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Neue (digitale) Arztpraxis in Halle: i.med

Termine bei der Hausarztpraxis per App buchen? Noch ein bisschen ungewohnt, aber in Halle jetzt machbar – in der i.med-Praxis von Dr. Ludger Killich. In der neuen Arztpraxis, die sich in der früheren Konzernzentrale der Gerry Weber AG befindet, wird Digitalisierung groß geschrieben. In der digitalen Praxis erfolgt die Terminvergabe online am PC, Tablet oder Smartphone und ist verbunden mit einer ersten Registrierung, einer Abfrage von persönlichen Daten und, bei akuten Fällen, von Vorerkrankungen. Mittels künstlicher Intelligenz grenzt der sogenannte ''Gesundheitslotse'' durch aufeinander aufbauende Fragen die Symptome und das Krankheitsbild ein. Das führt entweder zu einem ersten Termin mit dem Arzt mittels Video, bei besorgniserregenden Zuständen zu einer schnelleren Reaktion des Arztes oder sogar zum Rat, den Rettungsdienst zu alarmieren.

 

Telefon wird zur Nebensache
Dr. Ludger Killich, 20 Jahre in einer von ihm selbst aufgebauten Gemeinschaftspraxis in Hoberge-Uerentrup selbstständig, entwickelte die digitale Praxis gemeinsam mit Stefan Middendorf, einem Ingenieur mit langer Management- und Führungserfahrung in Dienstleistungsunternehmen mit Schwerpunkt Gesundheitswirtschaft und vor allem IT. Er hat dem Facharzt für Allgemeinmedizin das schon vorhandene digitale Potenzial geschildert und ihn dafür begeistert. Der digitale Teil der Praxis ist aber vor allem dazu da, die knapper werdenden Ressourcen zu optimieren. „Wie kann ich den Arbeitsplatz wieder attraktiver machen,“ schildert Dr. Killich eins der Ziele. Aber auch die Möglichkeit, Kolleginnen und Kollegen zu motivieren, dank Digitalisierung in Teilzeit einzusteigen oder Teile ihrer Arbeit im Home-Office zu erledigen. Video-Chats mit Patientinnen und Patienten sind aus Datenschutzgründen noch nicht von zuhause aus erlaubt.

Praxen werden miteinander vernetzt
Wichtig sei auch die Möglichkeit, dass durch ''i.med“ Praxen miteinander vernetzt werden können, so Killich und Middendorf. Das sei eine Chance vor allem für unterversorgte Gebiete, weil der Arzt sich auf seine ureigene Aufgabe konzentrieren könne. „Wir müssen die Umstände verändern, aber es muss dabei menschlich bleiben,“ sagt Halles neuer Hausarzt. Der Video-Chat beim Einstieg hat aus seiner Sicht auch einen großen Vorteil: „30 Prozent der Patientinnen und Patienten müssen gar nicht mehr in die Praxis kommen.“ Eine Erleichterung beispielsweise, wenn man aus gesundheitlichen Gründen den Weg zur Hausarztpraxis nicht schafft. Außerdem können E-Rezepte den Weg zur Apotheke oder Medikamentenlieferungen nach Hause, erleichtern.  Ein kleiner Anteil wird nach dem Video-Gespräch gleich zur Fachärztin oder zum Facharzt überwiesen, die meisten sehen den Arzt aber persönlich: ein wichtiges Anliegen von Dr. Ludger Killich.

Auch die ältere Generation profitiert
Könnte das digitale System auf ältere Patientinnen und Patienten eventuell abschreckend wirken? Keineswegs, sagt Stefan Middendorf, der sich selbst als (IT-) Hausmeister der Praxis bezeichnet. Die ersten 120 Patientinnen und Patienten seit dem Start am 5. Oktober seien älter als 60 gewesen. Nach der Registrierung können die Nutzerinnen und Nutzer eine App auf ihrem Smartphone freischalten, über die sie mit der Praxis kommunizieren, sich (Dauer-)Medikamente nachbestellen, Kernbereiche der eigenen Krankenakte einsehen, aber auch Blutdruck-, Blutzucker-Werte oder Temperatur eingeben und übermitteln. Middendorf und Dr. Killich sind sich da einig: Das habe einen hohen Effekt auf die aktive Mitwirkung der Patientinnen und Patienten an der Therapie, verbessere aber auch die Betreuungsmöglichkeiten durch den Arzt erheblich.

Qualifizierte Entscheidungen treffen, ohne vor Ort zu sein
Angemeldet ist die Praxis als ''Medizinisches Versorgungs-Zentrum“ (MVZ), in der bis zu fünf Medizinerinnen und Mediziner arbeiten könnten. Eine erste Verstärkung ist schon da: Dr. Horst Lindrath, Facharzt für innere Medizin und Spezialist für Diabetes-Erkrankungen. Und auch eine fundiert ausgebildete „Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“ wird Dr. Killich einen Teil der zeitaufwändigen Hausbesuche abnehmen. Sie ist, digital aufgerüstet, mit EKG-Gerät unterwegs, kann sogar mobil erste Blutwerte ermitteln und sich bei Bedarf übers Tablet mit dem Arzt in Verbindung setzen - Telemedizin. „So kann der Arzt qualifizierte Entscheidungen treffen, ohne persönlich vor Ort zu sein“, so Dr.Killich.

Quelle: Neue (digitale) Arztpraxis in Halle – Westfalen-Blatt
Weitere Informationen: imed.de