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Nachhaltigkeit bei Hilfsmitteln: Unternehmen müssen ganzheitlicher denken!

Wie kann die ambulante Versorgung mit Hilfsmitteln nachhaltiger gestaltet werden? Zur Diskussion dieser Frage haben sich am 11. Juli Vertreter von Medizinprodukteherstellern und Sanitätshäusern getroffen. Das Treffen fand statt im Rahmen der Initiative CirQuality OWL plus. Impulsgeber Prof. Dr. Ing. Marc Kraft vom VDI Fachbereich Medizintechnik aus Berlin betonte die Notwendigkeit, auch bei der Hilfsmittelversorgung mehr auf ganzheitliche Konzepte für Nachhaltigkeit zu setzen.

 

Die Anzahl der Pflegebedürftigen wird bis 2050 auf über 5 Millionen Menschen steigen. Damit wächst auch der Bedarf an Hilfsmitteln in der ambulanten Versorgung. Aktuell werden schon mehr als 30 Millionen Hilfsmittel jedes Jahr für die Versicherten der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnet. Wie man diese Versorgung mit weniger Einwegprodukten und insgesamt nachhaltiger gestalten kann, das diskutierten Fachleute aus der Region auf Einladung des ZIG beim Herforder Unternehmen Stiegelmeyer.

Mit seinem Impulsvortrag benannte Prof. Dr. Ing. Marc Kraft die wichtigen Anreize zur Aufbereitung und zirkulären Wertschöpfung auch im Feld der Medizinprodukte. Kraft berichtete über die Richtlinien des VDI und über die Klassifizierung hygienisch relevanter Flächen in medizinischen Einrichtungen. Das regte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an, neue Möglichkeiten der Klassifizierung von Produkten unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu identifizieren. "Von der Aufbereitung von Medizinprodukten über die Wiederverwendung einzelner Komponenten, die Materialrückgewinnung und notfalls eine thermische Nutzung sind viele Möglichkeiten für Kreislaufprozesse vorhanden. Es geht darum, Medizinprodukte nachhaltiger zu gestalten und den Lebenszyklus zu verlängern. Wichtig ist es, die verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.”, fasst Kraft die Sicht des VDI zusammen.

Sven Koppelwiser, Marketing Product Manager bei Burmeier, dem Herforder Spezialisten für Pflegebetten, berichtete über die aktuellen Erfahrungen aus der Praxis: „Die Politik und der gemeinsame Spitzenverband der Krankenkassen fordern die Einführung von Nachhaltigkeitszielen und entsprechender Berichtspflichten für die Hilfsmittelversorgung in Deutschland. Wer finanziert die Investitionen in die Nachhaltigkeit und die neuen Dokumentationspflichten? Wir brauchen einen Dialog, in dem Hersteller und Leistungserbringer bei der Einführung von Nachhaltigkeitsvorgaben einbezogen werden." Damit waren die Grundlagen der Finanzierung der ambulanten Hilfsmittelversorgung auf der Agenda, die überhaupt erst den Rahmen für neue, stärker nachhaltige Produkten bildet. Koppelwiser erläuterte, dass der rechtliche Rahmen und die Vergütung längst nicht mehr mit den Zielen des GKV-Spitzenverbands , etwa im Positionspapier zur Nachhaltigkeit in der pflegerischen und medizinischen Versorgung, übereinstimme. Die Wiederaufbereitung von Medizinprodukten und Hilfsmitteln sei aktuell ein Kernthema der Nachhaltigkeitsdebatte, da waren sich Kraft und Koppelwiser einig. Die VDI-Richtlinien könnten dazu beitragen, Prozesse und Verfahren zu entwickeln, um die Aufbereitung von Medizinprodukten zu fördern und zu standardisieren.

Wer auf Nachhaltigkeit im Unternehmen setzen will, muss sich um Qualifizierung und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern. Diese Herausforderung sei für einen erfolgreiche Transformation im Unternehmen essenziell, so ergänzt Sarah Kleinhans, Projektmanagerin für CirQualityOWL plus beim ZIG. So sei nicht nur Wissen um Nachhaltigkeit sondern auch Kernkompetenz in Ökodesign, Projektmanagement und Changemanagement gefordert. Inzwischen gibt es dazu auch Studienangebote an den Hochschulen der Region. Das Fachforum Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen bot Gelegenheit für gute Gespräche und einen intensiven fachlichen Austausch. Die Projektinitiative des ZIG fördert die Nachhaltigkeit in der Gesundheitsversorgung und unterstützt die Einrichtungen und Unternehmen mit konkreten Angeboten. Die nächsten Veranstaltungen folgen im Herbst.

Mehr Information: Sarah Kleinhans (kleinhans(at)zig-owl.de)

Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Initiative CirQuality OWL plus in Kooperation von ZIG OWL und Verein Deutscher Ingenieure Ostwestfalen-Lippe (VID OWL) statt.

 

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