Hörstmar hat ein neues Zentrum. In der alten Schule bietet der Gesundheitskiosk Hilfe an, und auch im Café ist der Betrieb am Montag gestartet – das vorerst aber nur einen Nachmittag die Woche.
Bereits im März sind die Gesundheitshelferinnen Emma Smoljanow und Andrea Kästing in ihren kleinen Raum eingezogen. Die beiden Frauen sind Ansprechpartnerinnen für alle Belange rund um die Gesundheit. Ob Hilfe bei Pflegeanträgen, Rehamaßnahmen oder auch erste Einschätzungen bei gesundheitlichen Einschränkungen – sie beraten, geben Tipps und verweisen an die richtigen Adressen. Dabei teilen sich die examinierte Krankenschwester vom Klinikum Lemgo und die Altenpflegerin (Diakonie ambulant) eine knappe Stelle, die sie im wöchentlichen Wechsel ausfüllen. Lief es zunächst aufgrund von Corona verzögert an, so hat sich der Gesundheitskiosk mittlerweile gut etabliert – auch, weil der Ortsausschuss anregte, vor Ort Corona-Schnelltest durchzu-führen.
Schnelltests zogen die Besucher an
Dadurch, erzählt auch Anja Rethmeier-Hanke, die das Projekt für das Klinikum Lippe betreut, seien die ersten Berührungsängste gefallen. „Ein guter Türöffner, damit die Bürger vorbeikommen." Über die Tests und die Wartezeiten auf das Ergebnis hätten sich viele Gespräche ergeben, erzählt Emma Smoljanow (Klinikum Lippe). Oft sind es pflegende Angehörige, die Beratung und Hilfe bräuchten. Eine Frau mit Burnout-Symptomen sei ebenso vorbeigekommen, wie ein älteres Ehepaar, das Hilfe beim Pflegeantrag benötigte. Dabei gehe es um Beratung, aber auch darum, einfach zuzuhören, ein offenes Ohr für die Nöte zu haben, erklärt Emma Smojanow, die mit ihrer Kollegin anfangs durch die Hörstmaraner Straßen gegangen ist, um Flyer zu verteilen. Das war ihnen wichtig, auch um die nötigen Ortskenntnisse zu erhalten, um zu wissen, wo ihre Besucher wohnen. Als eine Art Dorfkrankenschwestern wollen die beiden Frauen nicht nur informieren, sondern bei Bedarf auch eine erste medizinische Einschätzung abgeben und soweit gewünscht mit dem Arzt telefonieren. Dafür kommen sie auch nach Hause. Denn im häuslichen Umfeld, so beschreibt es Andrea Kästing, „sehen wir dann oft, wo die eigentlichen Probleme liegen, die zuvor vielleicht noch gar nicht Thema waren".
Im Café wird eifrig gebacken
Dabei wollen sie ihr Angebot stetig erweitern. Auch Gesundheitsvorträge oder Ausstellungen in Kooperation mit der TH OWL zu medizinischen Produkten sind möglich, wie Anja Rethmeier-Hanke erzählt. In der umgebauten alten Schule liegt die kleine Praxis der Gesundheitshelferinnen gleich neben dem großen Gemeinschaftsraum, der teilbar und für Privatpersonen und Vereine buchbar ist, und neben dem Café „mitgeDacht", das die Tagesstätten des Vereins für psychosoziale Hilfe „Das Dach" betreibt. Eigentlich sollte das Café schon in Frühjahr 2020 loslegen, doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Jetzt ist Sabine Soltau froh, dass es endlich losgehen kann. Sie betreut das Projekt in Hörstmar und hat am gestrigen Montag erstmalig mit sechs Besuchern der Tagesstätten das Café eröffnet. Bewusst haben sie dabei auf Werbung verzichtet. „Wir wollen es ganz langsam angehen lassen, um die Tagesstätten-Besucher nicht zu überfordern." Vergangene Woche habe es bereits Kennenlern-Tage gegeben, unter anderem wurden Kinder, die die benachbarte Feuerwehrwache besuchten, bewirtet. Jetzt freut sich das Team auf Besucher und hat dafür Kuchen gebacken, die ebenso auf der Karte stehen, wie Snacks, Kaffeesorten, Tee, Kaltgetränke oder Eis.
Vorerst wird das Café „mitgeDacht" nur montags von 14 bis 17 Uhr öffnen, später soll es an drei Nachmittagen die Woche einladen und auch Catering bei Veranstaltungen im Gemeinschaftsraum anbieten.
Leader-Fördermittel bereiten den Weg
Die alte Schule in Hörstmar wurde mit Hilfe von Leader-Geldern umgebaut. Ein neues Dorfzentrum mit Café ist entstanden, direkt an Kindergarten, Sportplatz, Turnhalle und Spielplatz. Im Anbau nebenan hat die Feuerwehr ihr neues Domizil gefunden. Auch der Gesundheitskiosk, den das Klinikum Lippe und Diakonie ambulant zusammen betreiben, geht auf Leader zurück. So wurden mit Hilfe des Förderprojektes 3L-in Lippe die Machbarkeitsstudie „Gesundheit vor Ort" umgesetzt. Ausfluss dieser Studie ist der Gesundheitskiosk, der für drei Jahre bis Juli 2023 gefördert wird.
Quelle: Lippische Landeszeitung
Weitere Information: Machbarkeitsstudie 3L-in Lippe „Gesundheit vor Ort"