Bad Salzuflen. Die Kurstadt soll ihre große vorhandene medizinische Kompetenz bündeln, den Bereich Forschung ausbauen, dabei die Chancen der Digitalisierung nutzen und ein bedeutender Standort für (Weiter-)Bildung in der Gesundheitswirtschaft werden. All dies und noch mehr steht hinter der Entwicklung eines „Gesundheitscampus Bad Salzuflen", der sich geografisch vom ehemaligen Grundstück der Klinik am Kurpark bis zur „VitaSol"-Therme sowie vom Landschaftsgarten bis hin zum Kurpark erstrecken soll.
Die darin vorhandenen Gesundheitsinstitutionen, zu denen ausdrücklich auch die großen Reha-Kliniken gezählt werden, sollen noch besser miteinander vernetzt werden. Und auch das in der Diagnostik führende Labor Krone in der Siemensstraße soll Partner im „Gesundheitscampus" werden. Wie es mit dem von Bürgermeister Dirk Tolkemitt angestoßenen Großprojekt weiter gehen könnte, war gestern Abend Gegenstand einer Präsentation vor dem Hauptausschuss der Stadt. Geschäftsführer Uwe Borchers vom „Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL" (ZIG, Bielefeld) trug sogenannte potenzielle „Handlungsfelder" für den Gesundheitscampus vor.
Schritt für Schritt
Das Institut, zu dessen Trägern mehr als 40 Kliniken und Dienstleister, Unternehmen, Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Gesundheitsbranche zählen, berät die Stadt bei der Entwicklung des Campus. „Das ist kein Projekt, was sich in wenigen Jahren komplett abschließen lässt. Wir werden Schritt für Schritt tun, um Bad Salzuflen als Gesundheitsstandort weiter nach vorne zu bringen. Bewusst setzen wir dabei vor allem auf Dinge, die es noch nicht oder nicht in der Form in der Region gibt", sagt die 1. Beigeordnete der Stadt, Melanie Koring.
Zu den rund ein Dutzend Bausteinen oder Handlungsfeldern des Campus, die aktuell diskutiert werden, gehört zum Beispiel eine „Patienten-Uni". „Dahinter stehen Fortbildungsreihen mit Wissenschaftlern, für die sich Bad Salzufler oder auch Gäste der Stadt einschreiben können, um sich in Gesundheitsfragen weiterzubilden", sagt Bürgermeister Tolkemitt. Dieses Angebot ließe sich zusammen mit der Volkshochschule Bad Salzuflen sicher schnell umsetzen.
Neubau in zentraler Kurortlage
Etwas länger dürfte es mit dem Projekt dauern, das aktuell auf der Brachfläche der ehemaligen Klinik am Kurpark an der Parkstraße geplant ist. Zusammen mit Partnern, die noch gefunden werden sollen, plant die Stadt die Entwicklung eines architektonisch anspruchsvollen Gebäudes oder mehrerer kleinerer Einheiten. In dem Neubau in zentraler Kurlage könnten unter anderem temporäre und interdisziplinäre Forschungsplätze entstehen. „Zum Beispiel auf dem immer bedeutender werdenden Gebiet der ,Thernostik’, des Zusammenwachsens von Therapie und Diagnostik", nennt Tolkemitt ein Beispiel.
In dem neuen Komplex seien aber auch Schulungen und Ausbildungen – zum Beispiel für den Pflegebereich – vorstellbar. Ausdrücklich mit einbezogen in den Campus werden soll auch das aktuell geschlossene Kurhaus. Wie berichtet, soll es zu einer modernen Kongress- und Tagungsstätte umgebaut werden. Aber auch die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden sei auf dem Gesundheitscampus vorstellbar, wie Beigeordnete und Kämmerin Koring betonte. „In Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Reha-Kliniken oder auch dem Vitalzentrum des Staatsbades." Ganz wichtig ist der Stadt, dass die Entwicklung des Campus nicht „nur" Fachkräften und Patienten von außerhalb dienen soll, sondern insbesondere auch den Bad Salzuflern selbst. Sei es, dass sie sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern können oder von den Angeboten einer sogenannten „Smart-City" mit vernetzten digitalen Angeboten profitieren.
Vorteile für viele
„Nicht zuletzt wird die Etablierung medizinischer Exzellenz am Standort das Image der Kurstadt insgesamt stärken, wovon wiederum auch Gastgeber und der Einzelhandel profitieren", so Tolkemitt. Parallel zur Arbeit am „Gesundheitscampus" treibt die Stadt die Entwicklung von Kurimmobilien weiter voran. So sollen der Umbau des Kurhauses und der Verkauf des ehemaligen Fürstenhofes an der Parkstraße (siehe Kasten) noch vor Ostern ausgeschrieben werden. Im Fürstenhof sind nach den Auflagen des Kursondergebiets ein Hotelbetrieb oder medizinische Nutzungen – zum Beispiel in Form einer Reha-Klinik – möglich. Ebenfalls ausgeschrieben wird das Millionenprojekt eines Vier-Sterne-Hotels an der Exterschen Straße mit direktem Zugang zur Schwimmhalle beziehungsweise Sauna der „VitaSol"-Therme (wir berichteten).
Das ehemalige Areal der Klinik am Kurpark und der benachbarte Fürstenhof bilden zusammen ein 15.000 Quadratmeter großes Areal in 1-A-Kurortlage. Beide Immobilien gehören zum städtischen Vermögen. Die Klinik am Kurpark (180 Betten) stellte 2007 ihren Betrieb ein. Einige Jahre später wurden große Teile des Inventars über den Verein „Brückenschlag Ukraine" nach Osteuropa gebracht. Kurz vor dem Abriss des Komplexes im Sommer 2014 scheiterte noch ein Verkauf an einen Investor aus Polen. Der Abriss der Reha-Klinik hat dem Vernehmen nach gut eine Million Euro gekostet. Seit fast acht Jahren liegt das Grundstück an der Park-/Ecke Sophienstraße brach.