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Digitales Praktikum: So funktioniert’s

Die Stadt hat mit Kooperationspartnern Schülern ein virtuelles Pflegepraktikum angeboten – ein Novum. Die Vorbereitungen waren groß, für die Teilnehmer hat’s sich gelohnt. Das sind die Vorteile.

Bielefeld. Corona hat den Jugendlichen viele Pläne durchkreuzt: Klassenfahrt, Schulfest oder die Abschlussparty. Und auch mit dem Pflichtpraktikum ist es schwierig geworden, denn viele Betriebe sind ins Homeoffice gegangen oder die Corona-Auflagen sind extrem hoch.

Unternehmen wie Schüco haben sich darauf eingestellt und ermöglichen den Schülern ein virtuelles Praktikum. Die Stadt hat jetzt in Kooperation mit dem ZiG (Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft) und der REGE mbH (Regionale Personalentwicklungsgesellschaft) ein digitales Format für die Pflege angeboten und gleich mehrere Träger mit ins Boot geholt.

„Die Schüler haben nichts zu verlieren“

„In der freien Wirtschaft funktioniert ein digitales Praktikum bereits – weshalb nicht auch in der Pflege?“, sagt Nora Kristin Gäbel aus dem Büro für Integrierte Sozialplanung und Prävention der Stadt, die das Praktikum aus der Taufe hob. Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt sie: In Pandemie-Zeiten sei ein digitales Praktikum sicherer für alle Beteiligten, mögliche Hemmschwellen auf Seiten der Praktikanten seien geringer, und im Idealfall schließe sich an das digitale Praktikum das analoge an, sagt sie.

Luna Valentino (16) kann sich sehr gut vorstellen, an das digitale Praktikum anzuknüpfen. Die Schülerin der Gesamtschule Rosenhöhe war in der Praktikums-Woche mit viel Herzblut dabei und fand’s super, einen Überblick über die unterschiedlichen Berufe zu bekommen. „Für meine berufliche Orientierung war das eine tolle Erfahrung“, sagt sie.

Gäbel und ihre Mitstreiter hatten die Akteure zusammengebracht, die zentrale Koordinierung übernommen, bei Technikproblemen unterstützt und das Projekt an Schulen beworben. Vier Träger fanden sich, die am Ende die Praktikumswoche gestaltet haben: die Gesundheitsschulen des EvKB (Evangelisches Klinikum Bethel), das Kinder- und Jugendhospiz Bethel, das Dorothee-Sölle-Haus des Johanneswerks (Altenhilfeeinrichtung) und das Frieda-Nadig-Haus des AWO-Bezirksverbands OWL (Altenhilfeeinrichtung).

„Durch die Kombination unterschiedlicher Träger und Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten die Schüler einen umfassenden Überblick bekommen, welche Einsatzgebiete es im medizinisch-pflegerischen Bereich gibt und welche Berufe man im Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsbereich erlernen kann“, sagt Gäbel.

Der Stundenplan, der gemeinsam von den Einrichtungen entwickelt wurde, deckte unterschiedliche Inhalte ab: Austausch mit Fachkräften und Auszubildenden der teilnehmenden Einrichtungen, Begleitung eines Dienstes in der Pflege, Einblick in pflegerische Tätigkeiten (Blutdruck messen, Medikamente stellen, Händedesinfektion, Anlegen von Schutzkleidung, Wundversorgung), Teilnahme an einer sozialen Beschäftigung sowie einem Sport- und Bewegungsprogramm.

Luna Valentino kann sich vorstellen, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr im medizinischen oder pflegerischen Bereich zu machen. Zum Reinschnuppern sei das Praktikum auf jeden Fall ideal, sagt sie. Auch Oliver Wittler von der REGE ist von dem Konzept überzeugt. „Die Schüler haben ja nichts zu verlieren“, sagt er. Für Schüler und Träger sei ein solches Praktikum auf jeden Fall eine Win-win-Situation. Zwei Schulen haben mitgemacht: Zehn Schüler von der Gesamtschule Rosenhöhe und sieben vom Helmholtz-Gymnasium. Sie erhielten vorab ein sogenanntes „Care Paket“, bestehend aus Informationsmaterialien der beteiligten Einrichtungen sowie Gebrauchsmaterialien (Desinfektionsmittel oder sterile Handschuhe), mit denen im Laufe der Woche gearbeitet werden sollte.

Es wird auf jeden Fall nicht die letzte Praktikumswoche gewesen sein: „Wir wollen eine zweite Woche anbieten“, sagt Gäbel. Auch die Träger wollten das Praktikum als wiederkehrendes Format anbieten. Natürlich, sagt auch Luise Papendorf, ersetze das digitale Praktikum kein reales, aber es sei ein Türöffner. Für viele Schüler sei ein solches Format zudem ein Segen, denn viele hätten Absagen erhalten, weil die Betriebe sie in Corona-Zeiten nicht betreuen könnten. Infos bei Nora Kristin Gäbel unter Tel. (05 21) 51 34 08.

Quelle: Neue Westfälische, 3. März 2022 (Ariane Mönikes)