Sport und Bewegung steigern nicht nur das Allgemeinbefinden und die kognitive Leistungsfähigkeit. Auch bei neurologischen Erkrankungen lassen sich die positiven und präventiven Effekte von Sport und körperlicher Aktivität nachweisen. Über die Ergebnisse aus aktuellen Studien sprach Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Neurologe und Sportmediziner der Universität Paderborn beim 35. Gesundheitspolitischen Forum des ZIG. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen dazu in die neue Werkhalle der Condor MedTec GmbH in Salzkotten. Reinsberger plädierte für gezieltes Training, weil sich dadurch die Risiken neurologischer Erkrankungen, etwa bei Multipler Sklerose oder Demenz, nachweisbar senken lassen. „Applied Neurosciences in Sports & Exercise“ ist der innovative Forschungsansatz, für den das Sportmedizinische Institut der Universität Paderborn unter Leitung von Reinsberger innerhalb der deutschen und internationalen Sportmedizin steht. Als deutschlandweit erster Neurologe auf einen sportmedizinischen Lehrstuhl zeigte er mit einer Fülle wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, wie Sport und körperlicher Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf bei neurologischen Erkrankungen wirkt. Bei der Multiplen Sklerose, einer Erkrankung mit vielfältiger Symptomausprägung, könne ein Sportangebot, das zielgenau und individuell an die Fähigkeiten der Betroffenen angepasst wird, zu einem Schlüssel bei der Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und auf dem Weg zu mehr Gesundheit sein. Sport können wie eine Apotheke funktionieren, so sein Motto für angewandte Forschung zur Prävention und Therapie von Multipler Sklerose, aber auch bei Epilepsie oder der Demenz des Alzheimer-Typs.
Franziska van den Bongard, Doktorandin am Sportmedizinischen Institut, zeigte Videos mit praktischen Beispielen aus der Trainings- und Therapiearbeit. Die optimale Gestaltung und Dosierung der körperlichen Aktivität spiele eine zentrale Rolle, so van den Bongard mit Blick auf "ihre" neurologische Sporttherapiegruppe, in der sie Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose betreut. Ihre Forschungsarbeit zeige, dass neben der körperlichen Gesundheit auch die psychische Verfassung positiv beeinflusst werden kann.