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Innovationsland OWL: Gesundheitswirtschaft sieht sich im Aufwind

Gesundheitsforum: Akteure im Gesundheitswesen sprechen über die Zukunft von Medizin und Pflege

Bielefeld. Beim jährlichen Forum in der Stadthalle bringt das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) OWL Akteure aus dem Gesundheitswesen zusammen, um über aktuelle Schwerpunkte zu reden. Im Fokus in diesem Jahr: Nachwuchs und - vor allem digitale - Innovationen aus und für OWL. 30 Fachleute aus Medizin, Pflege und Bildung stellten in acht Foren ihre Ideen vor. Rund 450 Teilnehmer waren bei der mittlerweile 20. Veranstaltung dabei, um sich zu informieren und zu netzwerken. Nach einem Impulsvortrag von Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands, gab es eine Podiumsdiskussion. Auf dem Podium waren unter anderem Barbara Steffens, ehemaliger NRW-Gesundheitsministerin, heute Leiterin der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, ihr Kollege Klaus Overdiek von der DAK, Claudia Hornburg, Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät OWL. Sicherlich sei auch der Aufbau der Medizinischen Fakultät ein Grund dafür, dass der Gesundheitssektor in OWL derzeit noch einmal mehr Fahrt aufnimmt. "Es gibt eine Aufbruchsstimmung, nicht nur in der Medizin", so Uwe Borchers vom ZIG.

Digitale Antworten

Aber auch die Herausforderungen, vor denen das gesamte Gesundheitswesen stehe, spielten eine wichtige Rolle. Und in digitaler Infrastruktur und innovativen Technologien werden derzeit unter anderem Antworten gesucht. Borchers sieht Gesundheit als wichtigen Standortfaktor neben Maschinenbau und IT in OWL. "Im Gesundheitswesen ist OWL eine sehr innovative Region", sagt Helmut Middeke, medizinischer Geschäftsführer des Klinikum Lippe.

Einige dieser Innovationen finden sich in der Stadthalle wieder - vom Pflegeroboter und einer elektronisch gesteuerten Tablettenausgabe bis zu speziellen Apps für die Telemedizin. All diese technologischen Neuerungen und Möglichkeiten durch die Digitalisierung würden aber immer nur als Unterstützung gesehen, betont Helmut Middeke.

"Wir müssen das Wissen zum Patienten bringen, nicht den Patienten transportieren", erklärt er die Anwendungsmöglichkeiten der Telemedizin. Die tauge nicht nur für einen virtuellen Hausbesuch, sondern natürlich auch als Vernetzung der behandelnden Ärzte - ambulant und stationär.

Nachwuchs begeistern

"Um Gesundheitsversorgung langfristig sicherzustellen, muss es sehr gute Prozesse geben, Technik, die nützt, und immer auch Menschen, die sich kümmern", betont Borchers. Menschen, die sich kümmern, das sind beispielsweise Patienten-Lotsen, die - derzeit rein ehrenamtlich - Patienten auf ihrem Weg langfristig begleiten und beraten. Michael Brinkmeier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, setzt sich dafür ein, dass die Patientenlotsen gesetzlich verankert werden - und damit die Grundlage für eine Förderung geschaffen wird.

Kümmerer, das sind auch Ärzte und Pflegekräfte. Viel Hoffnung setzen die Akteure neben der Medizinischen Fakultät auch in die neue Pflegeausbildung, mit der man hofft, mehr Nachwuchskräfte für den Beruf begeistern zu können. Und auf Projekte, wie das mit der Geschwister-Scholl-Realschule in Gütersloh, das in das Forum in der Stadthalle viel Farbe bringt. 200 Schüler haben sich dort neun Wochen lang mit der Frage auseinandergesetzt, was Gesundheit bedeutet. Ihre Antworten sind vielfältig und kreativ und machen klar, wie weit das Feld ist. Ernährung, Bewegung, Freude und Umwelt sind genauso vertreten, wie der Umgang mit Krankheit. So haben die elfjährigen Jungs Tom-Günter und Nico aufgeschrieben, wie sie die Krankheit eines Familienmitglieds erlebt haben. Nicos Vater kämpft mit Übergewicht, Tom-Günters Großvater ist schwer an Krebs erkrankt. Der Titel ihres Buchs mit Gedichten und Bildern: "Gib nicht auf!"

(Text und Fotos: Judith Gladow, Neue Westfälische)