen, Verbandswechsel, Wundversorgung und subkutane Injektionen – veranlasst von Ärztinnen und Ärzten;

    • perspektivisch: Erweiterung um ergänzende Beiträge zur Sicherstellung der Primärversorgung

  • Leitung/Personal des Gesundheitskiosks:

    • examinierte Pflegefachkräfte

    • perspektivisch Pflegefachkräfte (Gesundheits- und Kinder-)Krankenpfleger/in, Altenpfleger/in, Pflegefachfrau/Pflegefachmann) mit Heilkundekompetenz (im Sinne von community health nursing - CHN), 

  • Es ist eine enge Kooperation mit dem ÖGD sicherzustellen (z.B. Mitwirkung bei Prävention und Gesundheitsförderung, Durchführung von Impfungen in den Räumen des Kioskes).

  • Das Initiativrecht zur Errichtung eines Kioskes liegt bei den Kommunen, d.h. die Kommunen entscheiden eigenständig über die Errichtung eines Gesundheitskiosks und können von den Krankenkassen den Abschluss eines schiedsamtsfähigen Vertrages über die Einzelheiten verlangen. Ziel ist es, pro 80.000 Einwohner einen Kiosk zu errichten, also bundesweit insgesamt 1.000 Kioske.

  • Sofern eine Kommune das Initiativrecht ausübt, sind die Landesverbände der Krankenkassen verpflichtet, gemeinsam (also wettbewerbsneutral) in Zusammenwirken mit denKommunen/ÖGD Kioske zu errichten. Ausdrücklich können solche Angebote auch mobil (z.B. mit Hilfe von Bussen) erfolgen. 

  • Da die Kioske auch Aufgaben der Daseinsvorsorge vornehmen, besteht die Verpflichtung der Kassen zur Beteiligung an einem Kiosk nur, wenn sich auch die Kommunen insbesondere finanziell an den Kiosken beteiligen.

  • Die Finanzierung wird zwischen den Kommunen auf der einen und gesetzlicher und privater Krankenversicherung auf der anderen Seite aufgeteilt. Die gesetzliche Krankenversicherung wird 74,5 % der Gesamtkosten, die private Krankenversicherung 5,5 % und die Kommunen 20 % der Gesamtkosten tragen.

  • Im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung im Bereich der Förderung gesundheitsförderlicher Strukturen unterstützen die Krankenkassen über die Initiative „GKV-Bündnis für Gesundheit“ den Aufbau der Gesundheitskioske in den Kommunen.

  • Die privaten Krankenversicherungsunternehmen sind verpflichtet, sich an den Kiosken zu beteiligen, da auch Privatversicherte das Angebot in Anspruch nehmen können.

  • Die Einzelheiten zu Voraussetzungen und Leistungsinhalt sind im Gesetz vorgegeben. Die weiteren Einzelheiten werden unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort in schiedsamtsfähigen Verträgen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen/Krankenversicherungsunternehmen und Kommunen konkretisiert.

  • Andere Sozialleistungsträger (z.B. Rentenversicherung) können sich zusätzlich finanziell beteiligen.

  • Auf die bestehenden Beratungsstrukturen der Pflegeversicherung, insbesondere die Pflegestützpunkte, soll bei Bedarf hingewiesen und ggf. dorthin vermittelt/begleitet werden. Auch die Vernetzung mit anderen Beratungs- oder Servicestellen (z.B. den Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen) ist möglich. Kommunale Strukturen sind einzubeziehen, vorhandene Ressourcen und Synergien sollen sinnvoll genutzt werden (Jugendämter, Familienzentren, Integrationszentren, Ämter für Familie und Jugend, Ämter für Soziale Dienste, Koordinierungsstellen „gesundheitliche Chancengleichheit“, Stadtteil-/Quartiersmanagementbüros, Netzwerk Frühe Hilfen etc.)

  • Die Arbeit der Kioske ist zu evaluieren.

Quelle: (Pressemitteilung, Bundesministerium für Gesundheit, 31.08.2022)

Weiterführende Information:

Gesundheitskiosk Lemgo-Hörstmar

Gesundheitskiosk Klara, Versmold-Loxten

Hintergrund: Gesundheitskioske als neuer Ansatz für wohnortnahe Versorgung

Erste Bielefelder Nacht der Berufe

Am 02. September 2022 wird in der Stadt erstmals die Bielefelder Nacht der Berufe stattfinden. Zwischen 17 und 21 Uhr öffnen 25 Unternehmen und Institutionen ihre Türen für interessierte Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Der Spaß und interaktive Erlebnisse stehen dabei im Vordergrund, gleichzeitig informieren die Unternehmen und Institutionen aber auch über interessante Berufsfelder in ihrem Haus.

Bei abwechslungsreichen Mitmach-Aktionen können die Besucher*innen praktische Erfahrungen sammeln und bekommen direkte Einblicke in Ausbildungs- und Studienangebote. Bei vielen Unternehmen wird es zudem die Möglichkeit geben, direkt mit dem Unternehmensnachwuchs ins Gespräch zu kommen, und ganz konkrete Fragen zu Ausbildung und Studium zu stellen.

Die Bielefelder Nacht der Berufe ist Bestandteil des Modellprojektes „Deine Stadt, deine Zukunft, deine Chance“ und wird mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds / REACT-EU als Teil der Reaktion der Union auf die Covid-19-Pandemie durchgeführt.

Wie nehme ich als Unternehmen teil?

Schicken Sie die Anmeldung ausgefüllt an uns. Im Anschluss vereinbaren wir mit Ihnen einen Termin zur weiteren Vorgehensweise.

Was passiert während der Bielefelder Nacht der Berufe?

Als Unternehmen öffnen Sie Ihre Türen und präsentieren den Jugendlichen Ihr Ausbildungsangebot.

Ist die Teilnahme kostenlos?

Sowohl für teilnehmende Unternehmen als auch für Besucher*innen ist die Teilnahme kostenlos.

Was muss ich als Unternehmen vorbereiten?

Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Organisation und Umsetzung einer berufsnahen Mitmach-Aktion für die Besucher*innen. Eine Dauer von max. 30 Min sollte dabei nicht überschritten werden.

Wie viele Jugendliche werden voraussichtlich an der Veranstaltung teilnehmen?

Das Projekt findet erstmalig und ohne Registrierung der Teilnehmer*innen statt, von daher lassen sich keine verbindlichen Zahlen prognostizieren.

Wie kommen die Schüler*innen in die Betriebe?

Die Nutzung des ÖPNV ist von 16 – 24 Uhr kostenlos. Dafür bekommen die Besucher*innen beim Besuch des ersten Unternehmens ein Kontrollband.

Quelle & Weitere Information: REGE mbH

Download: Flyer

Krankenhäuser von St. Johannisstift und BBT-Gruppe planen gemeinsame Zukunft

Die Stiftung St. Johannisstift Paderborn und die BBT-Gruppe in der Region Paderborn / Marsberg haben bereits vor mehreren Monaten Gespräche zur Prüfung einer möglichen Zusammenführung der Versorgungsangebote ihrer Krankenhäuser aufgenommen.

Dies geschieht vor dem Hintergrund der politisch gewollten Gründung von starken Verbünden. So setzt der neue Landeskrankenhausplan für NRW auf eine bessere Koordination und Kooperation zwischen den Krankenhäusern. Ziel ist, die bevorstehenden demographischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche in größeren Verbünden gemeinsam zu meistern.

Erste Ergebnisse wurden nun in Form einer gemeinsamen Absichtserklärung der BBT-Gruppe und des St. Johannisstifts konkretisiert, die einen mehrjährigen Prozess zur Zusammenführung der Krankenhäuser, Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, St.-Marien-Hospital Marsberg und Ev. Krankenhaus St. Johannisstift, zu einem gemeinsamen Gesundheitsdienstleister für die Region vorsehen.

Unter dem Leitgedanken „Wir machen Zukunft. Gemeinsam. Für Menschen.“ soll perspektivisch ein starker Gesundheitsdienstleister für die Region entstehen, der mit einem vielfältigen medizinischen Angebot eine möglichst optimale Versorgung für die Bevölkerung sichert. Dabei steht das Vorhaben, wie in diesen Fällen üblich, unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch das Bundeskartellamt.

„Besonders wichtig ist uns, dass die Kooperation im christlich-ökumenischen Geist gelebt wird, in dem die caritativen und diakonischen Wurzeln aller Partner berücksichtigt werden,“ betont Martin Wolf, Vorstandssprecher des St. Johannisstift. Das Stift arbeite schon seit vielen Jahren vertrauensvoll mit ‚den Brüdern‘ zusammen. Gynäkologen, Urologen und Chirurgen beider Häuser betreiben gemeinsam das zertifizierte Kontinenzzentrum OWL. Man habe in der Coronakrise Schutzmaßnahmen aufeinander abgestimmt, gemeinsam an der digitalen Gesundheitspattform OWL und am Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin mitgewirkt. So sei es nur konsequent, diese engere Verbindung mit dem  Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn und dem St.-Marien-Hospital Marsberg einzugehen.

Gemeinsam versorgen die drei Krankenhäuser zurzeit mit 2200 Mitarbeitenden jährlich rund 35000 stationäre und 65000 ambulante Fälle. Die beiden Pflegeschulen bieten Platz für rund 800 Auszubildende.

„Mit der jetzt geplanten Ausweitung unserer Kooperation übernehmen wir Verantwortung zur langfristigen Sicherung einer qualitativ hochwertigen und wohnortnahen medizinischen Versorgung im Paderborner Land und östlichen Hochsauerland,“ ist sich Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor und Regionalleiter der BBT-Gruppe für Paderborn / Marsberg sicher.

„Mit dem Krankenhaus St. Johannisstift und dem dazugehörigen Bildungscampus gewinnen wir als einer der größten Arbeitgeber im Gesundheitssektor in der Region an Attraktivität für zukünftige Bewerber und bieten unseren Mitarbeitenden viele Entwicklungsperspektiven“, ergänzt Regionalleiter und Hausoberer Christoph Robrecht. „Doch vor allem profitieren die Paderborner Bürgerinnen und Bürger von dem erweiterten hochspezialisierten medizinischen Angebot, das wir durch die enge Zusammenarbeit werden anbieten können.“

Im nächsten Schritt soll in verschiedenen Projektgruppen, besetzt mit Fachexperten aus den einzelnen Häusern, die Zielperspektive konkretisiert werden.

BBT-Gruppe

Die BBT-Gruppe gehört mit über 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von
Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland. Über 14.000 Mitarbeitende versorgen jährlich mehr als 700.000 Patienten ambulant und stationär und bieten in den verschiedenen Wohn- und Betreuungsangeboten der BBT-Gruppe über 2.400 Menschen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Unsere christliche Mission: Praktizierte Nächstenliebe.

Das Netzwerk für Ihre Gesundheit – Die Krankenhäuser, Haus- und Facharztpraxen der BBT-Gruppe im Paderborner Land und Hochsauerland

Das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen, und das St.-Marien-Hospital Marsberg, beides Einrichtungen der BBT-Gruppe, bieten jährlich für über 25.000 stationäre und mehr als 50.000 ambulante Patienten in den 18 Fachabteilungen sowie einer HNO-Belegabteilung, einer Pflegeschule und dem Logistikzentrum paderlog umfassende und qualifizierte Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Des Weiteren gehören zum Unternehmensverbund mehrere Medizinische Versorgungszentren unterschiedlichster Fachrichtungen.

St. Johannisstift

Ev. Stiftung St. Johannisstift: Das St. Johannisstift, gegründet 1862 in Paderborn, bietet
hilfsbedürftigen Menschen ein umfassendes Angebot in nahezu allen Lebenssituationen. In den Geschäftsbereichen Medizin, Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildung arbeiten heute rund 1.300 Mitarbeitende. Als freigemeinnütziger, evangelischer Träger bietet das St. Johannisstift ein umfassendes Pflegenetzwerk, eine ganzheitliche und sektorübergreifende Versorgung von Medizin (Krankenhaus) und Pflege (Altenhilfe).
Im Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn werden jährlich rund 20.000 Patienten versorgt, davon 8.000 stationär und 12.000 ambulant. Zu den Leistungsschwerpunkten des Krankenhauses gehören die Gefäßmedizin, die Geriatrie (Medizin für alte Menschen), die Innere Medizin, ausgewählte Bereiche der Chirurgie sowie die Gynäkologie. Das Krankenhaus ist Lehrkrankenhaus für Medizinstudenten der Universität Neumarkt a.M., Campus Hamburg. Zudem gehört zum Krankenhaus der Bildungscampus für Gesundheits- und Sozialberufe. Hier werden, neben dem großen Angebot der Fort- und Weiterbildung, regelmäßig über 300 junge Menschen für den Pflegeberuf ausgebildet.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung, 5. Juli 2022

Weitere Information:
Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn
BBT-Gruppe, Brüderkrankenhaus Paderborn
 

Neue Reha-Beratung für pflegende Angehörige beim MZG Bad Lippspringe

Mit einem speziellen Angebot unterstützt das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe pflegende Angehörige in der Region. Das Angebot richtet sich an alle Interessierten im Kreis Paderborn, die sich in einer Pflegesituation befinden sowie Beratung, Informationen und Hilfestellung benötigen. Das Programm wird vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Die Reha-Beratung ist für alle Aufsuchenden kostenfrei und wird von geschultem Fachpersonal durchgeführt. Die Beratungsstelle des MZG unterstützt bei der Antragstellung für eine Vorsorge oder Rehabilitation und stellt die Versorgung des Angehörigen während einer Maßnahme sicher. „Die Pflege und Versorgung Angehöriger insbesondere in der häuslichen Umgebung kostet viel Kraft. Im Rahmen einer Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme können pflegende Angehörige neue Energie tanken“, erläutert MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer.

So haben pflegende Angehörige die Möglichkeit, den Blick auf sich zu lenken und eigene Beschwerden gezielt anzugehen. Zudem können sie ihre individuelle Pflegesituation verbessern, um ihre Gesundheit und Pflegetätigkeit zu erhalten. In der Maßnahme können Netzwerke geknüpft werden, um sich auszutauschen und Hilfestellung zu bekommen.
Für eine Reha-Beratung im MZG-Westfalen stehen die Pflegetrainer Gudrun Brinkmann und Petra Stangl zur Verfügung. Termine können unter der Telefon 05252-95 2491 oder E-Mail: rehaberatung-pflegende-angehoerige@medizinisches-zentrum.de vereinbart werden.

Quelle: Medieninformation MZG 27/2022, Bad Lippspringe, www.medizinisches-zentrum.de

 

Kreistag bringt Neubaupläne für Kliniken im Mühlenkreis auf den Weg

Über die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Mühlenkreis wird diskutiert. Inzwischen hat der Kreistag Minden-Lübbeke Ende Juni mit einem Grundsatzbeschluss über das Finanzierungskonzept Pläne für zwei neue Krankenhausbauten in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land auf den Weg gebracht. Auch der Verwaltungsrat hatte die Beschlüsse des Kreistages bestätigt. Demnach soll auf dem Areal des Krankenhauses Bad Oeynhausen bis 2032 ein Neubau entstehen, in dem das Akut-Krankenhaus und die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen zusammengeführt werden. Für den Standort eines Klinikums Lübbecker Land sind vier Grundstücke aus Espelkamp und Lübbecke in der engeren Auswahl. Die Eignung der Grundstücke hinsichtlich Verfügbarkeit, Planungsrecht und Umweltverträglichkeit soll vertieft geprüft werden. Der Eigenanteil der Mühlenkreiskliniken an den Gesamtkosten wurde vom Kreistag auf 70 Millionen Euro gedeckelt. Die übrigen Kosten sollen durch die jährliche Einsparung von einem Prozent aus dem Kreishaushalt sowie im übrigen aus der Erhöhung der Kreisumlage gedeckt werden. Zudem soll es weitere Gespräche mit dem Land über weitere Förderungsmöglichkeiten geben.

Mit diesen Plänen wollen die Mühlenkreiskliniken den aktuellen Herausforderungen für Krankenhäuser mit einem Zukunftsprojekt begegnen und die Versorgung der Bevölkerung zukunftssicher weiterentwickeln.

Mehr Informationen zu den Entwicklungsperspektiven auf den Seiten der Mühlenkreiskliniken: Neubaupläne in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land

Regionale Gesundheitszentren | Hausärzte, Zahnärzte, Apotheke: Neues Gesundheitszentrum im Kreis Gütersloh

Die Mieter des neuen Gesundheitszentrums „RhedaMed“ in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh sind bereit. Unter anderem eröffnet dort eine Praxis, die es so bisher noch nicht in der Stadt gab.

Ein „Tag der offenen Tür“ würde nicht reichen, denn es gibt eine ganze Menge zu entdecken. Also wird Investor Joseph Schrull interessierten Bürgerinnen und Bürgern an zwei „Tagen der offenen Tür“ die Gelegenheit geben, einen Blick in das Neubauensemble mit der ehemaligen Brennerei an Nadelstraße und Widumstraße in der Altstadt von Rheda zu werfen.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit feiert das neue Gesundheitszentrum mit dem passenden Namen „RhedaMed“ Eröffnung. Am Freitag, 1. Juli, von 14 bis 18 Uhr und am Samstag, 2. Juli, von 10 bis 14 Uhr öffnen alle Mieter ihre Türen, so dass sich die Besucher über ihr Leistungsangebot informieren können. Joseph Schrull hatte jüngst alle Mieter zu einem Kennenlerntreffen eingeladen.

Apotheke

Die Rats-Apotheke mit Inhaber Martin Schulz zieht in das historische Brennereigebäude, das kernsaniert wurde. Hierbei handelt es sich um eine Filiale der alteingesessenen Apotheke in der Bahnhofstraße mit dem Namen „Rats-Apotheke im RhedaMed“. Für Schulz war es wichtig, in diesem Teil der Innenstadt präsent zu sein, damit die Patienten der Praxen kurze Wege haben. Er ist froh, dass er das gesamte Erdgeschoss in dem historischen Gebäude beziehen kann. „Das passt wunderbar zu einer Apotheke“, sagt er.

Die Brennerei Pott Hartwig sei 1722 gegründet worden und genau 300 Jahre später werde das Gebäude nun wieder mit Leben erweckt. Schulz will mit vielen Dingen an die Zeit, als hier die noch Korn und Wacholder gebrannt wurde, erinnern. So steht der alte Brennbottich, Destillen und viele andere Accessoires im Verkaufsraum.

Ein großes Aquarell mit einer Abbildung der Brennerei wird er ebenfalls aufhängen. „Ich möchte hier ein Stück Tradition fortführen“, meint er und vielleicht lässt er auch mal ein eigenes Kräutertröpfen bei Pott Hartwig brennen. Hierfür würde aber noch die passende Rezeptur fehlen. Die Apotheke im RhedaMed wird die junge Apothekerin Hend Haso leiten.

Tagespflege

Im Neubau zieht ins Erdgeschoss die Caritas mit der Tagespflege Rheda ein, und auch die Sozialstation der Caritas Rheda wird sich dort niederlassen. Die Tagespflegegruppe, die Thomas Plugge leitet, wird ganz neu eröffnet, die Sozialstation war bisher an der Ringstraße beheimatet.

Hausärztliches Zentrum

Im 1. und 2. Obergeschoss findet sich das hausärztliche Zentrum OWL Med der beiden Ärzte Jörn und Olga Fleiter. Sie werden sich in den neuen Räumen von bisher 90 auf nun rund 350 Quadratmetern deutlich vergrößern. Mitgehen wird auch die Medizinerin Susanne Nieling mit einer halben Stelle. Weil Fleiters gerne auf mehrere Arztstellen erweitern möchten und bereits auf der Suche sind, haben sie in Kooperation mit der Stadt und Schrull die 2. Etage gleich mitgemietet, damit die Praxisräume sofort verfügbar sind, wenn sich ein Mediziner findet. Theoretisch könnten dort fünf bis sechs Ärzte arbeiten.

Zahnarzt

Nebenan lässt sich Maximilian Klein mit seiner neu gegründeten Überweiser-Praxis nieder. Das gibt es bisher in Rheda-Wiedenbrück nicht. Als Fachzahnarzt für Oralchirurgie liegen seine Arbeitsschwerpunkte im Setzen von Zahnimplantaten, komplexen Knochenaufbauten, schonenden Zahnentfernungen sowie in der Resektion (Entfernen) von Wurzelspitzen zum Zahnerhalt. Der in Paderborn aufgewachsene Zahnchirurg war viele Jahre im Saarland tätig und kommt nun ein Stück weit in seine alte Heimat zurück.

Medizinische Fußpflege

Ferner zieht ins 1. Obergeschoss die Praxisgemeinschaft Angelika Werner und Karin Lichtenberg ein. Die beiden examinierten Podologinnen bieten medizinische Fußpflege an. Da sie nunmehr zu zweit tätig sind, haben sie aktuell noch Kapazitäten frei.

Physiotherapie

In der Nachbarschaft zur Praxisfläche des hausärztlichen Zentrums im 2. Obergeschoss bezieht das 13-köpfige Team der Physiotherapie Brandt & Reckmann sein neues Domizil. Die „Physios“ haben schon viele Jahre nach neuen Räumen geschaut und sind glücklich, dass es nun geklappt hat. Ein modernes Gebäude mit Fahrstuhl und viel Platz auf 350 Quadratmetern waren gute Gründe, von der Berliner Straße hierhin umzuziehen.

Mietwohnungen

Nicht zu vergessen: Über der Apotheke befinden sich zudem noch zwei Wohnungen mit jeweils 70 Quadratmetern, die zur Miete angeboten werden.

Alle zeigten sich zufrieden und freuen sich auf ihre neuen Arbeitsstätten. „Das Gesamtbild des Gesundheitszentrums ist ansprechend und wird der Innenstadt von Rheda ein Stück neues Leben einhauchen“, ist sich Investor Joseph Schrull sicher. Davon profitieren werde sicher auch die Gastronomie rund um den Doktorplatz.

Quelle: Neue Westfälische, 19.06.2022 (Waltraud Leskovsek)

Hintergrund: Gesundheitskioske als neuer Ansatz für wohnortnahe Versorgung

Der Gesundheitskiosk richtet sich an die Menschen vor Ort. Im ländlichen Raum bedeutet vor Ort sein auch zu erleben, dass Angebote der medizinischen Versorgung spärlich werden können. Auch in größeren Städten kann man vor Ort sehen, dass in sozial benachteiligten Stadtteilen immer weniger Einrichtungen für die primäre Gesundheitsversorgung präsent sind. „In den strukturschwachen städtischen und ländlichen Gebieten sinken damit auch die Lebens- und Gesundheitschancen“, so Uwe Borchers, Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG OWL). Er sieht Handlungsbedarf auch für die Städte und Gemeinden: „Gerade in strukturschwachen Gebieten, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, finden wir immer weniger Arztpraxen, Apotheken oder andere medizinische Einrichtungen. Gerade hier dünnt das Gesundheitsangebot im direkten lokalen Umfeld der Menschen immer weiter aus. Das hat unmittelbaren Einfluss auf die Möglichkeiten, individuelle Gesundheitskompetenz zu erlangen oder Chancen zur Prävention und Krankheitsvermeidung zu nutzen. Der Gesundheitskiosk ist ein innovativer Ansatz und kann die bestehende Versorgung sinnvoll ergänzen oder sogar entlasten.“

Zahlreiche aktuelle Studien zeigen, dass auch in Deutschland trotz eines im internationalen Vergleich guten Medizinsystems zunehmend mehr Menschen in strukturschwachen Gebieten mit einem erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung leben. Die Expertinnen und Experten der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ der letzten Bundesregierung hatten die Bedeutung der gesundheitsbezogenen Infrastruktur als Standortfaktor für Kommunen und für die Lebensqualität der Menschen vor Ort ausdrücklich betont und mehr Anstrengungen für die Erhaltung wohnortnah erreichbarer Angebote der Daseinsvorsorge gefordert. Dem „Disparitätsbericht Ungleiches Deutschland“ der Friedrich Ebert Stiftung folgend leben rund 13,6 Millionen Menschen in benachteiligten Gebieten mit schwierigem Zugang zu medizinischer Beratung. Und mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland verfügt nur über geringe Gesundheitskompetenz, wie die Studien des Bielefelder Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung zeigen: Bei steigender Fülle an Information tun sich offensichtlich immer mehr Menschen schwer damit, qualitätsgesicherte Gesundheitsinformation zu finden und sich für die eigene Prävention aktiv anzueignen.

Der Gesundheitskiosk als neuer Ansatz zur Stärkung der wohnortnahen Versorgung

Im Gesundheitskiosk gibt es jetzt neue Möglichkeiten, die individuelle Gesundheitskompetenz zu stärken und konkrete Angebote zur Prävention zu vermitteln. Es geht um niedrigschwellige Angebote für wohnortnahe Information, aber auch um persönliche Beratung bei Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit. Die Entlastung von Praxen spielt ebenso eine Rolle wie die Hoffnung, langfristig auch Kosten im Gesundheitssystem zu reduzieren. Wie kann das gehen?

In Hamburg wird das Konzept des Gesundheitskiosks seit fünf Jahren erfolgreich umgesetzt. Das Modell wurde von der OptiMedis AG mit Partnern entwickelt und gilt bundesweit als Prototyp der Gesundheitskioske. Patientinnen und Patienten in den beiden sozial schwachen Stadtteilen Billstedt und Horn können in mehr als sechs Sprachen beraten werden, das Fachpersonal leitet zu mehr Eigenverantwortung an oder informiert über Hilfsangebote im Stadtteil. Schon im ersten Jahr wurden mehr als 3.000 Beratungen durchgeführt – eine Zahl, die sich aufgrund des erleichterten Zugangs zur ambulanten Versorgung bis heute kontinuierlich erhöht hat. So ist in Billstedt und Horn die Zahl der durch eine effektive ambulante Versorgung vermeidbaren Krankenhausfälle im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen um fast 19 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Arztbesuche in Billstedt und Horn im Vergleich zu anderen Stadtteilen Hamburgs um durchschnittlich 1,9 Besuche je versicherter Person gestiegen. Auf diesen Trend hatten die Initiatoren gesetzt und konnten die erfolgreiche Entwicklung auch in einem umfangreichen Projekt des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses dokumentieren. Dessen positive Evaluation hatte zur Folge, dass der G-BA im Februar 2022 das Modell für eine integrierte gesundheitliche Vollversorgung in deprivierten großstädtischen Regionen empfahl.

Gesundheitskiosk auf dem Land? Zwei Kioske sind in OWL bereits gestartet.  

Das Hamburger Modell „Gesundheitskiosk“ unterstreicht mit eindrucksvollen Ergebnissen den hohen Nutzen für die Menschen vor Ort. Das Modell ist aber nicht ohne weiteres auf andere Regionen übertragbar. Keine Region ist wie die andere, und für eine ländliche Region wie Ostwestfalen-Lippe zeigen sich ganz andere Strukturmerkmale gegenüber einer Großstadt wie Hamburg. „Darum ging es uns von Anfang an darum, eine Lösung für die besonderen Gegebenheiten in unserer ländlich geprägten Region zu entwickeln und die Schwerpunkte mit Blick auf die Bedarfe der Menschen auf dem Land zu setzen“, erläutert Uwe Borchers. Zwei Gesundheitskioske auf dem Land sind inzwischen auf den Weg gebracht worden. „Glücklicherweise konnten wir an sehr gute Netzwerkstrukturen in unserer Region anknüpfen“, so Borchers mit Blick auf den erfolgreichen Start der Gesundheitskioske in Hörstmar und Loxten.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das neue Modell bei den Bürgerinnen und Bürgern in OWL gut ankommt. Im Lemgoer Ortsteil Hörstmar besteht der Gesundheitskiosk seit über einem Jahr. Zwei Pflegekräfte sind stundenweise vor Ort für die Menschen aus Hörstmar und Umgebung da. Sie informieren und beraten zu ganz unterschiedlichen Fragen rund um die Gesundheit. Anja Rethmeier-Hanke vom Klinikum Lippe blickt auf die ersten Monate zurück: „Mittlerweile haben wir jeden Tag ein halbes Dutzend Kontakte und Anfragen von Einwohnern aus Hörstmar, aber auch aus Lemgo und Umgebung. Unser Kiosk hat an Sichtbarkeit gewonnen.“ Und sie betont die Bedeutung der Vernetzung vor Ort: „Je mehr Kooperationspartner wir ins Boot holen, umso mehr und vor allem bessere Angebote können wir entwickeln und umsetzen.“ Diese Einschätzung teilt Michaela Wierzbinski, die im Juni den Gesundheitskiosk im Versmolder Ortsteil Loxten eröffnet hat: “So wie die Kolleginnen in Hörstmar wollen wir mit unseren Angeboten die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung stärken und dazu beitragen, dass die Menschen Themen wie Prävention und Vorsorge ernst nehmen.“ Und sie ergänzt: „Ein Gesundheitskiosk finanziert sich nicht von selbst. Wir haben Partner, die unsere Arbeit fördern und mit ihrem Know-how unterstützen. Vor allem aber teilen sie die Begeisterung für diese Idee.“

Kein Kiosk ist wie der andere, lokale Bedarfe sind entscheidend.

Spezifisches Fachwissen, gutes Networking und umfassende Aufklärungsarbeit sind beim Aufbau der Gesundheitskioske nötig. Trotz anfänglicher Hürden oder hohem Aufwand bei der Organisation entsprechender Projekte scheint die Idee Raum zu greifen, nicht nur in Hamburg und OWL. Inzwischen gibt es vergleichbare Initiativen zum Bespiel in Köln, Essen oder Aachen. So wurde auch in Essen das Hamburger Modell für den Stadtteil Altenessen übertragen. Auch hier steht das Beratungsangebot allen Menschen offen, egal ob es sich um allgemein hilfsbedürftige Personen oder chronisch erkrankte Menschen oder Familien mit komplexem Hilfebedarf handelt. Die Leistungen umfassen Angebote zu Familiengesundheit, Prävention, psychosoziale Beratung oder Informationen für Senioreninnen und Senioren zur Pflege und Selbständigkeit im Alter. Der Gesundheitskiosk in Altenessen wird von medizinisch ausgebildetem Fachpersonal geführt und wird von der Gesundheit für Essen gGmbH betrieben, zu deren Mitgesellschafter unter anderem das Ärztenetz Essen Nord-West zählt.

Nutzen für die Primärversorgung: Gesundheitskiosk als lokale Anlaufstelle

Die Vorteile liegen auf der Hand. Gesundheitskioske können nicht nur die individuelle Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger fördern, sondern darüber hinaus die medizinische Nahversorgung sichern, niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsleistungen bieten, die Prävention und Gesundheitsförderung stärken sowie das Gesundheitssystem entlasten, sowohl durch Reduktion der Kosten als auch durch eine komplementäre Unterstützung der Kliniken und Ärzte. Anja Rethmeier-Hanke bilanziert das Engagement des Klinikums Lippe beim Aufbau des Gesundheitskiosk in Hörstmar positiv und sieht weitere Vorteile: „Bisher wurden die Wettbewerbsvorteile, die mit dem Betrieb von Gesundheitskiosken verbunden sind, noch nicht richtig ernst genommen. Das wird sich in den kommenden Monaten stark verändern, und die Krankenhäuser sollten die Gestaltungsmöglichkeiten stärker nutzen und den Anspruch an integrierte Versorgung nicht aufgeben.“ Auch Uwe Borchers sieht den Nutzen der Gesundheitskioske als einen ergänzenden Beitrag für bessere Standortqualität im Wettbewerb der Regionen: „Uns ist wichtig, dass die regionalen Gesundheitsakteure den Gesundheitskiosk als Chance für eine besser verzahnte Versorgung wahrnehmen. Von der niedrigschwelligen Anlaufstelle profitieren ja nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch die professionellen Partner im lokalen Netzwerk. Und das zahlt letztlich ein auf höhere Lebensqualität und eine Stärkung der Region.“

Politik sieht Gesundheitskioske als zukunftsweisendes Modell

Die neue Bundesregierung hat diese Potentiale wohl auch erkannt und will niedrigschwellige Beratungsangebote errichten und innovative Versorgungsformen stärken – der Gesundheitskiosk wird im Koalitionsvertrag explizit genannt. Inzwischen sollen Gesundheitskioske bundesweit etabliert werden, um die ambulante Versorgung zu verbessern. In der Gesundheitsregion OWL setzt man darauf, das Modell Gesundheitskiosk schon mal in Eigeninitiative zu erproben. Dabei zeigt sich, dass die Einrichtung von Gesundheitskiosken dabei helfen kann, dass Medizin, Pflege und weitere Gesundheitsdienstleistungen auch in Zukunft im ländlichen Raum gut erreichbar sind.

Mehr Information:
Gesundheit für Billstedt und Horn
Gesundheitskiosk Hörstmar
Gesundheitskiosk Loxten
Gesundheitskiosk Altenessen

 

Gesundheitskiosk auf dem Land: Ein Jahr erfolgreiche Information und Beratung in Lemgo-Hörstmar

Vor einem Jahr konnte Markus Baier, Bürgermeister der Alten Hansestadt Lemgo, den neuen Gesundheitskiosk im Ortsteil Hörstmar eröffnen. Im Dorfbegegnungszentrum gibt es nicht nur ein integratives Café vom Verein „das Dach e.V.“ sondern auch eine Anlaufstelle für Information und Beratung zu allen Fragen der Gesundheit. Der Gesundheitskiosk ist offen für Bürgerinnen und Bürger in und rund um Hörstmar. „Besonders in den Dörfern müssen neue Wege in der Medizin gegangen werden“, so lobt Baier das innovative Projekt beim Start im Frühjahr 2021. Zwei erfahrene Pflegefachkräfte aus dem Klinikum Lippe und vom Pflegedienst Diakonie ambulant sind werktags stundenweise vor Ort. Sie informieren und geben Auskünfte zu den verschiedensten Anliegen beim Thema Gesundheit. Den Besucherinnen und Besuchern geht es zum Beispiel um die eigene Erkrankung oder um die Pflegebedürftigkeit von Angehörigen. Die Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen zur Vorsorgevollmacht oder bei Anträgen an die Kranken- oder Pflegekasse spielt ebenso eine Rolle wie der richtige Umgang mit Gesundheitsinformationen aus dem Internet.

Wachsendes Interesse an wohnortnaher Gesundheitsinformation

„In unserer ländlichen Region sind die medizinischen Einrichtungen und Angebote eher spärlich angesiedelt. Da macht eine Anlaufstelle für unsere Bürgerinnen und Bürger dezentral im Ortsteil absolut Sinn“, erklärt Anja Rethmeier-Hanke. Sie leitet im Klinikum Lippe die Stabsstelle Medizinische Steuerung und Entwicklung und hat das Projekt von Anfang an federführend begleitet. Während der Corona-Pandemie seien die ersten Wochen nach dem Start eher schwierig angelaufen, dann aber sei das Interesse an der neuen Einrichtung in Hörstmar schnell gestiegen: „Mittlerweile haben wir jeden Tag ein halbes Dutzend Kontakte und Anfragen von Einwohnern aus Hörstmar, aber auch aus Lemgo und Umgebung. Zum Glück haben wir zwei Mitarbeiterinnen, die schon lange in der Beratung und Pflege aktiv sind und ein exzellentes Fachwissen einbringen“, erläutert Anja Rethmeier-Hanke den Projektansatz. Während sich das wachsende Interesse der Bürgerinnen und Bürger in zahlreichen Anfragen dokumentiert, könnte die Zusammenarbeit und der Austausch mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten vor Ort noch besser werden. Rethmeier-Hanke: „Schließlich profitieren die Patienten ja davon, wenn die Informationen reibungslos und schnell weitergeleitet werden. Und das sorgt auch für Entlastung in den Praxen.“ Schnell zeigte sich auch, dass die unmittelbare Beteiligung der Bevölkerung wesentlich zum Gelingen beitragen kann: Der Ortsausschuss Hörstmar-Trophagen hatte sich dafür eingesetzt, dass im Gesundheitskiosk auch Corona-Schnelltests angeboten werden. Dieses Angebot wurde für die Besucherinnen und Besucher des Gesundheitskiosks schnell bereitgehalten, auf Wunsch auch mit entsprechender Bescheinigung. „Der Projektverlauf zeigt, dass wir nicht Konzepte für die Schublade produzieren, sondern für die Umsetzung“, sagt Doris Hagemann, die den Projektstart für die Stadt Lemgo koordiniert hat.

Themenabende mit medizinischen Expertinnen und Experten

Die Menschen in Hörstmar scheinen jedenfalls das neue Informationsangebot sehr zu begrüßen. Bei den Themenabenden, die einmal im Monat abends im Gesundheitskiosk angeboten werden, kommen mittlerweile regelmäßig über 20 Gäste, um sich durch aktuelle Vorträge über Erkrankung und Prävention zu informieren. Sie schätzen die persönliche Information und Beratung. Dabei geht es bei den Veranstaltungen auch um komplexe Zusammenhänge bei Krankheiten, um die Vorstellung neuer diagnostischer Methoden oder die praktische Umsetzung innovativer Therapiemöglichkeiten.  Oft bringen die Besucher schon vorformulierte Fragen mit, die soweit möglich in der anschließende Fragerunde beantwortet werden. Diese musste in der Vergangenheit bereits mehrmals am Ende abgebrochen werden, da der Informationsbedarf schlicht zu groß war. „Diese Entwicklung zeigt uns doch, wie wichtig unser Angebot für die Menschen vor Ort ist. Gleichzeitig können auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Klinikum Lippe ihre Kompetenzen vorstellen und die eigene Expertise in Gesundheitsfragen der Bevölkerung nahebringen. Damit sind die Abende für alle Beteiligten wertvoll“, unterstreicht Anja Rethmeier-Hanke den Nutzen der Zusammenarbeit von Gesundheitskiosk und Klinikum.

Erfolgreiche Zusammenarbeit als Vorbild für weitere Projekte

Erst vor kurzem wurde das Team vom Gesundheitskiosk gefragt, für den Kindergarten vor Ort auch Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Eltern zu organisieren. Es ging darum, Angebote für die Kinder zum Thema Angstabbau zu entwickeln und bereitzustellen. „Solche Projekte werden immer öfter von Kommunen und Vereinen an uns herangetragen. Dies zeigt mir, dass unser Kiosk über den Standort Hörstmar hinaus deutlich an Akzeptanz und Sichtbarkeit gewonnen hat. Daher bin ich auch zuversichtlich, dass sich unser Projekt auch langfristig etabliert“, blickt Anja Rethmeier-Hanke optimistisch in die Zukunft.

Neue Ideen für die Gesundheitsversorgung auf dem Land

„Mit diesen niedrigschwelligen Angeboten entwickeln wir neue Ansätze für eine sinnvoll gestufte Gesundheitsversorgung. Außerdem trägt der Kiosk dazu bei, die Gesundheitskompetenz der Menschen in der Region kontinuierlich zu verbessern“, so erläutert Uwe Borchers die Ziele, die die Macher des Projektes bei der Umsetzung antreiben. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG OWL) brachte mit seinem Team das Basiskonzept für den „Gesundheitskiosk auf dem Land“ auf den Weg. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie „Gesundheit vor Ort“ hatte das ZIG die Ideen von zahlreichen Beteiligten aus Lage, Lemgo und Leopoldshöhe gesammelt und daraus Vorschläge entwickelt. Ein Vorschlag war, im Dorfbegegnungszentrum Hörstmar einen Gesundheitskiosk als Projekt umzusetzen. Mit Fördermitteln aus der LEADER-Region 3L-in-Lippe konnte der Gesundheitskiosk Hörstmar erfolgreich an den Start gehen. Das Projekt wird in Kooperation der Stadt Lemgo mit dem Klinikum Lippe und der Diakonie ambulant umgesetzt und in der Weiterentwicklung durch das ZIG OWL unterstützt.

Mehr Information:
Gesundheitskiosk Hörstmar www.gesundheitskiosk-hoerstmar.de
Gesundheitskiosk im Dorfbegegnungszentrum „MitgeDACHt“ in Hörstmar Lippe News, 10. Mai 2021
LEADER Region 3L-in-Lippe Projekt Gesundheitskiosk Hörstmar

 

Gesundheitskiosk in Versmold eröffnet: Stärkung kommunaler Daseinsvorsorge

Mit "Klara" eröffnet der zweite Gesundheitskiosk in OWL ein niedrigschwelliges Angebot rund um Gesundheit vor Ort. Bislang gab es im Versmolder 3.000-Seelen-Ortsteil Loxten in Ermangelung lokaler Initiativen kaum Angebote zur Pflege und Gesundheit vor Ort. Im neu gegründeten Gesundheitskiosk KLARA können Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen und Wünsche ab sofort persönlich und direkt an fachkundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten – ohne vorherige Anmeldung und mit guter Unterstützung zu weiterführenden Angeboten. Der neue Gesundheitskiosk in Loxten wird konzeptionell durch das ZIG OWL unterstützt und begleitet.

Prävention und Daseinsvorsorge vor Ort

Ob gesundheitliche Probleme, der Wunsch nach einem adäquaten Bewegungsangebot oder Tipps für eine gesündere Ernährung – Besucher der neuen Anlaufstelle für Gesundheitsfragen, die ihren Platz in dem ehemaligen Tante-Emma-Laden im Herzen von Loxten gefunden hat, können sich schon heute auf vielfältige und tatkräftige Unterstützung rund um die Themen Prävention, Ernährung und Gesundheitsdienstleistungen freuen. Für Geschäftsführerin und Gründerin Michaela Wierzbinski ist KLARA dabei nicht nur Name, sondern auch Programm. „Klara, das steht für einfache, klare und niederschwellige Beratungs- und Kursangebote, die wir unseren Besuchern rund um die Themen Gesundheit und Pflege, Sport und Bewegung sowie Ernährung machen wollen. Dazu laden wir aber nicht nur die Einwohner von Loxten ein, sondern jeden, der etwas für seine Gesundheit tun will.“

Aqua Sale und Hado zur Eröffnung

Einen ersten Eindruck davon, was sich hinter der Idee des Gesundheitskiosk verbirgt, konnten sich die rund 70 Gäste bereits bei der Eröffnungsveranstaltung verschaffen, zu der auch Thorsten Schmolke, stellvertretender Landrat des Kreis Gütersloh, Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und Uwe Borchers, Leiter der Servicestelle Gesundheit des Kreises Gütersloh und Geschäftsführer des ZIG OWL, gekommen waren. Auf rund 350 Quadratmetern bietet KLARA seinen Besuchern ein bunt gefächertes Angebot, zu dem die Laufchallenge ebenso gehört wie das Beratungsgespräch, der Kletterkurs oder Koch- und Veranstaltungstipps.

Puzzle-Strategie gegen Ärztemangel

(Westfalenblatt, Halle Westf.) Allein mit Nachwuchswerbung für neue Ärzte und Pflegekräften lassen sich die Probleme laut einem Gesundheitsexperten nicht abwenden. In Halle hat er Kommunalpolitikern jetzt eine Menge Ideen präsentiert, mit denen sich durch kleinere Maßnahmen die großen Probleme für die örtliche Versorgungslage auch in Zukunft sichern lässt.

Für die künftige Patientenversorgung im Bereich Halle-Borgholzhausen könnte es zum Problem werden, dass hier heute jeder dritte Hausarzt älter als 60 Jahre ist. Der Haller Politik sind jetzt Ideen vorgestellt worden, was man vor Ort trotzdem für eine Verbesserung der Versorgungslage tun kann, auch wenn die Gewinnung von ausreichend Fachkräften nicht gelingen sollte. Wer mal als Patient in Halle versucht hat, zu einem anderen Hausarzt der Wahl zu wechseln, der weiß, wie schwer das werden kann. Die Schotten sind für Neuzugänge so gut wie dicht. Die Lage auf dem sogenannten Gesundheitsmarkt in Halle ist in mancher Weise angespannt. Und in der Perspektive droht sie aufgrund des sich zuspitzenden Fachkräftemangels immer schwerer zu werden.

Fachkräfte-Problem: „Nur die Suche nach neuen Köpfen wird nicht reichen.“

„Wir haben bei Fachkräften wirklich ein Problem. Nur mit der Suche nach neuen Köpfen werden wir es aber nicht lösen“, sagt Uwe Borchers. Der Mann ist Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (kurz ZIG) und hat vor den Mitgliedern des Haller Sozialausschusses das Angebot der noch jungen Servicestelle Gesundheitswirtschaft für den Kreis Gütersloh vorgestellt. Zwischenfazit seines Vortrages: Es gibt eine Menge Ideen und Beispiele aus der Praxis, mit denen Akteure vor Ort die Lage auch auf dem Haller Gesundheitsmarkt verbessern könnten. „Gesundheit vor Ort kann man gestalten“, versuchte der Geschäftsführer den bei diesem Thema verunsicherten Kommunalpolitikern Mut zu machen.

In Halle 42 Prozent weniger Hausärzte bis 2035 Zur Ausgangslage: Laut Borchers wird es auch im Kreis Gütersloh künftig immer schwerer sein, einen Hausarzt in der Nähe zu finden. Im Kreis Gütersloh wird den Erhebungen zufolge die Zahl der Hausärzte bis 2035 um 42 Prozent zurückgehen. Andere Kreise in OWL haben noch schlechtere Prognosen: Minden-Lübbecke minus 53 Prozent, Höxter minus 50 sowie Lippe und Paderborn minus 48 Prozent.

Wie Borchers dem WB erläutert, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für die hausärztliche Versorgung im sogenannten Mittelbereich Halle-Borgholzhausen einen Versorgungsgrad von 82 Prozent festgestellt. Das gilt als vergleichsweise gut. Erst ab 75 Prozent Versorgungsgrad wird offiziell besonderer Handlungsbedarf gesehen. „Dennoch sollte man schon jetzt sehr wachsam sein, denn in den nächsten Jahren wird es Veränderungen geben“, so Borchers, der darauf hinweist, dass 33 Prozent der Hausärzte bereits über 60 Jahre alt sind. Den Berechnungen der KV zufolge kann der Mittelbereich Halle-Borgholzhausen noch 3,5 Hausarztstellen gut gebrauchen, weshalb er auch als ein Fördergebiet gilt.

Fachkräftemangel gibt es sowohl bei Ärzten als auch Pflegekräften, sodass die Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen absehbar schwierig werden könnte. „Doch was können wir als Kommune denn tun?“, ging an Borchers aus dem Ausschuss die Frage, die sich nicht nur in Halle stellt. Eine der Antworten, die der ZIG-Geschäftsführer gibt, ist: „Wir müssen Versorgung neu denken.“ Und es gibt laut Borchers Beispiele, die andernorts bereits gut funktionieren.

Den Fokus wieder aufs Mediziner-Sein richten

Erstes Beispiel: Im ländlichen Plettenberg ist aus einer vormaligen Einzelpraxis ein Hausarztzentrum entwickelt. Damit sich die Ärzte und vor allem auch Ärztinnen (Borchers: „Die Medizin wird immer weiblicher.“) auf ihre medizinische Arbeit fokussieren können, ist ein Kollege eingestellt worden, der sich auf die aufwändige und sehr bürokratische Dokumentationsarbeiten konzentriert. Auch so können Ressourcen für das eigentlich wichtige medizinische Kerngeschäft gehoben werden.

Zweites Beispiel: Im Kreis Lippe sind integrierte Lösungen bei komplexen Versorgungsproblemen entwickelt worden. Dazu arbeiten das Klinikum Lippe und Ärztenetz Lippe, in dem sich Niedergelassene und Vertragsärzte befinden, zusammen. Über das sogenannte Case (Fall) Management werden Themen wie Palliativmedizin, Schlaganfallversorgung, Pflegeheimversorgung, Geriatrie, Entlassmanagement, Herzinsuffizienz und Adipositas gemeinsam bearbeitet. Auch in Halle gibt es ein Klinikum.

Drittes Beispiel: Über das Projekt Stroke OWL will die Schlaganfallhilfe in dieser Region aufzeigen, dass ein System mit Schlaganfall-Lotsen dazu beitragen kann, die Lebensqualität der betreuten Patienten zu erhöhen. Laut Borchers fühlen sich Patienten dank der Lotsen durchweg besser infomiert und können mit ihrer Krankheit besser umgehen.

Mittäter gesucht für Gesundheitskiosk

Dieses Lotsenmodell führt zum vierten Beispiel, dem sogenannten Gesundheitskiosk im ländlichen Raum. Im Lemgoer Ortsteil Hörstmar ist bereits ein solch neues Angebot für wohnortnahe, niedrigschwellige Information und Beratung entstanden. Mögliche Themen reichen laut Borchers von Medikamentenmanagement bis Sturzprophylaxe für Senioren, Bürger sollen hier sowohl Ansprechpartner für Bewegung und Ernährung als auch für Anträge oder Formulare finden. Im Altkreis Halle soll jetzt in Versmold-Loxten ein altes Gemeinschaftshaus zu einem Gesundheitskiosk entwickelt werden. „Für einen solchen Gesundheitskiosk braucht es Mittäter“, sagt Borchers und ist zugleich davon überzeugt, dass es auch in kleinen Gemeinden viel Kraft und Engagement gibt. Es gelte die Kräfte vor Ort zu stärken, um Probleme zu lösen, meint der Berater von Kommunen im Kreis Gütersloh.

Neue „Orte für Gesundheit“ schaffen

Fünftes Beispiel: Um „neue Orte für Gesundheit“ zu beschreiben, zieht ZIG-Geschäftsführer Borchers mit einem Einkaufszentrum. Hier finden sich alle möglichen Dienstleistungen an einem Ort. Übertragen auf Gesundheitszentren wären neben Arztpraxen und Apotheke auch ein Sanitätshaus sowie Tages- und Kurzzeitpflege unter einem Dach denkbar. Die Stärkung der integrierten Versorgung, wie sie aktuell auch von einigen Krankenkassen gefördert wird, ist auch Absicht des Gesetzgebers.

Wie man Medizinstudenten nach Halle holt.

Sechstes Beispiel: Auch die Stadt Halle kann nach Einschätzung von Uwe Borchers die neue Bielefelder Uniklinik als Chance für sich nutzen. An der Medizinischen Fakultät OWL, an der sich aktuell die ersten 60 Medizinstudenten ausbilden lassen, wird insbesondere auf viel Praxisbezug Wert gelegt. „Es gibt auch in Halle viele gut ausgestattete Arztpraxen. Und die Uni hat Interesse an Kooperation mit Praxen, was über unsere Servicestelle koordiniert wird“, sagt Borchers. Und er empfiehlt den Medizinstudenten möglichst interessante Praxiseinblicke zu ermöglichen. „Warum sollen sie einen Arzt nicht mal begleiten oder an einer Fallbesprechung teilnehmen“, regt Borchers an.

Siebtes Beispiel: Um Ärzte in einen Ort zu locken, könnten Kommunen „Willkommenspakete“ schnüren. Dazu zählen zum Beispiel Arbeitsstellen für die Lebenspartner oder auch Kitaplätze für die Kinder. Borchers: „So kann man im Wettbewerb für sich wirken.“

Unterm Strich ist der ZIG-Geschäftsführer der Überzeugung, dass man als Kommune mit vielen kleinen Puzzleteilen viel an der Lage verbessern kann, wenn man es allein durch Nachwuchswerbung nicht hinbekommt.

(Quelle: Stefan Küppers, Westfalenblatt, 13.05.2022)
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work & care: Betriebliche Pflegelotsen informieren über die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im Unternehmen

Das Projekt work & care fördert die Qualifizierung von Beschäftigten zu betrieblichen Pflegelotsen als Teil einer regionalen Strategie zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Das Ziel der Initiative ist die Stärkung von Unternehmen und ihren pflegenden Beschäftigten.

Das familiengeführte Unternehmen Oskar Lehmann GmbH & Co. KG aus Blomberg-Donop im Kreis Lippe ist Spezialist für technische Lösungen aus Kunststoff. Das Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, dass Arbeitgeber den demografischen Wandel erkennen und auf die Lebenssituation ihrer Beschäftigten reagieren. Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Pflegefreundlichkeit heute ein wichtiges Plus für Unternehmen, die Fachkräfte gewinnen und halten wollen.

Denn die Sorge um pflegebedürftige Angehörige spielt auch am Arbeitsplatz eine immer größere Rolle. Mit der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland nimmt auch die Zahl der Beschäftigten in Unternehmen zu, die sich neben der Erwerbstätigkeit um ihre pflegebedürftigen Angehörige im häuslichen Umfeld kümmern. Was können Unternehmen tun, damit sich Beruf und Pflege besser vereinbaren lassen? Im Projekt work & care vernetzen sich Unternehmen mit Dienstleistern aus dem Bereich Pflege und Gesundheit in OWL.

Anika Peuser arbeitet im Personalbereich der Oskar Lehmann GmbH & Co. KG. Der Betrieb ist Mitglied bei der Familienbetreuung Lippe (FABEL-Service), einer Initiative lippischer Unternehmen und des Kreises Lippe, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzt. Durch die Teilnahme an einem Qualifizierungsangebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe ist sie zur „Pflegelotsin“ in ihrem Unternehmen geschult worden. Sie erläutert die Bedeutung, die eine Ansprechpartnerin im Betrieb für das Thema Pflege hat: "Die Doppelbelastung aus Beruf und Familie wird oft als Privatsache gesehen. Das Gespräch mit Pflegelotsen kann für Beschäftigte der erste Schritt sein, die Hemmschwelle, das Thema Pflege auch im Betrieb anzusprechen, zu nehmen."

"Betriebliche Pflegelotsen sind eine echte Unterstützung für Beschäftigte, die neben ihrer Arbeit zu Hause Angehörige pflegen. Sie informieren über betriebliche Möglichkeiten, den Job mit den Pflegeaufgaben zu Hause besser vereinbaren zu können.", so Jan Schnecke, Projektmanager beim ZIG OWL. Pflegelotsende kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Pflege, das lokale Pflegeangebot und die Strukturen vor Ort. Sie informieren über arbeitsrechtliche Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und stehen Mitarbeitenden mit Pflegeaufgaben als erste Ansprechpersonen zur Seite.

Gegenwärtig sind gerade mittelständische und kleinere Unternehmen stärker als zuvor gefordert, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als Möglichkeit zu nutzen, um Beschäftigte zu entlasten und zu unterstützen. Gleichzeitig sehen immer mehr Unternehmen die Chance, mit einer pflegefreundlichen Personalpolitik Fachkräfte im Unternehmen zu halten oder pflegebedingte Fehlzeiten zu reduzieren. Pflegefreundliche Unternehmen unterstützen die Gesundheit und die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und reduzieren aktiv die Mehrfachbelastung, der pflegende Erwerbstätige ausgesetzt sind.

Die Qualifizierung zu betrieblichen Pflegelotsen ist ein gemeinsames Angebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe. Das Projekt work & care wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Mehr Information: www.workandcare.org

WDR Lokalzeit OWL, 12.05.2022: Pflegelotsen in Firmen: Hilfe für pflegende Kolleginnen und Kollegen

Digitale Medizin: Optimierte Gesundheitsversorgung bei Demenzerkrankung

Die Versorgung der Menschen im ländlichen Raum gehört zu einer der größten Herausforderungen der Gesundheitswirtschaft. Gerade in diesem Bereich kann digitale Medizin wertvolle Hilfestellungen leisten. Beispielhaft dafür steht die Diagnostik und Versorgung von demenzkranken Menschen. Ein Pilotprojekt, das derzeit in der Region Siegen-Wittgenstein durchgeführt wird, dokumentiert eindrücklich, wie groß der Nutzen der Digitalisierung in diesem Anwendungsgebiet ist.

Schon heute sind rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland von einer Demenzerkrankung betroffen, davon allein in Nordrhein-Westfalen ca. 360.000 Menschen. Zahlen, die aber nur die Spitze des Eisbergs darstellen angesichts einer hohen Dunkelziffer. So haben nur 40 Prozent der auf Demenz positiv gescreenten Personen auch die formale Diagnose Demenz und damit einen verbesserten Versorgungsanspruch. Eine besorgniserregende Situation, die sich in naher Zukunft weiter zu verschärfen droht. So rechnen Experten bis zum Jahr 2030 mit einer Zunahme von Demenzerkrankungen von fast 30 Prozent. Schon heute bestehende regionale Unterschiede in den Versorgungsmöglichkeiten dürften sich dann weiter manifestieren bzw. verschärfen. Für Dr. René Thyrian vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen höchste Zeit, dieses wichtige Thema in Angriff zu nehmen. „Schließlich geht es hier nicht nur um die Betroffenen selbst, sondern auch um Angehörige und die zugehörigen sozialen Netzwerke. Daher muss sowohl die Diagnostik als auch Versorgung der Betroffenen und auch der pflegenden Angehörigen individuell bzw. regional geplant und umgesetzt werden.“

Projektverlauf übertrifft die Erwartungen

Wie diese Herausforderung zufriedenstellend für alle Beteiligten gelöst werden kann, zeigt das Anfang 2021 ins Leben gerufen Pilotprojekt in der Region Siegen-Wittgenstein, wo rund ca. 5.700 an Demenz erkrankte Menschen leben. Nachdem in der Phase der Interventionsentwicklung über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr alle vorbereitenden Maßnahmen und Schritte umgesetzt wurden, ist das Projekt „DelpHi-SW“ nun in die zweite Phase eingetreten, die Pilotierung. Seit Februar 2022 kümmern sich speziell qualifizierte Pflegefachpersonen, die so genannte Dementia Care Manager, in einem mehrschrittigen Verfahren um die Belange der Patienten. Sie absolvieren Hausbesuche, identifizieren Versorgungslücken auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psycho-sozialer und sozialrechtlicher Ebene und erstellen einen individualisierten Behandlungs- und Versorgungsplan, der dann in Zusammenarbeit mit Hausärzten umgesetzt, monitort und kontrolliert wird. Der Großteil dieser Schritte wird durch digitale Anwendungen unterstützt, die einen durchgängigen und transparenten Informationsfluss gewährleisten.
Angesichts des erkennbar hohen Nutzens für alle Projektbeteiligten zieht Prof. Dr. Julia Haberstroh, Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologische Alternsforschung, Department Psychologie, Lebenswissenschaftliche Fakultät an der Universität Siegen, nur wenigen Wochen nach dem Start der Pilotierung eine positive Zwischenbilanz: „Bislang hat der Projektverlauf unsere Erwartungen wirklich übertroffen. Auch wenn wir am Anfang das ein oder andere technische Problem hatten, läuft das Projekt ausgesprochen gut. Patienten und Angehörige, aber auch die Kooperations- und Sozialpartner sind sehr aktiv und unterstützen uns, wo es geht. Daher liegen wir auch immer noch voll im Zeitplan.“ Insbesondere das partizipative Netzwerk, über das die Experten aus den beteiligten Forschungseinrichtungen, Mitarbeiter der Sozialpartner sowie der aus Betroffenen und Angehörige bestehende Beirat eng miteinander vernetzt sind, funktioniert einwandfrei. „Dieses Netzwerk von hochengagierten Menschen ist die Basis, auf dem unser regional verfügbares Gesundheitssystem fußt, das die Lebensqualität der Patienten verbessert und gleichzeitig ihre Angehörigen entlastet“, berichtet Julia Haberstroh begeistert von der täglichen Arbeit. Sorgen machen ihr allerdings die Lockerungen der Corona-Maßnahmen, die natürlich auch vor ihrem Projekt nicht haltmachen. „Unsere Patienten sind aufgrund von Alter und Gesundheitszustand besonders gefährdet. Damit kommen auf sie, aber auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich wieder ganz neue Herausforderungen zu.“

Nachhaltige Versorgung muss das Ziel sein

Das Pilotprojekt in Siegen ist eingebettet in das regionale Modellkonzept „Medizin neu denken“, ein vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) gefördertes Vorhaben, in dessen Mittelpunkt die Zukunft der medizinischen Versorgung ländlicher Räume unter den Vorzeichen von Demografie und Digitalisierung steht. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie die gesundheitliche Versorgung in der Fläche auch in Zukunft evidenzbasiert gestaltet und sichergestellt werden kann. Das Konzept fußt auf den drei strategische Säulen Translation, Vernetzung und Partizipation, wichtige Themenbereiche, die auch in Siegen über den gesamten Projektverlauf hinweg monitort werden. Julia Haberstroh: „Letztendlich geht es uns darum, einen nachhaltige Versorgungsansatz für den ländlichen Raum zu entwickeln und zu verfeinern, verbunden mit dem Ziel, den zugehörigen Implementierungsprozess replizierbar zu machen.“ Dass das Konzept unabhängig davon bei jeder Anwendung neu angepasst und verändert werden muss, ist ihr völlig klar: „Die Unterschiede von Region zu Region sind einfach zu groß. Da kann man nicht mit einem Modell von der Stange arbeiten.“ Dennoch blickt sie, ebenso wie ihr Kollege Rene Thyrian, optimistisch auf die weitere Entwicklung, wohl wissend, dass das hohe Engagement der Beteiligten, das auch in Siegen wichtiger Treiber für den bisher positiven Verlauf ist, langfristig nicht ausreichen wird. „Das Engagement der beteiligten Akteure ist großartig, aber wir brauchen darüber hinaus natürlich auch die Unterstützung von den relevanten politischen Akteuren. Aber ich denke, da haben wir vor allem dank der bisher ausgezeichneten Projektergebnisse gute Argumente“, ist René Thyrian optimistisch.

Link: Universität Siegen, Psychologische Alternsforschung
Text: Christian Horn

 

Digitale Medizin: Das HDZ NRW ist Teil des Virtuellen Krankenhauses NRW.

Digitale Medizinanwendungen machen es möglich, Expertise unmittelbar und im persönlichen Austausch mit anderen zu teilen. Beispielhaft für diesen innovativen Ansatz steht das Virtuelle Krankenhaus (VKh.NRW), ein im Jahr 2019 vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann initiiertes Projekt.

Über dieses sektorenübergreifende, telemedizinische Netzwerk können Ärzte und medizinisches Personal bei besonders komplexen Fragestellungen Telekonsile durchführen, Fachfragen klären, ärztliche Ressourcen nutzen sowie Daten und Informationen sicher austauschen. Zusätzlich zu den 2020 an den Unikliniken Aachen und Münster gestarteten Beratungsangeboten zu schwerstkranken Covid-19-Patientinnen und Patienten kann über die digitale Plattform jetzt auch erstmals zu schwerer Herzinsuffizienz fachliche Expertise eingeholt werden – und zwar bei der auf diese Fragen ausgewiesenen Spezialklinik, der Universitätsklinik Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen.
Trotz der erst kurzen Praxisphase fällt die Zwischenbilanz von Dr. Karin Overlack, Geschäftsführerin von Deutschlands größtem Herztransplantationszentrum (500 Betten, 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) positiv aus: „Auch wenn wir bei dem ein oder anderen Thema noch einige Arbeit vor uns haben, sind wir mit dem bisher Erreichten sehr zufrieden. Vor allem sehen und erfahren wir tagtäglich den großen Nutzen, der sich aus diesem Ansatz für die Patienten und Beschäftigten ergibt, und dies in allen Bereichen der medizinischen Versorgung.“

Pandemie sorgt für Verzögerungen
Der Entschluss, das Thema Digitale Medizin am HDZ NRW zu forcieren und Mitglied im VKh-Netzwerk zu werden, stand schon vor drei Jahren fest. Über die ersten Monate liefen die umfangreichen Vorarbeiten noch nach Plan, doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr erhebliche Verzögerungen im Implementierungsprozess. Für Karin Overlack und ihr Team kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Natürlich war das ärgerlich, aber wir haben das Beste aus der Situation gemacht. So können wir von den Erfahrungen der Universitätskliniken Münster und Aachen profitieren, die bereits 2020 die zur Verfügung stehenden Instrumente der digitalen Medizin des VKh, für die Behandlung von COVID19-Patienten nutzbar gemacht haben und seither weiterentwickeln. Dabei haben wir viele wertvolle Erfahrungen sammeln können, die in die weitere Prozessentwicklung eingeflossen sind und von denen wir heute profitieren.“

Lauterbach: Krankenhausreform wird Schwerpunkt der nächsten Jahre

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, hat die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ berufen. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Kommission ist mit 15 Expertinnen und Experten aus der Versorgung (Pflege und Medizin), der Ökonomie, der Rechtswissenschaften und einem an das BMG angebundenen Koordinator besetzt. Die Empfehlungen der Kommission sollen Grundlage für Krankenhausreformen ab dem Jahr 2023 werden.

Lauterbach: "Deutschland verfügt über die leistungsfähigsten Krankenhäuser der Welt. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass wir uns auf diese verlassen können. Trotzdem brauchen die Krankenhäuser Reformen."

Laut Koalitionsvertrag sollen Reformen im Klinikbereich unter anderem dazu dienen, die Krankenhäuser stärker nach Versorgungsstufen zu ordnen. Genannt sind eine Primär-, Grund-, Regel- und eine Maximalversorgung sowie Unikliniken. Die Krankenhausplanung soll an guter Erreichbarkeit der Kliniken und der demografischen Entwicklung mit einem steigenden Anteil der Älteren in Deutschland orientiert sein.

Besetzt ist die Kommission mit 15 Expertinnen und Experten sowie einem Koordinator. Stellungnahmen sollen erarbeitet werden, die Reformen soll es ab 2023 geben. Lauterbach kündigte an, dass die Kommission ein Arbeitsgremium sein solle, dessen Arbeit nicht mit einem einzelnen Bericht ende. Laut Gesundheitsministerium zeigte sich vor allem auch in der Corona-Pandemie Handlungsbedarf im Kliniksektor.

Mitglieder sind:

  • Prof. Dr. Boris Augurzky, Kompetenzbereichsleiter Gesundheit im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstitut (RWI)

  • Prof. Dr. Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin

  • Prof. Dr. Tom Bschor, Koordinator der Regierungskommission Krankenhausversorgung, langjähriger Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie der Schlosspark-Klinik Berlin

  • Prof. Dr. Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln

  • Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit & Wandel am Institut Arbeit und Technik (IAT) an der Westfälischen Hochschule

  • Prof. Dr. Dagmar Felix, Professorin für Sozialrecht an der Universität Hamburg

  • Volkswirtin Irmtraud Gürkan, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Charité

  • Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg, Vorsitzende der Gesellschaft für Qualitätsmanagement und Leiterin Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement der Sana Kliniken AG

  • Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin für Klinische Pflege an der Ostfalia Hoschschule für angewandte Wissenschaften

  • Prof. Dr Stefan Huster, Professor für Öffentliches Recht, Gesundheits- und Sozialrecht und Rechtsphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum

  • Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin

  • Prof. Dr. Thorsten Kingreen, Professor für Öffentliches Recht, Sozialrecht und Gesundheitsrecht an der Universität Regensburg

  • Prof. Dr. Heyo Kroemer, Pharmazeut und Pharmakologe und Vorstandsvorsitzender der Charité

  • Prof. Dr. Laura Münkler, Professorin für Öffentliches Recht (Verwaltungs- und Gesundheitsrecht) an der Universität Greifswald

  • Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Ärztlicher Leiter in der Notaufnahme Campus Benjamin Franklin

  • Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Professorin für Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der TU München

Die Kommission wird sich in den kommenden Tagen konstituieren und ihre Arbeit aufnehmen.

(Quelle: dpa)

Mehr Information: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Digitale Medizin: Als Digital Clinician Scientist mit DiGA's gegen Herzrhythmusstörungen und Covid-19-Folgen

Dank digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGa's) können einige Erkrankungen heutzutage früher erkannt und diagnostiziert werden als noch vor wenigen Jahren. Wie groß der Nutzen der fortschreitenden Digitalisierung mittlerweile für Anwender sowie Patienten und Patientinnen ist, zeigt das Beispiel der Herzrhythmusstörungen. An der medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld beschäftigt sich seit 2020 die Arbeitsgruppe Digitale Medizin von Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian Kuhn in Zusammenarbeit mit der Kardiologischen Klinik des Universitätsklinikums OWL unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Stellbrink mit dem Thema.

Fast zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden unter „Vorhofflimmern“, der am häufigsten vorkommenden Herzrhythmusstörung. Da die Symptome kurzfristig auftreten und mitunter nur wenige Minuten andauern (paroxysmales Vorhofflimmern), können die Episoden mittels Routinediagnostik, bestehend aus Langzeit-EKGs, häufig nicht detektiert werden. Eine adäquate therapeutische Intervention erfolgt dann häufig nicht, was zu großer Unzufriedenheit auf Seiten der Patienten und Patientinnen führt, weiß Dennis Lawin, Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Campus Klinikum Bielefeld des Universitätsklinikum OWL und Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Digitale Medizin an der Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld: „Die Aufzeichnungsdauer der routinemäßig durchgeführten Langzeit-EKGs ist häufig zu kurz, um die belastenden Episoden von Herzrasen zu dokumentieren. Durch diese diagnostische Lücke werden die Patienten und Patientinnen häufig erst sehr spät diagnostiziert und es kann nur verzögert eine adäquate therapeutische Maßnahme eingeleitet werden. “

Der „Blindflug“ ist zu Ende

Seit 2021 beschäftigt sich Dennis Lawin als Digital Clinician Scientist intensiv mit dem Thema digitale Gesundheitsanwendungen zur Detektion von Herzrhythmusstörrungen. Im Rahmen des am Universitätsklinikum OWL angesiedelten Projekts ‚REMATCH‘ betreut er eine Gruppe von 60 ambulant betreuten Personen, die seit langem unter Herzrhythmusstörrungen leiden und bereits eine zweite Katheterablation (Verödung) haben vornehmen lassen. Um regelmäßig Informationen über deren Gesundheitszustand zu erhalten und im Bedarfsfall umgehend geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können, erhält Dennis Lawin über eine als Medizinprodukt zertifizierte Smartphone-App mehrfach täglich Informationen über den Herzrhythmus seiner Schützlinge. Ein innovativer Einsatz, der den bisherigen „Blindflug“ zwischen den Arztbesuchen beendet und aus Sicht von Dennis Lawin wegweisend ist für die Diagnostik und zeitnahe Behandlung von häufig sehr belastenden Herzrhythmusstörungen: „Viele digitale Gesundheitsanwendungen haben eine hohe diagnostische Treffsicherheit zur Diagnostik von Vorhofflimmern und sind bereits als Medizinprodukt zertifiziert. Dank dieser digitalen Gesundheitsanwendungen haben wir die Möglichkeit der kontinuierlichen Datenerhebung und können Probleme, die wir sonst nicht erkennen würden, dank besserer Auswertung und Diagnostik nun sichtbar machen. Das ist für uns, vor allem aber für unsere Patienten und Patientinnen, ein riesiger Fortschritt.“

Für die Analyse des Herzrhythmus sind verschiedene Anwendungstechniken etabliert, von der klassischen EKG-Anwendung über ein innovatives fototechnisches Verfahren, der so genannten Photoplethysmographie (PPG), bis hin zu sprachbasierten Anwendungen. Noch kommt zu fast 90 Prozent die EKG-Methode zum Einsatz, die vielen Betroffenen bereits aus dem Alltag vertraut ist. Aber unabhängig davon, welches Tool eingesetzt wird, ist die Qualität der Daten erstklassig, was nicht zuletzt auf die Motivation der Testpersonen zurückzuführen ist. Dennis Lawin: „Es ist toll zu sehen, wie engagiert unsere Patienten und Patientinnen, von denen viele schon über 80 Jahre alt sind, hier bei der Sache sind.“

Weitere Anwendungsgebiete

Aber nicht nur Personen mit Herzrhythmusstörungen profitieren von diesen digitalen Gesundheitsanwendungen, auch COVID-19 erkrankte Menschen profitieren von deren Einsatz. Dies hat das Projekt Covid-19@Home anschaulich gezeigt, ein weiteres Projekt der Arbeitsgruppe Digitale Medizin. Dank regelmäßigem Monitoring und der semi-kontinuierlichen Übermittlung der Übertragung der Vitalwerte und Symptome war es möglich, an COVID19-Erkrankte in der häuslichen Isolation medizinisch zu überwachen und bei Verschlechterung des Zustands beispielsweise eine Krankenhauseinweisung zu initiieren. „COVID-19 hat in der Digitalen Medizin einen enormen Schub ausgelöst. Angesichts von Isolation und Quarantäne ist der Bedarf an digitalen Gesundheitsanwendungen enorm gewachsen, eine Entwicklung, die sich zumindest in naher Zukunft weiter verschärfen dürfte“, prognostiziert Dennis Lawin. Aktuell steht der Transfer auf spezifische Patienten/Patientinnen-Populationen im Vordergrund: Erst vor wenigen Tagen eröffnete auf dem Campus Bethel eine Long-Covid-Ambulanz für Kinder und Jugendliche, die einem interdisziplinären Ansatz folgt und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Digitale Medizin viele der bereits gemachten Erfahrungen in die Arbeit einfließen lassen wird. Hierbei wird auch eine weitere Studie des telemedizinischen Monitorings initiiert als Teil des Nationalen Forschungsnetzwerk Projekts COVerChild.

Gute Perspektiven, große Herausforderungen

Die Entscheidung, den Fokus seiner Forschungsarbeit auf das Thema Digitale Medizin zu legen, hat Dennis Lawin trotz der Doppelbelastung bis heute nicht bereut. „Die eigenverantwortliche Mitarbeit der Patienten und Patientinnen in der eigenen Behandlung und der Informationsgewinn durch digitale Gesundheitsanwendungen schaffen für die Medizin völlig neue Möglichkeiten. Die Einbettung in telemedizinische Behandlungskonzepte beschleunigt nicht nur therapeutische Entscheidungen, sondern dient auch als Vehikel für eine interdisziplinäre Versorgung.“ Hervorragende Perspektiven also, an denen aber noch gearbeitet werden muss, sagt Dennis Lawin: „Die Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen in die Versorgungsrealität und die Verbesserung medizinischer Endpunkte ist nur unzureichend untersucht. Es fehlen schlicht die Ressourcen, die diese Forschung im klinischen Alltag ermöglichen. Hier müssen wir ansetzen, wenn wir das Thema Digitale Medizin weiter voranbringen wollen.“

Link: Klinikum Bielefeld
Text: Christian Horn

Medizintechnikbranche vor neuen Herausforderungen

Die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) ist nach längerer Übergangsphase seit Mai 2021 in Kraft. Die neue Verordnung brachte erhöhte regulatorische Anforderungen an das Inverkehrbringen und die Überwachung von Medizinprodukten in der Europäischen Union mit sich. Die Unternehmen der Medizintechnik-Branche müssen sich aber längst auf weiterreichende Veränderungen einstellen, und hier sind besonders die kleineren und mittelständischen Unternehmen gefordert. Zu den aktuellen Herausforderungen zählen unsichere Lieferketten, steigende Rohstoff-, Fracht- und Energiepreise sowie Fachkräftemangel, allgemeiner Kostendruck oder der umfassende Wandel durch die Digitalisierung. Dabei hat sich die stark mittelständisch geprägte Medizintechnik auch in den letzten Monaten als innovationstreibende Branche und in der Pandemie als verlässlicher Partner gezeigt, der wesentlich zur Bekämpfung der Pandemie beitragen konnte, u.a. mit Produkten für die Intensivmedizin, Homecare, Spritzen- und Hygieneprodukte oder im medizinischen Fach- und Großhandel. 

Im ostwestfälischen Salzkotten begegnet die CONDOR® MedTec GmbH den regionalen, globalen und vor allem medizinischen Herausforderungen seiner Kundinnen und Kunden erfolgreich seit über 25 Jahren. Das mittelständische Familienunternehmen, gegründet 1997 und verbunden mit der Heimat in Ostwestfalen-Lippe, wächst stetig und ist einer der weltweit führenden OP-Gerätehersteller. Die Produkte zählen heute zur Standardausstattung in Kliniken und Krankenhäusern in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und im Nahen Osten. Die ausgewiesene Qualität der Produkte wird von den Kundinnen und Kunden geschätzt. Gemeinsam führen die Geschwister Dominik Schulte und Ira Fecke-Schulte mit ihrem Vater Hermann-Josef Schulte das Unternehmen. Wie CONDOR® MedTec die aktuellen Entwicklungen einschätzt, das haben wir Ira Fecke-Schulte gefragt.

Der Start der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld im Oktober 2021 war ein wichtigster Meilensteine für die Gesundheitsregion OWL. Welche Chancen verbinden Sie als Unternehmen der Medizintechnik mit dem neuen Ausbildungsstandort für Humanmedizin? Und welche neuen Perspektiven sehen Sie für die Branche der Medizintechnik in der Region? 

Fecke-Schulte: Die neue Fakultät ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Steigerung der Attraktivität unserer Region. Regionale Hochschulen und Universitäten haben für uns grundsätzlich eine zentrale Bedeutung. Als Hersteller für Medizinprodukte sehen wir in einer medizinischen Hochschule Potentiale für die Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte, für Produktentwicklung oder die Durchführung klinischer Beobachtungen.

Für die Unternehmen, aber auch für Politik und für uns alle im persönlichen Alltag nimmt aktuell Unsicherheit in vielerlei Form zu. Neben den Herausforderungen durch den digitalen Wandel oder den Sorgen rund um die Pandemie zeigen wir uns betroffen vom Krieg in der Ukraine. Welche Herausforderungen bereiten Ihnen aktuell die größten Sorgen, und worauf muss sich die Medizintechnikbranche einstellen?

Fecke-Schulte: Die Medizintechnik gilt als „krisensichere und risikoarme Branche“. Dies zeigte auch die Corona Pandemie, die sich bei vielen Unternehmen nur kurzfristig niedergeschlagen hat, jedoch schnell zu einer neuen Form der Normalität unter pandemischen Bedingungen wurde. Der Krieg in der Ukraine hingegen hat sehr ungewisse Auswirkungen mit Risiken für alle Branchen. Unsere Lieferketten sind gefährdet, die Lieferzeiten sehr lang und die Schreiben zur Kostensteigerung unserer Rohstoffe kommen täglich ins Haus. Kurzum – der Bedarf an Medizintechnik wird so schnell nicht enden, allerdings ist fraglich, wie zum einen die Unternehmen lieferfähig bleiben und zum anderen Gesundheitseinrichtungen die steigenden Preise gegenfinanzieren sollen. 

Digitale Medizin: Telemedizin als Chance und Herausforderung

Die Corona-Pandemie hält die Gesundheitswirtschaft nach wie vor in Atem. Gleichzeitig treibt sie die Digitalisierung der Branche voran. Auch die Telemedizin findet in dieser Entwicklung mehr Beachtung. Ob Videosprechstunde oder Telekonsil: Zahlreiche Menschen nutzen mittlerweile die Möglichkeiten der digitale Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung. Mit ihrem Verhalten tragen sie dazu bei, dass dieses Werkzeug der digitalen Medizin auch in unserer Region zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Eine Entwicklung, die sich mit Zahlen belegen lässt: Laut Studie der AOK Nord West wurden allein im ersten Halbjahr 2021 insgesamt fast 30.000 Videosprechstunden von Versicherten mit Ärzten in Westfalen-Lippe durchgeführt. Das sind fast 50 Prozent mehr verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2020. 2019 suchten sogar nur 60 Personen im ersten Halbjahr medizinischen Rat via Videosprechstunde. Eine erstaunliche Zurückhaltung, lagen die Vorteile für medizinisches Personal und Patienten doch schon vor zwei Jahren auf der Hand: Während sich die Betroffenen Anfahrtswege und Wartezeiten sparen, können Krankenhäuser und Ärzte ihre Praxisabläufe effizienter organisieren, Fachfragen durch die Einholung einer zweiten Meinung schnell und unkompliziert abklären und gleichzeitig eine verlässlichere Diagnose vornehmen. Eine gewinnbringende Situation für beide Seiten, von der insbesondere Menschen in ländlichen Regionen profitieren.

Infrastruktur muss verbessert werden

Der Einsatz von Telemedizin ist aber nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Austausch von Patienten und Ärzten. Auch der digitale Kontakt der Mediziner untereinander hat einen enormen Nutzen für Patienten, der bis hin zu lebensrettenden Interventionen reichen kann. Beispielsweise sind seit Ausbruch der Pandemie knapp 53 Prozent der intensiv beatmeten COVID-Patienten in Deutschland verstorben. Dagegen liegt der Anteil der telemedizinisch betreuten Patienten, die an einer Corona-Infektion verstorben sind, lediglich bei rund 34 Prozent. „Die Möglichkeit, sich kurzfristig mit Kollegen über Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden zu verständigen, zahlt sich in jedem Fall für den Patienten aus“, sagt Prof. Dr. Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am Universitätsklinikum Münster. Gerade in Bereichen wie beispielsweise der Palliativmedizin, wo im Einzelfall der behandelnde Arzt, der Patient und ein hinzugezogener Experte die Situation am Bildschirm analysieren und besprechen, sei der Nutzen von telemedizinischen Anwendungen enorm hoch. Beispiele, die zeigen, wie innovativ, vielfältig und nützlich die Telemedizin sein kann – wenn sie die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereithält.

Doch genau in diesem Punkt liegt auch eine der großen Herausforderungen der Telemedizin, so Christian Juhra: „Leider haben wir auf allen Seiten, d.h. bei den Patientinnen und Patienten, aber auch bei den Ärzten oder im Krankenhaus, manchmal Probleme mit der digitalen Infrastruktur. Die Internetanbindung ist teilweise nicht hinreichend ausgebaut oder aber die technische Ausstattung bei den Kommunizierenden nicht ausreichend. Hier müssen wir in Zukunft unbedingt besser werden.“ Hoffnung machen ihm in diesem Punkt die neuen finanziellen Mittel für den Ausbau der Informationstechnologie in Krankenhäusern, die über das sog. Krankenhauszukunftsgesetz zur Verfügung gestellt werden sollen. Aber auch andere Akteure schlafen nicht: So hat beispielsweise die Otto Group kürzlich verkündet, erhebliche finanzielle Mittel in die Telemedizin zu investieren und zusammen mit anderen Anbietern wie der Firma MedGate aus der Schweiz gezielt ihre Angebote im Bereich DigitalHealth zu erweitern.

Kultur des Vertrauens fördern

Es sind aber nicht nur technische Schwierigkeiten, mit der die Telemedizin zu kämpfen hat, weiß Christian Juhra: „Auch wenn wir hier noch einiges zu tun haben: Die Technik ist nicht das legitimierende Element. Dank der starken Sektorierung und Reglementierung, die die Gesundheitswirtschaft in Deutschland immer noch prägt, ist die Unternehmenskultur auf Seiten vieler Beteiligter überhaupt nicht auf eine digitale Zusammenarbeit ausgelegt bzw. vorbereitet. Wenn wir die Möglichkeiten der Telemedizin in ihrer ganzen Bandbreite nutzen wollen, müssen wir aber genau an diesem Punkt ansetzen. Nur wenn wir vertrauensvoll miteinander arbeiten und eine gemeinsame Vision entwickeln, wie das Gesundheitswesen in Deutschland in Zukunft aussehen soll, werden wir den digitalen Wandel auch in der Medizin vorantreiben können und damit nicht nur eines der teuersten, sondern auch eines der effektivsten Gesundheitssysteme in Europa haben.“

Neue Anreize setzen

Einen Weg, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, sieht Christian Juhra in der Unterstützung und Förderung von Kooperationen und gemeinsamen Projekten. Hier gäbe es schon erste Ansätze wie beispielsweise das Virtuelle Krankenhauses, aber noch stecke man gerade bei diesem Thema in den Anfängen. Modellcharakter haben für ihn in diesem Zusammenhang die Berufsgenossenschaften, die einen langfristigen Ansatz verfolgen, bei dem der Patient von der Erstbehandlung bis hin zum Rentenalter im Fokus ist: „Dieser ganzheitliche Ansatz setzt voraus, dass die verschiedenen, im Prozess involvierten Akteure Hand in Hand arbeiten und dies immer mit Blick auf den Patienten. Wenn es uns gelingt, diesen Ansatz in die Fläche zu bringen und weiterzuentwickeln, werden wir es auch schaffen, die Gesundheitswirtschaft erfolgreich in das digitale Zeitalter zu überführen.“

Link: Stabsstelle Telemedizin am UKM
Text: Christian Horn

Digitale Medizin: Mit digitalen Lösungen medizinisches Wissen nutzbar machen

Fast 400.000 klinische Studien wurden seit der Jahrtausendwende bis heute weltweit registriert. Ein enormer Wissensfundus, der täglich um rund 80 neue Studien wächst, in Ermangelung von digitalen Lösungen aber bislang nur in Teilen und wenig effizient ausgeschöpft wird. Um die Verfügbarkeit, Selektierung und Weiterverarbeitung der Informationen zu optimieren, hat eine an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld angesiedelte Arbeitsgruppe eine wegweisende semantische Technologie zur Unterstützung der medizinischen Forschung entwickelt. Vor wenigen Wochen wurde nun der erste Prototyp der digitalen Lösung vorgestellt.

Klinische Studien sind die Basis der medizinischen Forschung und spielen bei der Erstellung von Guidelines, bei der Beurteilung und Bewertung von Therapieanwendungen oder auch die Entwicklung von Behandlungskonzepten eine wichtige Rolle. Angesichts der enormen Datenmengen, die mittlerweile zur Verfügung stehen, fällt es jedoch immer schwerer, noch den Überblick zu behalten und die Informationen in ihrer Komplexität zu erfassen. Welche Angaben sind für die jeweilige Zielsetzung relevant, wo sind sie zu finden und wie können sie in Bezug zueinander gesetzt werden? Fragen, bei denen es nicht nur um quantitative Aspekte geht, sondern auch und vor allem um das Thema Datenaufbereitung und die damit verbundenen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung, weiß Prof. Dr. Philipp Cimiano, Leiter der AG Semantische Datenbanken der Universität Bielefeld. „Die meisten klinischen Studien liegen nur in Papierform oder als geschlossenes Dateiformat vor. Damit ist die Nachnutzung dieser Ergebnisse sehr eingeschränkt und der manuelle Aufwand bei der Sekundärnutzung sehr hoch. Insbesondere entsteht bei der Zusammenfassung und Aggregation von Daten wie sie bei der Erstellung von systematischen Reviews und medizinischen Leitlinien notwendig ist ein hoher Aufwand. Ziel muss es sein, diese Daten maschinenlesbar zu machen, um die Ergebnisse der Studien in ihrer ganzen Aussagekraft für die Medizin nutzbar zu machen.“

Bahnbrechende Innovation aus Ostwestfalen-Lippe

Eine Erkenntnis, die den heute 44jährigen Informatiker 2014 dazu bewog, sich intensiver mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte, die unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden, entwickelte er mit einem halben Dutzend Mitarbeiter über einen Zeitraum von acht Jahren einen semantischen Technologieansatz, der die bedarfsgerechte Aggregation klinischer Evidenz in Form von klinischen Studien unterstützt und es möglich macht, in nur wenigen Stunden semantische Veröffentlichungen von klinischen Studien zu erstellen. Eine bahnbrechende Neuerung, die es in dieser Form bislang noch nicht gibt, sagt Philipp Cimiano: „Mit unserem Ansatz optimieren wir die Synthese der klinischen Evidenz. Wir sparen aber nicht nur viel Zeit und Geld, sondern schaffen erstmals die Möglichkeit, das enorme Reservoir an Wissen, das in klinischen Studien verborgen ist, in seiner ganzen Komplexität zu nutzen.“

Dynamisches Tool bietet viele Vorteile für den Anwender

Im Mittelpunkt der Anwendung „Dynamic Interactive Argument Trees“ (DIAeT) steht eine Datenbank, in der die Resultate der bisher registrierten, aber auch von zukünftigen klinischen Studien maschinenlesbar aufbereitet und hinterlegt werden. Dank der neu entwickelten, semantischen Technologie können die erfassten Daten dann analysiert, selektiert und als Zusammenfassung aufbereitet werden. Um diesen Prozess möglichst zielgerichtet und effizient zu gestalten, legte das Team bei der Entwicklung großen Wert auf den praktischen Nutzen und die System-Gebrauchstauglichkeit. Philipp Cimiano: „Wir wollen, dass Anwender mit dem System arbeiten und es nach ihren Prämissen gestalten können. Daher haben wir das Tool dynamisch und nicht statisch konzipiert. Nutzer haben die Möglichkeit, Abfragekriterien zu verändern, Filter einzusetzen oder auch Daten und Ergebnisse zu hinterfragen und zu diskutieren. So kommen sie deutlichschneller und effizienter an ihr Ziel.“
Ein Konzept, das offenbar auch den Ansprüchen der Adressaten entgegenkommt. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer Online-Umfrage zur Evaluation des Tools hin, die Anfang 2021 unter Mitarbeitern aus verschiedenen Gesundheitsbereichen durchgeführt wurde (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Pädiatrie, Notfallmedizin etc.). Die Ergebnisse stimmen Philipp Cimiano optimistisch: „In der Umfrage wurde nicht nur der Wert und die Nützlichkeit von DIAeT für die Erkundung von klinischer Evidenz bestätigt, beispielsweise beim Vergleich von Arzneimittelbehandlungen oder als Entscheidungshilfe in unklaren Diagnosefällen. Die Teilnehmer lobten auch die Nutzbarkeit und das einfache Handling des Tools. Gerade dieser Aspekt war uns besonders wichtig.“

Aus der Forschung in die Anwendung

Nach der Fertigstellung des Prototyps geht es nun darum, das neue Tool auch in die praktische Anwendung zu bringen. Dabei steht laut Philipp Cimiano aktuell die Frage im Zentrum, wie es gelingen kann, bei den bereits durchgeführten bzw. auch zukünftigen Studien die Beschreibung der zentralen Studienergebnisse mit dem DIAeT-Ansatz zu erfassen „Basis unserer Datenbank sollen letztlich die Ergebnisse der klinischen Studien sein, die in den letzten 20 Jahren veröffentlicht wurden. Die Transformation dieser Resultate in unser Format ist aber ein enormer Aufwand, den ein Akteur alleine nicht leisten kann. Darum wollen wir uns mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen und klären, wie dieser Prozess arbeitsteilig optimal organisiert werden kann. Erste Gespräche hierzu laufen auch schon bereits.“
Die Arbeiten an der neuen Technologie gehen währenddessen weiter, auch mit Blick auf weitere zukünftige Einsatzbereiche. So bewirbt sich das Team derzeit im Rahmen von Ausschreibungen des BMBF und von der VW-Stiftung um weitere finanzielle Mittel. „Angesichts der Qualität der Lösung und den daraus erwachsenden Perspektiven für die Gesundheitswirtschaft haben wir wirklich gute Chancen, eine Folgefinanzierung zu erhalten. Dies wäre natürlich für unsere Arbeit, aber auch für die medizinische Fakultät in Bielefeld und den Standort Ostwestfalen-Lippe eine tolle Sache“, blickt Phillip Cimiano zuversichtlich in die Zukunft.

Link: CITEC, Universität Bielefeld
Text: Christian Horn

Online-Befragung: Was tun Betriebe für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege?

Die Online-Befragung „Stark werden nach Corona – Als pflegefreundliches Unternehmen zukunftsorientiert agieren“ richtet sich an Unternehmen und soll Erkenntnisse über die betrieblichen Möglichkeiten und Chancen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege liefern.

Die Initiatoren fragen nach der Bedeutung von Pflegefreundlichkeit im Unternehmen und nach künftigen Strategien zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege: Mit welchen Maßnahmen unterstützen Unternehmen schon heute ihre Beschäftigten, wenn sie neben der Erwerbstätigkeit pflegebedürftige Angehörige im häuslichen Umfeld pflegen? Und welche Erfahrungen machen Unternehmen bislang mit den bestehenden Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege?

Umgesetzt wird die Befragung als Teil des Projekts work & care in Kooperation des IAT (Institut Arbeit und Technik) und des ZIG OWL. „Wir hoffen, dass wir mit der Befragung viele Unternehmen erreichen. Denn aus den Ergebnissen leiten wir konkrete Handlungshilfen ab“, so Silke Völz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des IAT. Jan Hendrik Schnecke, Projektmanager des ZIG OWL und Projektleiter für work & care sieht konkreten Handlungsbedarf: „Aus den bisherigen Analysen sehen wir, dass trotz gesetzlicher Hilfen und Maßnahmen vor Ort im Betrieb oft notwendiges Handlungswissen fehlt. So kommt es zu ad-hoc-Lösungen, die mit viel gutem Willen beider Seiten umgesetzt werden, aber im Ergebnis oftmals nicht passgenau sind.“ Vielfach sei nicht bekannt, welche Maßnahmen im Unternehmen umgesetzt werden können oder welche Angebote zur Unterstützung vor Ort bestehen. Das gelte sowohl für kleine Betriebe als auch für große Unternehmen oder öffentliche Organisationen.

Die am Projekt beteiligten Einrichtungen entwickeln Lösungsansätze, Maßnahmen und Hilfestellungen für regionale Partnerschaften, in denen Unternehmen und Beschäftigte Erfahrungen austauschen und neue Wege der Vereinbarkeit erproben können. Mit diesem regionalen Ansatz leistet das Projekt einen Beitrag für bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und liefert Impulse für eine möglichst pflegefreundliche Unternehmenskultur.

Direkt zur Online-Befragung

Die Befragung ist Teil des aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projekts work & care und wird in Kooperation des IAT (Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen) und des ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL umgesetzt.

Mehr Information: www.workandcare.org

Wie stellst Du Dir die Pflege der Zukunft in Bielefeld vor?

Die Initiative „Zukunftsbild Pflege“ lädt Bielefelder Bürgerinnen und Bürger mit stadtweiter Befragung zur Beteiligung ein.

Die Diskussion um die Pflege der Zukunft aktiv mitgestalten, diese Möglichkeit haben alle Bielefelder Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Teilnahme an der Befragung „Zukunftsbild Pflege“. Bei der stadtweiten Erhebung steht die Frage im Fokus, wie sich die Bielefelderinnen und Bielefelder die Zukunft der Pflege vorstellen, und welche Ideen und Erwartungen sie dazu haben. Die Initiative ist eine Kooperation der Open Innovation City und des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG), zusammen mit weiteren Partnern wie der Stadt Bielefeld, den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und der Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Wohlfahrtsverbände (AGW).

Das Thema Pflege betrifft uns alle: als Angehörige von Pflegebedürftigen, als ehrenamtlich Engagierte oder als Menschen, die vielleicht irgendwann selbst gepflegt werden. Es gibt kaum eine Lebenssituation, in der wir nicht direkt oder indirekt Berührungspunkte mit dem Thema Pflege haben. Pflege ist vielfältig: Sie erfolgt zu Hause durch Angehörige, durch ambulante Pflegedienste, in stationären Einrichtungen der Pflege oder in betreuten Wohnkonzepten. Technische Innovationen und die Digitalisierung eröffnen neue Möglichkeiten zur Unterstützung der Pflege.

Wie stellen sich die Bielefelder Bürgerinnen und Bürger die Pflege der Zukunft vor? Was ist ihnen persönlich wichtig, und welche Ideen haben sie? Wie sehen sie die Entwicklung in ihrer Stadt und wo sehen sie Potenzial zur Gestaltung der Pflege in Zukunft? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) und das Forschungsprojekt Open Innovation City gemeinsam mit der Stadt Bielefeld, den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und der Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Wohlfahrtsverbände (AGW) die Initiative „Zukunftsbild Pflege“ ins Leben gerufen. Gemeinsam wollen die Initiatoren die Diskussion um die Zukunft der Pflege in Bielefeld stärken und die Stadtgesellschaft dazu einladen, diese Zukunft aktiv zu gestalten.

Die Initiative startet mit einer stadtweiten Befragung, die ein umfangreiches Meinungsbild der Bürgerinnen und Bürger zur Zukunft der Pflege in Bielefeld ergeben soll. Die Ergebnisse werden in offenen Veranstaltungsformaten vorgestellt und liefern wichtige Impulse für eine zukunftsorientierte Diskussion in der Stadtgesellschaft.

„Das Neuartige an diesem Ansatz ist, dass diese Zukunftsfrage als Thema der Stadtgesellschaft offen diskutiert wird. Die Anregungen, Wünsche und Ideen der Bielefelder Bevölkerung werden Aufschluss darüber geben, wie zentrale Aspekte der Pflege betrachtet werden. Hieraus werden sich Impulse für die Gestaltung der Pflege in Bielefeld ergeben, an die konkret angeknüpft werden kann“, ist sich Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Wissenschaftlicher Leiter Open Innovation City, sicher.

„Bielefeld hat als Gesundheitsstandort eine Vielfalt guter Angebote in der Pflege. Aber die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, und es werden dringend zusätzliche Pflegekräfte gesucht. Wir wollen die Zukunft der Pflege zum Thema der Stadtgesellschaft machen.“ erläutert Uwe Borchers, Geschäftsführer des ZIG OWL die Idee zur Befragung. Es gehe auch um die persönlichen Perspektiven: „Wie wollen wir, wenn wir hilfsbedürftig sind, umsorgt sein? Welches Bild haben wir von der Pflege in der Zukunft? Das fragen wir die Bürgerinnen und Bürger. Denn Pflege geht uns alle an!“, so Borchers.

Silke Aron, Amtsleiterin des Büros für Integrierte Sozialplanung und Prävention, Stadt Bielefeld: „Unser Ziel ist, das soziale Bielefeld stetig zu verbessern. Das von der Stadtgesellschaft zu zeichnende Zukunftsbild Pflege – entwickelt aus den Befragungsergebnissen der Bielefelder Bevölkerung – kann hierfür einen wichtigen Beitrag leisten und Richtschnur für die Altenhilfeplanung sein. So lässt sich Pflege gemeinsam weiterdenken.“

Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstand v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel: „Alt werden wollen wir alle, aber die möglichen gesundheitlichen oder sozialen oder ganz persönlichen Einschränkungen, die damit auch kommen können, die verdrängen wir lieber. Trotzdem bleiben ja die Fragen, die viele bewegen und umtreiben: Wie wollen im Alter leben, wenn wir pflegebedürftig werden? Welche soziale Einbindung wünschen wir uns, woran messen wir, dass wir mit Würde alt werden können, geachtet bleiben?

Digitale Medizin in Westfalen: Innovative Versorgung für die Menschen in der Region

Die digitale Medizin spielt in der Gesundheitsregion Westfalen bereits eine wichtige Rolle. Die Telemedizin, der Telenotarzt oder das „Virtuelle Krankenhaus“ sind Anwendungen, die im Regelbetrieb integriert sind oder unmittelbar vor ihrem Einsatz stehen. Diese Entwicklungen zeigen Potentiale und neue Perspektiven digitaler Medizin. Bei der Online-Veranstaltung „Digitale Medizin in Westfalen“ konnten sich Interessenten nun über den aktuellen Stand zum Thema informieren.
Über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung der beiden Veranstalter Westfalen e.V. und ZIG OWL gefolgt. Begrüßt wurden sie von Professor Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, der in seinem Grußwort die Bedeutung der Region Westfalen mit Blick auf den Einsatz und die Entwicklung der digitalen Medizin hervorhob. Es sei wichtig, neben der technologischen Ausrichtung zentrale Themen wie Ethik und Humanität im Blick zu behalten. „Wir brauchen die intelligente Kombination von traditioneller Medizin, ethischen Normen und Werten sowie moderner Technologie, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Dieser Ausrichtung tragen wir am Standort Bielefeld Rechnung, indem wir die medizinische Fakultät bewusst mit anderen Fachrichtungen wie Philosophie und Medizingeschichte verknüpfen.“

Corona beschleunigt Entwicklungsprozess

Für Lars Andre Ehm, Gruppenleiter für Gesundheitsversorgung, Prävention und Digitalisierung im Gesundheitswesen im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, steht die Corona-Pandemie für einen gewaltigen Umbruch, der die Entwicklung in der Gesundheitswirtschaft auch in den nächsten Jahren kennzeichnen werde. Auch wenn die Umsetzung der notwendigen Technologien viel Zeit gebraucht hätte, sei die Akzeptanz der Bürger für digitale Anwendungen deutlich gestiegen: „Die Menschen haben erkannt, dass sie von digitalen Medizinlösungen profitieren.“ Digitale Medizin habe eine wachsende Bedeutung in ländlichen Regionen, das zeige sich beispielsweise beim Projekt Telenotarzt, der bereits seit 2014 in Aachen im Regelbetrieb eingesetzt wird und mittlerweile auch in vielen anderen Kreisen und Städten der Region ein wichtiger Teil der notarztmedizinischen Versorgung ist.

HDZ NRW setzt auf Strategie der Digitalisierung

Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen bietet ab dem 1. April 2022 Leistungen aus dem „Virtuellen Krankenhaus“ an. „Bisher mussten Patienten oft allerhand Mühen auf sich nehmen, um die Leistungen vor Ort in Anspruch nehmen zu können. Nun wird vieles auf Mausklick möglich sein“, lobt Lars Andre Ehm. Anerkennende Worte, die Dr. med. Karin Overlack, Geschäftsführerin von Deutschlands größtem Herztransplantationszentrum, gerne zur Kenntnis nahm. Ungeachtet dessen sieht sie das HDZ NRW noch am Anfang einer Qualitätsoffensive, bei der noch einiges zu tun sei: „Wir wollen die Vision einer optimalen Prozess- und Behandlungsqualität realisieren. Dafür brauchen wir einen umfassenden Blick auf die Patientendaten und nicht nur einen kleinen Ausschnitt. Erst dann werden wir unsere Vorstellung zum Nutzen unserer Patienten und Mitarbeiter wirklich erfüllen können.“
Mit dem  „Virtuellen Krankenhaus“ sei nun ein wichtiger Schritt getan, um sich dieser Version zu nähern. Erfolge verzeichnet das HDZ auch bei Telemedizin-Anwendungen, die zu signifikanten Reduktionen bei der Mortalität, der Hospitalisierung und der Gesamtbehandlungskosten geführt hätten. Dagegen seien andere Bereiche der digitalen Medizin wie beispielsweise KI-Anwendungen noch im Aufbau. Der Erfolg der digitalen Medizin beruht laut Karin Overlack auf zwei Komponenten: „Zum einen brauchen wir trotz aller Technologie immer noch den Menschen, der sich um den Patienten kümmert. Zum anderen brauchen wir vollständige Daten in einer Hand. Nur so können wir die Prozess- und Behandlungsqualität sicherstellen.“

Digitale Medizin braucht auch einen kulturellen Wandel

Aussagen, denen Prof. Dr. med Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am Universitätsklinikum Münster, sofort zustimmen würde. „Telemedizin kann Patienten wertvolle Hilfen leisten – wenn sie die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereithält.“ Wie wichtig die Telemedizin sei, zeige sich insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie. Eine Einschätzung, die er mit Zahlen untermauerte. So seien knapp 53 Prozent der intensiv beatmeten COVID-Patienten in Deutschland verstorben. Dagegen läge der Anteil der telemedizinisch betreuten Patienten, die an einer Corona-Infektion verstorben seien, lediglich bei rund 34 Prozent. „Die Möglichkeit, sich kurzfristig mit Kollegen über Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden zu verständigen, zahlt sich also in jedem Fall für den Patienten aus“, sagt Christian Juhra. Um die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, sei aber nicht nur ein technologischer Sprung und niederschwellige Prozesse nötig, sondern vor allem ein kultureller Wandel. „Die Technik ist nicht das legitimierende Element. Wir müssen es schaffen, das Vertrauen der Patienten und auch der Anwender in die Telemedizin zu steigern. Sonst bringt uns auch die beste Technik nicht weiter.“

Ärztlicher Blick: Digital Clinician Scientist

Digitale Medizin setzt das Vertrauen der Patientinnen und Patienten voraus und stärkt ihre Beteiligung und Mitarbeit an der Versorgung. Wie wirkungsvoll dieses Zusammenspiel sein kann, berichtete Dennis Lawin, Digital Clinician Scientist der Arbeitsgruppe Digitale Medizin, der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld. Er kümmert sich als Assistenzarzt des Klinikums Bielefeld um Patientinnen und Patienten mit Herz-Rhythmus-Störungen. „Da unsere Patienten früher nur bei Beschwerden zu uns kamen und damit zwischen ihren Aufenthalten diagnostische Lücke entstanden, war die Situation lange Zeit sehr unbefriedigend. Dank digitaler Medizinanwendungen haben wir heute die Möglichkeit der kontinuierlichen Datenversorgung. Das ist für uns, vor allem aber für unsere Patienten, ein riesiger Fortschritt.“ Bei dem Datentransfer via Apple Watch können verschiedene Anwendungstechniken eingesetzt werden, von der klassischen EKG-Anwendung über PPG- Technik bis hin zu sprachbasierten Anwendungen. Unabhängig davon ist die Qualität der Daten erstklassig, weiß Dennis Lawin: „Ob im Falle eines Vorhofflimmerns oder bei den Auswirkungen einer COVID-Infektion: Dank besserer Auswertung und Diagnostik können wir Probleme, die wir sonst nicht erkennen würden, nun sichtbar machen. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir ab dem 1. April 2022 auch die Long-COVID-Ambulanz in Bielefeld mit dieser Technologie unterstützen.“

Mit Künstlicher Intelligenz Forschungsergebnisse ganz neu nutzbar machen

Bei der Nutzung von Forschungsdaten zu Medizin und Gesundheit geht es schon längst nicht mehr um die reine Menge der Information. Jeden Tag kommen Millionen neuer Datensätze aus über 100 veröffentlichten klinischen Studien hinzu. Für Prof. Dr. rer. nat. Philipp Cimiano, Leiter der AG Semantische Datenbanken, CITEC, ein Anlass für einen besonderen Lösungsansatz: „Wir verzeichnen in der Forschung seit Jahren einen enormen Datenzuwachs, der es kaum mehr möglich macht, den Überblick zu behalten. Vor allem aber kostet es enorm viel Zeit und Ressource, diese Informationen, die oft noch in Papierform vorliegen, überhaupt nutzbar zu machen. Wenn sie nicht maschinenlesbar sind, sind sie für die digitale Medizin aber wertlos.“ Wie dieses Problem gelöst werden kann, erläuterte Philipp Cimiano seinem Vortrag. Die von seinem Team entwickelte Technologie „Dynamic Interactive Argument Trees“ (DIAeT) liest die Forschungsdaten ein und zieht aus allen verfügbaren Informationen Rückschlüssen, die dann dem Anwender zur Verfügung gestellt werden. Dabei kann dieser eine Vielzahl von Filtern einsetzen, z.B. die Anzahl der Studienteilnehmer oder Untersuchungsgebiete, um das Ergebnis soweit als möglich zu spezifizieren. Erste Tests mit dem neuen Tool verliefen vielversprechend, was vor allem auf die sehr gute Datenmodellierung zurückzuführen sei: „Letztlich haben wir bei diesem Thema keine technische Herausforderung, sondern eine organisatorische. Immerhin müssen wir Milliarden von Daten maschinenlesbar aufbereiten. Dies ist natürlich ein ziemlicher Aufwand, der sich aber in jedem Fall lohnt, da er letztendlich direkt den Patienten zu Gute kommt.“

Digital gegen Demenz

Wie wichtig die digitale Medizin gerade für die regionale Gesundheitsversorgung sein kann, zeigten abschließend PD Dr. rer. med. Rene Thyrian und Prof. Dr. rer. nat. Julia Haerstroh von der Universität Siegen in ihrem gemeinsamen Vortrag über Evidenz, Konzepte und Strategien der Demenz-Versorgungsforschung. „Gerade bei diesem Thema haben wir oft sehr dynamische und regional unterschiedliche Veränderungsprozesse. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten und entsprechende Konzepte entwickeln, sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung“, erläuterte Rene Thyrian. Welche Möglichkeiten die digitale Medizin aber auch für Demenzkranke biete, verdeutlichte Julia Haberstroth anhand eines Pilotprojektes, das im letzten Jahr in der Region Siegen-Wittgenstein angelaufen ist. Auf Basis eines partizipativen Netzwerks können hier dank digitaler Anwendungen Versorgungslücken rasch identifiziert, individuelle Behandlungs- und Versorgungspläne erstellt und Lösungskonzepte mit Hausärzten, Monitoring und Ergebniskontrollen umgesetzt werden. Lediglich die Hausbesuche durch eigens dafür geschultes Fachpersonal werden nach wie vor nach altem Muster umgesetzt. Der Pilotstudie soll im Juni 2024 abgeschlossen sein und dann möglicherweise Modellcharakter für weitere Regionen haben.

Starke Region für Digitale Medizin

In der Bilanz aus Sicht der Veranstalter zeigt sich Uwe Borchers vom ZIG OWL überzeugt: "Westfalen ist eine starke Region für digitale Medizin. Wichtig ist, dass die Digitalisierung eine bessere Versorgung der Menschen im ländlichen Raum ermöglichen kann. Es geht uns aber auch um die Sichtbarkeit der Region als Standort für Spitzenmedizin und exzellente Forschung."

Weitere Information:
Virtuelles Krankenhaus startet in NRW (WDR Nachrichten)
Herzzentrum ist Expertenzentrum im Virtuellen Krankenhaus NRW (WDR Lokalzeit OWL)

Bad Salzuflen: So soll der "Gesundheitscampus" Fahrt aufnehmen

Bad Salzuflen. Die Kurstadt soll ihre große vorhandene medizinische Kompetenz bündeln, den Bereich Forschung ausbauen, dabei die Chancen der Digitalisierung nutzen und ein bedeutender Standort für (Weiter-)Bildung in der Gesundheitswirtschaft werden. All dies und noch mehr steht hinter der Entwicklung eines „Gesundheitscampus Bad Salzuflen", der sich geografisch vom ehemaligen Grundstück der Klinik am Kurpark bis zur „VitaSol"-Therme sowie vom Landschaftsgarten bis hin zum Kurpark erstrecken soll.

Die darin vorhandenen Gesundheitsinstitutionen, zu denen ausdrücklich auch die großen Reha-Kliniken gezählt werden, sollen noch besser miteinander vernetzt werden. Und auch das in der Diagnostik führende Labor Krone in der Siemensstraße soll Partner im „Gesundheitscampus" werden. Wie es mit dem von Bürgermeister Dirk Tolkemitt angestoßenen Großprojekt weiter gehen könnte, war gestern Abend Gegenstand einer Präsentation vor dem Hauptausschuss der Stadt. Geschäftsführer Uwe Borchers vom „Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL" (ZIG, Bielefeld) trug sogenannte potenzielle „Handlungsfelder" für den Gesundheitscampus vor.

Schritt für Schritt

Das Institut, zu dessen Trägern mehr als 40 Kliniken und Dienstleister, Unternehmen, Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Gesundheitsbranche zählen, berät die Stadt bei der Entwicklung des Campus. „Das ist kein Projekt, was sich in wenigen Jahren komplett abschließen lässt. Wir werden Schritt für Schritt tun, um Bad Salzuflen als Gesundheitsstandort weiter nach vorne zu bringen. Bewusst setzen wir dabei vor allem auf Dinge, die es noch nicht oder nicht in der Form in der Region gibt", sagt die 1. Beigeordnete der Stadt, Melanie Koring.

Zu den rund ein Dutzend Bausteinen oder Handlungsfeldern des Campus, die aktuell diskutiert werden, gehört zum Beispiel eine „Patienten-Uni". „Dahinter stehen Fortbildungsreihen mit Wissenschaftlern, für die sich Bad Salzufler oder auch Gäste der Stadt einschreiben können, um sich in Gesundheitsfragen weiterzubilden", sagt Bürgermeister Tolkemitt. Dieses Angebot ließe sich zusammen mit der Volkshochschule Bad Salzuflen sicher schnell umsetzen.

Neubau in zentraler Kurortlage

Etwas länger dürfte es mit dem Projekt dauern, das aktuell auf der Brachfläche der ehemaligen Klinik am Kurpark an der Parkstraße geplant ist. Zusammen mit Partnern, die noch gefunden werden sollen, plant die Stadt die Entwicklung eines architektonisch anspruchsvollen Gebäudes oder mehrerer kleinerer Einheiten. In dem Neubau in zentraler Kurlage könnten unter anderem temporäre und interdisziplinäre Forschungsplätze entstehen. „Zum Beispiel auf dem immer bedeutender werdenden Gebiet der ,Thernostik’, des Zusammenwachsens von Therapie und Diagnostik", nennt Tolkemitt ein Beispiel.

In dem neuen Komplex seien aber auch Schulungen und Ausbildungen – zum Beispiel für den Pflegebereich – vorstellbar. Ausdrücklich mit einbezogen in den Campus werden soll auch das aktuell geschlossene Kurhaus. Wie berichtet, soll es zu einer modernen Kongress- und Tagungsstätte umgebaut werden. Aber auch die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden sei auf dem Gesundheitscampus vorstellbar, wie Beigeordnete und Kämmerin Koring betonte. „In Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Reha-Kliniken oder auch dem Vitalzentrum des Staatsbades." Ganz wichtig ist der Stadt, dass die Entwicklung des Campus nicht „nur" Fachkräften und Patienten von außerhalb dienen soll, sondern insbesondere auch den Bad Salzuflern selbst. Sei es, dass sie sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern können oder von den Angeboten einer sogenannten „Smart-City" mit vernetzten digitalen Angeboten profitieren.

Vorteile für viele

„Nicht zuletzt wird die Etablierung medizinischer Exzellenz am Standort das Image der Kurstadt insgesamt stärken, wovon wiederum auch Gastgeber und der Einzelhandel profitieren", so Tolkemitt. Parallel zur Arbeit am „Gesundheitscampus" treibt die Stadt die Entwicklung von Kurimmobilien weiter voran. So sollen der Umbau des Kurhauses und der Verkauf des ehemaligen Fürstenhofes an der Parkstraße (siehe Kasten) noch vor Ostern ausgeschrieben werden. Im Fürstenhof sind nach den Auflagen des Kursondergebiets ein Hotelbetrieb oder medizinische Nutzungen – zum Beispiel in Form einer Reha-Klinik – möglich. Ebenfalls ausgeschrieben wird das Millionenprojekt eines Vier-Sterne-Hotels an der Exterschen Straße mit direktem Zugang zur Schwimmhalle beziehungsweise Sauna der „VitaSol"-Therme (wir berichteten).

Das ehemalige Areal der Klinik am Kurpark und der benachbarte Fürstenhof bilden zusammen ein 15.000 Quadratmeter großes Areal in 1-A-Kurortlage. Beide Immobilien gehören zum städtischen Vermögen. Die Klinik am Kurpark (180 Betten) stellte 2007 ihren Betrieb ein. Einige Jahre später wurden große Teile des Inventars über den Verein „Brückenschlag Ukraine" nach Osteuropa gebracht. Kurz vor dem Abriss des Komplexes im Sommer 2014 scheiterte noch ein Verkauf an einen Investor aus Polen. Der Abriss der Reha-Klinik hat dem Vernehmen nach gut eine Million Euro gekostet. Seit fast acht Jahren liegt das Grundstück an der Park-/Ecke Sophienstraße brach.

Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 17.03.2022

Wie wird Herzebrock-Clarholz attraktiv für Hausärzte?

Die UWG hatte ein Ärztehaus für Herzebrock-Clarholz gefordert. Im Rahmen des Hausärztemangel prüft die Verwaltung auch diese Möglichkeit.

Herzebrock-Clarholz (rast). „Sie können heute nicht ernsthaft beschließen, ein Ärztehaus zu bauen.“ Mit dieser Äußerung im Ausschuss für Schule, Sport, Kultur, Familie, Soziales und Ordnung zog Fachbereichsleiter Wilhelm Towara den Antrag der UWG (diese Zeitung berichtete) in Zweifel. Nachdem die Ausschussvorsitzende Petra Lakebrink den Beschluss zur Maßnahme gegen den Hausärztemangel umformuliert hatte, gab es am Mittwochabend dennoch eine einstimmige Entscheidung. 

Die Gemeindeverwaltung soll nun prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, Hausärzte dafür zu begeistern, sich in Herzebrock-Clarholz niederzulassen. „Beim Ausloten kann auch herauskommen, dass ein Ärztehaus sinnvoll ist“, sagte Wilhelm Towara. Denn eins steht fest: Nicht nur durch die Schließung der Praxis von Anke Steidl und Michael Pfeiffer ist es um die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der Doppelgemeinde nicht zum Besten bestellt. 

Anspruch auf Förderung durch die Kassenärztliche Vereinigung 

Das sieht auch Uwe Borchers, Geschäftsführer von ZIG OWL, dem Verein zur Förderung von Innovationen in der Gesundheitswirtschaft mit Sitz in Bielefeld, in seinem Vortrag so. Außerdem hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) einen Bedarf erkannt. „Die KVWL teilt Ihre Sorgen, eine Unterstützung ist geplant“, berichtete Uwe Borchers und verwies auf die Sitzung vom 18. Januar, in der die Interessenvertretung der Ärzte Herzebrock-Clarholz in das Förderverzeichnis aufgenommen hat. 

Der Grund für die Aufnahme in das Förderverzeichnis ist zunächst einmal nicht die Anzahl der Hausärzte, sondern der Altersschnitt. Unterschieden wird nach U60 und Ü60. Für den sogenannten Mittelbereich Rheda-Wiedenbrück, wozu auch Herzebrock-Clarholz gehört, sind 37 Prozent über 60 Jahre alt, für Gütersloh sind 47 Prozent angegeben. Der Durchschnitt in den fünf Planungsgebieten liegt bei 40 Prozent. Negativ-Spitzenreiter ist Rietberg. Dort sind 59 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre. 

„Gesundheitszentrum ist für eine Kommune eine schwierige Aufgabe“

Um Anreize zu schaffen, dass Ärzte sich niederlassen, bietet die KVWL eine Bandbreite an Unterstützungsmöglichkeiten. Die reichen von einem günstigen Darlehen für die Ärzte bis zu einer Umsatzgarantie für die Praxisbetreiber. Hinzu kommen, wie berichtet, die Förderungen durch die Gemeinde. Grundsätzlich wertete es Uwe Borchers als positiv, dass die Kommune das anbiete und sich zudem frühzeitig dem Thema Hausärztemangel angenommen habe, bevor das Kind in den Brunnen gefallen sei.

Aus Sicht von Uwe Borchers könne ein Gesundheitszentrum einen Standort durchaus attraktiv machen – auch für Fachärzte. Aber: Obwohl bei immer mehr Ärzten die Tendenz dahin geht, lieber angestellt zu arbeiten, warnte er davor, dass die Gemeinde als Betreiber eines Ärztehauses auftritt. „Für Kommunen ist das eine schwierige Aufgabe.“ Die UWG hatte ein von der Gemeinde betriebenes Ärztehaus am Beispiel von Büsum ins Spiel gebracht. Uwe Borchers erklärte, dass das Konzept zusammen mit der schleswig-holsteinischen Ärztegenossenschaft entwickelt worden sei.

Manchmal sind Kleinigkeiten entscheidend

Die spannende Frage, die sich nun stellt: Was kann die Gemeinde unternehmen, damit Herzebrock-Clarholz als Standort für Hausärzte interessant wird? „Geld und Steine sind für Hausärzte nicht alles“, erklärte Uwe Borchers dem Ausschuss. Das Gesamtpaket müsse für einen Hausarzt passen. Und manchmal seien es nur Kleinigkeiten, die den Ausschlag für eine Niederlassung gäben. 

Als Beispiel nannte der Fachmann die vor einer Praxis vorhandenen Parkplätze. Auch weiche Standortfaktoren wie Kindergärten, Schulen oder die Aufenthaltsqualität im Ort seien wichtig. Es gebe auch Kommunen, die würden Stipendien statt Geld für die Praxiseinrichtung anbieten, um angehende Ärzte so an den Ort zu binden. Klar sei aber, dass angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung eine Versorgung durch Hausärzte immer wichtiger werde. Und nicht nur durch die. Uwe Borchers drängte darauf, das Thema viel weiter zu fassen. Pflegekräfte brauche es ebenso wie eine Gemeindeschwester. Die sei wichtig, um gegebenenfalls mehrere Ärzte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Unter anderem durch die Übernahme von Hausbesuchen, da ältere Menschen nicht mehr so gut zum Arzt kämen. 

Ein Gesamtpaket muss geschnürt werden

Man solle das sogar bis zum Einkaufsdienst denken, regte der ZIG-Geschäftsführer an. Oder eines Fahrdienstes für ältere Menschen. Für die Verwaltung ist also ein großes Aufgabenpaket geschnürt. Dabei könne die Gemeinde auch Netzwerke im Ort schaffen. Also zwischen Pflegenden und Ärzten. Denkbar sei auch, dass die Verwaltung dafür sorge, die Ärzte oder auch Pflegedienste bei der Organisation der alltäglichen Bürokratie zu unterstützen. Es zeichne sich auch immer mehr ab, dass Ärzte sich lieber gemeinschaftlich organisieren, statt als Einzelkämpfer aufzutreten. 

Dafür müsse ein Gesamtpaket geschnürt werden. Bei allem, was eine Gemeinde unternimmt, sei aber eine Sache klar. „Es gelingt nur etwas, wenn sich Ärzte und Kommunen im Vorfeld zusammensetzen“, erklärte Uwe Borchers. Was die Verwaltung in Herzebrock-Clarholz wohl bereits getan hat, wie Wilhelm Towara im Ausschuss berichtete. Die Hausärzte hätten laut des Fachbereichsleiters bereits signalisiert, neue Wege zu gehen. In Richtung mehr Zusammenarbeit wie zum Beispiel einer gemeinsamen Buchführung. Und vielleicht auch Richtung eines Ärztehauses, in dem dann auch ein Pflegedienst und eine Gemeindeschwester untergebracht sein könnten.

Quelle: Die Glocke

Digitales Praktikum: So funktioniert’s

Die Stadt hat mit Kooperationspartnern Schülern ein virtuelles Pflegepraktikum angeboten – ein Novum. Die Vorbereitungen waren groß, für die Teilnehmer hat’s sich gelohnt. Das sind die Vorteile.

Bielefeld. Corona hat den Jugendlichen viele Pläne durchkreuzt: Klassenfahrt, Schulfest oder die Abschlussparty. Und auch mit dem Pflichtpraktikum ist es schwierig geworden, denn viele Betriebe sind ins Homeoffice gegangen oder die Corona-Auflagen sind extrem hoch.

Unternehmen wie Schüco haben sich darauf eingestellt und ermöglichen den Schülern ein virtuelles Praktikum. Die Stadt hat jetzt in Kooperation mit dem ZiG (Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft) und der REGE mbH (Regionale Personalentwicklungsgesellschaft) ein digitales Format für die Pflege angeboten und gleich mehrere Träger mit ins Boot geholt.

„Die Schüler haben nichts zu verlieren“

„In der freien Wirtschaft funktioniert ein digitales Praktikum bereits – weshalb nicht auch in der Pflege?“, sagt Nora Kristin Gäbel aus dem Büro für Integrierte Sozialplanung und Prävention der Stadt, die das Praktikum aus der Taufe hob. Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt sie: In Pandemie-Zeiten sei ein digitales Praktikum sicherer für alle Beteiligten, mögliche Hemmschwellen auf Seiten der Praktikanten seien geringer, und im Idealfall schließe sich an das digitale Praktikum das analoge an, sagt sie.

Luna Valentino (16) kann sich sehr gut vorstellen, an das digitale Praktikum anzuknüpfen. Die Schülerin der Gesamtschule Rosenhöhe war in der Praktikums-Woche mit viel Herzblut dabei und fand’s super, einen Überblick über die unterschiedlichen Berufe zu bekommen. „Für meine berufliche Orientierung war das eine tolle Erfahrung“, sagt sie.

Gäbel und ihre Mitstreiter hatten die Akteure zusammengebracht, die zentrale Koordinierung übernommen, bei Technikproblemen unterstützt und das Projekt an Schulen beworben. Vier Träger fanden sich, die am Ende die Praktikumswoche gestaltet haben: die Gesundheitsschulen des EvKB (Evangelisches Klinikum Bethel), das Kinder- und Jugendhospiz Bethel, das Dorothee-Sölle-Haus des Johanneswerks (Altenhilfeeinrichtung) und das Frieda-Nadig-Haus des AWO-Bezirksverbands OWL (Altenhilfeeinrichtung).

„Durch die Kombination unterschiedlicher Träger und Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten die Schüler einen umfassenden Überblick bekommen, welche Einsatzgebiete es im medizinisch-pflegerischen Bereich gibt und welche Berufe man im Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsbereich erlernen kann“, sagt Gäbel.

Der Stundenplan, der gemeinsam von den Einrichtungen entwickelt wurde, deckte unterschiedliche Inhalte ab: Austausch mit Fachkräften und Auszubildenden der teilnehmenden Einrichtungen, Begleitung eines Dienstes in der Pflege, Einblick in pflegerische Tätigkeiten (Blutdruck messen, Medikamente stellen, Händedesinfektion, Anlegen von Schutzkleidung, Wundversorgung), Teilnahme an einer sozialen Beschäftigung sowie einem Sport- und Bewegungsprogramm.

Luna Valentino kann sich vorstellen, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr im medizinischen oder pflegerischen Bereich zu machen. Zum Reinschnuppern sei das Praktikum auf jeden Fall ideal, sagt sie. Auch Oliver Wittler von der REGE ist von dem Konzept überzeugt. „Die Schüler haben ja nichts zu verlieren“, sagt er. Für Schüler und Träger sei ein solches Praktikum auf jeden Fall eine Win-win-Situation. Zwei Schulen haben mitgemacht: Zehn Schüler von der Gesamtschule Rosenhöhe und sieben vom Helmholtz-Gymnasium. Sie erhielten vorab ein sogenanntes „Care Paket“, bestehend aus Informationsmaterialien der beteiligten Einrichtungen sowie Gebrauchsmaterialien (Desinfektionsmittel oder sterile Handschuhe), mit denen im Laufe der Woche gearbeitet werden sollte.

Es wird auf jeden Fall nicht die letzte Praktikumswoche gewesen sein: „Wir wollen eine zweite Woche anbieten“, sagt Gäbel. Auch die Träger wollten das Praktikum als wiederkehrendes Format anbieten. Natürlich, sagt auch Luise Papendorf, ersetze das digitale Praktikum kein reales, aber es sei ein Türöffner. Für viele Schüler sei ein solches Format zudem ein Segen, denn viele hätten Absagen erhalten, weil die Betriebe sie in Corona-Zeiten nicht betreuen könnten. Infos bei Nora Kristin Gäbel unter Tel. (05 21) 51 34 08.

Quelle: Neue Westfälische, 3. März 2022 (Ariane Mönikes)

Ministerpräsident Wüst und Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen besuchen Medizinische Fakultät OWL

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen haben am Dienstag, 25. Januar 2022, die neue Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld besucht. Sie tauschten sich mit Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Kanzler Dr. Stephan Becker, Gründungsdekanin Professorin Dr. Claudia Hornberg sowie mit den Medizinstudierenden Leonie Resem, Holly Moser und Justin Kock aus.

„Dank des großen Einsatzes der Universität Bielefeld, der beteiligten Praxen und Kliniken und der Landesregierung ist innerhalb von nur vier Jahren ein zentrales Projekt der Landesregierung Realität geworden. Das ist ein starkes Signal für den Hochschulstandort Nordrhein-Westfalen – und ein ebenso starkes Signal für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte: „Dass der Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL trotz der Herausforderungen durch die Pandemie planmäßig und so erfolgreich angelaufen ist, ist ein großes Kompliment für die gute Arbeit aller Beteiligten. Von der neuen Fakultät profitieren Studierende in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, denn sie können nun an acht staatlich getragenen Universitäten in ganz Nordrhein-Westfalen Medizin studieren. Mit dem Schwerpunkt „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ hier in Bielefeld wird zugleich das inhaltliche Spektrum der medizinischen Forschung und Lehre in Nordrhein-Westfalen erweitert. Damit stärken wir den Medizinstandort Nordrhein-Westfalen erheblich. Den ersten 60 Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld: „Die neue Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld hat in Rekordzeit ihren Betrieb aufgenommen. Dies war nur durch ein großartiges Engagement aller Beteiligten und durch die herausragende Unterstützung der Landesregierung möglich. Das Land hat den Gründungs- und Aufbauprozess eng begleitet, hat für kurze Wege und schnelle Entscheidungen gesorgt sowie die notwendigen finanziellen Voraussetzungen geschaffen. Herausheben möchte ich hier insbesondere die Möglichkeit, dass die Universität selbst die Gebäude realisieren kann. Für das Vertrauen und die Unterstützung bedanke ich mich ganz herzlich bei der Landesregierung.“

Quelle: Universität Bielefeld und Land NRW

Barmer-Pflegereport: Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen

Der Pflegenotstand in Deutschland wird nach neuesten Hochrechnungen der Barmer brisanter als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 sollen bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch weil es mit dann insgesamt rund sechs Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Die Politik muss zügig gegensteuern, andernfalls bleibt die Pflege eine Großbaustelle auf schwachem Fundament. Im Koalitionsvertrag stehen dazu einige richtungsweisende Vorhaben. Das begrüßen wir ausdrücklich! Nun muss rasch die Umsetzung angegangen werden“, forderte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden

Allen voran müssten die Bundesländer endlich ihrer Pflicht nachkommen, die Investitionskosten für stationäre Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Dadurch würde bereits eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht werden. Denn bisher stellen die Pflegeheime dies in der Regel den Bewohnerinnen und Bewohnern in Rechnung. Um eine finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen zu vermeiden, sollten zudem die Leistungsbeträge der sozialen Pflegeversicherung einmalig angehoben und dann regelmäßig dynamisiert werden. Die für den Jahreswechsel geplante Anhebung der Pflegesachleistungsbeträge sowie die Einführung eines Leistungszuschlages bei vollstationärer Pflege seien erste wichtige Schritte. Der ab dem kommenden Jahr vorgesehene jährliche Steuerzuschuss in Höhe von einer Milliarde Euro solle im Gleichschritt mit den jährlichen Ausgaben der Pflegeversicherung ansteigen. „Die künftige Bundesregierung will die Pflegebedürftigen mittelfristig in Bezug auf die steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege entlasten. Auch die Prüfung zur weiteren Senkung der Eigenanteile ist ein wichtiges Element“, so Barmer-Vorstandschef Straub.

Ausgaben für Pflege steigen auf 59 Milliarden Euro

Der Autor des Barmer-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, wies aufgrund der höheren Zahl an Pflegebedürftigen und des zunehmenden Personalbedarfs auf einen deutlich größeren Finanzbedarf hin. Dieser werde ohne weitere Leistungsverbesserungen, die gleichwohl nötig seien, von 49 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 steigen. „Neben den Herausforderungen bei der Finanzierung muss der Blick auch auf die Frage gerichtet werden, wer künftig die Pflegebedürftigen betreuen soll. Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Rothgang. Den Reportergebnissen zufolge fehlten bis zum Jahr 2030 etwa 81.000 Pflegefachkräfte, 87.000 Pflegehilfskräfte mit und 14.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Dabei sei im stationären Bereich die vollständige Umsetzung des Personalbemessungsverfahrens noch gar nicht berücksichtigt. Der Pflegeberuf müsse vor diesem Hintergrund deutlich attraktiver werden. Daher sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Belastungen dieser enorm anstrengenden Arbeit abzufedern.

Kreis Höxter richtet mit Veranstaltung den Blick in die Zukunft

Mit einer spannenden Kombination haben der Kreis Höxter und das St. Vincenz Hospital Brakel für große Freude bei Studierenden der Medizinischen Fakultät OWL in Bielefeld gesorgt. Nach einem Einblick in die moderne und innovative Orthopädie-Abteilung in Brakel ging es im nahegelegenen Kletterzentrum OWL hoch hinaus für die Teilnehmenden.

Als Mitglied des Vereins zur Förderung der medizinischen Versorgung und Ausbildung OWL will der Kreis Höxter Medizinstudierende für die Region OWL begeistern. „Wir verstehen die Förderung der medizinischen Ausbildung in OWL als eine übergreifende Gemeinschaftsaufgabe für Standortattraktivität und Regionalentwicklung“, erläutert Medizinaldirektor Dr. Ronald Woltering vom Kreis Höxter, Leiter des Fachbereichs Gesundheits- und Veterinärwesen. „Die Aktivitäten haben das übergeordnete Ziel, die gesundheitliche Versorgung zu verbessern.“

Eine wichtige Rolle spiele dabei, gemeinsam mit den anderen Kreisen und weiteren Partnern, die Vorzüge der Region OWL aufzuzeigen, ergänzt Dr. Charlotte Şahin, die Koordinatorin für den Förderverein. „Wir wollen die Medizinstudierenden in ihrer Ausbildung sowie persönlichen Kompetenzen fördern und unterstützen. Im Besten Falle entstehen dadurch langfristige und enge Bindungen an die Region und in der Region.“

Woltering brachte seine Freude zum Ausdruck, dass der Kreis Höxter schon am Anfang der Veranstaltungsreihe die Studentinnen und Studenten willkommen heißen durfte: „Damit können wir neugierig machen auf die vorhandene Vielfalt an innovativen und modernen medizinischen Ausbildungsmöglichkeiten im Kreis Höxter und die Anbindung unseres Kreises an die Medizinische Fakultät in Bielefeld stärken. Gleichzeitig ist es uns möglich, Freizeitaktivitäten im Kreis Höxter vorzustellen und im Hinblick auf die Work-Life-Balance die hohe Lebensqualität zu unterstreichen.“ Er sieht solch eine Veranstaltung als wichtigen Schritt bei den Bemühungen des Kreises Höxter, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft sicherzustellen.

Medizinische Fakultät OWL: VR-Simulation geht in den Praxistest

Die ersten Medizinstudierenden durften die von Forschenden der Medizinischen Fakultät OWL und der Hochschule Emden/Leer im BMBF-Projekt „Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ entwickelte Virtuelle Realität (VR)-Simulation zum Thema „Reanimation“ Mitte November im Rahmen des Seminars „Basismaßnahmen der cardiopulmonalen Reanimation (BLS) des Erwachsenen“ der Notfallmedizinlehre testen.

„Toll, dass die Studierenden jetzt die Möglichkeit haben, die im Projekt entwickelten Unterrichtsmaterialien und vor allem auch die VR-Simulation zu testen“, freut sich Projektleiterin und Dekanin Prof. Dr. med. Claudia Hornberg. „Dieses Projekt hat, als eines der ersten der Medizinischen Fakultät OWL, für mich eine ganz besondere Bedeutung, da es noch von unserem geschätzten Kollegen Dr. med. Karim Gawad initiiert und eingeworben wurde, der leider viel zu früh verstorben ist.“

Die Einbettung der im Projekt entwickelten VR-Simulation in die Lehre der Notfallmedizin erfolgte in enger Abstimmung mit dem Fachverantwortlichen für Notfallmedizin, Dr. med. Achim Röper (Leitender Oberarzt Klinikum Bielefeld). Die Studierenden konnten im Rahmen des Seminars an insgesamt vier Stationen erste praktische Fähigkeiten an Simulationspuppen trainieren. Unter Anleitung von Ärzten des Klinikums Bielefeld, des Evangelischen Klinikums Bethel und des Klinikums Lippe sowie von Mitarbeiter*innen des Studieninstitutes Westfalen-Lippe wurden unter anderem die Durchführung einer Herzdruckmassage, das Anlegen eines AED (Automatisierter externer Defibrillator) und das Atemwegsmanagement geübt.

An der Station des Projektteams tauchten die Studierenden dann unter Anleitung von Oberärztin Dr. med. Anne-Kathrin Eickelmann, Projektmitarbeiter Frank Homp und Claudio Krause in die virtuelle Welt ein. Anhand des Fallbeispiels einer älteren Dame, die in einer Pflegeeinrichtung kollabiert war, übten die Studierenden das Auffinden einer bewusstlosen Person und die Durchführung einer Reanimationssituation. „Die VR-Simulation bietet eine sehr gute Chance, dass die Studierenden den Ablauf und die einzelnen Schritte beim Auffinden einer bewusstlosen Person und bei der Durchführung einer Reanimation trainieren. Zudem bietet die virtuelle Realität den Vorteil, dass das Fallbeispiel realitätsnäher dargestellt werden kann“, sind sich die Projektkoordinatorinnen Ivonne Wattenberg und Rebecca Lätzsch sicher.

Besonders gefreut hat sich das Projektteam über die begeisterte Teilnahme und das umfassende und hilfreiche Feedback der Studierenden, das eine große Bedeutung für die Weiterentwicklung der VR-Simulation hat. „Ich konnte hier auf ideale Weise den ersten Patientenkontakt in einer Notfallsituation erleben – ohne die reale Angst, dass der Patient mir direkt verstirbt“, berichtet Student Nezir Hasani. „Ich sehe hier auch für die Zukunft eine sehr hilfreiche Lernmethode für weitere Erstsemester-Studierende.“

Neben der VR-Simulation wurde weiteres Lern- und Lehrmaterial zum Thema „Basic Life Support“ erstellt und über das Learning-Management-System der Universität Bielefeld zur Verfügung gestellt, u.a. ein Legetechnikvideo und eine Podcast- Reihe, in der Vertreter*innen verschiedener Gesundheitsberufe ihre Erfahrungen mit Reanimationen schildern. Die entwickelten Medien sollen auch über das Projekt hinaus interessierten Lehrenden als öffentliche Lernmaterialien (OER) zur Verfügung gestellt werden.

Hintergrund zum Projekt:
Das Projekt „Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ (DiviFaG) ist ein Verbundvorhaben der Universität Bielefeld (Fakultät für Erziehungswissenschaft/Medienpädagogik und Medizinische Fakultät OWL), der Fachhochschule Bielefeld, der Hochschule Osnabrück und der Hochschule Emden/Leer. Es wird über einen Zeitraum von drei Jahren (bis Dezember 2022) vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „Digitale Hochschulbildung“ gefördert.

Quelle: Universität Bielefeld

Gesundheitsexperte schlägt Alarm: "Uns fehlen Pflegekräfte"

Der Gesundheitssektor zählt zu den großen Wachstumsmärkten. Klingt erst mal gut. Doch vor allem im ländlichen Raum drohen Versorgungslücken.

Steinhagen. „Der Anteil der älteren und hochbetagten Menschen steigt weiter deutlich an in den nächsten Jahren. Natürlich ist es schön, alt zu werden. Aber natürlich wollen wir alle möglichst gesund älter werden", sagt Uwe Borchers. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe, kurz ZIG, war jetzt zu Gast beim Steinhagener Seniorenbeirat.

„Enorm wichtig für die Vitalität einer Stadt"

Noch vor wenigen Jahren sei man in Steinhagen in großer Sorge um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung gewesen, stellte der Seniorenbeirats-Vorsitzende Reinhard Junker fest. Inzwischen habe sich die Lage jedoch entspannt. Tatsächlich konnten Praxisübergaben organisiert und sogar gänzlich neue Mediziner angeworben werden. Wer hätte noch vor zwei Jahren gedacht, dass es allein im Ortsteil Brockhagen gleich drei praktizierende Allgemeinmediziner geben würde? Doch dank Dr. Tanja Wöbke-Hermbecker im neuen Gesundheitszentrum und der Gemeinschaftspraxis von Dr. Michael Klessing und Dr. Anja Brinkmann ist genau das der Fall.

Auch die Fachärzteversorgung ist in Steinhagen aktuell gut. Laut Bürgermeisterin Sarah Süß, die an der Sitzung teilnahm, fehle jedoch nach wie vor ein Neurologe in der Gemeinde. Die weggefallene Stelle der Kinderärztin habe man glücklicherweise neu besetzten können.

"Gesundheit ist wichtiger Standortfaktor"

Wie berichtet, hat Dr. Katharina Koschinski im August die Nachfolge von Dr. Maria Rita Bredenbröker angetreten. Die Ansiedlung habe die Gemeinde finanziell bezuschusst, wie Sarah Süß ausführte. Genau solche Programme begrüßt Borchers. Und sie zahlten sich für die Kommunen aus. „Denn Gesundheit ist ein wichtiger Standortfaktor und enorm wichtig für die Vitalität einer Stadt", hob Borchers hervor.

Doch er warnte: Der demografische Faktor mache auch vor der Ärzteschaft nicht halt. Zwei Drittel der Hausärzte in OWL seien älter als 60 Jahre. Deren Pensionierung rücke somit in Sichtweite. Und nach wie vor sei es schwierig, junge Nachwuchsmediziner aufs Land zu locken.

Große Hoffnungen setzt das ZIG in die in diesem Jahr eröffnete medizinische Fakultät an der Uni Bielefeld. „Facharztpraxen aus den Kommunen arbeiten mit der Uni zusammen. Wir hoffen, dass wir dadurch langfristig junge Mediziner in der Region halten können", berief sich Uwe Borchers auf den viel zitierten Klebeeffekt. Ihn stimmt optimistisch, dass die Hälfte der 60 Erstsemester aus OWL kommt. „Wir haben also gute Karten, dass ein erheblicher Teil auch hier bleibt."

„Für ein Rezept reicht der digitale Kontakt"

Probleme bereite momentan der Mangel an Pflegepersonal, so der Gesundheitsexperte. „Laut einer Bertelsmann-Studie fehlen 2.000 Pflegekräfte im Kreis Gütersloh", so Uwe Borchers. Doch gerade in diesem Bereich werde der Bedarf angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft weiter steigen. „Wir müssen deshalb Aussteiger wieder aktivieren, und wir benötigen Pflegekräfte aus dem Ausland."

Für Borchers steht außerdem fest: „Professionelle Pflegekräfte alleine werden es nicht schaffen. Ehrenamtliche Strukturen müssen ausgebaut werden und familiäre und nachbarschaftliche Hilfen eingebunden werden." In der schönen neuen Welt der medizinischen Versorgung und Pflege ist die Digitalisierung ein wichtiger Baustein. Wie viele der zwölf anwesenden Mitglieder des Seniorenbeirates bei Gesundheitsfragen zunächst mit einem Roboter beziehungsweise Bot Vorlieb nehmen würden, wollte Uwe Borchers wissen. Nur drei Hände gingen hoch.

„Um ein Rezept zu bestellen, reicht natürlich ein digitaler Kontakt", zeigte sich etwa Udo Waschkowitz offen für neue Konzepte. Eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Gespräch kann darüber hinaus die Telemedizin sein, also eine Videosprechstunde, bei der sich die Patienten über eine Kamera mit dem Arzt oder der Ärztin zusammenschalten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Patienten ersparen sich die Anfahrt und Wartezeiten. Die Ärzte können Praxisabläufe effizienter organisieren. Aber auch der digitale Austausch von Gesundheitsinformationen unter den Praxen müsse weiter ausgebaut werden, so Uwe Borchers.

Quelle: Haller Kreisblatt, 19.11.2021, online

So will der Kreis Gütersloh in Zukunft die hausärztliche Versorgung sichern

Die Servicestelle Gesundheitswirtschaft soll wohnortnahe medizinische Angebote sichern.

Gütersloh. Es ist eine große Aufgabe, die Uwe Borchers da hat. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) soll sich darum kümmern, dass im Kreis Gütersloh auch zukünftig die wohnortnahe hausärztliche Versorgung gesichert ist. Borchers leitet die Servicestelle Gesundheitswirtschaft, die 2017 bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft ProWi angesiedelt ist.

Dass diese Stelle fortgeführt werden soll, darin sind sich die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Digitalisierung, Finanzen und Rechnungsprüfung einig. Und dieses nicht nur für drei Jahre, wie zunächst von der Verwaltung vorgeschlagen, sondern gleich für fünf Jahre, wie es ein FDP beantragt hatte. Den Kreis kostet das jährlich 50.000 Euro.

"Primärversorgung in Pantoffelnähe"

Gut angelegtes Geld, finden die Politiker, die sich einstimmig für eine Fortführung der Arbeit aussprachen. Die CDU möchte jedenfalls regelmäßige Berichte über die Fortführung der Arbeit in den Ausschüssen. "Die gesundheitsbezogene Daseinsvorsorge ist ein genauso zentrales Infrastrukturthema wie der Straßenbau", meinte Borchers, der seinen Fahrplan für die kommenden Jahre vorstellte. Es geht nicht nur darum, Hausärzte zu suchen, sondern gute Konzepte. "Wir sollten uns verabschieden von den Strukturen einer Einzelpraxis", meinte er. Vielmehr sollten interkommunale Versorgungszentren und Gesundheitskioske aufgebaut werden. Wichtig sei eine "Primärversorgung in Pantoffelnähe, leicht zugänglich und teilhabeorientiert."

"Wir suchen da den Schulterschluss mit den Kommunen", so der Experte. Das Thema werde durch die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) nicht immer zur seiner Zufriedenheit behandelt. Neben dem Gewinn von Fachkräften für die Praxen und die Pflege im Kreis Gütersloh möchte die Servicestelle auch die industrielle Gesundheitswirtschaft unterstützen. "Wir müssen unsere kleine und mittelständische Unternehmensstruktur stärken. Da schneidet unser Kreis im Landesvergleich nämlich sehr gut ab." Erfolg verspricht sich Borchers auch durch Kooperation mit der neuen medizinischen Fakultät der Uni Bielefeld. "Wir suchen noch Praxen, die sich an der Lehre beteiligen."

Quelle: Neue Westfälische, 6.11.2021, Anja Hustert, online

Betriebliche Pflegelotsen zertifiziert – für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

In einer zweitägigen Schulung wurden Mitarbeitende von lippischen Verwaltungen und Unternehmen zu Betrieblichen Pflegelotsen ausgebildet. Anfang Oktober erhielten die elf Lotsen im Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Pauli in Lemgo ihre Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss der Schulung. Sie geben jetzt innerbetrieblich Auskunft darüber, wie der Spagat zwischen der Erwerbstätigkeit und der Pflege Angehöriger gelingen kann.

Die Betrieblichen Pflegelotsenden kennen nun rechtliche Rahmenbedingungen der Pflege, das lokale Pflegeangebot und die Strukturen vor Ort, sowie arbeitsrechtliche Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Sie stehen Mitarbeitenden mit Pflegeaufgaben als erste Ansprechpersonen zur Seite und informieren sie sowohl über Pflegeberatungsangebote als auch über innerbetriebliche Vereinbarkeitsmöglichkeiten.

Die zufriedenen Teilnehmenden freuen sich bereits auf ihre neue Aufgabe und können es kaum erwarten, ihr neues Wissen in der Praxis umzusetzen. Im Nachgang der Schulung begleitet der FABEL-Service die ausgebildeten Pflegelotsen, Ewa Giese ist die dauerhafte Ansprechpartnerin und versorgt die Lotsen mit Neuerungen zum Thema Pflege. „Mit diesem niederschwelligen Angebot wollen wir das Thema Pflege aus der Tabuzone holen und Unternehmen sensibilisieren. ‚Betriebliche Pflegelotsen‘ sind ein erster Schritt zu einer pflegesensiblen Unternehmenskultur,“ berichtet Sandra Stövesand vom FABEL-Service. Für Silke Schmidt vom Mehrgenerationenhaus Lemgo, Durchführungspartnerin der Qualifizierung, ist das Angebot eine „bedeutende Entlastung und Stärkung für Erwerbstätige mit Pflegeaufgaben“.

Die Qualifizierung ist ein gemeinsames Angebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe und richtet sich in erster Linie an FABEL-Mitgliedsunternehmen. Eine weitere Schulung ist Anfang nächsten Jahres geplant. Die Finanzierung ist durch die Kooperation mit dem Projekt work & care, gefördert durch Mittel des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), abgesichert und kann somit erneut kostenfrei angeboten werden.
Interessierte Unternehmen können sich wenden an den FABEL-Service (Tel. 05231/62-4260 oder info@fabel-service.de) oder an das Projekt work & care (Tel. 0521/329860-18, schnecke@zig-owl.de) wenden.

Quelle: OWL Journal

Weitere Informationen:
Fabel Service Lippe, Projekt Work & Care

Willkommen in OWL! Die neuen Medizinstudierenden starten in der ersten Semesterwoche an der Medizinischen Fakultät OWL

Der Verein zur Förderung der medizinischen Ausbildung (MED OWL) hat die ersten Studierenden an der Medizinischen Fakultät OWL begrüßt. Symbolisch haben die Studierenden eine „Tasche voll OWL“ als Willkommensgruß erhalten. Med OWL lädt die Studierenden mit einem Willkommensprogramm dazu ein, die Region Ostwestfalen-Lippe für sich zu entdecken.

Das neue Semester begann offiziell am 11.10.21 mit einer zentralen Begrüßung aller Erstsemester durch die Universität in der SchücoArena. Wenige Tage vorher nutzte ein Großteil der ersten, neu zugelassenen 60 jungen Medizinstudierenden die Einladung von MED OWL als Gelegenheit zum Kennenlernen und zur Orientierung in der Uni. Uwe Borchers, Manfred Müller und Dr. Charlotte Sahin machten stellvertretend für MED OWL neugierig auf die Region OWL, und sie beantworteten gleich auch erste interessierte Fragen der engagierten Studierenden. Diese haben gleich Kontakt aufgenommen, als Abonnent von @MEDOWL.studi bei Instagram oder über die Anmeldung zum Willkommensprogramm auf der Website www.med-owl.de.

Mit Festakt und offiziellem Start der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld ist der Startschuss für die erste Kohorte der Medizinstudierenden im Modellstudiengang gefallen. Die Region OWL ist gespannt auf neue Impulse aus der Medizin und freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen, wachsenden Institution als Leuchtturm für ganz Ostwestfalen-Lippe. Netzwerke mit Lehr- und Forschungspraxen, ein hoher Praxisbezug der Ausbildung, eine enge Verbindung zur ambulanten und stationären Versorgung in Stadt und Land der Region sind nur einige erste Merkmale, die dazu beitragen werden, dass die Medizinerausbildung auch Strahlkraft für Versorgungsinnovation, Forschung, Fachkräftebindung und Wirtschaftswachstum haben wird.

Viel Erfolg allen Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Medizinischen Fakultät OWL und des Universitätsklinikums OWL!

 

Gesundheitspolitisches Forum: Neurologie und Sportmedizin als kombinierter Ansatz bei neurodegenerativen Erkrankungen

Sport und Bewegung steigern nicht nur das Allgemeinbefinden und die kognitive Leistungsfähigkeit. Auch bei neurologischen Erkrankungen lassen sich die positiven und präventiven Effekte von Sport und körperlicher Aktivität nachweisen. Über die Ergebnisse aus aktuellen Studien sprach Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Neurologe und Sportmediziner der Universität Paderborn beim 35. Gesundheitspolitischen Forum des ZIG. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen dazu in die neue Werkhalle der Condor MedTec GmbH in Salzkotten. Reinsberger plädierte für gezieltes Training, weil sich dadurch die Risiken neurologischer Erkrankungen, etwa bei Multipler Sklerose oder Demenz, nachweisbar senken lassen. „Applied Neurosciences in Sports & Exercise“ ist der innovative Forschungsansatz, für den das Sportmedizinische Institut der Universität Paderborn unter Leitung von Reinsberger innerhalb der deutschen und internationalen Sportmedizin steht. Als deutschlandweit erster Neurologe auf einen sportmedizinischen Lehrstuhl zeigte er mit einer Fülle wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, wie Sport und körperlicher Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf bei neurologischen Erkrankungen wirkt. Bei der Multiplen Sklerose, einer Erkrankung mit vielfältiger Symptomausprägung, könne ein Sportangebot, das zielgenau und individuell an die Fähigkeiten der Betroffenen angepasst wird, zu einem Schlüssel bei der Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und auf dem Weg zu mehr Gesundheit sein. Sport können wie eine Apotheke funktionieren, so sein Motto für angewandte Forschung zur Prävention und Therapie von Multipler Sklerose, aber auch bei Epilepsie oder der Demenz des Alzheimer-Typs.

Franziska van den Bongard, Doktorandin am Sportmedizinischen Institut, zeigte Videos mit praktischen Beispielen aus der Trainings- und Therapiearbeit. Die optimale Gestaltung und Dosierung der körperlichen Aktivität spiele eine zentrale Rolle, so van den Bongard mit Blick auf "ihre" neurologische Sporttherapiegruppe, in der sie Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose betreut. Ihre Forschungsarbeit zeige, dass neben der körperlichen Gesundheit auch die psychische Verfassung positiv beeinflusst werden kann.

Medizinische Fakultät OWL eröffnet Lehrbetrieb gemeinsam mit Wissenschaftsministerin und Gesundheitsminister

Ziel des Modellstudiengangs: bessere ambulante Versorgung

In einem Festakt eröffnen Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute (23.09.2021) den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL, der 14. Fakultät der Universität Bielefeld. Die ersten 60 Studierenden beginnen am 11. Oktober ihr Medizinstudium in Bielefeld.

„Dank des gemeinsamen Engagements der Universität Bielefeld und der Landesregierung ist es uns gelungen, dass die Medizinische Fakultät OWL innerhalb kurzer Zeit aufgebaut werden konnte“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „In Nordrhein-Westfalen kann damit nun an acht staatlich getragenen Universitäten Medizin studiert werden. Davon profitieren Studierende in ganz Nordrhein-Westfalen. Daher freue ich mich sehr, dass wir heute den Lehrbetrieb gemeinsam eröffnen und 60 Studierende ein modernes Medizinstudium mit frühzeitigem Praxisbezug beginnen können. Den Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Ich bin sehr stolz, dass wir heute wie geplant den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL feiern können. Der Aufbau der Fakultät ist eines meiner Herzensprojekte zur Stärkung der Allgemeinmedizin und hausärztlichen Versorgung in unserem Land. Alle Beteiligten haben in den letzten Jahren Großartiges geleistet, um dieses Projekt Realität werden zu lassen. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich wünsche den ersten 60 Studierenden viel Erfolg für ihr Studium und hoffe, dass sie der Region auch als spätere praktizierende Ärzte erhalten bleiben. Sie werden sehen: OWL hat viel zu bieten!“

Schwerpunkt ambulante Medizin
Die ambulante Medizin, insbesondere die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Versorgung, hat im neuen Modellstudiengang einen hohen Stellenwert. So entstand der Lehrplan auch unter Beteiligung ambulant tätiger Ärzt*innen der Region. Mehr als 60 Hausärzt*innen gehören zudem bereits zum Lehrpraxen-Netzwerk der Universität Bielefeld und werden sich an der Ausbildung der Studierenden beteiligen. Ein weiteres interdisziplinäres Netzwerk aus Forschungspraxen im ambulanten Bereich wird aktuell aufgebaut.

Meilensteine des Fakultätsaufbaus
Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, ging zu Beginn des Festakts gemeinsam mit der Dekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg auf die großen Meilensteine ein, die der ambitionierte Studienstart mit sich brachte: Die Grundlage bildete das Konzept, das zum Standort und seinen Schwerpunkten sowie zum politischen Auftrag passt, und im Oktober 2019 durch den Wissenschaftsrat positiv bewertet wurde. Bereits im Juli 2019 wurde der Kooperationsvertrag mit drei Krankenhäusern (Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld) für das Universitätsklinikum OWL unterzeichnet. Im Januar 2021 wurde der Modellstudiengang vom Land genehmigt.

Standortplanungen, Berufungsverfahren und Personalaufbau in Forschung, Lehre und Verwaltung, die Anwerbung und Einbindung von Lehr- und Forschungspraxen: „Ein Mammutprojekt“, betont Sagerer. „Ich danke den vielen engagierten Menschen sehr, die durch ihren Einsatz den Studienstart zum Wintersemester 2021 ermöglicht haben. Mein Dank gilt auch der Landesregierung für ihr entgegengebrachtes Vertrauen und für ihre starke Unterstützung in diesem Prozess. Ich glaube nicht, dass in Deutschland schon einmal so schnell eine so ambitionierte medizinische Fakultät aufgebaut wurde.“

Forschungsprofil
Das Forschungsprofil „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ der Medizinischen Fakultät OWL ist einmalig in Deutschland. Der Wissenschaftsrat würdigt in seinem Bewertungsbericht im Oktober 2019 „die Entwicklung eines zukunftsfähigen Forschungskonzepts mit hoher gesellschaftlicher Relevanz“. Der im Aufbau befindliche Standort hat bereits jetzt verschiedene Drittmittelprojekte eingeworben und ist Mitglied im Nationalen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Ein Anschubfonds Medizinische Forschung (Gesamtvolumen ca. zwei Millionen Euro) wurde erfolgreich aufgesetzt. Damit fördert die Universität Bielefeld bald schon in der zweiten Förderrunde Forschungsprojekte und Kooperationen zwischen forschenden Ärzt*innen des Uniklinikums OWL, ambulant tätigen Ärzt*innen in OWL und Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld.

Modellstudiengang
Neben der ambulanten Medizin prägen den Modellstudiengang unter anderem drei weitere Merkmale:

  • Schwerpunkt Interprofessionalität und Interdisziplinarität:
    Ab dem 1. Fachsemester besuchen die Studierenden interprofessionelle Lehrveranstaltungen. Darin lernen sie mit Studierenden und Auszubildenden anderer Gesundheitsberufe gemeinsam, diskutieren über Aufgaben und Besonderheiten ihres jeweiligen Berufes und üben praktische Fertigkeiten und Teamkommunikation.
  •  Schwerpunkt Technik und Zukunftsorientierung:
    Das Curriculum umfasst, verteilt auf mehrere Semester, 39 Unterrichtseinheiten Digitale Medizin und bietet zudem die Möglichkeit, den Schwerpunkt im Profilbereich zu vertiefen.
  • Schwerpunkt Wissenschaftlichkeit:
    Alle Studierenden erwerben über das Studium hinweg wissenschaftliche Kompetenzen. „Unsere Studierenden sollen gut vorbereitet sein auf eigene wissenschaftliche Arbeiten wie die Promotion. Sie benötigen wissenschaftliche Kompetenzen aber auch im ärztlichen Alltag: Wer zukünftig neue Behandlungsmethoden bewertet, muss Studien verstehen und interpretieren können“, betont Dekanin Hornberg. Mit einem zusätzlichen Semester können die Studierenden zudem einen Bachelor of „Interdisciplinary Medical Sciences“ erwerben und so ihre wissenschaftlichen Fertigkeiten weiter ausbauen.


Zahlen aus der Fakultät zum Studienstart

  • 60 Studierende
  • 19 besetzte Professuren (Professuren, die für die Lehre in den ersten Fachsemestern essentiell sind, die wichtige klinische Fächer abdecken und die Schwerpunktthemen der Medizinischen Fakultät OWL aufgreifen, wie Allgemein- und Familienmedizin, Geschlechtersensible Medizin, Digitale Medizin)
  • Rund 90 Fakultätsmitarbeiter*innen
  • 60 Lehrende sind seit März 2021 in die Vorbereitungen und inhaltlichen Ausgestaltungen des ersten Fachsemesters involviert (wöchentliche Treffen der Modulkommissionen sowie zusätzliche Fachgruppen-Treffen)
  • 2019 und 2020 waren 257 Ärzt*innen und andere Fachvertreter*innen an der Ausarbeitung des Curriculums beteiligt (Kliniken, Niedergelassene, andere Fakultäten)
  • Die Standortplanung ist abgeschlossen, das erste Gebäude wurde gekauft, eines für die Medizin erweitert, ein drittes befindet sich im Bau, weitere in Vorbereitung.
  • 15 eingeworbene Drittmittelprojekte im Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro, darunter 2 Stiftungsprofessuren, 1 Juniorforschergruppe sowie Drittmittelprojekte verschiedener Fördergeber (BMBF, BMG, DFG, Stiftungen), 4 Teilprojekte im Transregio-Sonderforschungsbereich „Konstruktion von Erklärbarkeit“ (SFB/TRR 318) der Universitäten Paderborn und Bielefeld.


Weitere Informationen: Bachelor Interdisciplinary Medical Sciences - Universität Bielefeld

Quelle: Universität Bielefeld, Pressemitteilung (Nr. 77/2021)

Livestream zum Start des Lehrbetriebes der Medizinischen Fakultät OWL

Die Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld steht in den Startlöchern. Bald werden die ersten Studierenden zum Wintersemester 21/22 begrüßt. Zu diesem Anlass findet am 23. September 2012 ab 13:00 Uhr eine Veranstaltung im neuen Hörsaalgebäude statt. Unter den Gästen und Rednern wird auch Isabell Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sein. Da die Platzkapazitäten begrenzt sind, wird die Veranstaltung live gestreamt.

Am 23. September 2021 um 13 Uhr können Sie hier den Livestream der Veranstaltung "Festakt anlässlich des Starts der Medizinischen Fakultät OWL" verfolgen. Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Mehr Information: Programm

Quelle: Medizinische Fakultät OWL; Veranstaltungskalender der Universität Bielefeld

Assistenzsysteme sollen in der Pflegepraxis ankommen

Die Fachhochschule (FH) Bielefeld erhält für das Forschungsvorhaben ‚TransCareTech' rund 2,8 Millionen Euro Förderung über drei Jahre. In Reallaboren sollen intelligente Assistenzsysteme für Pflege und gesundheitliche Versorgung erprobt werden.

Bielefeld (fhb). Die Probleme in Pflege und gesundheitlicher Versorgung kennen wir alle: alternde Gesellschaft, Fachkräftemangel, Versäulung von Hilfesystemen. Zugleich laufen seit vielen Jahren umfangreiche Forschungen zu intelligenten Assistenzsystemen, die sowohl die Pflegekräfte als auch die zu Pflegenden unterstützen sollen. Orthesen, die bei pflegerischen Tätigkeiten körperlich entlasten können, sind da nur ein Ansatz von vielen möglichen. Andere Beispiele sind Exoskelette, Prothesen oder spezielle Rollstühle einzusetzen und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Doch die Technik kommt bisher zu wenig im Versorgungsalltag an. Hier setzt das Vorhaben ‚Transformation in Care & Technology‘, kurz TransCareTech, der FH Bielefeld an: Die Innovationen sollen am Ende auch wirklich in der Praxis ankommen!

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege: Stadt Detmold kooperiert mit dem Projekt work & care

Mehr als die Hälfte aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden durch Angehörige versorgt. Pflege und Berufstätigkeit zu vereinbaren, stellt Betroffene aber häufig vor Herausforderungen. Der Kreis Lippe setzt sich mit dem Projekt „work & care“ in Kooperation mit der Stadt Detmold deshalb für die Stärkung von Berufstätigkeit und Pflege ein.

„Wenn wir für die Angehörigeneine Entlastung wollen, müssen wir Beruf- und Privatleben gleichermaßen betrachten. Daher ist es wichtig, die Unternehmensperspektiven einzubeziehen“, erläutert Detmolds Bürgermeister Frank Hilker. Bislang haben zehn Unternehmen aus Detmold Interesse am Projekt bekundet oder an einem ersten Interview zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf teilgenommen. Miriam Nolting, Projektmitarbeiterin des Zukunftsbüros des Kreises Lippe, ruft weitere Unternehmen dazu auf, sich zu beteiligen: „In vielen kleineren Betrieben ist das Thema Pflegende Mitarbeitende weniger präsent. Wir freuen uns sehr, wenn wir diese Betriebe erreichen und uns zu diesem Thema austauschen könnten.“

Mit dem Projekt „work & care“ sollen Unternehmen für den Umgang mit pflegenden Mitarbeitenden sensibilisiert und Entlastungsmöglichkeiten für Pflegende entwickelt werden. Auch die Stärkung des Ehrenamts ist Teil der ortsbezogenen Projektarbeit. In Abstimmung mit der Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Detmold, Manuela Günzel, sind Veranstaltungen für die verschiedenen Zielgruppen und Qualifizierungsmöglichkeiten für Bürger geplant. Im Herbst findet die erste öffentliche statt.

Das zeitlich begrenzte Projekt „work & care“ ist in die langfristigen Angebote des Kreises Lippe integriert. Bei Fragen rund um das Thema Pflege stehen das Team der Quartiersentwicklung und der FABEL-Service zur Verfügung.

Quelle: Kreis Lippe

Bad Lippspringe zukünftig mit universitärer Anbindung

MZG bildet ab 2022 zusammen mit dem St. Johannisstift Paderborn angehende Ärzte aus
Weitere Stärkung für den Gesundheitsstandort Bad Lippspringe: Ab Januar 2022 bildet das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in seinen Kliniken zusammen mit dem St. Johannisstift Paderborn angehende Ärzte aus. Das MZG fungiert dabei als akademisches Lehrkrankenhaus für den Universitätsmedizin Campus Hamburg (UMCH) der renommierten Universität für Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und Technologie – Georg-Emil-Palade (UMFST) mit Sitz in Rumänien.
„Für das MZG und die kooperierenden Einrichtungen bietet sich mit der akademischen Ausbildung von Studierenden der UMCH die einmalige Möglichkeit, einen Beitrag für die Beseitigung des Ärztemangels zu leisten. Unser Ziel ist es in diesem Rahmen auch, junge Leute für eine zukünftige Tätigkeit in Bad Lippspringe zu interessieren“, betonen Geschäftsführer Achim Schäfer und der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Andreas S. Lübbe, der die Aufwertung des heimischen Gesundheitsstandortes initiiert und entwickelt hat.
Die UMFST ist die größte medizinische Universität in Rumänien und hat ihren Sitz in der Stadt Neumarkt am Mieresch. Die 1945 gegründete Einrichtung bildet 11.000 Studierende in den Fakultäten für Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie aus. Die UMFST pflegt ein weltweites Netzwerk von 49 Partnerhochschulen und hat 2019 erstmals eine Niederlassung in Deutschland eröffnet, an der der Studiengang Humanmedizin NC-frei in englischer Sprache studiert werden kann. Das Studienkonzept vereint Forschung, Lehre und Praxis zu einer hochklassigen praxis- und wissenschaftsorientierten Ausbildung am Campus Hamburg.
„Während der gesamten Studienzeit werden die Studierenden in kleinen Gruppen durch Teams aus Professoren, Dozenten und Experten durchgehend betreut. Theorie und Praxis sind dabei eng miteinander verzahnt, so dass sich dieses Studium von meisten anderen Medizinstudiengängen in Deutschland unterscheidet. Ab dem dritten Studienjahr findet ein Teil der Ausbildung in den klinischen Disziplinen in akademischen Lehrkrankenhäusern statt, zukünftig auch in Bad Lippspringe und Paderborn“, erläutert Lübbe.
Das MZG wird die Medizinstudenten zusammen mit seinen Kooperationspartnern ab dem dritten Studienjahr in klinisch-praktischen Lehre am Krankenbett nach Vorgaben der UMCH ausbilden. Darüber hinaus dient das Programm zur Anwerbung talentierter Pflegekräfte, die nach einer mehrjährigen Tätigkeit auf Wunsch das Medizinstudium mit Unterstützung des MZG aufnehmen. „Wir können Stipendien vergeben und somit langfristig Personal binden“, stellt Schäfer heraus. Bad Lippspringe profitiere zudem von motivierten und engagierten Studierenden, die die jeweilige Einrichtung auch akademisch aufwerten.
Im Januar 2022 kommen die ersten zehn Studierenden nach Bad Lippspringe, die vor Ort untergebracht und betreut werden. Die Kliniken des MZG bilden die angehenden Ärzte vor allem in den Bereichen Pneumologie, Kardiologie, Orthopädie, Onkologie, Intensivmedizin und Palliativmedizin aus. Das St. Johannisstift übernimmt insbesondere die Bereiche Gynäkologie, Geriatrie, Chirurgie und Teile der Inneren Medizin. Schrittweise wird sich die Anzahl der angehenden Ärzte, die pro Semester für jeweils ein bis zwei Wochen vor Ort sind, auf 140 erhöhen.


Zum Foto: Freude auf die neue Zusammenarbeit: (hintere Reihe von links) Chefarzt Dr.
Kester Tüffers (St. Johannisstift Paderborn), Chefarzt Dr. Udo Dietrich (Karl-Hansen-Klinik), Chefärztin Dr. Susanne Becker (Klinik am Park), Chefarzt Oliver Urs Freiherr von Haxthausen (St. Johannisstift Paderborn), Chefarzt Dr. Alexander Strassburg (Teutoburger-Wald-Klinik), Oberarzt Anderson Kuetche (Cecilien-Klinik-Urologie), Chefarzt Dr. Ralf Schipmann (Klinik Martinusquelle) sowie (vorne von links) Ltd. Oberarzt Dr. Jan Hinnerk Stange, Chefarzt Dr. Jörg Bachmann (Karl-Hansen-Klinik - HNO), Prof. Simona Muresan (Dekanin UMCH), Ltd. Abteilungsärztin Dr. Barbara Steffens (Klinik Martinusquelle), Chefarzt Prof. Dr. Dr. Andreas S. Lübbe (Cecilien-Klinik) und Prof. Andreea Varga (UMCH).


Quelle: Medieninformation MZG  27/2021, MZG Westfalen
Weitere Information: Medizinisches Zentrum für Gesundheit Bad Lippsringe

Umfrage: Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld

Die Gesundheitswirtschaft ist eine Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts und gilt als Wachstumstreiber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Als kommunale Wirtschaftsförderung möchte die WEGE die im Zukunftsmarkt Gesundheit tätigen Unternehmen in Bielefeld unterstützen. Wir laden Sie ein zur Teilnahme an der Blitz-Umfrage „Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld“, die WEGE und ZIG gemeinsam durchführen.

Die Ergebnisse helfen uns dabei, insbesondere die Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft in Bielefeld noch besser zu vernetzen und zu unterstützen. Nicht zuletzt ergeben sich mit der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld neue und spannende Perspektiven für Geschäftsfeldentwicklung und Innovation.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme an der Umfrage!

Link: Blitzumfrage Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld

 

Universität Bielefeld schließt erste Lehrpraxenverträge in Ostwestfalen-Lippe

Für die Ausbildung von Medizinstudierenden hat die Universität Bielefeld Ende Juni erste Verträge mit hausärztlichen Praxen in Ostwestfalen-Lippe unterzeichnet. Die Studierenden werden dort ab dem 2. Fachsemester, das heißt ab Frühjahr 2022, in Praktika und im Unterricht mit Patient*innen ausgebildet und erleben so unter anderem den hausärztlichen Alltag und die Lebensrealität chronisch kranker Menschen über das gesamte Medizinstudium hinweg. Ein Team der Medizinischen Fakultät OWL hat die ersten Lehrpraxen in Detmold und Bielefeld besucht.

„Uns geht es darum, die Zukunft der Allgemeinmedizin in Ostwestfalen-Lippe zu sichern“, schildert Dr. Sabine Lankes, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Bielefeld-Brackwede ihre Motive einen Vertrag als Lehrpraxis einzugehen. „Wir wollen Begeisterung für unser Fach wecken und uns für den Nachwuchs engagieren“, ergänzt ihr Mann Dr. Hans-Georg Lankes, Facharzt für Innere Medizin. Sie sind bereits seit 2016 Lehrpraxis der Ruhr-Universität Bochum, diabetologische Schwerpunktpraxis und bieten nicht nur Praktikant*innen sondern auch Ärzt*innen in Weiterbildung einen Platz. In Brackwede gebe es noch weitere Praxen für Allgemeinmedizin, die über kurz oder lang eine Nachfolgeregelung treffen müssen. „Vielleicht finden die Studierenden während der Blockpraktika Gefallen am Beruf als Hausärztin oder Hausarzt und lassen sich hier in der Region nieder“, sagt Hans-Georg Lankes.

Für die Ausbildung von Medizinstudierenden hat die Universität Bielefeld Ende Juni erste Verträge mit hausärztlichen Praxen in Ostwestfalen-Lippe unterzeichnet. Die Studierenden werden dort ab dem 2. Fachsemester, das heißt ab Frühjahr 2022, in Praktika und im Unterricht mit Patient*innen ausgebildet und erleben so unter anderem den hausärztlichen Alltag und die Lebensrealität chronisch kranker Menschen über das gesamte Medizinstudium hinweg. Ein Team der Medizinischen Fakultät OWL hat die ersten Lehrpraxen in Detmold und Bielefeld besucht.

„Uns geht es darum, die Zukunft der Allgemeinmedizin in Ostwestfalen-Lippe zu sichern“, schildert Dr. Sabine Lankes, Fachärztin für Allgemeinmedizin in Bielefeld-Brackwede ihre Motive einen Vertrag als Lehrpraxis einzugehen. „Wir wollen Begeisterung für unser Fach wecken und uns für den Nachwuchs engagieren“, ergänzt ihr Mann Dr. Hans-Georg Lankes, Facharzt für Innere Medizin. Sie sind bereits seit 2016 Lehrpraxis der Ruhr-Universität Bochum, diabetologische Schwerpunktpraxis und bieten nicht nur Praktikant*innen sondern auch Ärzt*innen in Weiterbildung einen Platz. In Brackwede gebe es noch weitere Praxen für Allgemeinmedizin, die über kurz oder lang eine Nachfolgeregelung treffen müssen. „Vielleicht finden die Studierenden während der Blockpraktika Gefallen am Beruf als Hausärztin oder Hausarzt und lassen sich hier in der Region nieder“, sagt Hans-Georg Lankes.

Arne Faust (51), Allgemeinmediziner in Detmold, formuliert es ähnlich: „Wir bilden seit zehn Jahren angehende Medizinerinnen in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover aus. Da wir großen Nachwuchsmangel in Ostwestfalen-Lippe spüren, ist es für uns selbstverständlich auch Studierende der Universität Bielefeld aufzunehmen.“ Zusammen mit seiner allgemeinmedizinischen Kollegin Dr. Christiane Ferekidis (52), einer weiteren Allgemeinmedizinerin und einem Internisten decken sie zu viert in ihrer Gemeinschaftspraxis ein breites Behandlungsspektrum ab. Spezialisiert sind sie auf Palliativmedizin, Chirotherapie, Rettungsmedizin, Suchtmedizin und kardiologische Erkrankungen.

“Klinikärztinnen und -ärzten fehlt manchmal die hausärztliche Perspektive“, schildert Arne Faust. Das möchte er ändern und dazu beitragen, dass angehende Ärztinnen und Ärzte in Bielefeld die Chance bekommen, die ambulante Medizin in all ihren Facetten kennenzulernen. „Für uns ist es spannend, die Studierenden über längere Zeit zu begleiten und ihre Entwicklung mitbekommen zu können“, erklärt Christiane Ferekidis.

Diese ersten beiden Lehrpraxen hat jeweils ein Team der Medizinischen Fakultät besucht, die Räumlichkeiten angeschaut und die beginnende Zusammenarbeit besprochen: „Ein kollegialer Austausch auf Augenhöhe ist mir wichtig. Nach Möglichkeit möchte ich gern alle hinzu-kommenden Lehrpraxen in OWL besuchen. Wir sind dankbar für die Kooperation und setzen auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Lehrpraxen-Netzwerk“, betont Professorin Christiane Muth, die an der Medizinischen Fakultät OWL die Arbeitsgruppe für Allgemein- und Familienmedizin leitet und aufbaut. „Für unsere Studierenden ist es ein tolles Signal, dass sich schon jetzt so viele Praxen für die Mitwirkung an der Medizinischen Ausbildung in OWL interessieren. Unser Lehrkonzept sieht eine Stärkung der ambulanten Medizin vor – das schaffen wir natürlich nur gemeinsam mit den niedergelassenen Kolleg*innen.“, ergänzt Studiendekanin Dr. Anja Bittner.

Lehrpraxennetzwerk der Medizinischen Fakultät OWL

So, wie die Praxis der Lankes in Brackwede und die Gemeinschaftspraxis Faust, Ferekidis und Gottschalk in Detmold, haben aktuell etwa 60 Praxen einen Vertrag von der Universität Bielefeld erhalten. Bis 2025 soll das Netzwerk auf insgesamt 300 Lehrpraxen anwachsen. Alle Lehrärzt*innen werden in grundlegenden didaktischen Fähigkeiten geschult und in einem weiteren allgemeinmedizinisch ausgerichteten Didaktik-Workshop spezifisch auf die Lehr-Lern-Situation in der Hausarztpraxis vorbereitet.

Zudem fand am 30. Juni das erste  Treffen der Lehrpraxen der Medizinischen Fakultät OWL statt. Es war mit mehr als 40 teilnehmenden Ärzt*innen aus Ostwestfalen-Lippe gut besucht und wurde sehr positiv bewertet. In ihrem  Vortrag zum Thema „Anatomie trifft Allgemeinmedizin: A blind date? Moderne Lehrkonzepte im Bielefelder Modellstudiengang.“ stellten Professor Dr. Björn Spittau, Leitung der Arbeitsgruppe (AG) Anatomie und Zellbiologie an der Universität Bielefeld, und Christiane Muth, Leitung der AG Allgemein- und Familienmedizin, anhand von Beispielen dar, wie die fächerübergreifende Lehre im Modellstudiengang in Bielefeld konzipiert ist. In Kleingruppen haben die Hausärzt*innen ihre praxisbezogenen Fragen aufgezeigt und wertvolle Impulse zur weiteren Ausgestaltung der Lehrveranstaltungen anbringen können.

Informieren und bewerben können sich weitere interessierte Hausarztpraxen, auch kleinere Praxen, der Allgemeinmedizin, hausärztliche Internist*innen und Pädiater*innen online: www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/medizin/ambulante-medizin/lehrpraxen/
Fragen, die die Internetseite nicht beantwortet, können gestellt werden an: lehrpraxen.medizin@uni-bielefeld.de

Quelle: Pressemitteilung, Universität Bielefeld

Projekt „Kliniksanitäter“ gewinnt Zukunftspreis: Renommierte Auszeichnung der Björn-Steiger-Stiftung geht nach Bethel

Das Projekt „Kliniksanitäter“ hat den Zukunftspreis 2021 der Björn-Steiger-Stiftung für Innovationen im Rettungsdienst gewonnen. Das Kooperationsprojekt des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) und des Studieninstituts Westfalen-Lippe (StiWL) hatte zu Beginn der Corona-Pandemie dafür gesorgt, in kurzer Zeit personelle Entlastung für die Intensivstationen zu schaffen. Eine Leistung, die nur im Team gelingen konnte.

„Wir hatten damals die Fernsehbilder aus Italien vor Augen, wo die Intensivstationen völlig überfüllt waren“, erinnert sich Dr. Gerrit Jansen, Oberarzt der Universitätsklinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Notfallmedizin, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie am EvKB, an die erste Welle der Pandemie im März 2020. Die deutsche Politik forderte die Krankenhäuser auf, die Intensivkapazitäten zu verdoppeln. „Doch es stellte sich schnell heraus, dass es weniger an medizinischem Gerät mangelt als an qualifizierten Mitarbeitenden der Intensivpflege. Wir haben uns gefragt: Wenn wir das Fachpersonal nicht aus dem Hut zaubern können – wie lösen wir diese kritische Situation?“

Medizinische Fakultät OWL: Befragung zur ambulanten Forschung

Beim Aufbau der neuen Medizinischen Fakultät OWL spielt die Forschung im ambulanten Sektor  eine große Rolle und soll u.a. mit dem Aufbau eines Forschungspraxennetzwerks vorangetrieben werden. Das Besondere an diesem Netzwerk ist, dass neben hausärztlichen Praxen auch weitere ambulante Fachbereiche integriert werden sollen. Um die Interessenslage und die Meinungen der ambulant tätigen Ärzt*innen zum Thema Forschung zu erfassen, startet die Medizinische Fakultät OWL eine Befragung.

Ziel des zukünftigen Forschungspraxennetzwerks ist es, die Forschungsaktivitäten im ambulanten Bereich zu fördern und die ambulante Versorgung zu stärken. „Darüber hinaus ist es auch ein politisches Ziel, Nachwuchs für eine Niederlassung insbesondere in ländlichen Regionen zu gewinnen, dem wir gerne nachkommen. Wir möchten, dass der Fokus sich auch auf die ambulante Forschung richtet, statt ausschließlich auf klinische Karrierewege”, so Gründungsdekanin Prof.´in Dr. med. Claudia Hornberg.

Das Netzwerk möchte dazu beitragen, die Schnittstellen zwischen ambulantem und stationärem Bereich, die (transsektorale) Forschung sowie die Bedingungen für Kooperationen insbesondere in OWL zu verbessern. „Uns ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte auch ganz konkrete Themen aus ihrem Praxisalltag in die Forschung einfließen lassen können, sodass die Forschungsergebnisse einen Nutzen für ihre Tätigkeit haben und zur Verbesserung der Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten beitragen können“, fassen die Forschungskoordinatorinnen Rebecca Lätzsch und Ivonne Wattenberg die Intention zusammen.

Informationen zu der Befragung

In einem ersten Austausch mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärztinnen aus OWL wurde bereits großes Interesse signalisiert. Daher soll nun ein detaillierteres Meinungsbild der Praxen aus der Region Ostwestfalen-Lippe erhoben werden. Mit der Befragung will die Medizinische Fakultät Aufschluss über die Kooperationsbereitschaft, die persönlichen Erfahrungen sowie die Einstellungen zum Thema Forschung im ambulanten Bereich gewinnen. Zusätzlich werden die erforderlichen Rahmenbedingungen und Bedarfe für eine Beteiligung am Netzwerk erfasst. Innerhalb der Befragung haben interessierte Praxen die Möglichkeit zu wählen, in welcher Form sie sich an der Forschung beteiligen möchten. So können sie beispielsweise Forschungsideen und -themen aktiv einbringen, die je nach Interessen von ambulanten klinischen Fragestellungen bis hin zur Präventionsförderung reichen.

Die Ergebnisse der Erhebung dienen u.a. dazu, die nächsten Schritte im Aufbau des interdisziplinären Netzwerks von Forschungspraxen weiter auszugestalten. Interessierten Praxen wird auf dieser Basis zukünftig die Möglichkeit geboten, sich in unterschiedlichsten Formen an Forschung im ambulanten Bereich zu beteiligen.

Die Medizinische Fakultät OWL freut sich sehr über eine rege Beteiligung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten an der Befragung.

Ansprechpartnerinnen:  Rebecca Lätzsch und Ivonne Wattenberg;

Kontakt: forschungspraxen.medizin@uni-bielefeld.de

Link: Direkt zur Befragung

Link: Weitere Informationen

Quelle: Universität Bielefeld

Dr. Jörg Noetzel wird neuer Medizinvorstand der Mühlenkreiskliniken

Verwaltungsrat beruft erfahrenen Geschäftsführer und Mediziner.

Dr. Jörg Noetzel wird neuer medizinischer Vorstand der Mühlenkreiskliniken. Das hat der Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken in seiner gestrigen Sitzung einstimmig beschlossen. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Dr. Noetzel“, sagt Verwaltungsratsvorsitzende Landrätin Anna Katharina Bölling. „Mit ihm haben wir eine gute Ergänzung für unser Vorstandsteam gefunden. Gemeinsam wollen wir die Mühlenkreiskliniken erfolgreich für die Zukunft aufstellen.“ Auch der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier freut sich auf den neuen Kollegen an seiner Seite: „Ich bin davon überzeugt, dass wir aufgrund der Expertise und sozialen Kompetenzen von Dr. Noetzel hervorragend zum Wohle der Mühlenkreiskliniken zusammenarbeiten werden.“

Die nötige Erfahrung und Energie bringt Noetzel mit: In den vergangenen zwölf Jahren war er in leitenden Positionen in kommunalen Kliniken tätig, davon in den letzten sieben Jahren als medizinischer Geschäftsführer von zwei größeren Klinikverbünden, zuletzt am Klinikverbund Südwest, einem der größten kommunalen Klinikverbünde in Süddeutschland mit sechs Standorten in zwei Landkreisen in der Region Stuttgart. Dort war er insbesondere für die Weiterentwicklung der Medizinstrategie inklusive ambulanter Verzahnung im Rahmen von Medizincampus-Projekten sowie den damit einhergehenden Bau- und Umbauprojekten verantwortlich.  Auch die Bewältigung der Corona-Pandemie hat ihm viel Anerkennung eingebracht. Seine Tätigkeit bei den Mühlenkreiskliniken nimmt Dr. Noetzel bereits am 1. August auf, so dass er hier die konzeptionelle Neuaufstellung und die damit beginnende Weiterentwicklung der Mühlenkreiskliniken von Beginn an begleiten kann.

„Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe und insbesondere darauf, alsbald die Menschen, die in den Mühlenkreiskliniken arbeiten, kennenzulernen. Ich habe großen Respekt davor, was hier von allen Beteiligten in den letzten Jahren geleistet wurde. Von daher ist es mir eine Freude, in einem derart renommierten Klinikverbund meinen Beitrag für die zukünftige Weiterentwicklung leisten zu dürfen“, so Dr. Noetzel.

Der 58-jährige gebürtige Braunschweiger ist verheiratet und hat zwei Kinder. Nach seinem Medizin-Studium an der Freien Universität Berlin sowie seiner Anerkennung als Facharzt für Chirurgie absolvierte er berufsbegleitend an der Fachhochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin einen Studiengang im Klinikmanagement. Seine ärztliche Promotion schloss er an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen an. Seine Laufbahn im Klinikmanagement begann er 2001 am Robert-Bosch-Krankenhaus als Leiter der Stabsstelle Medizincontrolling sowie Referent des Ärztlichen Direktors. Vor seiner Tätigkeit als Geschäftsführer war er zwischen 2005 und 2013 in leitenden Funktionen an Kliniken in Heidelberg und Stuttgart tätig.

Quelle: Pressemeldung Mühlenkreiskliniken

Lokale Gesundheitszentren: Im neuen Dorfzentrum von Hörstmar gibt’s Infos und Kuchen

Hörstmar hat ein neues Zentrum. In der alten Schule bietet der Gesundheitskiosk Hilfe an, und auch im Café ist der Betrieb am Montag gestartet – das vorerst aber nur einen Nachmittag die Woche.

Bereits im März sind die Gesundheitshelferinnen Emma Smoljanow und Andrea Kästing in ihren kleinen Raum eingezogen. Die beiden Frauen sind Ansprechpartnerinnen für alle Belange rund um die Gesundheit. Ob Hilfe bei Pflegeanträgen, Rehamaßnahmen oder auch erste Einschätzungen bei gesundheitlichen Einschränkungen – sie beraten, geben Tipps und verweisen an die richtigen Adressen. Dabei teilen sich die examinierte Krankenschwester vom Klinikum Lemgo und die Altenpflegerin (Diakonie ambulant) eine knappe Stelle, die sie im wöchentlichen Wechsel ausfüllen. Lief es zunächst aufgrund von Corona verzögert an, so hat sich der Gesundheitskiosk mittlerweile gut etabliert – auch, weil der Ortsausschuss anregte, vor Ort Corona-Schnelltest durchzu-führen.

Schnelltests zogen die Besucher an

Dadurch, erzählt auch Anja Rethmeier-Hanke, die das Projekt für das Klinikum Lippe betreut, seien die ersten Berührungsängste gefallen. „Ein guter Türöffner, damit die Bürger vorbeikommen." Über die Tests und die Wartezeiten auf das Ergebnis hätten sich viele Gespräche ergeben, erzählt Emma Smoljanow (Klinikum Lippe). Oft sind es pflegende Angehörige, die Beratung und Hilfe bräuchten. Eine Frau mit Burnout-Symptomen sei ebenso vorbeigekommen, wie ein älteres Ehepaar, das Hilfe beim Pflegeantrag benötigte. Dabei gehe es um Beratung, aber auch darum, einfach zuzuhören, ein offenes Ohr für die Nöte zu haben, erklärt Emma Smojanow, die mit ihrer Kollegin anfangs durch die Hörstmaraner Straßen gegangen ist, um Flyer zu verteilen. Das war ihnen wichtig, auch um die nötigen Ortskenntnisse zu erhalten, um zu wissen, wo ihre Besucher wohnen. Als eine Art Dorfkrankenschwestern wollen die beiden Frauen nicht nur informieren, sondern bei Bedarf auch eine erste medizinische Einschätzung abgeben und soweit gewünscht mit dem Arzt telefonieren. Dafür kommen sie auch nach Hause. Denn im häuslichen Umfeld, so beschreibt es Andrea Kästing, „sehen wir dann oft, wo die eigentlichen Probleme liegen, die zuvor vielleicht noch gar nicht Thema waren".

Im Café wird eifrig gebacken

Dabei wollen sie ihr Angebot stetig erweitern. Auch Gesundheitsvorträge oder Ausstellungen in Kooperation mit der TH OWL zu medizinischen Produkten sind möglich, wie Anja Rethmeier-Hanke erzählt. In der umgebauten alten Schule liegt die kleine Praxis der Gesundheitshelferinnen gleich neben dem großen Gemeinschaftsraum, der teilbar und für Privatpersonen und Vereine buchbar ist, und neben dem Café „mitgeDacht", das die Tagesstätten des Vereins für psychosoziale Hilfe „Das Dach" betreibt. Eigentlich sollte das Café schon in Frühjahr 2020 loslegen, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Jetzt ist Sabine Soltau froh, dass es endlich losgehen kann. Sie betreut das Projekt in Hörstmar und hat am gestrigen Montag erstmalig mit sechs Besuchern der Tagesstätten das Café eröffnet. Bewusst haben sie dabei auf Werbung verzichtet. „Wir wollen es ganz langsam angehen lassen, um die Tagesstätten-Besucher nicht zu überfordern." Vergangene Woche habe es bereits Kennenlern-Tage gegeben, unter anderem wurden Kinder, die die benachbarte Feuerwehrwache besuchten, bewirtet. Jetzt freut sich das Team auf Besucher und hat dafür Kuchen gebacken, die ebenso auf der Karte stehen, wie Snacks, Kaffeesorten, Tee, Kaltgetränke oder Eis.

Vorerst wird das Café „mitgeDacht" nur montags von 14 bis 17 Uhr öffnen, später soll es an drei Nachmittagen die Woche einladen und auch Catering bei Veranstaltungen im Gemeinschaftsraum anbieten.

Leader-Fördermittel bereiten den Weg

Die alte Schule in Hörstmar wurde mit Hilfe von Leader-Geldern umgebaut. Ein neues Dorfzentrum mit Café ist entstanden, direkt an Kindergarten, Sportplatz, Turnhalle und Spielplatz. Im Anbau nebenan hat die Feuerwehr ihr neues Domizil gefunden. Auch der Gesundheitskiosk, den das Klinikum Lippe und Diakonie ambulant zusammen betreiben, geht auf Leader zurück. So wurden mit Hilfe des Förderprojektes 3L-in Lippe die Machbarkeitsstudie „Gesundheit vor Ort" umgesetzt. Ausfluss dieser Studie ist der Gesundheitskiosk, der für drei Jahre bis Juli 2023 gefördert wird.

Quelle: Lippische Landeszeitung

Weitere Information: Machbarkeitsstudie 3L-in Lippe „Gesundheit vor Ort"

OWL-Innovationspreis MARKTVISIONEN

OstWestfalenLippe gehört zu den wirtschaftsstärksten Standorten in Europa. Mit ihren Innovationen erobern Unternehmen aus OWL die Weltmärkte und sind Garant für Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region. Darüber hinaus entwickeln sie Lösungen für ein besseres Leben und Arbeiten in der Zukunft.

Um sie zu würdigen und neue Impulse zu setzen, stellt die OstWestfalenLippe GmbH diese Innovationen mit dem OWL-Innovationspreis MARKTVISIONEN ins Licht der Öffentlichkeit. Mit dem rennomierten Wirtschatspreis werden Unternehmen aus der Region für innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse ausgezeichnet. Der Preis wird in den drei Kategorien "MARKTVISIONEN", "Zukunft gestalten" und "Start-up" verliehen.

Der OWL-Innovationspreis wird von den Stadtwerken Bielefeld und Westfalen Weser Energie unterstützt. Ohne dieses Engagement wäre die Durchführung des Projekts nicht möglich. Durch ihre Beteiligung wollen die Stadtwerke Bielefeld und Westfalen Weser Energie insbesondere dazu beitragen, die kreativen und innovativen Potenziale in der Region zu stärken und einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Gesucht: Innovationen aus OWL

Die Wettbewerbsrunde 2021/2022 des OWL-Innovationspreises hat begonnen. Wir laden Unternehmen aus OWL herzlich ein, sich mit ihren Innovationen am Wettbewerb zu beteiligen. Zeigen Sie mit Ihrer Bewerbung, wie viel Innovationskraft in unserer Region steckt. Bewerbungsschluss ist der 27. August 2021.

Die Gewinnerinnen und Gewinner werden am 13. Januar 2022 im Rahmen einer Festveranstaltung geehrt und erhalten eine der begehrten Preisskulpturen aus Kristallglas.

Download: Ausschreibungsflyer, Digitales Bewerbungsformular

Quelle: OstWestfalenLippe GmbH

Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen soll Alleineigentum des Landes Nordrhein-Westfalen werden

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales teilt mit:
Das Land Nordrhein-Westfalen will Alleineigentümer des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) werden. Die entsprechenden Pläne hat Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute bei einem Besuch des HDZ NRW in Bad Oeynhausen gemeinsam mit der Geschäftsführerin des HDZ NRW, Frau Dr. Karin Overlack, sowie Frau Irmgard Wübbeling, Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG sowie stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates des HDZ NRW, vorgestellt. Demnach will die Landesregierung den bisherigen Anteil der Sana Holding Bad Oeynhausen GmbH am Stammkapital  übernehmen.

Aktuell sind das Land Nordrhein-Westfalen sowie die Sana Holding Bad Oeynhausen GmbH zu jeweils 50 Prozent am Stammkapital des HDZ NRW beteiligt. Die geplante Übernahme erfolgt im beiderseitigen Einvernehmen und Interesse. Laumann kündigte an, dass der notarielle Beurkundungstermin für die Transaktionsvereinbarung voraussichtlich Anfang Juli stattfinden wird. Anschließend wird das Vorhaben beim Bundeskartellamt angemeldet, das der Übernahme zustimmen muss.

“Das HDZ NRW genießt als Zentrum der Spitzenmedizin insbesondere in den Gebieten der Herzchirurgie, Kardiologie und Diabetologie und mit dem Kinderherzzentrum weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus ein hervorragendes Ansehen. Als Teil der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum und künftig auch durch eine intensive Kooperation mit der Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld ist es zugleich fest in unserem Land verwurzelt. Für das Land als künftigen Alleineigentümer bieten sich noch größere Chancen, den Gesundheitsstandort Nordrhein-Westfalen strategisch weiterzuentwickeln und zu fördern – beispielsweise auch durch eine enge Kooperation mit dem Telemedizin-Netzwerk „Virtuelles Krankenhaus NRW“. Zugleich möchte ich der Sana Holding Bad Oeynhausen für die bislang gute und vertrauensvolle Arbeit im HDZ NRW danken – auch bei der nun anstehenden Übernahme der bisherigen Sana-Anteile durch das Land“, erklärt Gesundheitsminister Laumann.

„Die künftige hundertprozentige Trägerschaft durch das Land NRW ist für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Garant für Stabilität und ein klares Commitment der Landesregierung zur langfristigen Ausrichtung des HDZ NRW. Gemeinsames Ziel ist es, maximale medizinische Qualität und Innovation auch in Zukunft richtungsweisend voranzutreiben. Ganz ausdrücklicher Dank gilt aber auch der Sana, von deren ausgewiesener Krankenhausmanagement-Expertise wir stets profitiert haben. Wir hoffen, die guten Kontakte auch künftig weiter erhalten zu können“, ergänzt HDZ-Geschäftsführerin Dr. Karin Overlack.

„Als Sana Kliniken AG, die in NRW selbst acht Kliniken unterhalten, unterstützen wir die Pläne der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen, die regionale Vernetzung der medizinischen Versorgungslandschaft in Ostwestfalen weiter zu stärken. Der Weg, den Herr Minister Laumann und das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gehen, ist für die Sana Kliniken folgerichtig. Gesundheitseinrichtungen müssen sich künftig mehr denn je miteinander vernetzen, um so, im Sinne einer langfristig stabilen Versorgung der Bevölkerung, neue und gemeinsame Lösungen anbieten zu können. Wenn wir mit der Abgabe unserer Anteile am HDZ NRW unseren Beitrag hierzu leisten können, freut uns das umso mehr“, so Irmgard Wübbeling, Vorstandsmitglied der Sana Kliniken AG und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des HDZ NRW.

Informationen zum HDZ NRW:

Das HDZ NRW ist im Jahr 1980 gegründet und im Jahr 1984 in Betrieb genommen worden. Seit 1989 ist das HDZ NRW Teil des sog. Bochumer Modells bzw. der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum und hat sich zu einem international führenden Zentrum zur Behandlung von Herz-, Kreislauf- und Diabeteserkrankungen entwickelt. Mit 35.000 Herz- und Diabetes-Patienten pro Jahr, 14.600 davon in stationärer Behandlung, zählt das HDZ NRW zu den größten und modernsten klinischen Zentren seiner Art in Europa. Mehr als 2.400 Mitarbeiter garantieren seit 37 Jahren medizinische Spitzenleistungen und eine in allen Bereichen vorgehaltene Hochleistungsmedizin und –technologie. Über 3.500 Operationen am Herzen und den herznahen Gefäßen pro Jahr, mehr als 7.000 kathetergestützte Verfahren, 1.500 elektrophysiologische Verfahren und über 400 TAVI-Prozeduren jährlich dokumentieren diese große Erfahrung.

Das HDZ NRW soll künftig die Medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld im Bereich von Forschung, Lehre und Krankenversorgung verstärken. Die gemeinnützige Einrichtung in Bad Oeynhausen ist Deutschlands größtes Herztransplantationszentrum und erzielte in 2020 einen Umsatz von 270,5 Millionen Euro.

Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leitung: Anna Reiss
Georgstr. 11, 32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1955, Fax 05731 97-2028
E-Mail: info@hdz-nrw.de

Quellen:
Herz- und Diabeteszentrum NRW
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW

Countdown für den Start des Medizinstudiums an der Universität Bielefeld läuft: Entscheidende Phase des Aufbauprozesses beginnt

Wie geplant wird der Studiengang der Humanmedizin an der Universität Bielefeld zum Wintersemester 2021/2022 starten können: Der Aufbau der Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe (OWL) geht aktuell in die entscheidende Phase. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen haben sich heute (27.05.) vor Ort auf dem Campus vom aktuellen Stand des Aufbauprozesses überzeugt. Wenn im Oktober die ersten 60 Studierenden ihr Medizinstudium in Bielefeld beginnen, werden die entsprechenden Räumlichkeiten, das benötigte Lehrpersonal und ein Netzwerk an Lehrpraxen vorhanden sein. Die Landesregierung hält damit gemeinsam mit der Universität Bielefeld und den beteiligten Akteuren in der Region OWL Wort und bringt den neuen Standort der Universitätsmedizin in Nordrhein-Westfalen planmäßig auf den Weg.

Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen sagt: „Mit dem bevorstehenden Studienstart wird ein zentrales Aufbauziel für die Medizinische Fakultät OWL wie geplant erreicht. Durch das gemeinsame Engagement von Landesregierung und Universität Bielefeld steht die bauliche Errichtung auf einem soliden Fundament. Heute konnten wir uns vor Ort ein eindrucksvolles Bild davon machen, wie zügig die Bauaktivitäten voran-schreiten und wie die akademische Heimat der zukünftigen Studieren-den sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Universitätsmedizin OWL aussehen wird.“

„Jeder, der mich kennt, weiß, wie lange ich mich schon für den Aufbau der Medizinischen Fakultät OWL einsetze. Wir müssen mehr Medizinerinnen und Mediziner und insbesondere mehr Hausärztinnen und Hausärzte ausbilden. Und wir brauchen sie vor allem da, wo in besonderem Maße eine Unterversorgung droht. Die Medizinische Fakultät OWL mit dem allgemeinmedizinischen Schwerpunkt ist hier ein ganz zentraler Baustein, um konsequent gegenzusteuern. Ich freue mich, dass wir es in einem so kurzen Zeitraum, nachdem die Landesregierung den Beschluss gefasst hat, schaffen, eine völlig neue Fakultät zu errichten. Dafür möchte ich allen Beteiligten meinen Dank aussprechen. Die Medizinische Fakultät OWL hat eine herausragende Bedeutung für die Region Ostwestfalen-Lippe und das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt“, so Gesundheitsminister Laumann.

Wie der gesamte Aufbauprozess ist die bauliche Realisierung der Medizinischen Fakultät OWL ein groß angelegtes Projekt. Die ersten Gebäude wachsen; die bauliche Realisierung schreitet weiter zügig voran – das zeigt, dass die Weichen für die planmäßige bauliche Errichtung der Fakultät richtig gestellt wurden.

Die Landesregierung wird auch die letzte Phase intensiv begleiten und mit einem aufwachsenden Landeszuschuss unterstützen. Damit wird der personelle Aufbauprozess ebenfalls wie geplant voranschreiten. Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer: „Ich danke der Landesregierung und den beteiligten Ministerien für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Der Planungs- und Aufbauprozess war eine Mammutaufgabe und einmalige Herausforderung für viele an der Universität. Ich danke nicht zuletzt auch allen Kolleg*innen, die dazu beigetragen haben, diesen ambitionierten Zeitplan zu halten.“

Rat der Arbeitswelt veröffentlicht seinen ersten Bericht - Ein Fokusthema ist die Pflege

Am Dienstag, 18. Mai 2021, übergab der Rat der Arbeitswelt seinen ersten Bericht an den Bundesminister für Arbeit und Soziales, Hubertus Heil. Der Bericht benennt die wichtigsten Handlungsfelder der Arbeitswelt, die sich aus den Folgen der Covid-19-Pandemie ergeben haben.

Die Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Wo Betriebe und  Arbeitsorganisationen ihre Aktivitäten weiterführen konnten, gelang die Bewältigung  der  pandemiebedingten Anforderungen durch das gemeinsame Handeln aller beteiligten Akteure. Dieses Engagement möchte der Rat besonders würdigen. Gleichzeitig bedeutet die Pandemie auch einige Herausforderungen für die Gestaltung der Arbeitswelt. Der Arbeitswelt-Bericht gibt Empfehlungen für die Bewältigung der direkten Pandemiefolgen sowie für die längerfristige Gestaltung der Arbeitswelt.

Fokusthema Pflege: Berufliche Pflege muss jetzt nachhaltig gestärkt werden.

Die Pandemie hat offengelegt, dass die berufliche Pflege dringend strukturelle  Verbesserungen benötigt. Bereits vor der Pandemie waren beruflich Pflegende mit  erheblichen Belastungen konfrontiert. Summiert man die entstandenen  Arbeitsunfähigkeitstage und frühzeitigen Renten-Eintritte, gäbe es 26.000 Pflegekräfte mehr, die im Beruf tätig sein könnten. Die schnellstmögliche Umsetzung vorhandener Instrumente zur Personalbemessung ist hier ein wesentlicher Faktor. „Für mehr qualifiziertes Pflegepersonal müssen die Motive der Berufswahl auch mit der erlebten Berufswirklichkeit  übereinstimmen“, sagt Ratsmitglied Michaela Evans, Direktorin des  Forschungsschwerpunktes Arbeit und Wandel am Institut Arbeit und Technik. Zudem muss  es besser gelingen, geeigneten und motivierten Personen neue Qualifizierungschancen    und -wege zur Pflegefachkraft zu eröffnen.

Quelle: (Pressemitteilung, Rat der Arbeitswelt, 18.05.2021)

Download: Vollständige Pressemitteilung, Bericht des Rat der Arbeitswelt

 

 

Betriebliches Impfen und Testen – gemeinsame Impfaktion anstreben

Die große Resonanz auf das virtuelle Meeting von DAS KOMMT AUS BIELEFELD zeigte das Interesse der Bielefelder Unternehmen am Thema „Betriebliches Impfen und Testen“. „Wir möchten Informationen zu dieser komplexen Thematik bündeln, um Unternehmen in ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, ob ein eigenes Impfangebot im Betrieb sinnvoll ist“, sagte Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE, zur Begrüßung. Das Treffen fand in Kooperation mit dem Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG OWL) statt.

Am 7. Juni sollen voraussichtlich die ersten Dosen für betriebliches Impfen zur Verfügung stehen. Dabei sind noch sehr viele Fragen offen. 500.000 Impfdosen sollen es pro Woche deutschlandweit sein, aber der Verteilungsmodus ist noch ungeklärt. Orientiert sich die Verteilung an der Einwohnerzahl, wie Ingo Nürnberger, Sozialdezernent und Krisenstabsleiter der Stadt Bielefeld, vermutet, könnten 2.000 bis 2.500 Impfdosen in Bielefeld pro Woche zur Verfügung stehen. Wer welchen Impfstoff an wen liefert, hängt zur Zeit noch in der Schwebe ebenso wie die Frage der Finanzierung.

Dr. med. Wolfgang Schmidt-Barzynski, ärztlicher Direktor des Klinikum Bielefeld, griff in seinem  Vortrag die zunächst wichtigsten Fragen zum Thema betriebliches Impfen auf: Braucht mein Betrieb eine eigene Impfaktion? Welche Räume brauche ich dafür? Wer muss beteiligt sein? Was muss ich beachten? Wer unterstützt mich?

Braucht mein Betrieb eine eigene Impfaktion?

Die Frage ist eng verknüpft mit dem zur Verfügung stehenden Impfstoff. Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer ist aufgrund der aufwendigen Lagerung, Auf- und Zubereitung eher ungünstig. AstraZeneca ist deutlich einfacher zu handhaben und noch leichter ist das Handling mit dem Stoff von Johnson & Johnson, da nur eine Impfung notwendig ist und die Terminkoordination für einen zweiten Termin entfällt.

Dr. med. Wilfried Voß, stellvertretender ärztlicher Leiter des Impfzentrums Bielefeld, berichtet ergänzend von einer Sitzung der KVWL. Hier wurde deutlich, dass der für Juni erwartete Impfstoff mit hoher Wahrscheinlichkeit von AstraZeneca sein wird und über Vertragsapotheken an die Betriebsärtz*innen geliefert wird. Ob sich die Einrichtung einer eigenen Impfaktion lohnt, hängt von der Zahl der impfbereiten Mitarbeitenden ab, die man über Umfragen abklären kann.

„Das Klinikum Bielefeld hat rund 3.000 Mitarbeitende. Über drei Impfstraßen sind am Tag 350 bis 400 Mitarbeitende geimpft worden“, erklärt Dr. med. Wolfgang Schmidt-Barzynski. Aber auch trotz guter Vorbereitung ist mit Unwägbarkeiten zu rechnen, wenn beispielsweise die zugesagte Lieferung mit dem Impfstoff ausbleibt und am nächsten Tag die doppelte Menge geliefert wird. Außerdem sollten sich Betriebe fragen, welche wirtschaftlichen Auswirkungen ein Ausfall von Mitarbeitenden aufgrund einer Corona-Infektion haben könnte und ob eine eigene Impfaktion für das Unternehmen sinnvoller sein könnte.

Welche Räume brauche ich?

Ein Einbahnstraßensystem mit einem separaten Ein- und Ausgang sorgt für die Einhaltung der Abstände. Von einem Wartebereich, in dem Aufklärungsgespräche geführt werden, geht es in den Impfbereich, in dem der ärztliche Check durchgeführt wird, mit drei Kabinen. Ein weiterer Raum dient der Nachbeobachtung und der administrativen Tätigkeiten, wo mittels eines Scanners die verabreichte Charge dem Patienten/der Patientin zugeordnet wird.

Wer ist an der Impfaktion beteiligt?

Am Klinikum Bielefeld war ein Projektteam aus 15 Personen beteiligt, wobei 5 zum engeren Kreis gehörten und die anderen 10 bei Bedarf hinzugezogen wurden. Eine enge Zusammenarbeit von EDV und Personalabteilung (inklusive der Personaldatenbank) ist für die Terminkoordination und die Dokumentation der Impfnachweise nötig. Außerdem besteht ein enger Kontakt zwischen Betriebsärzt*innen, Apotheke und Impfzentrum, um die Art des Impfstoffes und die Liefermengen zu koordinieren. Die Betriebsärztin/der Betriebsarzt ist für Aufklärung und Dokumentation zuständig.

Was gilt es zu beachten?

Die Aufklärungsgespräche zur Impfung sind wichtig. Diese sollten so frühzeitig wie möglich vor dem Impftermin stattfinden. Eine Durchführung der Aufklärung in Gruppen – auch per Videokonferenz – hat sich als zielführend erwiesen. Eine EDV-Unterstützung in Bezug auf die Personaldatenbank, für die Dokumentation des Impfnachweises und für die Koordination der Termine ist wichtig. Bei der Organisation ist zu beachten, dass die Impfgruppen „chaotisch“ zusammengestellt werden. Das bedeutet, dass nicht abteilungsweise Mitarbeitende geimpft werden, falls es Ausfälle aufgrund von Impfreaktionen gibt. Erfahrungswerte haben gezeigt, dass die Reaktion heftiger ist, je jünger die Geimpften sind. Bei der Terminierung von Zweitimpfungen  (BioNTech/AstraZeneca) müssen die Urlaubszeiten berücksichtigt werden. Die Impfaktion sollte auf mehrere Tage verteilt werden, falls es zu Lieferengpässen kommt. Insgesamt braucht man Strukturen, die an die Unternehmensgröße angepasst sind.

Wer unterstützt?

Das Impfzentrum Bielefeld ist für das Impfstoffmanagement verantwortlich und hilft interessierten Unternehmen. Auch das Klinikum Bielefeld steht für Fragen zur Verfügung und könnte nach Rücksprache Räume zur Verfügung stellen. Dr. med. Wolfgang Schmidt-Barzynski erklärt, dass das Klinikum Bielefeld die Prozessanweisungen für die eigene Impfaktion der Mitarbeitenden gerne Interessierten zur Verfügung stellt. Diese müssten dann an die jeweiligen Gegebenheiten des eigenen Unternehmens angepasst werden.

Thema Testangebote

Nach wie vor sind Tests ein wichtiges Mittel zur Eindämmung der Pandemie, um die Zeit zu überbrücken, bis alle, die wollen, geimpft sind, wie es Sozialdezernent und Krisenstabsleiter Ingo Nürnberger formulierte. Momentan sind mobile Teststationen unterwegs, die in Vorbereitung auf die Impfung in die Quartiere mit sozial benachteiligten Bewohner*innen fahren. Die Stadt Bielefeld verspricht sich davon eine Erhöhung der Impfbereitschaft. Insgesamt hat Bielefeld mit rund 60 kleineren und größeren Teststationen ein dichtes Netz aufgebaut. Jeder und jede, der oder die sich testen lassen möchte, kann dies mittlerweile unkompliziert tun – auch samstags und sonntags.

Markus Wendler, Inhaber der PVM GmbH und Anbieter der großen Testzentren (darunter Brackwede/IKEA, Loom, Universität Bielefeld) berichtet, dass das Interesse der Bevölkerung an Testungen ohne Anreize, also z.B. Ausgehen oder Shopping mit negativem Test, nachgelassen habe. Vor dem Lockdown habe PVM 60.000 Testungen im Monat durchgeführt. Markus Wendler und sein Team sind bereit, auch im Bereich Impfungen Angebote zu machen. Vergangenes Wochenende hat das Bielefelder Unternehmen mit einem Ärzteteam in Osnabrück an drei Tagen (Freitag, Samstag, Sonntag) bereits 3.000 Impfungen durchgeführt. Man sei auch schon mit einigen Betrieben im Gespräch, die die Infrastruktur von PVM nutzen könnten. Die Erfahrungen bei den Testungen (Organisation, Terminvergabe und Dokumentation) ließen sich unmittelbar transferieren.

Wie sieht es in puncto Impfaktionen in Bielefelder Unternehmen aus?

Der Praxisbericht von Ramona Werner von Diamant Software (300 Mitarbeitende) zeigte, dass es wichtig ist, frühzeitig mehrgleisig zu fahren. Die Zahlen der Mitarbeitenden, die sich impfen lassen möchten, schwankt, weil einige zwischenzeitlich bereits im Impfzentrum oder bei ihren Hausärzt*innen geimpft wurden. Die Mitarbeitenden werden ermutigt, auch andere Möglichkeiten zu nutzen. Neben den schon angesprochenen offenen Fragen (Welcher Impfstoff wird es sein? Wie kommt der Stoff zu den Betrieben? Wie sieht die Verteilung und Finanzierung mit welchem Impfstoff aus?) stellt sich bei Diamant Software die Frage, ob auch Familienmitglieder der Mitarbeitenden mitgeimpft werden dürfen.

Larissa Schikowski von DMG Mori (800 Mitarbeitende) berichtet, dass das Unternehmen auf die Impfaktion vorbereitet sei, aber betriebsinterne Umfragen starke Vorbehalte gegen AstraZeneca gezeigt hätten. Es brauche mehr Aufklärungsarbeit, um die Akzeptanz und das Vertrauen für diesen Impfstoff, der sehr wahrscheinlich den Betrieben zur Verfügung gestellt wird, wieder zu erhöhen. Ingo Nürnberger empfiehlt, zu dem Thema Video-Seminare über die Betriebsärzt*innen abzuhalten. Gutes Info-Material und Aufklärung könne die Vorbehalte auflösen.

Ralf Hausmann, Prokurist beim Einrichtungspartnerring VME (100 Mitarbeitende), berichtet, dass er das Vorhaben, in seinem Unternehmen eine eigene Impfaktion auf die Beine stellen zu wollen, aufgegeben habe, aber stark an einer Kooperation mit anderen kleineren und mittelgroßen Unternehmen interessiert sei. Die Räumlichkeiten in Bielefeld-Hillegossen seien dafür gegeben.

Fazit: Für kleinere Unternehmen lohnt sich eine eigene Impfaktion eher nicht. Vielversprechender ist ein Vorgehen, bei dem sich kleinere Unternehmen entweder zusammenschließen oder sich den Impfaktionen eines großen, vielleicht sogar benachbarten, Unternehmens anschließen. Grundsätzlich bieten das Impfzentrum Bielefeld, das Klinikum Bielefeld und die PVM GmbH ihre Unterstützung und/oder ein konkretes Angebot für das betriebliche Impfen an.

„Die WEGE und das ZIG möchten die Unternehmen bei ihren möglichen Impfaktionen unterstützen“, erklärt Brigitte Meier. „Wir möchten eine Plattform bieten, um für die aktuell offenen Fragen zur Vorgehensweise der Betriebe eine Lösung zu finden und falls gewünscht, auch Kooperationen für   gemeinschaftliche Projekte unterstützen. Hierzu werden wir mit den heutigen Inputgebern klären, welche Angebote den Unternehmen kurzfristig gemacht werden können.“

Quelle: Das kommt aus Bielefeld

Industrial Pioneers OWL: Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeigen Lösungen für die Produktion von morgen

Immer mehr Krankenhäuser beteiligen sich an „Green-Hospital“-Projekten, um die eigene Nachhaltigkeit zu fördern und den Energieverbrauch zu senken. Es geht um umwelt- und ressourcenschonende Optimierungen in den Bereichen Gebäudestruktur, Energieversorgung, umweltgerechter Ausstattung und Abfallmanagement. Deutschlandweit trägt eine Vielzahl an Kliniken bereits ein „grünes Image“.

Im Rahmen der virtuellen Innovationsshow "Industrial Pioneers OWL" berichten Praktiker der Universitätskliniken Bonn und Hamburg-Eppendorf über ihre erfolgreichen Green-Hospital-Projekte und darüber, was im Bereich Nachhaltigkeit und Umweltschutz getan werden kann.

Weitere Information: Green Hospitals | Energieverbrauch senken, Nachhaltigkeit fördern: Virtuelle Innovationsschau mit 54 Unternehmen, Forschungseinrichtung und Netzwerken aus OstWestfalenLippe, 19. April bis 4. Mai 2021

Green Hospital beim Thementag "Zirkuläres Wirtschaften" im Rahmen der virtuellen Innovationsshow "Industrial Pioneers OWL"

Großer Erfolg beim MZG: 21. Bad Lippspringer Tuberkulose-Tag mit mehr als 180 Teilnehmern

Deutschlandweit führender Austausch: Einen großen Erfolg landete das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) mit dem 21. Bad Lippspringe Tuberkulose-Tag, der aufgrund der Corona-Pandemie virtuell stattgefunden hat. Mit mehr als 180 Teilnehmern festigte die Veranstaltung unter Regie von Chefarzt PD Dr. Karsten Schulze ihre deutschlandweit führende Stellung für den Austausch über neuste Erkenntnisse zu dieser bakteriellen Infektionskrankheit.
Der gerade zu Ende gegangene Bad Lippspringe Tuberkulose-Tag beschäftigte sich unter anderen mit der Prävention im Krankenhaus sowie mit den Möglichkeiten für eine erfolgreiche Therapie, beispielsweise im Kindesalter oder im Justizvollzug. Einen weiteren inhaltlichen Schwerpunkt bildeten darüber hinaus die Chancen und Risiken zur Behandlung der multiresistenten Tuberkulose.
Besonders aktuell gestaltete sich ein Vortrag über die Beziehungen zwischen Tuberkulose und Corona, die gerade im Hinblick auf die dritte Welle der Pandemie in Deutschland interessant sind. "Wir haben vielfältige Themen behandelt, mit denen wir die Therapie von Tuberkulose optimieren können. Ich freue mich sehr, dass wir trotz des virtuellen Formats mehr Teilnehmer hatten als in den vergangenen Jahren", zog Dr. Schulze ein positives Fazit zum Bad Lippspringer Tuberkulose-Tag.

Quelle und weitere Information: Medizinisches Zentrum für Gesundheit Bad Lippspringe

 

Medizinische Fakultät OWL: Zulassungsverfahren für Medizinstudienplätze beginnt

Am 15. April startet die Stiftung für Hochschulzulassung (SfH) das offizielle Zulassungsverfahren für Medizinstudienplätze in Deutschland für das kommende Wintersemester 2021/22. Hiermit werden auch die ersten 60 Plätze an der Universität Bielefeld vergeben, die ab diesem Jahr erstmals Mediziner*innen ausbilden wird. Am 1. April informiert die Universität Bielefeld in einer Online-Veranstaltung über ihren Modellstudiengang Medizin, das Bewerbungsverfahren und die Auswahlkriterien.

Der Studiengang Medizin bereitet auf komplexe Anforderungen ärztlichen Arbeitens in allen Fachrichtungen vor. Das Bewerbungsverfahren für das zulassungsbeschränkte Studienfach Medizin wird deutschlandweit über die Plattform Hochschulstart.de abgewickelt. Nach aktuellem Stand können sich Alt-Abiturient*innen bis zum 31.05.2021 bewerben, Abiturient*innen des Jahrgangs 2021 bis zum 31.07.2021.

„Wir möchten die angehenden Ärzt*innen gut auf ihren zukünftigen Berufsalltag in der Praxis oder Klinik vorbereiten. Deswegen stehen neben der Vermittlung von Fachwissen und praktischen Fertigkeiten zum Beispiel auch das interprofessionelle Arbeiten mit anderen Gesundheitsfachberufen sowie digitale Medizin auf dem Stundenplan“, erläutert die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL, Professorin Dr. med. Claudia Hornberg. „Wir freuen uns sehr, dass wir bald die ersten Medizinstudierenden an der Universität Bielefeld begrüßen können.“

Link: Anmeldung für die Informationsveranstaltung am 1.4.2021

Link: Zur Bewerbungsseite auf Hochschulstart.de

Hintergrund: Der Modellstudiengang Humanmedizin an der Universität Bielefeld

Der Bielefelder Modellstudiengang bereitet Studierende auf die komplexen Anforderungen ärztlichen Arbeitens in allen medizinischen Fachrichtungen vor. Er fokussiert zukunftsweisende Themen, wie ambulante Versorgung, digitale Medizin, Diversitäts- und Gendersensibilität und ermöglicht darüber hinaus interessengeleitete Profilierungen.

Studierende erwartet eine organ- und themenzentrierte Lehre, die bereits ab dem ersten Fachsemester klinisch-theoretische und klinische Inhalte der Medizin verknüpft. Das soll ein integratives Lehren und Lernen vor allem praxis- und versorgungsbezogener Kompetenzen über das gesamte Studium hinweg ermöglichen. In der Konzeption und Umsetzung der Lehre kooperiert die Medizinische Fakultät OWL mit den Kliniken des Universitätsklinikums OWL und ambulanten Praxen der Region.

Der Studiengang gliedert sich in einen ersten Abschnitt mit sechs und einen zweiten Abschnitt mit vier Fachsemestern sowie das Praktische Jahr. Er schließt regulär mit dem Staatsexamen nach Ärztlicher Approbationsordnung ab und ermöglicht Studierenden den Zugang zu einer fachärztlichen Weiterbildung sowie einer wissenschaftlichen Karriere. Für eine anschließende fachärztliche Weiterbildung bieten die Kliniken des Universitätsklinikums OWL und die ambulanten Praxen in ganz Ostwestfalen-Lippe vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten.

Eine Besonderheit ist die interdisziplinäre Profilierung im ersten Studienabschnitt, in der die Studierenden einen medizinnahen Wissenschaftsbereich aus dem naturwissenschaftlichen, technischen, geistes- oder sozialwissenschaftlichen Themenspektrum vertiefen. Mit einem zusätzlichen freiwilligen Fachsemester können die Medizinstudierenden den Abschluss „Bachelor of Interdisciplinary Medical Sciences“ erwerben. Der Bachelorgrad ist ein erster berufsqualifizierender Abschluss, er vertieft die wissenschaftliche Ausbildung und soll die Interdisziplinarität in der Medizin und den angrenzenden Wissenschaften stärken.

Informationen zum Medizinstudium in Bielefeld mit Videos zum Studiengang:
www.uni-bielefeld.de/studieninfo-medizin
www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/medizin/studium-lehre/

Neues Ratsgutachen: Digitalisierung für ein lernendes Gesundheitssystem

Der Sachverständigenrat Gesundheit (SVR) hat sein neues Gutachten am Mittwoch an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) übergeben. Die Ratsmitglieder fordern eine Neuausrichtung des Digitalisierung im Gesundheitswesen: Leben und Gesundheit der Menschen in Deutschland könnten besser geschützt werden, wenn endlich die Möglichkeiten der Digitalisierung im Gesundheitswesen verantwortlich und wissenschaftlich sinnvoll genützt würden.

„Wir brauchen eine ehrliche Diskussion über bisherige Fehlentwicklungen. Die Politik hat in den letzten Jahren Schritte in die richtige Richtung getan. Ziel muss die Neuausrichtung der Gesundheitsversorgung sein: hin auf ein digitales, ein systematisch lernendes Gesundheitssystem“, betont der SVR-Vorsitzende, Prof. Dr. med. Ferdinand Gerlach, und führt aus: „Auch der Sachverständigenrat hält es für unabdingbar, dass Gesundheitsdaten nicht in falsche Hände fallen. Zugleich müssen sie in richtige Hände gelangen können. In Hände, die Leben und Gesundheit schützen wollen. Die Angehörigen der Heilberufe in Deutschland wollen dies. Ebenso die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die erforschen, was uns gesund erhält, was uns krank macht und wie man Krankheiten heilen kann. Kluges Misstrauen sollte zu geeigneten Schutzmaßnahmen führen – nicht Hilfe verhindern, denn Daten teilen heißt besser heilen.“ Prof. Gerlach: „Die Menschen in Deutschland produzieren jeden Tag Abermillionen Daten, darunter sehr viele, die ihre Gesundheit betreffen. Die meisten dieser Daten wandern in die Arme von Datenkraken außerhalb der EU und werden von diesen für kommerzielle Zwecke, Werbung und Angebote ausgewertet. Wenn es aber darum geht, Gesundheitsdaten hierzulande zum Zwecke besserer Gesundheitsversorgung zu sammeln – z.B. in einer elektronischen Patientenakte – und sie für gezieltere Forschung, Prävention, Diagnostik und Therapie verfügbar zu machen, dann werden Probleme aufgetürmt, die eine sinnvolle Datennutzung fast unmöglich machen. Das ist unverantwortlich. Länder wie Dänemark oder Estland, in denen auch die Datenschutzgrundverordnung gilt, nutzen die Chancen der Digitalisierung sehr viel besser.“ „Der Rat ist überzeugt, dass das Patientenwohl der Maßstab sein muss, an dem Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgerichtet und gemessen werden muss. Damit meinen wir das Wohl aller aktuellen und zukünftigen Patientinnen und Patienten. Dazu brauchen wir für Forschung und Versorgung verwertbare Daten. Nicht nur die bislang schon zugänglichen Abrechnungsdaten z.B. über verschriebene Medikamente, sondern auch die zugehörigen Behandlungsdaten etwa über Allergien, Blut- oder Röntgenuntersuchungen.“ Der Gesundheitsökonom und stellvertretende SVR-Vorsitzende, Prof. Dr. rer. pol. Wolfgang Greiner, ergänzt: „In der Corona-Pandemie hat sich zudem gezeigt, wie wichtig es wäre, Gesundheitsdaten wie eine nachgewiesene Ansteckung mit Bewe-gungs- und Kontaktdaten verknüpfen zu können, um zu erkennen, welche Situationen wirklich risikoreich im Sinne von Infektionsketten sind. Mit diesem Wissen könnten Maßnahmen zur Eindämmung viel gezielter sein.“ „Die Corona-Krise zeigt, dass es beim Thema Datennutzung nicht nur um den effizien-ten Schutz von Leben und Gesundheit des Einzelnen und seiner Mitmenschen geht, sondern auch darum, das Wirtschaftsleben ebenso wie Bildung, Kultur und Freizeitak-tivitäten nicht unnötig einzuschränken. Es geht um die materiellen und ideellen Grundlagen unserer Gesellschaft. Um beurteilen zu können, welche Einschränkungen wirklich nötig und angemessen sind, müssen Forschende Daten auswerten dürfen.“ Prof. Greiner unterstreicht: „Von der Lebenswirklichkeit längst überholte Konzepte wie Datensparsamkeit helfen nicht weiter. Der Sachverständigenrat knüpft hier an den Deutschen Ethikrat an, der in seiner Stellungnahme zu ‚Big Data und Gesundheit‘ feststellte, einem Datenmissbrauch könne‚ mit Handlungsformen und Schutzmechanis-men des traditionellen Datenschutzrechts nur unzureichend begegnet‘ werden. Der Sachverständigenrat hält es für an der Zeit, mit geeigneten technischen Maßnahmen, mit empfindlichen Strafandrohungen und wirksamen Kontrollen die Datensicherheit zu stärken und zugleich Möglichkeiten zu schaffen, Daten für gezieltere Forschung und Versorgung zu nutzen.“ Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen formuliert der Rat in seinem Gutachten konkrete Empfehlungen zur patientenwohldienlichen Ausgestaltung der elektroni-schen Patientenakte (ePA) ebenso wie zur treuhänderisch kontrollierten Nutzung von Gesundheitsdaten für die Forschung. Das Gutachten erörtert ferner die Nutzung und Kostenerstattung von digitalen Gesundheitsanwendungen und die Steigerung digitaler Gesundheitskompetenz in den Heilberufen im Besonderen und bei den Bürgerinnen und Bürger im Allgemeinen. Es skizziert die normativen, rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen der Digitalisierung und die strategischen Schritte, die auf ein dynamisch lernendes Gesundheitssystem hin zu tun sind.

Quelle: SVR, Pressemitteilung und Zusammenfassung

Download: Gutachten 2021, Digitalisierung im Gesundheitswesen

Weitere Informationen und ältere Gutachten: www.svr-gesundheit.de

 

Starke Pflege: KPR | Krankenpfleger-Rap

KPR | Krankenpfleger-Rap

Du bist kein Arzt, doch bist fast jeden Tag im Krankenhaus
Nicht als Patient, sondern du passt dort auf die Kranken auf
Du kommst zur Schicht und auf Station da kennt dich jeder
Bist kein Gärtner und kein Jäger, du bist richtig Krankenpfleger…

Check den KRANKENPFLEGER-RAP, der in Krankenpflegern steckt!
Heut gibts was auf die Ohren von der und für die Pflege-Community. Check das!

Unsere Mitarbeiter aus der Pflege hatten da mal eine Idee … und wir haben sie gern unterstützt!

Quelle: Klinikum Lippe, Künstler: The legendary legend Gerry & Big T 657

Lyrics:

Ist das ne Infektion? NEIN Oder nur Morbus Crohn? NEIN Hat der n Kopf-Tremor? NEIN Oder nen Knopf im Ohr  Und hört den Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bringt Tabletten an das Bett Oder richtet dein Korsett Das ist Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bis die Wunde nicht mehr nässt Und der Arzt dich dann entlässt Das ist Krankenpfleger-Rap Kra-Kra-Krankenpfleger-Rap Dieser Mann braucht dringend Hilfe, also gehen Sie da weg Infusionen und Besteck, kriegst auch Kaffee und Gebäck Hast du Schmerzen im Skelett, wasche ich dich gern komplett Kranken-Bruder, bin um 6 auch schon der Bringer Alte Frauen, junge Dinger, alle brechen sich die Finger Für n Platz im Doppelzimmer, alle lieben mein Genie Pneumo bis Neurologie, frag die Physiotherapie Ist nicht ganz einfach hier mit Kranken und Schwachen Denn in meinem Job, das musst du wissen, muss ich Abstriche machen Ich mein von Nase und Rachen, bring das Mal runter ins Labor Wenn da zu ist, stells davor, in die Box aus Styropor Für die Patienten gebe ich mein letztes Hemd Ja der Pfleger, den man kennt, ist der Patient auch dement Misserfolge sind mir fremd, jedes Dokument gelenkt Denn bei mir wird jeder Kassen- sofort zum Privatpatient Ist das ne Infektion? NEIN Oder nur Morbus Crohn? NEIN Hat der n Kopf-Tremor? NEIN Oder nen Knopf im Ohr  Und hört den Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bringt Tabletten an das Bett Oder richtet dein Korsett Das ist Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bis die Wunde nicht mehr nässt Und der Arzt dich dann entlässt Du sitzt beim Arzt, ich bin fast jeden Tag im Krankenhaus Nicht als Patient sondern ich pass dort auf die Kranken auf Ich komm zur Schicht und auf Station da kennt mich jeder Bin kein Gärtner und kein Jäger, ich bin richtig Krankenpfleger Zur Übergabe, der Kollege ist noch krank von gestern Du kommst mit deinen großen Brüdern, ich komm mit mein Kranken-Schwestern Ja siehst du mich nur von Weitem, bin ich grad damit beschäftigt die Visite zu begleiten Oder sie auszuarbeiten, die Patienten tun mich lieben Allesamt sind sie zufrieden, komplett so wie sie da liegen Vom Blut abnehmen bis zur Reanimation Kommt von mir stets die perfekte Reaktion Bitte wo liegt ihr Problem? Ah, Sie wollen nicht mehr gehn Ja das  kann ich gut verstehen Jedem ist es angenehm, denn der Pfleger ist am Start Und wenn Ärzte nicht mehr weiter wissen, fragen sie um Rat  Ist das ne Infektion? NEIN Oder nur Morbus Crohn? NEIN Hat der n Kopf-Tremor? NEIN Oder nen Knopf im Ohr  Und hört den Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bringt Tabletten an das Bett Oder richtet dein Korsett Das ist Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bis die Wunde nicht mehr nässt Und der Arzt dich dann entlässt Das ist Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Ja, ich schüttel dir das Kissen und ich reich dir das Besteck Das ist Krankenpfleger-Rap Vom Balkon gibt es Respekt Und Patient aus Zimmer 109 ist wieder spurlos weg Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Sag mal, wer hat denn schon wieder meinen Kulli eingesteckt Das ist Krankenpfleger-Rap Praktikanten im Gepäck Und im Winter heißt es jedes Jahr, die 90er sind back Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Tut mir leid, Sie wirken überrascht und irgendwie erschreckt Das ist Krankenpfleger-Rap Immer freundlich und auch nett Und die Leute posten diesen Song in jedem Gruppenchat  Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Und die Pflegekasse klingelt, das ist Teil von dem Konzept Das ist Krankenpfleger-Rap Der in Krankenpflegern steckt Durchfall und Erbrechen ist einfach ein Teil von dem Geschäft Ist das ne Infektion? NEIN Oder nur Morbus Crohn? NEIN Hat der n Kopf-Tremor? NEIN Oder nen Knopf im Ohr  Und hört den Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bringt Tabletten an das Bett Oder richtet dein Korsett Das ist Krankenpfleger-Rap K-K-Krankenpfleger-Rap Bis die Wunde nicht mehr nässt Und der Arzt dich dann entlässt

 

Industrial Pioneers OWL: Unternehmen und Forschungseinrichtungen zeigen Lösungen für die Produktion von morgen

Maschinelles Lernen, digitale Plattformen, zirkuläre Wertschöpfung und Arbeit 4.0: Die digitale Transformation verändert die Wirtschaft Schritt für Schritt. Neue Ansätze und Lösungen zeigen 57 Unternehmen, Forschungseinrichtung und Netzwerke aus OstWestfalenLippe vom 19. April bis 4. Mai in einer virtuellen Innovationschau „Industrial Pioneers OWL“, die von der OstWestfalenLippe GmbH und owl maschinenbau organisiert wird. In einer 360-Grad Welt können Interessentinnen und Interessenten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik 72 Lösungen in zehn Themenräumen erkunden. Ergänzt wird die Innovationsschau durch ein Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Workshops, digitalen Führungen und Sprechstunden.

Vom 12. bis 16. April öffnet die Hannover Messe als größte Industrieschau der Welt ihre Tore für die Fachwelt. Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Messe rein digital statt – mit einem umfangreichem Vortragsprogramm und Livechats. Viele Unternehmen aus OstWestfalenLippe sind als virtuelle Aussteller mit dabei. Einen OWL Gemeinschaftsstand – sonst ein fester Bestandteil der Messe – wird es in diesem Jahr nicht geben.
„Der OWL-Gemeinschaftsstand in Hannover zeigt zum einen die Leistungskraft unserer Unternehmen und Forschungseinrichtungen und ist eine tolle Visitenkarte für den Hightechstandort. Zum anderen ist er ein fester Punkt für alle Besucherinnen und Besucher aus OWL, um sich zu informieren und auszutauschen. Beides ist auf der digitalen Messe nicht möglich,“ erläutert Wolfgang Marquardt, Prokurist OstWestfalenLippe GmbH die Beweggründe der Veranstalter. „Daher wollen wir mit unserer virtuellen Leistungsschau nach der Hannover Messe die Lösungen und Kompetenzen aus OWL präsentieren und mit den Unternehmen in den Dialog treten. Wir haben dazu eine attraktive virtuelle Welt geschaffen, die zum Erkunden einlädt. Mit unserem Veranstaltungsprogramm bieten wir darüber hinaus die Möglichkeit, sich zu informieren und Kontakte zu knüpfen“, ergänzt Almut Rademacher, Geschäftsführerin owl maschinenbau. „So schaffen wir ein Format, das auf die Bedarfe der Unternehmen in OWL zugeschnitten ist und die starke Kooperationskultur in OWL eindrucksvoll demonstriert“.

Zehn Themenräume mit 72 Lösungen

Die Forschungsansätze und Lösungen sind für die Besucherinnen und Besucher übersichtlich in zehn virtuellen Themenräumen aufbereitet. Themenfelder sind Maschinelles Lernen, Digitaler Zwilling, Digitale Plattformen, Industrial App Market Place, Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt, Digitale Transformation, Open Innovation, Zirkuläre Wertschöpfung, Smart Food Technologies und Zukunftstechnologien Bauen. In jedem Raum sind sechs bis zwölf Lösungen zu finden, die in Form eines Videos, einer interaktiven Präsentation oder einer 3D-Animation aufbereitet sind.

Dazu gehören beispielsweise ein neues Plattform-Radar aus dem Spitzenclusters it´s OWL, mit dem Unternehmen prüfen können, welche Services sie über Plattformen anbieten können. Oder der Industrial App Market Place - ein Online Marktplatz für Industrie APPS, den eine offene Community in einer Open Source Umgebung erarbeitet. Darüber hinaus gibt es Lösungen für die Arbeitswelt der Zukunft, wie beispielsweise Augmented- und Virtual Reality Anwendungen für die Montage und Fernwartung.

Neben hochtechnologischen und digitalen Highlights liegt dieses Jahr ein Fokus auf Ideen für Neues Wirtschaften. So präsentiert ein Themenraum Ansätze, wie die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen durch eine offene Innovationskultur unterstützt werden kann. Und auch das Thema Zirkuläres Wirtschaften zeigt richtungsweisende Good Practices und Ideen für eine nachhaltige Unternehmensstrategie. In Chats und Gesprächen mit den Verantwortlichen können Unternehmen prüfen, wie sie die Lösungen nutzen und von den Erfahrungen profitieren können.

Perspektiven für die Industrie in der neuen Normalität

Vertiefende Informationen bietet ein begleitendes Veranstaltungsprogramm, bei dem Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Netzwerke ihre Herausforderungen und Anwendungen zu den Themenfeldern vorstellen und diskutieren. Zu jedem Thema gibt es ab dem 20. April einen Thementag mit Vorträgen, Workshops, Diskussionen und Sprechstunden. „Industrial Pioneers OWL“ wird am 19. April mit einer virtuellen Eröffnungsveranstaltung gestartet. Im Fokus steht dabei eine Bilanz der Erkenntnisse aus der Hannover Messe. Spitzen von Unternehmen und Verbänden werden neue Trends und Perspektiven der Industrie in der neuen Normalität mit der Corona-Pandemie diskutieren.

Die Thementage finden an den folgenden Terminen statt:
Dienstag, 20. April: Maschinelles Lernen
Mittwoch, 21. April: Digitaler Zwilling
Donnerstag, 22. April: KI in der Arbeitswelt und Digitale Transformation
Freitag, 23. April: Smart Food Technologies
Montag, 26. April: Industrial App Market Place
Dienstag, 27. April:  Open Innovation
Mittwoch, 28. April: Zirkuläres Wirtschaften
Donnerstag, 29. April: Digitale Plattformen
Dienstag, 4. Mai: Zukunftstechnologien Bau
 
Industrial Pioneers OWL wird von den folgenden Partner getragen:
Beckhoff, Center for Applied Data Science, Centrum Industrial IT, CirQuality OWL, Contact Software, Cor-Lab, Digital in NRW, Dixeno, Eisfeld Ingenieure, Energie Impuls OWL, Fachhochschule Bielefeld, Fachhochschule des Mittelstands, Fachhochschule der Wirtschaft, Fachwerkstatt Drücker, Food Processing Initiative, Founders Foundation, Fraunhofer IEM, Fraunhofer IOSB-INA, Goldbeck, Heinz Nixdorf Institut, Hilscher, Handwerkskammer OWL, Hochbau Detert, IG Metall, InnoZent OWL, Institut für industrielle Informationstechnik, Institut für Technische Energie-Systeme, it´s OWL, Kannegiesser, KEB, KI-Marktplatz, Knowtion, Lenze, Lippe zirkulär, Miele, NRW.Innovationspartner, Open Innovation City Bielefeld, OstWestfalenLippe GmbH, owl maschinenbau, PerFact, Phoenix Contact, Pioneers Club, Rexroth, Smart Food Technologies OWL, Schüco, SICP Paderborn, SSV Software Systems, TH OWL, Tosibox, Unity, Universität Bielefeld, Universität Paderborn, VDI Ostwestfalen-Lippe Bezirksverein, Wago, Weidmüller, ZIG OWL

Quelle: OstWestfalenLippe GmbH

Neues Führungsteam am EvKB und Krankenhaus Mara: Kaufmann Mathias Kreft zum Vorsitzenden Geschäftsführer berufen

Er ist Diplom-Kaufmann und seit Jahren eng mit Bethel verbunden: Mathias Kreft (57) wurde jetzt vom Aufsichtsrat zum Vorsitzenden Geschäftsführer des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) berufen. Ab 1. April 2021 wird er gemeinsam mit Dr. Matthias Ernst die Geschäftsführung der Betheler Krankenhäuser in Bielefeld leiten. Dr. Matthias Ernst (52) bleibt weiterhin Vorsitzender Geschäftsführer des Krankenhauses Mara und Geschäftsführer des EvKB.

"Ich finde Bethel und seine Kliniken einfach großartig." Das ist das kurze und knappe Resümee von Mathias Kreft für seine Entscheidung, die langjährige Tätigkeit in renommierten Unternehmensberatungen zugunsten Bethels aufzugeben. Unter anderem war der Diplom-Kaufmann langjähriger Partner in der Unternehmensberatung Roland Berger und hat 2005 in dieser Funktion die Zusammenführung der damaligen Krankenanstalten Gilead mit dem Johanneskrankenhaus zum heutigen EvKB vorbereitet. Danach folgten weitere Beratungstätigkeiten für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, insbesondere für die Krankenhäuser. Kreft ist seit mehr als 20 Jahren spezialisiert auf die Strategie und Organisationentwicklung von Gesundheits- und Sozialunternehmen. Er bringt darüber hinaus weitreichende Erfahrung in der Beratung von Universitätsklinika mit. "Ich identifiziere mich zum einen stark mit dem Auftrag Bethels. Zum anderen ist die strategische Gestaltung eines neu ernannten Universitätsklinikums zukunftsweisend für OWL. An diesem großen und spannenden Projekt will ich mitarbeiten." Zuletzt hat Kreft als Geschäftsführer der Conprimo Strategieberatung die aktuelle Unternehmensorganisation des EvKB und des Krankenhauses Mara mit Blick auf die Universitätsmedizin neu aufgestellt und erhielt dafür im September 2020 die Generalvollmacht und Prokura für die Krankenhäuser, um die Einführung und Etablierung der neuen Organisationsstruktur zu begleiten.

"Eine Organisation muss klare Zuständigkeiten haben. Matthias Ernst und ich wollen gemeinsam gestalten und werden eng zusammenarbeiten", so Kreft. "Jeder von uns wird den Blick auf die Gesamtorganisation halten. Darauf freue ich mich sehr", bestätigt Dr. Matthias Ernst. "Mit dem Kaufmann Mathias Kreft und dem Arzt und Gesundheitsökonom Dr. Matthias Ernst haben wir nun eine Doppelspitze, die sich als Team sieht und in diesem Sinne die Entwicklung unserer Krankenhäuser mit ihrer jeweiligen fachlichen Expertise gestalten wird", erklärt Dr. Rainer Norden, Vorsitzender des EvKB-Aufsichtsrats und stellvertretender Vorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die neue Führungsspitze.

Dr. Matthias Ernst hat 2016 vom Klinikum Bielefeld nach Bethel gewechselt und 2017 den Vorsitz der Geschäftsführung im Krankenhaus Mara und die Geschäftsführung des EvKB übernommen.

Mathias Kreft wurde 1963 geboren. Er lebt derzeit mit seiner Ehefrau, der Physiotherapeutin Silvia Kreft, in Winnenden bei Stuttgart. Gemeinsam haben sie zwei Söhne im Alter von 23 und 27 Jahren. In seiner Freizeit treibt der 57-Jährige gerne Sport. Zu seinen Interessen gehören außerdem das Reisen und die Politik.

Quelle: Evangelisches Klinikum Bethel

 

Beruf und Pflege besser vereinbaren: individuelle und betriebliche Perspektiven als regionaler Gestaltungsansatz

Etwa 2,5 Millionen Menschen in Deutschland leisten neben ihrer Erwerbsarbeit auch Sorgearbeit für ihre Angehörigen. Damit werden deutlich mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen zu Hause durch Angehörige versorgt, die selbst erwerbstätig sind. Im Zuge einer strukturell alternden Gesellschaft werden diese Zahlen in den kommenden Jahren weiter ansteigen, sowohl hinsichtlich der pflegebedürftigen Menschen insgesamt als auch mit Blick auf diejenigen Erwerbstätigen, die neben dem Beruf eine angehörige Person pflegen. Dieser absehbare Trend ist nicht nur für die pflegenden Erwerbstätigen selbst ein alltäglich zu bewältigender Spagat. Auch die Unternehmen stehen im demografischen Wandel vor der Herausforderung, sich intensiver mit den Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auseinanderzusetzen, um Fachkräfte zu halten und Arbeitgeberattraktivität zu steigern.
Im Rahmen des Förderprojektes work & care werden solche Möglichkeiten untersucht und im Zusammenwirken individueller, betrieblicher und regionaler Maßnahmen als ein kombinierter Lösungsansatz weiterentwickelt. Das Projekt work & care verfolgt das Ziel, das Wissen um den Zusammenhang der individuellen und betrieblichen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu verbessern und daraus konkrete Impulse für pflegende Erwerbstätige sowie für klein- und mittelständische Unternehmen in einem regionalen Netzwerk zu bündeln.
In der Reihe "Forschung aktuell" des Instituts Arbeit und Technik (IAT) werden erste Ergebnisse aus Betriebsrecherchen vorgestellt. Demnach deutet sich an, dass betriebliche Flexibilitätsmaßnahmen allein nicht hinreichend sind, sondern durch besser vernetzte Unterstützungsangebote auf regionaler Ebene erweitert werden müssen. Dafür entwickelt das Projekt work & care ein offenes Kompetenz-Netzwerk in Ostwestfalen-Lippe.

Quelle: Institut Arbeit und Technik (IAT)

Download: Forschung Aktuell, 03/2021

Weitere Informationen: Projekt work & care

Das Projekt wird im Zeitraum November 2019 bis November 2022 umgesetzt und im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Das Projekt wird von mehreren Partnern gemeinsam umgesetzt: IAT – Institut Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen, InBVG – Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich der Fachhochschule Bielefeld, inIT – Institut für industrielle Informationstechnik der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Innovationszentrum Kreis Lippe, Plan G – Gesundheitsmanagement für Betriebe sowie ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (Federführung).

Bielefelder Forschende liefern 3D-Aufnahmen von Coronaviren

Wissenschaftler*innen der Fakultät für Physik der Universität Bielefeld ist es erstmals gelungen, das Coronavirus SARS-CoV-2 mit einem Heliumionen-Mikroskop abzubilden. Im Gegensatz zur herkömmlicheren Elektronenmikroskopie müssen die Proben bei der Heliumionen-Mikroskopie nicht mit einer dünnen Metallschicht überzogen werden. Dadurch lassen sich Interaktionen zwischen den Coronaviren und ihrer Wirtszelle besonders gut beobachten. Ihre Ergebnisse, die in Kooperation mit Forschenden der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Klinikums Bielefeld entstanden sind, haben die Wissenschaftlerinnen am heutigen Dienstag (02.02.2021) im Fachmagazin Beilstein Journal of Nanotechnology veröffentlicht.

„Die Studie zeigt, dass das Heliumionen-Mikroskop geeignet ist, um Coronaviren abzubilden – und zwar so genau, dass sich das Zusammenspiel von Viren und Wirtszelle beobachten lässt“, sagt die Physikerin Dr. Natalie Frese. Sie ist Erstautorin der Studie und forscht in der Arbeitsgruppe „Physik supramolekularer Systeme und Oberflächen“ an der Fakultät für Physik.
Coronaviren sind winzig klein – im Durchmesser nur etwa 100 Nanometer, also 100 Milliardstel Meter. Mit dem Virus infizierte Zellen wurden bisher vor allem mit Rasterelektronenmikroskopen untersucht. Dabei rastert ein Elektronenstrahl die Zelle ab und liefert ein Bild der Oberflächenstruktur der mit Viren besetzten Zelle. Rasterelektronenmikroskope haben jedoch einen Nachteil: Die Probe lädt sich während des Mikroskopievorgangs elektrostatisch auf. Weil die Ladungen bei nichtleitenden Proben, zum Beispiel Viren oder anderen biologischen Organismen, nicht abtransportiert werden, müssen die Proben mit einer elektrisch leitfähigen Beschichtung, etwa einer dünnen Goldschicht, überzogen werden.

„Diese leitende Schicht verändert allerdings auch die Oberflächenstruktur der Probe. Die Heliumionen-Mikroskopie benötigt keine Beschichtung und erlaubt daher ein direktes Abtasten“, sagt Professor Dr. Armin Gölzhäuser, der die Arbeitsgruppe „Physik supramolekularer Systeme und Oberflächen“ leitet. Beim Heliumionen-Mikroskop rastert ein Strahl aus Heliumionen die Oberfläche der Probe ab. Heliumionen sind Heliumatome, denen jeweils ein Elektron fehlt – sie sind also positiv geladen. Der Ionenstrahl lädt die Probe ebenfalls elektrostatisch auf, dies kann jedoch ausgeglichen werden, indem die Probe zusätzlich mit Elektronen bestrahlt wird. Zudem besitzt das Heliumionen-Mikroskop eine höhere Auflösung und eine größere Schärfentiefe.

In ihrer Studie haben die Wissenschaftler*innen Zellen, die künstlich aus dem Nierengewebe einer Affenart gewonnen werden, mit SARS-CoV-2 infiziert und im toten Zustand mikroskopiert. „Unsere Aufnahmen ermöglichen einen direkten Blick auf die 3D-Oberfläche der Coronaviren und der Nierenzelle – mit einer Auflösung im Bereich weniger Nanometer“, sagt Frese. Dadurch konnten die Forschenden Interaktionen zwischen den Viren und der Nierenzelle sichtbar machen. Ihre Studienergebnisse weisen etwa darauf hin, dass sich mit dem Heliumionen-Mikroskop beobachten lässt, ob einzelne Coronaviren nur auf der Zelle aufliegen oder an sie gebunden sind. Das ist wichtig, um Abwehrstrategien gegen das Virus zu verstehen: Eine infizierte Zelle kann die Viren, die sich in ihrem Inneren bereits vermehrt haben, beim Austritt an ihre Zellmembran binden und so verhindern, dass sie sich weiter ausbreiten.

„Die Heliumionen-Mikroskopie eignet sich sehr gut, um die Abwehrmechanismen der Zelle darzustellen, die sich an der Zellmembran abspielen“, sagt auch der Virologe Professor Dr. Friedemann Weber. Er forscht an der Justus-Liebig-Universität Gießen zu SARS-CoV-2 und hat für die Studie mit den Bielefelder Forschenden zusammengearbeitet. Professor Dr. Holger Sudhoff, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Bielefeld, ergänzt: „Das Verfahren ist eine wesentliche Verbesserung, um das SARS-CoV-2-Virus in Wechselwirkung mit der infizierten Zelle abzubilden. Die Heliumionen-Mikroskopie kann dabei helfen, das Infektionsgeschehen bei Covid-19-Erkrankten besser zu verstehen.“

Die Heliumionen-Mikroskopie ist eine vergleichsweise neue Technologie. Im Jahr 2010 hat die Universität Bielefeld als erste deutsche Universität ein Heliumionen-Mikroskop angeschafft, das vor allem in der Nanotechnologie eingesetzt wird. Zur Untersuchung biologischer Proben wird die Heliumionen-Technologie weltweit noch selten eingesetzt. „Unsere Studie zeigt, dass es hier ein großes Potenzial gibt“, sagt Gölzhäuser. Die Studie erscheint in einer Sonderausgabe des Beilstein Journals of Nanotechnology zum Heliumionen-Mikroskop.

Weitere Information: Originalveröffentlichung

Quelle: Universität Bielefeld
 

Die ersten beiden Chefärzte des Klinikums Bielefeld erhalten Ruf an die Medizinische Fakultät OWL

Mit Prof. Dr. Martin Rudwaleit, Chefarzt der Universitätsklinik für Innere Medizin und Rheumatologie am Klinikum Bielefeld Rosenhöhe und Prof. Dr. Holger Sudhoff, Chefarzt der Universitätsklinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Bielefeld Mitte wurden die ersten beiden Chefärzte des Klinikums Bielefeld zu W3-Professoren berufen. Somit sind die von Prof. Rudwaleit und Prof. Sudhoff geführten Kliniken universitäre Fachkliniken und das Klinikum Bielefeld ist nun das Universitätsklinikum der Universität Bielefeld, Campus Klinikum Bielefeld.

„Wir freuen uns sehr über die ersten Berufungen“, sagt der Geschäftsführer des Klinikums Michael Ackermann. „Gemeinsam mit der Universität Bielefeld planen wir den Ausbau unserer Infrastruktur in Forschung und Lehre und stecken schon tief in Planung und Ausführung der Projekte. Wir werden den Studierenden ein qualitativ hochwertiges, fundiertes Studium anbieten mit einem sehr frühen Bezug zur praktischen Patientenversorgung. Auch für unsere Patient*innen werden die Ergebnisse von Wissenschaft  und Forschung eine weitere Verbesserung der Behandlungsqualität mit sich bringen“, so Michael Ackermann weiter. „Ein erstes sichtbares Zeichen unseres neuen Status als Teil der Medizinischen Fakultät OWL ist das Logo des Universitätsklinikums OWL, das nun auf allen externen Medien des Klinikums erscheinen wird!“

Auch die die beiden neuen W3-Professoren des Universitätsklinikums OWL freuen sich auf die spannende Herausforderung.

„Die Ernennung bedeutet persönlich eine Bestätigung und Auszeichnung der bisherigen wissenschaftlichen Vorarbeiten der Klinik und der medizinischen Versorgung der Patienten in OWL. Die Freude, Studierende auszubilden und herausragende Möglichkeiten für medizinische Forschung, Lehre und Versorgung am Standort Bielefeld zu schaffen, ist sehr groß! Die Ernennung bedeutet für die Klinik einen Meilenstein, der die Versorgung der Patient*innen weiter verbessern wird! Für die Mitarbeiter*innen werden sich vielfältige Möglichkeiten zur Weiterentwicklung ergeben, die die Abteilung zu einer herausragenden Einrichtung in Deutschland machen werden. Die Möglichkeit umfassen Ausbildungen zum Clinical Scientist, Promotion und Habilitation. Die enge Vernetzung mit der Universität Bielefeld bedeutet neue Chancen zur Verbesserung der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet der Hals-Nasen- und Ohrenheilkunde“, kommentiert Prof. Dr. Holger Sudhoff seine Ernennung.

Auch Prof. Dr. Martin Rudwaleit freut sich sehr über den Ruf an die Medizinische Fakultät OWL: „Mit meiner Berufung auf eine W3-Professur für Rheumatologie am Klinikum Bielefeld Rosenhöhe des Universitätsklinikum OWL wird die Rheumatologie als wichtiges Teilgebiet der Inneren Medizin anerkannt, darüber freue ich mich besonders. So kann ich meine langjährige universitäre Erfahrung aus der Charité in Berlin in das Universitätsklinikum OWL und in den Standort Klinikum Bielefeld Rosenhöhe einbringen. Die Ernennung zum W3-Professor erlaubt mir, mein leidenschaftliches Interesse an Wissenschaft und Forschung wie auch die Freude an studentischer Lehre wieder aktivieren und diese gestalten zu können. So entsteht auch die Möglichkeit, meine Mitarbeiter gleichermaßen für universitäre Medizin begeistern zu können.“ Auch die Bedeutung für die Universitätsklinik für Innere Medizin und Rheumatologie sei nicht hoch genug einzuschätzen: „Für meine Abteilung, die Universitätsklinik für Innere Medizin und Rheumatologie, die ab sofort eine Universitätsklinik ist, eröffnen sich durch die Ernennung zum W3-Professor neue Horizonte. An Forschung und Wissenschaft interessierte Mitarbeiter werden Möglichkeiten haben, ihre guten Ideen auch umzusetzen. Eine klinische Studienambulanz wird zukünftig Patient*innen einen sehr frühen Zugang zu neuen Therapien geben. Die Ausbildung der Studierenden ermöglicht den intensiven Austausch mit jungen Menschen in klinischer Medizin, Wissenschaft und Forschung, was wiederum  helfen wird, frühzeitig gute Ärztinnen und Ärzte für die Klinik, aber auch für die gesamte Region zu gewinnen.“

Das Evangelische Klinikum Bethel, das Klinikum Lippe und das Klinikum Bielefeld bilden zusammen das im Aufbau befindliche Universitätsklinikum OWL, das an die Medizinische Fakultät OWL angegliedert ist. Neben der qualitätsgeleiteten Patient*innenversorgung befasst sich das Universitätsklinikum OWL mit Forschung und Lehre in der Medizin.

Quelle: Klinikum Bielefeld

Weitere Informationen über Prof. Sudhoff

Weitere Informationen über Prof. Rudwaleit

 

Virtuelle Realität in der Pflegeausbildung

Die Pflegeschule des Evangelischen Klinikums Bethel setzt zukünftig Virtuelle Realität (VR) in der Ausbildung von Pflegekräften ein. Der Blick durch eine spezielle dreidimensionale Brille versetzt Auszubildende in Szenarien, die sie später in ihrem Berufsalltag meistern müssen. Den Anfang machen jetzt Lehrkräfte und Praxisanleitende, die lernen, neue virtuelle Lernumgebungen zu entwerfen.

„Ich stehe ja in unserem Demonstrationsraum!“, staunt Praxisanleiter Michael Kolbe. In Wahrheit befindet er sich in einem Klassenzimmer und trägt eine VR-Brille im Gesicht. In der virtuellen Realität – meist englisch mit Virtual Reality bezeichnet – nehmen Menschen mit Hilfe dieser Brille eine am Computer entworfene Realität so wahr, als seien sie tatsächlich dort. „Für die Pflegeausbildung schafft diese Technik ganz neue Möglichkeiten“, erklärt Petra Krause, Leiterin der Gesundheitsschulen am EvKB, zu der auch die Pflegeschule gehört. „Wir bekommen dadurch eine zusätzliche Lernumgebung, in der die Auszubildenden ihr Wissen anwenden können und in der sie vor allem auch Fehler machen dürfen.“

Ob die Lagerung von Patienten, der Umgang mit hilfebedürftigen Menschen oder die Blutabnahme – die Einsatzmöglichkeiten oder vielmehr die Szenarien scheinen grenzenlos. Jedes einzelne muss aber entworfen und virtuell erstellt werden. Um das umzusetzen werden Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz benötigt. Die vermittelt ein Team aus Mitarbeitenden der Fachhochschule Bielefeld, der Universität Bielefeld und des Vereins Neue Wege des Lernens. „Ziel ist, dass Praxisanleitende und Lehrkräfte die Lernaufgaben in Tandems entwickeln“, erklärt Christiane Freese, eine von drei Projektleiterinnen an der FH Bielefeld. „Wir sind gespannt, welche Ideen die Lehrenden für die Themen ihrer Lernaufgaben mitbringen.“ Die fertiggestellten virtuellen Lernumgebungen werden von der FH Bielefeld im Internet zur Verfügung gestellt. So können unterschiedliche Bildungseinrichtungen voneinander profitieren. Judith Kreuziger, stellvertretende Leitung der Pflegeschule, freut sich darauf, die virtuelle Realität in der Ausbildung zur Realität werden zu lassen und damit junge Menschen zu begeistern. „Wir planen, VR noch in diesem Jahr in der Pflegeausbildung einzusetzen“, so Kreuziger.

Ermöglicht wird die Fortbildung durch das Verbundprojekt „Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflege (ViRDiPA). Das wird innerhalb des Programms „Digitale Medien in der beruflichen Bildung von Gesundheitsberufen (DigiMed)“ für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie dem Europäischen Sozialfonds gefördert.

Quelle: Evangelisches Klinikum Bethel

Weitere Information: Pflegeschule im EvKB

Land genehmigt Modellstudiengang Humanmedizin

Wesentlicher Meilenstein bei der Gründung der Medizinischen Fakultät OWL erreicht.

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft teilen mit:

Beim Aufbau der neuen Medizinischen Fakultät Ostwestfalen-Lippe (OWL) ist ein weiterer Meilenstein erreicht worden: Die Landesregierung hat den medizinischen Studiengang am Standort Bielefeld genehmigt. „Mit der Genehmigung des Studiengangs Humanmedizin kommt der Aufbau der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld einen entscheidenden Schritt voran: Bereits zum Wintersemester 2021/2022 können nun die ersten 60 Studierenden ihr Studium beginnen. Sie können sich auf ein modernes Medizinstudium in Ostwestfalen-Lippe freuen, in dem ein frühzeitiger Praxisbezug eine große Rolle spielen wird“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann ergänzt: „Der neue Modellstudiengang wird vor allem eine allgemeinmedizinische Ausbildung im Fokus haben. Unser Ziel ist, die Studierenden für das Berufsbild des Hausarztes zu begeistern. Und wenn wir über den sogenannten Klebeeffekt die hausärztliche Versorgung – insbesondere in der Region – stärken, freut es mich umso mehr.“

Der Rektor der Universität Bielefeld, Gerhard Sagerer: „Wir freuen uns sehr über die zügige Genehmigung des Studiengangs, mit dem wir neue Akzente in der Ausbildung von Mediziner:innen setzen können. Schon jetzt erwarten wir gespannt die ersten Studierenden, die bei uns eine zukunftsgewandte Ausbildung mit vielen Wahloptionen und hoher Praxisorientierung absolvieren können. Der Studiengang Medizin ist eine Bereicherung für Forschung und Lehre und das Campus-Leben der Universität Bielefeld.“

Die Genehmigung ist eine zentrale rechtliche Grundlage für die Einrichtung des Studiengangs Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld in Ostwestfalen-Lippe als Modellstudiengang. Im Rahmen des Modellstudiengangs können innovative Ausbildungskonzepte zur Verbesserung der ärztlichen Ausbildung erprobt werden. So können bereits vor Inkrafttreten der reformierten Ärztlichen Approbationsordnung eine frühzeitige Verknüpfung von wissenschaftlichen und praktischen Lehrinhalten sowie eine Stärkung der wissenschaftlichen Ausbildung im Studium erfolgen. Auch der Bereich der Allgemeinmedizin und der ambulanten Medizin kann auf diese Weise sinnvoll gestärkt werden, und die Studierenden sind vom ersten Semester an eng in die ambulante und stationäre Versorgung in der Stadt und im ländlichen Raum eingebunden.

Hintergrund
Im Sommer 2017 hat die Landesregierung die Gründung der Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe der Universität Bielefeld in Bielefeld beschlossen. Seitdem hat die Universität Bielefeld im engen Austausch mit den Ministerien für Kultur und Wissenschaft sowie Arbeit, Gesundheit und Soziales ein entsprechendes Studiengangkonzept erarbeitet. Die Errichtung der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld ist eine der zentralen Maßnahmen der Landesregierung, um die Zahl der ausgebildeten Medizinerinnen und Mediziner zu erhöhen und langfristig die ärztliche Versorgung auf dem Land zu verbessern. Der Studienbetrieb soll im Wintersemester 2021/2022 mit 60 Studienplätzen starten. Im Endausbau (ab 2025) sollen dann circa 300 Studierende pro Jahr an der Universität Bielefeld ihr Medizinstudium beginnen.

Quelle: Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen, Presseinformation 46/01/2021 v. 21.01.2021
(Download PDF: Land NRW, Presseinformation 46/01/2021)

Weitere Informationen: Medizinische Fakultät OWL

 

Neue und erste an COVID-19 Patienten getestete Mund-Rachenspülung in Kliniken eingesetzt

Medizinisches Personal in Bielefelder Kliniken erhält eine Anti-Virus Mund-Rachenspülung zur Erweiterung der Schutzmaßnahmen. Die Ergebnisse einer gemeinsamen Untersuchung der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum Bielefeld und des Pharma-Herstellers Dr. Wolff sind vielversprechend.
Die Initiative des Klinikums Bielefeld und Dr. Wolff ist ein sehr positives Signal in einer angespannten Situation. In Bielefelder Kliniken wird eine erstmals an COVID-19-Patienten getestete Mund-Rachenspülung eingesetzt. Die Auswertung der ersten Untersuchungsergebnisse ergab eine signifikante Abnahme der Viruslast (90%) nach Verwendung. „Die bisher vorliegenden Daten überzeugen und bieten weitere Hilfe im Klinikalltag“, so Michael Ackermann, Geschäftsführer des Klinikums Bielefeld.
Den Ergebnissen zu Folge, sinkt nicht nur eine bestehende Viruslast, sondern auch das Risiko einer Übertragung der Viren. Die erhobenen Daten deuten auf einen Erfolg mit „außergewöhnlich hohem Stellenwert“ hin, lautet das Urteil der Kliniker. Ziel der gemeinsamen Initiative von Prof. Dr. Holger Sudhoff, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Bielefeld und der Abteilung für Forschung und Entwicklung bei Dr. Wolff, ist es schnellstmöglich weitere Studien durchzuführen.
„Es ist nicht unsere Absicht die Impfe zu ersetzen. Solange diese jedoch nicht systematisch und für alle umgesetzt ist, ergänzt die Mund-Rachenspülung die bisherigen Schutzmaßnahmen“, beschreibt Eduard R. Dörrenberg, geschäftsführender Gesellschafter des Pharmaherstellers Dr. Wolff. Diese Mund-Rachenspülung sei überall dort geeignet, wo besonderer Schutz geboten ist. Neben Mitarbeitern sei sie auch geeignet für Besucher von Altenheimen, für Lehrer und weil sie alkoholfrei ist, insbesondere auch für Schüler. Die bestehenden AHA+L Regeln weiterhin stünden weiter an erster Stelle. Nach der Erweiterung um den Buchstaben „G“ für das Gurgeln, laute die neue Formel „AHA+L+G“, ergänzt Dörrenberg.
Dr. Wolff spendet die antivirale Mund-Rachenspülung an die Stadt Bielefeld, um einen wertvollen zusätzlichen Beitrag zum Schutz in den Kliniken zu leisten.
Im Namen der Stadt Bielefeld und des medizinischen Personals, danke ich für diese Spende“, zeigte sich Bielefelds Dezernent Gregor Moss erfreut, der mit Hilfe der Bielefelder Feuerwehr für eine unbürokratische Verteilung an die Standorte des „Klinikums Bielefeld“ sorgte, wo bereits die Untersuchungen durchgeführt wurden. Besonders dankten auch das „Evangelisches Klinikum Bethel“ und das „Franziskus-Hospital“ für die Unterstützung.

Quelle: Klinikum Bielefeld

Corona-Schnelltestkapazitäten in OWL weiter ausgebaut

Neben der im Dezember begonnenen Corona-Impfkampagne ist der Aufbau von so genannten Schnelltestzentren zur raschen Identifizierung von infizierten Personen ein wichtiger Baustein der Pandemiebekämpfung auch in Ostwestfalen. Nachdem schon Mitte Dezember auf Initiative der Mühlenkreiskliniken vier Corona-Testzentren in Minden, Rahden, Bünde und Herford eröffnet wurden, können sich seit dem 22. Dezember 2020 auch in Bielefeld Menschen auf eine mögliche Coronavirus-Infektion testen lassen.

Das am Südring gelegene Testzentrum, das von der PVM GmbH Patienten Versorgungs-Management betrieben wird, bietet Kunden sowohl die Möglichkeit eines Schnelltests in Form eines Antigen-Tests als auch einen Standard-PCR-Test. In vier Kabinen nimmt das medizinische Fachpersonal in Schutzkleidung die Proben aus Rachen und Nase der Testpersonen. Diese dürfen das Gelände nur ohne Beschwerden und unter Beachtung der entsprechenden Schutzmaßnahmen betreten und müssen nach der Untersuchung unverzüglich wieder ihren Wohnort aufsuchen. Bei einem Schnelltest erhalten Kunden im Fall eines positiven Befunds ihr Ergebnis innerhalb von 30 Minuten telefonisch. Gleichzeitig erfolgt die entsprechende Information an das Gesundheitsamt.

Eine sinnvolle Ergänzung

Die Auswertung eines PCR-Tests benötigt dagegen mehr Zeit. Hier liegt das Ergebnis erst in einem Zeitfenster von 24 bis maximal 48 Stunden vor. Dafür wird dem PCR-Test eine höhere Verlässlichkeit und Sensitivität als dem Antigen-Test zugeschrieben. Ein Grund, warum eine Reihe von Anbietern wie beispielsweise der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) oder das Deutsche Rote Kreuz, das im Kreis Gütersloh vier Testzentren unterhält, nach wie vor lediglich die PCR-Testvariante anbieten. Dennoch hält Professor Carsten Tiemann vom Labor Krone aus Bad Salzuflen, das die Analyse und Auswertung der Proben aus Bielefeld vornimmt, den Antigen-Schnelltest für „eine sinnvolle Ergänzung, um das Infektionsgeschehen einzugrenzen und die Infizierten herauszufischen, die keine Symptome haben und die wir sonst nicht finden würden. Gleichzeitig kommen wir damit dem Sicherheitsbedürfnis vieler Menschen in der Region nach, die wissen wollen, ob sie sich infiziert haben oder nicht.“

Nachfrage nach Schnelltests ist groß

Dass der Corona-Experte mit seiner Einschätzung richtig liegt, zeigt das große Interesse in der Bevölkerung an dem neuen Schnelltest-Angebot. Seit der Eröffnung am 22. Dezember haben bereits über 1.200 Personen diesen Services in Anspruch genommen – und dies trotz der Feiertags-bedingten Schließungen. Allein im Schnelltest wurden vor Ort pro Tag etwa 12 Personen positiv getestet. „Vom ersten Tag an war die Nachfrage sehr groß. Obwohl wir unsere Termine nur Online vergeben, um lange Wartezeiten zu vermeiden, hatten wir allein am Eröffnungstag innerhalb von fünf Stunden rund 500 Registrierungen. Dementsprechend groß waren die Anforderungen an die Kollegen vor Ort, die die Situation aber hervorragend gemeistert haben“, berichtet PVM-Geschäftsführer Markus Wendler. Ihm und den weiteren in das Projekt eingebundenen Partnern (u.a. der leitende Arzt MVZ im Ev. Klinikum Bielefeld Dr. med. Ulrich Quellmalz als mediznischer Berater des Testzentrums sowie weiteren Unterstützern aus dem Netzwerk des ZIG OWL), gehe es darum, jene Menschen zu unterstützen, die sich zunehmend Sorgen um ihre und die Gesundheit anderer machen. „Als Zulieferunternehmen der Gesundheitsbranche mit einem unmittelbaren Zugang zu der benötigten medizinischen Ausrüstung wollen wir unseren Teil zur Bewältigung der Pandemie beitragen. Dazu gehört auch die Unterstützung derer, die sich in dieser schwierigen Situation vorbildlich verhalten wollen. Darum werden wir das Zentrum auch noch mindestens ein halbes Jahr unterhalten.“

Weitere Schnelltestzentren für Ostwestfalen?

Angesichts der dynamischen Infektionsentwicklung der letzten Wochen scheint die Eröffnung weiterer Schnelltestzentren in den kommenden Wochen unumgänglich. Noch sind entsprechende Einrichtungen in Ostwestfalen dünn gesät. Neben den Testzentren von PVM, Mühlenkreiskliniken und Deutschem Roten Kreuz finden sich in der Region nur einzelne Angebote wie beispielsweise in Paderborn, wo seit dem 23. Dezember 2020 in der Paderhalle Tests angeboten werden. Dabei wäre die kurzfristige Einrichtung entsprechender Standorte durch Kommunen oder private Anbieter gerade in der aktuellen Situation ein wichtiger Schritt, sagt Corona-Experte Carsten Tiemann: „Viele Einrichtungen wie beispielsweise Alten- und Pflegeheime oder Kindertagesstätten sind mittlerweile an ihrer Leistungs- und Belastungsgrenze angekommen. Hier können umfangreichere Testungen aufgrund der angespannten personellen Situation und des logistischen Aufwands häufig nicht mehr durchgeführt werden. Gerade diese Akteure können wir durch unsere Arbeit im Testzentrum nachhaltig entlasten.“  Dafür bedarf es allerdings weiterhin der Unterstützung aus dem Kreis des medizinischen Fachpersonals, weiß Markus Wendler aus der Erfahrung der letzten Wochen: „Wir konnten die schnelle Inbetriebnahme unseres Zentrums nur dank der Unterstützung vieler freiwilliger Helfer realisieren. Allerdings benötigen wir für die Zukunft weitere personelle Unterstützung. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir auch diese Situation lösen werden und weiterhin unseren Beitrag zur Solidargemeinschaft leisten können.“

Weitere Informationen zum Testzentrum: www.testzentrum-bi.de

UrbanLand Board qualifiziert insgesamt 18 Projekte im REGIONALE-Prozess weiter

Lösungen für ein gutes Leben in OstWestfalenLippe: Acht Projekte aus den Bereichen Neue Mobilität, Gesundheit, Freizeit und Tourismus sowie Kulturlandschaft erhielten im Dezember vom UrbanLand-Board der REGIONALE 2022 einen A-Beschluss. Insgesamt gibt es inzwischen 15 anerkannte REGIONALE-Projekte. „Damit geht die REGIONALE 2022 mit voller Kraft in den Endspurt“, sagt Landrat Jürgen Müller, neuer Vorsitzender des UrbanLand-Board.

Ministerin Ina Scharrenbach freut sich über den Zwischenstand der REGIONALE in OstwestfalenLippe: „Heute schon zeigt sich mir, dass es richtig war, OWL für die REGIONALE 2022 ausgewählt zu haben. Hier werden in hoher Geschwindigkeit eine Vielzahl von zukunftsweisenden Projekten auf den Weg gebracht. Mit unserem Strukturförderinstrument REGIONALE schafft das Land Nordrhein-Westfalen die optimale Möglichkeit, regional gemeinsam Zukunftsgestaltung in vielen Lebensbereichen – wie dem Wohnen, den Arbeitswelten, der Mobilität, der gesunden Umwelt und anderen Projekten – in die Hand zu nehmen. Die Initiativen machen deutlich, wie städtische und ländliche Akteure miteinander für die Menschen in allen Kommunen in OWL Heimatgestaltung im besten Sinne betreiben.“ Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung koordiniert als federführendes Ressort die Zusammenarbeit zwischen Region und den Düsseldorfer Ministerien.

Landrat Jürgen Müller verstärkt: “Damit geht die REGIONALE 2022 mit voller Kraft in den Endspurt – das passt zu unserer Region OWL, die sich schon in den vergangenen Jahren als starke Region positioniert und im Land Vorbildcharakter hat. Stabilität und Bewegung, Impulse und Visionen sind hier gelebte Struktur, dank der rund 200 Akteurinnen und Akteure, die die REGIONALE 2022 und die Balance zwischen Stand und Land gestalten und ihr Leben einhauchen. Für uns steht schon jetzt zur Halbzeit fest: Die Regionale 2022 hat große Wirkung und einen großen Mehrwert.“

 Die Detmolder Regierungspräsidentin Judith Pirscher stellt heraus: „Mit der REGIONALE stärken wir mit fast 90 Millionen Euro Fördermittel für die Region den Wirtschaftsstandort Ostwestfalen-Lippe. 54,8 Millionen Euro fließen in Projekte, mit denen die Denker und die Macher – also die Hochschulen und die Unternehmen – den Mittelstand digitaler und innovationsfähiger machen. Mit der REGIONALE verbessern wir auch das Leben der Bürgerinnen und Bürger. Rund 30 Millionen Euro fließen in Städtebauprojekte in unseren Städten und Gemeinden. Und nicht zuletzt präsentieren wir uns als Region in der Welt: als echtes OWL-Team mit Wir-Gefühl für die Region.“

Quelle: Ostwestfalen-Lippe GmbH

Mehr Information zum Gesundheits-Projekt guLIP: gesundes Land Lippe: Aufbau lokaler Gesundheitszentren im Kreis Lippe

Corona-Diskussion: "Klar denken - Leben retten!"

Stiller Protest-Spaziergang des MZG zur Corona-Diskussion

Eine besondere Aktion unter dem Motto "Klar denken - Leben retten!" hat das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe in der aktuellen Diskussion zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie gestartet. Auf Initiative von Geschäftsführer Achim Schäfer machten sich Mitarbeiter der Verwaltung und Versorgung, Ärzte, Krankenpfleger und Therapeuten zu einem stillen Protest-Spaziergang auf den Weg. Er führte die Teilnehmer vom Haupteingang der Gartenschau durch die Innenstadt in den Arminiuspark. Das MZG hatte die Teilnahme auf bis zu 80 Mitarbeiter begrenzt, um sämtliche Hygiene- und Abstandsregeln einhalten zu können. Die Aktion wird unterstützt von örtlichen Rettungssanitätern.

"Wenn selbst ernannte Querdenker das politische Handeln beeinflussen, indem sie Unwahrheiten zur Corona-Pandemie verbreiten und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen, fehlen mir schlichtweg die Worte", nannte Schäfer den Ausgangspunkt der Protestaktion. So befürchtet das MZG, dass die beschlossenen Lockerungen an den Feiertagen und zum Jahreswechsel auch der heimischen Region im Januar eine Flut an weiteren Corona-Patienten bescheren. Dabei sind die Kliniken bereits heute an ihren Belastungsgrenzen angekommen.

Aus Sicht des MZG haben die Verantwortlichen in der Bundesregierung bisher hervorragende Arbeit geleistet. Im internationalen Vergleich steht Deutschland sehr gut dar, was vor allem auch der hohen Disziplin der meisten Mitbürger zu verdanken ist. "Wir können und wollen es nicht akzeptieren, dass wir aufgrund des enormen öffentlichen Drucks die bisher erfolgreiche und besonnene Politik im Jahr vor der Bundestagswahl verlassen. Wir sind es nämlich, die die Folgen am Ende aushalten müssen", betonte der MZG-Geschäftsführer.

Mit dem stillen Protest-Spaziergang möchte das MZG ein Zeichen setzen für einen vernünftigen Umgang mit der Pandemie, für die Einhaltung der AHA plus L Regeln sowie für den Schutz der schweigenden Masse der Mitbürger. "Diese Aktion verstehe ich als stillen Protest von Klardenkern, die jetzt den Schutz und das besonnene Handeln von allen benötigen. Ansonsten drohen wir, in einer Flut von Corona-Patienten unterzugehen. Schließlich haben wir ein großes gemeinsames Ziel: möglichst viele Leben retten und großes Leid verhindern", stellte Schäfer heraus.

Quelle: MZG-Westfalen

Helmholtz-Institut in Bielefeld

Am neuen Helmholtz-Institut sollen die Datenmengen der Forscher aus den Lebenswissenschaften analysiert werden.

Bielefeld erhält nun endlich das ersehnte außeruniversitäre Forschungsinstitut. Unter dem Dach der Helmholtz-Gemeinschaft wird es gegründet und vor allem mit Geld aus dem Bundeshaushalt finanziert.

Der Bundestag bewilligt dafür zehn Millionen Euro für 2021 mit dem Zweck, das Deutsche Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur, kurz de.NBI, welches von der Uni Bielefeld aus koordiniert wird, langfristig abzusichern.

Ralph Brinkhaus, Bundestagsabgeordneter aus Gütersloh und Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, soll sich für diese Lösung starkgemacht haben. Es sagt: „Mit der Entscheidung des Deutschen Bundestages stärken wir den Forschungsstandort Bielefeld und Ostwestfalen – ein wahres Leuchtturmprojekt für die gesamte Region.“

Ähnlich bewertet die SPD-Bundesabgeordnete Wiebke Esdar die Helmholtz-Ansiedlung an ihrer ehemaligen Uni: „Das ist großartig und sehr wichtig für die Hochschule.“ Laut Esdar ist die Finanzierung des Hauptanteils – 80 bis 90 Prozent – durch den Bund von großem Vorteil, da sie auf Dauerhaftigkeit angelegt ist. Ebenfalls beteiligt ist das Land.

»Leuchtturmprojekt für die gesamte Region«

Bielefeld als Standort wurde auch ausgewählt, weil das de.NBI-Netzwerk für Bioinformatik sowieso von Bielefeld aus geführt wird mit Alfred Pühler an der Spitze. Der Professor übernimmt auch die Leitung des neuen Instituts. Der Genomforscher gehört zu den profiliertesten Wissenschaftlern der Universität Bielefeld und gilt als Pionier der Biotechnologie.

2009 erhielt Pühler für seine Arbeit und sein Wirken als Wissenschaftler das Bundesverdienstkreuz. Er lehrte und forschte 30 Jahre an der Universität Bielefeld und wechselte im Oktober 2008 statt in den Ruhestand als Senior Research Professor an das Centrum für Biotechnologie der Uni (CeBiTec), der größten zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der Uni.

Die Nachricht von der Institut-Gründung löst an der Hochschule große Freude aus. „Nun ist es unsere Aufgabe, gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich der Helmholtz-Gemeinschaft – an das das neue Institut angedockt werden soll – in einen wissenschaftlichen Prozess einzutreten, um ein außeruniversitäres Forschungsinstitut hier an der Universität Bielefeld zu planen und aufzubauen“, sagt Rektor Gerhard Sagerer.

Dieses Institut, so der Professor, werde für die deutschen Lebenswissenschaften nachhaltig eine innovative und umfangreiche Infrastruktur zur Analyse und Verarbeitung von großen Datenmengen zur Verfügung stellen. „Für die Universität Bielefeld entsteht ein starker Partner für vielfältige Forschungsaktivitäten, insbesondere in der Medizin, Biologie und Bioinformatik.“

Um die stetig wachsenden Datenmengen aus den genannten Lebenswissenschaften wie Medizin, Biotechnologie und Landwirtschaft zu analysieren, wurde 2015 das de.NBI gegründet. Es zählt bundesweit zurzeit mehr als 300 Wissenschaftler und besteht aus 40 Projekten, die in 8 Servicezentren angesiedelt sind.

Mit seiner Infrastruktur ist das de.NBI-Netzwerk unter anderem ein Baustein der bundesweiten Covid-19-Forschung. Die Arbeit, die dort geleistet wird, wird als exzellent und unverzichtbar angesehen – daher die Investition des Bundes.

Neben den 10 Millionen Euro für 2021 sind nach Mittelung von Ralph Brinkhaus weitere 40 Millionen Euro im Bundeshaushalt bis 2025 für das Institut vorgesehen. Mit dem Geld muss nun eine Infrastruktur geschaffen werden. Dazu zählt unter anderem die räumliche Ansiedlung. Für die außeruniversitäre Forschung war immer der Campus Nord als Fläche reserviert.

Alfred Pühler sieht in der Einrichtung „eine herausragende Bedeutung, nicht nur für die Exzellenzfähigkeit der Universität Bielefeld, sondern auch im Hinblick auf die nationale und internationale Ausstrahlung der gesamten Region Ostwestfalen-Lippe“.

Quelle: Neue Westfälische, 11.12.2020

Weitere Information: Statement von Rektor Sagerer zu einem Helmholtz-Institut in Bielefeld

Erweiterung der Corona-Testverordnung zur Verwendung von Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2

Seit dem 15. Oktober ist die „Coronavirus-Testverordnung (TestV)“ in erweiterter Form in Kraft. Die Verordnung regelt, wer einen Anspruch zur Testung auf SARS-CoV-2 mittels eines Antigen-Schnelltests hat. Der Antigen-Schnelltest stellt eine Alternative zum PCR-Test (Polymerase-Chain-Reaction-Test) dar. In beiden Tests werden Abstriche aus dem Nasenrachen oder Mundrachen entnommen. Mit dem PCR-Test wird im Labor das Erbmaterial des Virus nachgewiesen. Der Antigen-Schnelltest basiert auf dem Nachweis von Virusproteinen und kann spezifische Antigene von SARS-CoV-2 nachweisen. Die meisten Antigen-Schnelltests liefern bereits innerhalb von 15 Minuten ein Testergebnis. Die einfachere Auswertung der Antigentests erlaubt die Testung außerhalb des Labors. Zum Vergleich: Der Labornachweis im PCR-Test dauert zwischen vier und fünf Stunden, sodass der Prozess von der Probenentnahme bis zu den vorliegenden Ergebnissen insgesamt zwischen 24 und 48 Stunden in Anspruch nehmen kann.

Ziel des Antigen-Schnelltests ist eine schnelle Infektionserkennung. Damit soll die Verbreitung von SARS-CoV-2 vor allem in Einrichtungen des Gesundheitswesens besser eingedämmt werden. Die Verordnung regelt auch neu, dass nun auch geschultes medizinisches Fachpersonal in Einrichtungen im Gesundheitswesen die Tests durchführen dürfen.

Die „Nationale Teststrategie SARS-CoV-2“ (Stand: 14.10.2020) empfiehlt die regelmäßige Durchführung von Antigen-Schnelltests bei Beschäftigten, Besuchern und Patienten in medizinischen Einrichtungen (z.B. Kliniken, ambulante Pflegedienste, Rehabilitationseinrichtungen). Dafür muss von der jeweiligen Einrichtung ein Testkonzept vorliegen, welches mit dem Gesundheitsamt abgestimmt ist. Das Testkonzept muss Informationen zum Ablauf der Testung und dem Umgang mit positiv getesteten Personen beinhaltet.

  • Bis zu 20 Tests pro Patienten sind monatlich möglich für Patienten in einem Krankenhaus oder einer Rehaeinrichtung, voll- oder teilstationären Einrichtung, in Pflege- und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.
  • Bis zu 10 Tests pro Patienten sind monatlich möglich für Patienten in ambulanten Pflegediensten und ähnlichen Unternehmen, die Angebote zur Unterstützung im Alltag anbieten.
  • Einmal wöchentlich hat das Personal aus Arztpraxen, Zahnarztpraxen und sonstigen humanmedizinischen Heilberufen Anspruch sich testen zu lassen.

Das Paul Ehrlich-Institut und das Robert Koch-Institut legen fest, welche Anbieter den Mindestanforderungen für einen Antigen-Test genügen. Zu den Mindestanforderungen gehört, dass eine Sensitivität von >70%, eine Spezifität von >97% sowie Angaben zu ermittelten Kreuzreaktivitäten und Interferenzen vorliegen. Die Liste der aktuellen Antigen-Tests zum direkten Erregernachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 wird vom Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geführt. Aktuell werden dort 37 Antigen-Tests gelistet (Stand: 22.10.2020).  Die Anwendung dieser Antigen-Schnelltests wird vom Bund erstattet, wenn ein Anspruch auf Testung besteht.

Weitere Informationen:

 

FH Bielefeld: „Gesundheit“ als eigenständiger Fachbereich

Die Fachhochschule Bielefeld gründet mit „Gesundheit” ihren sechsten Fachbereich.

Bielefeld (fhb). Pflege und Gesundheit haben eine jahrzehntelange Tradition an der FH Bielefeld. Bereits 1996 wurde „Pflegepädagogik“ angeboten, 2010 wurde der grundständige Bachelorstudiengang „Pflege“ eingeführt. Aktuell sind rund 500 Studierende in den drei Studiengängen des Fachbereichs eingeschrieben: im Bachelorstudiengang „Gesundheit“, in welchem die Studierenden aufbauend auf einer Ausbildung im Gesundheitswesen einen ersten akademischen Abschluss erlangen können, im konsekutiven Masterstudiengang „Berufspädagogik Pflege und Therapie“, der auf eine Tätigkeit als Lehrerin oder Lehrer an einer Schule im Gesundheitswesen vorbereitet, sowie im neu konzipierten Bachelorstudiengang „Pflege“, der in diesem Wintersemester 2020/21 als primärqualifizierender und ausbildungsintegrierender Studiengang angeboten wird.

Mit der Gründung des Instituts für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich (InBVG) 2012 hat die FH Bielefeld den Diskurs über die Akademisierung von Fachkräften in der Pflege mitbestimmt.

Der neue Fachbereich wird jetzt von Professorin Dr. Michaela Brause als Gründungsdekanin aufgebaut, bis ein Dekan oder eine Dekanin gewählt wird. Brause: „Die Kolleginnen und Kollegen engagieren sich seit 1996 für die Akademisierung der Pflege- und Gesundheitsberufe. Pflege und Gesundheit sind gesellschaftlich und gesundheitspolitisch relevante Themen. Die Einrichtung weiterer Studienplätze ist der richtige Weg.“ Der Ausbau der Studienplätze wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW sowie dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW unterstützt. Auch das Hebammenstudium könnte künftig am Fachbereich Gesundheit angeboten werden.

Der Fachbereich ist zudem in der wissenschaftlichen Weiterbildung aktiv und bietet sowohl den berufsbegleitenden Master „Erweiterte Pflegeexpertise – Advanced Nursing Practice“ als auch das Zertifikatsstudium „Schulmanagement und Schulentwicklung“ an. Für die Zukunft sind weitere Angebote in wissenschaftlicher Weiterbildung im Handlungsfeld der beruflichen Bildung geplant sowie verschränkte Studiengangsmodelle in Kooperation mit verschiedenen Berufsfachschulen in der Region. Das Weiterbildungsangebot ist nicht zuletzt auch das Ergebnis langjährig erfolgreicher Forschung. „Die Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Gesundheit zählen zu den erfolgreichsten Forscherinnen und Forschern der FH Bielefeld, womit sie eine hervorragende Basis für die zukünftige Entwicklung des neuen Fachbereichs gelegt haben“, stellt die Präsidentin der FH, Prof. Dr. Ingeborg Schramm-Wölk, fest. Sie hebt außerdem hervor: „Die Kolleginnen und Kollegen haben in Lehre und Forschung Hervorragendes geleistet. Angesichts des Wachstums war die Einrichtung eines eigenen Fachbereichs Gesundheit ein folgerichtiger Schritt, da waren sich in der Hochschule alle einig. Zudem erhalten die Studiengänge, die Weiterbildungsangebote und die Forschungsthemen eine bessere Sichtbarkeit.“

Pflege und Gesundheit war für mehrere Jahre als Lehreinheit Teil des Fachbereichs „Wirtschaft und Gesundheit“, der sich nun in die beiden eigenständigen Fachbereiche „Wirtschaft“ auf der einen Seite und „Gesundheit“ auf der anderen Seite gliedert. (vku)

Quelle und weitere Information: FH Bielefeld

Michaela Evans (IAT): Zusätzliche Expertise für den Rat der Arbeitswelt

Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit und Wandel am Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, wurde in den Rat der Arbeitswelt berufen.

Bundesminister Hubertus Heil hat am 1. Oktober 2020 zwei weitere Expertinnen in den Rat der Arbeitswelt berufen:
Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit und Wandel am Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, sowie Dr. Jutta Steiner, Gründerin und Geschäftsführerin des Start-Up-Unternehmens Parity Technologies mit Sitz in Berlin, London und Cambridge.

Frau Evans wird insbesondere das Thema soziale Dienstleistungen fachlich vertreten, Frau Dr. Steiner die Arbeitswelt im Bereich der Start-Ups und der Informationstechnologie.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil:
"Die Folgen der Covid-19-Pandemie auf die Arbeitswelt werden weit über dieses Jahr hinauswirken. Der wirtschaftliche und technologische Strukturwandel wird sich eher noch beschleunigen. Die Pandemie hat zudem verdeutlicht, dass soziale Dienstleistungen für das Funktionieren unserer Gesellschaft unverzichtbar sind. Jetzt brauchen wir mehr Orientierung und Handlungsempfeh­lungen, damit die Arbeitswelt von morgen besser gestaltet werden kann. Ich freue mich daher, den Rat der Arbeitswelt durch Michaela Evans und Dr. Jutta Steiner verstärken zu können, die ihre besondere Expertise für soziale Dienstleistungen beziehungsweise für technologisch innovative Start-Ups einbringen können."

Der Rat der Arbeitswelt wurde am 21. Januar 2020 von Bundesminister Hubertus Heil berufen, um das Bundesministerium zu Fragen rund um die Zukunft der Arbeitswelt zu beraten. Der Rat der Arbeitswelt hat nunmehr dreizehn Mitglieder aus der betrieblichen Praxis und der Wissenschaft, die ein breites Spektrum von Themen und Expertisen vertreten, von Start-Ups bis Großunternehmen, von Arbeitsschutz bis Weiterbildung, und von Informationstechnologie bis soziale Dienstleistungen.

Der Rat wird ab Frühjahr 2021 jedes Jahr einen Arbeitswelt-Bericht mit Handlungs­empfeh­lungen für Politik und betriebliche Praxis vorlegen. Der erste Arbeits­weltbericht wird die Folgen der Covid-19-Pandemie für die betriebliche Gestal­tung der Arbeitswelt berücksich­tigen. Ergänzt wird der Bericht durch ein neues Arbeitswelt-Portal, das aktuell über Fakten, Daten, Trends und Hinter­gründe zum Wandel der Arbeitswelt informiert.

Weitere Information: www.rat-der-arbeitswelt.de.

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS)

Die Medizinische Fakultät wird auf dem Campus sichtbar

Rund um Morgenbreede und Konsequenz geht die Entwicklung des Campus Süd der Universität Bielefeld sichtbar voran. Verschiedene Maßnahmen zeigen an, dass die Medizinische Fakultät nun auch baulich umgesetzt wird: Aktuell wird die Baustraße zwischen Wertherstraße und Konsequenz errichtet und der Campus Süd an das Fernwärmenetz der Stadt angeschlossen. Die Erweiterung des Gebäudes Z ist kurz vor der Fertigstellung und dem-nächst beginnen Rodungsarbeiten hinter dem Gebäude der Verhaltensforschung. Auf dieser Fläche sollen ab dem kommenden Jahr die nächsten beiden Neubauten R.6 und R.7 für die Medizinische Fakultät entstehen.

Baustellenlogistik

Um die Baustellenlogistik zu erleichtern und Beeinträchtigungen des Verkehrs auf umliegenden Straßen zukünftig so gering wie möglich zu halten, wurde Ende August mit dem Bau der Baustraße zwischen Wertherstraße und Konsequenz begonnen.
Zudem beginnen die Stadtwerke Bielefeld, die Medizinische Fakultät auf dem Campus Süd an das Fernwärmesystem anzuschließen. Dies macht eine temporäre Sperrung der Voltmannstraße zwischen Universitätsstraße und Wertherstraße notwendig. Betroffen ist die Spur Richtung Wertherstraße, die Morgenbreede/Konsequenz bleibt befahrbar.
Beide Maßnahmen sollen bis zum Jahresende abgeschlossen sein.

Neubauten

Neben laufenden, fakultätsübergreifenden Bauprojekten wie dem neuen Hörsaalgebäude und der Erweiterung des Gebäudes Z wurde mit der Auftragsvergabe für das Medizingebäude R.2 im September das erste Neubauprojekt speziell für die Medizin gestartet. Dieses soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden. Dem bereits bestehenden Innovationszentrum Campus Bielefeld (ICB, zukünftig R.1 genannt), das die Universität größtenteils angemietet hat und dem neuen Gebäude R.2 direkt daneben sollen insgesamt sieben weitere Baumaßnahmen entlang der Morgenbreede/Konsequenz folgen. Als nächstes sollen ab dem kommenden Jahr die Bauarbeiten zum Medizin-Hörsaal (Gebäude R.6) sowie für ein neues Tierhaus (Gebäude R.7) beginnen.

Rodungsarbeiten

Vorbereitend für die Baumaßnahmen im kommenden Jahr muss die Universität die Bäume hinter dem aktuell von der Verhaltensforschung genutztem Gebäude roden lassen. Die Rodungsarbeiten beginnen im Oktober, sie sollen 3 Wochen dauern. Grundsätzlich ist eine Rodung lediglich in einem gesetzlich festgelegten Zeitraum von Oktober bis Februar möglich. Die Rodungsarbeiten für die Gebäude der Medizinischen Fakultät umfassen insgesamt ca. 800 Bäume und finden in zwei Abschnitten statt. Im Oktober 2020 werden etwa zwei Drittel der Gesamtfläche gerodet, ein weiteres Drittel zu einem späteren Zeitpunkt. Die sogenannten Naturdenkmäler, also die nach dem Naturschutzgesetz als besonders schützenswert definierten Bäume, bleiben dabei erhalten.

Ausgleich für Rodungsflächen

Die Universität hat sich bei der Vorstellung des Standortskonzepts Campus Süd dazu verpflichtet, notwendige Eingriffe in die Natur für die Baumaßnahmen der Medizinischen Fakultät so gering wie möglich zu halten. Daher ist es ihr ein wichtiges Anliegen, Ausgleich für die gerodeten Flächen zu schaffen. Zunächst finanziert die Universität die Herstellungs- und Pflegekosten auf einem rund 6.000 m² großen Offenlandbiotop in Heepen (am Schelpshof). Zudem ist geplant, dass die Universität an die Stadt einen Ausgleichsbetrag zahlt mit dem Zweck der Aufforstung von 28.000 qm. Der Vertrag soll in Kürze abgeschlossen werden. Die Stadt Bielefeld verpflichtet sich darin, das Geld zweckgebunden zur Aufforstung einzusetzen.
Zudem verschenkt die Universität Obstbäume an ihre Beschäftigten. Bei der Aktion haben sich über 1.200 Mitarbeiter*innen bereit erklärt, Bäume in ihren Gärten oder auf Terrassen in und um Bielefeld zu pflanzen. Diese Obstbäume werden noch in diesem Herbst an die Beschäftigten ausgegeben.

Die Medizinische Fakultät

Im Sommer 2017 hat die Landesregierung Nordrhein-Westfalen die Einrichtung einer Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beschlossen. Ende 2019 wurde das Konzept die Erweiterung des Universitätsstandorts in Bielefeld verabschiedet. Insgesamt sollen entlang Morgenbreede/ Konsequenz rund 31.500 Quadratmeter Hauptnutzfläche für Forschung, Lehre und Büros entstehen. Die Universität schafft damit Platz für geplant 2.000 Studierende und für die Beschäftigten der Medizinischen Fakultät. Die ersten Studierenden sollen bereits im Wintersemester 2021/2022 ihr Studium beginnen.

Quelle und weitere Information: Universität Bielefeld

Universitätsklinikum OWL ist Teil des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin zu Covid-19

Universitätsklinikum OWL

Das Universitätsklinikum OWL (UK OWL), d.h. das Evangelische Klinikum Bethel, das Klinikum Bielefeld und das Klinikum Lippe, ist dem Netzwerk Universitätsmedizin zu Covid-19 beigetreten. Priv.-Doz. Dr. med. Johannes-Josef Tebbe vom Klinikum Lippe übernimmt für das UK OWL die Projektleitung in diesem nationalen Netzwerk.

Im Rahmen des Covid-19-Projektes hat sich eine Arbeitsgruppe aus Vertreter*innen des Universitätsklinikums OWL und der Medizinischen Fakultät OWL gebildet, welche die Forschungsaktivitäten bündelt und koordiniert. Damit nutzt das UK OWL die Chance, sich im Verbund mit den anderen Universitätskliniken auf das Pandemiemanagement strukturell vorzubereiten.

Um die Forschungsaktivitäten zu Covid-19 bundesweit zu bündeln und zu stärken, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) den Aufbau des von der Charité koordinierten Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) mit 150 Mio. EUR für ein Jahr (Laufzeit: 01.04.2020 bis 31.03.2021). Das NUM verfolgt das Ziel, die Corona-Pandemie durch eine optimale Zusammenarbeit schneller und effektiver bekämpfen zu können. Alle Aktivitäten sollen dazu beitragen, auf Pandemien besser eingestellt zu sein.

Durch den kontinuierlichen Austausch sowie das Lernen von- und miteinander möchten die Partner*innen gesicherte Erkenntnisse dazu liefern, wie die Bedingungen und Abläufe in den Krankenhäusern und die Versorgung in den Regionen verbessert werden können. Innerhalb kürzester Zeit haben sich sämtliche Universitätskliniken dem Netzwerk angeschlossen – das ist in der biomedizinischen Forschung in Deutschland in dieser übergreifenden Form bisher einmalig.

Professorin Dr. med. Claudia Hornberg, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL, sieht in dieser Kooperation eine große Chance: „Wir freuen uns, dass wir zu einem frühen Zeitpunkt während des Aufbaus des Universitätsklinikums OWL Mitglied des NUM geworden sind. Die Zusammenarbeit kann dazu beitragen, Erkenntnislücken in der Pandemieforschung zu schließen.“

Gemeinsames Ziel ist es, die Corona-Pandemie schneller und effektiver bekämpfen zu können. Priv.-Doz. Dr. med. Johannes-Josef Tebbe sagt: „Mit der Einbindung in das Netzwerk Universitätsmedizin bietet sich für das UK OWL die Gelegenheit, durch einen kontinuierlichen wissenschaftlichen Austausch gesicherte Erkenntnisse für die Versorgung der Bevölkerung umzusetzen. Darüber hinaus bewirkt die intensive Zusammenarbeit zwischen UK OWL und der Medizinischen Fakultät OWL einen deutlichen Schub zum weiteren Aufbau der Forschungsstrukturen, auch weit über das Thema COVID-19 hinaus.“

Das Netzwerk Universitätsmedizin möchte dazu beitragen, Wissen über ein effektives Pandemiemanagement für die Region OWL zu gewinnen. Im Mittelpunkt steht die Frage nach angepassten Versorgungsstrukturen, Prozessen sowie Organisationsformen, aber auch Formen und Verfahren der Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft sowie Merkmale einer zielführenden Krisenkommunikation.

Weitere Informationen: Netzwerk Universitätsmedizin

Download: Pressemitteilung UK OWL

Link: Universität Bielefeld, Ev. Klinikum Bethel, Klinikum Bielefeld, Klinikum Lippe

Karsten Gebhardt ist gestorben.

Karsten Gebhardt

Karsten Gebhardt, Mitbegründer des ZIG, ist im Alter von 75 Jahren gestorben. Wir trauern um einen langjährigen Unterstützer und Begleiter.

Karsten Gebhardt war 25 Jahre lang als Vorstand für das Ev. Johanneswerk tätig. Er wirkte als langjähriges Vorstandsmitglied und Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, war Gründungsmitglied des Verbandes der diakonischen Dienstgeber Deutschlands und hat maßgeblich zur Gründung und Entwicklung der Bielefelder Fakultät für Gesundheitswissenschaften beigetragen. Er galt als Fachmann für das Krankenhauswesen hat nicht nur die lokalen Strukturen für das Zusammenführen des Johanneskrankenhauses und der Kliniken Bethel zum heutigen Ev. Klinikum Bielefeld gestaltet sondern durch seine Expertise auch wesentliche Entwicklungen im Gesundheitswesen auf Landes- und Bundesebene mitgeprägt. Sein Engagement galt auch der Förderung des Ehrenamts, etwa im Bielefelder Verein Konsens proBielefeld oder im Welthaus Bielefeld. Karsten Gebhardt wurde 2012 für sein großes Engagement in zahlreichen Initiativen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Karsten Gebhardt gehörte auch zu den Gründungsmitgliedern des ZIG, und er hat die Idee und die Entwicklung unseres Vereins von Beginn an gefördert. Wir trauern um den langjährigen Wegbegleiter, der uns bei vielen Gelegenheiten mit klarem Blick für Wesentliches bereichert und mit seinem persönlichen Engagement unterstützt hat. Wir erinnern uns an seine pointierten Diagnosen in Fragen der Gesundheitspolitik und vermissen seine gelassen ermunternde Fröhlichkeit, mit der er Tatkraft vermittelte und den Blick nach vorn zu richten wusste. Unser tiefes Mitgefühl gilt besonders seiner Familie.

Vorstand und Geschäftsführung des Vereins zur Förderung von Innovationen in der Gesundheitswirtschaft OWL.

Mühlenkreiskliniken: VR-Brille zur Behandlung psychischer Erkrankungen am Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit im Einsatz

Eine Brille gegen die Angst: Moderne Computertechnik bei der Behandlung psychischer Erkrankungen im Einsatz.

Jeder siebte Mensch in Deutschland leidet unter einer Angststörung. Das haben Untersuchungen des Robert Koch-Instituts und des Statistischen Bundesamts ergeben. Für manche ist es der Anblick einer Spinne, der sie in Panik versetzt. Andere bekommen Herzrasen oder Schweißausbrüche, wenn sie ein Flugzeug oder einen Fahrstuhl betreten sollen oder wenn sie von großen Menschenmengen umgeben sind. Viele Betroffene haben diese Ängste unter Kontrolle, es gibt aber auch Fälle, in denen die Ängste das Leben so sehr dominieren, dass sie behandlungsbedürftig werden.

Das geschieht vor allem mithilfe der sogenannten „Expositionstherapie“. Das heißt: Der Patient wird von seinem Therapeuten unter kontrollierten Bedingungen einer angstauslösenden Situation ausgesetzt. Bei der Angst vor engen Räumen – zum Beispiel einem Fahrstuhl – oder Höhen gestaltet sich das noch recht einfach. Aber welcher Therapeut hat ein Terrarium mit Spinnen zur Verfügung oder kann sich mit dem Patienten ins nächste Flugzeug setzen?

Ganz neue Chancen eröffnet eine Technik, die bislang in erster Linie von Computerspielen bekannt ist: die Simulation künstlicher Welten, „Virtual Reality“ (VR). Als einzige Einrichtung auch über die Region Ostwestfalen hinaus verfügt die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Medizinischen Zentrum für Seelische Gesundheit über eine entsprechende Anlage, die Patientinnen und Patienten die Möglichkeit bietet, in virtuelle Realitäten einzutauchen und dabei ihre Ängste zu überwinden.

Die Anlage besteht im Wesentlichen aus einem Computer, einem Monitor für den Therapeuten, Sensoren, die die Bewegungen des Patienten im Raum erfassen, und aus einem Headset mit Kopfhörern und Displays für jedes Auge. Der Behandlungsraum, in dem die Anlage aufgebaut ist, ist – davon abgesehen – leer, damit sich der Patient ungehindert darin bewegen kann.

Ist die „VR-Brille“ einmal aufgesetzt und an den Träger angepasst, ist der Eindruck im wahrsten Sinne des Wortes täuschend echt. In Echtzeit simuliert der Computer dreidimensionale künstliche Umgebungen und registriert gleichzeitig die Bewegungen des Patienten. Das nur wenige Quadratmeter große Behandlungszimmer ist vergessen, die computergenerierten Bilder und Töne werden so erlebt, als wären sie die Realität.

Dabei lassen sich – je nach zu behandelnder Phobie – unterschiedliche Szenarien simulieren: Etwa der Blick von einem hohen Gebäude, die Begegnung mit Spinnen, ein Vortrag vor Zuhörern oder ein Flug, inklusive Start und Landung. Das Verblüffende: „Die Konfrontation mit der angstauslösenden Situation in der virtuellen Realität ist genauso effektiv wie in der realen Welt. In einigen Studien konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass bei Patientinnen und Patienten mit sozialer Angststörung die Exposition in der virtuellen Welt besser wirkt als eine gängige Verhaltenstherapie“, sagt Prof. Dr. Udo Schneider, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Die Psychologin Nicole Dukart hat sich besonders intensiv mit der neuen Technik befasst. „Ein Vorteil der virtuellen Realität ist, dass die Szenarien beliebig oft wiederholt und in mehreren Stufen gesteigert werden können. Der Therapeut, der alles auf dem Monitor überwacht, kann jederzeit regulieren und Hilfestellung geben.“ Beispiel Höhenangst: Wenn der Patient eine Höhe bewältigt hat, kann das nächste Level gewagt werden – bis hin zum Betreten einer gläsernen Aussichtsplattform. Ein weiterer Vorteil: Die Hemmschwelle, sich der angstauslösenden Situation auszusetzen, ist für den Patienten niedriger als bei einer realen Konfrontation. „Der Einstieg ist leichter, aber die Wirkung ist dieselbe“, so Professor Schneider.

Trotz aller Vorzüge ist die Therapie nicht für jeden Patienten geeignet: Fünf bis zehn Prozent reagieren mit einer Art Seekrankheit mit Schwindel und Übelkeit auf die VR-Simulation. Zurzeit ist das Haupteinsatzgebiet der neuen Technik die Behandlung von Angststörungen: Hier ist die Wirksamkeit bereits gut dokumentiert. Aber an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist schon ein Forschungsprojekt geplant, inwieweit sich die virtuelle Realität auch in der Behandlung von Nikotin- und Alkoholabhängigkeit einsetzen lässt. Dann könnten in Zukunft noch mehr Patientinnen und Patienten von der hochmodernen Technik profitieren.

Quelle: Mühlenkreiskliniken

Gesundheitslotsen für Menschen in Not

Die einstigen politischen Widersacher Günter Garbrecht und Michael Brinkmeier aus OWL kämpfen gemeinsam für die Einführung eines neuen Berufsbilds. Vorbild ist das Erfolgsmodell der Schlaganfall-Lotsen.

Krankheit, Pflegebedürftigkeit, Jobverlust, Trennung oder der Verlust von Angehörigen können Menschen in Ausnahmesituationen versetzen. Wenn das Leben plötzlich nicht mehr alleine zu bewältigen ist, gibt es in Deutschland viele Unterstützungsangebote. Trotzdem gelangen Menschen in schweren Lebenslagen nicht immer an die Hilfe, die sie auch benötigen. Experten kritisieren seit langem, dass Hilfesuchende in dem Dschungel aus Angeboten und Zuständigkeiten verzweifeln. Um dieses Problem zu lösen, kämpfen die Gesundheitsexperten Günter Garbrecht und Michael Brinkmeier nach dem Vorbild des Erfolgsmodells der Schlaganfall-Lotsen für die Einführung von Gesundheitslotsen.

Problemlage

„Die Coronakrise offenbart die Schwächen des deutschen Sozialsystems, das viele gute Angebote enthält, die jedoch für sich alleine stehen und nicht miteinander vernetzt sind. Die Struktur ist angebotsorientiert und nicht nachfrageorientiert, mit der Folge, dass Hilfesuchende auf der Strecke bleiben“, moniert Brinkmeier, Vorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Gütersloh. „Seit 20 Jahren gibt es Modellversuche, um das Problem anzugehen, aber bislang ist es nicht gelungen, das System zu vereinfachen. Stattdessen sind weitere Spezialangebote wie Familien-, Dorf- oder Seniorenhelfer dazugekommen. Das Problem wird dadurch aber nicht gelöst, die Zeit der Modellversuche muss endlich vorbei sein“, fordert Garbrecht, Vorstand der Stiftung Solidarität in Bielefeld.

Brinkmeier (CDU) und Garbrecht (SPD) kämpfen als langjährige politische Widersacher im NRW-Landtag deshalb nun gemeinsam dafür, Gesundheitslotsen in die Regelversorgung zu implementieren. „Unser Ziel ist es, dass das Berufsbild des Gesundheitslotsen geschaffen und als neue Leistungsart im ersten Sozialgesetzbuch festgeschrieben wird“, erklärt Garbrecht, der sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag 2017 für Menschen in Not engagiert. „Wichtig ist ein allgemeiner Anspruch für Menschen mit komplexem Versorgungsbedarf. Konkret würde zum Beispiel ein Arzt bei einem Schlaganfall oder einer anderen schweren Lebenslage eine Verordnung für einen Gesundheitslotsen ausstellen und den Bedarf ähnlich wie beim Pflegegrad auf einer Skala von eins bis fünf einschätzen“, ergänzt Brinkmeier.

Finanzierung

Garbrecht und Brinkmeier plädieren dafür, dass die Steuerung der Lotsen kommunal verantwortet wird. „Denn es sind die Akteure in der Region, die das größte Interesse daran haben, dass es den Betroffenen besser geht“, sagt Brinkmeier. „Als Träger der Lotsen kommen nur die Kommunen in Frage, weil sie die Struktur vor Ort anbieten“, ergänzt Garbrecht.

An den Kosten müssen sich nach Einschätzung der Experten jedoch alle Stellen beteiligen, die profitieren. „Also Krankenkassen, Pflegeversicherung und Rentenversicherung“, sagt Garbrecht. „Angst vor einer Kostenexplosion müssen die Kostenträger nicht haben, denn die Hilfe von Lotsen erhalten nur die, die sie auch wirklich benötigen. Zudem erfahren die Kostenträger durch digitale Erfassung und wissenschaftliche Evaluation, ob sich die Investition lohnt.“ Laut Brinkmeier bedarf es der Bildung eines Mischfonds aus den Sozialgesetzbüchern auf Bundesebene.

Dafür müssen Garbrecht und Brinkmeier nun Kostenträger und Politik überzeugen. Im Dezember haben die beiden das Konzept bereits im Regionalrat vorgestellt und Unterstützung erhalten. „Auch die Ärzte und Krankenhäuser haben uns Unterstützung zugesichert“, sagt Garbrecht. Trotzdem steht den beiden ein langer Weg bevor.

Vorbildregion OWL

Brinkmeier weiß als Vorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe genau, was es bedeutet, so einen Weg zu gehen. Denn die Stiftung will mit dem Projekt Stroke OWL bis 2021 den Beweis antreten, dass sich mit Schlaganfall-Lotsen als Ansprechpartner die Lebensqualität der betreuten Patienten erhöht, und dass sich dadurch präventiv die Zahl erneuter Schlaganfälle reduzieren lässt, was sich auch gesundheitsökonomisch positiv auswirkt. Ziel ist es, die Schlaganfall-Lotsen in die Regelversorgung zu implementieren.

Der Bielefelder Gesundheitsökonom Wolfgang Greiner evaluiert das Projekt. „Im kommenden Jahr rechnen wir mit den Ergebnissen, die sich hoffentlich mit den Erfahrungen der Lotsen und ihren Patienten decken“, erklärt Brinkmeier. „Menschen, die einen Schlaganfall erleiden oder in einer anderen schweren Lebenslage stecken, wünschen sich einen qualifizierten und emphatischen Ansprechpartner, der Ärzte, Pflegekräfte oder Therapeuten nicht ersetzt, sondern die unabhängige Rolle eines Kümmerers übernimmt, der den Weg in dem komplexen deutschen Sozialsystem weist und Hilfe zur Selbsthilfe gibt.“ Laut Garbrecht ist OWL „mit diesem Erfolgsmodell und dem starken Gesundheitssektor der perfekte Ausgangspunkt für die Einführung von Gesundheitslotsen“.

Quelle: Neue Westfälische, Carolin Nieder-Entgelmeier, 16.07.2020; online: www.nw.de

Projekt Schlaganfall-Lotsen: www.stroke-owl.de

Innovation aus OWL: Neue Methode führt zehnmal schneller zum Corona-Testergebnis

Einen Test auf SARS-CoV-2 durchzuführen und auszuwerten dauert aktuell mehr als zwei Stunden – und so kann ein Labor pro Tag nur eine sehr begrenzte Zahl von Menschen testen. Zellbiolog*innen der Universität Bielefeld haben nun mit mehreren Kooperationspartnern ein Verfahren entwickelt, das rund zehnmal schneller ein Ergebnis liefert. „Der Test dauert nur rund 16 Minuten“, sagt Professor Dr. Christian Kaltschmidt vom Lehrstuhl für Zellbiologie der Universität Bielefeld. „Die Methode ist zudem günstiger als die herkömmlichen Tests.“

Beteiligt an der Studie waren zudem das Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen, die Arbeitsgruppe molekulare Neurobiologie der Universität Bielefeld, das Evangelische Klinikum Bethel sowie der Forschungsverbund Biomedizin Bielefeld OWL e.V

Weltweit sind inzwischen mehr als zehn Millionen Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Einen wirksamen Impfstoff oder eine Therapie gegen SARS-CoV-2 gibt es bislang nicht. Hinzu kommt: Nicht jede infizierte Person entwickelt auch Symptome. Die wirksamste Methode, um die Verbreitung einzudämmen, sind im Moment deshalb Tests: Wer sich infiziert hat, wird isoliert und verbreitet das Virus nicht.

Das gängigste Verfahren, um zu testen, ob sich jemand mit SARS-CoV-2 infiziert hat, sind sogenannte PCR-Tests. Sie nutzen das genetische Material des Virus als Grundlage. Das haben auch die Bielefelder Wissenschaftler*innen in ihrer Studie gemacht. PCR-Tests laufen immer nach einem ähnlichen Schema ab. Zunächst wird genetisches Material einer Testperson benötigt. Dies wird in der Regel durch einen Abstrich im Mund-, Nasen- oder Rachenraum gewonnen. „Wenn ein Mensch sich mit SARS-CoV-2 angesteckt hat, dann ist in der Probe auch genetisches Material des Virus enthalten, das als sogenannte RNA vorliegt“, sagt Kaltschmidt. Die RNA-Moleküle werden in einem chemischen Verfahren isoliert. Allerdings ist danach zu wenig RNA enthalten, als dass ein Test sie sofort nachweisen könnte. Deshalb muss sie vervielfältigt werden.

Methode spart nicht nur Zeit, sondern auch Aufwand

Das geschieht bei einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion, die dem PCR-Verfahren seinen Namen gegeben hat (Polymerase Chain-Reaction). Sie läuft in einem Gerät ab, das sich Thermocycler nennt. Es fährt die Temperatur nach einem vorher festgelegten Programm hoch und wieder herunter. In Kombination mit bestimmten Zusatzstoffen, einem Enzym mit Kopierfunktion und Stabilität bei hoher Temperatur vervielfältigt sich dadurch das genetische Material, bis so viel vorhanden ist, dass sich damit SARS-CoV-2 nachweisen lässt – sofern jemand infiziert ist.

Die Bielefelder Forschenden haben bei ihrem Verfahren einen speziellen Thermocycler eingesetzt – den NEXTGENPCR. Durch das besondere Design, das mehrere Temperaturzonen umfasst, laufen die Reaktionen in dem Gerät besonders effektiv und vollautomatisch ab. „Beim Vorgehen haben wir uns am sogenannten Drosten-Protokoll der Berliner Charité und am Protokoll des Centers of Disease Control and Prevention in Atlanta orientiert“, sagt Kaltschmidt. Das sind Standards für Tests auf SARS-CoV-2. Die Forschenden konnten mir ihrer Methode die Ergebnisse herkömmlicher PCR-Tests wiederholen – nur in deutlich kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand.

Spezialgerät kann stündlich 570 Tests analysieren

Entwickelt hat den Thermocycler das niederländische Unternehmen Molecular Biology Systems B.V. Für die Tests auf das Coronavirus schrieben die Entwickler eine Software, die sowohl die benötigte Zeit als auch die Arbeitsschritte verringert. „Wir haben dazu sehr viele positive Rückmeldungen erhalten“, sagt Gert de Vos, Gründer und Geschäftsführer von Molecular Biology Systems. Das Gerät kann mehrere Proben parallel analysieren – damit sind mit einem einzigen Thermocycler pro Stunde rund 570 Auswertungen möglich. Molecular Biology Systems arbeitet inzwischen mit Regierungen und privaten Laboren in den USA, Europa, dem mittleren Osten und Afrika zusammen.

Kaltschmidt sieht viele Vorteile in dem neuen Verfahren. So könnte ein solcher Test vor allem dort zum Einsatz kommen, wo schnelle Ergebnisse gefragt sind. „Wenn beispielsweise Kreuzfahrtschiffe ihren Betrieb wieder aufnehmen, könnten sie in kurzer Zeit jede Person testen, bevor sie an Bord geht.“

Download Studie: Ultra-fast one-step RT-PCR protocol for the detection of SARS-CoV-2 (preprint article)

Quelle: Universität Bielefeld

Virtual Reality in der Pflegeausbildung: ViRDiPA-Projekt der FH Bielefeld gestartet

Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflegeausbildung: Die interdisziplinäre Forschergruppe ViRDiPA entwickelt, erprobt und evaluiert ein Blended-Learning Qualifizierungskonzept zum Einsatz von VR-Technologie in der Pflegeausbildung. Die Erprobungsgruppe bilden Mitarbeiter*innen je zur Hälfte aus der betrieblichen sowie schulischen Bildung aus drei kooperierenden Bildungszentren für Gesundheitsberufe. Ziel ist die Förderung von Medienkompetenz und medienpädagogischer Kompetenz, um bestehende und eigenständig produzierte immersive Virtual Reality (VR)-Trainingsbausteine einzusetzen.

In der Qualifizierungsmaßnahme werden berufsspezifische mediendidaktische, technische und rechtliche Grundlagen für den Medieneinsatz gelegt. Weiter erlernen die Qualifizierungsteilnehmer*innen anhand bereits vorhandener VR-Trainings, diese im Unterricht und in der praktischen Anleitung durchzuführen. Anschließend werden sie befähigt, mit einem zu entwickelnden Autorenwerkzeug selbst Lernaufgaben mit VR-Technologien (Digital Reusable Learning Objects - DRLOs) zu entwickeln und umzusetzen. Interaktive 3D-Simulationen werden insofern als Bestandteil von Lernumgebungen in die Pflegeausbildung integriert. Auszubildende erhalten an allen drei Lernorten der Pflegeausbildung erweiterte (Übungs-)Möglichkeiten zum Erwerb von fachlichen Fertigkeiten, sodass der Theorie-Praxis-Transfer, die Lernortkooperation und damit die Qualität der Ausbildung insgesamt gefördert werden.

Das Vorhaben leistet einen Beitrag zur Digitalisierung dieses wissensintensiven Berufsfelds und reagiert auf die Klagen über einen unzureichenden Theorie-Praxis-Transfer in der Pflegeausbildung sowie die neue gesetzliche Verpflichtung, integrierte Curricula für die Ausbildung zu schaffen. Der didaktische und technische Lösungsansatz greift auf das Lernaufgabenkonzept zurück und unterstützt die Umsetzung von Lernaufgaben mit Hilfe verschiedener Spielarten von VR-Technologie. Am Ende des Projektes werden die DRLOs, das Autorenwerkzeug sowie das Schulungs- und Vermittlungskonzept als Open Educational Resources (OER) zur Verfügung gestellt. Modellhaft wird ein „DRLO-Koffer” mit Materialien zur Herstellung von DRLOs in physikalischer Form und als Anschaffungsliste erstellt und veröffentlicht. Das Qualifizierungskonzept  wird von den kooperierenden Weiterbildungsstätten und als wissenschaftliche Weiterbildung von der FH Bielefeld in Kooperation mit dem Verein “Neue Wege des Lernens” dauerhaft angeboten.

Weitere Informationen: Fachhochschule Bielefeld, FB Wirtschaft und Gesundheit

Drei Geschichten über den Kampf mit dem Corona-Virus: ZDF dreht Beitrag im MZG Westfalen

Zurück ins Leben nach einer schweren COVID-19-Erkrankung: Im Entlastungs-Krankenhaus für Covid-Patienten des MZG Westfalen gab es Besuch vom ZDF. Das Filmteam hat dort und in der Klinik Martinusquelle einen Beitrag gedreht. Thema war zu zeigen, was nötig ist, Patienten nach einem schweren COVID-19-Verlauf wieder „zurück ins Leben“ zu bringen. Ausgestrahlt wurde der Beitrag am Samstag, 20. Juni um 17:05 Uhr im „Länderspiegel“ . In der Mediathek des ZDF ist der Beitrag „Reha für Corona-Patienten“ zu finden unter dem folgenden Link: https://www.zdf.de/politik/laenderspiegel/laenderspiegel-vom-20-juni-2020-100.html

Weitere Information: MZG Westfalen

Erster Professor an die Medizinische Fakultät OWL berufen

Die Universität Bielefeld hat den ersten neuen Professor an die Medizinische Fakultät OWL berufen: Professor Dr. med. Björn Spittau übernimmt zum 1. Juli 2020 die Professur für Anatomie an der Universität Bielefeld. Zuvor war er an der Universität Rostock am Institut für Anatomie als stellvertretender Institutsleiter tätig. Der Rektor der Universität Bielefeld, Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, überreichte ihm heute im Beisein der Gründungsdekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg die Berufungsurkunde.

Professor Dr. med. Björn Spittau, Jahrgang 1979, studierte und promovierte an der Universität Göttingen im Fach Humanmedizin und war dort bis 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Anatomie tätig. Anschließend wechselte er an die Universität Freiburg, wo er eine Arbeitsgruppe aufbaute, ab 2012 die Prosektur leitete, sich 2013 habilitierte und von 2014 bis 2015 eine Professur vertrat. Seit 2016 ist er Fachanatom der Anatomischen Gesellschaft. Im Jahr 2017 nahm Herr Spittau einen Ruf auf die Professur für Anatomie an der Universität Rostock an.

„An der Universität Bielefeld reizt mich die wohl einmalige Möglichkeit, den Studiengang Humanmedizin von Beginn an mitzugestalten und meine Vorstellungen von einer modernen und zeitgemäßen Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzten umzusetzen“, erklärt Björn Spittau. „Die junge und aufstrebende Universität bietet mit ihren zahlreichen exzellenten Arbeitsgruppen und innovativen Zentren hervorragende Kooperationsmöglichkeiten für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Forschungsschwerpunkte meiner Arbeitsgruppe.“ Wissenschaftlich beschäftigt ihn und sein Team die Frage, welche Rolle spezialisierte Immunzellen (Mikroglia) des Zentralnervensystems während der Entwicklung und Reifung sowie bei Erkrankungen des Gehirns spielen und wie diese Funktionen reguliert werden.

Im Auswahlverfahren überzeugte er mit seinem wissenschaftlichen Vortrag zum Thema „Mikroglia – die unterschätzten Zellen des Zentralnervensystems“ sowie seiner Lehrveranstaltung zum Thema „Der Respirationsapparat“.

„Kollege Spittau ist trotz seines jungen Alters ein renommierter Forscher und Lehrender. Im Bewerbungsverfahren hat er dies insbesondere mit seinem wissenschaftlichen Vortrag und seiner Lehrprobe eindrucksvoll unterstrichen. Es ist gut, dass wir seine Expertise zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt in den Aufbauprozesse einbeziehen können. Dies gilt insbesondere auch für die Planungen zum Anatomie-Hörsaal und für den Aufbau des Körperspendewesens. Ich freue mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit“, freut sich Professorin Dr. med. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät OWL.

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld ergänzt: „Mit der Anatomie-Professur haben wir eines der zentralen Fächer in der Medizin besetzt. Ich habe Herrn Spittau im Bewerbungsverfahren hochmotiviert erlebt und bin sicher, dass er sich kompetent und kreativ in den Aufbau der neuen Medizinischen Fakultät einbringen wird.“
„Mit der Berufung und dem Amtsantritt des ersten Professors wird ein weiterer Meilenstein im Aufbauprozess der Medizinischen Fakultät OWL erreicht“, so Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. „Professor Spittau wird, genauso wie die bald folgenden Professorinnen und Professoren, hervorragende Bedingungen für seine Forschung und Lehre an einem innovativen neuen Standort der Universitätsmedizin vorfinden.“

Und Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen erklärt: „Anatomie ist ein unverzichtbares Basisfach für jeden angehenden Mediziner, das bei richtiger Vermittlung die Studierenden begeistern kann und sollte. Deshalb freut es mich sehr, dass wir mit Herrn Professor Spittau nicht nur einen ausgewiesenen Wissenschaftler gewinnen konnten, sondern jemanden, der vor allem auch ein Herz für eine innovative und herausragende Lehre hat.“

Mit der Berufung von Björn Spittau ist das erste von aktuell 22 laufenden Besetzungsverfahren erfolgreich abgeschlossen. Bislang sind in zehn weiteren Verfahren Rufe an Kandidat*innen erteilt. Hier laufen die abschließenden Verhandlungen. In anderen Verfahren steht der finale Beschluss durch das Rektorat über die Berufungsliste kurz bevor, in weiteren Verfahren finden öffentliche Probevorträge von Kandidat*innen statt oder es werden derzeit von externen Expert*innen Gutachten erstellt.

Zwei Professuren sind bereits durch interne Umsetzungen besetzt. Es handelt sich dabei um die Professuren für „Sustainable Environmental Health Sciences“ durch Professorin Dr. med. Claudia Hornberg (vormals Fakultät für Gesundheitswissenschaften) und für „Medizinische Assistenzsysteme“ durch Professorin Dr.-Ing. Britta Wrede (vormals Technische Fakultät).

An der Medizinischen Fakultät OWL arbeiten aktuell rund 40 Personen.

Die Professur für Anatomie ist eine sogenannte medizin-theoretische Professur, das heißt Professor Spittau arbeitet mit seiner Arbeitsgruppe an der Universität.

Zur Medizinischen Fakultät OWL

Zum Wintersemester 2021/22 bietet die Universität Bielefeld ein humanmedizinisches Studium als Modellstudiengang für zunächst 60 Studierenden an. Neben der kontinuierlichen fachbezogenen Vorbereitung auf die vielfältigen Anforderungen ärztlicher Tätigkeiten wird die Perspektive der ambulanten Medizin im neuen Modellstudiengang in besonderem Maße berücksichtigt. Für die Universität Bielefeld bedeutet die Medizinische Fakultät OWL eine strategische Erweiterung ihres Studienangebots und ihres Forschungsportfolios.

Mit dem zukünftigen Forschungsprofil legt die Medizinische Fakultät OWL den Fokus auf die Erforschung der Entstehung, Diagnostik und Versorgung chronischer Krankheiten und Behinderungen, unter besonderer Berücksichtigung der Lebensqualität der Betroffenen. Sie möchte somit die Versorgung und Teilhabe von chronisch Erkrankten und Menschen mit Behinderungen verbessern.

Quelle: Universität Bielefeld

REGIONALE 2022: Auszeichnung und Förderung für Gesundheitszentrum Oerlinghausen

Das Gesundheitszentrum Oerlinghausen als Teil des Rahmenkonzepts „guLIP – gesundes Land Lippe“ ist REGIONALE 2022-Projekt. Annette Nothnagel, Leiterin der REGIONALE bei der OstWestfalenLippe GmbH, überreichte heute die symbolhafte Auszeichnung in Form von Urkunde und Fahne an Landrat Dr. Axel Lehmann.  Jens Kronsbein, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Regionale Entwicklung der Bezirksregierung Detmold, übergab außerdem den Förderbescheid in Höhe von 695.800 Euro aus dem Städtebauförderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen an die Projektträger.

Mit guLIP – gesundes Land Lippe gestaltet der Kreis ein zukunfts-weisendes Modell für regionale Entwicklung der Gesundheitsversorgung. Drei Gesundheitszentren im Kreis Lippe sollen zur Sicherstellung der Versorgung entstehen, die unterschiedliche Modelle hausärztlicher, pflegerischer, therapeutischer und beratender Gesundheitsdienstleistungen vereinen.

Das Gesundheitszentrum in Oerlinghausen entsteht im historischen Kontorgebäude der Weberei von Carl Weber. Im Dachgeschoss dienen neue Beratungs- und Präventionsangebote im Bereich Gesundheit und Pflege zukünftig als Anlaufstelle und Quartierszentrum. Das verbindet sich mit weiterer Nutzung, wie eine Hausarztpraxis, eine Kindertagesstätte, eine Tagespflege und weitere soziale Dienste. Die öffentliche Nutzung des traditionsreichen Industriegebäudes und des umgebenden Parks beleben zudem den Ortskern von Oerlinghausen nachhaltig.

„Das guLIP-Konzept ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie zukunftssichere Gesundheitsversorgung und Pflege im ländlichen Raum funktionieren können - dieses Modell können auch andere Kreise und Kommunen übernehmen. Außerdem entsteht hier mitten in Oerlinghausen ein attraktiver Begegnungsort. Ich freue mich, dass wir das Gesundheitszentrum als REGIONALE-Projekt auszeichnen können und es noch in diesem Jahr eröffnen wird“, so Annette Nothnagel.

Abteilungsleiter Jens Kronsbein lobt den vielseitigen Ansatz des Projektes: „Das Gesundheitszentrum schafft spürbare Synergien: Ein stadtbildprägendes Gebäude in der Innenstadt wird wiederbelebt, die Menschen in Oerlinghausen bekommen ein vielseitiges Beratungsangebot, und die gesundheitliche Versorgung wird nachhaltig gesichert. Das historische Kontorgebäude wird zu einem lebendigen Zentrum für Oerlinghausen und beherbergt gleichzeitig hochmoderne Dienstleistungen. Das trifft genau den Ansatz, den wir mit der REGIONALE 2022 verfolgen und fördern.“

Dr. Axel Lehmann, Landrat im Kreis Lippe nahm Auszeichnung und Förderung gemeinsam mit Marianne Petersmeier, Projekt-koordination guLIP Kreis Lippe entgegen. „Der Kreis Lippe ist mit dem Konzept guLIP überregionaler Vorreiter. Im Gesundheits-zentrum schaffen wir eine Anlaufstelle für Lipperinnen und Lipper. Sie wollen sich umfassend zu gesundheitlichen und sozialen Fragestellungen beraten lassen. Das Interesse am Thema Pflege und andere Gesundheitsthemen wird in den kommenden Jahren weiter steigen, auf diesen Bedarf reagieren wir. Wir bieten modernste medizinische Versorgung, bespielweise auch Telemedizin ist im Gesundheitszentrum möglich“, erklärt Landrat Dr. Axel Lehmann.

Das UrbanLand-Board als Entscheidungsgremium der REGIONALE 2022 hatte das Gesundheitszentrum Oerlinghausen bereits im November 2019 mit dem A-Beschluss zum REGIONALE-Projekt gemacht. Insgesamt stehen sieben Projekte der REGIONALE 2022 fest; 117 Projektideen sind eingereicht.

OstWestfalenLippe richtet die REGIONALE 2022 unter der Überschrift „Das neue UrbanLand“ aus. Ziel ist es, die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu stärken. Um die Qualität der Projekte zu gewährleisten, durchlaufen potenzielle REGIONALE-Projekte für OstWestfalenLippe ein dreistufiges Auswahl- und Qualifizierungsverfahren vom C-Status über den B-Status bis zum A-Status. Erst anschließend wird aus den Projektideen ein REGIONALE 2022-Projekt.

Der neue Webauftritt der REGIONALE 2022 gibt weiterführende Informationen: www.urbanland-owl.de.

Quelle: Kreis Lippe; OstWestfalenLippe GmbH

Covid-19 Szenario: Konzept "Kliniksanitäter" als innovative Online-Weiterbildung

Sie nehmen E-Learning als Chance, von links: Franziska Behrens, Dr. Gerrit Jansen, Fabian Warstat, Eugen Latka, Dr. Hans-Werner Kottkamp, Chefarzt der Notaufnahmen im EvKB, Prof. Dr. Sebastian Rehberg, Chefarzt der Klinik AINS im EvKB, Dr. Rainer Borgstedt, Gesamtbereichsleitung Intensivmedizin der Klinik AINS im EvKB, Silvana Zeiser und Jill Delleré. (Bild: EvKB)

Zertifikatsübergabe an die ersten Kliniksanitäter. Bei dem neuen Weiterbildungsprogramm wird online gelernt und offline auf den Intensivstationen gearbeitet. Die Nachfrage für das Gemeinschaftsprojekt von EvKB und Studieninstitut Westfalen-Lippe (Stiwl) ist beeindruckend. Höchstes Lob für die innovative Idee kommt von der Arbeitsgemeinschaft der Notärzte in NRW.

Jill Delleré, Gesundheits- und Krankenpflegerin im letzten Jahr ihrer Ausbildung an den Gesundheitsschulen des EvKB und Gesundheits- und Krankenpfleger Fabian Warstat gehören zu den ersten, die ihr Zertifikat als Kliniksanitäter in den Händen halten. Das innovative Weiterbildungsangebot war für die Beiden ein passgenauer Mosaikstein in ihrer beruflichen Planung. Jill war lange Jahre als Rettungssanitäterin im Rettungsdienst der Stadt Bielefeld tätig, Fabian ist Sanitäter und macht zusätzlich die Ausbildung zum Rettungssanitäter.

„Bisher habe ich noch keine Weiterbildung online gemacht. Das war eine ganz neue Erfahrung“, erzählt Fabian Warstat und Jill Delleré ergänzt: “In den Videos sind die einzelnen Handgriffe und Abläufe total realitätsnah erklärt, so dass ich in der Klinik die Theorie sofort praktisch umsetzen konnte.“ Ein großes Kompliment an die Teams um Eugen Latka, Leiter Medizin und Rettungswesen im Stiwl und Dr. Gerrit Jansen, Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfallmedizin, Transfusionsmedizin und Schmerztherapie (AINS) unter der Leitung von Prof. Rehberg im EvKB, die in Rekordzeit das Programm auf die Beine gestellt haben. Unterstützt wurden die beiden von den Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Silvana Zeiser und Franziska Behrens, die in den Lehrvideos die Hauptrollen als Praxisanleiterinnen übernahmen.

Das Ziel des neuen Weiterbildungsprojektes war es, auf eine steigende Zahl an Covid-19 erkrankten Menschen schnell reagieren zu können und kurzfristig Rettungs- und Pflegekräfte für den Einsatz in Intensivstationen und Notaufnahmen zu schulen. „Die große Resonanz hat uns selbst überrascht. Knapp hundert Anfragen gab es innerhalb weniger Tage. Davon sind bereits 58 engagierte Rettungs- und Pflegekräfte mitten im Lernprozess, obwohl E-Learning nicht ohne ist und oft anstrengender als Präsenzunterricht,“ so die beiden Ideengeber, die das Projekt Ende März bereits entwickelt hatten.     

Das erwartete Covid-19 Szenario in OWL blieb glücklicherweise bisher aus, dennoch ist die Region dank der engagierten Zusammenarbeit von Stiwl und EvKB gut vorbereitet. „Das Projekt ist nicht allein für den Moment gedacht, sondern wird langfristig die Zusammenarbeit an den Schnittstellen zwischen Rettungsdienst und Klinik verbessern“, ist Jansen überzeugt. Im Übrigen hat die Arbeitsgemeinschaft der Notärzte in NRW bei ihrem diesjährigen Ideenpreis das Konzept „Kliniksanitäter“ als innovativ, nachhaltig und absolut vorbildlich beschrieben und veröffentlicht. Wer Interesse an dieser Weiterbildung hat, ist jederzeit herzlich willkommen unter kliniksanitaeter@evkb.de.

Quelle: Ev. Klinikum Bethel

Barbara Knigge-Demal erhält Deutschen Pflegepreis

Prof. Dr. Barbara Knigge-Demal (Bild: FH Bielefeld)

Die ehemalige Professorin der FH Bielefeld wird für ihr herausragendes Engagement in der Pflege geehrt.

Eigentlich hätte die Preisverleihung für den Deutschen Pflegepreis bereits im März beim deutschen Pflegetag stattfinden sollen. Dieser musste jedoch aufgrund des Corona-Virus auf November verschoben werden. Die Gewinnerinnen stehen allerdings bereits fest. Darunter ist mit Prof. Dr. Barbara Knigge-Demal auch eine ehemalige Professorin der Fachhochschule (FH) Bielefeld, die für ihr besonderes Engagement in der Pflegepädagogik und -didaktik ausgezeichnet wird. „Der Deutsche Pflegepreis ist die höchste nationale Auszeichnung in der Pflege, deshalb fühle ich mich natürlich besonders geehrt, ausgezeichnet zu werden“, sagt Knigge-Demal.

Der Deutsche Pflegepreis wird in diesem Jahr erstmalig an drei Personen vergeben. Neben Knigge-Demal werden auch die Professorinnen Dr. Ingrid Darmann-Finck und Gertrud Hundenborn für ihr Engagement ausgezeichnet. Alle drei haben maßgeblich dazu beigetragen, die Pflegedidaktik in der Forschung, der Entwicklung sowie in der Lehre voranzutreiben. Außerdem konnten sie zentrale Strukturen wie den Aufbau von Studiengängen und Forschungsverbänden erfolgreich forcieren.

Bei Knigge-Demal sind diese Aktivitäten eng mit der FH Bielefeld verbunden, an der sie von 1996 bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2013 tätig war. Von 1996 bis 1999 übernahm sie hier zunächst eine Vertretungsprofessur für „Pflegewissenschaft mit dem Schwerpunkt Pflegedidaktik“. Im Anschluss wurde sie für dieses Lehrgebiet zur Professorin berufen. In ihrer Zeit an der FH Bielefeld war sie maßgeblich daran beteiligt, die Lehreinheit Pflege und Gesundheit aufzubauen, an der 1996 der erste Pflege-Studiengang angeboten wurde. „Die FH hat mich lange begleitet und ist eng mit meiner beruflichen Laufbahn verknüpft“, blickt Knigge-Demal zurück. „Sie hat mir immer Raum für die Einrichtung der Studiengänge sowie für meine Forschung gelassen.“ Nach ihrer Pensionierung war sie fünf Jahre im Hochschulrat vertreten.

Ihre Expertise in der Pflegedidaktik konnte Knigge-Demal zudem in das Pflegeberufsreformgesetz und in die Fachkommission zur Gestaltung von Rahmenlehrplänen für die Pflegeausbildung einbringen. Zudem arbeitete sie zuletzt gemeinsam mit Prof. Dr. Patrizia Raschper an der FH Bielefeld im Projekt „Information, Schulung und Beratung der Pflegeschulen zur Einführung und Umsetzung des Pflegeberufegesetzes“ (SchulBerEit) des Landes NRW und schulte Schulen für die Umsetzung des neuen Pflegeberufsgesetzes.

Quelle: FH Bielefeld

Studie: Apotheken in Westfalen-Lippe mit Nachwuchssorgen

Die Corona-Krise zeigt nachdrücklich, wie wichtig die wohnortnahe, flächendeckende Versorgung der Bevölkerung durch ein solides Netz von Apotheken vor Ort ist. Eine Konstellation, die zumindest in Westfalen-Lippe allerdings nachhaltig gefährdet ist. Zu diesem Schluss kommt eine im Auftrag des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) erstellte Studie des Instituts Arbeit und Technik (IAT), die am 22. Juni 2020 vorgestellt wurde.

Rund 2.000 Apotheken mit ca. 16.000 Mitarbeitern versorgen über acht Millionen Menschen in Westfalen -Lippe. Ohne sie wäre ein funktionierendes Gesundheitswesen in der Region gar nicht denkbar. Allerdings stehe die Branche und mit ihr „ein starkes Stück Mittelstand“ vor einem großen Umbruch, so Dr. Peter Enste, am IAT Direktor des Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität, der diese Entwicklung an drei Faktoren festmacht:

  • Trotz der großen Bedeutung von Apotheken für die Gesundheitsversorgung sinkt deren Zahl kontinuierlich. Waren es 2008 noch 2.232, beträgt ihre Zahl 2020 nur noch 1.859 Apotheken. Dies macht einen Rückgang von ca. 17 Prozent, der insbesondere in Ballungsräumen wie das Ruhrgebiet betrifft.
  • Gleichzeitig wächst der Bedarf an Arzneimitteln aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung. So wird laut Studie die Zahl der Arzneimittel-Tagesdosen bis zum Jahr 2040 in der Region um rund 12 Prozent steigen, insbesondere im ländlichen Raum.
  • Auch auf Angebotsseite macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Ein großer Teil der Apotheker steht kurz vor dem Ruhestand. Nahezu jeder Dritte ist bereits älter als 60 Jahre alt, während nur knapp 10 Prozent unter 40 Jahre alt sind, eine Tendenz, die sich angesichts fehlender Nachwuchs- und Fachkräfte weiter zu verstärken droht – und dies bei einem geschätzten Bedarf von rund 3.600 Apothekern, die bis zum Jahr 2040 benötigt werden.

Bestand wahren, Nachfolge regeln, Versorgung sichern

Die Konsequenzen aus diesen Entwicklungen veranschaulicht eine Clusteranalyse, die die Region Westfalen-Lippe in drei Gebiete einteilt. Während es in den Ballungsräumen des Ruhrgebiets vor allem um die Sicherung des Apothekenbestands geht, sehen sich andere Kreise und Städte vornehmlich in Ostwestfalen mit dem Problem der Nachfolgeregelungen für Apotheken und der Bewältigung von Versorgungsengpässen konfrontiert. Im Kreis Gütersloh beispielsweise wird die Zahl der Bürger, die älter als 60 Jahre alt sind, in den kommenden Jahren um rund 35.000 Personen zunehmen. Um dies zu kompensieren, müssten allerdings 34 neue Apotheken entstehen. Eine schwierige Situation, in der Professor Josef Hilbert, ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Instituts Arbeit und Technik sowie Mitverfasser der Studie, das Beschreiten neuer Wege empfiehlt: „Wir brauchen mehr und vor allem eine andere Ausbildung. Wir brauchen den Versorgungsapotheker, der sich im Zusammenspiel mit den anderen Akteuren der Gesundheitswirtschaft ganzheitlich um den Patienten kümmert.“ Das Modell der integrierten Versorgung sei zwar schon lange im Gespräch, aber erst durch die aktuelle Situation „kommt hier Musik rein.“

Mit dem Aufbau der medizinischen Fakultät an der Universität in Bielefeld, die auch im Bereich Pharmazie Ausbildungsaufgaben übernehmen könnte, ergebe sich hier eine große Chance, zumal weitere Akteure aus der Region wie beispielsweise die Technische Hochschule Lippe und auch die Universität Münster als bislang einzige Ausbildungsstelle in Westfalen-Lippe in Gesprächen bereits ihre Unterstützung angeboten hätten. So könnte beispielsweise der Aufbau eines Ausbildungszweiges in Bielefeld in einer ähnlichen Größenordnung wie derzeit in Münster mit ca. 100 Absolventen pro Jahr schon ausreichen, um die dringend notwendigen, zusätzlichen Personalkapazitäten bereitzustellen.

Mehr Information: Download der Studie

Schilde! - oder nicht?

Im Kampf gegen das Corona-Virus zählt die Produktion und Bereitstellung von Schutzausrüstung nach wie vor zu einem der wichtigsten Themen. Dabei rücken immer stärker innovative digitale Tools in den Vordergrund.

Vor allem das Instrument des 3-D-Drucks kann in der Krise eine wichtige Rolle bei der Versorgung mit medizinischen Materialien und Verbrauchsgegenständen spielen. So können dank der additiven Fertigung in relativ kurzer Zeit dringend benötigte Komponenten wie beispielsweise Atemmasken sowie Gesichts- und Augenschutze produziert werden. Zwar ist laut Uni.-Prof. Dr.-Ing. Christian Hopmann, Leiter des Instituts für Kunststoffverarbeitung der RWTH Aachen IKV, noch keine echte Serienfertigung über dieses Verfahren möglich, dennoch könnten auf diesem Weg schnell und flexibel Prototypen und Kleinserien entwickelt und gefertigt werden. 

Schilde made in OWL

Angesichts noch bestehender oder in Zukunft wieder drohender Engpässe bei einzelnen Schutzausrüstungskomponenten vertrauen immer mehr Akteure auch in Ostwestfalen auf diese innovative Produktionsmethode. Besonders gefragt: So genannte Gesichtsschilde, die sich problemlos aus 3-D-Druckern herstellen lassen und eine sinnvolle Alternative zu den empfohlenen, aber oft nicht mehr verfügbaren Atem- und Schutzmasken aus Stoff und Gewebe sind. Um eine sinnvolle Alternative zu bieten, starteten in den letzten Wochen in der Region zahlreiche Initiativen. Der Bezirksverein Ostwestfalen-Lippe des Vereins Deutscher Ingenieurinnen und Ingenieure (VDI OWL) und  das FabLab I OWL der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL) In Lemgo, die im Besitz entsprechender 3-D-Drucker ist, gingen  beispielsweise schon im März eine ehrenamtliche Kooperation ein, in die auch private Unterstützer eingebunden sind. Ziel ist die Produktion von desinfizierbaren, leicht zu reinigenden und langfristig wiederverwertbaren Gesichtsschildern und deren möglichst schnelle Verteilung an bedürftige Einrichtungen in Bielefeld und Ostwestfalen. In nur wenigen Wochen gelang es der Initiative, die Teil des Netzwerks „MakersVsVirus“ ist, alle notwendigen Prozesse aufzusetzen und die Abläufe vom Prototyp bis zur Serienreife zu etablieren. Bis Anfang Mai waren die ersten 300 Exemplare gefertigt, von denen schon 40 Exemplare an eine Alteneinrichtung und zwei Pflegedienste in Bielefeld übergeben wurden.

Die Nachfrage steigt

Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen mit dringend benötigter Schutzausrüstung zu versorgen, sind mittlerweile zahlreiche Universitäten, Hochschulen und Institute als so genannte „Maker“ in die Bresche gesprungen und produzieren entsprechende Kunststoffteile für Schutzschilde mit ihren 3-D-Druckern. Dazu gehört neben dem FabLab I OWL in Lemgo beispielsweise auch das Team des experiMINT Schüler*innenlabors der Fachhochschule Bielefeld. Aber auch Unternehmen aus der Privatwirtschaft und hier insbesondere dem Gesundheitssektor nutzen die Vorzüge des digitalen Wandels, um Produkte und Lösungen zu entwickeln, die Betroffenen in der aktuell schwierigen Situation helfen. Nicht immer im 3-D-Druck, aber oft unter Zuhilfenahme von digitalen Verfahren werden Schutz- und Verbrauchsmaterialien wie Atemschutzmasken, Maskenhalter, Gesichtsschilder und Schutzbrillen, aber auch Medizingeräte wie beispielsweise Beatmungsgeräte hergestellt. Vor allem die Nachfrage nach Schutzschilden wächst, sagt Gabriele Bunse, Geschäftsführerin von AKVIGO. Deren Unternehmen hat die sogenannte „CapMask“ entwickelt, die insbesondere von Angestellten in Pflege- und Altenheimen nachgefragt wird: „Mich erreichen nahezu täglich Hilferufe, weil das Personal vor Ort kaum noch über Schutzausrüstung verfügt. Darum haben wir auch so schnell reagiert und unser Produkt auf den Markt gebracht, das wir auch schon dem Bundesministerium für Gesundheit vorgestellt haben.“ Von einer ähnlichen Entwicklung weiß auch Sonopress-Geschäftsführer Sven Deutschmann zu berichten, dessen Unternehmen gemeinsam mit der Bertelsmann-Tochter Topac eine wiederverwendbare Schutzmaske entwickelt hat, bestehend aus einer klaren Polyester-Folie, einem Abstandshalter und eine verstellbaren Band. Für ihn besonders wichtig: Die mehrmalige Nutzungsmöglichkeit des Produkts: „Die Materialoberflächen lassen sich problemlos reinigen und erlauben so einen vielfachen Einsatz über mehrere Tage und Wochen hinweg.“ Bis zu 50.000 Masken pro Woche wollen die Gütersloher Unternehmen zukünftig produzieren.

Entweder oder – oder sowohl als auch?

Trotz dieser Erfolge: Einen Haken gibt es bei der Produktion von Schutzschilden aber doch, zumindest in Nordrhein-Westfalen. Hier hat das Gesundheitsministerium erst vor wenigen Tagen festgestellt, dass Visiere kein Ersatz für die textile Mund-Nase-Bedeckung sind, die in der Corona-Schutzverordnung vorgesehen sind. Zwar ist das Tragen der Schutzschilde erlaubt, allerdings lediglich als Ergänzung zur Maske, wie die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) mittlerweile bestätigt hat. Eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung, kann das ganztägige Tragen einer Community-Maske nach Ansicht vieler Experten für Betroffene belastend bzw. im Einzelfall sogar gesundheitsgefährdend sein. Doch oft stehen Nutzern nur diese einfachen Stoffmasken zur Verfügung, da die medizinischen Nase-Schutz-Masken Pflege- und Klinikpersonal vorbehalten sind. Auch der Blick ins benachbarte Ausland lässt Fragen offen. So erlauben österreichische Einrichtungen und Betriebe wie beispielsweise die Technische Universität Graz oder die Wiener Verkehrsbetriebe ihren Mitarbeitern das Tragen von Schutzschilden und auch ohne Textilmaske.

Mühlenkreiskliniken: Dem Herzstillstand auf der Spur

Wissenschaftler und Ärzte des Medizin Campus OWL erforschen die genetischen Ursachen des plötzlichen Herztods.

Jung, fit, gesund und plötzlich tot. Unvermittelt und ohne jede Ankündigung. Ärzte sprechen vom „Plötzlichen Herztod“. Der plötzliche Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein Albtraum, der sich in einigen Familien häufen kann. Ärzte und Wissenschaftler des Medizin Campus OWL wollen in einem Forschungsprojekt mehr über die familiär bedingten Ursachen akuter, lebensbedrohlicher Herzereignisse herausfinden. Dr. Jens Tiesmeier, Anästhesist und Rettungsmediziner am Krankenhaus Lübbecke, hat für einen ersten Bericht aus dem fünfjährigen Forschungsprojekt nun beim 17. Stuttgarter Intensivkongress den Innovationspreis einer wissenschaftlichen Fachtagung von Notfall- und Intensivmedizinern erhalten.

„MAP-OWL“ heißt die Studie, die von Wissenschaftlern der Mühlenkreiskliniken, des Herz- und Diabeteszentrums NRW (HDZ NRW) und des Klinikums Herford durchgeführt wird. In Kooperation mit den Rettungsdiensten, den Patholgien und der Rechtsmedizin in OWL wird das Erbgut reanimationspflichtiger Patientinnen und Patienten unter 50 Jahren molekulargenetisch untersucht. Vereinfacht ausgedrückt wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob es genetische Veränderungen gibt, die zu dem Herzstillstand beigetragen haben könnten. Mit diesem Wissen kann man zukünftig die erblichen Risikofaktoren in der Vorbeugung von Herzerkrankungen viel besser einschätzen und einem Herzstillstand vorbeugen. Und schon jetzt hat die Studie einen ganz praktischen Nutzen: Da diese genetischen Veränderungen zumeist erblich sind, können unter Umständen weitere Familienmitglieder vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt werden.

In der preisgekrönten Veröffentlichung wurden die Ergebnisse des ersten Jahres dokumentiert. Darunter auch der Fall eines jungen, vermeintlich kerngesunden Patienten, der plötzlich umfiel und starb. „Wir konnten nachweisen, dass eine Genveränderung zu einer Veränderung des Herzgewebes geführt hat. Er war schwer herzkrank, wusste es aber nicht. Oft ist es so, dass wenige Zeit später weitere Familienmitglieder am plötzlichen Herztod sterben, weil sie den gleichen Gendefekt in sich tragen. Wir konnten durch unsere Untersuchungen genau zeigen, welche Genveränderungen zu der schweren Herzerkrankung geführt haben. Bei den weiterführenden Untersuchungen in der Familie konnten wir allerdings entdecken, dass diese Genveränderung aber offenbar spontan in dem Patienten entstanden und daher bei keinem anderen Familienmitglied vorhanden war. Für die Familie bedeutete dies eine Entwarnung“, erklärt Dr. Tiesmeier.

Mögliche genetische Ursachen des plötzlichen Herztodes sind bei Patienten, die ein Krankenhaus nicht mehr lebend erreichen, weitgehend unerforscht. Denn mit dem Todeszeitpunkt endet meist eine weitere Nachuntersuchung. Die Krankenkassen übernehmen keine weiteren Kosten. Mit der Ausstellung des Todesscheins und dem Feststellen einer ungeklärten Todesursache, darf am Leichnam nichts mehr verändert werden – auch eine Blutprobe für eine molekulargenetische Untersuchung darf nicht mehr ohne weiteres genommen werden. Dennoch ist die möglichst zeitnahe Gewinnung einer Blutprobe wichtig, da die hochsensiblen Analyse-Methoden nur DNA untersucht werden kann, die noch intakt ist.
Die Probe, die die Notärzte gewinnen, werden im Herz- und Diabeteszentrum NRW auf Veränderungen in 174 Genen, die mit schweren Herzerkrankungen zu tun haben, zeitgleich untersucht. „Wenn eine Obduktion angeordnet wird, ist es meistens zu spät, da die Qualität der Blutprobe bis dahin abgenommen hat“, so Dr. Tiesmeier. Aus diesem Grund arbeiten Polizei, Staatsanwaltschaft, Rettungsmediziner und Wissenschaftler des Medizin Campus OWL der Ruhr-Universität Bochum bei dieser Studie eng zusammen. „Selbstverständlich werden nur Personen in die Studie eingeschlossen, die im Überlebensfall entweder selbst oder die Angehörigen im Todesfall eingewilligt haben“, erklärt der Lübbecker Wissenschaftler.

Mit der Präsentation der Ergebnisse aus dem ersten Studienjahr konnte sich der Lübbecker Arzt und Wissenschaftler Dr. Jens Tiesmeier auf dem Fachkongress gegen Konkurrenz aus der Berliner Charité sowie den Universitätskliniken aus Düsseldorf und Augsburg durchsetzen. „Die Studie lebt von der sehr erfolgreichen wissenschaftlichen Kooperation vieler Experten. Namentlich möchte ich meinen Co-Studienleiter Professor Dr. Henrik Milting, Leiter des Erich und Hanna Klessmann-Instituts für Kardiovaskuläre Forschung und Entwicklung am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Professor Dr. Bernd Bachmann-Mennenga, Direktor des Universitätsinstituts für Anästhesiologie, Intensiv- und Notfallmedizin am Johannes Wesling Klinikum Minden, und Dr. Thomas Jakob, Notarzt am Klinikum Herford und Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Herford, nennen“, sagt Dr. Jens Tiesmeier.

Derzeit entstehen aus der im Jahr 2017 gestarteten Studie erste Promotions- und Habilitationsschriften. Enden soll die Studie im Jahr 2022. Dann können, so die Hoffnung, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in neue Leitlinien zur Rettungsmedizin und der Kardiologie einfließen. „Diese schon jetzt preisgekrönte Studie zeigt, dass wir am Medizin Campus OWL in Minden, Lübbecke, Bad Oeynhausen und Herford hervorragende Wissenschaftler und Mediziner haben, die herausragende wissenschaftliche Leistungen erbringen und mit den Besten mithalten“, sagt der Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken Dr. Olaf Bornemeier.

Quelle: Mühlenkreiskliniken

Gesundheitliche Aufklärung: Schlaganfall-Video des EvKB erhält Sonderpreis

Gesundheitliche Aufklärung: Schlaganfall-Video des EvKB erhält Sonderpreis

Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) und Cartoonist Ralph Ruthe haben mit ihrem Aufklärungsvideo eine Punktlandung hingelegt. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit zeichnete das vorbildliche Projekt mit einem Sonderpreis aus – denn das Animations-Video vermittelt mithilfe eines Rap-Songs unterhaltsam und bunt, wie man Symptome beim Schlaganfall erkennt. Ein motivierender Ansatz, der bereits Leben gerettet hat.

Die Abkürzung F.A.S.T. steht für Face, Arms, Speech und Time und ist ein Schnelltest für jedermann bei Schlaganfallverdacht. Die deutschsprachige Antwort darauf heißt „Lächeln, Sprechen, Arme hoch“ - die zentralen Botschaften, um Schlaganfallsymptome umgehend zu erkennen. Der deutschlandweit bekannte Cartoonist Ralph Ruthe hat diese 2017 im Auftrag des EvKB in einem außergewöhnlichen Präventions-Video umgesetzt. Bereits 1,7 Millionen Mal ist es geklickt worden. „Genauso stellen wir uns eine gelungene Aufklärung der Bevölkerung vor“, erklärte Dr. Ruth Hecker, Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit, die Meinung der Jury, die das Projekt mit einem Sonderpreis ausgezeichnet hat. Seit dem Jahr 2014 wird der Deutsche Preis für Patientensicherheit verliehen. Sonderpreise werden nur für besonders innovative Konzepte vergeben. Lust auf Verantwortung in Sachen Gesundheit zu übernehmen, war und ist das Ziel des Projektes, das Cartoonist und Filmemacher Ralph Ruthe und Schlaganfall-Experte Prof. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Chefarzt der Klinik für Neurologie im EvKB, umgesetzt haben. Das Video mit coolem Sound, alterslosen Figuren und einer humorvollen Erzählweise wurde zum bundesweiten Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2017 vorgestellt. Die Resonanz darauf war riesig, allein am ersten Tag wurde es 221.000 Mal geklickt und hat nachweislich Leben gerettet: „Ein User hat geschrieben, dass er aufgrund des Videos erkannt hat, dass sein Vater einen Schlaganfall hatte. Entsprechend schnell hat er gehandelt, zum Glück für seinen Vater. Ein Video, das Spaß macht, aufklärend ist und hilft“, so Ralph Ruthe.

In Sachen gesundheitlicher Aufklärung muss man am Ball bleiben.

270.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich einen Schlaganfall, Tendenz steigend. „Wir gehen neue Wege bei der Aufklärung zum Schlaganfall, auch um jüngere Menschen zu erreichen, die immer häufiger selbst betroffen sind. Der Schlaganfall ist ein Notfall und je mehr Menschen die Symptome kennen, desto schneller kann geholfen werden. Mit diesem Video sind wir in der Prävention generationsübergreifend“, ist Prof. Wolf-Rüdiger Schäbitz überzeugt.

Das Video ist unter evkb.de/ruthe anzuschauen.

Das Aktionsbündnis für Patientensicherheit, kurz APS, wurde im Jahr 2005 gegründet und steht unter der Schirmherrschaft von Gesundheitsminister Jens Spahn. Mittlerweile hat das APS ein weit umspannendes Netzwerk zur ständigen Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland geschaffen. Der gemeinnützige Verein, in dem bundesweit alle maßgeblichen Gesundheitsinstitutionen, Gesundheitsberufe sowie Patientenorganisationen vertreten sind, hat im deutschen Gesundheitssystem eine wichtige konzeptionelle Rolle übernommen, die die Patientensicherheit stärkt. Zusätzlich unterstützt das APS verstärkt Forschungsprojekte und Lösungen in der Praxis, die fokussiert die Patientensicherheit fördern.

Quelle: Evangelisches Klinikum Bethel

TH OWL: Mit der App zum richtigen Mindestabstand

Seit der Corona-Pandemie wird überall darauf hingewiesen, einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen einzuhalten. Doch da dies nicht immer so einfach ist, haben der Gründer des Startup „Protego“ Andreas Schröder und sein Entwickler Nikolaus Schauersberger eine App entwickelt, um diesem Problem zu begegnen. Gemeinsam mit dem Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) der Technischen Hochschule OWL, das sich aktiv bei der Technologieentwicklung beteiligt, wurde die App in der SmartFactoryOWL, die vom inIT zur Verfügung gestellt wurde, getestet. Mithilfe von Bluetooth ermittelt die App den Abstand zwischen zwei Geräten (bspw. Smartphones). Sobald der Mindestabstand nicht mehr eingehalten wird, wird ein Alarm ausgelöst und stufenweise auf den Abstand hingewiesen. Obwohl sich die App noch in der Probephase befindet, verliefen die ersten Tests aussichtsreich.

„Als die Anfrage kam, habe ich direkt alles versucht, um den Test bei uns möglich zu machen. Ich finde die App hat ganz viel Potential und kann den Menschen in ihrem neuen Alltag helfen, sich richtig zu verhalten. Alles was momentan getan werden kann, um Lösungen in Zeiten dieser Krise zu finden, sollte meiner Meinung nach versucht werden“, berichtet Alexander Kuhn, wissenschaftlicher Mitarbeiter am inIT.

Weitere Information: inIT, TH OWL

Kooperation zwischen Universität Bielefeld und EvKB: Reha mit 3D-Technologie und virtueller Realität

Wenig Zeit in der Physiotherapie, Mangel an Anleitung und oft fehlende Motivation verzögern die Erholung von Patientinnen und Patienten. Das soll sich mit dem Projekt „Vecury“ ändern: Ein Forscherteam der Universität Bielefeld entwickelt eine Virtual-Reality-Plattform, die auf die individualisierten Bewegungsmöglichkeiten von Patientinnen und Patienten mit Muskel-Skelet-Verletzungen abgestimmt ist. Auf diese Weise wird ihre Rehabilitation außerhalb der Physiotherapie unterstützt. Dafür arbeiten Dr. Rümeysa Gündüz Can und die Doktoranden Miguel Angel Cienfuegos Tellez und Alessio D’Aquino mit den Medizinern Professor Dr. Thomas Vordemvenne und Dr. Dirk Wähnert von der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) zusammen.

Deutscher Pflegerat: ePflegebericht überzeugt in der Anwendung

Besserer Informationsfluss im Pflege- und Gesundheitsbereich über die Sektorengrenzen hinweg ist somit möglich.

„Krankenhäuser, ambulante oder stationäre Rehabilitationseinrichtungen, Pflegeheime und Pflegdienste können künftig erstmalig den gleichen Pflegebericht nutzen. Über die Sektorengrenzen könnte damit der Informationsfluss nahtlos wesentlich verbessert werden. Nicht zuletzt in einer erfolgreichen Machbarkeitsstudie hat der ePflegebericht seinen Nutzen bewiesen“, weist Irene Maier, Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR), hin.

„Gezeigt hat sich, dass die mit der Hilfe des ePflegeberichts übermittelten pflegerischen Informationen diejenigen in herkömmlichen Überleitungsbögen an Quantität und Relevanz übertrafen. Da der ePflegebericht zudem auf einer einheitlichen am Pflegeprozess orientierten Struktur aufbaut, ist die Erfassbarkeit der Daten unmittelbar gegeben. Er ist für alle in der professionellen Pflege Tätigen nutzbar. Das ist ein enormer Vorteil.

Die Möglichkeit, auf elektronischem Weg die benötigten Informationen synchron, eventuell noch vor Eintreffen der pflegebedürftigen Person in der Zieleinrichtung zu übermitteln, verschafft ihm einen weiteren Vorteil gegenüber bisherigen papierbasierten Überleitungsbögen.
Von der für Deutschland maßgeblichen Standardisierungsorganisation HL7 sind inzwischen sowohl für seine Struktur als Clinical Document Architecture (CDA)-Dokument als auch für seine Schnittstelle im FHIR-Format Implementierungsleitfäden entwickelt und abgestimmt worden. Damit ist der Weg eröffnet für eine Nutzung innerhalb der im Gesundheitsbereich zu errichtenden Telematik-Infrastruktur.

Diese Nutzung bietet sich umso mehr an, als die Berufsgruppe der Pflegenden mitt-lerweile ausdrücklich als Teilnehmerin an der deutschen Telematik-Infrastruktur genannt wird.
Die Dringlichkeit der Nutzung des ePflegeberichts wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass an COVID-19 erkrankte Personen in allen Phasen ihrer Erkrankung von Pflegenden betreut werden und dieser Berufsgruppe traditionell eine Rolle als Infor-mationsdrehscheibe auch für andere Berufsgruppen zukommt.“

Quelle: Pressemitteilung DPR
Weitere Informationen: Deutscher Pflegerat

Hände desinfizieren ohne Risiko

Die gründliche Desinfektion der Hände schützt Menschen vor Viren, Pilzen und Bakterien. Allerdings birgt die manuelle Betätigung von Desinfektionsspendern über einen Handdrücker eine neue Kontaktfläche, die im ungünstigen Fall auch zu Infektionen führen kann. Der innovative „Footstep by HEPRO“, benannt nach dem gleichnamigen Hersteller HEPRO mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück, bietet eine sinnvolle Alternative zu den herkömmlichen Geräten.

Das Geheimnis der neuen Hygienesäule: Der 110 cm hohe Desinfektionsständer wird über einen Fußschalter bedient – hygienisch und ohne Batterien. Damit ist die potenzielle Gefahr einer Schmierinfektion vollständig gebannt. Ein weiterer Vorteil liegt in dem hohen Fassungsvermögen der Edelstahlsäule, in der ein 3-Liter-Kanister Platz findet. Mithilfe eines Schnell-Wechsel-Systems kann das Desinfektionsmittel innerhalb weniger Sekunden nachgefüllt werden. Damit entfällt das ständige Nachfüllen wie bei den herkömmlichen 500- oder 1.000-Mililiter-Spendern. Dank einer langfristigen Vereinbarung mit dem Gütersloher Chemieunternehmen Bio-Circle ist der Nachschub des verwendeten Desinfektionsmittels ANTISEPT-D langfristig gesichert.

Binnen kürzester Zeit sind bereits Bestellungen aus ganz Europa bei HEPRO eingetroffen, einem Unternehmen, das sich eigentlich auf Spargel- und Gemüseschälmaschinen spezialisiert hat. Laut Herstellerangaben beträgt die Lieferzeit für die bestellten Hygienesäulen samt Desinfektionsmitteln rund eine Woche.

Weitere Information: www.hepro-gmbh.de

Die Mühlenkreiskliniken investieren in roboterassistierte Chirurgie

Verwaltungsrat beschließt Gründung eines zukunftsweisenden Zentrums am Krankenhaus Lübbecke.

Der Verwaltungsrat der Mühlenkreiskliniken hat in seiner jüngsten Sitzung den Grundsatzbeschluss zur Gründung eines Zentrums für roboterassistierte Chirurgie am Krankenhaus Lübbecke beschlossen. Das neue Zentrum soll mit einem OP-Roboter der neuesten Generation ausgestattet werden und allen Operateuren der Mühlenkreiskliniken zur Verfügung stehen. Mit der neuen Technik können Operationen noch präziser und sicherer durchgeführt werden. Den Aufbau des Zentrums sowie die Leitung wird Professor Dr. Hansjürgen Piechota, Direktor der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Operative Uro-Onkologie am Johannes Wesling Klinikum, übernehmen. Im Laufe des Jahres 2020 wird Professor Piechota zudem die Leitung der Klinik für Urologie am Krankenhaus Lübbecke übertragen.  

„Mit dieser Entscheidung für ein hausübergreifendes Zentrum für roboterassistierte Chirurgie in Lübbecke stellen wir eine wichtige Weiche für die Zukunftsfähigkeit der Mühlenkreiskliniken. Zudem wird die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Standorten weiter gestärkt“, sagt der Verwaltungsratsvorsitzende und Landrat Dr. Ralf Niermann. Das Zentrum wird allen operativen Kliniken der Mühlenkreiskliniken zur Verfügung stehen. Haupteinsatzgebiete der roboterassistierten Chirurgie sind traditionell die Urologie, die Viszeralchirurgie und die Gynäkologie. „Unsere Patientinnen und Patienten werden von dem neuen Verfahren profitieren. Außerdem werden wir für Ärztinnen und Ärzte durch den Einsatz dieser modernen Operationstechnik deutlich attraktiver“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Mühlenkreiskliniken Dr. Olaf Bornemeier.

Was landläufig als OP-Roboter beschrieben wird, ist in Wirklichkeit kein Roboter im eigentlichen Sinne. Bei der roboterassistierten Chirurgie behält der operierende Arzt die volle Kontrolle über das Operationsgeschehen. Allerdings legt er nicht mehr selbst die Hand ans Skalpell, sondern arbeitet an einem 3D-Bildschirm, auf dem das Operationsfeld deutlich vergrößert dargestellt wird. Über eine Steuerkonsole werden die Bewegungen auf den Roboter übertragen, der dann die hochpräzisen Schnitte am Patienten ausführt. Dabei profitiert der Patient von einer höheren Beweglichkeit des Roboterarms, einer 3D-Kameratechnik, die auch die kleinsten Nerven und Gefäße darstellt, von präziseren Schnitten und damit einhergehend weniger Blutverlust, weniger postoperativen Schmerzen und einer schnelleren Wundheilung. Die roboterassistierte Chirurgie gilt dabei als Weiterentwicklung der Laparoskopietechnik (Schlüssellochchirurgie), bei der über kleine Schnitte mithilfe von Endoskopen operiert wird.

„Wir haben uns bewusst erst jetzt für die Einführung der roboterassistierten Chirurgie entschieden, weil die noch sehr junge Technik zu Beginn nicht ausgereift war. Jetzt haben uns unsere Chirurgen aber signalisiert, dass die Kinderkrankheiten überwunden und die Technik bei bestimmten Operationen einen echten Mehrwert für Patientinnen und Patienten darstellt“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier.

Neben der Leitung des Zentrums für roboterassistierte Chirurgie soll Professor Dr. Hansjürgen Piechota auch die Leitung der Klinik für Urologie, Kinderurologie und operative Uro-Onkologie am Krankenhaus Lübbecke übernehmen. Derzeit wird die Klinik von einem Team aus Dr. Johannes Polith, Dr. Stephan Leibelt und Dr. Peter Kläs geleitet. Dieses wird sich im Laufe des Jahres auflösen, da Dr. Polith Ende des Jahres in den Ruhestand wechseln wird und Dr. Leibelt die Mühlenkreiskliniken im Herbst verlassen wird.  Dr. Peter Kläs wird dem Krankenhaus Lübbecke weiterhin als Leitender Arzt der Klinik für Urologie, Kinderurologie und operative Uro-Onkologie erhalten bleiben. „Mit der Zusammenführung der urologischen Kliniken in Minden und Lübbecke unter einer gemeinsamen Leitung von Herrn Professor Dr. Hansjürgen Piechota steigern wir die Chancen auf Mitarbeitergewinnung und schaffen Synergieeffekte im Feld der Patientensteuerung und der Geräteausstattung“, sagt der Vorstandsvorsitzende Dr. Olaf Bornemeier.

Quelle: Mühlenkreiskliniken

Mehr Schutzmasken für die Pflege

Viele Gesundheitseinrichtungen sind mittlerweile ausreichend mit persönlicher Schutzausrüstung versorgt. Doch es gibt weiterhin Engpässe – besonders in der Pflege. PVM GmbH, Mitschke Sanitätshaus und ZIG OWL starteten eine Schutzmasken-Aktion zur Unterstützung der Pflegeunternehmen.

Eine telefonische Bedarfsabfrage des ZIG OWL bei rund 180 Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen im Kreis Gütersloh und in Bielefeld zeigte, dass es nach wie vor noch Bedarf an Schutzkleidung in der Pflege gibt, neben Masken werden vor allem Handschuhe, Desinfektionsmittel und Kittel gesucht. Viele Pflegedienste sind zwar mit einer Grundausstattung an Schutzmaterial versorgt, allerdings herrscht Ungewissheit, wie sich die Corona-Epidemie und damit auch der Bedarf an Schutzkleidung in den kommenden Wochen entwickeln wird. Die Sorge vor einer erneuten Verschärfung der Situation mit Lieferengpässen und unkontrollierter Preisentwicklung beim Schutzmaterial ist immer noch groß. „Um gut auf mögliche weitere Infektionswellen vorbereitet zu sein, kümmern sich unsere Partner präventiv um die Sicherstellung bedarfsgerechter Schutzausrüstung vor allem für die Pflegeeinrichtungen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass gerade die kleineren Unternehmen bei der Schutzausrüstung nicht vergessen werden dürfen. Aber auch die größeren Einrichtungen äußern Bedarf für die kommende Zeit“, berichtet Angelina Stuckert vom ZIG OWL. PVM und Mitschke können durch eine neue Lieferung an KN95 Masken (entsprechen FFP2-Masken), 3-lagigen Mund- und Nasenschutz sowie transparentem Gesichtsschutz (Visiere) Schutzmaterial in größerer Stückzahl auch in der nächsten Zeit anbieten.

Das regionale Versorgungsnetzwerk „Pro Patient OWL“, zu dem die beiden Häuser gehören, möchte dazu beitragen, die Menschen in den Einrichtungen der Region beim Schutz vor möglichen Infektionen durch das Corona-Virus zu unterstützen. „Pro Patient ist sozusagen der kleine Rettungsschirm für die OWL-Region“, erklärt Meike Steinmeyer, neue Geschäftsleitung der Pro Patient OWL. „Wir sind ein Netzwerk aus regional tätigen Leistungserbringern aus dem Gesundheitsbereich. Aktuell hat der Schutz vor dem Corona-Virus für uns eine besondere Priorität, die wir mit der Schutzmasken-Aktion durch lokale Vernetzung erfolgreich unterstützen können“.

Pflegeunternehmen aus Bielefeld holten am letzten Freitag ihre bestellte Ware direkt vor Ort bei PVM in Bielefeld ab, für die Pflegeunternehmen aus dem Kreis Gütersloh hat das Mitschke Sanitätshaus eine eigene Abholstation aufgebaut. Geschäftsführer Ferdinand Mitschke ist überzeugt, dass damit gerade Pflegediensten und auch Arztpraxen unbürokratisch geholfen werden kann, die gewünschte Ware zu erhalten: „Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass die medizinische Versorgung für die Patientinnen und Patienten in unserer Region unter den erhöhten Hygienestandards schnell und sicher wieder aufgenommen wird. Dafür ist weiterhin ein hoher Bedarf an Schutzkleidung erforderlich.“ Die Gespräche des ZIG OWL mit den Pflegeunternehmen bestätigen die Bedarfslage. Neben den bekannten Schutzmaterialien kann über Mitschke und PVM ab sofort auch wiederverwendbare Schutzkleidung bezogen werden.

Weitere Information: pro Patient OWL, Meike Steinmeyer (Meike.steinmeyer@propatient-med.de, Tel. 0151-67708127)

Schlaganfall-Lotsen: Wertvolle Hilfe auch in schwierigen Zeiten

Schlaganfall-Lotsen: Wertvolle Hilfe auch in schwierigen Zeiten

Bei der Frage, was sie derzeit am meisten vermisst, braucht Nora Hermanns nicht lange zu überlegen: „Es sind die persönlichen Kontakte, die mir fehlen. Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ist durch Nichts zu ersetzen. Ich will meinen Patienten das Gefühl vermitteln, dass jemand an ihrer Seite ist, der ihnen hilft und sie unterstützt – und das ist per Mail und Telefon ungleich schwerer.“

Nora Hermanns ist Schlaganfall-Lotsin am Evangelischen Klinikum Bethel Bielefeld  und Mitarbeiterin im Projekt STROKE OWL, ein Modell-Projekt der Stiftung Deutsche-Schlaganfall-Hilfe. 17 Schlaganfall-Lotsen sind in dem Projekt organisiert, die sich in Ostwestfalen um über 1.500 Schlaganfall-Patienten kümmern. Allein Nora Hermanns betreut 70 Menschen, die im letzten Jahr einen Schlaganfall erlitten haben. Ihre Schützlinge kommen zum Großteil aus Bielefeld, aber auch aus Lippe, Gütersloh und sogar dem Kreis Paderborn. Ein Jahr lang steht Nora Hermanns diesen Menschen als Lotsin zur Seite, anfangs noch in der Reha-Klinik, später dann bei ihnen zu Hause. Sie informiert und berät die Betroffenen und deren Angehörigen zu allen relevanten Themen rund um den Schlaganfall, koordiniert die einzelnen Maßnahmen, unterstützt bei der Beantragung von Hilfsmitteln, der Suche nach einem Pflegedienst oder bei notwendigen Umbaumaßnahmen. Darüber hinaus motiviert Nora Hermanns die Patienten zum Durchhalten von Therapien und Angeboten und kontrolliert die Risikofaktoren. „Den Großteil dieser Aufgaben führe ich normalerweise im persönlichen Kontakt aus, der gerade bei dieser Art der Betreuung enorm wichtig ist. Schließlich basiert unsere Zusammenarbeit auf Vertrauen und Nähe, Rahmenbedingungen, die in Zeiten von Corona nur schwer herzustellen sind“, sagt Nora Hermanns, die vor ihrem Engagement als Schlaganfall-Lotsin unter anderem bereits als Ergotherapeutin mit Schlaganfall-Patienten in der neurologischen Rehabilitation gearbeitet hat.

Wichtiger Ansprechpartner auch in Coronazeiten

Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und die Verhängung der Kontaktsperre in Deutschland  Mitte März haben den Arbeitsalltag der 35-jährigen spürbar verändert: „Schlaganfallpatienten gehören zu den Hoch-Risikogruppen in Deutschland. Dementsprechend groß ist bei ihnen und ihren Angehörigen die Angst vor einer Infektion, aber auch die Unsicherheit, ob und unter welchen Bedingungen die oft dringend benötige Rehabilitation angetreten werden kann.“ Angesichts fehlender Informationen wenden sich viele mit ihren Fragen und Sorgen an Schlaganfall-Lotsen wie Nora Hermanns. Die hat allerdings wie ihre Kolleginnen und Kollegen seit Mitte März keinen Zutritt mehr zu den Rehakliniken und führt aktuell auch keine Hausbesuche bei ihren Patienten durch. Seitdem steht sie mit Patienten und Angehörigen vor allem im telefonischen Austausch oder teilweise auch in Email-Kontakt. Wichtige schriftliche Informationen wie beispielsweise Fact Sheets zu den Schlaganfall-Risikofaktoren oder Flyer zu relevanten Versorgungsangeboten wie beispielsweise einer Pflegeberatungsstelle oder auch Selbsthilfegruppen werden den Patienten in der Regel per Post zugesandt. Dennoch erlebt Nora Hermanns bei vielen Patienten und Angehörigen eine Orientierungslosigkeit und Überforderung mit der aktuellen Situation, die sie in ihren Kontakten soweit als möglich zu mildern versucht. „Natürlich bestärke ich sie darin, die Rehabilitationsmaßnahmen unmittelbar nach der Akutbehandlung im Krankenhaus anzutreten, um die langfristigen Folgen des Schlaganfalls möglichst gering zu halten. Ich kläre aber auch über alternative Möglichkeiten der medizinischen Versorgung auf, zum Beispiel Audio- und Videoangebote  als Ersatz für einen Arztbesuch in der Praxis.“

Die persönliche Begegnung fehlt zurzeit

Nora Hermanns wird seit Beginn an über ein Info-Portal im Intranet ihres Arbeitgebers sowie durch mehrmals wöchentliche Email-Newsletter über alle relevanten Themen und Entwicklungen zum Coronavirus und daraus resultierenden Veränderungen auf dem Laufenden gehalten. Über ein Info-Portal auf der Website der Schlaganfall-Hilfe hat sie außerdem Zugriff auf alle wichtigen Fragen und Antworten zum Thema „Schlaganfall und Corona“ sowie weitere seriöse Informationsquellen. Nora Hermanns, die sich derzeit nur mittels „Ferndiagnose“ ein Bild von ihren Schützlingen machen kann, ergänzt: „Augenkontakt, Mimik, Gestik – all dies stärkt den Beziehungsaufbau zum Gegenüber und fördert die Kommunikation. Außerdem konnte ich mir vor Corona in der Rehaklinik oder im häuslichen Umfeld des Patienten ein viel besseres Bild von dessen Gesundheitszustand und der Versorgungssituation machen und gegebenenfalls unmittelbar Einfluss nehmen. Dies versuche ich derzeitig aber weitestgehend durch Telefonkontakte oder durch Emailaustausch mit meinen Patienten zu kompensieren.“ Die Tätigkeiten der Lotsen hält Nora Hermanns gerade in diesen Zeiten für ausgesprochen wichtig: „Als ständiger Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Schlaganfall und für die weitere Versorgung sind wir eine enorme Verstärkung für jeden Schlaganfall-Patienten. Außerdem gibt es Betroffenen in dieser kritischen Situation ein Gefühl von Sicherheit – und damit hoffentlich auch Mut für die kommenden Wochen und Monate.“ Und Besserung ist in Sicht. Mit den beschlossenen Lockerungen des Kontaktverbots werden auch Hausbesuche bei den Patienten hoffentlich bald wieder möglich sein. Zurzeit werden dafür die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen ausgearbeitet. Nora Hermanns freut sich, demnächst ihre Patienten wieder persönlich treffen zu können.

Weitere Informationen: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

MZG hat neue Kurzzeitpflege in Bad Lippspringe eröffnet

30 Plätze zur Entlastung anderer Pflegeeinrichtungen im Kreis Paderborn

Das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) Bad Lippspringe als erfahrenes Gesundheitsunternehmen stellt seine Kompetenz einmal mehr in den Dienst der Gesellschaft. Zur Entlastung der Pflegeeinrichtungen im Kreis Paderborn hat das MZG jetzt eine Pflegeeinrichtung für Kurzzeitpflege eröffnet.

Ab sofort stehen in dem Gebäude an der Cecilienallee in Bad Lippspringe, das lange Jahre als Adaptionshaus und zuletzt als Kompetenzzentrum für berufsorientierte Reha genutzt wurde, 30 Plätze zu Verfügung. Diese sind für Menschen vorgesehen, die für eine begrenzte Zeit einer vollstationären Pflege bedürfen. Häufig ist das nach einem Krankenhausaufenthalt der Fall oder wenn die häusliche Pflege für eine bestimmte Zeit ausgesetzt werden muss oder soll. „Die Kurzzeitpflege ist mit der Verhinderungspflege kombinierbar und kann bei der Pflegekasse beantragt werden“, sagt der MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer.

Betreiber der Einrichtung ist das MZG, die Pflegedienstleitung sowie weiteres Personal aus der Pflege wird von der Caritas Paderborn gestellt. Das MZG steuert ergänzendes Pflegepersonal sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Physiotherapie, den Sozialdienst und die Verwaltung bei.

Die Zimmer für die Pflegebedürftigen sind durchweg modernisiert und hell gestaltet. Sie verfügen jeweils über ein Telefon, ein Flachbild-TV und ein großzügiges Bad. Das Haus wird zweigeschossig belegt; in dem weitläufigen Gebäude mit jeweils drei Flügeln gibt es Gemeinschaftsräume und Speiseräume. Auch der Außenbereich kann genutzt werden. Er verfügt über eine Obstwiese und ein parkähnliches Gelände direkt am Kurwald von Bad Lippspringe.

Interessenten für einen Platz in der Kurzzeitpflege können ihre Anfragen ab sofort telefonisch an die Kurzzeitpflege richten unter Tel.: 05252 95-3890 oder -3801.

Quelle und weitere Informationen: Medizinisches Zentrum für Gesundheit Bad Lippspringe GmbH

Soziale Dienstleistungsarbeit und Corona-Pandemie: Rückkehr in eine aufgewertete Normalität

IAT legt Datenreport und Impulspapier zur Aufwertung systemrelevanter Berufe vor. Ob sichere gesundheitliche Versorgung, Notbetreuung von Kindern oder psychosoziale Beratung: In der Krise fällt besonders auf, wie notwendig soziale Dienstleistungsarbeit ist, damit das Miteinander funktioniert und Arbeit und Produktion in anderen Branchen aufrecht erhalten werden können. Zur Aufwertung systemrelevanter Berufe hat das Institut Arbeit und Technik (IAT /Westfälische Hochschule Gelsenkirchen) ein Impulspapier vorgelegt.

Es braucht mehr Investitionen in soziale Dienstleistungen, mehr Aufmerksamkeit für die Zusammenarbeit der Berufe, für bessere Arbeitsbedingungen und Einkommen, für neue attraktive Aufgaben und Qualifizierungswege, für Arbeits- und Gesundheitsschutz und für eine bedarfsgerechte Digitalisierung. Denn diese Felder eröffnen schon heute Perspektiven zur strukturellen Aufwertung sozialer Dienstleistungsarbeit.

Der aktuelle Datenreport basiert auf einer Sonderauswertung des WSI - „LohnSpiegels“. Betrachtet werden Löhne, Gehälter und Arbeitsbedingungen in systemrelevanten Berufen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gehälter in diesen Tätigkeiten insgesamt unter dem Durchschnitt liegen, was der gesellschaftlichen Bedeutung der Arbeit nicht entspricht. Hinzu kommt: Neben dem allgemein als zu niedrig empfundenen Einkommensniveau sind auch die Unterschiede innerhalb einzelner Berufsfelder immens. Die Beschäftigten in den systemrelevanten Berufen arbeiten zudem im Durchschnitt 6,3 Wochenstunden mehr als vertraglich vereinbart. In den übrigen Berufen gibt es dagegen durchschnittlich rund 1,2 Überstunden pro Woche.

Anhand von Forschungsergebnissen des IAT werden im Impulspapier konkrete Handlungsfelder und Handlungschancen zur strukturellen Aufwertung sozialer Dienstleistungsarbeit skizziert. So gelingt es bislang nur unzureichend, Bildungsinvestitionen in innovative Bildungs- und Studienangebote durch neue Aufgaben- und Tätigkeitsfelder sowie durch entsprechende Gratifikationssysteme im betrieblichen Alltag zu fundieren. In anderen Ländern sind Pflegende zudem bspw. in der betrieblichen Gesundheitspflege, der Schulgesundheitspflege oder Familiengesundheitspflege tätig. Die Institutionalisierung dieser gesellschaftlich sinnvollen Arbeitsfelder steht hierzulande noch aus.

Die Corona-Pandemie wird einen enormen Schub für neue digitale Lösungen in der sozialen Dienstleistungsarbeit mit sich bringen. Digitalisierung eröffnet grundsätzlich die Chance, bestehende Dienstleistungen besser auf den Bedarf abzustimmen, neue Angebote zu entwickeln und die Beschäftigten sinnvoll zu unterstützen. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass die Beschäftigten deutscher Krankenhäuser sich mehrheitlich als digital kompetent einschätzen und sich bei der Einführung digitaler Technik am Arbeitsplatz mehr beteiligen wollen, jedoch nur knapp die Hälfte hat das Gefühl, dass dies in ihrem betrieblichen Kontext auch tatsächlich erwünscht ist. Durch Digitalisierung fallen oft zusätzliche Aufgaben an, die in der betrieblichen Praxis, wie auch die Kompetenzentwicklung der Kollegen*innen, häufig parallel zum Arbeitsalltag und informell von den Teams miterledigt werden müssen. Aufwertung erfordert zum einen, diese strukturellen Veränderungen von Aufgaben-, Tätigkeits- und Belastungsprofilen sichtbarer und für Aufwertungsstrategien nutzbar zu machen. Zum anderen können Beschäftigte und Einrichtungen von einer vorausschauenden Personalarbeit künftig erheblich profitieren. Vor allem dann, wenn neue Arbeits- und Tätigkeitsfelder frühzeitig identifiziert und durch neue Lernformen/-formate so unterstützt werden, dass „Arbeiten 4.0“ für die Beschäftigten nicht zur Sackgasse wird, sondern neue berufliche Entwicklungsperspektiven eröffnet.

Damit neue Lösungen für Beschäftigte und Betriebe nachhaltig sind, ist die Stärkung von Mitbestimmung und Sozialpartnerschaft in der sozialen Dienstleistungsarbeit erforderlich. Erste Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zur Rolle betrieblicher Interessenvertretungen bei betrieblichen Digitalisierungsprozessen in Pflegeeinrichtungen zeigen, dass sie gegenüber digitalen Innovationen grundsätzlich positiv eingestellt sind. Gegenwärtig hat jedoch nur ein Drittel der befragten Gremien „Digitalisierung“ als strategisches Entwicklungsthema auf der Agenda, für zwei Drittel der Befragten spielt das Thema in der Gremienarbeit hingegen „nur am Rande“ oder sogar „gar keine“ Rolle. Hier zeigt sich, dass bei sozialpartnerschaftlichen Gestaltungsstrategien für die Mitwirkung und Mitgestaltung von Beschäftigten derzeit noch viel Luft nach oben ist.

Publikationen zum Thema:

  • Becka, Denise / Bräutigam, Christoph / Evans, Michaela / Herrmann, Jens / Ludwig, Christine / Öz, Fikret / Schmidt, Christopher / Schröer, Laura / Völz, Silke (2020): Impuls: Soziale Dienstleistungsarbeit und Corona-Pandemie: Rückkehr in eine aufgewertete Normalität. Internet-Dokument. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. IAT discussion paper, no. 20/03 PDF
  • Öz, Fikret (2020): Schwerpunktthema zum Impuls-Paper: Löhne und Gehälter in systemrelevanten Berufen: Gebraucht und geschätzt, aber unter Wert! Eine Analyse auf Basis der WSI-LohnSpiegel-Datenbank. Internet-Dokument. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. IAT discussion paper, no. 20/02 PDF

Gemeinsamer Internetauftritt der Digitalen Gesundheitsplattform OWL bei eGesundheit.nrw

Digitale Gesundheitsplattform OWL

Als Konsortialpartner im Projekt Digitale Gesundheitsplattform OWL freuen wir uns über die Veröffentlichung unseres gemeinsamen Internetauftritts im Rahmen der Landesinitiative eGesundheit.nrw.

In diesem Projekt der digitalen Vernetzung kooperieren fünf Krankenhäuser der Region Paderborn sowie über 100 niedergelassener Ärzte aus dem Praxisnetz Paderborn, um gemeinsam einen Teil des Gesundheitssystems der Zukunft zu gestalten. Ziel ist es, den Informationsfluss von Patientendaten zu beschleunigen und zu verbessern. Insgesamt werden die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung für die Patienten in den teilnehmenden ambulanten sowie stationären Einrichtungen durch diese Vernetzung nachhaltig gesteigert.

Ermöglicht wird dieses Projekt durch die Unterstützung aus der Förderung von digitalen Modellregionen in Nordrhein-Westfalen durch Fördermittel des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen und Neuigkeiten zum Projekt finden Sie ab sofort unter Projekte: Digitale Gesundheitsplattform OWL sowie auf folgender Webseite: eGesundheit.nrw.

PVM koordiniert Einkauf von medizinischer Schutzausrüstung für Gesundheitseinrichtungen in OWL

Die Begeisterung steht Markus Wendler immer noch ins Gesicht geschrieben. Erst vor wenigen Stunden hat er mit seinem Team die ersten 50.000 medizinischen Schutzmasken am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld abgeliefert. „So anstrengend es in der Vorbereitung auch war: Wenn ein solch wichtiges Vorhaben funktioniert, ist es ein tolles Gefühl“, lacht der Geschäftsführer der Patienten Versorgung Management (PVM) GmbH  aus Bielefeld, die sich in den letzten Wochen um die Aufnahme und Bearbeitung der Bestellungen einschließlich der logistischen Abwicklung gekümmert hat.

„Normalerweise organisieren wir im Verbund mit regional ansässigen Gesundheitseinrichtungen seit 20 Jahren das Entlassungsmanagement von Patienten, die nach einem stationären Aufenthalt wieder in ihren normalen Lebensalltag zurückkehren.  Aber in dieser schwierigen Situation unterstützen wir natürlich da, wo gerade der dringendste Bedarf ist“, sagt Geschäftsführer Markus Wendler. Begonnen hat alles mit den Anfragen langjähriger Geschäftspartner, welche dringend um Unterstützung bei der Bestellung und dem Transport von medizinischen Materialien baten. „Da alle klassischen Einkaufswege derzeit völlig überlastet sind, mussten wir alternative Wege finden. Dafür haben wir Partner gesucht, die einen entsprechenden Marktzugang haben.“ In kürzester Zeit und mit großem Engagement gelang es Wendler und seinem Team, ein stabiles Netzwerk aufzubauen, über das mittlerweile für rund 60 Gesundheitseinrichtungen aus Ostwestfalen der Einkauf und Transport von medizinischen Verbrauchsmaterialien aus Asien abwickelt wird. Dabei geht es Wendler nicht um wirtschaftlichen Profit, sondern um Unterstützung derer, die dringend auf diese Hilfe angewiesen sind: „Wir wollen uns nicht an der Not anderer bereichern. Daher bieten wir die Artikel zu einem sehr fairen Preis an, der gerade einmal kostendeckend ist. Von den vielen Überstunden, die dabei anfallen, wollen wir da gar nicht reden.“

Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser

Rund 5,2 Millionen bestellte Artikel zeigen, wie groß der aktuelle Bedarf allein in der Region Ostwestfalen ist. Auf Grund der weltweiten hohen Nachfrage sowie der intensiven Aufkäufe der USA bzw. deren Kapitalkraft mussten entgegen der ansonsten üblichen Praxis bei der Bestellung 50 % und zwei Tage für Übergabe der Ware an den Logistiker in China die restliche Summe als Sofortzahlung geleistet werden. Aktuell werden 3 Millionen € an Vorkasse geleistet. „In dieser Situation müssen wir unseren Partnern schon ein ganz großes Stück weit vertrauen. Aber wir haben Mitarbeiter vor Ort, die sehr genau darauf achten, dass die Abläufe funktionieren und die Produkte auch in der zugesagten Qualität geliefert werden“, schildert Wendler die Situation. Dennoch verzögerten sich die ersten Lieferungen, die noch vor Ostern erwartet worden waren. Dies liegt an den deutlich verknappten Luftfrachtkapazitäten, deren Kosten sich seit April pro FFP 2/ KN 95 Schutzmaske von bisher 20 Cent auf über 41 Cent je Maske erhöht haben.

Die erste Lieferung ist da

Am 17. April war es dann aber soweit: Der erste Flieger mit 200.000 medizinischen Mund-Nase-Schutzmasken (3-lagig) landete in Frankfurt am Main. Von hier wurden die eingekauften Güter in einem Zwischenlager nach Melle transportiert, von wo aus die Distribution an die medizinischen Einrichtungen in der Region erfolgt. Bereits am 27. April konnten die erste Arztpraxen, ambulante Pflegedienste, Alten und Pflegeheime sowie das Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld als auch des Herz-Diabetes-Zentrum in Bay Oeynhausen je mit 50.000 Masken beliefert werden. Hier war die Freude über die dringend benötigten Materialien groß, die ohne Vorkasse und zu günstigen Konditionen eingekauft werden konnte.  Und die nächsten Sendungen sind schon auf dem Weg nach Deutschland: Am 8. Mai werden die nächsten 400.000 FFP 2- bzw. KN 95-Masken erwartet, bis Ende Mai folgen weitere 14 Millionen KN 95-Masken und 10 Millionen Mundschutze.  Für Markus Wendler und sein Team wichtige Schritte auf dem Weg zu einer ausreichend guten Versorgung der regionalen Gesundheitswirtschaft, die allerdings ohne die flexible und unbürokratische Unterstützung durch die zuständigen Behörden nicht möglich wäre: „Bundes-, Landes- und Verwaltungsbehörden haben uns bei dieser sehr komplexe Hilfsaktion hervorragend unterstützt. Das war und ist eine tolle Teamarbeit, die viel Mut macht für die Zukunft.“


Weitere Information: PVM Patienten Versorgung Management

Unterstützung für Pflegeheime und Partner

Die Bewohner von Pflegeeinrichtungen gehören zu einer der am stärksten von der Coronakrise betroffenen Risikogruppen. Um einen Beitrag zu deren Schutz und Sicherheit zu leisten, produziert der Detmolder Schuhproduzent Wortmann seit Ende März an mehreren Standorten weltweit eine hohe Anzahl von Mund- und Nasenbedeckungen und stellt sie kostenlos Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Beim Tochterunternehmen Caprice in Pirmasens beispielsweise kümmern sich Fachkräfte, die normalerweise auf die Verarbeitung von hochwertigem Leder spezialisiert sind, um die Produktion der Schutzausrüstung, die aus reiner Baumwolle hergestellt werden. Mit dieser Unterstützung bringt das Familienunternehmen seine Solidarität mit den Betroffenen zum Ausdruck und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für die Gemeinschaft.

Darüber hinaus hat das Unternehmen ein Corona-Unterstützungspaket entwickelt, das dabei helfen soll, die Situation mit den Handelspartnern bestmöglich zu bewältigen. Der Maßnahmenplan enthält zehn Punkte, die sich vorrangig auf Liquiditäts- und direkte Ertragsverbesserungen der Händler konzentrieren, darunter unter anderem ein Sofort-Hilfe-Rabatt in Höhe von zehn Prozent, der auf die gesamte noch zu liefernde Sommerware sowie Sommer-Nachbestellungen gewährt wird.

Weitere Informationen: Wortmann

Spendenbereitschaft in Ostwestfalen lässt nicht nach

Viele Unternehmen haben im Zuge der Coronakrise ihre Produktion umgestellt und leisten mit der Fertigung, Beschaffung oder Verteilung von Schutzausrüstung und anderen Gesundheitsprodukten einen wichtigen Beitrag für die Solidargemeinschaft. Weitere ostwestfälische Wirtschaftsakteure wie beispielsweise Bertelsmann, Phoenix Contact oder Dr. Oetker gehen andere Wege und unterstützen den gemeinsamen Kampf gegen die Ausbreitung des Virus mit umfangreichen Spenden und Zuwendungen.

Insbesondere Krankenhäuser, Kliniken und andere stationäre Einrichtungen des Gesundheitswesens leiden nach wie vor unter dem Mangel an Schutzkleidung und -ausrüstung. Um diese angespannte Situation durch einen eigenen Beitrag zumindest ein Stück weit zu entschärfen, haben eine Reihe von ostwestfälischen Unternehmen in den letzten Tagen erhebliche Sach- und Geldspenden geleistet. Das Blomberger Unternehmen Phoenix Contact beispielsweise beschaffte für den Bevölkerungsschutz im Kreis Lippe insgesamt 60.000 chirurgische Schutzmasken, 10.000 Einmalhandschuh und 1.000 FFP2-Masken. Und auch im Kreis Gütersloh wurde fleißig gespendet im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus: Um das medizinische Personal der beiden Gütersloher Krankenhäuser Elisabeth Hospital und Städtisches Klinikum wirkungsvoll zu unterstützen, übergab der Medienkonzern Bertelsmann kürzlich rund 5.000 Atemschutzmasken an die  Ärztinnen und Ärzte sowie Krankenschwestern und -pfleger der beiden Häuser.

Beispiele, die zeigen, wie groß die Solidarität und Hilfsbereitschaft in der nach wie vor schwierigen Situation ist. Dabei sind nicht immer nur Sach- und Materialspenden gefragt. Der Bielefelder Nahrungsmittelproduzent Dr. Oetker beispielsweise unterstützt die Tafeln in Deutschland, die ebenfalls unter den erheblichen Einschränkungen und Restriktionen leiden, mit umfassenden Lebensmittelspenden. Und der Bielefelder Getränkehersteller Mineralquellen Wüllner will mit der Aktion „Aus Liebe zur Gastronomie in OWL“, bei der pro verkaufter 12x 1-Liter-Kiste Mineralwasser 10 Cent des Erlös gespendet werden, bis zu 25.000 Euro zusammentragen. Diese Summe, in die auch ein Teil der Unternehmenserlöse einfließen wird, soll möglichst rasch der notleidenden regionalen Gastronomie zu Gute kommen.

MZG bereitet sich auf weitere Corona-Wellen vor

Geschäftsführung erwartet Berg- und Talfahrt in der Belegung der Intensivbetten

Mit gezielten Maßnahmen bereitet sich das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) Bad Lippspringe auf weitere Wellen im Rahmen der Corona-Pandemie vor. "Durch die frühzeitige und engagierte Mitwirkung aller Beteiligten in unseren Häusern sind wir sehr gut aufgestellt. Wir erwarten, dass es weiterhin eine Berg- und Talfahrt in der Belegung der Intensivbetten geben wird. Das Zusammenspiel unseres Akut-Krankenhauses Karl-Hansen-Klinik mit unseren Rehakliniken klappt hervorragend", betont MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer.

In der aktuellen Situation ist es von besonderer Bedeutung, dass die Krankenquote seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie gesunken ist. "Das zeigt, dass wir mit unseren Maßnahmen genau richtig liegen. Zudem sind alle Beteiligten in der jetzigen Phase sehr motiviert. Wir haben eine hohe Solidarität im MZG, dafür gebührt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein herzlicher Dank", stellt Schäfer heraus.

Schrittweise stockt das MZG bis Ende Mai die Kapazitäten für Intensivpatienten in der Karl-Hansen-Klinik von ursprünglich 30 auf 65 Beatmungsbetten auf. Ein Großteil der personellen Ressourcen der Karl-Hansen-Klinik steht nach internen Einarbeitungen und Schulungen für die Betreuung von Intensivpatienten bereit. Parallel hält dieses Haus eine Infektionsstation für Patienten vor, die nicht im Intensivbereich behandelt werden müssen.

Zur Entlastung der Akut-Krankenhäuser in Ostwestfalen-Lippe hat das MZG drei Reha-Kliniken (Teutoburger Wald-Klinik, Cecilien-Klinik und Klinik Martinusquelle) zu Entlastung-Krankenhäusern entwickelt. Patienten, die nicht mehr im Akutbereich untergebracht sein müssen, können innerhalb kurzer Zeit dorthin verlegt werden. "In unseren Entlastungs-Krankenhäusern ist eine Versorgung durch bestens geschultes Personal sichergestellt, so dass die Akut-Krankenhäuser für die Aufnahme von Corona-Patienten frei bleiben können", erläutert Schäfer.

Die Entlastung-Krankenhäuser in Bad Lippspringe haben gemäß ihrer Ausrichtung unterschiedliche Schwerpunkte. Sie liegen in der Teutoburger Wald-Klinik in den Bereichen Chirurgie, Orthopädie und Schmerzbehandlung, in der Cecilien-Klinik auf Onkologie, Gynäkologie und Urologie sowie in der Klinik Martinusquelle bei Atemwegserkrankungen sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Unabhängig von ihrer Funktion als Entlastung-Krankenhaus stehen die drei Reha-Kliniken wie gewohnt für Anschlussheilbehandlungen und Reha-Maßnahmen zur Verfügung.

Bis zu 24 Corona-Patienten, die in der Karl-Hansen-Klinik nicht mehr intensivmedizinisch betreut werden müssen, finden in einem Neubau auf dem Gelände dieses Hauses einen geeigneten Platz für die optimale Betreuung. Darüber hinaus bietet das MZG in Kooperation mit der Caritas im ehemaligen Adaptionshaus in der Cecilienallee Räumlichkeiten für die Kurzzeitpflege an.


Quelle und weitere Information: MZG Westfalen

Antikörper-Therapie gegen den Coronavirus

Die Zahl der genesenen Covid-19-Patienten wächst – und mit ihr die Chance, am Coronavirus erkrankte Menschen über eine Antikörper-Therapie wirkungsvoll helfen zu können. Am Herz- und Diabeteszentrum (HDZ) in Bad Oeynhausen bereitete ein Expertenteam derzeit die ersten individuellen Heilversuche vor.

Das Prinzip ist ebenso einfach wie einleuchtend: Wie bei jeder Infektion, produziert der menschliche Körper auch bei einer Covid-19-Infekton nach einigen Tagen Abwehrstoffe, so genannte Antikörper, die die Erkrankung in der Regel erfolgreich bekämpfen. Selbst nach der Überwindung der Krankheit verbleiben die Antikörper im Blut und schützen zumindest für einen längeren Zeitraum bei jedem erneuten Kontakt mit dem Virus. Eine solche Behandlung mit Antikörpern von bereits geheilten Coronavirus-Patienten könnte ein wirkungsvoller Ansatz sein, um den vielen schwerkranken Menschen auf den Intensiv- und Beatmungsstationen in Deutschland zu helfen. „Es gibt zwar noch keine klinischen Studien zu diesem Ansatz, aber einige Publikationen zeigen bereits, dass die Antikörper-Therapie Anlass zur Hoffnung gibt, dass wir schwer kranken Covid-19-Patienten helfen können“, erläutert Cornelius Knabbe, Direktor des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin am HDZ.

Aufruf zu Blutplasma-Spenden zeigt Wirkung

Voraussetzung für die erfolgreiche Realisierung des Therapieansatzes ist eine ausreichende Menge an Blutplasma von Menschen, die Covid-19 überwunden haben. Entsprechend intensiv setzt sich das Team unter Leitung von Oberärztin Ingvild Birschmann für die Gewinnung von Plasmaspendern ein – und dies mit großem Erfolg. Seit dem 6. April haben sich bereits aus ganz Deutschland über 260 ehemalige Covid-19- Patienten im HDZ gemeldet, von denen einige bereits nach einem erfolgreich absolvierten Test Blutplasma gespendet haben. „Diese Solidarität ist beeindruckend und enorm wichtig. Je mehr Blutplasma wir haben, umso so mehr Patienten können wir damit behandeln,“, sagt Ingvild Birschmann, die darauf hinweist, dass die gut 30 Minuten dauernde Entnahme des Plasmas für den Spender selbst bei einer wöchentlichen Entnahme keine negativen Konsequenzen hat: „Auch nach der Spende sind genesene Covid-19-Patienten weiter gegen das Coronavirus geschützt, da das Immunsystem ständig Antikörper nachbilden kann. Gleichzeitig kann diese so genannte passive Immunisierung der Erkrankten retten.“ Überzeugende Argumente, die Grundlage dafür waren, dass die Bezirksregierung Detmold bereits am 27. März 2020 die Herstellung und Gewinnung von therapeutischem Plasma zur Anwendung bei schwer kranken Covd-19-Patienten im HDZ erlaubt hat. Darüber hinaus bauen mittlerweile weitere Kliniken in Ostwestfalen ihre Möglichkeiten zur Plasmaspende von genesenen Covid-19-Patienten aus.

Download: Flyer Plasma Spende OWL

Weitere Informationen unter HDZ-NRW oder www.blutspendedienst-owl.de

Aus der Not eine Tugend gemacht

Bis Ende August 2020 sind in Deutschland bis auf weiteres Großveranstaltungen wie Messen, Kongresse und Ausstellungen verboten. Für viele klein- und mittelständische Unternehmen, die ihre Kunden bei diesen Events üblicherweise mit Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen und -produkte unterstützen, ist dies eine Katastrophe. Wie man diese Herausforderung kreativ lösen und gleichzeitig noch Menschen aus der Region in der Krise unterstützen kann, zeigt das Unternehmen DCP Digitaldruck & Profiltechnik aus Gütersloh.

Anstelle von Messeaustellern und Bannern bietet das Unternehmen Fußboden- und Fensteraufkleber an, die in Supermärkten, Drogerien und bei Einzelhändlern auf die Einhaltung der geforderten Abstandsregelungen hinweisen. Da die Materialien im Unternehmen vorrätig sind, können die dringend benötigten Produkte sofort geliefert werden. Ergänzt wird das Angebot durch eine selbst entwickelte Atemschutzmaske mit einem sehr engmaschigen Gewebe, die allerdings keinen medizinischen Mundschutz darstellt.

Über einen Online-Shop können die Masken individuell konfiguriert und bestellt werden. Rund 500 bis 1.00 Masken können so pro Tag produziert werden, ein Angebot, das auf reges Interesse stößt. So habe nach Angaben des Unternehmens neben Apotheken und Arztpraxen, die nur schwer an die dringend benötigten Schutzmasken rankommen, auch ein  Industrieunternehmen bei DCP bestellt.

Quelle: DCP Online

Corona: Telemedizin versorgt Herzpatienten in NRW

Neues Projekt „HerzConnect“ von DAK-Gesundheit, Herzzentrum und Siemens Healthineers bietet Fernbehandlung mit Vorteilen

Angesichts steigender Coronafälle können Herzpatienten in Nordrhein-Westfalen auch per Telemedizin versorgt werden. Das neue Projekt „HerzConnect“ bietet bei mittlerer oder schwerer Herzschwäche eine intensivierte Fernüberwachung und -betreuung. Da das Coronavirus für chronisch Kranke besonders gefährlich ist, kann durch die engmaschige telemedizinische Behandlung das Ansteckungsrisiko minimiert werden. Das Programm wurde von der DAK-Gesundheit, dem Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen und dem Technikpartner Siemens Healthineers ins Leben gerufen. Aktuell kann „HerzConnect“ in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen genutzt werden. Bei erfolgreicher Umsetzung soll das Projekt bundesweit angeboten werden.

Schilde gegen Corona

Die Digitalisierung hat schon vor Jahren Einzug in die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft gehalten. Wie digitale Tools und Innovationen auch im Kampf gegen Corona verwandt werden können, zeigt ein Team des experiMINT Schüler/-innenlabors der Fachhochschule (FH) Bielefeld.

An mehreren 3D-Druckern, die ansonsten für Workshops zu Verfügung stehen – die aufgrund des Versammlungsverbots aber nicht stattfinden können –, produzieren die jungen Akademiker seit Anfang April Gesichtsvisiere für Gesundheitseinrichtungen. Mittels FDM-Technologie entstehen an den 3D-Druckern Stirnhalterungen, die im Anschluss mit einer Folie versehen werden und das  Gesichtsvisier bilden. Die Anleitung wird kostenlos von dem 3D-Druckerhersteller Prusa im Internet bereitgestellt.

Das Team, das sich dem bundesweiten Netzwerk „makervsvirus.org“ angeschlossen hat, beliefert über eine zentrale Distributionsstelle, dem Hub OWL, verschiedene Einrichtungen der Gesundheitswirtschaft, die Bedarf an dem Produkt haben.
Diese können sich seit dem 4. April unter pascal.krumme@pkelectronics.de bei den Anbietern melden. Kooperationen mit Hausärztinnen und –ärzten, Pflegeheimen und Krankenhäusern sind bereits in der Planung.    

Quelle und weitere Information: FH Bielefeld

Mehr Schutzmasken für Ostwestfalen

Nach wie vor ist der Bedarf an Ausrüstungsgegenständen zum Schutz gegen den Coronavirus auch in Deutschland groß. Um die dringend benötigte Produktion und Beschaffung dieser Güter zu unterstützen, nutzt der Bielefelder Hemden- und Blusenspezialist Seidensticker eigene Produktionskapazitäten in Vietnam und Indonesien zur Fertigung von nicht zertifiziertem Mundschutz. Eine erste Sendung mit rund 150.000 Masken trifft in diesen Tagen in Deutschland ein, von denen ein Teil direkt als Spende an das Deutsche Rote Kreuz in Bielefeld geliefert wird.

Nach Unternehmensangaben kann die Produktion je nach Bedarf und Anfrage auf die Fertigung von bis zu einer Million Masken monatlich ausgelegt werden. Die dreilagigen Masken, die zunächst nur in der Größe L, auf Anfrage aber auch in verschiedenen Größen verfügbar sind, bestehen aus einem weißen Baumwollgewebe und einer mittig eingenähten Fließeinlage. Sie sind bei 60 Grad waschbar und damit wiederverwendbar.

Darüber hinaus stellt Seidensticker zur Produktion weiterer Masken diversen karitativen Organisationen und medizinischen Einrichtungen mehrere Tausend Hemden und Blusen sowie Musterstoffe zur Verfügung. „Wir alle können zurzeit ein hohes Maß an Solidarität, Unterstützung und Mut beobachten. Wenn auch wir im Kampf gegen das Coronavirus einen Beitrag leisten können, ist dies für uns eine Selbstverständlichkeit“, betont Gerd Oliver Seidensticker, geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe.   
Quelle: Seidensticker

Stiegelmeyer-Gruppe zeigt Verantwortung in der Corona-Krise

Stiegelmeyer-Gruppe

Die Stiegelmeyer-Gruppe trägt in der Corona-Krise als Hersteller von Krankenhaus- und Pflegebetten eine hohe Verantwortung. Man habe sich in den vergangenen Wochen intensiv auf diese Anforderungen eingestellt, so Ralf Wiedemann, Geschäftsführer Vertrieb Inland. Trotz erheblicher Probleme bei der Sicherstellung der Lieferkette der zahlreichen Vorlieferanten sei es gelungen, die Produktion der Betten zu sichern und sogar in kürzester Zeit deutlich zu steigern. Zugleich bemühe man sich, die Dringlichkeit der Bedarfe der Kunden zu klassifizieren. Bereits sehr kurzfristig konnten besonders eilige Bedarfe erfüllt werden. Anfragen treffen aus ganz Europa und darüber hinaus bei der Stiegelmeyer-Gruppe ein. Sie betreffen sowohl den Krankenhaus- als auch den stationären und häuslichen Pflegebereich. Wiedemann: "Selbstverständlich stehen wir in besonderem Maße auch unseren heimischen Kunden und Partnern jederzeit zur Verfügung. Wir arbeiten in unseren Werken mit maximaler Intensität und achten dabei auf den größtmöglichen Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gemeinsam werden wir es schaffen, diese Krise zu meistern."

Quelle und weitere Information: Stiegelmeyer-Gruppe

Gütersloher Bekleidungshersteller stellt Produktion um

Angesichts der Coronavirus-Pandemie sind mehr denn je Unternehmer gefragt, die bereit sind, mit ihrem Engagement soziale Verantwortung für die Menschen in ihrer Region zu übernehmen. Das Gütersloher Familienunternehmen Niemöller und Abel gehört dazu. Anstelle der üblichen Schutz- und Einsatzkleidung im Bereich Rettungsdienste stellt der Gütersloher Bekleidungshersteller und Fachhändler übergangsweise Atemschutzmasken und Schutzkitteln aus Baumwolle her.

Auf Bitten der Kundschaft aus Staat und Verwaltung, die die Produkte für Rettungsdienste, Ämter und Behörden benötigen, werden demnächst 5.000 bis 10.000 leichte Schutzkittel und rund 20.000 Atemschutzmasken hergestellt. Ein Teil der ausschließlich zum Eigennutz hergestellten Produkte sollen an wohltätige Organisationen vor Ort verschenkt werden. „Schließlich wollen wir aus der Not anderer kein Kapital schlagen“, sagt Claas-Gerrit Niemöller, der mit seinemSohn Gerrit F. das Unternehmen in der vierten bzw. fünften Generation führt.

Mit der Produktion der zur Bekämpfung des Coronavirus hergestellten Kittel und Masken betritt das bereits 1887 gegründete Unternehmen Neuland. So musste der Schutzkleidungshersteller trotz der langjährigen Erfahrung bei der Bekämpfung von Krankheitserregern zunächst umdenken und seine Produktion entsprechend anpassen. So stellt der Schutz vor Viren andere Anforderungen an das Material als dies bei Bakterien der Fall ist. Für Claas-Gerrit Niemöller kein Grund, von dem Vorhaben abzulassen: „Auch wenn Masken für uns kein Standardbedarf ist, produzieren wir, solange die Hilfe benötigt wird. Der Kampf gegen die Ausbreitung des Virus ist schließlich eine Aufgabe, der wir uns als Gesellschaft alle gemeinsam widmen müssen.“ Dennoch soll die Not-Hilfe-Produktion begrenzt bleiben. So will sich das Unternehmen nach dem Ende der Krise wieder auf seineKernkompetenz konzentrieren.

Quelle und weitere Information: Niemöller und Abel

Großlabor Krone entwickelt Antiköper-Test

Die rechtzeitige Beantwortung der Frage, ob jemand mit dem Coronavirus infiziert war, kann Leben retten. Als eines der ersten Labore in Deutschland bietet das Großlabor Krone in Bad Salzuflen nun einen Antikörper-Test an, der genau diese Analyse ermöglicht. So beginnt das Immunsystem etwa ein bis zwei Wochen nach einer Infektion, Antikörper zu bilden. Nach überstandener Infektion ist der Betroffene damit für eine Zeit von wahrscheinlich drei bis sechs Monaten gegen das Virus immun und kann zunächst wieder ein risikoärmeres Leben führen.

Eine Perspektive, die insbesondere für stationäre Gesundheitseinrichtungen von enormer Bedeutung ist. So kann beispielsweise in Krankenhäusern das Personal ganz anders eingesetzt werden, wenn sichergestellt ist, dass Mitarbeiter nicht mehr gefährdet sind und auch keine Gefahr für die Patienten mehr darstellen. Die Entnahme beim Hausarzt – für den Antikörper-Nachweis braucht das Labor etwa zwei Milliliter Blut – und die Laboranalyse müssen privat bezahlt werden, für die Analyse fallen etwa 15 Euro an. Zukünftig sollen bei Krone pro Tag bis zu 2000 Analysen vollautomatisiert durchgeführt werden können, deren Ergebnisse dann nach 24 Stunden vorliegen.

Quelle und weitere Informationen: Labor Krone

Gemeinsam gegen Corona

Gemeinsam gegen Corona

Gemeinsam ist man stärker – dies gilt auch in Zeiten der Coronavirus-Krise. Das Spenger Unternehmen Wolf PVG, eine Tochter der Melitta Group, und das Mindener Unternehmen Sitex arbeiten seit Ende März Hand in Hand, um den akuten Engpass bei der Herstellung von Schutzmasken insbesondere für Krankenhäuser und Kliniken zu beheben. Zwar haben beide Unternehmen keine Erfahrung in der Herstellung von Schutzmasken, aber bekanntlich macht Not ja erfinderisch.

Während Sitex, das normalerweise Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Deutschland mit Textilien wie beispielsweise Bettwäsche und Berufsbekleidung versorgt, die Entwicklung und Anpassung der Masken für den Gebrauch vorantreibt, kümmert sich Wolf PVG, das eigentlich Staubsaugerzubehör und Filtersysteme produziert, um das Vlies-Material für die Masken. Diese sind aus Textil, kann gewaschen und somit mehrfach verwendet werden. Lediglich das Flies von Wolf PVG muss jeweils erneuert werden. Um die zahlreichen Anfragen nach der neuen Maske zu bearbeiten – so sind die ersten 20.000 Exemplare bereits an eine Uni-Klinik verschickt - haben beide Partner ihre Produktion umgestellt bzw. erheblich erweitert. Dennoch gibt es bereits eine Warteliste, wobei vorrangig die Kunden bedient werden, bei denen der Bedarf am größten ist, also die Intensivzentren in den Kliniken.

Quelle und weitere Information: Sitex und Wolf PVG

Auch Behelfsmasken helfen

https://www.fachpraxis-muenchen.de/de/

Die Eickelit GmbH ist eigentlich in der Textilbranche tätig und hat sich einen Namen in der Herstellung von speziellen Schleif- und Polierwerkzeugen die Industrie gemacht. Nun fährt das Bielefelder Unternehmen die Produktion seiner gut nachgefragten Produkte herunter, um Know-how und Kapazitäten für die dringend benötigte Produktion von Behelfs Mund- und Nasenmasken einzusetzen. Seit Ende März ist das Unternehmen soweit, dass es mehr als 1.000 Stück täglich in Handarbeit fertigen kann.

Dabei handelt es sich um nicht geprüfte oder zertifizierte Behelfsmasken, die ausschließlich dem Fremdschutz dienen und kaum einen signifikanten Eigenschutz bewirken. Dennoch helfen sie bei der Eindämmung des Corona-Virus, da auch Masken aus Baumwolle infektiöse Tröpfchen vermindern. Das Tragen einer Behelfsmaske als Mittel des Fremdschutzes wird deshalb von Experten insbesondere bei der häuslichen Pflege von erkrankten Personen empfohlen.

Dabei sollte die Maske nach 90 Minuten oder nach einer Durchnässung gewechselt werden, wobei unbedingt darauf zu achten ist, dass man beim Ausziehen der Maske die Außenfläche nicht berührt und die Hände danach wäscht und desinfiziert. Vor der ersten Benutzung und nach jedem Wechseln sollte man die Masken bei 90 Grad und mit parfumfreien Waschmitteln waschen.

Desinfektionsmittel statt Spirituosen

Das Unternehmen MBG-Foodservice in Paderborn ist bekannt für Spirituosen und alkoholische Getränke wie Scavi und Ray, Salitos und Dos Mas. Angesichts des aktuell hohen Bedarfs an Desinfektionsmitteln hat das Unternehmen nun einen Teil seiner Produktion umgestellt und stellt unter dem Produktnamen „Grimm-Wiegand“ zukünftig ein Händedesinfektionsmittel her.

Das neue Mittel entspricht laut Unternehmen den Standards der Weltgesundheitsorganisation und wird für die eigenen Kunden im Handel und die medizinischen Versorger des Landes produziert. In den nächsten Wochen will das Unternehmen rund 10.000 Liter des Desinfektionsmittels an Paderborner Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen sowie öffentliche Stellen spenden. Gleichzeitig beginnt dann auch der kommerzielle Vertrieb.

Baumwollstoffmasken statt Sommermoden

Bereits seit Mitte März beteiligt sich das Modeunternehmen Gerry Weber an der Herstellung von Behelfsschutzmasken. Nach einer Vielzahl von Aufrufen insbesondere an die Textilindustrie, die Produktion teilweise auf die Herstellung von Schutzkleidung umzustellen, nähen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Musternäherei des Haller Modeunternehmens nun Masken aus Baumwollstoff, die Mund und Nase schützen sollen. Rund 500 Stück der bei 90 Grad waschbaren Schutzmasken kann die Näherei aktuell pro Tag fertigen.

Da diese Stückzahlen noch nicht nachgefragt werden, sucht das Unternehmen weitere Abnehmer für die Masken. Institutionen, die Bedarf an dieser Art Masken haben, können sich daher in der Zentrale des Modekonzerns melden. Gerry Weber gibt die Masken zum Selbstkostenpreis ab und stattet seine eigenen Mitarbeiter kostenlos damit aus.

Azubis nähen für Pflegeheime

Die Corona-Krise ist allgegenwärtig. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch Wirtschaft und Industrie. Auch die Azubis der Lehrwerkstatt des Herforder Bekleidungsunternehmens Bugatti leisten einen Beitrag zur Eindämmung des Virus: Statt schicker Kleidung nähen sie derzeit Mundschutzmasken aus Baumwolle. Eine hilfreiche Idee, die bereits seit Mitte März in die Tat umgesetzt wird.

Dabei wartet das Produkt mit einer pfiffigen Innovation auf: Durch einen Schlitz kann man zwischen zwei Stofflagen eine weitere Einlage individuell einsetzen. Waschbar ist der Mundschutz auch. Nach der Erstellung des Prototyps ist die Produktion nun in Serie gegangen. So werden derzeit für ein Herforder Physiotherapiezentrum Masken gefertigt. Zahlreiche weitere Anfragen sind bereits eingegangen und werden nun abgearbeitet. Vor allem das Interesse bei Pflegeeinrichtungen ist groß.

DFA stellt Produktion auf Atemschutzmasken um

Normalerweise liefert Dr. Freist Automotive Bielefeld (DFA), ein renommiertes Familienunternehmen aus Bielefeld, Zubehör und Material wie beispielsweise Mikrofaservlies und Schalldämmmaterial an die Automobilindustrie. Doch im Zuge der Coronavirus-Krise hat die Firma ihre Produktion jetzt umgestellt und fertigt seit zwei Wochen auf zwei Anlagen, die vorher zu Herstellung von Filtern genutzt wurden, rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche Atemschutzmasken. Verkauft werden die Produkte, die als Bausatz einschließlich einer detaillierten Anleitung zur Schlussmontage erhältlich sind, in 1.000er Paketen.

Die erste Million an Schutzmasken, die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und freigegeben sind, ist bereits verkauft. Kunden sind unter anderem das Evangelische Klinikum Bethel und das städtische Klinikum Bielefeld. Außerdem hat die Stadt Bielefeld 200.000 Stück für die Feuerwehr und den Rettungsdienst bestellt. Der Lieferumfang pro Maske, die 58 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer kostet, umfasst Filtermaske, Nasenklammer und Gummibänder zum Befestigen der Masken.

TH OWL: Neuer Forschungsmaster "Smart Health Sciences"

Wer sich für Fachthemen im Bereich Medizin- und Gesundheitstechnologie oder auch Medizininformatik, Bioinformatik, Biotechnologie, Pharmatechnik begeistern kann und später in diesem Bereich in der Forschung und Entwicklung arbeiten möchte, wird sich für diesen Forschungsstudiengang begeistern können. Hierzu bieten die Fachbereiche Life Science Technologies und Elektrotechnik und Technische Informatik der Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe einen neuen Master-Studiengang an.

Der Studiengang richtet sich an Bachelorabsolventinnen und -absolventen der Medizin- und Gesundheitstechnologie bzw. der Bio- und Medizininformatik und der Life Sciences, die ein technisch-naturwissenschaftlich ausgerichtetes Studium suchen, das sich im konkreten Anwendungskontext des Gesundheitswesens mit Blick auf Digitalisierung, pharmazeutischen Aspekten, Medikamentenproduktion sowie Hygiene und Mikrobiologie und zusätzlich übergreifenden organisatorischen, strategischen und wirtschaftlichen Themen widmet. Im Studiengang werden kontinuierlich übergreifende aktuelle Themen wie z. B. Data Analytics und Virologie adressiert. Die Studieninteressierten sind MINT-affin, sehen ihre zukünftige Profession jedoch eher forschungsorientiert mit dem Blick in Organisationen hinein. Sie sind kommunikativ, arbeiten gerne eigenständig und konzeptionell und sehen eine persönliche Herausforderung in Forschungsfragen mit inter- und transdisziplinärer Ausrichtung.

Durch Kooperation der Fachbereiche Life Science Technologies und Elektrotechnik und Technische Informatik können diese Themenkreise an der Technischen Hochschule OWL im Forschungsmaster „Smart Health Sciences“ optimal adressiert werden: Während sich der Fachbereich Life Science Technologies durch seinen Forschungscluster „Applied Health Sciences“ mit dene Bereichen Mikrobiologie, Biotechnologie, Pharmatechnik und Kosmetika und Waschmittel auszeichnet, ist der Fachbereich Elektrotechnik und Technische Informatik mit seinem Institut für industrielle Informationstechnik (inIT) in den Bereichen Datenwissenschaften, Big Data, Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0, Informationsfusion und Mensch-Maschine-Interaktion sehr gut aufgestellt. Unterstützung erfährt der Studiengang durch lehrende MedizinerInnen des Klinikum Lippe und dem Institut für Wissenschaftsdialog (IWD) sowie dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Der Studiengang zeichnet sich dadurch aus, dass bereits im dritten Semester ein Forschungsprojekt innerhalb eines Forschungsteams bearbeitet wird. Im vierten Semester wird eine eigenständige Master Thesis angefertigt.
 
Qualifikationsprofil
Für Absolventinnen und Absolventen des Bachelorstudiengangs Medizin- und Gesundheitstechnologie und vergleichbaren Studiengängen eröffnet dieser Masterstudiengang die Möglichkeit, die interdisziplinären Grundlagen dieses Themengebiets für die Praxis in einem fachspezifischen Masterstudiengang Smart Health Sciences zu vertiefen und zu erweitern. Masterstudierenden gibt dieser Studiengang die Möglichkeit, sich auf verschiedene Themengebiete mit Schwerpunkt im Umfeld der Biomedizintechnik, der Pharmatechnik und der Medizininformatik zu fokussieren und dabei die Veränderungen im deutschen und europäischen Gesundheitswesen zu berücksichtigen. Lehrveranstaltungsübergreifend werden die Studierenden dieses Studiengangs dazu befähigt, aktuelle gesellschaftliche Diskurse im Kontext der Themenfelder Gesundheit, Medizin und Digitalisierung sowohl auf fachlicher als auch auf überfachlicher Ebene zu beleuchten.

Quelle und weitere Informationen: TH OWL
 

Vom "Schubladenzieher" zur digitalen Apotheke

Wie sieht die Zukunft der Apotheken aus? Dr. Olaf Elsner, Inhaber der Storchen-Apotheke, erläuterte Interessierten im Digitalen Werkraum in der Stadtbibliothek seine Visionen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Digitales Grundrauschen“. Die Digitalisierung im Gesundheitssystem hat auch die Apotheken erreicht, einig waren sich am Ende der folgenden Diskussion alle: Es muss sich noch viel tun.

„Wir werden häufig noch als Schubladenzieher wahrgenommen“, führte Elsner in seinen Vortrag ein. Dabei wird die Rolle von Apotheken wichtiger werden: Allein in den vergangenen 15 Jahren sind in Westfalen-Lippe 400 Apotheken geschlossen worden, aufgrund des steigenden Medikamentenverbrauchs steigt parallel der Bedarf an pharmazeutischer Beratung und Unterstützung. Hinzu kommt: Auch Apotheker bzw. Apothekerin gilt laut Bundesarbeitsagentur als sogenannter „Engpassberuf“ – der Nachwuchs fehlt auch in dieser Branche.

Inwiefern können nun digitale Technologien Unterstützungen bieten? Seit diesem Jahr können Ärzte beispielsweise Gesundheits-Apps verschreiben. Im nächsten Jahr soll das elektronische Rezept und die digitale Patientenakte aufgesetzt werden – eine Entwicklung, die lange überfällig ist, wie sich in der anschließenden Diskussion zeigt: Die zentrale Speicherung von Patientendaten auf einer Plattform würde die Arbeit sehr erleichtern, beschreibt ein Apotheker aus Bielefeld. Bis dato seien die vielen Medienbrüche – der Medikationsplan wird ausgedruckt und dann handschriftlich ergänzt – der Grund für hohe Fehleranfälligkeiten. Eine bessere Vernetzung und Kommunikation mit Ärzten und Pflegediensten sorge auch dafür, dass Apotheker mehr Zeit für ihre Kunden haben. Für die wird es zukünftig auch ganz praktische Unterstützungen geben: Beispielsweise Chats für Rückfragen, individuell portionierte Tablettenrationen und generell eine individuellere Pharmazie.

Durch den digitalen Wandel verändert sich das Berufsbild des Apothekers – er wird eine neue Rolle im Gesundheitsgefüge für Patienten spielen. Elsner diskutierte mit den Zuhörerinnen und Zuhörer die zukünftigen Aufgaben von Pharmazeuten: neben dem Angebot der aufsuchenden Apotheke für nicht mobile Kunden wird das Medikationsmanagement in den Fokus rücken. Der Apotheker hinterfragt die Zusammensetzung von Medikamenten und berät zu Dosierung und Wechselwirkungen. Infusionstherapien und Wundmanagement waren weitere Stichworte in der Beschreibung der Apotheke der Zukunft.

Die Veranstaltung wurde vom ZIG OWL (Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft) im Rahmen des Veranstaltungsprogramms DIGITAL.bewegt der pro Wirtschaft GT GmbH und in Zusammenarbeit mit der Stadt Gütersloh im Rahmen des Digitalen Aufbruch Gütersloh durchgeführt.

Weitere Informationen: www.prowi-gt.de und www.digitaler-aufbruch-guetersloh.de.

Telenotarzt-System wird flächendeckend in Nordrhein-Westfalen etabliert

Landesregierung, Verbände der Krankenkassen, kommunale Spitzenverbände und Ärztekammern unterzeichnen Absichtserklärung

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Vertreter der Krankenkassen, die kommunalen Spitzenverbände und die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen haben eine gemeinsame Absichtserklärung zum flächendeckenden Ausbau des Telenotarzt-Systems unterzeichnet. Am Europäischen Tag des Notrufs 112 am 11. Februar 2020 waren die Unterzeichner in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr der Landeshauptstadt Düsseldorf zu Gast.

Minister Laumann erklärte: „Das System ist eines der herausragenden Projekte in der Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen des Landes. In Aachen zeigt man uns tagtäglich, dass der Telenotarzt die bereits vorhandenen Strukturen des Rettungswesens exzellent ergänzt und darüber hinaus die notfallmedizinische Versorgung optimiert.“ Dabei lobte Minister Laumann ausdrücklich auch die sehr gute Zusammenarbeit der beteiligten Akteure: „Allen Beteiligten spreche ich meinen Dank aus. Ich freue mich sehr, dass wir den Weg für die weitere Umsetzung geebnet haben.“

Mit der Absichtserklärung bekräftigen die Beteiligten den gemeinsamen Willen zur bedarfsgerechten und wirtschaftlichen Umsetzung des flächendeckenden Ausbaus. Es ist beabsichtigt, dass bis spätestens Ende des Jahres 2022 in jedem Regierungsbezirk mindestens ein Telenotarzt-Standort den Regelbetrieb aufgenommen hat. Die Beteiligten sind sich darin einig, dass nicht jeder Träger des Rettungsdienstes eine eigene Telenotarzt-Zentrale benötigt.

Weitere Standorte sollen anhand gemeinsamer fachlicher Kriterien festgelegt werden. Auf Grundlage einer Bedarfserhebung und Potentialanalyse der Universität Maastricht und den Vorerfahrungen aus Aachen sollen Kommunen Trägergemeinschaften bilden. Die Kosten sind über die Gebührensatzungen der Träger der Rettungsdienste refinanzierbar. Träger des Rettungsdienstes sind die Kreise und kreisfreien Städte.

Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der AOK Rheinland/Hamburg, erklärte als Vertreter für die Verbände der Krankenkassen NRW: „Gerade in Situationen, in denen die physische Anwesenheit eines Notarztes in der täglichen Notfallversorgung nicht gelingt oder möglich ist, bildet der Telenotarzt eine sinnvolle und zeitgemäße Ergänzung. Er nimmt die Belange der Bürgerinnen und Bürger Nordrhein-Westfalens in den Blick und trägt dazu bei, dass die Betreffenden von den digitalen Chancen konkret profitieren. Die gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen begrüßen die Entwicklung zur Implementierung des Telenotarzt-Systems daher ausdrücklich.“

Dr. Martin Klein, Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Nordrhein-Westfalen und Unterzeichner für die kommunalen Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen (Städtetag NRW, Landkreistag NRW und Städte- und Gemeindebund NRW), bekräftigte: „Die Städte, Kreise und Gemeinden unterstützen die landesweite Einführung von Telenotarzt-Einsatzzentralen. Bei der Bildung von Trägergemeinschaften wird es fachlich sinnvolle und faire Vereinbarungen zwischen Kreisen und kreisfreien Städten als Träger des Rettungsdienstes geben, so dass eher städtische und eher ländliche Regionen gleichermaßen mit Telenotarzt-Einsatzzentralen ausgestattet sein werden. Wichtig ist uns aber auch, dass die landesweite Einführung von Telenotärzten kein Sparprogramm wird. Vielmehr erwarten wir, dass die Qualität der ambulanten Notfallversorgung hierdurch insgesamt gesteigert wird.“

Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Unterzeichner für die beiden Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen, betonte: „Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kann die Patientenversorgung verbessern. Ein gutes Beispiel dafür ist das bereits praxisbewährte Telenotarzt-System, das nun landesweit in NRW eingeführt werden soll. Vor dem Hintergrund des Ärztemangels insbesondere im ländlichen Raum sowie der Diskussion um neue Krankenhausstrukturen wird sich auch das Rettungswesen anpassen müssen, denn die Wege vom Einsatzort zur ärztlichen Versorgung könnten länger werden. Der Telenotarzt kann hier Versorgungslücken schließen und die Patienten gezielter den jeweiligen stationären oder ambulanten Versorgungsstrukturen zuführen. Mit dem Telenotarzt ist ärztliche Kompetenz im Rettungsfall schneller als bisher verfügbar und er gewährleistet die ärztliche Unterstützung des Rettungspersonals bereits vor Ort.“

Die Implementierung des Telenotarzt-Systems erfolgt schrittweise und in enger Abstimmung mit den Beteiligten. Als Nächstes wird die Region Ostwestfalen-Lippe an den Start gehen. Auch die Landeshauptstadt Düsseldorf hat bereits – wie einige andere Kommunen – die ersten Planungsschritte eingeleitet. Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, Gesundheitsdezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf: „Ich begrüße alle Ansätze zur Verbesserung der notfallmedizinischen Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger. Das bisherige Nebeneinander von drei Systemen muss viel mehr als bislang aus Sicht der Betroffenen neu gedacht werden. Das Festhalten an althergebrachten Strukturen erfüllt diese Forderung nicht.“

Nach und nach werden weitere Standorte folgen. Das Telenotarzt-System soll das bestehende Notarztwesen nicht ersetzen, sondern stellt eine Ergänzung dar. Denn nicht bei jedem Notfall ist die persönliche Anwesenheit eines Notarztes nötig. Vieles kann das Rettungsdienstpersonal aufgrund der Qualifizierung auch alleine bewältigen. Ein Telenotarzt-System kann die Einsatzkräfte hierbei in ihrer Arbeit optimal unterstützen. Wenn eine Notärztin oder ein Notarzt vor Ort benötigt wird, arbeiten beide Systeme Hand in Hand. Insbesondere bei der Qualifikation der Ärztinnen und Ärzte werden die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen eine wichtige Rolle spielen.

Weitere Informationen

Anzahl der Leitstellen in Nordrhein-Westfalen

  • Je Kreis und kreisfreier Stadt eine Leitstelle

  • Insgesamt: 52 „normale“ Leitstellen (zwei Leitstellen wurden zusammengelegt)

Telenotarzt-Systeme

  • Derzeit eine Leitstelle mit Telenotarzt-System in Aachen (unter Anschluss der Kreise Heinsberg und Euskirchen)

  • Ein Telenotarzt-System entspricht einem Arbeitsplatz mit einer 24h/365-Tage-Besetzung

  • Bedarf aufgrund einer Bedarfs- und Potentialanalyse der Universität Maastricht: 12 bis 16 Telenotarzt-Systeme in Nordrhein-Westfalen (hochgerechnet: Versorgung von 1 bis 1,5 Millionen Menschen pro Telenotarzt-System)

  • Nächste Umsetzung eines Telenotarzt-Systems in den Kreisen Höxter, Lippe und Paderborn in Planung


Quelle: 130220_Pressemitteilung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales

Welche Auswirkungen die neue Medizin-Fakultät auf ganz OWL haben wird

Bielefeld. Mit dem Aufbau der ersten medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe krönt die Universität Bielefeld in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Verbunden ist diese Krönung mit den Hoffnungen einer ganzen Region, die mit der Medizin-Fakultät eine Aufwertung des Standorts Ostwestfalen-Lippe und Verbesserungen in der medizinischen Versorgung verbindet. Bundesärztekammerpräsident Klaus Reinhardt ist sich sicher, dass nicht nur der Gesundheitssektor von der neuen Medizin-Fakultät profitieren wird. „OWL wird durch die medizinische Fakultät der Universität Bielefeld erheblich aufgewertet", sagt der Bielefelder Allgemeinmediziner, der seit Mai an der Spitze der Bundesärztekammer steht.

Patientenversorgung in der Region

Keine Region Deutschlands ist so dünn mit Hausärzten ausgestattet wie Westfalen-Lippe. Auf 100.000 Einwohner kommen im Durchschnitt gerade einmal 59,9 Hausärzte. Zum Vergleich: In Hamburg sind es 74,1 pro 100.000 Einwohner. Mit Blick auf die Altersstruktur der niedergelassenen Allgemeinmediziner droht eine deutliche Verschärfung des Ärztemangels, unter dem vor allem Bewohner der ländlichen Teile Westfalen-Lippes bereits jetzt leiden. In den Krankenhäusern steigt parallel die Zahl ausländischer Ärzte, in manchen Regionen liegt der Anteil mittlerweile bei 80 Prozent. Um dem Ärztemangel in OWL anzugehen, hat die NRW-Landesregierung zusätzliche Studienkapazitäten in der Medizin geschaffen und die Universität Bielefeld mit dem Aufbau einer medizinischen Fakultät beauftragt.

Für Reinhardt war das eine wegweisende Entscheidung. „Es ist richtig und wichtig, das OWL endlich auch eine Medizin-Fakultät bekommt. Die medizinische Versorgung ist aktuell zwar gut, aber mit Blick auf einen sich verstärkenden Ärztemangel, vor allem im niedergelassenen Bereich, wird die Medizin-Fakultät die Versorgung sichern und letztlich auch verbessern", sagt Reinhardt. Der Allgemeinmediziner ist davon überzeugt, dass der sogenannte Klebeeffekt auch in OWL Wirkung zeigen wird, weil sich viele Medizin-Studenten in der Region niederlassen, in der sie auch ausgebildet wurden. „In Westfalen-Lippe gibt es deutlich weniger medizinische Fakultäten als im Rheinland, was dazu geführt hat, dass im Rheinland, auch deutlich mehr Mediziner arbeiten. Der Klebeeffekt ist wissenschaftlich belegt."

Das Beispiel Münster zeigt laut Reinhardt, wie wichtig eine Medizin-Fakultät für eine hohe Arztdichte hat. „Die Kliniken in Münster haben im Vergleich zu allen anderen Krankenhäusern in Westfalen-Lippe den geringsten Anteil ausländischer Ärzte. Außerdem steht auch im niedergelassenen Bereich kein Mangel an."

Reinhardt geht zudem davon aus, dass nicht nur die Kliniken, die das Universitätsklinikum OWL bildenwerden, von der Medizin-Fakultät profitieren werden. „Die neue Fakultät wird allen Krankenhäusern Vorteile bringen", sagt Reinhardt. Diese Hoffnung hat der Allgemeinmediziner auch für seine Kollegen, die Patienten hausärztlich versorgen. „Die Medizin-Fakultät wird einen Schwerpunkt auf die Allgemeinmedizin legen, deshalb hoffe ich sehr, dass die Universität Bielefeld die niedergelassenen Ärzte künftig enger einbinden wird. Das ist auch der Auftrag der NRW-Landesregierung."

Bedeutung für die Universität Bielefeld

„Die Universität Bielefeld hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und vor allem in der Robotik und anderen technischen Bereichen Alleinstellungsmerkmale entwickelt, von der die Medizin-Fakultät enorm profitieren wird", erklärt Reinhardt. „Das gilt vor allem für die Forschung, die aktuell sehr technisch geprägt ist." Auch von der Pionierarbeit der Bielefelder Gesundheitswissenschaftler wird die Medizin-Fakultät laut Reinhardt profitieren. „Die Arbeit der Fakultäten wird sich gegenseitig befruchten. Eine Entwicklung, die die gesamte Universität weiter nach vorne bringen wird."

Mit der Medizin-Fakultät bekommt die Universität laut Reinhardt nun die Gelegenheit weitere Alleinstellungsmerkmale zu entwickeln. Großes Potenzial sieht der Allgemeinmediziner in der Versorgungsforschung, die in Deutschland lange Jahre vernachlässigt wurde. „Mit dem Forschungsprofil Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen kann die Fakultät neue Maßstäbe setzen, weil die Region in diesem Bereich mit den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel bereits einzigartige Arbeit leistet."

Chancen für den Standort OWL

Die Entscheidung der NRW-Landesregierung, eine Medizin-Fakultät an der Universität Bielefeld aufzubauen, ist für Reinhardt auch eine wirtschaftlich kluge Entscheidung für das Land. „OWL ist ein starker Wirtschaftsstandort, der durch die Medizin-Fakultät weiter gestärkt wird. Davon profitieren alle, denn bereits jetzt ist das Steueraufkommen in OWL auf einem hohen Niveau", sagt Reinhardt. „Für Unternehmen wird das Anwerben qualifizierter Fachkräfte immer schwieriger, weshalb Faktoren wie die medizinische Versorgung bei der Suche nach neuen Arbeitgebern eine immer größere Rolle spielen."

Auch die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen, die nach Reinhardts Einschätzung bereits jetzt vor allem im Gesundheitssektor gut funktioniert, werde profitieren. „In OWL entwickeln bereits jetzt viele Unternehmen innovative Lösungen für eine Verbesserung der Patientenversorgung. Mit der neuen medizinischen Fakultät wird hier weiteres Potenzial entstehen."

(Text: Carolin Nieder-Entgelmeier, Foto: Gregor Fischer/dpa; 191127_NW_Welche_Auswirkungen_die_neue_Medizin-Fakultät_auf_ganz_OWL_haben_wird)

Gemeinsame Stärkung der Pflegeausbildung in Ostwestfalen-Lippe

Die Kliniken der Region sind vom bundesweit anhaltenden Fachkräftemangel in der Pflege in unterschiedlichster Ausprägung betroffen. „Es ist unser gemeinsames und dringendes Anliegen, den wachsenden Anforderungen an die Ausstattung der Krankenhäuser mit Pflegekräften mit gezielten Maßnahmen zu begegnen und zugleich die Attraktivität der Pflegeberufe zu stärken“, betont Thomas Fehnker, stellv. Geschäftsführer des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, im Namen der kooperierenden Einrichtungen Klinikum Herford, Mühlenkreiskliniken, Lukas-Krankenhaus Bünde und HDZ NRW. Angesichts einer demographischen Entwicklung mit immer älter werdenden und zunehmend pflegebedürftigen Patienten sowie steigender Komplexität stationärer Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten wird der Bedarf an hochqualifizierten Pflegepersonen steigen. Um dem Rechnung zu tragen, muss das Ausbildungsangebot deutlich erweitert werden.

Politik und Öffentlichkeit haben die steigende Nachfrage nach qualifizierten Pflegefachkräften als wichtige gemeinsame, gesellschaftliche Aufgabe erkannt. Dass die Krankenhäuser seit 2017 gesetzlich die Möglichkeit erhalten haben, Pflegepersonal über den Bedarf hinaus auszubilden, sei daher sehr zu begrüßen. Im Verbund habe man sich frühzeitig auf eine Ausbildungskooperation verständigt, die unmittelbar auf der bereits langjährig bestehenden, erfolgreichen Zusammenarbeit in der Pflegeausbildung zwischen dem Herz- und Diabeteszentrum NRW und dem Lukas-Krankenhaus in Bünde aufbaut. Sie wurde im letzten Jahr bereits um den Partner in Minden mit der Akademie für Gesundheitsberufe der Mühlenkreiskliniken mit zusätzlichen Ausbildungsplätzen ergänzt und wird im kommenden Jahr in Herford ausgebaut werden, wo jetzt dank enger Zusammenarbeit mit dem Klinikum Herford und der Pflegeschule Herford-Lippe auf dem Bildungscampus eine Interimslösung geschaffen wird, von der alle beteiligten Einrichtungen kontinuierlich profitieren werden.

Die übergreifende Kooperation sei ein wichtiger Schritt zur Förderung des dringend benötigten Nachwuchses in den Pflegeberufen, betont Fehnker. Dass die Maßnahmen jetzt schon, vor allem aber in den kommenden Jahren greifen, belegen folgende Zahlen:

HDZ NRW, Bad Oeynhausen: Hier standen bis 2018 lediglich 15 Ausbildungsplätze pro Jahr zur Verfügung, die 2019 auf 25 Plätze in Kooperation mit den Mühlenkreiskliniken erweitert werden konnten. 2020 werden es 50 Plätze jährlich sein. 2021 stehen dann 100 Ausbildungsplätze jährlich für die Pflege am HDZ NRW zur Verfügung. „Entsprechend werden wir dann schon 2023 insgesamt 300 angehende Pflegefachkräfte in drei Ausbildungsjahrgängen ausbilden können“, beschreibt Fehnker das Initiativprogramm.

Mühlenkreiskliniken: In der Akademie für Gesundheitsberufe in Minden werden 550 Auszubildende und Studierende in zehn unterschiedlichen medizinischen und pflegerischen Berufen ausgebildet – darunter Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, Diätassistenten, Hebammen, MTRA, MTLA, Operationstechnischen Assistenten, Notfallsanitäter, Rettungssanitäter und Gesundheits- und Krankenpflegeassistenten. Die Ausbildungskapazitäten wurden in den vergangenen drei Jahren um etwa ein Drittel erweitert. Allein in der Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege werden jährlich 140 Auszubildende neu aufgenommen. Zusätzlich wird seit 2011 in Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld der duale Bachelorstudiengang Gesundheits- und Krankenpflege angeboten.

Klinikum Herford: „Das Klinikum Herford hat bereits sehr gute Erfahrungen im Rahmen der Ausbildungskooperation mit den Schulen für Pflegeberufe Herford-Lippe gesammelt. Dies schafft an vielen Stellen Synergien“, sagt Pflegedirektor Bastian Flohr. So konnten in den Schulen für Pflegeberufe die Anzahl der Ausbildungsplätze von 2017 bis 2019 um 50 erhöht werden. Damit stehen 450 Ausbildungsplätze in der Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zur Verfügung. Darüber hinaus bieten die Schulen für Pflegeberufe seit diesem Jahr die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz mit einem Umfang von 50 Ausbildungsplätzen an.

Lukas-Krankenhaus Bünde: Mit dem Kooperationspartner HDZ NRW wurden bisher je 15   Ausbildungsplätze pro Jahr für beide Einrichtungen in der eigenen Ausbildungsstätte angeboten. Eine Erweiterung der Ausbildungskapazitäten war in Anbetracht der begrenzt zur Verfügung stehenden Schulräumlichkeiten nicht möglich, so dass die benötigten 25 Plätze erst zukünftig überdie Zusammenarbeit mit der Pflegeschule Herford-Lippe auf dem Bildungscampus in Herford ab 2020 erreicht werden können. „Da sich auch die Ausbildungs- und Prüfungsordnungen für die Pflegeberufe im Jahresübergang zu 2020 ändern, müssen im gleichen Zuge auch zusätzliche Pflegepädagogen gewonnen werden. Das geht nur gemeinsam.“ sagt Roland von der Mühlen, Geschäftsführer des Lukas-Krankenhauses Bünde.
 

(191108_Pressemitteilung Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen)

Innovationsland OWL: Gesundheitswirtschaft sieht sich im Aufwind

Gesundheitsforum: Akteure im Gesundheitswesen sprechen über die Zukunft von Medizin und Pflege

Bielefeld. Beim jährlichen Forum in der Stadthalle bringt das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) OWL Akteure aus dem Gesundheitswesen zusammen, um über aktuelle Schwerpunkte zu reden. Im Fokus in diesem Jahr: Nachwuchs und - vor allem digitale - Innovationen aus und für OWL. 30 Fachleute aus Medizin, Pflege und Bildung stellten in acht Foren ihre Ideen vor. Rund 450 Teilnehmer waren bei der mittlerweile 20. Veranstaltung dabei, um sich zu informieren und zu netzwerken. Nach einem Impulsvortrag von Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands, gab es eine Podiumsdiskussion. Auf dem Podium waren unter anderem Barbara Steffens, ehemaliger NRW-Gesundheitsministerin, heute Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, ihr Kollege Klaus Overdiek von der DAK, Claudia Hornburg, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL. Sicherlich sei auch der Aufbau der Medizinischen Fakultät ein Grund dafür, dass der Gesundheitssektor in OWL derzeit noch einmal mehr Fahrt aufnimmt. "Es gibt eine Aufbruchsstimmung, nicht nur in der Medizin", so Uwe Borchers vom ZIG.

Digitale Antworten

Aber auch die Herausforderungen, vor denen das gesamte Gesundheitswesen stehe, spielten eine wichtige Rolle. Und in digitaler Infrastruktur und innovativen Technologien werden derzeit unter anderem Antworten gesucht. Borchers sieht Gesundheit als wichtigen Standortfaktor neben Maschinenbau und IT in OWL. "Im Gesundheitswesen ist OWL eine sehr innovative Region", sagt Helmut Middeke, medizinischer Geschäftsführer des Klinikum Lippe.

Einige dieser Innovationen finden sich in der Stadthalle wieder - vom Pflegeroboter und einer elektronisch gesteuerten Tablettenausgabe bis zu speziellen Apps für die Telemedizin. All diese technologischen Neuerungen und Möglichkeiten durch die Digitalisierung würden aber immer nur als Unterstützung gesehen, betont Helmut Middeke.

"Wir müssen das Wissen zum Patienten bringen, nicht den Patienten transportieren", erklärt er die Anwendungsmöglichkeiten der Telemedizin. Die tauge nicht nur für einen virtuellen Hausbesuch, sondern natürlich auch als Vernetzung der behandelnden Ärzte - ambulant und stationär.

Nachwuchs begeistern

"Um Gesundheitsversorgung langfristig sicherzustellen, muss es sehr gute Prozesse geben, Technik, die nützt, und immer auch Menschen, die sich kümmern", betont Borchers. Menschen, die sich kümmern, das sind beispielsweise Patienten-Lotsen, die - derzeit rein ehrenamtlich - Patienten auf ihrem Weg langfristig begleiten und beraten. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, setzt sich dafür ein, dass die Patientenlotsen gesetzlich verankert werden - und damit die Grundlage für eine Förderung geschaffen wird.

Kümmerer, das sind auch Ärzte und Pflegekräfte. Viel Hoffnung setzen die Akteure neben der Medizinischen Fakultät auch in die neue Pflegeausbildung, mit der man hofft, mehr Nachwuchskräfte für den Beruf begeistern zu können. Und auf Projekte, wie das mit der Geschwister-Scholl-Realschule in Gütersloh, das in das Forum in der Stadthalle viel Farbe bringt. 200 Schüler haben sich dort neun Wochen lang mit der Frage auseinandergesetzt, was Gesundheit bedeutet. Ihre Antworten sind vielfältig und kreativ und machen klar, wie weit das Feld ist. Ernährung, Bewegung, Freude und Umwelt sind genauso vertreten, wie der Umgang mit Krankheit. So haben die elfjährigen Jungs Tom-Günter und Nico aufgeschrieben, wie sie die Krankheit eines Familienmitglieds erlebt haben. Nicos Vater kämpft mit Übergewicht, Tom-Günters Großvater ist schwer an Krebs erkrankt. Der Titel ihres Buchs mit Gedichten und Bildern: "Gib nicht auf!"

(Text und Fotos: Judith Gladow, Neue Westfälische)

Stroke OWL Fachtagung: Ärztepräsident unterstützt Einführung von Patientenlotsen

Die Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Dr. Claudia Schmidtke, setzt sich dafür ein, Patientenlotsen gesetzlich zu verankern. „Patientenlotsen können dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung patientenzentrierter zu organisieren,“ sagte sie heute auf der „Fachtagung Patientenlotsen“ des Bundesverbandes Managed Care (BMC) und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in Berlin. Insbesondere für chronisch kranke Patienten, deren Versorgung einen größeren Koordinierungsbedarf mitbringen, sei die Einführung von Lotsen sinnvoll. Unterstützung erhielt Schmidtke durch Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer. Reinhardt machte deutlich, dass Hausärzte mit der Koordination von Leistungen und der Beratung ihrer Patienten häufig überfordert seien. „Der Hausarzt hat primär andere Aufgaben, er ist kein Lotse. Das sollten andere übernehmen,“ sagte Reinhardt. „Diese organisatorische Unterstützung ist eine hochgradige Entlastung für uns Ärzte. Deshalb unterstützen wir das politisch.“ Patientenlotsen – auch Case Manager genannt – sollen Patienten sektorenübergreifend durch die komplexe Versorgungskette leiten, medizinische und soziale Leistungen koordinieren, bis die Patienten selbst dazu in der Lage sind. Über die koordinierende Aufgabe hinaus sieht Ärztepräsident Reinhardt auch einen hohen Beratungsbedarf bei den Patienten. „Aus meiner eigenen Praxis weiß ich, dass die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung rückgängig ist“, sagte Reinhardt auf der Fachtagung. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Vorstellung des Projekts „STROKE OWL“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, das aus Mitteln des Innovationsfonds des Bundes gefördert wird. 17 Schlaganfall-Lotsen betreuen darin rund 1.600 Schlaganfall-Patienten in Ostwestfalen-Lippe für ein Jahr lang. Das Projekt wird wissenschaftlich evaluiert durch die Universität Bielefeld. Darüber hinaus stellten sich auf der Berliner Tagung verwandte Projekte wie der Schwangerenlotse (Berlin), der Cardiolotse (AOK Nordost) und der Geriatrielotse (Stuttgart) vor.
Für Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender des BMC, ist die Zeit gekommen, aus den vielen Pilotprojekten jetzt zu einer tragfähigen, indikationsübergreifenden Lösung zu kommen. Prof. Dr. Peter Löcherbach, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management (DGCC), sieht dabei jetzt den Gesetzgeber in der Pflicht. „Eine gesetzliche Verankerung über alle Sozialgesetzbücher hinweg ist notwendig“, forderte der Mainzer auf der Fachtagung.

(
Mario Leisle, Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe)

Rückenwind für die Medizinische Fakultät OWL

Heute hat der Wissenschaftsrat gemeinsam mit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen die Ergebnisse der Begutachtung der Universitätsmedizin NRW vorgestellt. Dies beinhaltet auch einen Bewertungsbericht zum Aufbau der Medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld.

„Der Wissenschaftsrat hat uns insgesamt ein sehr gutes Zeugnis ausgestellt und ist mit dem vorgelegten Konzept für die Medizinische Fakultät grundsätzlich einverstanden“, zeigte sich Professor Dr.- Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, sehr zufrieden mit dem Bericht. „Dass diese hochrangige Gutachter*innengruppe sich so positiv äußert und unseren Weg grundsätzlich bestätigt, bedeutet Rückenwind für die weiteren Planungen. Ich bedanke mich bei allen, die an diesem überzeugenden Konzept mitgewirkt haben.“
Gründungsdekanin Professorin Dr. Claudia Hornberg ergänzt: „Die Hinweise der Gutachterinnen und Gutachter sind hochwillkommen und sehr hilfreich für die weitere Konkretisierung unseres innovativen Konzeptes. Sie geben uns Sicherheit und Orientierung. Gegenüber dem Stand unseres Selbstberichts, den der Wissenschaftsrat im September letzten Jahres erhalten hat, sind wir mittlerweile schon einige Schritte weiter – ohne dass sich hier Widersprüche zu den Empfehlungen ergeben hätten: Wir sind auf einem sehr guten Weg.“
„Der Universität Bielefeld ist es gelungen, innerhalb kurzer Zeit ein Konzept für eine Universitätsmedizin in Ostwestfalen-Lippe zu erstellen und weiterzuentwickeln, das vom Wissenschaftsrat grundsätzlich positiv eingeschätzt wird. Wir teilen diese Auffassung und sind allen Beteiligten für das bisher gezeigte große Engagement sehr dankbar. Die jetzt vorliegenden Empfehlungen werden helfen, das bisherige Konzept noch zu verbessern und einen in Forschung, Lehre und Krankenversorgung leistungsfähigen Medizinstandort aufzubauen“, sagte Kultur- und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.
Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Die grundsätzlich positive Bewertung des Bielefelder Konzeptes zeigt, dass wir mit der Medizinischen Fakultät OWL auf dem richtigen Weg sind. Die Landesregierung und die Universität Bielefeld ziehen bei der Umsetzung an einem Strang. Nicht zuletzt aufgrund des großen Engagements der Verantwortlichen vor Ort sind wir überzeugt, dass die ersten Studierenden in einem qualitativ hochwertigen Studiengang zum Wintersemester 2021/22 beginnen können. Das ist ambitioniert, aber wie dringend wir gute Medizinerinnen und Mediziner in den ländlichen Regionen brauchen, wird bereits heute deutlich – vor allem bei den Hausärztinnen und Hausärzten. Ich bin überzeugt, dass wir mit der Medizinischen Fakultät OWL viele gute und engagierte Medizinerinnen und Mediziner dazugewinnen werden, die hoffentlich in der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen tätig werden.“

Hintergrund
Mit der Beauftragung der Landesregierung, die Universitätsmedizin in NRW vom Wissenschaftsrat begutachten zu lassen, wurde entschieden, dass auch Standorte, die derzeit noch im Aufbau sind, von der Begutachtung umfasst werden. Das Bielefelder Konzept wurde daher zu einem sehr frühen Zeitpunkt (etwa ein Jahr nach der Entscheidung durch den Koalitionsvertrag) bereits in die Begutachtung aufgenommen.

Am 24. September 2018 hat die Universität Bielefeld dem Wissenschaftsrat einen 100 Seiten umfassenden Selbstbericht  vorgelegt. In diesem hat die Universität insbesondere ihre Visionen und konzeptionellen Vorstellungen für die neue Fakultät, das Forschungs- und Lehrprofil, das Kooperationsmodell mit Krankenhäusern und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, das Studiengangsmodell, die Konzepte für Nachwuchsförderung und Gleichstellung sowie Planungen für die Infrastruktur – inklusive notwendiger Baumaßnahmen – beschrieben. Am 3. und 4. Dezember 2018 war das Gutachter*innengremium in Bielefeld zu Gast und diskutierte mit der Universität, den Verantwortlichen des Landes und Krankenhäusern die Ideen und Ansätze. Eine Reihe von nachfolgenden Fragen hat die Universität schriftlich im Januar 2019 beantwortet;  im Juli 2019 hat die Universität das Gremium über konzeptionelle Weiterentwicklungen seit der Vor-Ort-Begehung informiert. Auf dieser Grundlage kamen die Expert*innen des Wissenschaftsrats zu der vorliegenden Bewertung.
Der Bericht des Wissenschaftsrats gliedert sich in zwei Teile: im ersten Teil beschreibt er die Ausgangslage zur Universitätsmedizin der Universität Bielefeld, im zweiten legt er die Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Konzepts dar.
Aufgrund des frühen Zeitpunktes der Begutachtung sieht der Wissenschaftsrat sich nicht in der Lage, zu allen Aspekten eine bewertende Stellungnahme abzugeben. Die wichtigsten Ergebnisse:

Studium: Eine zentrale Empfehlung der Bewertungsgruppe ist eine Korrektur des Zeitplans für den Beginn des Studienbetriebs. Er ist für Wintersemester 2021/2022 vorgesehen. Der Universität wird empfohlen, den Starttermin auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben und von der Planung Abstand zu nehmen, mit Studienanfängerinnen und -anfängern im ersten Semester und gleichzeitig mit Hochschulwechslerinnen und -wechslern im fünften Semester zu beginnen.
Dazu Rektor Sagerer: „Die Hinweise des Wissenschaftsrats nehmen wir ernst. Unser Zeitplan ist sicher sehr ambitioniert. Er beruht auf einer engen Abstimmung mit der Landesregierung, die uns in der Umsetzung des Zeitplans unterstützt.“ Die Gründungsdekanin Hornberg schätzt ein: „Aufgrund der Fortschritte seit der Begutachtung sind wir zuversichtlich, dass wir alle notwendigen Meilensteine rechtzeitig erreichen und den Studierenden zum Wintersemester 2021/2022 ein vollwertiges Studium im 1. und 5. Semester bieten werden.“

Forschungsprofil: Der Wissenschaftsrat bescheinigt der Universität Bielefeld, dass sie mit den beiden geplanten Forschungsschwerpunkten („Gehirn – Beeinträchtigung – Teilhabe“ und „Intelligente Systeme – Assistenz – Interprofessionelle Vernetzung“) sowie den Perspektivfeldern („Mikrobielle Diversität im Lebensraum Mensch“ und „Data Science für die medizinische Versorgung“) zukunftsfähige Forschungsbereiche ausgewählt hat. Sie würden sich sehr gut in das Forschungsprofil der Universität Bielefeld einpassen. Das Forschungskonzept habe das Potenzial, Alleinstellungsmerkmale herauszubilden. Die Erforschung chronischer Krankheiten und damit assoziierter Beeinträchtigungen wird als gesellschaftlich höchst relevant begrüßt. Der Wissenschaftsrat empfiehlt, dass beim Forschungsprofil die konkreten Bezüge zur Allgemeinmedizin noch deutlicher herausgearbeitet werden sollten.

Lehre: Die Bewertungsgruppe würdigt den Anspruch, innovative Lehre mit kompetitiver Forschung zu verbinden und zugleich die regionale ärztliche Versorgung zu verbessern. Die geplante Ausrichtung des Curriculums entlang der Grundsätze von Kompetenzorientierung und Wissenschaftlichkeit wird begrüßt. Sie würdigt zudem die Absicht zur organzentrierten und Körperregion orientierten Gliederung des zweiten Studienabschnitts und die Möglichkeiten zur Profilbildung während des Studiums. Positiv hervorgehoben wird darüber hinaus das Bestreben, die Interprofessionalität in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten zu stärken.

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Die Bewertungsgruppe befürwortet ausdrücklich, dass die Qualifizierung und Förderung des wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchses kooperationsvertraglich erklärtes Ziel der Universität Bielefeld und der Klinikträger ist. Die vorgesehenen Möglichkeiten, einen ärztlich-wissenschaftlichen Karriereweg mittels des Clinician Scientist-Programms oder des Promotionsprogramms zum Ph.D. einzuschlagen, werden positiv herausgestellt. Die Gutachter*innen empfehlen, um den Zugang des allgemeinmedizinischen Nachwuchses zu gewährleisten, die Programme neben den angestellten Ärztinnen und Ärzten der Universitätskliniken auch für die in Praxen tätigen Ärztinnen und Ärzten zu öffnen.

Universitätsklinikum OWL: Sehr umfangreich geht die Bewertungsgruppe auf die Kooperation mit den Krankenhäusern bzw. den Kliniken im Rahmen des Universitätsklinikums OWL ein. Sie stellt dabei die große Bedeutung von Regelungen zu Qualitätsstandards in Forschung und Lehre zwischen Fakultät und Krankenhausträgern heraus, die universitätsseitig festgelegt werden sollten. Sie geben zudem Hinweise, dass der/die Dekan*in der Medizinischen Fakultät in die Geschäftsführung der Krankenhäuser eingebunden sein sollte, so dass Belange von Forschung und Lehre durchgesetzt werden können. Die Bewertungsgruppe legt der Universität nahe, sich bei der Anzahl der Kliniken des „Universitätsklinikums OWL der Universität Bielefeld“ auf höchstens drei Häuser zu beschränken, um die Steuerungsfähigkeit innerhalb des Klinikverbundes zu erhalten. Weitere Empfehlungen betreffen die Governance des Universitätsklinikums OWL, die Berufung von klinischen Professor*innen und die Definition hinsichtlich des Verhältnisses von Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Vorgesehene Steuerungsinstrumente, wie die Mitwirkung der Träger an einem gemeinsamen Struktur- und Entwicklungsplan für die Bielefelder Universitätsmedizin, werden durch die Bewertungsgruppe begrüßt.

Bauliche Entwicklung und IT-Infrastruktur: Die Entwicklung der notwendigen baulichen Infrastruktur ist nach Einschätzung der Bewertungsgruppe von höchster Relevanz. Die Bewertungsgruppe betrachtet die Umsetzung in Anbetracht des Gesamtzeitplans als zeitkritisch. Sie unterstreicht die Bedeutung eines gemeinsam getragenen IT-Gesamtkonzepts, einschließlich der im Kooperationsvertrag vereinbarten technischen Kooperationsplattform, sieht sich angesichts des noch frühen Status der Planungen aber nicht in der Lage, eine fundierte Einschätzung abzugeben.

Gleichstellung: Die Gutachter*innen stellen die universitätsweite Gleichstellungsstrategie positiv heraus, entlang der die Personalrekrutierung für die Medizinische Fakultät ausgerichtet ist. Die Bewertungsgruppe begrüßt in diesem Zusammenhang das angestrebte Ziel der Erhöhung des Frauenanteils unter den nicht-klinischen Professuren. Ebenso wird begrüßt, dass über die Definition von Zielvereinbarungen im Rahmen der Kooperationsgespräche eine Erhöhung des Frauenanteils auch unter den klinischen Professuren angestrebt wird.

Translation und Transfer: Die Bewertungsgruppe nimmt den umfassenden Begriff von translationaler Medizinforschung – also die schnelle und effiziente Umsetzung präklinischer Forschungsergebnisse in die klinische Entwicklung und Krankenversorgung –  positiv zur Kenntnis. Sie begrüßt die Planung von Forschungsflächen für Translationprojekte im Bauprogramm der Medizinischen Fakultät im Rahmen des zu gründenden Bielefeld Center for Translational Medicine.
 

Quelle: 191028_PM_Universitaet_Bielefeld

Der Wissenschaftsrat: Homepage
Pressemitteilung des WR: 191028_PM_Wissenschaftsrat
Pressemitteilung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft NRW: 191028_PM_MKW_NRW

Im Gespräch mit Claudia Middenhoff

Pflege-Diskussion: Vertreter aus dem Gesundheitswesen sprachen mit Claudia Middendorf über ihre Erfahrungen. Betroffene sind nach einem Krankenhausaufenthalt oft hilflos.

Am Ende sind sich die Teilnehmer der Gesprächsrunde einig, worum es geht: den Menschen. Den Patienten, der auch nach einem Krankenhausaufenthalt ordentlich versorgt werden sollte. Doch nicht immer läuft das sogenannte Entlassmanagement reibungslos. Im Gegenteil. Die Gründedafür sind vielfältig, einer der wichtigsten: fehlende Kommunikation.

Angelika Gemkow, OWL-Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, hatte zum Sommergespräch mit Claudia Middendorf bei der PVM (Patienten-Versorgung Management) eingeladen. Mit der Behinderten- und Patientenbeauftragten NRW am Tisch saßen Vertreter aus dem Gesundheitswesen in Bielefeld. Ärzte, Vertreter des Ärztenetzes Bielefeld, Sozialdienst-Mitarbeiter, Pflegekräfte, Vertreter der Betriebskrankenkasse – kurzum Menschen, die mit der Versorgung von Patienten während und vor allem nach dem Krankenhausaufenthalt zu tun haben.

Die Anwesenden schilderten ihre Erfahrungen. Idealerweise fange Entlassmanagement bereits an, wenn der Patient im Krankenhaus aufgenommen wird, sagte Middendorf. Doch die Realität sieht oft anders aus, auch weil die Verantwortung für die weitere Versorgung an die Krankenhäuser weitergegeben werde, sagt etwa Daniela König vom Sozialdienst im Klinikum Bielefeld. Doch darin sieht sie Schwierigkeiten. Man kann, wenn man den Patienten versorgen will, nicht die Verantwortung allein auf einzelne legen.“ Es gebe viele Stellen und Personen, die involviert sind und die von Informationen abhängig sind – auch Angehörige.

Gerade wegen der Vielzahl der Akteure sei Kommunikation untereinander so wichtig. Was braucht der Patient im Einzelfall an Betreuung? Kann er zu Hause betreut werden oder braucht er doch stationäre Pflege oder Kurzzeitpflege? Häufig scheitert es schon dabei, den Transport nach Hause zu organisieren. „Viele Patienten sind hilflos“, bringt sie es auf den Punkt. Bei der Kommunikation könnte die Digitalisierung weiterhelfen.

„Das Gesundheitssystem ist ineffizient“, sagt Angelika Gemkow. Es müssten Strukturen geschaffen werden, die einfach nutzbar und einen guten Überblick über vorhandene Patienteninfos und Angebote bieten. Das spare Zeit. Zeit, die angesichts des Fachkräftemangels nicht übermäßig vorhanden ist, um sich mit bürokratischen Hürden auseinandersetzen zu müssen – von fehlenden Kapazitäten in Pflegeeinrichtungen ganz zu schweigen.

Gemkow will das Entlassmanagement sowohl in Bielefeld als auch auf Landesebene voranbringen. Und hier hat Middendorf in Bielefeld wertvolle Denkanstöße bekommen. Gemkow: „Auch im Rathaus müssen Lösungen gefunden werden. Man darf die Patienten nicht alleine lassen.“

Quelle: 191014_PVM_Im Gespräch mit Claudia Middenhoff

CirConomyOWL

Circular Economy stärkt den Produktionsstandort Ostwestfalen-Lippe: Gemeinschaftsprojekt der OWL-Netzwerke wird nun durch Zuwendungen des Landes NRW finanziell gefördert

Plastik im Meer, knappe Bauschuttdeponieräume, teure seltene Erden, die zu 99 % im Abfall verloren sind – damit wollen sich regionale Unternehmen, vom Maschinenbau über Energietechnik, Bauwirtschaft, Lebensmittel bis zur Gesundheitswirtschaft, in Zukunft nicht mehr abfinden. Vielmehr ist ein zukunftsfester Produktions- und Wirtschaftsstandort ohne Schrott und Abfall die Vision für Ostwestfalen-Lippe. Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl übergab dem Projektkonsortium „CirConomyOWL“ heute nun den Zuwendungsbescheid des Landes NRW über die finanzielle Förderung in den nächsten drei Jahren.

Die fünf Innovationsnetzwerke OWL sind mit ihren zusammen 600 Unternehmensmitgliedern bereits dabei, gemeinsam eine regionale Handlungskompetenz aufzubauen, um Produkte so zu gestalten, dass alle Komponenten nach ihrem Gebrauch wieder in einen neuen Wertschöpfungsprozess eingehen können und somit nichts produziert werden muss, was als Müll endet. Neben den Netzwerken gehören der VDI OWL (3.600 Mitglieder) und die Fachhochschule Bielefeld mit ihrem speziellen Studien-Modul Circular Economy zu den Initiatoren. Weitere 60 Unternehmen, Hochschulen, Initiativen und Institutionen haben sich bereits im Vorfeld zur konkreten Mitarbeit verpflichtet.

Klaus Meyer, Sprecher des Netzwerkes CirConomyOWL, freut sich, dass die Aktivitäten nun durch das Land Nordrhein-Westfalen unter Einsatz von Mitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziell gestützt werden: „Mit dem Zuschlag der Jury im Regio.NRW-Wettbewerb für CirConomyOWL positioniert sich die Region als Hotspot für kluge und zukunftsfeste Wertschöpfung bei Produkten und Prozessen.“

Auch die OWL-Gremien haben sich dafür ausgesprochen, das Thema Circular Economy weiter nach vorne zu bringen. So ist es im aktuellen regionalen Entwicklungskonzept OWL als strategisches Ziel benannt.

Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl: „Die Verlagerung hin zu einer effektiven Kreislaufwirtschaft ist eine immer dringendere Aufgabe für Dienstleistung, Industrie und Handwerk. Je stärker sich die heimischen Unternehmen vom Ressourcenverbrauch abnabeln, desto größer wird ihr langfristiger Vorteil im nationalen und internationalen Wettbewerb sein. Die Region Ostwestfalen-Lippe bietet mit ihren innovationsfreudigen Unternehmen und ihren Digitalisierungsprojekten beste Voraussetzungen dafür. Die öffentliche Förderung des Projektes CirConomyOWL ist daher eine wirkungsvolle Investition in einen aussichtsvollen Ansatz, diesen Wechsel auf den Weg zu bringen.“

Klaus Meyer ergänzt: „Vor dem Hintergrund knapper Rohstoffe werden die Produktionsunternehmen in Zukunft immer mehr Stoffe, Komponenten und ganze Baugruppen für den endlosen Einsatz in immer neuen Maschinengenerationen konzipieren müssen. Dafür müssen weitreichende Vernetzungen zwischen Kunden, Entwicklung, Produktion, Handel und Service ausgebaut werden. Diese Aufgabe ist nicht von einem Unternehmen allein zu lösen. Die OWL-Netzwerke ermöglichen die branchenübergreifende Zusammenarbeit. Mit der erfreulichen Unterstützung dieser Pionierarbeit über die nächsten drei Jahre durch das Land NRW können wir den Produktionsstandort OWL zur Speerspitze für diese neuen internationalen Marktanforderungen entwickeln.“

Mit CirConomyOWL realisieren die etablierten 5 Innovationsnetzwerke der Region Ostwestfalen-Lippe – Energie Impuls OWL, InnoZent OWL, Food Processing Initiative FPI, OWL Maschinenbau und ZIG Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft – zusammen mit dem VDI OWL und der FH Bielefeld ein Kompetenznetzwerk zur Umsetzung des Regionalen Handlungskonzeptes Ostwestfalen-Lippe für einen zukunftsfesten Produktionsstandort.

Medizinische Fakultät OWL: Kooperationsvertrag mit drei Krankenhäusern unterzeichnet

Kooperationsvertrag Medizinische Fakultät OWL

Rektor Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer hat heute für die Universität Bielefeld den Kooperationsvertrag mit dem Evangelischen Klinikum Bethel, dem Klinikum Bielefeld und dem Klinikum Lippe zum Aufbau und Betrieb des Universitätsklinikums Ostwestfalen-Lippe (OWL) unterschrieben. In diesem Vertrag sind die Grundsätze der Zusammenarbeit im Bereich der klinischen Forschung und Lehre geregelt. An der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages nahmen für die Landesregierung Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft, und Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, teil. Nach der Unterzeichnung eröffneten beide gemeinsam mit Sabine Kubitza, Geschäftsführerin der Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen mbH (BGW), Kanzler Stephan Becker und Bielefelds Oberbürgermeister Pit Clausen das Innovationszentrum Campus Bielefeld (ICB), in dem die Medizinische Fakultät ihren Betrieb startet.

Die Errichtung der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld ist eine der zentralen Maßnahmen der Landesregierung, um den Hochschulmedizinstandort Nordrhein-Westfalen zu stärken und die Zahl der ausgebildeten Medizinerinnen und Mediziner zu erhöhen. Der Studienbetrieb soll im Wintersemester 2021/2022 aufgenommen werden. Im Endausbau (ab 2025) sollen dann bis zu 300 Studierende pro Jahr ihr Studium beginnen können. Ziel ist es dabei auch, dem Mangel an allgemeinmedizinischer Versorgung – insbesondere auf dem Land – zu begegnen.

Eine wichtige Säule des Medizinstudiums ist die klinische Ausbildung im Krankenhaus. Ein eigenes Universitätskrankenhaus wird die Universität Bielefeld nicht betreiben. Sie wird stattdessen mit verschiedenen Krankenhausträgern der Region kooperieren, die gemeinsam das „Universitätsklinikum OWL der Universität Bielefeld“ bilden werden. Am 14. Juni 2018 startete das Verfahren zur Identifizierung von drei Kooperationspartnern, in dessen Rahmen die Universität Bielefeld auch die Gespräche über den nun unterzeichneten Kooperationsvertrag führte. Im Auswahlranking belegten das Evangelische Klinikum Bethel, das Klinikum Bielefeld und das Klinikum Lippe die Plätze 1 bis 3.

Der Vertrag legt u.a. Aufgaben, Rechte und Pflichten der Zusammenarbeit fest und regelt das Zusammenwirken bei Ausschreibung und Berufung der klinischen Professuren, die gleichzeitig Chefärztinnen und Chefärzte an den Krankenhäusern sein werden. Auch die Arbeit der Gremien und Fragen wie die Verwendung des Logos werden thematisiert.

Durch diesen Vertragsschluss wird noch keine Entscheidung getroffen, in welchem konkreten Umfang die ausgewählten Krankenhausträger mit Aufgaben der Forschung und Lehre befasst sein werden. Zum Beispiel die Frage, welche Fachkliniken/Fachabteilungen des jeweiligen Trägers im Rahmen des „Universitätsklinikums OWL der Universität Bielefeld“ klinisch ausbilden und forschen werden, wird erst nach Abschluss der bereits begonnenen Gespräche in Einzelverträgen zwischen der Universität und dem jeweiligen Krankenhausträger geregelt werden. Es sollen nach Vertragsabschluss weitere Kooperationspartner hinzukommen, für die der grundsätzliche Kooperationsvertrag dann auch Gültigkeit hat.

Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld startet im ersten Gebäude

Nach intensiver Planung und dreijähriger Bauzeit ist das Innovationszentrum Campus Bielefeld (ICB) der Bielefelder Gesellschaft für Wohnen und Immobiliendienstleistungen mbH fertiggestellt. Die Universität Bielefeld hat das Gebäude zum überwiegenden Teil angemietet. Hier hat die in Gründung befindliche Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld ihre Arbeit aufgenommen. In einem kleineren Teil des Gebäudes sind Start-ups eingezogen. Das Gebäude bietet ideale Bedingungen für einen erfolgreichen Start der medizinischen Forschung und Lehre in Ostwestfalen-Lippe. Entscheidend: Es ist mit den notwendigen Laborflächen ausgerüstet. Das ICB ist der räumliche Ausgangspunkt für die bauliche Entwicklung der neuen Fakultät: Entlang der Straßen Morgenbreede und Konsequenz (westlich des Universitätshauptgebäudes) sollen – so die Planungen – mehrere Gebäude entstehen, die das schnelle Wachstum der Fakultät und den Studienstart im Wintersemester 2021/2022 ermöglichen werden. Grundlage für diese Planungen ist eine Machbarkeitsstudie. An der Morgenbreede/Konsequenz lassen sich die benötigten Flächen schaffen – verteilt auf mehrere Einzelgebäude mit unterschiedlichen Funktionen, bei gleichzeitiger räumlicher Nähe zueinander.

Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales: „Wir sehen heute ganz deutlich: Der Aufbau der Medizinischen Fakultät OWL geht sichtbar voran. Das ist gut. Erst im Oktober 2018 haben wir uns hier vor Ort gemeinsam über die geplanten Meilensteine informiert. Seitdem befindet sich die Fakultät offiziell „in Gründung“ und geht konsequent ihren Weg. Dafür möchte ich allen Beteiligten – gerade auch hier vor Ort – danken. Denn wir müssen die Zahl der Medizinstudierenden in unserem Land dringend erhöhen. Gerade in den ländlichen Regionen haben wir schon heute einen deutlichen Medizinermangel – insbesondere bei den Hausärzten. Hier ist viel zu lange nur geredet, aber nicht gehandelt worden. Es ist längst überfällig, dass wir die Medizinische Fakultät OWL bekommen. Experten sprechen vom sogenannten `Klebeeffekt‘: Dort, wo die Menschen studieren, lassen sie sich oftmals auch in der Umgebung nieder. Darum ist für mich klar: Die Fakultät muss und wird eine Fakultät für ganz OWL sein.

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft: „Mit der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags nimmt die Medizinische Fakultät Ostwestfalen-Lippe weiter Form an. Ich danke der Universität Bielefeld für die bisherige hervorragende Arbeit beim Aufbau der Fakultät. Nachdem bisher das – wie ich finde sehr gelungene – inhaltliche Konzept im Mittelpunkt stand, wird die neue Fakultät mit dem heutigen Tag erstmals baulich sichtbar. Das ICB-Gebäude bietet der Universitätsmedizin in Bielefeld in ihrer Aufbauphase eine hervorragende räumliche Umgebung. Durch die unmittelbare Nähe zum Hauptgebäude wird das ICB sowohl die Basis für die weiteren Gebäude der Fakultät bilden, als auch die Integration in die gesamte Universität erleichtern.”

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld: „Wir haben heute einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Universitätsmedizin in Ostwestfalen-Lippe erreicht: Der Vertrag bildet das Fundament der Zusammenarbeit. Ich danke allen Beteiligten – den Ministerien, den Kliniken und den Fakultätsbeschäftigten, dass sie das möglich gemacht haben.

Professorin Dr. Claudia Hornberg, Dekanin der Medizinischen Fakultät: „Mit dem Kooperationsvertrag ist die Ausbildung nach ärztlicher Approbationsordnung in allen Studienphasen sichergestellt. Wir verfolgen weiter unser Ziel, eine Universitätsmedizin mit starker Forschungsleistung zu etablieren.“

Dr. Rainer Norden, Aufsichtsratsvorsitzender Ev. Klinikum Bethel: „In der Zusammenarbeit von drei Kooperationspartnern in der Medizinischen Fakultät wird die gesamte Expertise aller Partner in Lippe und Bielefeld eingebracht. Natürlich gibt es bereits jetzt schon kooperative Forschungsprojekte, doch mit dem Bindeglied und Motor der neuen Fakultät können weitere Potentiale erschlossen werden. So sind bereits im Vorfeld der Gründung neue Partnerschaften u.a. mit den naturwissenschaftlich orientierten Fakultäten der Universität entstanden und befinden sich weiter im Aufbau.

Michael Ackermann, Geschäftsführer Klinikum Bielefeld: „Wir freuen uns, dass wir nun, beginnend mit diesen 3 großen Krankenhausträgern, das Medizinstudium in OWL in Kürze realisieren und anbieten können. Wir werden den Studierenden ein qualitativ hochwertiges, fundiertes Studium präsentieren mit sehr frühem Bezug zur praktischen Patientenversorgung in unseren Krankenhäusern.

Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer Klinikum Lippe: „Für die ärztliche wie medizinische Versorgung der Region ist das mit Sicherheit herausragend und zukunftsweisend, erhoffen wir uns doch unter anderem auch einen Klebeeffekt hinsichtlich der Akquise junger Ärztinnen und Ärzte. Krankenversorgung muss das Kondensat und der Kristallisationspunkt auch von Forschung und Lehre sein.“

Wie geht es unter den Vertragsparteien weiter?

Der personelle Aufbau des UK OWL ist ein mehrjähriger Prozess, der jetzt seinen Anfang nimmt. Für den Aufbau der Fakultät werden kurzfristig erste klinische Professorinnen und Professoren benötigt. In den vergangenen Wochen wurden Personen identifiziert, die aufgrund ihrer Forschungsstärke ein universitätsübliches Berufungsverfahren (mit externen Gutachter*innen) erfolgreich durchlaufen können. Mit diesen Personen und den entsprechenden Kliniken laufen aktuell Gespräche. Die Professuren sollen zunächst befristet werden, da die zukünftigen universitären Fachkliniken voraussichtlich erst im Herbst 2020 verbindlich fixiert werden. Die Universität plant, die Professuren erst dann zu verdauern. Mit diesen Professuren wird auch nur ein kleiner Teil des Gesamtbedarfs abgedeckt. In einem im Herbst 2019 startenden umfassenden Gesprächsprozess werden weitere Fachkliniken bzw. Professuren der drei Träger identifiziert, die für die klinische Ausbildung benötigt werden.

Die 3 Kliniken in Kürze

  • Evangelisches Klinikum Bethel: Das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB) ist ein Haus der Maximalversorgung und gehört zu den 10 größten Krankenhäusern in Nordrhein Westfalen. Gesellschafter des Klinikums sind die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, die zu den großen diakonischen Einrichtungen Europas zählen. Das Krankenhaus Mara mit den Epilepsiekliniken und dem Zentrum für Behindertenmedizin ist eine Schwestergesellschaft des EvKB. Beide Häuser führen gemeinsam 1.755 Betten und beschäftigen über 4.600 Mitarbeitende in 27 chefarztgeführten Kliniken und Instituten, drei Belegabteilungen sowie zahlreichen ambulanten Einrichtungen im gesamten Stadtgebiet Bielefelds. Jährlich werden in beiden Häusern gemeinsam rund 170.000 Patientinnen und Patienten ambulant und stationär behandelt. Besondere Schwerpunkte sind: Epileptologie, Neurochirurgie mit Epilepsie-Chirurgie, Neurologie, Psychiatrie, die fachübergreifende Unfallversorgung im überregionalen Traumazentrum, die Notfall- und Intensivmedizin, die Kinder- und Jugendmedizin mit dem Perinatalzentrum (Level I) sowie die interdisziplinäre Krebstherapie im Tumorzentrum.
  • Klinikum Bielefeld: Unter dem Leitspruch „Unsere Kompetenz für Ihre Gesundheit“ steht das Klinikum Bielefeld für patientenorientierte und moderne Hochleistungsmedizin. An den drei Standorten Klinikum Bielefeld Mitte, Klinikum Bielefeld Rosenhöhe und Klinikum Halle/ Westfalen sichern über 2.700 qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 365 Tagen pro Jahr und 24 Stunden am Tag die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Das Klinikum besteht aus über 30 Fachkliniken (Regelversorgung und spezialisierte Fachkliniken) sowie diversen Abteilungen und interdisziplinären Einrichtungen. Das Spektrum der medizinischen Fachabteilungen wird unter anderem durch das Interdisziplinäre Brustzentrum, die Abteilung für Alterstraumatologie und das Ambulante Operationszentrum ergänzt. Pro Jahr werden in den Fachkliniken und Instituten des Klinikums mehr als 50.000 stationäre und über 90.000 ambulante Patientinnen und Patienten behandelt. Insgesamt verfügt das Klinikum über mehr als 1.100 Betten.
  • Klinikum Lippe: Das Klinikum Lippe ist Träger der beiden Schwerpunktkrankenhäuser Detmold und Lemgo sowie einer Kinder- und Jugendpsychiatrie und des Ambulanten Gesundheitszentrums am Standort Bad Salzuflen. Mit insgesamt 1.198 Betten in ca. 30 Kliniken und Kompetenzzentren arbeiten über 2.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgung in der Region leisten. Als eines der größten und vielseitigsten kommunalen Krankenhausunternehmen der Bundesrepublik behandeln wir jährlich rund 50.000 stationäre und ca. 100.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Tendenz weiter steigend. Alleiniger Gesellschafter der Klinikum Lippe GmbH ist der Kreis Lippe.
    Als Haus der Maximalversorgung bietet das Klinikum Hochleistungsmedizin auf universitärem Niveau – mit qualifizierten Spezialistinnen und Spezialisten und einer modernen medizinischen Ausstattung und deckt dabei nahezu alle medizinischen Fachdisziplinen ab. In den medizinischen Zentren bündeln sich medizinische und therapeutische Kompetenz über Fachgrenzen hinaus – und ermöglichen eine abgestimmte interdisziplinäre Zusammenarbeit für die optimale Behandlung der Patientinnen und Patienten.


Quelle: Pressemitteilung der Universität Bielefeld (17.07.2019)


Presseberichte:
Neue Westfälische Online (17.07.2019)
Westfalen-Blatt Online (17.07.2019)
Lippische Landeszeitung Online (17.07.2019)

Auftaktveranstaltung „Gute Pflege OWL“ in der Neuen Schmiede

Gute Pflege OWL

"Pflege geht uns alle an"

Tagesthema: Eine Initiative will ein Netzwerk für die Region schaffen. Staatssekretär Westerfellhaus spricht über die Möglichkeiten

Bielefeld. Nur wenige junge Menschen lassen sich für eine Ausbildung in einem Pflegeberuf begeistern. Doch das will die Initiative „Gute Pflege OWL“ ändern. Sie will ein Netzwerk bilden zwischen den unterschiedlichen Akteuren der Region und so auf die Herausforderungen des Pflegenotstands reagieren. Für die Auftaktveranstaltung hat sich die Initiative prominente Unterstützung geholt: Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, hat über Ideen und Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegeberufe gesprochen.

Zu wenig Sicherheit, zu wenig Planung, zu wenig Freizeit und Erholung — „der Fachkräftemangel liegt nicht im Beruf selbst“, betont Andreas Westerfellhaus, sondern in den Rahmenbedingungen.
„48 Prozent der Berufsaussteiger würden laut einer Studie zurückkommen, wenn die Rahmenbedingungen sich ändern.” Die Frage sei nun, wie Pflegefachkräfte im Job gehalten oder auch zurückgeholt werden können. Genauso gehöre aber auch dazu, wie die Ausbildung attraktiver gestaltet werden kann. Die unfreiwillige Teilzeitarbeit vieler Fachkräfte oder auch die einheitliche Berufsanerkennung von Zuwanderern sieht er als weitere Herausforderungen. Auch hier müsse und werde sich etwas tun.

Ein weiterer Punkt: verbesserte Arbeitsbedingungen. Arbeitsprozesse müssen angepasst, die Digitalisierung zur Entlastung genutzt und Kinderbetreuung unterstützt werden. Aber auch flexible Arbeitszeitmodelle gehören dazu, wie auch andere Einkommens- und Karrieremöglichkeiten. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg sei die generalistische Pflegeausbildung ab dem kommenden Jahr, die die drei bisherigen Pflegeberufe zusammenführt. Außerdem brauche es flächendeckend faire Löhne.

Durch das neue Pflegeberufegesetz soll eigenständiges und eigenverantwortliches Arbeiten gestärkt werden – zum Wohle des Patienten. Denn: „Der Bereich der Pflege geht uns alle an“, sagt der Staatssekretär. „Die Herausforderung besteht darin, dass es immer mehr Menschen mit Hilfebedarf gibt, aber schon heute Fachkräfte fehlen und nur wenige junge Menschen in die Pflege gehen”, erklärt die Bielefelderin Angelika Gemkow, ehemalige Landesbehindertenbeauftragtein NRW und Pflegebotschafterin der Initiative, „Daran wollen wir gemeinsam arbeiten.” Das Berufsfeld sei spannend und abwechslungsreich, doch genau das werde nicht immer auch nach außen transportiert.

Doch was kann die Initiative konkret in der Region tun? „Wir stellen uns vor, dass eine Bewegung entsteht”, sagt Uwe Borchers, ebenfalls Pflegebotschafter, sowie Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL. Um mehr Auszubildende zu finden, „müssen wir Lehrer und Berufsberater über Chancen und Möglichkeiten indem Berufsfeld informieren“, erklärt Angelika Gemkow. Denn sie sprechen die potenziellen zukünftigen Fachkräfte an, und könnten junge Menschen für den Beruf begeistern.

Faraj Remmo sitzt im Rollstuhl. Er findet es wichtig, dass auch Betroffene in die Verbesserung der Pflege einbezogen werden. Das sei ebenfalls über ein solches Netzwerk wie „Gute Pflege OWL” möglich, weiß Westerfellhaus. Auch Dietmar Mantel, Geschäftsführer der Kolping-Bildungszentren OWL, weiß, wie komplex das Thema ist: „Es gibt viele Akteure, und sie alle müssen an einem Strang ziehen.“

Quelle: Neue Westfälische (30.04.19)

Weiterer Presseartikel zur Guten Pflege OWL: Neue Westfälische (04.04.2019)

Zur Zukunft der Medizinbranche

Bad Oeynhausen. Launig und eindringlich referierte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Donnerstagabend über die Gesundheitsversorgung der Zukunft. Seine Hauptthemen: Fachkräftemangel und Ausbildung. „Das Personalproblem kann man nur durch Ausbildung lösen. Und nicht dadurch, dass man Ärzte und Pflegepersonal aus dem Ausland holt“, fand der Minister vor den 180 geladenen Gästen im Oeynhausen-Saal deutliche Worte.

Zu der Veranstaltung im Kaiserpalais hatte das Freiberuflercenter der Volksbank Bad Oeynhausen-Herford geladen. „Eigentlich sollte Minister Laumann schon vor zwei Jahren bei uns sprechen, doch damals musste er kurzfristig absagen“, sagt Volksbank-Vorstandssprecher Andreas Kämmerling bei der Begrüßung des Fachpublikums – bestehend aus Ärzten und Apothekern.

Laumann spannte den Bogen von der guten wirtschaftlichen Lage, dem Kampf der Branchen um den Nachwuchs, dem Hausärztemangel, dem Fachkräftemangel in den Krankenhäusern, der Anzahl und Ausstattung von Pflegeschulen bis hin zu seiner Vorstellung von einer Krankenhausstrukturreform.

„In NRW hören jährlich 450 Hausärzte auf und nur jeder zehnte Medizinstudent wird Hausarzt. Keine Region ist vom Ärztemangel so bedroht wie OWL“, machte Laumann deutlich. Und das, obwohl die Region zu den wirtschaftlich stärksten in NRW gehöre. Im Wettbewerb um die guten Kräfte konkurriere der Gesundheitssektor mit allen anderen Branchen. Um mitzuhalten „muss die Gesundheitsbranche attraktiv sein“, so der Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

In NRW gebe es 2.000 Medizinstudienplätze, „wir brauchen aber mehr“, fordert Laumann. Mit 80 zusätzlichen Plätzen an der Universität Witten-Herdecke und der Medizin-Fakultät in Bielefeld, die 2022 mit 300 Studienplätzen an den Start geht, sei ein Anfang gemacht. „Das ist auch finanziell eine gewaltige Kraftanstrengung“, so Laumann, „ein Studienplatz an einer Universitätsklinik kostet 250.000 Euro.“ Erste Früchte trüge auch die Landarztquote: 170 Studenten in NRW hätten sich verpflichtet, nach ihrer Ausbildung mindestens zehn Jahre als Hausarzt zu arbeiten.

Als Erfolgsmodell wertete Karl-Josef Laumann auch die Medizinerausbildung an den Mühlenkreiskliniken: „Solange ich was zu sagen habe, wird das Mindener Modell auch geachtet.“

Verbessert stelle sich die Situation in der Altenpflege dar, hier habe sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Auszubildenden verdoppelt. „Allerdings reicht das kaum, um den Personalschlüssel in den Einrichtungen zu halten“, sagt Laumann. Denn jedes Jahr würden allein in NRW 3.000 Menschen zusätzlich pflegebedürftig.

Harsche Kritik übte Laumann am bürokratischen Tauziehen zwischen den Bundesländern, etwa bei der Anerkennung von Schulabschlüssen und Fachweiterbildungen. „Es kann nicht sein, dass ein OP-Pfleger aus Baden-Württemberg in NRW von Behörde zu Behörde laufen muss, um seine Weiterbildung anerkennen zu lassen und dann auch noch 200 Euro Gebühren zahlen muss“, sagte Laumann. „Ebenso geht es nicht, dass ein Österreicher erst zu einem Sprachtest muss“, wetterte Laumann. „Wir brauchen eine Willkommenskultur – auch in unseren Behörden.“

Von elementarer Bedeutung für die Gesundheitsversorgung der Zukunft sei eine moderne Krankenhausstruktur. „Wir haben seit Jahrzehnten keine Krankenhausplanung mehr“, so der Minister. Der Weg in eine moderne Medizin funktioniere nicht ohne Spezialisierung in Zentren. Als Beispiel führte er das HDZ an, das biete Spitzenmedizin für ganz NRW. „Ich will diese Zentren. Krankenhäuser in einer Region müssen sich absprechen: Wer macht was?“

Quelle: Neue Westfälische (17.03.19)

Alle Möglichkeiten nutzen

Plötzlich pflegebedürftig

Cornelia Woge und Stefan Hellweg weisen durch den Pflege-Dschungel

Steinhagen. Wird jemand pflegebedürftig oder muss einen Angehörigen pflegen, gibt es viele Möglichkeiten der Unterstützung. Welche das sind und wie man sie nutzen kann, erklärten jetzt Cornelia Woge und Stefan Hellweg.

Tagespflege, Kurzzeitpflege, Pflegegrade, Entlastungsleistungen…Das Thema ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln, und oft tritt ein Pflegefall völlig unvorbereitet ein, etwa nach einem Schlaganfall. Cornelia Woge, Pflegedienstleiterin bei der Diakonie, und Stefan Hellweg, Pflegeberater bei der Gemeinde, gaben am Montagabend in ihrem Vortrag „Plötzlich pflegebedürftig – was  tun, und wer hilft weiter?“ einen Überblick und beantworteten Fragen. Wie wichtig solche Informationsabende sind, zeigt die große Resonanz: Fast 90 Besucher aller Generationen füllten den Ratssaal.

Zwei Dinge betonen die beiden Fachleute immer wieder: „Wenn Sie oder Ihr Angehöriger pflegebedürftig werden, dann sollten Sie sich das auch eingestehen. Nutzen Sie Hilfeleistungen, sie stehen Ihnen zu!“, appelliert Stefan Hellweg. Und: „Haben Sie keine Angst vor dem Papierkram! Wir helfen Ihnen, Sie haben in Steinhagen ein Netzwerk an Profis“, sagt Cornelia Woge. Die Referenten wollen Pflegende dazu ermutigen, monatliches Pflegegeld zu beantragen, Sachleistungen wie hauswirtschaftliche Hilfe, auch eine Tagespflege oder stationäre Kurzzeitpflege zu nutzen: „Das hat nichts mit Abschieben zu tun“. sagt Cornelia Woge. „Achten Sie als Pflegender immer auch auf sich selbst! Denn klappen Sie eines Tages zusammen, haben wir den worst case: zwei Pflegebedürftige. An sich selbst zu denken, das muss man erst einmal lernen.“

Stefan Hellweg nennt außerdem die Hilfe durch die Wohnberatung, nennt KfW-Zuschüsse für Umbaumaßnahmen zuhause, darunter Handläufe und barrierefreie Bäder.

Quelle: Westfalen-Blatt vom 13.03.2019

Dokumentation OWL 4.0: Ergebnisse aus der Projektwerkstatt Gesundheit

Die Digitalisierung bietet vielfältige Möglichkeiten, um Lösungen für diese gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden. Unter dem Motto „Wir gestalten unser MORGEN“ hat sich die OWL GmbH 2016 in OstWestfalenLippe mit dem Handlungskonzept OWL 4.0 auf den Weg gemacht, um die Potenziale der digitalen Transformation für Wirtschaft und Gesellschaft zu erschließen.

In zehn Projekten haben 150 Partner aus Brancheninitiativen, Hochschulen, wirtschaftsnahen Organisationen, Unternehmen sowie weitere Partner konkrete Lösungen, Unterstützungsangebote und Handlungsempfehlungen entwickelt. Nach drei Jahren Arbeit liegt eine positive Zwischenbilanz vor. Ergebnisse und Wirkungen werden in einer Ergebnis-Broschüre vorgestellt.

Ein Schwerpunkt dabei lag im Gesundheitsbereich mit dem Aufbau und Betrieb der Projektwerkstatt Gesundheit 4.0. Unter Federführung des ZIG bietet die Projektwerkstatt Gesundheit 4.0 mit den Partnern aus Hochschulen und Wirtschaft eine regionale Plattform zur Entwicklung und Erprobung digitaler Lösungen. Erfolgreiche Beispiele aus der Projektwerkstatt: Smart Home für mehr Patientensicherheit im Pflegeheim, intelligente Orthesen und Prothesen in der Rehabilitation, Logistik 4.0 im Krankenhaus, digitale Online-Therapie, der autonome Rollstuhl oder die Smartphone App weCare zur Früherkennung von Morbus Parkinson. Darüber hinaus werden in fünf sog. Schaufenstern digitale Lösungen auch für BesucherInnen präsentiert. Für das Pflegebett mit SmartCareControl zur intelligenten Steuerung gab es 2017 den Innovationspreis Marktvisionen OWL. Mit Assistenzrobotik und weiteren digitalen Lösungen präsentiert die Projektwerkstatt Gesundheit 4.0 auch bei nationalen Fachkongressen Innovationen aus der Gesundheitswirtschaft OWL.

Download: OWL 4.0 / Ergebnisdokumentation​​​​​​​

Neuer Direktor am Klinikum Bielefeld

Bielefeld. Diplom-Kaufmann Maik Büscher wird zum 1. Juni neuer Kaufmännischer Direktor des Klinikums Bielefeld. Er folgt auf Ulrich Falk, der diese Position seit 2014 inne hatte. Falk verlässt das Klinikum Bielefeld, um neue Aufgaben nahe seines Wohnortes zu übernehmen. Büscher ist derzeit Leiter Konzerncontrolling und Unternehmensentwicklung der Paracelsus-Kliniken Osnabrück. „Wir freuen uns, dass wir in Maik Büscher einen erfahrenen Krankenhausfachmann für den Wechsel ans Klinikum gewinnen konnten“, sagt Michael Ackermann, Geschäftsführer des Klinikums Bielefeld. Büscher wird als stellvertretender Geschäftsführer Prokura erhalten und Mitglied der Betriebsleitung des Klinikums, die aus dem Geschäftsführer des Klinikums Michael Ackermann, dem Ärztlichen Direktor Wolfgang Schmidt-Barzynski, dem Justiziar Bernd Henkemeier und der Direktorin für Pflege- und klinisches Prozessmanagement Christiane Höbig besteht. Büscher studierte „Betriebswirtschaft in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ sowie „Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen“.

Quelle: Neue Westfälische (28.02.19)

SVR Gesundheit: Prof. Dr. Wolfgang Greiner zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat heute den Mitgliedern des neu berufenen Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR) in einer feierlichen Zeremonie die Ernennungsurkunden überreicht.

Im Anschluss an den Minister-Termin wählte der Rat auf seiner konstituierenden Sitzung aus seinen Reihen erneut den Allgemeinmediziner Prof. Dr. Ferdinand Gerlach (Universität Frankfurt) zum Vorsitzenden und erstmalig den Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Wolfgang Greiner (Universität Bielefeld) zum stellvertretenden Vorsitzenden. Die weiteren Mitglieder des neuen Sachverständigenrats sind die Ökonomin Prof. Dr. Beate Jochimsen (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin), der Onkologe Prof. Dr. Christof von Kalle (Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg), die Pflegewissenschaftlerin Prof. Dr. Gabriele Meyer (Universität Halle), der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jonas Schreyögg (Universität Hamburg) und die Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann (Universität Witten-Herdecke).

Der gesetzliche Auftrag des Sachverständigenrats ist es, die Entwicklung der gesundheitlichen Versorgung und ihre medizinischen und wirtschaftlichen Auswirkungen zu analysieren sowie Vorschläge für den Abbau von Über-, Unter- und Fehlversorgung auszuarbeiten. In seinem nächsten Gutachten will der Rat die spannenden Chancen und absehbaren Risiken der wachsenden Digitalisierung des Gesundheitswesens untersuchen und sich mit geeigneten Rahmenbedingungen für eine evidenzbasierte digitale Gesundheitsversorgung auseinandersetzen.

Der Sachverständigenrat ist für den Zeitraum vom 1. Februar 2019 bis 31. Januar 2023 berufen worden. Nähere Informationen zum SVR finden Sie unter www.svr-gesundheit.de.

Quelle: Pressemitteilung des Sachverständigenrates Gesundheit (27.02.19)

Landarztquote: Bewerbungsverfahren startet

Kabinett verabschiedet Rechtsverordnung zum Landarztgesetz Nordrhein-Westfalen

Minister Karl-Josef Laumann hat die vom Kabinett verabschiedete Rechtsverordnung zum Landarztgesetz Nordrhein-Westfalen (LAG NRW) vorgestellt. Diese wird zeitnah mit der Veröffentlichung im Ministerialblatt in Kraft treten.

Mit der Rechtsverordnung wird die Grundlage für das Bewerbungs- und Auswahlverfahren für die sogenannte Landarztquote geschaffen. Damit können zum Wintersemester 2019/2020 planmäßig die ersten Studierenden im Rahmen der Landarztquote ihr Studium der Humanmedizin beginnen. Das LAG NRW war bereits im Dezember 2018 vom Landtag verabschiedet worden.

Minister Laumann erklärte: „Wir gehen mutig voran und setzen die Landarztquote als erstes Bundesland zügig in die Tat um. Ziel ist es, motivierte und qualifizierte Studierende zu finden, die in Zukunft als  Hausärztinnen und Hausärzte gerne in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen arbeiten.“ Mit der Landarztquote zähle künftig bei der Auswahl der Studierenden nicht mehr allein die Abiturnote, so Laumann. „Die Abiturnote alleine zeigt längst nicht, ob jemand ein guter Hausarzt sein wird oder nicht. Darum zählt bei der Landarztquote neben beruflichen Vorkenntnissen insbesondere das praktische Können in den Auswahlgesprächen. Denn: Patientenorientierung, Empathie und Sozialkompetenz sind wichtige Schlüsselfaktoren des ärztlichen Berufs. Sie sollen im Rahmen der Auswahlgespräche durch Simulationen und Interviews bewertet werden.“

Wesentliche Inhalte der Rechtsverordnung zur Landarztquote:

  • Für die Durchführung der Auswahlverfahren ist das Landeszentrum für Gesundheit (LZG) in Bochum zuständig.
  • Das Online-Bewerberportal ist vom 31. März bis zum 30. April 2019 für das Wintersemester 2019/2020 und vom 1. September bis zum 30. September 2019 für das Sommersemester 2020 geöffnet.
  • Bei der Antragstellung können Präferenzen für die acht Studienorte in Nordrhein-Westfalen angegeben werden, in denen ein Studium der Humanmedizin angeboten wird.
  • Das Bewerbungsverfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe wird die Abiturdurchschnittsnote mit 30 Prozent, der Test für Medizinische Studiengänge (TMS) mit 30 Prozent und eine Ausbildung bzw. berufliche oder praktische Tätigkeit mit 40 Prozent gewichtet. In der zweiten Stufe zählen die Leistungen in den Auswahlgesprächen.
  • Die Auswahlgespräche für das Wintersemester 2019/2020 finden im Juni und für das Sommersemester 2020 im Dezember statt.
  • Studierende im Rahmen der Landarztquote verpflichten sich vertraglich, nach Abschluss des Medizinstudiums und der einschlägigen fachärztlichen Weiterbildung für zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen in Nordrhein-Westfalen tätig zu werden.
  • Werden die vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllt, ist von dem Betroffenen eine Strafzahlung in Höhe von 250.000 Euro an das Land zu leisten.


Weitere Informationen: www.landarztgesetz.nrw 

Quelle: Pressemitteilung, MAGS NRW (19.02.2019)

Regio.NW: Gutachtergremium empfiehlt Projekte zur Förderung in OWL

Landesregierung und EU unterstützen innovative Projektideen zur regionalen Wirtschaftsförderung in Nordrhein-Westfalen mit mehr als 45 Millionen Euro.

Im Rahmen des Aufrufs „Regio.NRW – Innovation und Transfer“ hat ein Gutachtergremium 36 Projekte zur Förderung empfohlen. Ziel ist, mit neuen Kooperationen die innovativen Potentiale in den Regionen zu heben und die Standortqualität zu stärken. Der Förderaufruf richtete sich an kommunale und regionale Wirtschaftsförderungen, Kammern, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Wirtschafts- und Digitalminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Mit dem Projektaufruf Regio.NRW unterstützten wir die Standortentwicklung für Unternehmen in allen Teilen des Landes. Wir fördern nicht mit der Gießkanne, sondern knüpfen dabei an regionale Stärken und Kompetenzen an. Damit erreichen wir passgenaue Angebote für den Innovationsstandort Nordrhein-Westfalen.“

Die ausgewählten Projekte unterstützen kleine und mittlere Unternehmen bei der Digitalisierung, beim Transfer von den Hochschulen in die Unternehmen durch Scoutings oder stärken die Start-up-Kultur in ländlichen Regionen. Sie sollen mit rund 45 Millionen Euro von der EU und vom Land Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Die entsprechenden Anträge können jetzt bei den zuständigen Bezirksregierungen gestellt werden.

Der Projektaufruf „Regio.NRW – Innovation und Transfer“ wird mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Im Zeitraum bis 2020 stehen Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 1,2 Milliarden Euro EU-Mittel zur Verfügung, um Wachstum und Beschäftigung zu unterstützen.

Zu den Projekten, die zur Förderung empfohlen werden, zählt auch das Projekt „work & care“, das unter Federführung des ZIG initiiert wurde. Dabei geht es um die Entwicklung eines innovativen Unterstützungsmodells für pflegende Erwerbstätige.

Quelle: Pressemitteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (15.02.2019)

Hilfe im Alter und bei der Pflege

Hilfe im Alter und bei der Pflege

Paderborn. Wer als älterer Mensch alleine zu Hause lebt oder wer einen Angehörigen pflegt, fühlt sich mit seinen vielen Fragen häufig alleine gelassen. Das soll sich nun ändern. Der Kreis Paderborn will ihnen dabei helfen und hat ein neues Angebot ins Leben gerufen, das konkret und vor Ort helfen soll.

Für diese Aufgabe hat sich der Kreis mehrere Wohlfahrtsverbände mit ins Boot geholt, die zusammen mit der Pflegeberatung des Kreises kostenlose Sprechstunden in jeder Stadt und Gemeinde anbieten. Durch die Beratung im Zweier-Team – mit einem Pflege-Experten und einem Berater für ergänzende Angebote und Hilfen sowie ehrenamtliche Nachbarschaftshilfen – gibt es erstmals eine Anlaufstelle, an die sich ältere oder pflegebedürftige Menschen sowie Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen mit allen Anliegen wenden können.

„Selbst für Kenner des Systems ist es schwierig, den Überblick darüber zu behalten, welche Angebote es wo gibt und wer für die Kostenübernahme zuständig ist“, weiß Patrick Wilk von der Caritas Paderborn. Deshalb begrüßt er die neue Initiative des Kreises.

Zusammen mit der Caritas Büren, der Diakonie und der Arbeiterwohlfahrt ist die Caritas Paderborn Partner des Kreises im »Kooperationsverbund Alter und Pflege« (KoAP), der eigens für dieses neue Angebot gegründet wurde.

Die Wohlfahrtsverbände bieten an vielen Orten unterstützende Angebote wie Kurzzeitpflege, Hauswirtschaftshilfen oder Mahlzeitendienste an. Beim neuen Beratungsangebot informieren sie alle Ratsuchenden aber neutral und über die Grenzen der eigenen Verbände hinaus. »Vorher mussten die Bürger alle Anbieter und Verbände abtelefonieren, um einen Überblick über das Angebot vor Ort zu bekommen. Dazu kommen dann noch viele ehrenamtliche Initiativen und Zusammenschlüsse, die zusätzlich recherchiert werden mussten. Durch diese unübersichtliche Angebotslage sind bisher viele wichtige Hilfen nicht bei den Menschen angekommen«, verdeutlicht Margot Becker, Sozialplanerin im Sozialamt des Kreises Paderborn.

Ein weiterer großer Vorteil sei, dass die Sprechstunden des »KoAP« in jeder Stadt und Gemeinde an zentralen, barrierefreien Orten stattfinden. „Für Bewohner der dörflichen Bezirke ist Paderborn häufig zu weit weg“, weiß Stephanie Neumann vom Caritas-Verband Büren. Damit steige auch die Hemmschwelle, die dort bereits existierenden Angebote, wie die Pflegeberatung des Kreises, aufzusuchen.

Auch Nachbarkreise zeigen Interesse

Mit dem KoAP ist auch eine Anlaufstelle geschaffen worden, für Menschen, die sich gerne ehrenamtlich engagieren möchten, bisher aber nicht wussten, wo und wie. Nun können sie sich an die Anlaufstelle wenden und bekommen Möglichkeiten, den Menschen in ihrer Nachbarschaft zu helfen. Dass ein Kreis zusammen mit Wohlfahrtsverbänden einen Trägerverbund bildet, um Beratungsangebote für Pflege und das Leben im Alter flächendeckend anzubieten, ist bisher einzigartig. »Das Modell ist bereits auf großes Interesse in den Nachbarkreisen in OWL gestoßen«, freut sich Landrat Müller. Demnächst wird es daher den Sozialdezernaten der anderen Kreise als Projektidee vorgestellt. Schließlich stehen alle vor gleichen Problem: Die Gesellschaft wird älter, die Menschen leben länger im eigenen Zuhause und brauchen Zugang zu den Informationen und Angeboten.

Zu den Sprechzeiten werden Bürger nun kostenlos über soziale Leistungen bei Pflegebedürftigkeit und ihre Finanzierungsmöglichkeiten beraten sowie bei der Antragstellung unterstützt. Zudem erhalten sie Informationen über lokale Angebote zur sozialen Teilhabe wie Sport, Kultur, Begegnungstreffs, zu alltagsunterstützenden Hilfen wie Entlastungs- und Betreuungsdienste oder Hauswirtschaftshilfen und zu ehrenamtlichen Hilfen. Ansprechpartnerin beim Kreis Paderborn ist Meike Delang, Telefon 05251/ 308-9201.

Quelle: Westfalen-Blatt Online (04.02.2019)

Medizin Seminar: Schrittmacher, Prothesen, Implantate

Paderborn. Es wird eines der größten Medizin-Seminare für Patienten und Ärzte, das es je in Paderborn gegeben hat: Im Audimax, dem größten Hörsaal der Uni Paderborn, geht es am Mittwoch, 20. Februar, um die Sicherheit von Medizin-Produkten.

Bei den Vorträgen geht es um Herzschrittmacher, Insulinpumpen und Glukosesensoren, Knie- und Hüftprothesen, Bandscheibenprothesen und Brustimplantate. Ihr Einsatz entscheidet über Leben und Tod, ermöglicht Mobilität oder kann nach Krebs dazu dienen, die Brust zu rekonstruieren. Doch die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß, denn immer wieder gibt es mit Medizin-Produkten auch Probleme.

„Wir wollen die Patienten über die Sicherheit und das Risiko aufklären und Stellung beziehen. Wir wollen erklären, welche Unsicherheiten es bei Medizin-Produkten gibt“, erläutert Professor Dr. An­dreas Götte den Hintergrund.

Veranstalter des Seminars ist der Kreisärzteverein Paderborn. Professor Dr. Götte gehört dem Vorstand an. „Wir haben beschlossen, in die Offensive zu gehen“, sagt der Mediziner. Schon der Skandal um gefährliche Brustimplantate hatte viele Patientinnen beunruhigt. Im Herbst hatte die TV-Sendung Report in der ARD dann auch noch über „Plastikschrott im Körper“ und „bröselnde Bandscheiben“ berichtet und damit die Verunsicherung weiter vergrößert.

„Die Ärzte haben viele Anfragen bekommen“, stellt Götte fest. Alles, was berichtet worden sei, sei korrekt, meint der Paderborner Chefarzt der Kardiologie im St.-Vincenz-Krankenhaus. „Aber vieles, was nur aus einer Perspektive kommt, sorgt für Stimmung“, meint er.

Egal ob künstliches Kniegelenk oder Schrittmacher: Die Patienten gingen in der Regel davon aus, dass sie diese Produkte bis zum Ende ihres Lebens im Körper tragen können. „Nicht jedes Medizinprodukt funktioniert aber in jedem Körper einwandfrei“, gibt Götte zu bedenken. Die Hersteller hätten nach 150.000 Implantaten und ständigen Qualitätskontrollen natürlich mehr Erfahrungen mit ihrem Produkt, als bei einer Markteinführung, der eine ausgiebige Testphase vorausgeht, sagt er.

Beispiel Herzschrittmacher: Wie der Chefarzt berichtet, habe es vor einigen Jahren Elektrodenbrüche gegeben. Diese entstünden durch Materialermüdung. Batterieprobleme seien ebenso aufgetreten wie auch Software-Defekte. Die Eingriffe in solchen Fällen seien in der Regel recht unkompliziert. Problematisch und für den Patienten nicht ungefährlich seien aber Fälle, in denen Elektroden mit dem Herzen verwachsen seien.

Götte betont, dass die Veranstaltung im Audimax nicht von der Industrie unterstützt werde. Der Kreisärzteverein sei ein Zusammenschluss von niedergelassenen sowie Krankenhaus-Ärzten. „Für uns ist das ein Mitteilungs- und Fortbildungsforum“, sagt das Vorstandsmitglied.

Fünf Mediziner werden in der gut zweistündigen Veranstaltung auf die verschiedenen Themenbereiche eingehen. „Die Vorträge werden für Patienten allgemein verständlich sein“, sagt Götte. Aber auch Hausärzte sind willkommen, sich an diesem Tag zu informieren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Zwischen den Vorträgen gibt es jeweils 15 Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen.

„Die Ärzte haben viele Anfragen bekommen“, stellt Götte fest. Alles, was berichtet worden sei, sei korrekt, meint der Paderborner Chefarzt der Kardiologie im St.-Vincenz-Krankenhaus. „Aber vieles, was nur aus einer Perspektive kommt, sorgt für Stimmung“, meint er.

Egal ob künstliches Kniegelenk oder Schrittmacher: Die Patienten gingen in der Regel davon aus, dass sie diese Produkte bis zum Ende ihres Lebens im Körper tragen können. „Nicht jedes Medizinprodukt funktioniert aber in jedem Körper einwandfrei“, gibt Götte zu bedenken. Die Hersteller hätten nach 150.000 Implantaten und ständigen Qualitätskontrollen natürlich mehr Erfahrungen mit ihrem Produkt, als bei einer Markteinführung, der eine ausgiebige Testphase vorausgeht, sagt er.

Beispiel Herzschrittmacher: Wie der Chefarzt berichtet, habe es vor einigen Jahren Elektrodenbrüche gegeben. Diese entstünden durch Materialermüdung. Batterieprobleme seien ebenso aufgetreten wie auch Software-Defekte. Die Eingriffe in solchen Fällen seien in der Regel recht unkompliziert. Problematisch und für den Patienten nicht ungefährlich seien aber Fälle, in denen Elektroden mit dem Herzen verwachsen seien.

Götte betont, dass die Veranstaltung im Audimax nicht von der Industrie unterstützt werde. Der Kreisärzteverein sei ein Zusammenschluss von niedergelassenen sowie Krankenhaus-Ärzten. „Für uns ist das ein Mitteilungs- und Fortbildungsforum“, sagt das Vorstandsmitglied.

Fünf Mediziner werden in der gut zweistündigen Veranstaltung auf die verschiedenen Themenbereiche eingehen. „Die Vorträge werden für Patienten allgemein verständlich sein“, sagt Götte. Aber auch Hausärzte sind willkommen, sich an diesem Tag zu informieren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Zwischen den Vorträgen gibt es jeweils 15 Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen.

„Die Ärzte haben viele Anfragen bekommen“, stellt Götte fest. Alles, was berichtet worden sei, sei korrekt, meint der Paderborner Chefarzt der Kardiologie im St.-Vincenz-Krankenhaus. „Aber vieles, was nur aus einer Perspektive kommt, sorgt für Stimmung“, meint er.

Egal ob künstliches Kniegelenk oder Schrittmacher: Die Patienten gingen in der Regel davon aus, dass sie diese Produkte bis zum Ende ihres Lebens im Körper tragen können. „Nicht jedes Medizinprodukt funktioniert aber in jedem Körper einwandfrei“, gibt Götte zu bedenken. Die Hersteller hätten nach 150.000 Implantaten und ständigen Qualitätskontrollen natürlich mehr Erfahrungen mit ihrem Produkt, als bei einer Markteinführung, der eine ausgiebige Testphase vorausgeht, sagt er.

Beispiel Herzschrittmacher: Wie der Chefarzt berichtet, habe es vor einigen Jahren Elektrodenbrüche gegeben. Diese entstünden durch Materialermüdung. Batterieprobleme seien ebenso aufgetreten wie auch Software-Defekte. Die Eingriffe in solchen Fällen seien in der Regel recht unkompliziert. Problematisch und für den Patienten nicht ungefährlich seien aber Fälle, in denen Elektroden mit dem Herzen verwachsen seien.

Götte betont, dass die Veranstaltung im Audimax nicht von der Industrie unterstützt werde. Der Kreisärzteverein sei ein Zusammenschluss von niedergelassenen sowie Krankenhaus-Ärzten. „Für uns ist das ein Mitteilungs- und Fortbildungsforum“, sagt das Vorstandsmitglied.

Fünf Mediziner werden in der gut zweistündigen Veranstaltung auf die verschiedenen Themenbereiche eingehen. „Die Vorträge werden für Patienten allgemein verständlich sein“, sagt Götte. Aber auch Hausärzte sind willkommen, sich an diesem Tag zu informieren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Zwischen den Vorträgen gibt es jeweils 15 Minuten Zeit für Fragen und Diskussionen.

Westfalen-Blatt Online (05.02.2019)

EvKB-Jahresempfang: Zukunft der Medizin

Jahresempfang EvKB

Durch den Festvortrag von SPIEGEL-Redakteur und Buchautor Thomas Schulz wurde auf dem 15. Jahresempfang des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) und des Krankenhauses Mara eine rege Diskussion angestoßen. Gut 300 Gäste debattierten angeregt über das, was die Medizin der Zukunft verspricht.

Der Jahresempfang der beiden Betheler Krankenhäuser, dem EvKB und dem Krankenhaus Mara ist der Zeitpunkt, um noch einmal in Ruhe das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und aktuell durch den Festvortrag von Thomas Schulz, ganz weit nach vorne in die Zukunft zu schauen.

„2018 ist viel passiert. Wir haben mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie eine neue Klinik eingerichtet, 30 Millionen Euro in die Modernisierung des EvKB und des Krankenhauses Mara investiert und gehen offensiv den Fachkräftemangel an, indem wir die Schulen ausbauen, neue Ausbildungen anbieten sowie die Planung der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld aktiv unterstützen“, erklärte in ihrer Begrüßung Dr. Maren Thäter als neue Vorsitzende Geschäftsführerin des EvKB. Seit Januar 2019 werden das EvKB und das Krankenhaus Mara von Dr. Maren Thäter und ihrem Geschäftsführerkollegen Dr. Matthias Ernst geleitet. Dr. Rainer Norden ist von der Position des Vorsitzenden Geschäftsführers in die des neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des EvKB gewechselt. Als stellvertretender Vorstandsvorsitzender der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel war seine Aufgabe als Vorsitzender Geschäftsführer im EvKB zeitlich begrenzt: „Dafür waren ein bis zwei Jahre eingeplant. Daraus sind sieben Jahre geworden, in denen wir die Aufgabe hatten, das Klinikum wieder als ein Teil von Bethel sichtbar zu machen – und das ist durch die ungeteilte Unterstützung von Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel, gelungen“, so Norden in seinen Begrüßungsworten vor rund 300 Gästen, die voller Spannung den Festvortrag von Thomas Schulz erwarteten.

Der SPIEGEL-Redakteur und Buchautor hat 2012 die SPIEGEL-Redaktionsvertretung im Silicon Valley aufgebaut: „Folgen wir der Spur des Geldes, führt sie uns in den letzten zwei Jahren zu Investitionen in der Medizinforschung. Jeder bekommt im Silicon Valley durch intensives netzwerken mit, was funktioniert und was nicht. Und Medizin funktioniert.“ Wenn die digitale auf die biologische Revolution trifft und riesige Datenmengen durch künstliche Intelligenz verarbeitet werden können, verspricht die Medizin der Zukunft ein längeres und gesünderes Leben. Das ist das Ziel. Bereits jetzt biete die Zukunftsmedizin laut Schulz diagnostische und therapeutische Zugriffe auf viele Erkrankungen, insbesondere auf Entzündungen oder Krebs. So lassen sich Tumore bis aufs Gen genau analysieren, Immunzellen gentechnisch aufrüsten und Gentherapien individuell maßschneidern. In der klinischen Realität sind die neuen Methoden und Verfahren bislang allerdings erst bei wenigen Patienten angekommen. „Fest steht, dass die Prozesse enorm beschleunigt werden. Aus 35 Jahren Umsetzungszeit werden fünf Jahre. Technologisch wird vieles machbar. Gleichzeitig werden damit gesellschaftliche und ethische Fragen aufgeworfen, auf die wir noch nicht vorbereitet sind“, gab der Erfolgsautor des Buches „Zukunftsmedizin“ zu Bedenken. „Die Möglichkeiten, die sich durch die Digitalisierung ergeben, sind beeindruckend und wir wollen diesen positiv entgegensehen, allerdings soll die Hoheit über Prozesse der Mensch behalten“, erklärte in seinen Abschlussworten Dr. Matthias Ernst, Vorsitzender Geschäftsführer im Krankenhaus Mara und Geschäftsführer im EvKB, der damit den Startschuss für eine überaus angeregte Debatte unter den Gästen gab.

Quelle: Pressemitteilung des Evangelischen Klinikums Bethel (31.01.2019)

Medizin-Fakultät gibt Uni neues Gesicht

Veränderungen Campus Bielefeld

Bielefeld. Die Neugründung der Medizinischen Fakultät an der Universität wird enorme Auswirkungen haben auf die Stadt, die Hochschule selbst sowie dem Campusgelände. Sichtbar wird das zunächst vor allem durch neue Gebäude. Es gibt mittlerweile konkrete Vorstellungen der Uni-Leitung, wo die entstehen sollen – und wo nicht. So schließt die Uni jetzt – trotz Baufeldern mit Baurecht – eine Expansion südlich der Wertherstraße, neben dem Gebäude des ZiF (Zentrums für interdisziplinäre Forschung) aus. Im Blick sind stattdessen Flächen entlang der Straßen Morgenbreede und Konsequenz südlich des Hauptgebäudes.

Wie berichtet hat die Uni klare Pläne. Sie sehen vor, das ICB (Innovationszentrum Bielefeld) vollständig zu übernehmen – „gekauft oder langfristig angemietet“, wie Uni-Sprecher Ingo Lohuis auf Anfrage mitteilt. „Dazu laufen aktuell Gespräche mit der Eigentümerin BGW, der Stadt und dem Land.“ Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Gut 30.000 Quadratmeter groß ist der Riegel am Eingang der Morgenbreede, ideal für den Start der Fakultät 2021, weil er bald fertig gestellt ist. Aber er ist noch nicht ausreichend für den Vollbetrieb mit etwa 100 Professoren, 500 Mitarbeitern und 2.000 Studenten ab spätestens 2025. Dafür müssen mehr Nutzflächen her. Im Blick ist die Parkfläche neben dem ICB vor den Studentenheimen. Dort könnte ein Neubau anschließen. Weiter soll es gehen auf dem Gelände des heutigen H-Teils der Uni, von wo aus heute die Sanierung des Unihauptgebäudes durch den Landesbetrieb BLB geleitet wird. Damit aber nicht genug: Einige Hundert Meter weiter erforschen Biologen das Verhalten von Tieren in einem sehr in die Jahre gekommenen Betonklotz. Das soll zugunsten eines Neubaus für die Mediziner weichen; die Biologen würden ebenfalls ein neues Domizil erhalten. „Wir brauchen den funktionalen Zusammenhang mit dem Unihauptgebäude, denn Teile der aktuellen Fakultäten wie Biologie, Chemie und Gesundheitswissenschaften werden Beiträge zum Lehrangebot der Medizinischen Fakultät leisten“, erklärt Lohuis. Dafür sei räumliche Nähe nötig. Zugleich schließen sich deswegen andere Optionen aus – etwa ein Fakultäts-Gebäude auf dem Campus Nord. Vom Tisch ist dem Vernehmen nach ebenso eine Verlängerung der Hauptgebäude-Zähne.

Die Uni-Leitung favorisiert für die Medizin-Fakultät eindeutig ein Konzept mit mehreren, nahe beieinander liegenden Bauten. Der Vorteil gegenüber einem einzigen, großen Gebäude liegt auf der Hand: Das Studium könnte im jetzigen, fast fertig gestellten ICB ab 2021 garantiert losgehen, weitere Flächen könnten nach und nach dazu kommen bis 2025 – flexibel und schnell je nach Bedarf. Ein Großneubau für die Fakultät wäre hingegen frühestens 2025 fertig und müsste etwa so groß werden wie die neue Fachhochschule auf dem Campus Nord.

Für die Planungssicherheit gibt es einen weiteren Wunsch: „Die Universität möchte selbst als Bauherrin bei den Neubauten aktiv werden. Auch dazu laufen aktuell die Gespräche“, sagt Lohuis.

Wenn die Ministerien in Düsseldorf mitziehen, könnte noch in diesem Jahr Planungssicherheit und sogar vereinzelt Baubeginn sein. Die Investitionssumme wird auf knapp eine halbe Milliarde Euro geschätzt.

Vorgesehen ist der Start des Studienbetriebs an der Fakultät mit Schwerpunkt chronische Krankheiten und Behinderungen im Wintersemester 2021/2022 mit 48 Studenten im ersten Semester und 48 Studenten in höheren Semestern.

Quelle: „Medizin-Fakultät gibt Uni neues Gesicht“ (Neue Westfälische, 03.02.2019)

Stiftung Eben-Ezer setzt auf neue Versorgungsmodelle im ländlichen Raum

Die Stiftung Eben-Ezer (Lemgo) ist gemeinsam mit Diakonie ambulant gGmbH (Detmold) seit Kurzem neues Mitglied im ZIG. Beim Informationsbesuch besichtigten Geschäftsführer Uwe Borchers und Projektmanager Jan Hendrik Schnecke vom ZIG das Therapeutische Zentrum der Stiftung. Die Gäste aus Bielefeld tauschten sich mit Eben-Ezer Vorstand Pastor Dr. Haase und Udo Zippel sowie  Marianne Ulbrich, Geschäftsführerin von Diakonie ambulant gGmbH und Prof. Dr. Frank Dieckbreder aus.

Prof. Dieckbreder leitet derzeit den medizinisch psychologisch therapeutischen Bereich der Stiftung. Er berichtete von der Notwendigkeit des Umbaus der Finanzierung der Klinischen Abteilung im Therapeutischen Zentrum. Neue Versorgungsmodelle für Patienten und unterstützungsbedürftige Personen im ländlichen Raum sind ebenfalls ein Thema des ZIG und wurden in der Eben-Ezer Runde diskutiert. Beispiele sind das Gespräch mit dem Arzt auf digitalem Wege oder die technische Unterstützung im Wohnen durch „intelligente“ Geräte, die quasi mitdenken.

Borchers, Haase und Zippel unterstrichen das gemeinsame Interesse an einer stärkeren öffentlichen Wahrnehmung der Gesundheitswirtschaft als bedeutsam für Wohlstand und Wirtschaftswachstum. Der Gesundheitssektor sei ein Wachstumskern der Volkswirtschaft mit mehr Beschäftigten als in der Autoindustrie. In der gesundheitspolitischen Diskussion müsse es deshalb weniger um Kosten und mehr um regionale Wachstumschancen und Lebensqualität der Menschen vor Ort gehen.

Gesundheits-Aktionstag Steinhagen: Damit der Antrieb auch im Alter bleibt

Gesundheits-Aktionstag Steinhagen

Steinhagen. Wenn es um ihre Gesundheit geht, liegen den Steinhagenern im Alter ab 55 Jahren vor allem drei Themen am Herzen. Das hat jetzt die Bürgerbefragung zum Projekt »Gesund alt werden in Steinhagen« ergeben. Was jeder selbst tun kann, welche Hilfe und anderen Möglichkeiten es gibt, zeigt erstmals ein Aktionstag am 3. Februar.

Mehr als 80 Antwortbögen hat die Gemeinde aus der Befragung zurück bekommen. Bürger ab etwa 55 Jahren konnten Anregungen formulieren, etwa welche Angebote in Steinhagen ausgebaut werden sollten oder was vielleicht noch fehlt. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Gemeinde, des Kreises und der Krankenkassen IKK classic und Bertelsmann-BKK. Hintergrund des Projektes ist der zunehmende Altersdurchschnitt der Gesellschaft.

Übergang in den Ruhestand mehr thematisieren

Projektmanagerin Angelina Stuckert vom Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) hat bei der Auswertung vor allem drei wiederkehrende Themen ausgemacht: »Die Leute wünschen sich noch mehr Angebote zur Bewegungsförderung, noch mehr Beratung in Sachen gesunder Ernährung, außerdem Informationsangebote für ihren bevorstehenden Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand«, zählt Stuckert die genannten Hauptanliegen auf.

Zwar gibt es in Steinhagen bereits eine Reihe passender Anlaufstellen und Angebote; Pflegeberater Stefan Hellweg nennt etwa den in gedruckter Form erhältlichen Seniorenwegweiser und die Pflege- und Wohnberatung bei ihm im Rathaus. Aber er weiß auch: »Vieles ist noch nicht bekannt genug. Daher stellen die Initiatoren des Projekts ›Gesund alt werden‹ jetzt den ersten Steinhagener Gesundheits-Aktionstag auf die Beine.«

29 Aussteller informieren im Rathaus

Am Sonntag, 3. Februar, stellen im Rathaus insgesamt 29 Institutionen ihre Beratungs-, Hilfs- und weiteren Angebote vor. Mit dabei sind dann unter anderem Kreissportbund, Sportvereinigung und Heimatverein Brockhagen, DRK und Evangelische Kirchengemeinde, Pflegeberater und Pflegedienste, Seniorenbetreuer und die AWO, um nur einige zu nennen. »Außerdem gibt es Mitmach-Aktionen wie einen Herz-Kreislauf-Check, Outdoor-Fitness für Mütter, ein Muskel-Probetraining und einen Alltags-Fitness-Test«, zählt Bürgermeister Klaus Besser weitere Programmpunkte auf.

»Die Veranstaltung läuft von 11 bis 16 Uhr, dazu gibt es mehrere Fachvorträge«, sagt Stefan Hellweg. »Das Ganze richtet sich an alle interessierten Besucher; als Haupt-Zielgruppe wollen wir Menschen von etwa 55 Jahren an aufwärts ansprechen.« Denn viele Präventionsangebote, wie sie etwa Krankenkassen anbieten und bezuschussen, würden zum Großteil von jüngeren Teilnehmern genutzt, berichtet Thomas Johannwille vom Vorstand der Bertelsmann-BKK. »Dabei geht es darin genauso um Ältere«, betont er.

»Jeder möchte gesund und glücklich alt werden, dabei möglichst lange selbstbestimmt leben«, sagt auch seine Kollegin Miriam Wigand. »Deswegen wollen wir Gesundheits- und Unterstützungsangebote für ältere Menschen und auch für pflegende Angehörige in Steinhagen nachhaltig verbessern und bekannt machen.

So viel wie möglich selbst in die Hand nehmen

Klaus Besser ruft dazu auf, vorhandene Möglichkeiten zu nutzen: »Vor dem Hintergrund, dass die Menschen eine steigende Lebenserwartung haben, gleichzeitig mit höherem Alter Gesundheitsrisiken, Hilfs- und Pflegebedürftigkeit zunehmen, ist es wichtig, dass jeder so viel wie möglich für seine Gesundheit und damit seine Lebensqualität selbst tut – durch Bewegung, gesunde Ernährung oder gemeinsame Unternehmungen mit Gleichgesinnten.«

Weitere Vortrags- und Diskussionsabende

Zum Projekt »Gesund alt werden in Steinhagen« sind weitere Veranstaltungen geplant, die jeweils um 18 Uhr im Ratssaal beginnen: »Aktiv in den Ruhestand« (11. Februar), »Selbstständig bis ins hohe Alter« (25. Februar), »Umgang mit Demenz« (4. März), »Plötzlich pflegebedürftig – was tun, wer hilft?« (11. März), »Veränderungen in der Lebensplanung« (18. März), »Leben bis zum Abschiednehmen« (1. April).

Quelle: Westfalen-Blatt Online (15. Januar 2019)

IT NRW: Arztpraxen auf dem Land versorgen dreimal so viele Einwohner wie in städtischen Gebieten

Einwohner je Arztpraxis

Im ländlichen Raum betreuen Arztpraxen im Schnitt mehr als dreimal so viele Einwohner wie in städtischen Gebieten

Düsseldorf. Jede der 18 865 Arztpraxen in Nordrhein-Westfalen war 2016 rein rechnerisch für 939 Menschen zuständig. Im ländlichen Raum betreuen die Arztpraxen laut einer Studie des Statistischen Landesamtes im Schnitt mehr als dreimal so viele Einwohner wie in städtischen Gebieten. Neben Daten zur Verteilung der Arztpraxen stellte Hans-Josef Fischer, Präsident des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen, heute in einer Pressekonferenz in Düsseldorf weitere statistische Ergebnisse zur Gesundheit und Gesundheitsversorgung in NRW vor.

Fischer führte aus, dass 13,8 Prozent der NRW-Bevölkerung 2017 angaben, krank gewesen zu sein und die Gesundheitsausgaben in NRW im Jahr 2016 bei 4 344 Euro pro Kopf lagen. Außerdem hat jedes NRW-Krankenhaus 2017 rein rechnerisch 13 400 Patienten behandelt und bei 14,5 Prozent der Patienten in NRW-Krankenhäusern wurden 2017 Krankheiten des Kreislaufsystems diagnostiziert.

Quelle: IT.NRW

Land Nordrhein-Westfalen will Aufbau einer Pflegekammer mit fünf Millionen Euro unterstützen

Aufbau Pflegekammer

Minister Karl-Josef Laumann hat die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter den Pflegefachkräften in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Die Befragung sollte klären, ob und wenn ja, in welcher Form eine Interessenvertretung für die Pflege in Nordrhein-Westfalen gegründet werden soll. 86 Prozent der insgesamt 1.503 Befragten wünschten sich grundsätzlich eine Interessenvertretung.

Düsseldorf. 59 Prozent befürworteten ausschließlich die Gründung einer Pflegekammer, während sieben Prozent für einen Pflegering plädierten. 20 Prozent befürworteten sowohl die Errichtung einer Pflegekammer als auch eines Pflegerings. Acht Prozent haben sich gegen eine Interessenvertretung für die Pflege ausgesprochen. Sechs Prozent waren unentschlossen.

„Das Ergebnis zeigt: 79 Prozent der Pflegefachkräfte wollen eine Pflegekammer. Dass die Pflegekammer eine so deutliche Mehrheit bekommen hat, freut mich natürlich sehr. Das ist aber auch ein eindeutiges Zeichen an die Politik, die Entscheidung nun möglichst schnell umzusetzen. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Pflege zu einem selbstbewussten und emanzipierten Berufsstand zu machen“, so Minister Laumann.

Die Befragung wurde von Oktober bis November 2018 durchgeführt und von August bis November 2018 von einer Informationskampagne begleitet. Pflegekräfte konnten sich hierzu in gedruckten Medien, auf einer eigenen Homepage und in 131 vom Land geförderten Multiplikatoren-Veranstaltungen informieren.

„Die Entscheidung muss nun konsequent umgesetzt und die Pflegekammer zügig errichtet werden. Mein Ziel ist es, dass der entsprechende Gesetzentwurf noch vor der Sommerpause im Landtag eingebracht wird“, erklärte Laumann. „Ich möchte die Kammer zu einer starken Stimme für die Pflege machen. Das funktioniert allerdings nur, wenn ihr wichtige Aufgaben nach dem Vorbild der Ärztekammern übertragen werden. Ich hoffe dabei auf einen engen und intensiven Dialog mit den Pflegeverbänden. Denn: Nur eine starke Pflegekammer kann auf Augenhöhe mit den anderen Akteuren im Gesundheitswesen agieren.“

So soll die Kammer beispielsweise die Qualität der Pflege sichern, Standards für eine gute Berufsausübung festlegen und überwachen sowie Fort- und Weiterbildungsangebote entwickeln. „Wir werden den Aufbau der Pflegekammer finanziell mit fünf Millionen Euro unterstützen“, sicherte Minister Laumann zu. Langfristig finanziert sich die Kammer aus Gebühren und Beiträgen ihrer Mitglieder.

Quelle: Pressemitteilung, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (09.01.2019)

Download Ergebnisbericht: www.interessenvertretung-pflege.nrw.de

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