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work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren

Wie können pflegende Angehörige noch besser in ihrer Pflegetätigkeit unterstützt werden? Zur Diskussion dieser Frage mit Kordula Schulz-Asche, pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen und weiteren Fachleuten der Gesundheitswirtschaft hatte das ZIG OWL eingeladen. An der Podiumsdiskussion unter dem Motto „work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren“ beteiligten sich rund 50 Besucherinnen und Besucher am 8. Dezember im Tagungszentrum Bethel.

Mittlerweile sind rund fünf Millionen Menschen in Deutschland auf Pflegeleistungen angewiesen. Vier von fünf Pflegebedürftigen werden von ihren Angehörigen im häuslichen Umfeld betreut. Viele dieser pflegenden Angehörigen sind selbst berufstätig. Das ist für viele Pflegende eine Doppelbelastung, die häufig mit großen Anstrengungen und Einschränkungen verbunden ist. „Viele dieser Menschen stehen noch mitten im Berufsleben, wo sie ebenfalls dringend benötigt werden. Dennoch übernehmen sie diese verantwortungsvolle, aber auch herausfordernde Aufgabe, die diese Menschen oft an ihre Grenzen führt“, machte Kordula-Schulz-Asche in ihrem einführenden Vortrag klar. So habe sich die Situation für die pflegenden Angehörigen in den letzten Monaten unter den Bedingungen der Corona-Krise weiter zugespitzt. Es gebe viele gute Ansätze und eine Reihe von Hilfen. Die seien in Summe aber nicht ausreichend, zumal auch die Anforderungen steigen. Der Ausbau der notwendigen Infrastruktur insbesondere im Bereich der Tages- und Nachtpflege sei ein wichtiger Punkt. Es dürfe aber nicht nur um Angebote für ältere Menschen gehen, die möglichst lange in ihrem häuslichen Umfeld leben wollten. „Wenn wir die Qualität in der Pflege sicherstellen wollen, müssen wir auch die Gruppe der pflegenden Angehörigen stärken und präventiv unterstützen.“ Dies sei aber nicht allein Aufgabe der Kranken- und Pflegekassen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Hier müssen wir auch die Akteure einbinden, die bislang noch nicht im Fokus standen, beispielsweise die Kommune bzw. das Quartier als Sozialraum, als auch die Unternehmen, in denen pflegende Angehörige beschäftigt sind. Nur in diesem starken Verbund ist es möglich, die Vielzahl der Aufgaben zu lösen, denen sich die Pflege stellen muss.“

Zustimmung und Zurückhaltung

Doch sind beispielsweise auch Unternehmen dazu bereit, einen Beitrag zur Verbesserung der Situation von Fachkräften zu leisten, die sich in der Pflege ihrer Angehörigen engagieren? Erste Antworten lieferten Silke Völz vom Institut Arbeit und Technik (IAT) und Jan Hendrik Schnecke, Projektmanager am ZIG, mit Ergebnissen aus dem aktuellen Projekt work & care. Hier werden Unterstützungsformen für Klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) gebündelt und neue Instrumente zur Stärkung pflegender Erwerbstätiger entwickelt. Die systematische Verbindung sozialer und technischer Innovationen soll dabei helfen, die Anforderungen, vor denen pflegende Erwerbstätige stehen, besser zu bewältigen. Zahlreiche Interviews mit Unternehmensvertretern hatten die beiden in den letzten Monaten geführt. Für Silke Völz ergibt sich ein zwiespältiges Bild: „Viele Unternehmen sind begeistert von der Idee und durchaus bereit, sich zu engagieren. Doch leider gibt es auch Informationsdefizite und Zurückhaltung. Die Corona-Krise mit ihren wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen überlagert derzeit die Initiative zu möglichen personalpolitischen Maßnahmen.“ Eine Ansicht, die Jan Hendrik Schnecke teilt, der auf Seiten der Unternehmen Unsicherheit ausmacht: „Die Unternehmen sehen die Relevanz und den Handlungsbedarf, sind aber oft nicht hinreichend informiert.“ Mit dem Projekt work & care wurden Unternehmen und Einrichtungen aus der Region als Multiplikatoren gewonnen, damit es noch besser gelingt, die Akteure enger zu vernetzen und so die Zusammenarbeit zu stärken.

Pflegebedürftigkeit aus der Tabu-Zone holen

Wie dringlich strukturelle Veränderungen sind, zeigte die anschließende Podiumsdiskussion, an der sich unter der Moderation von ZIG-Geschäftsführer Uwe Borchers neben der Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche auch Birgit Michels-Rieß, Einrichtungsleiterin des Pflegezentrums Haus Hannah der Altenhilfe Bethel, Gaby Erdmann, stellvertretende Vorständin des BKK-Landesverbandes NORDWEST, Bianca Michler, Fachkrankenschwester, Pflegeberaterin und pflegende Angehörige im Evangelischen Klinikum Bethel und Carina Betzing, Fachberaterin vom PME Familienservice als Expertinnen beteiligten. Nach Einschätzung von Bianca Michler sind viele pflegende Angehörige durch die Doppelbelastung Beruf-Pflege stark belastet, manche auch schon überfordert. „Viele Pflegende sind bereits im Tunnel und nur noch damit beschäftigt, einigermaßen über den Tag zu kommen. Die sehen die Angebote nicht mehr, die es ja durchaus auch gibt.“ Hier seien nicht nur weitere Hilfen, sondern vor allem auch finanzielle Anreize nötig. Eine Einschätzung, die Gaby Erdmann von der BKK teilt. Um die Gruppe der pflegenden Angehörigen nachhaltig zu unterstützen, empfiehlt sie zudem eine stärkere Digitalisierung von Pflegeleistungen, um Prozesse effizienter zu gestalten, beispielsweise wenn es um Terminabsprachen und Betreuungsangebote gehe.

So wie Bianca Michler und Gaby Erdmann, sieht auch Carina Betzing die Unternehmen mit in der Verantwortung, wenn es um die Bereitstellung von Ressourcen für die Pflege geht. Neben konkreten Unterstützungsleistungen forderte sie mehr Sensibilität von Unternehmen, in denen pflegende Angehörige tätig sind: „In einem Vorstellungsgespräch traut sich doch niemand, preis zu geben, dass sie oder er zu Hause einen Angehörigen pflegt. Andererseits wird auch gar nicht danach gefragt. Da sieht man, mit wieviel Unsicherheit und Barrieren das Thema behaftet ist.“ Eine Einschätzung, mit der sie nicht nur vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem Publikum, sondern auch Kordula Schulz-Asche aus dem Herzen sprach. Ihr Schlusswort am Ende der lebhaften Diskussion: „Leider wird das Thema Pflegebedürftigkeit nach wie vor von vielen Menschen verdrängt bzw. tabuisiert. Hier müssen wir endlich eine ehrliche Diskussion führen, denn nur dann können wir dieses wichtige Thema zu einer guten Lösung führen.“

Text: ZIG OWL, Christian Horn

Die Pflege stärken durch Vernetzung vor Ort

In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen fehlt das Personal, die Pflegekräfte sind am Limit, und auch die pflegenden Angehörigen sind überlastet. Die Bundestagsabgeordneten Britta Haßelmann und Kordula Schulz-Asche von Bündnis 90/Die Grünen informierten sich am 8. Dezember 2022 beim Besuch mehrerer Einrichtungen in Bielefeld über die Situation vor Ort und über interessante regionale Lösungsansätze.

Das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG) hatte die Fraktionsvorsitzende und die pflegepolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, Britta Haßelmann und Kordula Schulz-Asche, zu einem Ortstermin eingeladen. Auf dem Programm standen das Bielefelder Modell, die Pflegesituation im Krankenhaus und ein Besuch im neuen Pflegezentrum Haus Hannah der Altenhilfe Bethel. Am Nachmittag ging es beim Podiumsgespräch darum, wie die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege besser gelingt. Die beiden Bundestagsabgeordneten zeigten sich beeindruckt von den Gesprächen mit den Fachleuten aus der Bielefelder Gesundheitswirtschaft: Die Vernetzung der Akteure im Gesundheitssystem auch auf der kommunalen Ebene sei eine vordringliche Aufgabe, und da sei die Region OWL ein starkes Vorbild. Immer gehe es darum, tragfähige Lösungen für die Menschen vor Ort zu entwickeln. Dementsprechend positiv bewertete Kordula Schulz-Asche den Besuch in Bielefeld: „Gespräche wie heute liefern gute Antworten auf die drängenden Fragen der Gegenwart und sind auch deshalb enorm wichtig für uns. Hier bekommen wir die Impulse und Rückmeldungen, die wir in Berlin in die politische Debatte einbringen können.“

Das abwechslungsreiche Besuchsprogramm informierte über die örtliche Stadtteil- und Quartiersarbeit, über Erfahrungen mit neuen Versorgungsformen wie den Patientenlotsen und dem Gesundheitskiosk sowie dem GesundZentrum Bielefeld. Insbesondere das Bielefelder Modell für Wohnen im Alter mit Versorgungssicherheit ist weithin bekannt als Innovationsprojekt. An dem Beispiel wurde im Fachgespräch der Vertreterinnen und Vertreter der Gesundheitseinrichtungen mit den Parlamentarierinnen aber auch deutlich, dass die Bedingungen für auskömmliche Finanzierung solcher Modelle ebenso wie für die Pflegeversorgung auf kommunaler Ebene verbessert werden müssen. Für Uwe Borchers, Geschäftsführer des ZIG, eine zentrale Botschaft in Richtung Politik: „Wir konnten unseren Gästen zeigen, dass es hier vor Ort sehr gute Initiativen und Versorgungsangebote gibt, die lohnenswert sind, weiter verstärkt zu werden. Aber die aktuellen Herausforderungen sind erheblich und bringen alle Beteiligte an Grenzen. Deshalb brauchen wir weitere pflegepolitische Impulse für eine Entlastung und Neustrukturierung in der Pflege.“

Entlastung auch durch Digitalisierung in der Pflege

Zahlreiche Einrichtungen in der Altenpflege gehen inzwischen auch neue Wege beim Einsatz digitaler Technik. Welche Möglichkeiten sich hier bieten, zeigte den Gästen aus Berlin Einrichtungsleiterin Birgit Michels-Rieß im Pflegezentrum Haus Hannah der Altenhilfe Bethel. Die im Mai 2022 eröffnete Einrichtung, die auf drei Etagen 80 Pflegeplätze bietet, setzt nicht nur auf ein gemeinwohlorientiertes Betreuungskonzept, sondern auch auf digitale Assistenztechnologien zum Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner und zur Entlastung des Pflegepersonals. Eine hochmoderne Sensortechnik gehört ebenso zur Ausstattung wie innovative Beleuchtungssysteme und nutzerfreundliche Anwendungen aus dem Bereich Smart Home. Trotz der durchaus großen Brandbreite an technischen Möglichkeiten setzt Birgit Michels-Rieß mit Blick auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner auch klare Grenzen: „Wir reduzieren die Anwendungen auf das, was für unsere Bewohner hilfreich ist, damit sie am alltäglichen Leben teilhaben können, beispielsweise, wenn sie den Gottesdienst in der Abendfrieden-Kapelle via Fernsehen in Bild und Ton auf ihrem Zimmer verfolgen können.“ Für die Mitarbeitenden sieht sie den Nutzen der Technik, die dadurch in ihrem Arbeitsalltag entlastet werden. Allerdings gebe es nach wie vor großen Optimierungsbedarf, beispielsweise wenn es um die Schnittstellen zu anderen Gesundheitsdienstleistern und die übergreifende Integration der Systeme geht.

Pflegende Angehörige besser unterstützen und stärken

Weitere pflegepolitische Impulse gab es im Tagungszentrum Bethel von den rund 50 Gästen der Podiumsdiskussion „work & care: Beruf und Pflege besser vereinbaren“. Kordula Schulz-Asche, ordentliches Mitglied des Gesundheitsausschusses im Bundestag, lenkte in ihrem einleitenden Vortrag den Blick auf die Stärke der Kommunen bei der Versorgung der Menschen vor Ort. Die Diskussion mit den Fachleuten sowie Bürgerinnen und Bürgern zeigte schnell auf, welch hoher Handlungsbedarf nicht nur in Pflegeeinrichtungen, sondern insbesondere bei pflegenden Angehörigen herrscht. Eine Herausforderung, der sich nach Ansicht von Kordula Schulz-Asche nicht nur Kranken- und Pflegekassen stellen müssen: „Die Unterstützung der pflegenden Angehörigen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die uns alle angeht. Dazu gehört auch, dass das Thema Pflegebedürftigkeit nicht mehr verdrängt bzw. ignoriert wird, was heute leider noch allzu oft der Fall ist. Hier müssen wir endlich eine ehrliche Diskussion führen, wenn wir dieses wichtige Thema zu einer guten Lösung führen wollen.“

 

Ein neues akademisches Zuhause

Mit einem Festakt im Assapheum Bethel feierten mehr als 80 Gäste aus Wissenschaft, Management, Kirche und Gesellschaft den Übergang des Instituts für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement (IDWM) an die Universität Bielefeld. „Heute ist ein großer Tag für das IDWM“, sagte Institutsdirektor Professor Dr. Martin Büscher bei seiner Eröffnungsrede im Assapheum.

Das IDWM ist eine in Bethel beheimatete interdisziplinär arbeitende Forschungseinrichtung, die theologische, ethische, managementtheoretische und ökonomische Denkweisen in Lehre und Forschung verbindet und Führungskräfte in Diakonie, Sozialwirtschaft und Kirche weiterbildet.

Bereits Anfang des Jahres ging das IDWM formal an die Universität Bielefeld über, zuvor gehörte das Institut zur Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Mit der Integration in die Universität Bielefeld und der Förderung durch die Evangelische Kirche von Westfalen und die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel ist die Arbeit des IDWM langfristig gesichert.

Es sei eine „glasklare hochschulpolitische Entscheidung mit kluger Weitsicht und segensreicher Autorität“ gewesen, das IDWM der Universität Bielefeld anzugliedern, so der Institutsdirektor. „Ein guter, gastfreundlicher Geist hat diesen Prozess getragen: Das war die Lust am Gelingen.“ In seiner Festrede betonte er die Chancen für alle Beteiligten, die gute Kooperation mit der Abteilung Theologie und die gegenseitige Inspiration aller am Prozess mitwirkenden Personen.

Der theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen Ulf Schlüter sagte, für die Fortentwicklung von Diakonie brauche es „Herz und Verstand, Wissenschaft und Gottvertrauen.“ Der Übergang an die Universität Bielefeld sei „ohne Wenn und Aber ein Ja zur Wissenschaft“. Der Vizepräsident gestaltete den geistlichen Impuls des Tages, der nach dem Festakt und der Vergabe von Master- und Promotionsurkunden in die Vorträge und den Austausch des „19. Forums Diakoniewissenschaft“ zum Thema „Für Inklusion sorgen – ein Paradigmenwechsel?“ mündete.

„Wir werden stärker, wir werden sichtbarer“, sagte Professor Dr. Gerhard Sagerer. Der Rektor der Universität Bielefeld lobte das IDWM als eine „Bereicherung des Profils der Universität Bielefeld mit sehr interessanten Nuancen“ und bezeichnete den Übergang des Instituts als „Win-win-Situation“.

Das Institut gehört nun zur Fakultät Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie. „Die Einbindung der Diakoniewissenschaft in die Fakultät ist ein Glücksfall. Das Institut hat mit uns ein neues akademisches Zuhause“, sagte Dekan Professor Dr. Frank Grüner. „Wir bekommen einen spannenden, in Lehre und Forschung breit aufgestellten Partner.“

Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstand der von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, sprach von „großen Chancen“ für alle Beteiligten. „Gemeinsam ist es uns gelungen, diesen schwierigen Übergang zum Gelingen zu führen“, sagte sie. „Dass es für das IDWM an der Universität Bielefeld gut wird, davon bin ich überzeugt.“

Bei dem Festakt wurden acht Absolventinnen und Absolventen des IDWM aus verschiedenen Kontinenten für ihre erfolgreichen Studienleistungen geehrt. Ihre Promotionsurkunden erhielten Dr. Jenny Rossy Christine Purba (Indonesien) und Dr. Corinna Lee (Gelsenkirchen). Zum Master of Arts (M.A.), Diakoniemanagement, wurden ernannt: Johnny Johnny Eley (D.R. Kongo), Morya Gnanko (Dortmund), Michael Götz (Nürnberg), Rut Mentina Pandia (Indonesien), Miriam Meyer-Diekmann (Lüneburg) und Matthias Sandmann (Düsseldorf).

Quelle: Universität Bielefeld

Stipendienvergabe an Medizinstudierende in OWL

In Lemgo hat der Studienfonds OWL feierlich 263 neue Stipendiatinnen und Stipendiaten der insgesamt 500 geförderten Studierenden aufgenommen. Hierunter sind auch Medizinstudierende der Medizinischen Fakultät OWL, Universität Bielefeld.

Erstmalig unterstützt der Verein zur Förderung der medizinischen Ausbildung und Versorgung in OWL e.V. (kurz: MED OWL) sechs talentierte und engagierte Medizinstudierende mit Studien-Stipendien. MED OWL kooperiert dazu mit dem Studienfonds OWL. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten profitieren von der finanziellen sowie auch von der ideellen Förderung durch MED OWL und den Studienfonds OWL. MED OWL versteht dieses gemeinsame Engagement als einen wichtigen Beitrag für das Standortmarketing und die überregionale Sichtbarkeit! Der Förderverein setzt damit ein starkes Signal für die medizinische Ausbildung und für zukunftssichere Gesundheitsversorgung in Ostwestfalen-Lippe.

Engagiert für die Medizinstudierenden unserer Region

Die Stipendiatinnen, Stipendiaten und Förderer in OWL profitieren von einer lebendigen Kultur des Austausches zwischen allen Beteiligten. Gemeinsam mit über 200 weiteren Förderern aus der Region ist MED OWL dabei Teil eines großen Netzwerkes, das in diesem Förderjahr insgesamt 500 Studierende an den fünf regionalen Hochschulen unterstützt – der Universität Bielefeld, der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule für Musik Detmold. Hiervon sind 263 Stipendiatinnen und Stipendiaten neu in die Förderung aufgenommen worden. Der Studienfonds OWL unterstützt in diesem Förderjahr Studierende mit über 1,7 Millionen Euro. Beim Deutschlandstipendium werden die gestifteten Stipendien durch den Bund verdoppelt, sodass jede und jeder Studierende jährlich von 3.600 Euro profitiert.

Das ZIG OWL gratuliert den Stipendiatinnen und Stipendiaten, die in OWL Medizin studieren! Wir wünschen Ihnen viel Erfolg im Studium und darüber hinaus viele spannende Kontakte mit Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, Gesundheitswirtschaft und Forschung im Netzwerk unserer Region!

Hintergrund: Finanzielle und ideelle Förderung

Die Stiftung Studienfonds OWL vergibt Stipendien an der Universität Bielefeld, der Universität Paderborn, der Fachhochschule Bielefeld, der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie der Hochschule für Musik Detmold. Studierende aller Fachrichtungen, die durch Leistung und Engagement überzeugen, haben eine Chance auf ein Deutschlandstipendium. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten erhalten monatlich 300 Euro und Zugang zu einem umfassenden ideellen Förderprogramm. Dazu gehören Workshops, Unternehmensbesichtigungen, Kaminabende, kulturelle Events u.v.m. Außerdem vergibt die Stiftung Studienfonds OWL Sozialstipendien aufgrund einer besonderen finanziellen Bedürftigkeit. MED OWL bündelt und koordiniert Stipendien und begleitet die Medizinstudierenden in der Region.

Quellen und weitere Informationen: MED OWL und Stiftung Studienfonds OWL 

Mehr Zuwendung, mehr Eigenverantwortung: Beim Zukunftsbild Pflege geht es auch um eine innovative Gesundheitsversorgung in der Region

Beim 21. OWL Forum Gesundheitswirtschaft standen aktuelle Ideen und Konzepte zur Reform der Gesundheitsversorgung im Mittelpunkt der Diskussion. Auch die Ergebnisse der Bielefelder Bürgerbefragung zur Pflege der Zukunft wurden vorgestellt.

Die Gestaltung der Pflege gehört zu den größten gesellschaftlichen Aufgaben der kommenden Jahre. Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, gleichzeitig nimmt auch der Mangel an Pflegefachkräften zu. Diese Entwicklung macht Experten schon länger Sorgen. Aber was sagen die Bürgerinnen und Bürger zur Pflege der Zukunft? 1.500 Bielefelder Bürgerinnen und Bürger haben sich in den letzten Wochen an der Umfrage „Zukunftsbild Pflege“ beteiligt. Die Ergebnisse wurden nun von den Initiatoren vorgestellt. Dabei wurden zahlreiche Ideen und Vorschläge eingebracht, wie die Pflege der Zukunft auch praktisch aussehen sollte. Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, wissenschaftlicher Leiter von Open Innovation City, zeigte sich beeindruckt: „Die Resonanz, vor allem aber das hohe Engagement der Teilnehmer, die viele kreative und lösungsorientierte Vorschläge gemacht haben, zeigt, wie hoch die Bereitschaft der Stadtgesellschaft ist, das Thema Pflege vor Ort aktiv mitzugestalten und voranzubringen. Dieses Potenzial werden wir nutzen und in Kürze zum direkten Austausch einladen.“ Nach der Befragung sollen Bürgerdialoge in den Bielefelder Stadtteilen folgen. Die ersten Veranstaltungen sollen im ersten Quartal 2023 starten.

Gute Pflege noch besser sichtbar machen, Gesundheitskompetenz der Menschen stärken 

Dr. Charlotte Sahin, Projektleiterin beim ZIG OWL, präsentierte die Einzelergebnisse der Umfrage. Viele Resultate decken sich mit anderen Forschungsergebnissen, die Befunde der Bürgerbefragung verdeutlichen vor allem den Handlungsbedarf für die Stadt Bielefeld. So ist der Großteil der Befragten offensichtlich zufrieden mit dem Pflegeangebot. Das Problem: Für fast die Hälfte der Befragten sind die vorhandenen Angebote zur Pflege und zur Gesundheitsförderung nicht bekannt. „Hier müssen wir dringend daran arbeiten, deren Sichtbarkeit zu verbessern. Gerade im digitalen Bereich haben wir schon einige gute Lösungen entwickelt, von denen aber offensichtlich noch zu wenige Menschen wissen“, vermutet Ingo Nürnberger, Dezernent für Soziales und Integration und Erster Beigeordneter der Stadt Bielefeld. Dabei sind laut Befragung die Menschen der Stadt auch neuen Technologien gegenüber sehr offen. Fast drei Viertel der Befragten finden es gut, wenn dank digitaler Anwendungen pflegende Personen mehr Zeit für die Betreuung haben. Fast die Hälfte der Befragten schätzt die Möglichkeit, durch digitale Medien den Kontakt zu Angehörigen aufrecht zu erhalten. Ungeachtet dessen sind sich die Befragten in einem Punkt fast durchgängig einig: Technik kann die Pflegekraft nur unterstützen und ergänzen, nicht aber verdrängen (83%). Knapp 40% der Befragten legt großen Wert auf gut ausgebildete und mit ausreichenden Zeitkapazitäten versehene Pflegekräfte, eine Forderung, die einher geht mit dem Wunsch nach Selbstbestimmtheit (66%) und einem möglichst langen Aufenthalt in der eigenen Häuslichkeit (32%). Auch in diesem Punkt liefern die Antworten der Befragten wichtige Impulse. So sind für viele innovative Wohnangebote wie Mehrfamilienhäuser oder Pflege-WGs, ergänzt durch zentral gelegene und niederschwellige Informations- und Beratungsstellen, durchaus mögliche Zukunftsszenarien. „Solche Modelle funktioniert aber nur, wenn Wohnsituation, das soziale Miteinander und die professionelle Pflege gut aufeinander abgestimmt sind und wir mit unseren Pflegeangeboten direkt in die Quartiere gehen“, erläutert Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstandsmitglied der v. Bodelschwingschen Stiftungen Bethel.

Neues Gesund-Zentrum eröffnet in Bielefeld

In der Musterwohnung steht ein bequemer Stuhl, der per Hydraulik beim Hinsetzen und Aufstehen hilft, nebenan berät die Stadt über Pflege- und Wohnmöglichkeiten, wer beim Atmen  zusätzlichen Sauerstoff braucht, kann das dafür nötige   Gerät frisch betanken, das Ärztenetz Bielefeld bietet  Versorgung chronischer Wunden und die Fachhochschule forscht an Möglichkeiten des sicheren Wohnen auch für ältere und kranke Menschen - und  das alles unter einem Dach. In Bielefeld entsteht ein neues Gesund-Zentrum.

Möglichst viele Informationen und Dienstleistungen rund um das Thema Gesundheit und Pflege an einem Ort anzubieten, das ist das Ziel des Gesund-Zentrums, das seien Sitz in den Räumen des Reha- und Medizintechnik-Anbieters PVM am Südring direkt hinter Ikea hat.

Initiator ist PVM-Geschäftsführer Markus Wendler, der mit seinem Unternehmen dort ansässig ist und für das Gesund-Zentrum nun auch die Räume des früheren Mode-Outlet Ultimo übernommen und umgebaut hat.

„Wir wollen einen zentralen Punkt schaffen, an dem Patienten, Angehörige mit Fachleute wie Pflegepersonal, Ärzte und Therapeuten zusammen kommen können und der einen Raum für Vernetzung bieten“, erklärt Wendler. Den bislang sei es für Menschen, die selbst auf Pflege oder Versorgung angewiesen sind oder deren Angehörigen oft mühsam und mit vielen Wegen verbunden, um alle Informationen einzuholen oder die Versorgung zu organisieren. Wendler: „Dann geht es zum Arzt, zur Pflegeberatung, zum Sanitätshaus und zu weiteren Stellen. Wir wollen   dies nun alles zusammen anbieten.“

750 Quadratmeter ist die Fläche groß, die dafür   künftig zur Verfügung steht. Direkt am Eingang steht   die Musterwohnung, in der Besucher eine Küche testen können mit Schränken gibt, die sich elektrisch hoch- und herunterfahren lassen, im rechten Gebäudeteil   wird der Bereich Care-Tech der Fachhochschule einziehen.

Dort wird an den Möglichkeiten geforscht, wie ältere oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen    weiterhin zuhause leben könne, ohne dass sich ihre Familie ständig Sorgen machen muss. Der Schlüssel dazu sind   viele Sensoren, die in der Wohnung angebracht werden können, erläutert Markus Wendler. „Die melden dann auf eine App, die die Angehörigen auf ihrem Handy habe, zum Beispiel, ob die Kaffeemaschine eingeschaltet wurde, ob Frischwasser für die Dusche läuft oder das Licht angeschaltet wurde. Daraus kann man dann ablesen, ob der Tagesablauf   im ganz normalen Rahmen läuft.“

Im Raum nebenan wird das Ärztenetz Bielefeld erstmal feste Räume für die Versorgung chronischer Wunden bekommen. Denn deren Behandlung braucht viel Zeit und getrennte Räume - und beides ist in vielen Arztpraxen knapp, erklärt Gefäßchirurg Ulrich Quellmalz. „Wir wollen stattdessen diesen Bereich mit einigen Spezialisten anbieten, immer in Absprache mit ihrem Hausarzt.“

Weitere Partner im Gesund-Zentrum sind unter anderem die Stadt, die dort Pflegeberatung anbieten wird, das Labor Krone mit Diagnostik und Probenentnahme, der Klara-Gesundheitskiosk, eine Beratungsstelle der Betriebskrankenkassen mit   Informationen zur Beantragung von Unterstützung bei Pflegeleistungen, ein Physiotherapie-Anbieter und die Firma PVM selbst mit ihren Produkten - wobei die Rollatoren auf einer  „Teststrecke“  vor der Tür unter Alltagsbedingungen ausprobiert werden können. Die Firma Luchs wird einen 15 Meter hohen Speicher für Flüssigsauerstoff aufstellen, an dem Geräte betankt werden können.

Darüber hinaus sollen die Räume auch für Veranstaltungen genutzt werden. „Selbsthilfegruppen können sich zum Beispiel hier treffen oder   Fachvorträge gehalten werden“, erklärt Markus Wendler. Wobei dem PVM-Geschäftsführer auch wichtig ist, dass sich die Profis aus dem Gesundheitswesen   hier vernetzen können. „Denn in dem nicht jeder jede Dienstleistung anbieten muss, können sie sich so gegenseitig entlasten.“

Eröffnet wird das neue Gesund-Zentrum in der kommenden Woche. Am Mittwoch mit einem Empfang für geladenen Gäste, am Freitag mit einer Fachtagung und am Samstag, 29. Oktober, von 10 bis 16 Uhr dann mit einem Tag der offenen Tür für alle Interessierten.

Geöffnet sein wird das Gesund-Zentrum dann von Montag, 31. Oktober an, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. Markus Wendler: „Wenn wir sehen, dass die Nachfrage dann groß ist, könnte künftig auch samstags geöffnet sein.“

Quelle: Westfalenblatt (19.10.2022), Hendrik Uffmann, Link

Einstieg in die Pflege: Rund 60 Besucher informierten sich im Kreishaus Gütersloh über Berufsalltag, Quereinstieg und Qualifizierung

Welche Wege in die Pflegebranche gibt es? Welche Formen der Ausbildung oder Qualifizierung sind möglich? Wie kann ein Arbeitstag aussehen? Was verdient man in der Pflege? Diese und weitere Fragen rund um den Einstieg in die Pflegebranche wurden am vergangenen Freitag im Kreishaus in Gütersloh beantwortet. Mehrere Arbeitgeber, Fortbildungsanbieter, Organisationen und Institutionen informierten und berichteten dort rund 60 Interessierte über Einstieg und Alltag in der Pflege.

Die Veranstaltung wurde von der pro Wirtschaft GT, dem Jobcenter Kreis Gütersloh, der Agentur für Arbeit Gütersloh, dem Kreis Gütersloh/Abteilung Soziales und der Servicestelle Gesundheit GT durchgeführt und organisiert. „In der Pflegebranche hat sich in jüngerer Vergangenheit einiges getan“, sagte Uwe Borchers von der Servicestelle Gesundheit GT zur Begrüßung. Nicht nur der Verdienst sei gestiegen, auch die Wertschätzung der Pflegebranche in der Gesellschaft sei weitergewachsen, so Borchers. Zudem würden sich laut Borchers in der Zukunft zahlreiche Einstiegschancen in die Pflege bieten: „In der Pflege werden in den kommenden Jahren so viele Kolleginnen und Kollegen gesucht, wie in fast keiner anderen Branche“, sagte Borchers.

Nach der Begrüßung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktischen Erfahrungen aus dem Arbeitsalltag lauschen. Im Gespräch mit Borchers berichteten Kerstin Ross und Stefan Rischer vom Evangelischen Johanneswerk und Jan-Hendrik Schoppmann vom Caritas Seniorenheim in Harsewinkel von ihren jeweiligen Wegen in den Beruf und ihrem Alltag. „Ich habe schnell gemerkt, dass der Kontakt zu Menschen mir liegt und Spaß macht“, erzählte Schoppmann im Gespräch mit Borchers auf der Bühne. „Deshalb ist die Pflege für mich das richtige“, so Schoppmann. Kerstin Russ verschlug es über Umwege in die Pflege. Die gelernte Industriekauffrau arbeitete zunächst nur am Wochenende zusätzlich im Pflegebereich. Doch auch sie entdeckte schnell ihre Leidenschaft für die Arbeit mit und an den Mitmenschen. „Irgendwann habe ich mir gedacht: Das ist es. Das will ich machen“, berichtete Ross. Sie entschied sich berufsbegleitend vier Jahre lang eine Ausbildung zur examinierten Pflegekraft zu machen und ist nun in einer Einrichtung des Evangelischen Johanneswerks tätig.

Auch Einrichtungsleiter Stefan Rischer erzählte von seinem Weg in die Pflege, sprach über Unterschiede der täglichen Arbeit in der Kurzzeit- und der Langzeitpflege und über die zahlreichen Möglichkeiten der Fortbildung und Spezialisierung innerhalb der Pflege.

Nach dem Podiumsgespräch hatten die Teilnehmer die Möglichkeit selber ins Gespräch mit Pflegekräften und Fortbildungsanbietern zu kommen. An den Ständen von ZAB, Kolping, dem Evangelischen Johanneswerk, Daheim, der DAA, apm, der Servicestelle Gesundheit, dem Jobcenter Kreis Gütersloh und dem Deutschen Roten Kreuz, konnten Sie ihre individuellen Themen besprechen. So konnten Fragen zu Ausbildungszeiträumen, Vereinbarkeit von Ausbildung und Familie, den sprachlichen Voraussetzungen, aber auch dem Umgang mit Trauer an den Ständen angesprochen werden.

Dolmetscher unterstützen bei Bedarf diese individuellen Gespräche und übersetzten ebenfalls die Inhalte der Interviews auf der Bühne. Nach den Gesprächen an den Ständen informierten verschiedene Qualifizierungsanbieter auf der Bühne zu den unterschiedlichen Wegen in die Pflege, erklärten verschiedene Formen der Ausbildung und ihre Voraussetzungen.

Die Veranstaltung fand im Rahmen der Fachkräftewoche OWL statt. Infos zum Einstieg in die Pflege bieten unter anderem die Fortbildungsanbieter auf ihren jeweiligen Websites.

Quelle: pro Wirtschaft GT
Weitere Informationen: Servicestelle Gesundheit
Die Servicestelle Gesundheit arbeitet in Trägerschaft der pro Wirtschaft GT und in Kooperation mit dem Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG OWL).

Beruf(ung) mit Zukunft: Deine Chance in der Pflege!

Welche Möglichkeiten zum (Quer-)Einstieg in die Pflegebranche gibt es? Wie sieht eine Qualifizierung für den Einstieg in die Pflege aus und welche Anbieter gibt es? Am Freitag, 30. September, können alle Interessierten, die sich einen Berufseinstieg in die Pflegebranche vorstellen können, diese und weitere Fragen mit Akteuren aus der Pflege im Kreishaus in Gütersloh besprechen. Teilnehmende können an Info-Ständen direkt mit potentiellen Arbeitgebern und Qualifizierungsanbietern ins Gespräch kommen und in Podiumsgesprächen von Arbeitnehmern aus der Pflege ganz praktische Einblicke in die Arbeit erhalten.

„Die Veranstalter möchten Interessierten die Möglichkeit bieten, sich niedrigschwellig und unverbindlich über einen beruflichen Einstieg in die Pflege zu informieren“, sagt Nikola Weber, Geschäftsführerin der pro Wirtschaft GT. Die pro Wirtschaft GT führt die Veranstaltung gemeinsam mit dem Jobcenter Kreis Gütersloh, der Agentur für Arbeit Gütersloh, dem Kreis Gütersloh/Abteilung Soziales und der Servicestelle Gesundheit GT durch. Die Info-Veranstaltung findet in zwei Zeitvarianten statt und beginnt wahlweise um 09:30 oder 13:30 Uhr. Das Programm sieht in beiden Zeitvarianten nach der Begrüßung Interviews mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aus der Pflege vor. Berufspraktiker berichten von ihren Erfahrungen in der Pflege, so dass Interessenten realistische Einblicke zur Arbeit mit Pflegebedürftigen erhalten.

Auch die Qualifizierungsanbieter (apm, DAA, Dekra, Kolping und ZAB) kommen zu Wort – sie stellen vor, welche Angebote zum Erwerb eines anerkannten Pflegeberufs genutzt werden können und wie sich eine berufliche Weiterentwicklung in der Pflege aufbauen kann. Bei einer beruflichen Qualifizierung in der Pflege können auch das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit unterstützen – Interessierte können direkt auf der Veranstaltung klären, welche Unterstützung sie erhalten können. Die Gesprächsinhalte werden jeweils in russischer und arabischer Sprache zusammengefasst.

Besucherinnen und Besucher können außerdem an Ausstellungsständen und Aktionsinseln mit Akteuren aus der Pflege ins Gespräch kommen und Einblicke in verschiedene Aspekte der Pflegebranche gewinnen. Während der Veranstaltung stehen Dolmetscher für die Unterstützung individueller Gespräche zur Verfügung.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Aktionsprogramms ‚Fachkräfte für OWL statt‘. Alle Informationen sowie ein Veranstaltungsflyer zum Ablauf finden sich auf www.prowi-gt.de. Der Flyer ist dort zudem in russisch und arabischer Sprach zum Download verfügbar. Eine Anmeldung zur Teilnahme ist nicht erforderlich – lediglich pünktliches Erscheinen um 09:30 Uhr oder 13:30 Uhr im Kreishaus Gütersloh an der Herzebrocker Straße 140 ist erwünscht.

Download: Programm (arabisch) | Programm (russich) | Programm (deutsch)

 

Stroke Unit am Klinikum Lippe durch European Stroke Organization zertifiziert

Bereits im April 2022 wurde die Schlaganfall-Einheit des Klinikum Lippe am Standort Lemgo von der Deutschen Schlaganfallgesellschaft als „Überregionale Stroke Unit“ zertifiziert. Die optimale Versorgung wurde nun zusätzlich mit der höchsten Zertifizierungsstufe im europäischen Raum bestätigt. Die Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie erhielt im September das Zertifikat der European Stroke Organization (ESO).

Circa 6.000 bis 7.000 Schlaganfälle ereignen sich jährlich in Ostwestfalen-Lippe. Davon werden rund 1.000 Fälle auf der Überregionalen Stroke Unit des Klinikum Lippe am Standort Lemgo versorgt. „Die Folgen eines Schlaganfalls hängen unter anderem erheblich davon ab, wie schnell und professionell die Patienten behandelt werden“, sagt Prof. Dr. Christoph Redecker, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Neurogeriatrie. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Zertifizierung nicht nur deutschlandweit durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft, sondern auch auf europäischer Ebene, durch die europäische Schlaganfallorganisation ESO, erlangt haben.“

Das Klinikum Lippe verfügt seit Anfang der 2000er Jahre über eine Stroke Unit mit acht Betten, speziell geschultem Personal und umfangreichen Möglichkeiten zur Überwachung wichtiger Körperfunktionen in der Akutphase des Schlaganfalls. Mit etwa 200 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern stellt der Schlaganfall eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland dar und zählt zu den drei häufigsten Todesursachen sowie eine der Hauptursachen von Behinderungen im Erwachsenenalter.

Durch die Einführung sogenannter Stroke Units konnte die Versorgungsqualität von Schlaganfallpatienten so verbessert werden, dass die Sterblichkeit und langfristige Behinderungen in den letzten 25 Jahren signifikant reduziert wurden. Auch auf europäischer Ebene ist die Bekämpfung des Schlaganfalles und seiner Folgen ein wichtiges Thema. Der sogenannte Stroke Action Plan for Europe (SAP-E) sieht vor, dass im Jahr 2030 mindestens 90 Prozent aller Schlaganfallbetroffenen in Europa auf einer ESO-zertifizierten Stroke Unit behandelt werden.

Quelle: Pressemitteilung, Klinikum Lippe, 22.09.2022

Vom Hörsaal in die Hausarztpraxis: Medizinstudierende der Universität Bielefeld bekommen schon früh Einblicke in den Arbeitsalltag von Ärzt*innen.

Bereits im zweiten Semester steht ein Praktikum in Hausarztpraxen an. Für die ersten 60 Studierenden der neuen Medizinischen Fakultät ging es in diesem Sommer los. Wir haben eine Studentin beim „Schnuppern“ begleitet.

Leonie Resem legt noch schnell eine neue Auflage auf die Untersuchungsliege und zupft das Papier gerade. Dann kommt auch schon der nächste Patient – und wird nicht nur von seinem vertrauten Hausarzt, sondern auch von der Studentin im zweiten Semester begrüßt. Eine Woche lang arbeitet die 19-Jährige in der Praxis von Dr. Wolfgang Picker-Huchzermeyer mit, begleitet den Bielefelder Hausarzt und seinen Kollegen, schaut den Ärzten über die Schulter, ist bei Hausbesuchen dabei und darf auch selbst mitbehandeln und untersuchen. Ob der Patient etwas dagegen habe, wenn die Studentin den Gesundheits-Check übernimmt? Der 69-Jährige schüttelt mit dem Kopf. Im Gegenteil. Er findet es „klasse“, dass sie Medizin studiert und ermutigt: „Werden Sie Hausärztin. Wir brauchen Hausärzte. Das ist wichtig.“

Jeder Fall ist anders

Mehr Wertschätzung für die Allgemeinmedizin und den ambulanten Bereich – die Medizinische Fakultät der Universität Bielefeld will dazu beitragen und setzt hier einen Schwerpunkt. Vom ersten Semester an gibt es dazu Vorlesungen, Seminare und Kleingruppenunterricht. Wie vielfältig die Arbeit in einer Hausarztpraxis ist und wie dankbar manche Patient*innen sind, überrascht Leonie Resem aber doch. „Vor dem Praktikum war ich eher kritisch“, gesteht sie. Grippale Infekte, ein paar Krankschreibungen – viel mehr habe sie nicht erwartet. Von wegen.   

Schnell ändert sich ihre Ansicht im Praktikum. Leonie Resem bekommt unterschiedlichste Diagnosen mit, von Wunden und Brüchen bis hin zu psychosomatischen Beschwerden, von Long-Covid bis zum Hautausschlag. „Jeder Fall ist anders, das macht es so spannend. Es kommen junge und alte Leute, auch mit komplizierten Anliegen“, erzählt die Studentin, der klar ist: Hausärzt*innen sind Ansprechpersonen für viele Dinge. Oft kennen sie Lebens- und Krankheitsgeschichten ganzer Familien, über Generationen. Der 69-Jährige Patient, der inzwischen mit nacktem Oberkörper auf der Liege sitzt, kommt seit 20 Jahren in die Praxis Picker-Huchzermeyer und erwähnt nebenbei, dass er beruflich lange Vollgas gegeben hat. Bis ihn sein Hausarzt überzeugte: Wenn er so weitermacht, wird die Gesundheit leiden.

Während der Mann erzählt, tastet Leonie Resem Abdomen und Lymphknoten ab, erkundigt sich nach Beschwerden, hört Lunge und Herz ab. „Im Studium haben wir das mit Schauspielern geübt. Das kann ich jetzt gut anwenden.“ Wolfgang Picker-Huchzermeyer beobachtet im Hintergrund, gibt an einigen Stellen behutsam Tipps, erklärt, wie die Anamnese systematischer gemacht werden könnte. „Ja, die Reihenfolge war etwas durcheinander. Das kommt mit der Routine“, versichert der Arzt.

Theorie und Praxis verzahnen

Dennoch: Wolfgang Picker-Huchzermeyer, auch Lehrbeauftragter an der Medizinischen Fakultät, ist begeistert, wie viel Grundverständnis die 19-Jährige für den Beruf nach einem Jahr Studium habe. „Genau das streben wir an. Wir wollen ja weg von einem verkopften Studium und von Anfang an das praktische Tun hineinbringen.“ Zu wissen, warum man theoretische Dinge lernt und das Wissen beim Menschen anwenden, darum gehe es. Der 73-Jährige möchte dem Nachwuchs dabei auch vermitteln, wie wichtig die Beziehung und eine gute Kommunikation mit den Patient*innen ist: Sich auf sie einzulassen, sie mitzunehmen und nicht von oben herab zu belehren, all das gehöre dazu. Leonie Resem kann das gleich umsetzen. Der Gesundheits-Check ist beendet. „Wie würde man jetzt den Abschluss machen?“ Die Studentin fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen, setzt einen positiven Schlusspunkt, ermutigt den Mann, aktiv zu bleiben, ohne sich zu überfordern. „Ja, früher wurde ich von außen bestimmt, heute bestimme ich selbst“, sagt der Bielefelder Patient und spart nicht mit Lob für die Studentin: „Klasse gemacht.“   

Und was sagt sie zu dem freundlichen Hinweis des Mannes: Werden Sie Hausärztin? Leonie Resem lacht. „Bis jetzt kann ich mich noch für vieles begeistern.“ Fest stehe nur: Sie möchte im ambulanten Bereich arbeiten, in einer Praxis, gerne auf dem Land. Orthopädie, Gynäkologie, nach dem Praktikum könne sie sich auch Allgemeinmedizin vorstellen. Aber erst einmal geht das Studium weiter. Mit Vorlesungen, Theorie – und vielen praktischen Einblicken.

(Silke Tornede)
Quelle und weitere Informationen: Medizinische Fakultät OWL

Neuer Chefarzt am Campus Klinikum Lippe: Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter folgt dem Ruf der Universität Bielefeld

Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter folgt dem Ruf der Universität Bielefeld auf die Professur für Klinische Radiologie und leitet das Universitätsinstitut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Zum 1. Oktober 2022 wird Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter Chefarzt am Campus Klinikum Lippe des Universitätsklinikums OWL (UK OWL). Er leitet dann das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und ist Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Radiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Bielefeld.

“Mit Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter gewinnen wir einen Chefarzt mit einer beeindruckenden Laufbahn für unser Klinikum. Als gebürtiger Bielefelder kennt er zudem unsere Region und wird sich deshalb sicher schnell wieder hier einleben. Wir profitieren außerdem von seinen Erfahrungen am King’s College in London oder an den Universitätskliniken Münster und Freiburg“, freut sich Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Axel Lehmann über die neue Personalie.

Auch Dr. Johannes Hütte, Geschäftsführer des Klinikums Lippe ist überzeugt vom neuen Chefarzt: „Mit Herz und Hightech ist ja unser Motto und dieses trifft auch auf den Fachbereich Radiologie und unseren neuen Chefarzt zu. Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Eisenblätter überzeugt fachlich und persönlich mit einem Lebenslauf, der von großem Engagement geprägt ist. Deshalb bin ich mir sicher, dass unser Klinikum von ihm als Chefarzt, Professor, Mitarbeiter und Kollegen profitiert.“

Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter freut sich auf die Rückkehr in die alte Heimat: „Es ist ein Glücksfall für mich, dass ich den Aufbau der neu gegründeten Medizinischen Fakultät der Universität Ostwestfalen-Lippe und die Weiterentwicklung des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Klinikum Lippe aktiv unterstützen und mitgestalten kann. Radiologie steht in der Mitte der klinischen Versorgung. Hier werden Wege für alle Patientinnen und Patienten gebahnt. Wir werden hier in Lippe diagnostische Medizin auf höchstem Niveau etablieren und allen Lippern zugänglich machen. Ein wesentlicher Baustein für die Entwicklung des Klinikums und die Stärkung der Region als Gesundheitsstandort. Für mich persönlich gleichzeitig eine hoch spannende Aufgabe, für die neueste Technik ebenso eine Rolle spielt wie interdisziplinäre Arbeit in einem starken Team.“

Nach dem Abschluss des Medizinstudiums und Promotion mit summa cum laude an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster absolvierte Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michel Eisenblätter die Facharztweiterbildung am Universitätsklinikum Münster. Über fünf Jahre lang war der heute 41-Jährige auch am King’s College London tätig, bevor er zurück an das Universitätsklinikum Münster wechselte. Seit 2019 war Eisenblätter Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Sektion Onkologische Bildgebung am Universitätsklinikum Freiburg.

In seinen Arbeitsgruppen in Münster und Freiburg forschte er gemeinsam mit Ärzten und Naturwissenschaftlern zur Entstehung und Ausbreitung von Tumoren mit dem Ziel, die Diagnostik von Krebserkrankungen weiter zu optimieren. Seine Schwerpunkte legte er dabei auf experimentelle Studien zur Interaktion von Tumor und Immunsystem im Kontext von Tumorausbreitung und neuer Therapie sowie auf klinische Konzepte zur Integration radiologischer Informationen.

Quelle: Klinikum Lippe, Pressemitteilung, 8. September 2022

 

Bundesregierung plant Gesundheitskioske deutschlandweit

Lauterbach präsentiert Eckpunkte für Gesetzesinitiative

Deutschlandweit sollen neue Beratungsangebote für Patientinnen und Patienten in sozial benachteiligten Regionen aufgebaut werden. Das ist Ziel einer Gesetzesinitiative, die Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach beim Besuch des Gesundheitskiosks Hamburg Billstedt vorgestellt hat. Entsprechende Eckpunkte liegen vor, die gesetzlichen Regelungen sollen zeitnah folgen. Danach sollen langfristig 1.000 Gesundheitskioske bundesweit aufgebaut werden. Initiiert werden sollen die Anlaufstellen von den Kommunen, finanziert mehrheitlich von den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Kommunen beteiligen sich. Hauptaufgabe der Kioske ist es, den Zugang zur Versorgung der Patientinnen und Patienten mit besonderem Unterstützungsbedarf zu verbessern und die Versorgung zu koordinieren.

Dazu erklärt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach:

„Gesundheit ist eine der wichtigsten sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts. Auch unter wirtschaftlichem Druck muss es uns gelingen, in einer alternden Gesellschaft das Solidarsystem zusammenzuhalten. Deshalb darf in Deutschland weder der Geldbeutel noch der Wohnort über die Behandlung von Patientinnen und Patienten entscheiden. Gesundheitskioske können dabei einen entscheidenden Unterschied machen. Selbst in strukturell schwachen Gebieten sollen alle die Möglichkeit haben, schnell und kompetent in Gesundheitsfragen beraten zu werden und unbürokratisch Hilfe zu erhalten. Beratung, Vermittlung und vorbeugende Maßnahmen sind Beispiele für die Lücken im System, die so in benachteiligten Regionen geschlossen werden sollen.“

Folgende Eckpunkte sind Grundlage für die Gesetzesinitiative:

  • Gesundheitskioske bieten insbesondere in sozial benachteiligten Regionen und Stadteilen niedrigschwellige Beratung an.

  • Die Krankenkassen fördern zusammen mit den Kommunen mit Hilfe der Gesundheitskioske insbesondere die Gesundheitskompetenz von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf und bieten diesen im Bedarfsfall individuelle Beratung zur Unterstützung eines gesundheitsförderlichen Lebensstils. Ferner bieten die Krankenkassen und das „GKV-Bündnis für Gesundheit“ in den Gesundheitskiosken Informationen für Kommunen und andere interessierte Stellen über Projekte zur Gesundheitsförderung in den Lebenswelten der Menschen.  

  • Weitere Aufgaben sind insbesondere:

    • Die Vermittlung von Leistungen der medizinischen Behandlung, Prävention und Gesundheitsförderung und Anleitung zu deren Inanspruchnahme;

    • allgemeine Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur medizinischen und sozialen Bedarfsermittlung;

    • die Koordinierung der erforderlichen Gesundheitsleistungen und Anleitung zu deren Inanspruchnahme;

    • die Unterstützung bei der Klärung gesundheitlicher und sozialer Angelegenheiten;

    • die Bildung eines sektorenübergreifenden Netzwerkes; 

    • Durchführung einfacher medizinische Routineaufgaben wie z.B. Blutdruck und Blutzucker messen, Verbandswechsel, Wundversorgung und subkutane Injektionen – veranlasst von Ärztinnen und Ärzten;

    • perspektivisch: Erweiterung um ergänzende Beiträge zur Sicherstellung der Primärversorgung

  • Leitung/Personal des Gesundheitskiosks:

    • examinierte Pflegefachkräfte

    • perspektivisch Pflegefachkräfte (Gesundheits- und Kinder-)Krankenpfleger/in, Altenpfleger/in, Pflegefachfrau/Pflegefachmann) mit Heilkundekompetenz (im Sinne von community health nursing - CHN), 

  • Es ist eine enge Kooperation mit dem ÖGD sicherzustellen (z.B. Mitwirkung bei Prävention und Gesundheitsförderung, Durchführung von Impfungen in den Räumen des Kioskes).

  • Das Initiativrecht zur Errichtung eines Kioskes liegt bei den Kommunen, d.h. die Kommunen entscheiden eigenständig über die Errichtung eines Gesundheitskiosks und können von den Krankenkassen den Abschluss eines schiedsamtsfähigen Vertrages über die Einzelheiten verlangen. Ziel ist es, pro 80.000 Einwohner einen Kiosk zu errichten, also bundesweit insgesamt 1.000 Kioske.

  • Sofern eine Kommune das Initiativrecht ausübt, sind die Landesverbände der Krankenkassen verpflichtet, gemeinsam (also wettbewerbsneutral) in Zusammenwirken mit denKommunen/ÖGD Kioske zu errichten. Ausdrücklich können solche Angebote auch mobil (z.B. mit Hilfe von Bussen) erfolgen. 

  • Da die Kioske auch Aufgaben der Daseinsvorsorge vornehmen, besteht die Verpflichtung der Kassen zur Beteiligung an einem Kiosk nur, wenn sich auch die Kommunen insbesondere finanziell an den Kiosken beteiligen.

  • Die Finanzierung wird zwischen den Kommunen auf der einen und gesetzlicher und privater Krankenversicherung auf der anderen Seite aufgeteilt. Die gesetzliche Krankenversicherung wird 74,5 % der Gesamtkosten, die private Krankenversicherung 5,5 % und die Kommunen 20 % der Gesamtkosten tragen.

  • Im Rahmen ihrer Aufgabenwahrnehmung im Bereich der Förderung gesundheitsförderlicher Strukturen unterstützen die Krankenkassen über die Initiative „GKV-Bündnis für Gesundheit“ den Aufbau der Gesundheitskioske in den Kommunen.

  • Die privaten Krankenversicherungsunternehmen sind verpflichtet, sich an den Kiosken zu beteiligen, da auch Privatversicherte das Angebot in Anspruch nehmen können.

  • Die Einzelheiten zu Voraussetzungen und Leistungsinhalt sind im Gesetz vorgegeben. Die weiteren Einzelheiten werden unter Berücksichtigung der Bedingungen vor Ort in schiedsamtsfähigen Verträgen zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen/Krankenversicherungsunternehmen und Kommunen konkretisiert.

  • Andere Sozialleistungsträger (z.B. Rentenversicherung) können sich zusätzlich finanziell beteiligen.

  • Auf die bestehenden Beratungsstrukturen der Pflegeversicherung, insbesondere die Pflegestützpunkte, soll bei Bedarf hingewiesen und ggf. dorthin vermittelt/begleitet werden. Auch die Vernetzung mit anderen Beratungs- oder Servicestellen (z.B. den Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen) ist möglich. Kommunale Strukturen sind einzubeziehen, vorhandene Ressourcen und Synergien sollen sinnvoll genutzt werden (Jugendämter, Familienzentren, Integrationszentren, Ämter für Familie und Jugend, Ämter für Soziale Dienste, Koordinierungsstellen „gesundheitliche Chancengleichheit“, Stadtteil-/Quartiersmanagementbüros, Netzwerk Frühe Hilfen etc.)

  • Die Arbeit der Kioske ist zu evaluieren.

Quelle: (Pressemitteilung, Bundesministerium für Gesundheit, 31.08.2022)

Weiterführende Information:

Gesundheitskiosk Lemgo-Hörstmar

Gesundheitskiosk Klara, Versmold-Loxten

Hintergrund: Gesundheitskioske als neuer Ansatz für wohnortnahe Versorgung

Erste Bielefelder Nacht der Berufe

Am 02. September 2022 wird in der Stadt erstmals die Bielefelder Nacht der Berufe stattfinden. Zwischen 17 und 21 Uhr öffnen 25 Unternehmen und Institutionen ihre Türen für interessierte Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte. Der Spaß und interaktive Erlebnisse stehen dabei im Vordergrund, gleichzeitig informieren die Unternehmen und Institutionen aber auch über interessante Berufsfelder in ihrem Haus.

Bei abwechslungsreichen Mitmach-Aktionen können die Besucher*innen praktische Erfahrungen sammeln und bekommen direkte Einblicke in Ausbildungs- und Studienangebote. Bei vielen Unternehmen wird es zudem die Möglichkeit geben, direkt mit dem Unternehmensnachwuchs ins Gespräch zu kommen, und ganz konkrete Fragen zu Ausbildung und Studium zu stellen.

Die Bielefelder Nacht der Berufe ist Bestandteil des Modellprojektes „Deine Stadt, deine Zukunft, deine Chance“ und wird mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und des Europäischen Sozialfonds / REACT-EU als Teil der Reaktion der Union auf die Covid-19-Pandemie durchgeführt.

Wie nehme ich als Unternehmen teil?

Schicken Sie die Anmeldung ausgefüllt an uns. Im Anschluss vereinbaren wir mit Ihnen einen Termin zur weiteren Vorgehensweise.

Was passiert während der Bielefelder Nacht der Berufe?

Als Unternehmen öffnen Sie Ihre Türen und präsentieren den Jugendlichen Ihr Ausbildungsangebot.

Ist die Teilnahme kostenlos?

Sowohl für teilnehmende Unternehmen als auch für Besucher*innen ist die Teilnahme kostenlos.

Was muss ich als Unternehmen vorbereiten?

Voraussetzung für eine Teilnahme ist die Organisation und Umsetzung einer berufsnahen Mitmach-Aktion für die Besucher*innen. Eine Dauer von max. 30 Min sollte dabei nicht überschritten werden.

Wie viele Jugendliche werden voraussichtlich an der Veranstaltung teilnehmen?

Das Projekt findet erstmalig und ohne Registrierung der Teilnehmer*innen statt, von daher lassen sich keine verbindlichen Zahlen prognostizieren.

Wie kommen die Schüler*innen in die Betriebe?

Die Nutzung des ÖPNV ist von 16 – 24 Uhr kostenlos. Dafür bekommen die Besucher*innen beim Besuch des ersten Unternehmens ein Kontrollband.

Quelle & Weitere Information: REGE mbH

Download: Flyer

Krankenhäuser von St. Johannisstift und BBT-Gruppe planen gemeinsame Zukunft

Die Stiftung St. Johannisstift Paderborn und die BBT-Gruppe in der Region Paderborn / Marsberg haben bereits vor mehreren Monaten Gespräche zur Prüfung einer möglichen Zusammenführung der Versorgungsangebote ihrer Krankenhäuser aufgenommen.

Dies geschieht vor dem Hintergrund der politisch gewollten Gründung von starken Verbünden. So setzt der neue Landeskrankenhausplan für NRW auf eine bessere Koordination und Kooperation zwischen den Krankenhäusern. Ziel ist, die bevorstehenden demographischen und wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche in größeren Verbünden gemeinsam zu meistern.

Erste Ergebnisse wurden nun in Form einer gemeinsamen Absichtserklärung der BBT-Gruppe und des St. Johannisstifts konkretisiert, die einen mehrjährigen Prozess zur Zusammenführung der Krankenhäuser, Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, St.-Marien-Hospital Marsberg und Ev. Krankenhaus St. Johannisstift, zu einem gemeinsamen Gesundheitsdienstleister für die Region vorsehen.

Unter dem Leitgedanken „Wir machen Zukunft. Gemeinsam. Für Menschen.“ soll perspektivisch ein starker Gesundheitsdienstleister für die Region entstehen, der mit einem vielfältigen medizinischen Angebot eine möglichst optimale Versorgung für die Bevölkerung sichert. Dabei steht das Vorhaben, wie in diesen Fällen üblich, unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch das Bundeskartellamt.

„Besonders wichtig ist uns, dass die Kooperation im christlich-ökumenischen Geist gelebt wird, in dem die caritativen und diakonischen Wurzeln aller Partner berücksichtigt werden,“ betont Martin Wolf, Vorstandssprecher des St. Johannisstift. Das Stift arbeite schon seit vielen Jahren vertrauensvoll mit ‚den Brüdern‘ zusammen. Gynäkologen, Urologen und Chirurgen beider Häuser betreiben gemeinsam das zertifizierte Kontinenzzentrum OWL. Man habe in der Coronakrise Schutzmaßnahmen aufeinander abgestimmt, gemeinsam an der digitalen Gesundheitspattform OWL und am Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin mitgewirkt. So sei es nur konsequent, diese engere Verbindung mit dem  Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn und dem St.-Marien-Hospital Marsberg einzugehen.

Gemeinsam versorgen die drei Krankenhäuser zurzeit mit 2200 Mitarbeitenden jährlich rund 35000 stationäre und 65000 ambulante Fälle. Die beiden Pflegeschulen bieten Platz für rund 800 Auszubildende.

„Mit der jetzt geplanten Ausweitung unserer Kooperation übernehmen wir Verantwortung zur langfristigen Sicherung einer qualitativ hochwertigen und wohnortnahen medizinischen Versorgung im Paderborner Land und östlichen Hochsauerland,“ ist sich Siegfried Rörig, Kaufmännischer Direktor und Regionalleiter der BBT-Gruppe für Paderborn / Marsberg sicher.

„Mit dem Krankenhaus St. Johannisstift und dem dazugehörigen Bildungscampus gewinnen wir als einer der größten Arbeitgeber im Gesundheitssektor in der Region an Attraktivität für zukünftige Bewerber und bieten unseren Mitarbeitenden viele Entwicklungsperspektiven“, ergänzt Regionalleiter und Hausoberer Christoph Robrecht. „Doch vor allem profitieren die Paderborner Bürgerinnen und Bürger von dem erweiterten hochspezialisierten medizinischen Angebot, das wir durch die enge Zusammenarbeit werden anbieten können.“

Im nächsten Schritt soll in verschiedenen Projektgruppen, besetzt mit Fachexperten aus den einzelnen Häusern, die Zielperspektive konkretisiert werden.

BBT-Gruppe

Die BBT-Gruppe gehört mit über 100 Einrichtungen zu den großen christlichen Trägern von
Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen in Deutschland. Über 14.000 Mitarbeitende versorgen jährlich mehr als 700.000 Patienten ambulant und stationär und bieten in den verschiedenen Wohn- und Betreuungsangeboten der BBT-Gruppe über 2.400 Menschen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Unsere christliche Mission: Praktizierte Nächstenliebe.

Das Netzwerk für Ihre Gesundheit – Die Krankenhäuser, Haus- und Facharztpraxen der BBT-Gruppe im Paderborner Land und Hochsauerland

Das Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn, Lehrkrankenhaus der Georg-August-Universität Göttingen, und das St.-Marien-Hospital Marsberg, beides Einrichtungen der BBT-Gruppe, bieten jährlich für über 25.000 stationäre und mehr als 50.000 ambulante Patienten in den 18 Fachabteilungen sowie einer HNO-Belegabteilung, einer Pflegeschule und dem Logistikzentrum paderlog umfassende und qualifizierte Dienstleistungen im Gesundheitswesen. Des Weiteren gehören zum Unternehmensverbund mehrere Medizinische Versorgungszentren unterschiedlichster Fachrichtungen.

St. Johannisstift

Ev. Stiftung St. Johannisstift: Das St. Johannisstift, gegründet 1862 in Paderborn, bietet
hilfsbedürftigen Menschen ein umfassendes Angebot in nahezu allen Lebenssituationen. In den Geschäftsbereichen Medizin, Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildung arbeiten heute rund 1.300 Mitarbeitende. Als freigemeinnütziger, evangelischer Träger bietet das St. Johannisstift ein umfassendes Pflegenetzwerk, eine ganzheitliche und sektorübergreifende Versorgung von Medizin (Krankenhaus) und Pflege (Altenhilfe).
Im Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn werden jährlich rund 20.000 Patienten versorgt, davon 8.000 stationär und 12.000 ambulant. Zu den Leistungsschwerpunkten des Krankenhauses gehören die Gefäßmedizin, die Geriatrie (Medizin für alte Menschen), die Innere Medizin, ausgewählte Bereiche der Chirurgie sowie die Gynäkologie. Das Krankenhaus ist Lehrkrankenhaus für Medizinstudenten der Universität Neumarkt a.M., Campus Hamburg. Zudem gehört zum Krankenhaus der Bildungscampus für Gesundheits- und Sozialberufe. Hier werden, neben dem großen Angebot der Fort- und Weiterbildung, regelmäßig über 300 junge Menschen für den Pflegeberuf ausgebildet.

Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung, 5. Juli 2022

Weitere Information:
Ev. Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn
BBT-Gruppe, Brüderkrankenhaus Paderborn
 

Neue Reha-Beratung für pflegende Angehörige beim MZG Bad Lippspringe

Mit einem speziellen Angebot unterstützt das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in Bad Lippspringe pflegende Angehörige in der Region. Das Angebot richtet sich an alle Interessierten im Kreis Paderborn, die sich in einer Pflegesituation befinden sowie Beratung, Informationen und Hilfestellung benötigen. Das Programm wird vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

Die Reha-Beratung ist für alle Aufsuchenden kostenfrei und wird von geschultem Fachpersonal durchgeführt. Die Beratungsstelle des MZG unterstützt bei der Antragstellung für eine Vorsorge oder Rehabilitation und stellt die Versorgung des Angehörigen während einer Maßnahme sicher. „Die Pflege und Versorgung Angehöriger insbesondere in der häuslichen Umgebung kostet viel Kraft. Im Rahmen einer Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme können pflegende Angehörige neue Energie tanken“, erläutert MZG-Geschäftsführer Achim Schäfer.

So haben pflegende Angehörige die Möglichkeit, den Blick auf sich zu lenken und eigene Beschwerden gezielt anzugehen. Zudem können sie ihre individuelle Pflegesituation verbessern, um ihre Gesundheit und Pflegetätigkeit zu erhalten. In der Maßnahme können Netzwerke geknüpft werden, um sich auszutauschen und Hilfestellung zu bekommen.
Für eine Reha-Beratung im MZG-Westfalen stehen die Pflegetrainer Gudrun Brinkmann und Petra Stangl zur Verfügung. Termine können unter der Telefon 05252-95 2491 oder E-Mail: rehaberatung-pflegende-angehoerige@medizinisches-zentrum.de vereinbart werden.

Quelle: Medieninformation MZG 27/2022, Bad Lippspringe, www.medizinisches-zentrum.de

 

Kreistag bringt Neubaupläne für Kliniken im Mühlenkreis auf den Weg

Über die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Mühlenkreis wird diskutiert. Inzwischen hat der Kreistag Minden-Lübbeke Ende Juni mit einem Grundsatzbeschluss über das Finanzierungskonzept Pläne für zwei neue Krankenhausbauten in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land auf den Weg gebracht. Auch der Verwaltungsrat hatte die Beschlüsse des Kreistages bestätigt. Demnach soll auf dem Areal des Krankenhauses Bad Oeynhausen bis 2032 ein Neubau entstehen, in dem das Akut-Krankenhaus und die Auguste-Viktoria-Klinik in Bad Oeynhausen zusammengeführt werden. Für den Standort eines Klinikums Lübbecker Land sind vier Grundstücke aus Espelkamp und Lübbecke in der engeren Auswahl. Die Eignung der Grundstücke hinsichtlich Verfügbarkeit, Planungsrecht und Umweltverträglichkeit soll vertieft geprüft werden. Der Eigenanteil der Mühlenkreiskliniken an den Gesamtkosten wurde vom Kreistag auf 70 Millionen Euro gedeckelt. Die übrigen Kosten sollen durch die jährliche Einsparung von einem Prozent aus dem Kreishaushalt sowie im übrigen aus der Erhöhung der Kreisumlage gedeckt werden. Zudem soll es weitere Gespräche mit dem Land über weitere Förderungsmöglichkeiten geben.

Mit diesen Plänen wollen die Mühlenkreiskliniken den aktuellen Herausforderungen für Krankenhäuser mit einem Zukunftsprojekt begegnen und die Versorgung der Bevölkerung zukunftssicher weiterentwickeln.

Mehr Informationen zu den Entwicklungsperspektiven auf den Seiten der Mühlenkreiskliniken: Neubaupläne in Bad Oeynhausen und im Lübbecker Land

Regionale Gesundheitszentren | Hausärzte, Zahnärzte, Apotheke: Neues Gesundheitszentrum im Kreis Gütersloh

Die Mieter des neuen Gesundheitszentrums „RhedaMed“ in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh sind bereit. Unter anderem eröffnet dort eine Praxis, die es so bisher noch nicht in der Stadt gab.

Ein „Tag der offenen Tür“ würde nicht reichen, denn es gibt eine ganze Menge zu entdecken. Also wird Investor Joseph Schrull interessierten Bürgerinnen und Bürgern an zwei „Tagen der offenen Tür“ die Gelegenheit geben, einen Blick in das Neubauensemble mit der ehemaligen Brennerei an Nadelstraße und Widumstraße in der Altstadt von Rheda zu werfen.

Nach eineinhalb Jahren Bauzeit feiert das neue Gesundheitszentrum mit dem passenden Namen „RhedaMed“ Eröffnung. Am Freitag, 1. Juli, von 14 bis 18 Uhr und am Samstag, 2. Juli, von 10 bis 14 Uhr öffnen alle Mieter ihre Türen, so dass sich die Besucher über ihr Leistungsangebot informieren können. Joseph Schrull hatte jüngst alle Mieter zu einem Kennenlerntreffen eingeladen.

Apotheke

Die Rats-Apotheke mit Inhaber Martin Schulz zieht in das historische Brennereigebäude, das kernsaniert wurde. Hierbei handelt es sich um eine Filiale der alteingesessenen Apotheke in der Bahnhofstraße mit dem Namen „Rats-Apotheke im RhedaMed“. Für Schulz war es wichtig, in diesem Teil der Innenstadt präsent zu sein, damit die Patienten der Praxen kurze Wege haben. Er ist froh, dass er das gesamte Erdgeschoss in dem historischen Gebäude beziehen kann. „Das passt wunderbar zu einer Apotheke“, sagt er.

Die Brennerei Pott Hartwig sei 1722 gegründet worden und genau 300 Jahre später werde das Gebäude nun wieder mit Leben erweckt. Schulz will mit vielen Dingen an die Zeit, als hier die noch Korn und Wacholder gebrannt wurde, erinnern. So steht der alte Brennbottich, Destillen und viele andere Accessoires im Verkaufsraum.

Ein großes Aquarell mit einer Abbildung der Brennerei wird er ebenfalls aufhängen. „Ich möchte hier ein Stück Tradition fortführen“, meint er und vielleicht lässt er auch mal ein eigenes Kräutertröpfen bei Pott Hartwig brennen. Hierfür würde aber noch die passende Rezeptur fehlen. Die Apotheke im RhedaMed wird die junge Apothekerin Hend Haso leiten.

Tagespflege

Im Neubau zieht ins Erdgeschoss die Caritas mit der Tagespflege Rheda ein, und auch die Sozialstation der Caritas Rheda wird sich dort niederlassen. Die Tagespflegegruppe, die Thomas Plugge leitet, wird ganz neu eröffnet, die Sozialstation war bisher an der Ringstraße beheimatet.

Hausärztliches Zentrum

Im 1. und 2. Obergeschoss findet sich das hausärztliche Zentrum OWL Med der beiden Ärzte Jörn und Olga Fleiter. Sie werden sich in den neuen Räumen von bisher 90 auf nun rund 350 Quadratmetern deutlich vergrößern. Mitgehen wird auch die Medizinerin Susanne Nieling mit einer halben Stelle. Weil Fleiters gerne auf mehrere Arztstellen erweitern möchten und bereits auf der Suche sind, haben sie in Kooperation mit der Stadt und Schrull die 2. Etage gleich mitgemietet, damit die Praxisräume sofort verfügbar sind, wenn sich ein Mediziner findet. Theoretisch könnten dort fünf bis sechs Ärzte arbeiten.

Zahnarzt

Nebenan lässt sich Maximilian Klein mit seiner neu gegründeten Überweiser-Praxis nieder. Das gibt es bisher in Rheda-Wiedenbrück nicht. Als Fachzahnarzt für Oralchirurgie liegen seine Arbeitsschwerpunkte im Setzen von Zahnimplantaten, komplexen Knochenaufbauten, schonenden Zahnentfernungen sowie in der Resektion (Entfernen) von Wurzelspitzen zum Zahnerhalt. Der in Paderborn aufgewachsene Zahnchirurg war viele Jahre im Saarland tätig und kommt nun ein Stück weit in seine alte Heimat zurück.

Medizinische Fußpflege

Ferner zieht ins 1. Obergeschoss die Praxisgemeinschaft Angelika Werner und Karin Lichtenberg ein. Die beiden examinierten Podologinnen bieten medizinische Fußpflege an. Da sie nunmehr zu zweit tätig sind, haben sie aktuell noch Kapazitäten frei.

Physiotherapie

In der Nachbarschaft zur Praxisfläche des hausärztlichen Zentrums im 2. Obergeschoss bezieht das 13-köpfige Team der Physiotherapie Brandt & Reckmann sein neues Domizil. Die „Physios“ haben schon viele Jahre nach neuen Räumen geschaut und sind glücklich, dass es nun geklappt hat. Ein modernes Gebäude mit Fahrstuhl und viel Platz auf 350 Quadratmetern waren gute Gründe, von der Berliner Straße hierhin umzuziehen.

Mietwohnungen

Nicht zu vergessen: Über der Apotheke befinden sich zudem noch zwei Wohnungen mit jeweils 70 Quadratmetern, die zur Miete angeboten werden.

Alle zeigten sich zufrieden und freuen sich auf ihre neuen Arbeitsstätten. „Das Gesamtbild des Gesundheitszentrums ist ansprechend und wird der Innenstadt von Rheda ein Stück neues Leben einhauchen“, ist sich Investor Joseph Schrull sicher. Davon profitieren werde sicher auch die Gastronomie rund um den Doktorplatz.

Quelle: Neue Westfälische, 19.06.2022 (Waltraud Leskovsek)

Hintergrund: Gesundheitskioske als neuer Ansatz für wohnortnahe Versorgung

Der Gesundheitskiosk richtet sich an die Menschen vor Ort. Im ländlichen Raum bedeutet vor Ort sein auch zu erleben, dass Angebote der medizinischen Versorgung spärlich werden können. Auch in größeren Städten kann man vor Ort sehen, dass in sozial benachteiligten Stadtteilen immer weniger Einrichtungen für die primäre Gesundheitsversorgung präsent sind. „In den strukturschwachen städtischen und ländlichen Gebieten sinken damit auch die Lebens- und Gesundheitschancen“, so Uwe Borchers, Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (ZIG OWL). Er sieht Handlungsbedarf auch für die Städte und Gemeinden: „Gerade in strukturschwachen Gebieten, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, finden wir immer weniger Arztpraxen, Apotheken oder andere medizinische Einrichtungen. Gerade hier dünnt das Gesundheitsangebot im direkten lokalen Umfeld der Menschen immer weiter aus. Das hat unmittelbaren Einfluss auf die Möglichkeiten, individuelle Gesundheitskompetenz zu erlangen oder Chancen zur Prävention und Krankheitsvermeidung zu nutzen. Der Gesundheitskiosk ist ein innovativer Ansatz und kann die bestehende Versorgung sinnvoll ergänzen oder sogar entlasten.“

Zahlreiche aktuelle Studien zeigen, dass auch in Deutschland trotz eines im internationalen Vergleich guten Medizinsystems zunehmend mehr Menschen in strukturschwachen Gebieten mit einem erschwerten Zugang zu medizinischer Versorgung leben. Die Expertinnen und Experten der Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ der letzten Bundesregierung hatten die Bedeutung der gesundheitsbezogenen Infrastruktur als Standortfaktor für Kommunen und für die Lebensqualität der Menschen vor Ort ausdrücklich betont und mehr Anstrengungen für die Erhaltung wohnortnah erreichbarer Angebote der Daseinsvorsorge gefordert. Dem „Disparitätsbericht Ungleiches Deutschland“ der Friedrich Ebert Stiftung folgend leben rund 13,6 Millionen Menschen in benachteiligten Gebieten mit schwierigem Zugang zu medizinischer Beratung. Und mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland verfügt nur über geringe Gesundheitskompetenz, wie die Studien des Bielefelder Zentrums für Gesundheitskompetenzforschung zeigen: Bei steigender Fülle an Information tun sich offensichtlich immer mehr Menschen schwer damit, qualitätsgesicherte Gesundheitsinformation zu finden und sich für die eigene Prävention aktiv anzueignen.

Der Gesundheitskiosk als neuer Ansatz zur Stärkung der wohnortnahen Versorgung

Im Gesundheitskiosk gibt es jetzt neue Möglichkeiten, die individuelle Gesundheitskompetenz zu stärken und konkrete Angebote zur Prävention zu vermitteln. Es geht um niedrigschwellige Angebote für wohnortnahe Information, aber auch um persönliche Beratung bei Erkrankung oder Pflegebedürftigkeit. Die Entlastung von Praxen spielt ebenso eine Rolle wie die Hoffnung, langfristig auch Kosten im Gesundheitssystem zu reduzieren. Wie kann das gehen?

In Hamburg wird das Konzept des Gesundheitskiosks seit fünf Jahren erfolgreich umgesetzt. Das Modell wurde von der OptiMedis AG mit Partnern entwickelt und gilt bundesweit als Prototyp der Gesundheitskioske. Patientinnen und Patienten in den beiden sozial schwachen Stadtteilen Billstedt und Horn können in mehr als sechs Sprachen beraten werden, das Fachpersonal leitet zu mehr Eigenverantwortung an oder informiert über Hilfsangebote im Stadtteil. Schon im ersten Jahr wurden mehr als 3.000 Beratungen durchgeführt – eine Zahl, die sich aufgrund des erleichterten Zugangs zur ambulanten Versorgung bis heute kontinuierlich erhöht hat. So ist in Billstedt und Horn die Zahl der durch eine effektive ambulante Versorgung vermeidbaren Krankenhausfälle im Vergleich zu anderen Hamburger Stadtteilen um fast 19 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Anzahl der Arztbesuche in Billstedt und Horn im Vergleich zu anderen Stadtteilen Hamburgs um durchschnittlich 1,9 Besuche je versicherter Person gestiegen. Auf diesen Trend hatten die Initiatoren gesetzt und konnten die erfolgreiche Entwicklung auch in einem umfangreichen Projekt des Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses dokumentieren. Dessen positive Evaluation hatte zur Folge, dass der G-BA im Februar 2022 das Modell für eine integrierte gesundheitliche Vollversorgung in deprivierten großstädtischen Regionen empfahl.

Gesundheitskiosk auf dem Land? Zwei Kioske sind in OWL bereits gestartet.  

Das Hamburger Modell „Gesundheitskiosk“ unterstreicht mit eindrucksvollen Ergebnissen den hohen Nutzen für die Menschen vor Ort. Das Modell ist aber nicht ohne weiteres auf andere Regionen übertragbar. Keine Region ist wie die andere, und für eine ländliche Region wie Ostwestfalen-Lippe zeigen sich ganz andere Strukturmerkmale gegenüber einer Großstadt wie Hamburg. „Darum ging es uns von Anfang an darum, eine Lösung für die besonderen Gegebenheiten in unserer ländlich geprägten Region zu entwickeln und die Schwerpunkte mit Blick auf die Bedarfe der Menschen auf dem Land zu setzen“, erläutert Uwe Borchers. Zwei Gesundheitskioske auf dem Land sind inzwischen auf den Weg gebracht worden. „Glücklicherweise konnten wir an sehr gute Netzwerkstrukturen in unserer Region anknüpfen“, so Borchers mit Blick auf den erfolgreichen Start der Gesundheitskioske in Hörstmar und Loxten.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass das neue Modell bei den Bürgerinnen und Bürgern in OWL gut ankommt. Im Lemgoer Ortsteil Hörstmar besteht der Gesundheitskiosk seit über einem Jahr. Zwei Pflegekräfte sind stundenweise vor Ort für die Menschen aus Hörstmar und Umgebung da. Sie informieren und beraten zu ganz unterschiedlichen Fragen rund um die Gesundheit. Anja Rethmeier-Hanke vom Klinikum Lippe blickt auf die ersten Monate zurück: „Mittlerweile haben wir jeden Tag ein halbes Dutzend Kontakte und Anfragen von Einwohnern aus Hörstmar, aber auch aus Lemgo und Umgebung. Unser Kiosk hat an Sichtbarkeit gewonnen.“ Und sie betont die Bedeutung der Vernetzung vor Ort: „Je mehr Kooperationspartner wir ins Boot holen, umso mehr und vor allem bessere Angebote können wir entwickeln und umsetzen.“ Diese Einschätzung teilt Michaela Wierzbinski, die im Juni den Gesundheitskiosk im Versmolder Ortsteil Loxten eröffnet hat: “So wie die Kolleginnen in Hörstmar wollen wir mit unseren Angeboten die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung stärken und dazu beitragen, dass die Menschen Themen wie Prävention und Vorsorge ernst nehmen.“ Und sie ergänzt: „Ein Gesundheitskiosk finanziert sich nicht von selbst. Wir haben Partner, die unsere Arbeit fördern und mit ihrem Know-how unterstützen. Vor allem aber teilen sie die Begeisterung für diese Idee.“

Kein Kiosk ist wie der andere, lokale Bedarfe sind entscheidend.

Spezifisches Fachwissen, gutes Networking und umfassende Aufklärungsarbeit sind beim Aufbau der Gesundheitskioske nötig. Trotz anfänglicher Hürden oder hohem Aufwand bei der Organisation entsprechender Projekte scheint die Idee Raum zu greifen, nicht nur in Hamburg und OWL. Inzwischen gibt es vergleichbare Initiativen zum Bespiel in Köln, Essen oder Aachen. So wurde auch in Essen das Hamburger Modell für den Stadtteil Altenessen übertragen. Auch hier steht das Beratungsangebot allen Menschen offen, egal ob es sich um allgemein hilfsbedürftige Personen oder chronisch erkrankte Menschen oder Familien mit komplexem Hilfebedarf handelt. Die Leistungen umfassen Angebote zu Familiengesundheit, Prävention, psychosoziale Beratung oder Informationen für Senioreninnen und Senioren zur Pflege und Selbständigkeit im Alter. Der Gesundheitskiosk in Altenessen wird von medizinisch ausgebildetem Fachpersonal geführt und wird von der Gesundheit für Essen gGmbH betrieben, zu deren Mitgesellschafter unter anderem das Ärztenetz Essen Nord-West zählt.

Nutzen für die Primärversorgung: Gesundheitskiosk als lokale Anlaufstelle

Die Vorteile liegen auf der Hand. Gesundheitskioske können nicht nur die individuelle Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger fördern, sondern darüber hinaus die medizinische Nahversorgung sichern, niederschwelligen Zugang zu Gesundheitsleistungen bieten, die Prävention und Gesundheitsförderung stärken sowie das Gesundheitssystem entlasten, sowohl durch Reduktion der Kosten als auch durch eine komplementäre Unterstützung der Kliniken und Ärzte. Anja Rethmeier-Hanke bilanziert das Engagement des Klinikums Lippe beim Aufbau des Gesundheitskiosk in Hörstmar positiv und sieht weitere Vorteile: „Bisher wurden die Wettbewerbsvorteile, die mit dem Betrieb von Gesundheitskiosken verbunden sind, noch nicht richtig ernst genommen. Das wird sich in den kommenden Monaten stark verändern, und die Krankenhäuser sollten die Gestaltungsmöglichkeiten stärker nutzen und den Anspruch an integrierte Versorgung nicht aufgeben.“ Auch Uwe Borchers sieht den Nutzen der Gesundheitskioske als einen ergänzenden Beitrag für bessere Standortqualität im Wettbewerb der Regionen: „Uns ist wichtig, dass die regionalen Gesundheitsakteure den Gesundheitskiosk als Chance für eine besser verzahnte Versorgung wahrnehmen. Von der niedrigschwelligen Anlaufstelle profitieren ja nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch die professionellen Partner im lokalen Netzwerk. Und das zahlt letztlich ein auf höhere Lebensqualität und eine Stärkung der Region.“

Politik sieht Gesundheitskioske als zukunftsweisendes Modell

Die neue Bundesregierung hat diese Potentiale wohl auch erkannt und will niedrigschwellige Beratungsangebote errichten und innovative Versorgungsformen stärken – der Gesundheitskiosk wird im Koalitionsvertrag explizit genannt. Inzwischen sollen Gesundheitskioske bundesweit etabliert werden, um die ambulante Versorgung zu verbessern. In der Gesundheitsregion OWL setzt man darauf, das Modell Gesundheitskiosk schon mal in Eigeninitiative zu erproben. Dabei zeigt sich, dass die Einrichtung von Gesundheitskiosken dabei helfen kann, dass Medizin, Pflege und weitere Gesundheitsdienstleistungen auch in Zukunft im ländlichen Raum gut erreichbar sind.

Mehr Information:
Gesundheit für Billstedt und Horn
Gesundheitskiosk Hörstmar
Gesundheitskiosk Loxten
Gesundheitskiosk Altenessen

 

Gesundheitskiosk auf dem Land: Ein Jahr erfolgreiche Information und Beratung in Lemgo-Hörstmar

Vor einem Jahr konnte Markus Baier, Bürgermeister der Alten Hansestadt Lemgo, den neuen Gesundheitskiosk im Ortsteil Hörstmar eröffnen. Im Dorfbegegnungszentrum gibt es nicht nur ein integratives Café vom Verein „das Dach e.V.“ sondern auch eine Anlaufstelle für Information und Beratung zu allen Fragen der Gesundheit. Der Gesundheitskiosk ist offen für Bürgerinnen und Bürger in und rund um Hörstmar. „Besonders in den Dörfern müssen neue Wege in der Medizin gegangen werden“, so lobt Baier das innovative Projekt beim Start im Frühjahr 2021. Zwei erfahrene Pflegefachkräfte aus dem Klinikum Lippe und vom Pflegedienst Diakonie ambulant sind werktags stundenweise vor Ort. Sie informieren und geben Auskünfte zu den verschiedensten Anliegen beim Thema Gesundheit. Den Besucherinnen und Besuchern geht es zum Beispiel um die eigene Erkrankung oder um die Pflegebedürftigkeit von Angehörigen. Die Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen zur Vorsorgevollmacht oder bei Anträgen an die Kranken- oder Pflegekasse spielt ebenso eine Rolle wie der richtige Umgang mit Gesundheitsinformationen aus dem Internet.

Wachsendes Interesse an wohnortnaher Gesundheitsinformation

„In unserer ländlichen Region sind die medizinischen Einrichtungen und Angebote eher spärlich angesiedelt. Da macht eine Anlaufstelle für unsere Bürgerinnen und Bürger dezentral im Ortsteil absolut Sinn“, erklärt Anja Rethmeier-Hanke. Sie leitet im Klinikum Lippe die Stabsstelle Medizinische Steuerung und Entwicklung und hat das Projekt von Anfang an federführend begleitet. Während der Corona-Pandemie seien die ersten Wochen nach dem Start eher schwierig angelaufen, dann aber sei das Interesse an der neuen Einrichtung in Hörstmar schnell gestiegen: „Mittlerweile haben wir jeden Tag ein halbes Dutzend Kontakte und Anfragen von Einwohnern aus Hörstmar, aber auch aus Lemgo und Umgebung. Zum Glück haben wir zwei Mitarbeiterinnen, die schon lange in der Beratung und Pflege aktiv sind und ein exzellentes Fachwissen einbringen“, erläutert Anja Rethmeier-Hanke den Projektansatz. Während sich das wachsende Interesse der Bürgerinnen und Bürger in zahlreichen Anfragen dokumentiert, könnte die Zusammenarbeit und der Austausch mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten vor Ort noch besser werden. Rethmeier-Hanke: „Schließlich profitieren die Patienten ja davon, wenn die Informationen reibungslos und schnell weitergeleitet werden. Und das sorgt auch für Entlastung in den Praxen.“ Schnell zeigte sich auch, dass die unmittelbare Beteiligung der Bevölkerung wesentlich zum Gelingen beitragen kann: Der Ortsausschuss Hörstmar-Trophagen hatte sich dafür eingesetzt, dass im Gesundheitskiosk auch Corona-Schnelltests angeboten werden. Dieses Angebot wurde für die Besucherinnen und Besucher des Gesundheitskiosks schnell bereitgehalten, auf Wunsch auch mit entsprechender Bescheinigung. „Der Projektverlauf zeigt, dass wir nicht Konzepte für die Schublade produzieren, sondern für die Umsetzung“, sagt Doris Hagemann, die den Projektstart für die Stadt Lemgo koordiniert hat.

Themenabende mit medizinischen Expertinnen und Experten

Die Menschen in Hörstmar scheinen jedenfalls das neue Informationsangebot sehr zu begrüßen. Bei den Themenabenden, die einmal im Monat abends im Gesundheitskiosk angeboten werden, kommen mittlerweile regelmäßig über 20 Gäste, um sich durch aktuelle Vorträge über Erkrankung und Prävention zu informieren. Sie schätzen die persönliche Information und Beratung. Dabei geht es bei den Veranstaltungen auch um komplexe Zusammenhänge bei Krankheiten, um die Vorstellung neuer diagnostischer Methoden oder die praktische Umsetzung innovativer Therapiemöglichkeiten.  Oft bringen die Besucher schon vorformulierte Fragen mit, die soweit möglich in der anschließende Fragerunde beantwortet werden. Diese musste in der Vergangenheit bereits mehrmals am Ende abgebrochen werden, da der Informationsbedarf schlicht zu groß war. „Diese Entwicklung zeigt uns doch, wie wichtig unser Angebot für die Menschen vor Ort ist. Gleichzeitig können auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Klinikum Lippe ihre Kompetenzen vorstellen und die eigene Expertise in Gesundheitsfragen der Bevölkerung nahebringen. Damit sind die Abende für alle Beteiligten wertvoll“, unterstreicht Anja Rethmeier-Hanke den Nutzen der Zusammenarbeit von Gesundheitskiosk und Klinikum.

Erfolgreiche Zusammenarbeit als Vorbild für weitere Projekte

Erst vor kurzem wurde das Team vom Gesundheitskiosk gefragt, für den Kindergarten vor Ort auch Fortbildungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Eltern zu organisieren. Es ging darum, Angebote für die Kinder zum Thema Angstabbau zu entwickeln und bereitzustellen. „Solche Projekte werden immer öfter von Kommunen und Vereinen an uns herangetragen. Dies zeigt mir, dass unser Kiosk über den Standort Hörstmar hinaus deutlich an Akzeptanz und Sichtbarkeit gewonnen hat. Daher bin ich auch zuversichtlich, dass sich unser Projekt auch langfristig etabliert“, blickt Anja Rethmeier-Hanke optimistisch in die Zukunft.

Neue Ideen für die Gesundheitsversorgung auf dem Land

„Mit diesen niedrigschwelligen Angeboten entwickeln wir neue Ansätze für eine sinnvoll gestufte Gesundheitsversorgung. Außerdem trägt der Kiosk dazu bei, die Gesundheitskompetenz der Menschen in der Region kontinuierlich zu verbessern“, so erläutert Uwe Borchers die Ziele, die die Macher des Projektes bei der Umsetzung antreiben. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG OWL) brachte mit seinem Team das Basiskonzept für den „Gesundheitskiosk auf dem Land“ auf den Weg. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie „Gesundheit vor Ort“ hatte das ZIG die Ideen von zahlreichen Beteiligten aus Lage, Lemgo und Leopoldshöhe gesammelt und daraus Vorschläge entwickelt. Ein Vorschlag war, im Dorfbegegnungszentrum Hörstmar einen Gesundheitskiosk als Projekt umzusetzen. Mit Fördermitteln aus der LEADER-Region 3L-in-Lippe konnte der Gesundheitskiosk Hörstmar erfolgreich an den Start gehen. Das Projekt wird in Kooperation der Stadt Lemgo mit dem Klinikum Lippe und der Diakonie ambulant umgesetzt und in der Weiterentwicklung durch das ZIG OWL unterstützt.

Mehr Information:
Gesundheitskiosk Hörstmar www.gesundheitskiosk-hoerstmar.de
Gesundheitskiosk im Dorfbegegnungszentrum „MitgeDACHt“ in Hörstmar Lippe News, 10. Mai 2021
LEADER Region 3L-in-Lippe Projekt Gesundheitskiosk Hörstmar

 

Gesundheitskiosk in Versmold eröffnet: Stärkung kommunaler Daseinsvorsorge

Mit "Klara" eröffnet der zweite Gesundheitskiosk in OWL ein niedrigschwelliges Angebot rund um Gesundheit vor Ort. Bislang gab es im Versmolder 3.000-Seelen-Ortsteil Loxten in Ermangelung lokaler Initiativen kaum Angebote zur Pflege und Gesundheit vor Ort. Im neu gegründeten Gesundheitskiosk KLARA können Bürgerinnen und Bürger ihre Fragen und Wünsche ab sofort persönlich und direkt an fachkundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter richten – ohne vorherige Anmeldung und mit guter Unterstützung zu weiterführenden Angeboten. Der neue Gesundheitskiosk in Loxten wird konzeptionell durch das ZIG OWL unterstützt und begleitet.

Prävention und Daseinsvorsorge vor Ort

Ob gesundheitliche Probleme, der Wunsch nach einem adäquaten Bewegungsangebot oder Tipps für eine gesündere Ernährung – Besucher der neuen Anlaufstelle für Gesundheitsfragen, die ihren Platz in dem ehemaligen Tante-Emma-Laden im Herzen von Loxten gefunden hat, können sich schon heute auf vielfältige und tatkräftige Unterstützung rund um die Themen Prävention, Ernährung und Gesundheitsdienstleistungen freuen. Für Geschäftsführerin und Gründerin Michaela Wierzbinski ist KLARA dabei nicht nur Name, sondern auch Programm. „Klara, das steht für einfache, klare und niederschwellige Beratungs- und Kursangebote, die wir unseren Besuchern rund um die Themen Gesundheit und Pflege, Sport und Bewegung sowie Ernährung machen wollen. Dazu laden wir aber nicht nur die Einwohner von Loxten ein, sondern jeden, der etwas für seine Gesundheit tun will.“

Aqua Sale und Hado zur Eröffnung

Einen ersten Eindruck davon, was sich hinter der Idee des Gesundheitskiosk verbirgt, konnten sich die rund 70 Gäste bereits bei der Eröffnungsveranstaltung verschaffen, zu der auch Thorsten Schmolke, stellvertretender Landrat des Kreis Gütersloh, Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann und Uwe Borchers, Leiter der Servicestelle Gesundheit des Kreises Gütersloh und Geschäftsführer des ZIG OWL, gekommen waren. Auf rund 350 Quadratmetern bietet KLARA seinen Besuchern ein bunt gefächertes Angebot, zu dem die Laufchallenge ebenso gehört wie das Beratungsgespräch, der Kletterkurs oder Koch- und Veranstaltungstipps.

Puzzle-Strategie gegen Ärztemangel

(Westfalenblatt, Halle Westf.) Allein mit Nachwuchswerbung für neue Ärzte und Pflegekräften lassen sich die Probleme laut einem Gesundheitsexperten nicht abwenden. In Halle hat er Kommunalpolitikern jetzt eine Menge Ideen präsentiert, mit denen sich durch kleinere Maßnahmen die großen Probleme für die örtliche Versorgungslage auch in Zukunft sichern lässt.

Für die künftige Patientenversorgung im Bereich Halle-Borgholzhausen könnte es zum Problem werden, dass hier heute jeder dritte Hausarzt älter als 60 Jahre ist. Der Haller Politik sind jetzt Ideen vorgestellt worden, was man vor Ort trotzdem für eine Verbesserung der Versorgungslage tun kann, auch wenn die Gewinnung von ausreichend Fachkräften nicht gelingen sollte. Wer mal als Patient in Halle versucht hat, zu einem anderen Hausarzt der Wahl zu wechseln, der weiß, wie schwer das werden kann. Die Schotten sind für Neuzugänge so gut wie dicht. Die Lage auf dem sogenannten Gesundheitsmarkt in Halle ist in mancher Weise angespannt. Und in der Perspektive droht sie aufgrund des sich zuspitzenden Fachkräftemangels immer schwerer zu werden.

Fachkräfte-Problem: „Nur die Suche nach neuen Köpfen wird nicht reichen.“

„Wir haben bei Fachkräften wirklich ein Problem. Nur mit der Suche nach neuen Köpfen werden wir es aber nicht lösen“, sagt Uwe Borchers. Der Mann ist Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (kurz ZIG) und hat vor den Mitgliedern des Haller Sozialausschusses das Angebot der noch jungen Servicestelle Gesundheitswirtschaft für den Kreis Gütersloh vorgestellt. Zwischenfazit seines Vortrages: Es gibt eine Menge Ideen und Beispiele aus der Praxis, mit denen Akteure vor Ort die Lage auch auf dem Haller Gesundheitsmarkt verbessern könnten. „Gesundheit vor Ort kann man gestalten“, versuchte der Geschäftsführer den bei diesem Thema verunsicherten Kommunalpolitikern Mut zu machen.

In Halle 42 Prozent weniger Hausärzte bis 2035 Zur Ausgangslage: Laut Borchers wird es auch im Kreis Gütersloh künftig immer schwerer sein, einen Hausarzt in der Nähe zu finden. Im Kreis Gütersloh wird den Erhebungen zufolge die Zahl der Hausärzte bis 2035 um 42 Prozent zurückgehen. Andere Kreise in OWL haben noch schlechtere Prognosen: Minden-Lübbecke minus 53 Prozent, Höxter minus 50 sowie Lippe und Paderborn minus 48 Prozent.

Wie Borchers dem WB erläutert, hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) für die hausärztliche Versorgung im sogenannten Mittelbereich Halle-Borgholzhausen einen Versorgungsgrad von 82 Prozent festgestellt. Das gilt als vergleichsweise gut. Erst ab 75 Prozent Versorgungsgrad wird offiziell besonderer Handlungsbedarf gesehen. „Dennoch sollte man schon jetzt sehr wachsam sein, denn in den nächsten Jahren wird es Veränderungen geben“, so Borchers, der darauf hinweist, dass 33 Prozent der Hausärzte bereits über 60 Jahre alt sind. Den Berechnungen der KV zufolge kann der Mittelbereich Halle-Borgholzhausen noch 3,5 Hausarztstellen gut gebrauchen, weshalb er auch als ein Fördergebiet gilt.

Fachkräftemangel gibt es sowohl bei Ärzten als auch Pflegekräften, sodass die Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen absehbar schwierig werden könnte. „Doch was können wir als Kommune denn tun?“, ging an Borchers aus dem Ausschuss die Frage, die sich nicht nur in Halle stellt. Eine der Antworten, die der ZIG-Geschäftsführer gibt, ist: „Wir müssen Versorgung neu denken.“ Und es gibt laut Borchers Beispiele, die andernorts bereits gut funktionieren.

Den Fokus wieder aufs Mediziner-Sein richten

Erstes Beispiel: Im ländlichen Plettenberg ist aus einer vormaligen Einzelpraxis ein Hausarztzentrum entwickelt. Damit sich die Ärzte und vor allem auch Ärztinnen (Borchers: „Die Medizin wird immer weiblicher.“) auf ihre medizinische Arbeit fokussieren können, ist ein Kollege eingestellt worden, der sich auf die aufwändige und sehr bürokratische Dokumentationsarbeiten konzentriert. Auch so können Ressourcen für das eigentlich wichtige medizinische Kerngeschäft gehoben werden.

Zweites Beispiel: Im Kreis Lippe sind integrierte Lösungen bei komplexen Versorgungsproblemen entwickelt worden. Dazu arbeiten das Klinikum Lippe und Ärztenetz Lippe, in dem sich Niedergelassene und Vertragsärzte befinden, zusammen. Über das sogenannte Case (Fall) Management werden Themen wie Palliativmedizin, Schlaganfallversorgung, Pflegeheimversorgung, Geriatrie, Entlassmanagement, Herzinsuffizienz und Adipositas gemeinsam bearbeitet. Auch in Halle gibt es ein Klinikum.

Drittes Beispiel: Über das Projekt Stroke OWL will die Schlaganfallhilfe in dieser Region aufzeigen, dass ein System mit Schlaganfall-Lotsen dazu beitragen kann, die Lebensqualität der betreuten Patienten zu erhöhen. Laut Borchers fühlen sich Patienten dank der Lotsen durchweg besser infomiert und können mit ihrer Krankheit besser umgehen.

Mittäter gesucht für Gesundheitskiosk

Dieses Lotsenmodell führt zum vierten Beispiel, dem sogenannten Gesundheitskiosk im ländlichen Raum. Im Lemgoer Ortsteil Hörstmar ist bereits ein solch neues Angebot für wohnortnahe, niedrigschwellige Information und Beratung entstanden. Mögliche Themen reichen laut Borchers von Medikamentenmanagement bis Sturzprophylaxe für Senioren, Bürger sollen hier sowohl Ansprechpartner für Bewegung und Ernährung als auch für Anträge oder Formulare finden. Im Altkreis Halle soll jetzt in Versmold-Loxten ein altes Gemeinschaftshaus zu einem Gesundheitskiosk entwickelt werden. „Für einen solchen Gesundheitskiosk braucht es Mittäter“, sagt Borchers und ist zugleich davon überzeugt, dass es auch in kleinen Gemeinden viel Kraft und Engagement gibt. Es gelte die Kräfte vor Ort zu stärken, um Probleme zu lösen, meint der Berater von Kommunen im Kreis Gütersloh.

Neue „Orte für Gesundheit“ schaffen

Fünftes Beispiel: Um „neue Orte für Gesundheit“ zu beschreiben, zieht ZIG-Geschäftsführer Borchers mit einem Einkaufszentrum. Hier finden sich alle möglichen Dienstleistungen an einem Ort. Übertragen auf Gesundheitszentren wären neben Arztpraxen und Apotheke auch ein Sanitätshaus sowie Tages- und Kurzzeitpflege unter einem Dach denkbar. Die Stärkung der integrierten Versorgung, wie sie aktuell auch von einigen Krankenkassen gefördert wird, ist auch Absicht des Gesetzgebers.

Wie man Medizinstudenten nach Halle holt.

Sechstes Beispiel: Auch die Stadt Halle kann nach Einschätzung von Uwe Borchers die neue Bielefelder Uniklinik als Chance für sich nutzen. An der Medizinischen Fakultät OWL, an der sich aktuell die ersten 60 Medizinstudenten ausbilden lassen, wird insbesondere auf viel Praxisbezug Wert gelegt. „Es gibt auch in Halle viele gut ausgestattete Arztpraxen. Und die Uni hat Interesse an Kooperation mit Praxen, was über unsere Servicestelle koordiniert wird“, sagt Borchers. Und er empfiehlt den Medizinstudenten möglichst interessante Praxiseinblicke zu ermöglichen. „Warum sollen sie einen Arzt nicht mal begleiten oder an einer Fallbesprechung teilnehmen“, regt Borchers an.

Siebtes Beispiel: Um Ärzte in einen Ort zu locken, könnten Kommunen „Willkommenspakete“ schnüren. Dazu zählen zum Beispiel Arbeitsstellen für die Lebenspartner oder auch Kitaplätze für die Kinder. Borchers: „So kann man im Wettbewerb für sich wirken.“

Unterm Strich ist der ZIG-Geschäftsführer der Überzeugung, dass man als Kommune mit vielen kleinen Puzzleteilen viel an der Lage verbessern kann, wenn man es allein durch Nachwuchswerbung nicht hinbekommt.

(Quelle: Stefan Küppers, Westfalenblatt, 13.05.2022)
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work & care: Betriebliche Pflegelotsen informieren über die Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege im Unternehmen

Das Projekt work & care fördert die Qualifizierung von Beschäftigten zu betrieblichen Pflegelotsen als Teil einer regionalen Strategie zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Das Ziel der Initiative ist die Stärkung von Unternehmen und ihren pflegenden Beschäftigten.

Das familiengeführte Unternehmen Oskar Lehmann GmbH & Co. KG aus Blomberg-Donop im Kreis Lippe ist Spezialist für technische Lösungen aus Kunststoff. Das Unternehmen ist ein gutes Beispiel dafür, dass Arbeitgeber den demografischen Wandel erkennen und auf die Lebenssituation ihrer Beschäftigten reagieren. Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist Pflegefreundlichkeit heute ein wichtiges Plus für Unternehmen, die Fachkräfte gewinnen und halten wollen.

Denn die Sorge um pflegebedürftige Angehörige spielt auch am Arbeitsplatz eine immer größere Rolle. Mit der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland nimmt auch die Zahl der Beschäftigten in Unternehmen zu, die sich neben der Erwerbstätigkeit um ihre pflegebedürftigen Angehörige im häuslichen Umfeld kümmern. Was können Unternehmen tun, damit sich Beruf und Pflege besser vereinbaren lassen? Im Projekt work & care vernetzen sich Unternehmen mit Dienstleistern aus dem Bereich Pflege und Gesundheit in OWL.

Anika Peuser arbeitet im Personalbereich der Oskar Lehmann GmbH & Co. KG. Der Betrieb ist Mitglied bei der Familienbetreuung Lippe (FABEL-Service), einer Initiative lippischer Unternehmen und des Kreises Lippe, die sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzt. Durch die Teilnahme an einem Qualifizierungsangebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe ist sie zur „Pflegelotsin“ in ihrem Unternehmen geschult worden. Sie erläutert die Bedeutung, die eine Ansprechpartnerin im Betrieb für das Thema Pflege hat: "Die Doppelbelastung aus Beruf und Familie wird oft als Privatsache gesehen. Das Gespräch mit Pflegelotsen kann für Beschäftigte der erste Schritt sein, die Hemmschwelle, das Thema Pflege auch im Betrieb anzusprechen, zu nehmen."

"Betriebliche Pflegelotsen sind eine echte Unterstützung für Beschäftigte, die neben ihrer Arbeit zu Hause Angehörige pflegen. Sie informieren über betriebliche Möglichkeiten, den Job mit den Pflegeaufgaben zu Hause besser vereinbaren zu können.", so Jan Schnecke, Projektmanager beim ZIG OWL. Pflegelotsende kennen die rechtlichen Rahmenbedingungen in der Pflege, das lokale Pflegeangebot und die Strukturen vor Ort. Sie informieren über arbeitsrechtliche Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und stehen Mitarbeitenden mit Pflegeaufgaben als erste Ansprechpersonen zur Seite.

Gegenwärtig sind gerade mittelständische und kleinere Unternehmen stärker als zuvor gefordert, die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege als Möglichkeit zu nutzen, um Beschäftigte zu entlasten und zu unterstützen. Gleichzeitig sehen immer mehr Unternehmen die Chance, mit einer pflegefreundlichen Personalpolitik Fachkräfte im Unternehmen zu halten oder pflegebedingte Fehlzeiten zu reduzieren. Pflegefreundliche Unternehmen unterstützen die Gesundheit und die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und reduzieren aktiv die Mehrfachbelastung, der pflegende Erwerbstätige ausgesetzt sind.

Die Qualifizierung zu betrieblichen Pflegelotsen ist ein gemeinsames Angebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe. Das Projekt work & care wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.

Mehr Information: www.workandcare.org

WDR Lokalzeit OWL, 12.05.2022: Pflegelotsen in Firmen: Hilfe für pflegende Kolleginnen und Kollegen

Digitale Medizin: Optimierte Gesundheitsversorgung bei Demenzerkrankung

Die Versorgung der Menschen im ländlichen Raum gehört zu einer der größten Herausforderungen der Gesundheitswirtschaft. Gerade in diesem Bereich kann digitale Medizin wertvolle Hilfestellungen leisten. Beispielhaft dafür steht die Diagnostik und Versorgung von demenzkranken Menschen. Ein Pilotprojekt, das derzeit in der Region Siegen-Wittgenstein durchgeführt wird, dokumentiert eindrücklich, wie groß der Nutzen der Digitalisierung in diesem Anwendungsgebiet ist.

Schon heute sind rund 1,7 Millionen Menschen in Deutschland von einer Demenzerkrankung betroffen, davon allein in Nordrhein-Westfalen ca. 360.000 Menschen. Zahlen, die aber nur die Spitze des Eisbergs darstellen angesichts einer hohen Dunkelziffer. So haben nur 40 Prozent der auf Demenz positiv gescreenten Personen auch die formale Diagnose Demenz und damit einen verbesserten Versorgungsanspruch. Eine besorgniserregende Situation, die sich in naher Zukunft weiter zu verschärfen droht. So rechnen Experten bis zum Jahr 2030 mit einer Zunahme von Demenzerkrankungen von fast 30 Prozent. Schon heute bestehende regionale Unterschiede in den Versorgungsmöglichkeiten dürften sich dann weiter manifestieren bzw. verschärfen. Für Dr. René Thyrian vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen höchste Zeit, dieses wichtige Thema in Angriff zu nehmen. „Schließlich geht es hier nicht nur um die Betroffenen selbst, sondern auch um Angehörige und die zugehörigen sozialen Netzwerke. Daher muss sowohl die Diagnostik als auch Versorgung der Betroffenen und auch der pflegenden Angehörigen individuell bzw. regional geplant und umgesetzt werden.“

Projektverlauf übertrifft die Erwartungen

Wie diese Herausforderung zufriedenstellend für alle Beteiligten gelöst werden kann, zeigt das Anfang 2021 ins Leben gerufen Pilotprojekt in der Region Siegen-Wittgenstein, wo rund ca. 5.700 an Demenz erkrankte Menschen leben. Nachdem in der Phase der Interventionsentwicklung über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr alle vorbereitenden Maßnahmen und Schritte umgesetzt wurden, ist das Projekt „DelpHi-SW“ nun in die zweite Phase eingetreten, die Pilotierung. Seit Februar 2022 kümmern sich speziell qualifizierte Pflegefachpersonen, die so genannte Dementia Care Manager, in einem mehrschrittigen Verfahren um die Belange der Patienten. Sie absolvieren Hausbesuche, identifizieren Versorgungslücken auf ärztlicher, pflegerischer, medikamentöser, psycho-sozialer und sozialrechtlicher Ebene und erstellen einen individualisierten Behandlungs- und Versorgungsplan, der dann in Zusammenarbeit mit Hausärzten umgesetzt, monitort und kontrolliert wird. Der Großteil dieser Schritte wird durch digitale Anwendungen unterstützt, die einen durchgängigen und transparenten Informationsfluss gewährleisten.
Angesichts des erkennbar hohen Nutzens für alle Projektbeteiligten zieht Prof. Dr. Julia Haberstroh, Inhaberin des Lehrstuhls für Psychologische Alternsforschung, Department Psychologie, Lebenswissenschaftliche Fakultät an der Universität Siegen, nur wenigen Wochen nach dem Start der Pilotierung eine positive Zwischenbilanz: „Bislang hat der Projektverlauf unsere Erwartungen wirklich übertroffen. Auch wenn wir am Anfang das ein oder andere technische Problem hatten, läuft das Projekt ausgesprochen gut. Patienten und Angehörige, aber auch die Kooperations- und Sozialpartner sind sehr aktiv und unterstützen uns, wo es geht. Daher liegen wir auch immer noch voll im Zeitplan.“ Insbesondere das partizipative Netzwerk, über das die Experten aus den beteiligten Forschungseinrichtungen, Mitarbeiter der Sozialpartner sowie der aus Betroffenen und Angehörige bestehende Beirat eng miteinander vernetzt sind, funktioniert einwandfrei. „Dieses Netzwerk von hochengagierten Menschen ist die Basis, auf dem unser regional verfügbares Gesundheitssystem fußt, das die Lebensqualität der Patienten verbessert und gleichzeitig ihre Angehörigen entlastet“, berichtet Julia Haberstroh begeistert von der täglichen Arbeit. Sorgen machen ihr allerdings die Lockerungen der Corona-Maßnahmen, die natürlich auch vor ihrem Projekt nicht haltmachen. „Unsere Patienten sind aufgrund von Alter und Gesundheitszustand besonders gefährdet. Damit kommen auf sie, aber auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich wieder ganz neue Herausforderungen zu.“

Nachhaltige Versorgung muss das Ziel sein

Das Pilotprojekt in Siegen ist eingebettet in das regionale Modellkonzept „Medizin neu denken“, ein vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft (MKW) gefördertes Vorhaben, in dessen Mittelpunkt die Zukunft der medizinischen Versorgung ländlicher Räume unter den Vorzeichen von Demografie und Digitalisierung steht. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie die gesundheitliche Versorgung in der Fläche auch in Zukunft evidenzbasiert gestaltet und sichergestellt werden kann. Das Konzept fußt auf den drei strategische Säulen Translation, Vernetzung und Partizipation, wichtige Themenbereiche, die auch in Siegen über den gesamten Projektverlauf hinweg monitort werden. Julia Haberstroh: „Letztendlich geht es uns darum, einen nachhaltige Versorgungsansatz für den ländlichen Raum zu entwickeln und zu verfeinern, verbunden mit dem Ziel, den zugehörigen Implementierungsprozess replizierbar zu machen.“ Dass das Konzept unabhängig davon bei jeder Anwendung neu angepasst und verändert werden muss, ist ihr völlig klar: „Die Unterschiede von Region zu Region sind einfach zu groß. Da kann man nicht mit einem Modell von der Stange arbeiten.“ Dennoch blickt sie, ebenso wie ihr Kollege Rene Thyrian, optimistisch auf die weitere Entwicklung, wohl wissend, dass das hohe Engagement der Beteiligten, das auch in Siegen wichtiger Treiber für den bisher positiven Verlauf ist, langfristig nicht ausreichen wird. „Das Engagement der beteiligten Akteure ist großartig, aber wir brauchen darüber hinaus natürlich auch die Unterstützung von den relevanten politischen Akteuren. Aber ich denke, da haben wir vor allem dank der bisher ausgezeichneten Projektergebnisse gute Argumente“, ist René Thyrian optimistisch.

Link: Universität Siegen, Psychologische Alternsforschung
Text: Christian Horn

 

Digitale Medizin: Das HDZ NRW ist Teil des Virtuellen Krankenhauses NRW.

Digitale Medizinanwendungen machen es möglich, Expertise unmittelbar und im persönlichen Austausch mit anderen zu teilen. Beispielhaft für diesen innovativen Ansatz steht das Virtuelle Krankenhaus (VKh.NRW), ein im Jahr 2019 vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann initiiertes Projekt.

Über dieses sektorenübergreifende, telemedizinische Netzwerk können Ärzte und medizinisches Personal bei besonders komplexen Fragestellungen Telekonsile durchführen, Fachfragen klären, ärztliche Ressourcen nutzen sowie Daten und Informationen sicher austauschen. Zusätzlich zu den 2020 an den Unikliniken Aachen und Münster gestarteten Beratungsangeboten zu schwerstkranken Covid-19-Patientinnen und Patienten kann über die digitale Plattform jetzt auch erstmals zu schwerer Herzinsuffizienz fachliche Expertise eingeholt werden – und zwar bei der auf diese Fragen ausgewiesenen Spezialklinik, der Universitätsklinik Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen.
Trotz der erst kurzen Praxisphase fällt die Zwischenbilanz von Dr. Karin Overlack, Geschäftsführerin von Deutschlands größtem Herztransplantationszentrum (500 Betten, 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) positiv aus: „Auch wenn wir bei dem ein oder anderen Thema noch einige Arbeit vor uns haben, sind wir mit dem bisher Erreichten sehr zufrieden. Vor allem sehen und erfahren wir tagtäglich den großen Nutzen, der sich aus diesem Ansatz für die Patienten und Beschäftigten ergibt, und dies in allen Bereichen der medizinischen Versorgung.“

Pandemie sorgt für Verzögerungen
Der Entschluss, das Thema Digitale Medizin am HDZ NRW zu forcieren und Mitglied im VKh-Netzwerk zu werden, stand schon vor drei Jahren fest. Über die ersten Monate liefen die umfangreichen Vorarbeiten noch nach Plan, doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr erhebliche Verzögerungen im Implementierungsprozess. Für Karin Overlack und ihr Team kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Natürlich war das ärgerlich, aber wir haben das Beste aus der Situation gemacht. So können wir von den Erfahrungen der Universitätskliniken Münster und Aachen profitieren, die bereits 2020 die zur Verfügung stehenden Instrumente der digitalen Medizin des VKh, für die Behandlung von COVID19-Patienten nutzbar gemacht haben und seither weiterentwickeln. Dabei haben wir viele wertvolle Erfahrungen sammeln können, die in die weitere Prozessentwicklung eingeflossen sind und von denen wir heute profitieren.“

Lauterbach: Krankenhausreform wird Schwerpunkt der nächsten Jahre

Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, hat die „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ berufen. Die im Koalitionsvertrag vorgesehene Kommission ist mit 15 Expertinnen und Experten aus der Versorgung (Pflege und Medizin), der Ökonomie, der Rechtswissenschaften und einem an das BMG angebundenen Koordinator besetzt. Die Empfehlungen der Kommission sollen Grundlage für Krankenhausreformen ab dem Jahr 2023 werden.

Lauterbach: "Deutschland verfügt über die leistungsfähigsten Krankenhäuser der Welt. Gerade in der Pandemie hat sich gezeigt, dass wir uns auf diese verlassen können. Trotzdem brauchen die Krankenhäuser Reformen."

Laut Koalitionsvertrag sollen Reformen im Klinikbereich unter anderem dazu dienen, die Krankenhäuser stärker nach Versorgungsstufen zu ordnen. Genannt sind eine Primär-, Grund-, Regel- und eine Maximalversorgung sowie Unikliniken. Die Krankenhausplanung soll an guter Erreichbarkeit der Kliniken und der demografischen Entwicklung mit einem steigenden Anteil der Älteren in Deutschland orientiert sein.

Besetzt ist die Kommission mit 15 Expertinnen und Experten sowie einem Koordinator. Stellungnahmen sollen erarbeitet werden, die Reformen soll es ab 2023 geben. Lauterbach kündigte an, dass die Kommission ein Arbeitsgremium sein solle, dessen Arbeit nicht mit einem einzelnen Bericht ende. Laut Gesundheitsministerium zeigte sich vor allem auch in der Corona-Pandemie Handlungsbedarf im Kliniksektor.

Mitglieder sind:

  • Prof. Dr. Boris Augurzky, Kompetenzbereichsleiter Gesundheit im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstitut (RWI)

  • Prof. Dr. Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin

  • Prof. Dr. Tom Bschor, Koordinator der Regierungskommission Krankenhausversorgung, langjähriger Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie der Schlosspark-Klinik Berlin

  • Prof. Dr. Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln

  • Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes Arbeit & Wandel am Institut Arbeit und Technik (IAT) an der Westfälischen Hochschule

  • Prof. Dr. Dagmar Felix, Professorin für Sozialrecht an der Universität Hamburg

  • Volkswirtin Irmtraud Gürkan, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Charité

  • Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg, Vorsitzende der Gesellschaft für Qualitätsmanagement und Leiterin Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement der Sana Kliniken AG

  • Prof. Dr. Martina Hasseler, Professorin für Klinische Pflege an der Ostfalia Hoschschule für angewandte Wissenschaften

  • Prof. Dr Stefan Huster, Professor für Öffentliches Recht, Gesundheits- und Sozialrecht und Rechtsphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum

  • Prof. Dr. Christian Karagiannidis, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Intensivmedizin und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin

  • Prof. Dr. Thorsten Kingreen, Professor für Öffentliches Recht, Sozialrecht und Gesundheitsrecht an der Universität Regensburg

  • Prof. Dr. Heyo Kroemer, Pharmazeut und Pharmakologe und Vorstandsvorsitzender der Charité

  • Prof. Dr. Laura Münkler, Professorin für Öffentliches Recht (Verwaltungs- und Gesundheitsrecht) an der Universität Greifswald

  • Prof. Dr. Rajan Somasundaram, Ärztlicher Leiter in der Notaufnahme Campus Benjamin Franklin

  • Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Professorin für Gesundheitsökonomie an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der TU München

Die Kommission wird sich in den kommenden Tagen konstituieren und ihre Arbeit aufnehmen.

(Quelle: dpa)

Mehr Information: Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

Digitale Medizin: Als Digital Clinician Scientist mit DiGA's gegen Herzrhythmusstörungen und Covid-19-Folgen

Dank digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGa's) können einige Erkrankungen heutzutage früher erkannt und diagnostiziert werden als noch vor wenigen Jahren. Wie groß der Nutzen der fortschreitenden Digitalisierung mittlerweile für Anwender sowie Patienten und Patientinnen ist, zeigt das Beispiel der Herzrhythmusstörungen. An der medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld beschäftigt sich seit 2020 die Arbeitsgruppe Digitale Medizin von Univ.-Prof. Dr. med. Sebastian Kuhn in Zusammenarbeit mit der Kardiologischen Klinik des Universitätsklinikums OWL unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. med. Christoph Stellbrink mit dem Thema.

Fast zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden unter „Vorhofflimmern“, der am häufigsten vorkommenden Herzrhythmusstörung. Da die Symptome kurzfristig auftreten und mitunter nur wenige Minuten andauern (paroxysmales Vorhofflimmern), können die Episoden mittels Routinediagnostik, bestehend aus Langzeit-EKGs, häufig nicht detektiert werden. Eine adäquate therapeutische Intervention erfolgt dann häufig nicht, was zu großer Unzufriedenheit auf Seiten der Patienten und Patientinnen führt, weiß Dennis Lawin, Assistenzarzt an der Universitätsklinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Campus Klinikum Bielefeld des Universitätsklinikum OWL und Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Digitale Medizin an der Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld: „Die Aufzeichnungsdauer der routinemäßig durchgeführten Langzeit-EKGs ist häufig zu kurz, um die belastenden Episoden von Herzrasen zu dokumentieren. Durch diese diagnostische Lücke werden die Patienten und Patientinnen häufig erst sehr spät diagnostiziert und es kann nur verzögert eine adäquate therapeutische Maßnahme eingeleitet werden. “

Der „Blindflug“ ist zu Ende

Seit 2021 beschäftigt sich Dennis Lawin als Digital Clinician Scientist intensiv mit dem Thema digitale Gesundheitsanwendungen zur Detektion von Herzrhythmusstörrungen. Im Rahmen des am Universitätsklinikum OWL angesiedelten Projekts ‚REMATCH‘ betreut er eine Gruppe von 60 ambulant betreuten Personen, die seit langem unter Herzrhythmusstörrungen leiden und bereits eine zweite Katheterablation (Verödung) haben vornehmen lassen. Um regelmäßig Informationen über deren Gesundheitszustand zu erhalten und im Bedarfsfall umgehend geeignete Gegenmaßnahmen einleiten zu können, erhält Dennis Lawin über eine als Medizinprodukt zertifizierte Smartphone-App mehrfach täglich Informationen über den Herzrhythmus seiner Schützlinge. Ein innovativer Einsatz, der den bisherigen „Blindflug“ zwischen den Arztbesuchen beendet und aus Sicht von Dennis Lawin wegweisend ist für die Diagnostik und zeitnahe Behandlung von häufig sehr belastenden Herzrhythmusstörungen: „Viele digitale Gesundheitsanwendungen haben eine hohe diagnostische Treffsicherheit zur Diagnostik von Vorhofflimmern und sind bereits als Medizinprodukt zertifiziert. Dank dieser digitalen Gesundheitsanwendungen haben wir die Möglichkeit der kontinuierlichen Datenerhebung und können Probleme, die wir sonst nicht erkennen würden, dank besserer Auswertung und Diagnostik nun sichtbar machen. Das ist für uns, vor allem aber für unsere Patienten und Patientinnen, ein riesiger Fortschritt.“

Für die Analyse des Herzrhythmus sind verschiedene Anwendungstechniken etabliert, von der klassischen EKG-Anwendung über ein innovatives fototechnisches Verfahren, der so genannten Photoplethysmographie (PPG), bis hin zu sprachbasierten Anwendungen. Noch kommt zu fast 90 Prozent die EKG-Methode zum Einsatz, die vielen Betroffenen bereits aus dem Alltag vertraut ist. Aber unabhängig davon, welches Tool eingesetzt wird, ist die Qualität der Daten erstklassig, was nicht zuletzt auf die Motivation der Testpersonen zurückzuführen ist. Dennis Lawin: „Es ist toll zu sehen, wie engagiert unsere Patienten und Patientinnen, von denen viele schon über 80 Jahre alt sind, hier bei der Sache sind.“

Weitere Anwendungsgebiete

Aber nicht nur Personen mit Herzrhythmusstörungen profitieren von diesen digitalen Gesundheitsanwendungen, auch COVID-19 erkrankte Menschen profitieren von deren Einsatz. Dies hat das Projekt Covid-19@Home anschaulich gezeigt, ein weiteres Projekt der Arbeitsgruppe Digitale Medizin. Dank regelmäßigem Monitoring und der semi-kontinuierlichen Übermittlung der Übertragung der Vitalwerte und Symptome war es möglich, an COVID19-Erkrankte in der häuslichen Isolation medizinisch zu überwachen und bei Verschlechterung des Zustands beispielsweise eine Krankenhauseinweisung zu initiieren. „COVID-19 hat in der Digitalen Medizin einen enormen Schub ausgelöst. Angesichts von Isolation und Quarantäne ist der Bedarf an digitalen Gesundheitsanwendungen enorm gewachsen, eine Entwicklung, die sich zumindest in naher Zukunft weiter verschärfen dürfte“, prognostiziert Dennis Lawin. Aktuell steht der Transfer auf spezifische Patienten/Patientinnen-Populationen im Vordergrund: Erst vor wenigen Tagen eröffnete auf dem Campus Bethel eine Long-Covid-Ambulanz für Kinder und Jugendliche, die einem interdisziplinären Ansatz folgt und in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Digitale Medizin viele der bereits gemachten Erfahrungen in die Arbeit einfließen lassen wird. Hierbei wird auch eine weitere Studie des telemedizinischen Monitorings initiiert als Teil des Nationalen Forschungsnetzwerk Projekts COVerChild.

Gute Perspektiven, große Herausforderungen

Die Entscheidung, den Fokus seiner Forschungsarbeit auf das Thema Digitale Medizin zu legen, hat Dennis Lawin trotz der Doppelbelastung bis heute nicht bereut. „Die eigenverantwortliche Mitarbeit der Patienten und Patientinnen in der eigenen Behandlung und der Informationsgewinn durch digitale Gesundheitsanwendungen schaffen für die Medizin völlig neue Möglichkeiten. Die Einbettung in telemedizinische Behandlungskonzepte beschleunigt nicht nur therapeutische Entscheidungen, sondern dient auch als Vehikel für eine interdisziplinäre Versorgung.“ Hervorragende Perspektiven also, an denen aber noch gearbeitet werden muss, sagt Dennis Lawin: „Die Implementierung digitaler Gesundheitsanwendungen in die Versorgungsrealität und die Verbesserung medizinischer Endpunkte ist nur unzureichend untersucht. Es fehlen schlicht die Ressourcen, die diese Forschung im klinischen Alltag ermöglichen. Hier müssen wir ansetzen, wenn wir das Thema Digitale Medizin weiter voranbringen wollen.“

Link: Klinikum Bielefeld
Text: Christian Horn

Medizintechnikbranche vor neuen Herausforderungen

Die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) ist nach längerer Übergangsphase seit Mai 2021 in Kraft. Die neue Verordnung brachte erhöhte regulatorische Anforderungen an das Inverkehrbringen und die Überwachung von Medizinprodukten in der Europäischen Union mit sich. Die Unternehmen der Medizintechnik-Branche müssen sich aber längst auf weiterreichende Veränderungen einstellen, und hier sind besonders die kleineren und mittelständischen Unternehmen gefordert. Zu den aktuellen Herausforderungen zählen unsichere Lieferketten, steigende Rohstoff-, Fracht- und Energiepreise sowie Fachkräftemangel, allgemeiner Kostendruck oder der umfassende Wandel durch die Digitalisierung. Dabei hat sich die stark mittelständisch geprägte Medizintechnik auch in den letzten Monaten als innovationstreibende Branche und in der Pandemie als verlässlicher Partner gezeigt, der wesentlich zur Bekämpfung der Pandemie beitragen konnte, u.a. mit Produkten für die Intensivmedizin, Homecare, Spritzen- und Hygieneprodukte oder im medizinischen Fach- und Großhandel. 

Im ostwestfälischen Salzkotten begegnet die CONDOR® MedTec GmbH den regionalen, globalen und vor allem medizinischen Herausforderungen seiner Kundinnen und Kunden erfolgreich seit über 25 Jahren. Das mittelständische Familienunternehmen, gegründet 1997 und verbunden mit der Heimat in Ostwestfalen-Lippe, wächst stetig und ist einer der weltweit führenden OP-Gerätehersteller. Die Produkte zählen heute zur Standardausstattung in Kliniken und Krankenhäusern in Europa, Nord- und Südamerika, Asien und im Nahen Osten. Die ausgewiesene Qualität der Produkte wird von den Kundinnen und Kunden geschätzt. Gemeinsam führen die Geschwister Dominik Schulte und Ira Fecke-Schulte mit ihrem Vater Hermann-Josef Schulte das Unternehmen. Wie CONDOR® MedTec die aktuellen Entwicklungen einschätzt, das haben wir Ira Fecke-Schulte gefragt.

Der Start der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld im Oktober 2021 war ein wichtigster Meilensteine für die Gesundheitsregion OWL. Welche Chancen verbinden Sie als Unternehmen der Medizintechnik mit dem neuen Ausbildungsstandort für Humanmedizin? Und welche neuen Perspektiven sehen Sie für die Branche der Medizintechnik in der Region? 

Fecke-Schulte: Die neue Fakultät ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Steigerung der Attraktivität unserer Region. Regionale Hochschulen und Universitäten haben für uns grundsätzlich eine zentrale Bedeutung. Als Hersteller für Medizinprodukte sehen wir in einer medizinischen Hochschule Potentiale für die Durchführung gemeinsamer Forschungsprojekte, für Produktentwicklung oder die Durchführung klinischer Beobachtungen.

Für die Unternehmen, aber auch für Politik und für uns alle im persönlichen Alltag nimmt aktuell Unsicherheit in vielerlei Form zu. Neben den Herausforderungen durch den digitalen Wandel oder den Sorgen rund um die Pandemie zeigen wir uns betroffen vom Krieg in der Ukraine. Welche Herausforderungen bereiten Ihnen aktuell die größten Sorgen, und worauf muss sich die Medizintechnikbranche einstellen?

Fecke-Schulte: Die Medizintechnik gilt als „krisensichere und risikoarme Branche“. Dies zeigte auch die Corona Pandemie, die sich bei vielen Unternehmen nur kurzfristig niedergeschlagen hat, jedoch schnell zu einer neuen Form der Normalität unter pandemischen Bedingungen wurde. Der Krieg in der Ukraine hingegen hat sehr ungewisse Auswirkungen mit Risiken für alle Branchen. Unsere Lieferketten sind gefährdet, die Lieferzeiten sehr lang und die Schreiben zur Kostensteigerung unserer Rohstoffe kommen täglich ins Haus. Kurzum – der Bedarf an Medizintechnik wird so schnell nicht enden, allerdings ist fraglich, wie zum einen die Unternehmen lieferfähig bleiben und zum anderen Gesundheitseinrichtungen die steigenden Preise gegenfinanzieren sollen. 

Digitale Medizin: Telemedizin als Chance und Herausforderung

Die Corona-Pandemie hält die Gesundheitswirtschaft nach wie vor in Atem. Gleichzeitig treibt sie die Digitalisierung der Branche voran. Auch die Telemedizin findet in dieser Entwicklung mehr Beachtung. Ob Videosprechstunde oder Telekonsil: Zahlreiche Menschen nutzen mittlerweile die Möglichkeiten der digitale Fernuntersuchung, -diagnose und -überwachung. Mit ihrem Verhalten tragen sie dazu bei, dass dieses Werkzeug der digitalen Medizin auch in unserer Region zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Eine Entwicklung, die sich mit Zahlen belegen lässt: Laut Studie der AOK Nord West wurden allein im ersten Halbjahr 2021 insgesamt fast 30.000 Videosprechstunden von Versicherten mit Ärzten in Westfalen-Lippe durchgeführt. Das sind fast 50 Prozent mehr verglichen mit dem gleichen Zeitraum 2020. 2019 suchten sogar nur 60 Personen im ersten Halbjahr medizinischen Rat via Videosprechstunde. Eine erstaunliche Zurückhaltung, lagen die Vorteile für medizinisches Personal und Patienten doch schon vor zwei Jahren auf der Hand: Während sich die Betroffenen Anfahrtswege und Wartezeiten sparen, können Krankenhäuser und Ärzte ihre Praxisabläufe effizienter organisieren, Fachfragen durch die Einholung einer zweiten Meinung schnell und unkompliziert abklären und gleichzeitig eine verlässlichere Diagnose vornehmen. Eine gewinnbringende Situation für beide Seiten, von der insbesondere Menschen in ländlichen Regionen profitieren.

Infrastruktur muss verbessert werden

Der Einsatz von Telemedizin ist aber nicht nur eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Austausch von Patienten und Ärzten. Auch der digitale Kontakt der Mediziner untereinander hat einen enormen Nutzen für Patienten, der bis hin zu lebensrettenden Interventionen reichen kann. Beispielsweise sind seit Ausbruch der Pandemie knapp 53 Prozent der intensiv beatmeten COVID-Patienten in Deutschland verstorben. Dagegen liegt der Anteil der telemedizinisch betreuten Patienten, die an einer Corona-Infektion verstorben sind, lediglich bei rund 34 Prozent. „Die Möglichkeit, sich kurzfristig mit Kollegen über Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden zu verständigen, zahlt sich in jedem Fall für den Patienten aus“, sagt Prof. Dr. Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am Universitätsklinikum Münster. Gerade in Bereichen wie beispielsweise der Palliativmedizin, wo im Einzelfall der behandelnde Arzt, der Patient und ein hinzugezogener Experte die Situation am Bildschirm analysieren und besprechen, sei der Nutzen von telemedizinischen Anwendungen enorm hoch. Beispiele, die zeigen, wie innovativ, vielfältig und nützlich die Telemedizin sein kann – wenn sie die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereithält.

Doch genau in diesem Punkt liegt auch eine der großen Herausforderungen der Telemedizin, so Christian Juhra: „Leider haben wir auf allen Seiten, d.h. bei den Patientinnen und Patienten, aber auch bei den Ärzten oder im Krankenhaus, manchmal Probleme mit der digitalen Infrastruktur. Die Internetanbindung ist teilweise nicht hinreichend ausgebaut oder aber die technische Ausstattung bei den Kommunizierenden nicht ausreichend. Hier müssen wir in Zukunft unbedingt besser werden.“ Hoffnung machen ihm in diesem Punkt die neuen finanziellen Mittel für den Ausbau der Informationstechnologie in Krankenhäusern, die über das sog. Krankenhauszukunftsgesetz zur Verfügung gestellt werden sollen. Aber auch andere Akteure schlafen nicht: So hat beispielsweise die Otto Group kürzlich verkündet, erhebliche finanzielle Mittel in die Telemedizin zu investieren und zusammen mit anderen Anbietern wie der Firma MedGate aus der Schweiz gezielt ihre Angebote im Bereich DigitalHealth zu erweitern.

Kultur des Vertrauens fördern

Es sind aber nicht nur technische Schwierigkeiten, mit der die Telemedizin zu kämpfen hat, weiß Christian Juhra: „Auch wenn wir hier noch einiges zu tun haben: Die Technik ist nicht das legitimierende Element. Dank der starken Sektorierung und Reglementierung, die die Gesundheitswirtschaft in Deutschland immer noch prägt, ist die Unternehmenskultur auf Seiten vieler Beteiligter überhaupt nicht auf eine digitale Zusammenarbeit ausgelegt bzw. vorbereitet. Wenn wir die Möglichkeiten der Telemedizin in ihrer ganzen Bandbreite nutzen wollen, müssen wir aber genau an diesem Punkt ansetzen. Nur wenn wir vertrauensvoll miteinander arbeiten und eine gemeinsame Vision entwickeln, wie das Gesundheitswesen in Deutschland in Zukunft aussehen soll, werden wir den digitalen Wandel auch in der Medizin vorantreiben können und damit nicht nur eines der teuersten, sondern auch eines der effektivsten Gesundheitssysteme in Europa haben.“

Neue Anreize setzen

Einen Weg, dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, sieht Christian Juhra in der Unterstützung und Förderung von Kooperationen und gemeinsamen Projekten. Hier gäbe es schon erste Ansätze wie beispielsweise das Virtuelle Krankenhauses, aber noch stecke man gerade bei diesem Thema in den Anfängen. Modellcharakter haben für ihn in diesem Zusammenhang die Berufsgenossenschaften, die einen langfristigen Ansatz verfolgen, bei dem der Patient von der Erstbehandlung bis hin zum Rentenalter im Fokus ist: „Dieser ganzheitliche Ansatz setzt voraus, dass die verschiedenen, im Prozess involvierten Akteure Hand in Hand arbeiten und dies immer mit Blick auf den Patienten. Wenn es uns gelingt, diesen Ansatz in die Fläche zu bringen und weiterzuentwickeln, werden wir es auch schaffen, die Gesundheitswirtschaft erfolgreich in das digitale Zeitalter zu überführen.“

Link: Stabsstelle Telemedizin am UKM
Text: Christian Horn

Digitale Medizin: Mit digitalen Lösungen medizinisches Wissen nutzbar machen

Fast 400.000 klinische Studien wurden seit der Jahrtausendwende bis heute weltweit registriert. Ein enormer Wissensfundus, der täglich um rund 80 neue Studien wächst, in Ermangelung von digitalen Lösungen aber bislang nur in Teilen und wenig effizient ausgeschöpft wird. Um die Verfügbarkeit, Selektierung und Weiterverarbeitung der Informationen zu optimieren, hat eine an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld angesiedelte Arbeitsgruppe eine wegweisende semantische Technologie zur Unterstützung der medizinischen Forschung entwickelt. Vor wenigen Wochen wurde nun der erste Prototyp der digitalen Lösung vorgestellt.

Klinische Studien sind die Basis der medizinischen Forschung und spielen bei der Erstellung von Guidelines, bei der Beurteilung und Bewertung von Therapieanwendungen oder auch die Entwicklung von Behandlungskonzepten eine wichtige Rolle. Angesichts der enormen Datenmengen, die mittlerweile zur Verfügung stehen, fällt es jedoch immer schwerer, noch den Überblick zu behalten und die Informationen in ihrer Komplexität zu erfassen. Welche Angaben sind für die jeweilige Zielsetzung relevant, wo sind sie zu finden und wie können sie in Bezug zueinander gesetzt werden? Fragen, bei denen es nicht nur um quantitative Aspekte geht, sondern auch und vor allem um das Thema Datenaufbereitung und die damit verbundenen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung, weiß Prof. Dr. Philipp Cimiano, Leiter der AG Semantische Datenbanken der Universität Bielefeld. „Die meisten klinischen Studien liegen nur in Papierform oder als geschlossenes Dateiformat vor. Damit ist die Nachnutzung dieser Ergebnisse sehr eingeschränkt und der manuelle Aufwand bei der Sekundärnutzung sehr hoch. Insbesondere entsteht bei der Zusammenfassung und Aggregation von Daten wie sie bei der Erstellung von systematischen Reviews und medizinischen Leitlinien notwendig ist ein hoher Aufwand. Ziel muss es sein, diese Daten maschinenlesbar zu machen, um die Ergebnisse der Studien in ihrer ganzen Aussagekraft für die Medizin nutzbar zu machen.“

Bahnbrechende Innovation aus Ostwestfalen-Lippe

Eine Erkenntnis, die den heute 44jährigen Informatiker 2014 dazu bewog, sich intensiver mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte, die unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurden, entwickelte er mit einem halben Dutzend Mitarbeiter über einen Zeitraum von acht Jahren einen semantischen Technologieansatz, der die bedarfsgerechte Aggregation klinischer Evidenz in Form von klinischen Studien unterstützt und es möglich macht, in nur wenigen Stunden semantische Veröffentlichungen von klinischen Studien zu erstellen. Eine bahnbrechende Neuerung, die es in dieser Form bislang noch nicht gibt, sagt Philipp Cimiano: „Mit unserem Ansatz optimieren wir die Synthese der klinischen Evidenz. Wir sparen aber nicht nur viel Zeit und Geld, sondern schaffen erstmals die Möglichkeit, das enorme Reservoir an Wissen, das in klinischen Studien verborgen ist, in seiner ganzen Komplexität zu nutzen.“

Dynamisches Tool bietet viele Vorteile für den Anwender

Im Mittelpunkt der Anwendung „Dynamic Interactive Argument Trees“ (DIAeT) steht eine Datenbank, in der die Resultate der bisher registrierten, aber auch von zukünftigen klinischen Studien maschinenlesbar aufbereitet und hinterlegt werden. Dank der neu entwickelten, semantischen Technologie können die erfassten Daten dann analysiert, selektiert und als Zusammenfassung aufbereitet werden. Um diesen Prozess möglichst zielgerichtet und effizient zu gestalten, legte das Team bei der Entwicklung großen Wert auf den praktischen Nutzen und die System-Gebrauchstauglichkeit. Philipp Cimiano: „Wir wollen, dass Anwender mit dem System arbeiten und es nach ihren Prämissen gestalten können. Daher haben wir das Tool dynamisch und nicht statisch konzipiert. Nutzer haben die Möglichkeit, Abfragekriterien zu verändern, Filter einzusetzen oder auch Daten und Ergebnisse zu hinterfragen und zu diskutieren. So kommen sie deutlichschneller und effizienter an ihr Ziel.“
Ein Konzept, das offenbar auch den Ansprüchen der Adressaten entgegenkommt. Darauf deuten zumindest die Ergebnisse einer Online-Umfrage zur Evaluation des Tools hin, die Anfang 2021 unter Mitarbeitern aus verschiedenen Gesundheitsbereichen durchgeführt wurde (Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Anästhesie, Pädiatrie, Notfallmedizin etc.). Die Ergebnisse stimmen Philipp Cimiano optimistisch: „In der Umfrage wurde nicht nur der Wert und die Nützlichkeit von DIAeT für die Erkundung von klinischer Evidenz bestätigt, beispielsweise beim Vergleich von Arzneimittelbehandlungen oder als Entscheidungshilfe in unklaren Diagnosefällen. Die Teilnehmer lobten auch die Nutzbarkeit und das einfache Handling des Tools. Gerade dieser Aspekt war uns besonders wichtig.“

Aus der Forschung in die Anwendung

Nach der Fertigstellung des Prototyps geht es nun darum, das neue Tool auch in die praktische Anwendung zu bringen. Dabei steht laut Philipp Cimiano aktuell die Frage im Zentrum, wie es gelingen kann, bei den bereits durchgeführten bzw. auch zukünftigen Studien die Beschreibung der zentralen Studienergebnisse mit dem DIAeT-Ansatz zu erfassen „Basis unserer Datenbank sollen letztlich die Ergebnisse der klinischen Studien sein, die in den letzten 20 Jahren veröffentlicht wurden. Die Transformation dieser Resultate in unser Format ist aber ein enormer Aufwand, den ein Akteur alleine nicht leisten kann. Darum wollen wir uns mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen und klären, wie dieser Prozess arbeitsteilig optimal organisiert werden kann. Erste Gespräche hierzu laufen auch schon bereits.“
Die Arbeiten an der neuen Technologie gehen währenddessen weiter, auch mit Blick auf weitere zukünftige Einsatzbereiche. So bewirbt sich das Team derzeit im Rahmen von Ausschreibungen des BMBF und von der VW-Stiftung um weitere finanzielle Mittel. „Angesichts der Qualität der Lösung und den daraus erwachsenden Perspektiven für die Gesundheitswirtschaft haben wir wirklich gute Chancen, eine Folgefinanzierung zu erhalten. Dies wäre natürlich für unsere Arbeit, aber auch für die medizinische Fakultät in Bielefeld und den Standort Ostwestfalen-Lippe eine tolle Sache“, blickt Phillip Cimiano zuversichtlich in die Zukunft.

Link: CITEC, Universität Bielefeld
Text: Christian Horn

Online-Befragung: Was tun Betriebe für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege?

Die Online-Befragung „Stark werden nach Corona – Als pflegefreundliches Unternehmen zukunftsorientiert agieren“ richtet sich an Unternehmen und soll Erkenntnisse über die betrieblichen Möglichkeiten und Chancen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege liefern.

Die Initiatoren fragen nach der Bedeutung von Pflegefreundlichkeit im Unternehmen und nach künftigen Strategien zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege: Mit welchen Maßnahmen unterstützen Unternehmen schon heute ihre Beschäftigten, wenn sie neben der Erwerbstätigkeit pflegebedürftige Angehörige im häuslichen Umfeld pflegen? Und welche Erfahrungen machen Unternehmen bislang mit den bestehenden Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege?

Umgesetzt wird die Befragung als Teil des Projekts work & care in Kooperation des IAT (Institut Arbeit und Technik) und des ZIG OWL. „Wir hoffen, dass wir mit der Befragung viele Unternehmen erreichen. Denn aus den Ergebnissen leiten wir konkrete Handlungshilfen ab“, so Silke Völz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des IAT. Jan Hendrik Schnecke, Projektmanager des ZIG OWL und Projektleiter für work & care sieht konkreten Handlungsbedarf: „Aus den bisherigen Analysen sehen wir, dass trotz gesetzlicher Hilfen und Maßnahmen vor Ort im Betrieb oft notwendiges Handlungswissen fehlt. So kommt es zu ad-hoc-Lösungen, die mit viel gutem Willen beider Seiten umgesetzt werden, aber im Ergebnis oftmals nicht passgenau sind.“ Vielfach sei nicht bekannt, welche Maßnahmen im Unternehmen umgesetzt werden können oder welche Angebote zur Unterstützung vor Ort bestehen. Das gelte sowohl für kleine Betriebe als auch für große Unternehmen oder öffentliche Organisationen.

Die am Projekt beteiligten Einrichtungen entwickeln Lösungsansätze, Maßnahmen und Hilfestellungen für regionale Partnerschaften, in denen Unternehmen und Beschäftigte Erfahrungen austauschen und neue Wege der Vereinbarkeit erproben können. Mit diesem regionalen Ansatz leistet das Projekt einen Beitrag für bessere Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und liefert Impulse für eine möglichst pflegefreundliche Unternehmenskultur.

Direkt zur Online-Befragung

Die Befragung ist Teil des aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) geförderten Projekts work & care und wird in Kooperation des IAT (Institut Arbeit und Technik, Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen) und des ZIG – Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL umgesetzt.

Mehr Information: www.workandcare.org

Wie stellst Du Dir die Pflege der Zukunft in Bielefeld vor?

Die Initiative „Zukunftsbild Pflege“ lädt Bielefelder Bürgerinnen und Bürger mit stadtweiter Befragung zur Beteiligung ein.

Die Diskussion um die Pflege der Zukunft aktiv mitgestalten, diese Möglichkeit haben alle Bielefelder Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Teilnahme an der Befragung „Zukunftsbild Pflege“. Bei der stadtweiten Erhebung steht die Frage im Fokus, wie sich die Bielefelderinnen und Bielefelder die Zukunft der Pflege vorstellen, und welche Ideen und Erwartungen sie dazu haben. Die Initiative ist eine Kooperation der Open Innovation City und des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG), zusammen mit weiteren Partnern wie der Stadt Bielefeld, den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und der Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Wohlfahrtsverbände (AGW).

Das Thema Pflege betrifft uns alle: als Angehörige von Pflegebedürftigen, als ehrenamtlich Engagierte oder als Menschen, die vielleicht irgendwann selbst gepflegt werden. Es gibt kaum eine Lebenssituation, in der wir nicht direkt oder indirekt Berührungspunkte mit dem Thema Pflege haben. Pflege ist vielfältig: Sie erfolgt zu Hause durch Angehörige, durch ambulante Pflegedienste, in stationären Einrichtungen der Pflege oder in betreuten Wohnkonzepten. Technische Innovationen und die Digitalisierung eröffnen neue Möglichkeiten zur Unterstützung der Pflege.

Wie stellen sich die Bielefelder Bürgerinnen und Bürger die Pflege der Zukunft vor? Was ist ihnen persönlich wichtig, und welche Ideen haben sie? Wie sehen sie die Entwicklung in ihrer Stadt und wo sehen sie Potenzial zur Gestaltung der Pflege in Zukunft? Um diese und weitere Fragen zu beantworten, haben das Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL (ZIG) und das Forschungsprojekt Open Innovation City gemeinsam mit der Stadt Bielefeld, den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und der Arbeitsgemeinschaft Bielefelder Wohlfahrtsverbände (AGW) die Initiative „Zukunftsbild Pflege“ ins Leben gerufen. Gemeinsam wollen die Initiatoren die Diskussion um die Zukunft der Pflege in Bielefeld stärken und die Stadtgesellschaft dazu einladen, diese Zukunft aktiv zu gestalten.

Die Initiative startet mit einer stadtweiten Befragung, die ein umfangreiches Meinungsbild der Bürgerinnen und Bürger zur Zukunft der Pflege in Bielefeld ergeben soll. Die Ergebnisse werden in offenen Veranstaltungsformaten vorgestellt und liefern wichtige Impulse für eine zukunftsorientierte Diskussion in der Stadtgesellschaft.

„Das Neuartige an diesem Ansatz ist, dass diese Zukunftsfrage als Thema der Stadtgesellschaft offen diskutiert wird. Die Anregungen, Wünsche und Ideen der Bielefelder Bevölkerung werden Aufschluss darüber geben, wie zentrale Aspekte der Pflege betrachtet werden. Hieraus werden sich Impulse für die Gestaltung der Pflege in Bielefeld ergeben, an die konkret angeknüpft werden kann“, ist sich Prof. Dr. Ingo Ballschmieter, Wissenschaftlicher Leiter Open Innovation City, sicher.

„Bielefeld hat als Gesundheitsstandort eine Vielfalt guter Angebote in der Pflege. Aber die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt, und es werden dringend zusätzliche Pflegekräfte gesucht. Wir wollen die Zukunft der Pflege zum Thema der Stadtgesellschaft machen.“ erläutert Uwe Borchers, Geschäftsführer des ZIG OWL die Idee zur Befragung. Es gehe auch um die persönlichen Perspektiven: „Wie wollen wir, wenn wir hilfsbedürftig sind, umsorgt sein? Welches Bild haben wir von der Pflege in der Zukunft? Das fragen wir die Bürgerinnen und Bürger. Denn Pflege geht uns alle an!“, so Borchers.

Silke Aron, Amtsleiterin des Büros für Integrierte Sozialplanung und Prävention, Stadt Bielefeld: „Unser Ziel ist, das soziale Bielefeld stetig zu verbessern. Das von der Stadtgesellschaft zu zeichnende Zukunftsbild Pflege – entwickelt aus den Befragungsergebnissen der Bielefelder Bevölkerung – kann hierfür einen wichtigen Beitrag leisten und Richtschnur für die Altenhilfeplanung sein. So lässt sich Pflege gemeinsam weiterdenken.“

Pastorin Dr. Johanna Will-Armstrong, Vorstand v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel: „Alt werden wollen wir alle, aber die möglichen gesundheitlichen oder sozialen oder ganz persönlichen Einschränkungen, die damit auch kommen können, die verdrängen wir lieber. Trotzdem bleiben ja die Fragen, die viele bewegen und umtreiben: Wie wollen im Alter leben, wenn wir pflegebedürftig werden? Welche soziale Einbindung wünschen wir uns, woran messen wir, dass wir mit Würde alt werden können, geachtet bleiben?

Digitale Medizin in Westfalen: Innovative Versorgung für die Menschen in der Region

Die digitale Medizin spielt in der Gesundheitsregion Westfalen bereits eine wichtige Rolle. Die Telemedizin, der Telenotarzt oder das „Virtuelle Krankenhaus“ sind Anwendungen, die im Regelbetrieb integriert sind oder unmittelbar vor ihrem Einsatz stehen. Diese Entwicklungen zeigen Potentiale und neue Perspektiven digitaler Medizin. Bei der Online-Veranstaltung „Digitale Medizin in Westfalen“ konnten sich Interessenten nun über den aktuellen Stand zum Thema informieren.
Über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung der beiden Veranstalter Westfalen e.V. und ZIG OWL gefolgt. Begrüßt wurden sie von Professor Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, der in seinem Grußwort die Bedeutung der Region Westfalen mit Blick auf den Einsatz und die Entwicklung der digitalen Medizin hervorhob. Es sei wichtig, neben der technologischen Ausrichtung zentrale Themen wie Ethik und Humanität im Blick zu behalten. „Wir brauchen die intelligente Kombination von traditioneller Medizin, ethischen Normen und Werten sowie moderner Technologie, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft gerecht zu werden. Dieser Ausrichtung tragen wir am Standort Bielefeld Rechnung, indem wir die medizinische Fakultät bewusst mit anderen Fachrichtungen wie Philosophie und Medizingeschichte verknüpfen.“

Corona beschleunigt Entwicklungsprozess

Für Lars Andre Ehm, Gruppenleiter für Gesundheitsversorgung, Prävention und Digitalisierung im Gesundheitswesen im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, steht die Corona-Pandemie für einen gewaltigen Umbruch, der die Entwicklung in der Gesundheitswirtschaft auch in den nächsten Jahren kennzeichnen werde. Auch wenn die Umsetzung der notwendigen Technologien viel Zeit gebraucht hätte, sei die Akzeptanz der Bürger für digitale Anwendungen deutlich gestiegen: „Die Menschen haben erkannt, dass sie von digitalen Medizinlösungen profitieren.“ Digitale Medizin habe eine wachsende Bedeutung in ländlichen Regionen, das zeige sich beispielsweise beim Projekt Telenotarzt, der bereits seit 2014 in Aachen im Regelbetrieb eingesetzt wird und mittlerweile auch in vielen anderen Kreisen und Städten der Region ein wichtiger Teil der notarztmedizinischen Versorgung ist.

HDZ NRW setzt auf Strategie der Digitalisierung

Das Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen bietet ab dem 1. April 2022 Leistungen aus dem „Virtuellen Krankenhaus“ an. „Bisher mussten Patienten oft allerhand Mühen auf sich nehmen, um die Leistungen vor Ort in Anspruch nehmen zu können. Nun wird vieles auf Mausklick möglich sein“, lobt Lars Andre Ehm. Anerkennende Worte, die Dr. med. Karin Overlack, Geschäftsführerin von Deutschlands größtem Herztransplantationszentrum, gerne zur Kenntnis nahm. Ungeachtet dessen sieht sie das HDZ NRW noch am Anfang einer Qualitätsoffensive, bei der noch einiges zu tun sei: „Wir wollen die Vision einer optimalen Prozess- und Behandlungsqualität realisieren. Dafür brauchen wir einen umfassenden Blick auf die Patientendaten und nicht nur einen kleinen Ausschnitt. Erst dann werden wir unsere Vorstellung zum Nutzen unserer Patienten und Mitarbeiter wirklich erfüllen können.“
Mit dem  „Virtuellen Krankenhaus“ sei nun ein wichtiger Schritt getan, um sich dieser Version zu nähern. Erfolge verzeichnet das HDZ auch bei Telemedizin-Anwendungen, die zu signifikanten Reduktionen bei der Mortalität, der Hospitalisierung und der Gesamtbehandlungskosten geführt hätten. Dagegen seien andere Bereiche der digitalen Medizin wie beispielsweise KI-Anwendungen noch im Aufbau. Der Erfolg der digitalen Medizin beruht laut Karin Overlack auf zwei Komponenten: „Zum einen brauchen wir trotz aller Technologie immer noch den Menschen, der sich um den Patienten kümmert. Zum anderen brauchen wir vollständige Daten in einer Hand. Nur so können wir die Prozess- und Behandlungsqualität sicherstellen.“

Digitale Medizin braucht auch einen kulturellen Wandel

Aussagen, denen Prof. Dr. med Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am Universitätsklinikum Münster, sofort zustimmen würde. „Telemedizin kann Patienten wertvolle Hilfen leisten – wenn sie die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort bereithält.“ Wie wichtig die Telemedizin sei, zeige sich insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie. Eine Einschätzung, die er mit Zahlen untermauerte. So seien knapp 53 Prozent der intensiv beatmeten COVID-Patienten in Deutschland verstorben. Dagegen läge der Anteil der telemedizinisch betreuten Patienten, die an einer Corona-Infektion verstorben seien, lediglich bei rund 34 Prozent. „Die Möglichkeit, sich kurzfristig mit Kollegen über Krankheitsverläufe und Behandlungsmethoden zu verständigen, zahlt sich also in jedem Fall für den Patienten aus“, sagt Christian Juhra. Um die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, sei aber nicht nur ein technologischer Sprung und niederschwellige Prozesse nötig, sondern vor allem ein kultureller Wandel. „Die Technik ist nicht das legitimierende Element. Wir müssen es schaffen, das Vertrauen der Patienten und auch der Anwender in die Telemedizin zu steigern. Sonst bringt uns auch die beste Technik nicht weiter.“

Ärztlicher Blick: Digital Clinician Scientist

Digitale Medizin setzt das Vertrauen der Patientinnen und Patienten voraus und stärkt ihre Beteiligung und Mitarbeit an der Versorgung. Wie wirkungsvoll dieses Zusammenspiel sein kann, berichtete Dennis Lawin, Digital Clinician Scientist der Arbeitsgruppe Digitale Medizin, der Medizinischen Fakultät OWL an der Universität Bielefeld. Er kümmert sich als Assistenzarzt des Klinikums Bielefeld um Patientinnen und Patienten mit Herz-Rhythmus-Störungen. „Da unsere Patienten früher nur bei Beschwerden zu uns kamen und damit zwischen ihren Aufenthalten diagnostische Lücke entstanden, war die Situation lange Zeit sehr unbefriedigend. Dank digitaler Medizinanwendungen haben wir heute die Möglichkeit der kontinuierlichen Datenversorgung. Das ist für uns, vor allem aber für unsere Patienten, ein riesiger Fortschritt.“ Bei dem Datentransfer via Apple Watch können verschiedene Anwendungstechniken eingesetzt werden, von der klassischen EKG-Anwendung über PPG- Technik bis hin zu sprachbasierten Anwendungen. Unabhängig davon ist die Qualität der Daten erstklassig, weiß Dennis Lawin: „Ob im Falle eines Vorhofflimmerns oder bei den Auswirkungen einer COVID-Infektion: Dank besserer Auswertung und Diagnostik können wir Probleme, die wir sonst nicht erkennen würden, nun sichtbar machen. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir ab dem 1. April 2022 auch die Long-COVID-Ambulanz in Bielefeld mit dieser Technologie unterstützen.“

Mit Künstlicher Intelligenz Forschungsergebnisse ganz neu nutzbar machen

Bei der Nutzung von Forschungsdaten zu Medizin und Gesundheit geht es schon längst nicht mehr um die reine Menge der Information. Jeden Tag kommen Millionen neuer Datensätze aus über 100 veröffentlichten klinischen Studien hinzu. Für Prof. Dr. rer. nat. Philipp Cimiano, Leiter der AG Semantische Datenbanken, CITEC, ein Anlass für einen besonderen Lösungsansatz: „Wir verzeichnen in der Forschung seit Jahren einen enormen Datenzuwachs, der es kaum mehr möglich macht, den Überblick zu behalten. Vor allem aber kostet es enorm viel Zeit und Ressource, diese Informationen, die oft noch in Papierform vorliegen, überhaupt nutzbar zu machen. Wenn sie nicht maschinenlesbar sind, sind sie für die digitale Medizin aber wertlos.“ Wie dieses Problem gelöst werden kann, erläuterte Philipp Cimiano seinem Vortrag. Die von seinem Team entwickelte Technologie „Dynamic Interactive Argument Trees“ (DIAeT) liest die Forschungsdaten ein und zieht aus allen verfügbaren Informationen Rückschlüssen, die dann dem Anwender zur Verfügung gestellt werden. Dabei kann dieser eine Vielzahl von Filtern einsetzen, z.B. die Anzahl der Studienteilnehmer oder Untersuchungsgebiete, um das Ergebnis soweit als möglich zu spezifizieren. Erste Tests mit dem neuen Tool verliefen vielversprechend, was vor allem auf die sehr gute Datenmodellierung zurückzuführen sei: „Letztlich haben wir bei diesem Thema keine technische Herausforderung, sondern eine organisatorische. Immerhin müssen wir Milliarden von Daten maschinenlesbar aufbereiten. Dies ist natürlich ein ziemlicher Aufwand, der sich aber in jedem Fall lohnt, da er letztendlich direkt den Patienten zu Gute kommt.“

Digital gegen Demenz

Wie wichtig die digitale Medizin gerade für die regionale Gesundheitsversorgung sein kann, zeigten abschließend PD Dr. rer. med. Rene Thyrian und Prof. Dr. rer. nat. Julia Haerstroh von der Universität Siegen in ihrem gemeinsamen Vortrag über Evidenz, Konzepte und Strategien der Demenz-Versorgungsforschung. „Gerade bei diesem Thema haben wir oft sehr dynamische und regional unterschiedliche Veränderungsprozesse. Darauf müssen wir uns als Gesellschaft vorbereiten und entsprechende Konzepte entwickeln, sowohl in der Diagnostik als auch in der Behandlung“, erläuterte Rene Thyrian. Welche Möglichkeiten die digitale Medizin aber auch für Demenzkranke biete, verdeutlichte Julia Haberstroth anhand eines Pilotprojektes, das im letzten Jahr in der Region Siegen-Wittgenstein angelaufen ist. Auf Basis eines partizipativen Netzwerks können hier dank digitaler Anwendungen Versorgungslücken rasch identifiziert, individuelle Behandlungs- und Versorgungspläne erstellt und Lösungskonzepte mit Hausärzten, Monitoring und Ergebniskontrollen umgesetzt werden. Lediglich die Hausbesuche durch eigens dafür geschultes Fachpersonal werden nach wie vor nach altem Muster umgesetzt. Der Pilotstudie soll im Juni 2024 abgeschlossen sein und dann möglicherweise Modellcharakter für weitere Regionen haben.

Starke Region für Digitale Medizin

In der Bilanz aus Sicht der Veranstalter zeigt sich Uwe Borchers vom ZIG OWL überzeugt: "Westfalen ist eine starke Region für digitale Medizin. Wichtig ist, dass die Digitalisierung eine bessere Versorgung der Menschen im ländlichen Raum ermöglichen kann. Es geht uns aber auch um die Sichtbarkeit der Region als Standort für Spitzenmedizin und exzellente Forschung."

Weitere Information:
Virtuelles Krankenhaus startet in NRW (WDR Nachrichten)
Herzzentrum ist Expertenzentrum im Virtuellen Krankenhaus NRW (WDR Lokalzeit OWL)

Bad Salzuflen: So soll der "Gesundheitscampus" Fahrt aufnehmen

Bad Salzuflen. Die Kurstadt soll ihre große vorhandene medizinische Kompetenz bündeln, den Bereich Forschung ausbauen, dabei die Chancen der Digitalisierung nutzen und ein bedeutender Standort für (Weiter-)Bildung in der Gesundheitswirtschaft werden. All dies und noch mehr steht hinter der Entwicklung eines „Gesundheitscampus Bad Salzuflen", der sich geografisch vom ehemaligen Grundstück der Klinik am Kurpark bis zur „VitaSol"-Therme sowie vom Landschaftsgarten bis hin zum Kurpark erstrecken soll.

Die darin vorhandenen Gesundheitsinstitutionen, zu denen ausdrücklich auch die großen Reha-Kliniken gezählt werden, sollen noch besser miteinander vernetzt werden. Und auch das in der Diagnostik führende Labor Krone in der Siemensstraße soll Partner im „Gesundheitscampus" werden. Wie es mit dem von Bürgermeister Dirk Tolkemitt angestoßenen Großprojekt weiter gehen könnte, war gestern Abend Gegenstand einer Präsentation vor dem Hauptausschuss der Stadt. Geschäftsführer Uwe Borchers vom „Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft OWL" (ZIG, Bielefeld) trug sogenannte potenzielle „Handlungsfelder" für den Gesundheitscampus vor.

Schritt für Schritt

Das Institut, zu dessen Trägern mehr als 40 Kliniken und Dienstleister, Unternehmen, Verbände sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Gesundheitsbranche zählen, berät die Stadt bei der Entwicklung des Campus. „Das ist kein Projekt, was sich in wenigen Jahren komplett abschließen lässt. Wir werden Schritt für Schritt tun, um Bad Salzuflen als Gesundheitsstandort weiter nach vorne zu bringen. Bewusst setzen wir dabei vor allem auf Dinge, die es noch nicht oder nicht in der Form in der Region gibt", sagt die 1. Beigeordnete der Stadt, Melanie Koring.

Zu den rund ein Dutzend Bausteinen oder Handlungsfeldern des Campus, die aktuell diskutiert werden, gehört zum Beispiel eine „Patienten-Uni". „Dahinter stehen Fortbildungsreihen mit Wissenschaftlern, für die sich Bad Salzufler oder auch Gäste der Stadt einschreiben können, um sich in Gesundheitsfragen weiterzubilden", sagt Bürgermeister Tolkemitt. Dieses Angebot ließe sich zusammen mit der Volkshochschule Bad Salzuflen sicher schnell umsetzen.

Neubau in zentraler Kurortlage

Etwas länger dürfte es mit dem Projekt dauern, das aktuell auf der Brachfläche der ehemaligen Klinik am Kurpark an der Parkstraße geplant ist. Zusammen mit Partnern, die noch gefunden werden sollen, plant die Stadt die Entwicklung eines architektonisch anspruchsvollen Gebäudes oder mehrerer kleinerer Einheiten. In dem Neubau in zentraler Kurlage könnten unter anderem temporäre und interdisziplinäre Forschungsplätze entstehen. „Zum Beispiel auf dem immer bedeutender werdenden Gebiet der ,Thernostik’, des Zusammenwachsens von Therapie und Diagnostik", nennt Tolkemitt ein Beispiel.

In dem neuen Komplex seien aber auch Schulungen und Ausbildungen – zum Beispiel für den Pflegebereich – vorstellbar. Ausdrücklich mit einbezogen in den Campus werden soll auch das aktuell geschlossene Kurhaus. Wie berichtet, soll es zu einer modernen Kongress- und Tagungsstätte umgebaut werden. Aber auch die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden sei auf dem Gesundheitscampus vorstellbar, wie Beigeordnete und Kämmerin Koring betonte. „In Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Reha-Kliniken oder auch dem Vitalzentrum des Staatsbades." Ganz wichtig ist der Stadt, dass die Entwicklung des Campus nicht „nur" Fachkräften und Patienten von außerhalb dienen soll, sondern insbesondere auch den Bad Salzuflern selbst. Sei es, dass sie sich besser um ihre eigene Gesundheit kümmern können oder von den Angeboten einer sogenannten „Smart-City" mit vernetzten digitalen Angeboten profitieren.

Vorteile für viele

„Nicht zuletzt wird die Etablierung medizinischer Exzellenz am Standort das Image der Kurstadt insgesamt stärken, wovon wiederum auch Gastgeber und der Einzelhandel profitieren", so Tolkemitt. Parallel zur Arbeit am „Gesundheitscampus" treibt die Stadt die Entwicklung von Kurimmobilien weiter voran. So sollen der Umbau des Kurhauses und der Verkauf des ehemaligen Fürstenhofes an der Parkstraße (siehe Kasten) noch vor Ostern ausgeschrieben werden. Im Fürstenhof sind nach den Auflagen des Kursondergebiets ein Hotelbetrieb oder medizinische Nutzungen – zum Beispiel in Form einer Reha-Klinik – möglich. Ebenfalls ausgeschrieben wird das Millionenprojekt eines Vier-Sterne-Hotels an der Exterschen Straße mit direktem Zugang zur Schwimmhalle beziehungsweise Sauna der „VitaSol"-Therme (wir berichteten).

Das ehemalige Areal der Klinik am Kurpark und der benachbarte Fürstenhof bilden zusammen ein 15.000 Quadratmeter großes Areal in 1-A-Kurortlage. Beide Immobilien gehören zum städtischen Vermögen. Die Klinik am Kurpark (180 Betten) stellte 2007 ihren Betrieb ein. Einige Jahre später wurden große Teile des Inventars über den Verein „Brückenschlag Ukraine" nach Osteuropa gebracht. Kurz vor dem Abriss des Komplexes im Sommer 2014 scheiterte noch ein Verkauf an einen Investor aus Polen. Der Abriss der Reha-Klinik hat dem Vernehmen nach gut eine Million Euro gekostet. Seit fast acht Jahren liegt das Grundstück an der Park-/Ecke Sophienstraße brach.

Quelle: Lippische Landes-Zeitung, 17.03.2022

Wie wird Herzebrock-Clarholz attraktiv für Hausärzte?

Die UWG hatte ein Ärztehaus für Herzebrock-Clarholz gefordert. Im Rahmen des Hausärztemangel prüft die Verwaltung auch diese Möglichkeit.

Herzebrock-Clarholz (rast). „Sie können heute nicht ernsthaft beschließen, ein Ärztehaus zu bauen.“ Mit dieser Äußerung im Ausschuss für Schule, Sport, Kultur, Familie, Soziales und Ordnung zog Fachbereichsleiter Wilhelm Towara den Antrag der UWG (diese Zeitung berichtete) in Zweifel. Nachdem die Ausschussvorsitzende Petra Lakebrink den Beschluss zur Maßnahme gegen den Hausärztemangel umformuliert hatte, gab es am Mittwochabend dennoch eine einstimmige Entscheidung. 

Die Gemeindeverwaltung soll nun prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, Hausärzte dafür zu begeistern, sich in Herzebrock-Clarholz niederzulassen. „Beim Ausloten kann auch herauskommen, dass ein Ärztehaus sinnvoll ist“, sagte Wilhelm Towara. Denn eins steht fest: Nicht nur durch die Schließung der Praxis von Anke Steidl und Michael Pfeiffer ist es um die Zukunft der Gesundheitsversorgung in der Doppelgemeinde nicht zum Besten bestellt. 

Anspruch auf Förderung durch die Kassenärztliche Vereinigung 

Das sieht auch Uwe Borchers, Geschäftsführer von ZIG OWL, dem Verein zur Förderung von Innovationen in der Gesundheitswirtschaft mit Sitz in Bielefeld, in seinem Vortrag so. Außerdem hat die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) einen Bedarf erkannt. „Die KVWL teilt Ihre Sorgen, eine Unterstützung ist geplant“, berichtete Uwe Borchers und verwies auf die Sitzung vom 18. Januar, in der die Interessenvertretung der Ärzte Herzebrock-Clarholz in das Förderverzeichnis aufgenommen hat. 

Der Grund für die Aufnahme in das Förderverzeichnis ist zunächst einmal nicht die Anzahl der Hausärzte, sondern der Altersschnitt. Unterschieden wird nach U60 und Ü60. Für den sogenannten Mittelbereich Rheda-Wiedenbrück, wozu auch Herzebrock-Clarholz gehört, sind 37 Prozent über 60 Jahre alt, für Gütersloh sind 47 Prozent angegeben. Der Durchschnitt in den fünf Planungsgebieten liegt bei 40 Prozent. Negativ-Spitzenreiter ist Rietberg. Dort sind 59 Prozent der Hausärzte älter als 60 Jahre. 

„Gesundheitszentrum ist für eine Kommune eine schwierige Aufgabe“

Um Anreize zu schaffen, dass Ärzte sich niederlassen, bietet die KVWL eine Bandbreite an Unterstützungsmöglichkeiten. Die reichen von einem günstigen Darlehen für die Ärzte bis zu einer Umsatzgarantie für die Praxisbetreiber. Hinzu kommen, wie berichtet, die Förderungen durch die Gemeinde. Grundsätzlich wertete es Uwe Borchers als positiv, dass die Kommune das anbiete und sich zudem frühzeitig dem Thema Hausärztemangel angenommen habe, bevor das Kind in den Brunnen gefallen sei.

Aus Sicht von Uwe Borchers könne ein Gesundheitszentrum einen Standort durchaus attraktiv machen – auch für Fachärzte. Aber: Obwohl bei immer mehr Ärzten die Tendenz dahin geht, lieber angestellt zu arbeiten, warnte er davor, dass die Gemeinde als Betreiber eines Ärztehauses auftritt. „Für Kommunen ist das eine schwierige Aufgabe.“ Die UWG hatte ein von der Gemeinde betriebenes Ärztehaus am Beispiel von Büsum ins Spiel gebracht. Uwe Borchers erklärte, dass das Konzept zusammen mit der schleswig-holsteinischen Ärztegenossenschaft entwickelt worden sei.

Manchmal sind Kleinigkeiten entscheidend

Die spannende Frage, die sich nun stellt: Was kann die Gemeinde unternehmen, damit Herzebrock-Clarholz als Standort für Hausärzte interessant wird? „Geld und Steine sind für Hausärzte nicht alles“, erklärte Uwe Borchers dem Ausschuss. Das Gesamtpaket müsse für einen Hausarzt passen. Und manchmal seien es nur Kleinigkeiten, die den Ausschlag für eine Niederlassung gäben. 

Als Beispiel nannte der Fachmann die vor einer Praxis vorhandenen Parkplätze. Auch weiche Standortfaktoren wie Kindergärten, Schulen oder die Aufenthaltsqualität im Ort seien wichtig. Es gebe auch Kommunen, die würden Stipendien statt Geld für die Praxiseinrichtung anbieten, um angehende Ärzte so an den Ort zu binden. Klar sei aber, dass angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung eine Versorgung durch Hausärzte immer wichtiger werde. Und nicht nur durch die. Uwe Borchers drängte darauf, das Thema viel weiter zu fassen. Pflegekräfte brauche es ebenso wie eine Gemeindeschwester. Die sei wichtig, um gegebenenfalls mehrere Ärzte bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Unter anderem durch die Übernahme von Hausbesuchen, da ältere Menschen nicht mehr so gut zum Arzt kämen. 

Ein Gesamtpaket muss geschnürt werden

Man solle das sogar bis zum Einkaufsdienst denken, regte der ZIG-Geschäftsführer an. Oder eines Fahrdienstes für ältere Menschen. Für die Verwaltung ist also ein großes Aufgabenpaket geschnürt. Dabei könne die Gemeinde auch Netzwerke im Ort schaffen. Also zwischen Pflegenden und Ärzten. Denkbar sei auch, dass die Verwaltung dafür sorge, die Ärzte oder auch Pflegedienste bei der Organisation der alltäglichen Bürokratie zu unterstützen. Es zeichne sich auch immer mehr ab, dass Ärzte sich lieber gemeinschaftlich organisieren, statt als Einzelkämpfer aufzutreten. 

Dafür müsse ein Gesamtpaket geschnürt werden. Bei allem, was eine Gemeinde unternimmt, sei aber eine Sache klar. „Es gelingt nur etwas, wenn sich Ärzte und Kommunen im Vorfeld zusammensetzen“, erklärte Uwe Borchers. Was die Verwaltung in Herzebrock-Clarholz wohl bereits getan hat, wie Wilhelm Towara im Ausschuss berichtete. Die Hausärzte hätten laut des Fachbereichsleiters bereits signalisiert, neue Wege zu gehen. In Richtung mehr Zusammenarbeit wie zum Beispiel einer gemeinsamen Buchführung. Und vielleicht auch Richtung eines Ärztehauses, in dem dann auch ein Pflegedienst und eine Gemeindeschwester untergebracht sein könnten.

Quelle: Die Glocke

Digitales Praktikum: So funktioniert’s

Die Stadt hat mit Kooperationspartnern Schülern ein virtuelles Pflegepraktikum angeboten – ein Novum. Die Vorbereitungen waren groß, für die Teilnehmer hat’s sich gelohnt. Das sind die Vorteile.

Bielefeld. Corona hat den Jugendlichen viele Pläne durchkreuzt: Klassenfahrt, Schulfest oder die Abschlussparty. Und auch mit dem Pflichtpraktikum ist es schwierig geworden, denn viele Betriebe sind ins Homeoffice gegangen oder die Corona-Auflagen sind extrem hoch.

Unternehmen wie Schüco haben sich darauf eingestellt und ermöglichen den Schülern ein virtuelles Praktikum. Die Stadt hat jetzt in Kooperation mit dem ZiG (Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft) und der REGE mbH (Regionale Personalentwicklungsgesellschaft) ein digitales Format für die Pflege angeboten und gleich mehrere Träger mit ins Boot geholt.

„Die Schüler haben nichts zu verlieren“

„In der freien Wirtschaft funktioniert ein digitales Praktikum bereits – weshalb nicht auch in der Pflege?“, sagt Nora Kristin Gäbel aus dem Büro für Integrierte Sozialplanung und Prävention der Stadt, die das Praktikum aus der Taufe hob. Die Vorteile liegen auf der Hand, sagt sie: In Pandemie-Zeiten sei ein digitales Praktikum sicherer für alle Beteiligten, mögliche Hemmschwellen auf Seiten der Praktikanten seien geringer, und im Idealfall schließe sich an das digitale Praktikum das analoge an, sagt sie.

Luna Valentino (16) kann sich sehr gut vorstellen, an das digitale Praktikum anzuknüpfen. Die Schülerin der Gesamtschule Rosenhöhe war in der Praktikums-Woche mit viel Herzblut dabei und fand’s super, einen Überblick über die unterschiedlichen Berufe zu bekommen. „Für meine berufliche Orientierung war das eine tolle Erfahrung“, sagt sie.

Gäbel und ihre Mitstreiter hatten die Akteure zusammengebracht, die zentrale Koordinierung übernommen, bei Technikproblemen unterstützt und das Projekt an Schulen beworben. Vier Träger fanden sich, die am Ende die Praktikumswoche gestaltet haben: die Gesundheitsschulen des EvKB (Evangelisches Klinikum Bethel), das Kinder- und Jugendhospiz Bethel, das Dorothee-Sölle-Haus des Johanneswerks (Altenhilfeeinrichtung) und das Frieda-Nadig-Haus des AWO-Bezirksverbands OWL (Altenhilfeeinrichtung).

„Durch die Kombination unterschiedlicher Träger und Einrichtungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten konnten die Schüler einen umfassenden Überblick bekommen, welche Einsatzgebiete es im medizinisch-pflegerischen Bereich gibt und welche Berufe man im Gesundheits-, Pflege- und Versorgungsbereich erlernen kann“, sagt Gäbel.

Der Stundenplan, der gemeinsam von den Einrichtungen entwickelt wurde, deckte unterschiedliche Inhalte ab: Austausch mit Fachkräften und Auszubildenden der teilnehmenden Einrichtungen, Begleitung eines Dienstes in der Pflege, Einblick in pflegerische Tätigkeiten (Blutdruck messen, Medikamente stellen, Händedesinfektion, Anlegen von Schutzkleidung, Wundversorgung), Teilnahme an einer sozialen Beschäftigung sowie einem Sport- und Bewegungsprogramm.

Luna Valentino kann sich vorstellen, nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr im medizinischen oder pflegerischen Bereich zu machen. Zum Reinschnuppern sei das Praktikum auf jeden Fall ideal, sagt sie. Auch Oliver Wittler von der REGE ist von dem Konzept überzeugt. „Die Schüler haben ja nichts zu verlieren“, sagt er. Für Schüler und Träger sei ein solches Praktikum auf jeden Fall eine Win-win-Situation. Zwei Schulen haben mitgemacht: Zehn Schüler von der Gesamtschule Rosenhöhe und sieben vom Helmholtz-Gymnasium. Sie erhielten vorab ein sogenanntes „Care Paket“, bestehend aus Informationsmaterialien der beteiligten Einrichtungen sowie Gebrauchsmaterialien (Desinfektionsmittel oder sterile Handschuhe), mit denen im Laufe der Woche gearbeitet werden sollte.

Es wird auf jeden Fall nicht die letzte Praktikumswoche gewesen sein: „Wir wollen eine zweite Woche anbieten“, sagt Gäbel. Auch die Träger wollten das Praktikum als wiederkehrendes Format anbieten. Natürlich, sagt auch Luise Papendorf, ersetze das digitale Praktikum kein reales, aber es sei ein Türöffner. Für viele Schüler sei ein solches Format zudem ein Segen, denn viele hätten Absagen erhalten, weil die Betriebe sie in Corona-Zeiten nicht betreuen könnten. Infos bei Nora Kristin Gäbel unter Tel. (05 21) 51 34 08.

Quelle: Neue Westfälische, 3. März 2022 (Ariane Mönikes)

Ministerpräsident Wüst und Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen besuchen Medizinische Fakultät OWL

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen haben am Dienstag, 25. Januar 2022, die neue Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld besucht. Sie tauschten sich mit Rektor Prof. Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Kanzler Dr. Stephan Becker, Gründungsdekanin Professorin Dr. Claudia Hornberg sowie mit den Medizinstudierenden Leonie Resem, Holly Moser und Justin Kock aus.

„Dank des großen Einsatzes der Universität Bielefeld, der beteiligten Praxen und Kliniken und der Landesregierung ist innerhalb von nur vier Jahren ein zentrales Projekt der Landesregierung Realität geworden. Das ist ein starkes Signal für den Hochschulstandort Nordrhein-Westfalen – und ein ebenso starkes Signal für die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum“, so Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte: „Dass der Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL trotz der Herausforderungen durch die Pandemie planmäßig und so erfolgreich angelaufen ist, ist ein großes Kompliment für die gute Arbeit aller Beteiligten. Von der neuen Fakultät profitieren Studierende in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, denn sie können nun an acht staatlich getragenen Universitäten in ganz Nordrhein-Westfalen Medizin studieren. Mit dem Schwerpunkt „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ hier in Bielefeld wird zugleich das inhaltliche Spektrum der medizinischen Forschung und Lehre in Nordrhein-Westfalen erweitert. Damit stärken wir den Medizinstandort Nordrhein-Westfalen erheblich. Den ersten 60 Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich weiterhin viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld: „Die neue Medizinische Fakultät OWL der Universität Bielefeld hat in Rekordzeit ihren Betrieb aufgenommen. Dies war nur durch ein großartiges Engagement aller Beteiligten und durch die herausragende Unterstützung der Landesregierung möglich. Das Land hat den Gründungs- und Aufbauprozess eng begleitet, hat für kurze Wege und schnelle Entscheidungen gesorgt sowie die notwendigen finanziellen Voraussetzungen geschaffen. Herausheben möchte ich hier insbesondere die Möglichkeit, dass die Universität selbst die Gebäude realisieren kann. Für das Vertrauen und die Unterstützung bedanke ich mich ganz herzlich bei der Landesregierung.“

Quelle: Universität Bielefeld und Land NRW

Barmer-Pflegereport: Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen

Der Pflegenotstand in Deutschland wird nach neuesten Hochrechnungen der Barmer brisanter als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 sollen bei konservativen Annahmen mehr als 180.000 Pflegekräfte fehlen, auch weil es mit dann insgesamt rund sechs Millionen Pflegebedürftigen über eine Million Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. „Die Politik muss zügig gegensteuern, andernfalls bleibt die Pflege eine Großbaustelle auf schwachem Fundament. Im Koalitionsvertrag stehen dazu einige richtungsweisende Vorhaben. Das begrüßen wir ausdrücklich! Nun muss rasch die Umsetzung angegangen werden“, forderte Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER.

Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden

Allen voran müssten die Bundesländer endlich ihrer Pflicht nachkommen, die Investitionskosten für stationäre Pflegeeinrichtungen zu übernehmen. Dadurch würde bereits eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht werden. Denn bisher stellen die Pflegeheime dies in der Regel den Bewohnerinnen und Bewohnern in Rechnung. Um eine finanzielle Überforderung der Pflegebedürftigen zu vermeiden, sollten zudem die Leistungsbeträge der sozialen Pflegeversicherung einmalig angehoben und dann regelmäßig dynamisiert werden. Die für den Jahreswechsel geplante Anhebung der Pflegesachleistungsbeträge sowie die Einführung eines Leistungszuschlages bei vollstationärer Pflege seien erste wichtige Schritte. Der ab dem kommenden Jahr vorgesehene jährliche Steuerzuschuss in Höhe von einer Milliarde Euro solle im Gleichschritt mit den jährlichen Ausgaben der Pflegeversicherung ansteigen. „Die künftige Bundesregierung will die Pflegebedürftigen mittelfristig in Bezug auf die steigenden Eigenanteile in der stationären Pflege entlasten. Auch die Prüfung zur weiteren Senkung der Eigenanteile ist ein wichtiges Element“, so Barmer-Vorstandschef Straub.

Ausgaben für Pflege steigen auf 59 Milliarden Euro

Der Autor des Barmer-Pflegereports, Prof. Dr. Heinz Rothgang vom SOCIUM – Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik an der Universität Bremen, wies aufgrund der höheren Zahl an Pflegebedürftigen und des zunehmenden Personalbedarfs auf einen deutlich größeren Finanzbedarf hin. Dieser werde ohne weitere Leistungsverbesserungen, die gleichwohl nötig seien, von 49 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 59 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 steigen. „Neben den Herausforderungen bei der Finanzierung muss der Blick auch auf die Frage gerichtet werden, wer künftig die Pflegebedürftigen betreuen soll. Bereits heute fehlen tausende Pflegekräfte. Den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Rothgang. Den Reportergebnissen zufolge fehlten bis zum Jahr 2030 etwa 81.000 Pflegefachkräfte, 87.000 Pflegehilfskräfte mit und 14.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Dabei sei im stationären Bereich die vollständige Umsetzung des Personalbemessungsverfahrens noch gar nicht berücksichtigt. Der Pflegeberuf müsse vor diesem Hintergrund deutlich attraktiver werden. Daher sei es richtig, geteilte Dienste abzuschaffen und den Anspruch auf familienfreundliche Arbeitszeiten einzuführen. Außerdem müsse mehr getan werden, um die Belastungen dieser enorm anstrengenden Arbeit abzufedern.

Kreis Höxter richtet mit Veranstaltung den Blick in die Zukunft

Mit einer spannenden Kombination haben der Kreis Höxter und das St. Vincenz Hospital Brakel für große Freude bei Studierenden der Medizinischen Fakultät OWL in Bielefeld gesorgt. Nach einem Einblick in die moderne und innovative Orthopädie-Abteilung in Brakel ging es im nahegelegenen Kletterzentrum OWL hoch hinaus für die Teilnehmenden.

Als Mitglied des Vereins zur Förderung der medizinischen Versorgung und Ausbildung OWL will der Kreis Höxter Medizinstudierende für die Region OWL begeistern. „Wir verstehen die Förderung der medizinischen Ausbildung in OWL als eine übergreifende Gemeinschaftsaufgabe für Standortattraktivität und Regionalentwicklung“, erläutert Medizinaldirektor Dr. Ronald Woltering vom Kreis Höxter, Leiter des Fachbereichs Gesundheits- und Veterinärwesen. „Die Aktivitäten haben das übergeordnete Ziel, die gesundheitliche Versorgung zu verbessern.“

Eine wichtige Rolle spiele dabei, gemeinsam mit den anderen Kreisen und weiteren Partnern, die Vorzüge der Region OWL aufzuzeigen, ergänzt Dr. Charlotte Şahin, die Koordinatorin für den Förderverein. „Wir wollen die Medizinstudierenden in ihrer Ausbildung sowie persönlichen Kompetenzen fördern und unterstützen. Im Besten Falle entstehen dadurch langfristige und enge Bindungen an die Region und in der Region.“

Woltering brachte seine Freude zum Ausdruck, dass der Kreis Höxter schon am Anfang der Veranstaltungsreihe die Studentinnen und Studenten willkommen heißen durfte: „Damit können wir neugierig machen auf die vorhandene Vielfalt an innovativen und modernen medizinischen Ausbildungsmöglichkeiten im Kreis Höxter und die Anbindung unseres Kreises an die Medizinische Fakultät in Bielefeld stärken. Gleichzeitig ist es uns möglich, Freizeitaktivitäten im Kreis Höxter vorzustellen und im Hinblick auf die Work-Life-Balance die hohe Lebensqualität zu unterstreichen.“ Er sieht solch eine Veranstaltung als wichtigen Schritt bei den Bemühungen des Kreises Höxter, die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum auch in Zukunft sicherzustellen.

Medizinische Fakultät OWL: VR-Simulation geht in den Praxistest

Die ersten Medizinstudierenden durften die von Forschenden der Medizinischen Fakultät OWL und der Hochschule Emden/Leer im BMBF-Projekt „Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ entwickelte Virtuelle Realität (VR)-Simulation zum Thema „Reanimation“ Mitte November im Rahmen des Seminars „Basismaßnahmen der cardiopulmonalen Reanimation (BLS) des Erwachsenen“ der Notfallmedizinlehre testen.

„Toll, dass die Studierenden jetzt die Möglichkeit haben, die im Projekt entwickelten Unterrichtsmaterialien und vor allem auch die VR-Simulation zu testen“, freut sich Projektleiterin und Dekanin Prof. Dr. med. Claudia Hornberg. „Dieses Projekt hat, als eines der ersten der Medizinischen Fakultät OWL, für mich eine ganz besondere Bedeutung, da es noch von unserem geschätzten Kollegen Dr. med. Karim Gawad initiiert und eingeworben wurde, der leider viel zu früh verstorben ist.“

Die Einbettung der im Projekt entwickelten VR-Simulation in die Lehre der Notfallmedizin erfolgte in enger Abstimmung mit dem Fachverantwortlichen für Notfallmedizin, Dr. med. Achim Röper (Leitender Oberarzt Klinikum Bielefeld). Die Studierenden konnten im Rahmen des Seminars an insgesamt vier Stationen erste praktische Fähigkeiten an Simulationspuppen trainieren. Unter Anleitung von Ärzten des Klinikums Bielefeld, des Evangelischen Klinikums Bethel und des Klinikums Lippe sowie von Mitarbeiter*innen des Studieninstitutes Westfalen-Lippe wurden unter anderem die Durchführung einer Herzdruckmassage, das Anlegen eines AED (Automatisierter externer Defibrillator) und das Atemwegsmanagement geübt.

An der Station des Projektteams tauchten die Studierenden dann unter Anleitung von Oberärztin Dr. med. Anne-Kathrin Eickelmann, Projektmitarbeiter Frank Homp und Claudio Krause in die virtuelle Welt ein. Anhand des Fallbeispiels einer älteren Dame, die in einer Pflegeeinrichtung kollabiert war, übten die Studierenden das Auffinden einer bewusstlosen Person und die Durchführung einer Reanimationssituation. „Die VR-Simulation bietet eine sehr gute Chance, dass die Studierenden den Ablauf und die einzelnen Schritte beim Auffinden einer bewusstlosen Person und bei der Durchführung einer Reanimation trainieren. Zudem bietet die virtuelle Realität den Vorteil, dass das Fallbeispiel realitätsnäher dargestellt werden kann“, sind sich die Projektkoordinatorinnen Ivonne Wattenberg und Rebecca Lätzsch sicher.

Besonders gefreut hat sich das Projektteam über die begeisterte Teilnahme und das umfassende und hilfreiche Feedback der Studierenden, das eine große Bedeutung für die Weiterentwicklung der VR-Simulation hat. „Ich konnte hier auf ideale Weise den ersten Patientenkontakt in einer Notfallsituation erleben – ohne die reale Angst, dass der Patient mir direkt verstirbt“, berichtet Student Nezir Hasani. „Ich sehe hier auch für die Zukunft eine sehr hilfreiche Lernmethode für weitere Erstsemester-Studierende.“

Neben der VR-Simulation wurde weiteres Lern- und Lehrmaterial zum Thema „Basic Life Support“ erstellt und über das Learning-Management-System der Universität Bielefeld zur Verfügung gestellt, u.a. ein Legetechnikvideo und eine Podcast- Reihe, in der Vertreter*innen verschiedener Gesundheitsberufe ihre Erfahrungen mit Reanimationen schildern. Die entwickelten Medien sollen auch über das Projekt hinaus interessierten Lehrenden als öffentliche Lernmaterialien (OER) zur Verfügung gestellt werden.

Hintergrund zum Projekt:
Das Projekt „Digitale und Virtuell unterstützte Fallarbeit in den Gesundheitsberufen“ (DiviFaG) ist ein Verbundvorhaben der Universität Bielefeld (Fakultät für Erziehungswissenschaft/Medienpädagogik und Medizinische Fakultät OWL), der Fachhochschule Bielefeld, der Hochschule Osnabrück und der Hochschule Emden/Leer. Es wird über einen Zeitraum von drei Jahren (bis Dezember 2022) vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMBF) in der Förderlinie „Digitale Hochschulbildung“ gefördert.

Quelle: Universität Bielefeld

Gesundheitsexperte schlägt Alarm: "Uns fehlen Pflegekräfte"

Der Gesundheitssektor zählt zu den großen Wachstumsmärkten. Klingt erst mal gut. Doch vor allem im ländlichen Raum drohen Versorgungslücken.

Steinhagen. „Der Anteil der älteren und hochbetagten Menschen steigt weiter deutlich an in den nächsten Jahren. Natürlich ist es schön, alt zu werden. Aber natürlich wollen wir alle möglichst gesund älter werden", sagt Uwe Borchers. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe, kurz ZIG, war jetzt zu Gast beim Steinhagener Seniorenbeirat.

„Enorm wichtig für die Vitalität einer Stadt"

Noch vor wenigen Jahren sei man in Steinhagen in großer Sorge um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung gewesen, stellte der Seniorenbeirats-Vorsitzende Reinhard Junker fest. Inzwischen habe sich die Lage jedoch entspannt. Tatsächlich konnten Praxisübergaben organisiert und sogar gänzlich neue Mediziner angeworben werden. Wer hätte noch vor zwei Jahren gedacht, dass es allein im Ortsteil Brockhagen gleich drei praktizierende Allgemeinmediziner geben würde? Doch dank Dr. Tanja Wöbke-Hermbecker im neuen Gesundheitszentrum und der Gemeinschaftspraxis von Dr. Michael Klessing und Dr. Anja Brinkmann ist genau das der Fall.

Auch die Fachärzteversorgung ist in Steinhagen aktuell gut. Laut Bürgermeisterin Sarah Süß, die an der Sitzung teilnahm, fehle jedoch nach wie vor ein Neurologe in der Gemeinde. Die weggefallene Stelle der Kinderärztin habe man glücklicherweise neu besetzten können.

"Gesundheit ist wichtiger Standortfaktor"

Wie berichtet, hat Dr. Katharina Koschinski im August die Nachfolge von Dr. Maria Rita Bredenbröker angetreten. Die Ansiedlung habe die Gemeinde finanziell bezuschusst, wie Sarah Süß ausführte. Genau solche Programme begrüßt Borchers. Und sie zahlten sich für die Kommunen aus. „Denn Gesundheit ist ein wichtiger Standortfaktor und enorm wichtig für die Vitalität einer Stadt", hob Borchers hervor.

Doch er warnte: Der demografische Faktor mache auch vor der Ärzteschaft nicht halt. Zwei Drittel der Hausärzte in OWL seien älter als 60 Jahre. Deren Pensionierung rücke somit in Sichtweite. Und nach wie vor sei es schwierig, junge Nachwuchsmediziner aufs Land zu locken.

Große Hoffnungen setzt das ZIG in die in diesem Jahr eröffnete medizinische Fakultät an der Uni Bielefeld. „Facharztpraxen aus den Kommunen arbeiten mit der Uni zusammen. Wir hoffen, dass wir dadurch langfristig junge Mediziner in der Region halten können", berief sich Uwe Borchers auf den viel zitierten Klebeeffekt. Ihn stimmt optimistisch, dass die Hälfte der 60 Erstsemester aus OWL kommt. „Wir haben also gute Karten, dass ein erheblicher Teil auch hier bleibt."

„Für ein Rezept reicht der digitale Kontakt"

Probleme bereite momentan der Mangel an Pflegepersonal, so der Gesundheitsexperte. „Laut einer Bertelsmann-Studie fehlen 2.000 Pflegekräfte im Kreis Gütersloh", so Uwe Borchers. Doch gerade in diesem Bereich werde der Bedarf angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft weiter steigen. „Wir müssen deshalb Aussteiger wieder aktivieren, und wir benötigen Pflegekräfte aus dem Ausland."

Für Borchers steht außerdem fest: „Professionelle Pflegekräfte alleine werden es nicht schaffen. Ehrenamtliche Strukturen müssen ausgebaut werden und familiäre und nachbarschaftliche Hilfen eingebunden werden." In der schönen neuen Welt der medizinischen Versorgung und Pflege ist die Digitalisierung ein wichtiger Baustein. Wie viele der zwölf anwesenden Mitglieder des Seniorenbeirates bei Gesundheitsfragen zunächst mit einem Roboter beziehungsweise Bot Vorlieb nehmen würden, wollte Uwe Borchers wissen. Nur drei Hände gingen hoch.

„Um ein Rezept zu bestellen, reicht natürlich ein digitaler Kontakt", zeigte sich etwa Udo Waschkowitz offen für neue Konzepte. Eine sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Gespräch kann darüber hinaus die Telemedizin sein, also eine Videosprechstunde, bei der sich die Patienten über eine Kamera mit dem Arzt oder der Ärztin zusammenschalten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Patienten ersparen sich die Anfahrt und Wartezeiten. Die Ärzte können Praxisabläufe effizienter organisieren. Aber auch der digitale Austausch von Gesundheitsinformationen unter den Praxen müsse weiter ausgebaut werden, so Uwe Borchers.

Quelle: Haller Kreisblatt, 19.11.2021, online

So will der Kreis Gütersloh in Zukunft die hausärztliche Versorgung sichern

Die Servicestelle Gesundheitswirtschaft soll wohnortnahe medizinische Angebote sichern.

Gütersloh. Es ist eine große Aufgabe, die Uwe Borchers da hat. Der Geschäftsführer des Zentrums für Innovation in der Gesundheitswirtschaft (ZIG) soll sich darum kümmern, dass im Kreis Gütersloh auch zukünftig die wohnortnahe hausärztliche Versorgung gesichert ist. Borchers leitet die Servicestelle Gesundheitswirtschaft, die 2017 bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft ProWi angesiedelt ist.

Dass diese Stelle fortgeführt werden soll, darin sind sich die Mitglieder des Ausschusses für Wirtschaft, Digitalisierung, Finanzen und Rechnungsprüfung einig. Und dieses nicht nur für drei Jahre, wie zunächst von der Verwaltung vorgeschlagen, sondern gleich für fünf Jahre, wie es ein FDP beantragt hatte. Den Kreis kostet das jährlich 50.000 Euro.

"Primärversorgung in Pantoffelnähe"

Gut angelegtes Geld, finden die Politiker, die sich einstimmig für eine Fortführung der Arbeit aussprachen. Die CDU möchte jedenfalls regelmäßige Berichte über die Fortführung der Arbeit in den Ausschüssen. "Die gesundheitsbezogene Daseinsvorsorge ist ein genauso zentrales Infrastrukturthema wie der Straßenbau", meinte Borchers, der seinen Fahrplan für die kommenden Jahre vorstellte. Es geht nicht nur darum, Hausärzte zu suchen, sondern gute Konzepte. "Wir sollten uns verabschieden von den Strukturen einer Einzelpraxis", meinte er. Vielmehr sollten interkommunale Versorgungszentren und Gesundheitskioske aufgebaut werden. Wichtig sei eine "Primärversorgung in Pantoffelnähe, leicht zugänglich und teilhabeorientiert."

"Wir suchen da den Schulterschluss mit den Kommunen", so der Experte. Das Thema werde durch die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) nicht immer zur seiner Zufriedenheit behandelt. Neben dem Gewinn von Fachkräften für die Praxen und die Pflege im Kreis Gütersloh möchte die Servicestelle auch die industrielle Gesundheitswirtschaft unterstützen. "Wir müssen unsere kleine und mittelständische Unternehmensstruktur stärken. Da schneidet unser Kreis im Landesvergleich nämlich sehr gut ab." Erfolg verspricht sich Borchers auch durch Kooperation mit der neuen medizinischen Fakultät der Uni Bielefeld. "Wir suchen noch Praxen, die sich an der Lehre beteiligen."

Quelle: Neue Westfälische, 6.11.2021, Anja Hustert, online

Betriebliche Pflegelotsen zertifiziert – für die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

In einer zweitägigen Schulung wurden Mitarbeitende von lippischen Verwaltungen und Unternehmen zu Betrieblichen Pflegelotsen ausgebildet. Anfang Oktober erhielten die elf Lotsen im Gemeindehaus der Kirchengemeinde St. Pauli in Lemgo ihre Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss der Schulung. Sie geben jetzt innerbetrieblich Auskunft darüber, wie der Spagat zwischen der Erwerbstätigkeit und der Pflege Angehöriger gelingen kann.

Die Betrieblichen Pflegelotsenden kennen nun rechtliche Rahmenbedingungen der Pflege, das lokale Pflegeangebot und die Strukturen vor Ort, sowie arbeitsrechtliche Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Sie stehen Mitarbeitenden mit Pflegeaufgaben als erste Ansprechpersonen zur Seite und informieren sie sowohl über Pflegeberatungsangebote als auch über innerbetriebliche Vereinbarkeitsmöglichkeiten.

Die zufriedenen Teilnehmenden freuen sich bereits auf ihre neue Aufgabe und können es kaum erwarten, ihr neues Wissen in der Praxis umzusetzen. Im Nachgang der Schulung begleitet der FABEL-Service die ausgebildeten Pflegelotsen, Ewa Giese ist die dauerhafte Ansprechpartnerin und versorgt die Lotsen mit Neuerungen zum Thema Pflege. „Mit diesem niederschwelligen Angebot wollen wir das Thema Pflege aus der Tabuzone holen und Unternehmen sensibilisieren. ‚Betriebliche Pflegelotsen‘ sind ein erster Schritt zu einer pflegesensiblen Unternehmenskultur,“ berichtet Sandra Stövesand vom FABEL-Service. Für Silke Schmidt vom Mehrgenerationenhaus Lemgo, Durchführungspartnerin der Qualifizierung, ist das Angebot eine „bedeutende Entlastung und Stärkung für Erwerbstätige mit Pflegeaufgaben“.

Die Qualifizierung ist ein gemeinsames Angebot des FABEL-Service und des Mehrgenerationenhauses Lemgo in Kooperation mit dem Projekt work & care sowie dem Pflegestützpunkt Lippe und richtet sich in erster Linie an FABEL-Mitgliedsunternehmen. Eine weitere Schulung ist Anfang nächsten Jahres geplant. Die Finanzierung ist durch die Kooperation mit dem Projekt work & care, gefördert durch Mittel des europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), abgesichert und kann somit erneut kostenfrei angeboten werden.
Interessierte Unternehmen können sich wenden an den FABEL-Service (Tel. 05231/62-4260 oder info@fabel-service.de) oder an das Projekt work & care (Tel. 0521/329860-18, schnecke@zig-owl.de) wenden.

Quelle: OWL Journal

Weitere Informationen:
Fabel Service Lippe, Projekt Work & Care

Willkommen in OWL! Die neuen Medizinstudierenden starten in der ersten Semesterwoche an der Medizinischen Fakultät OWL

Der Verein zur Förderung der medizinischen Ausbildung (MED OWL) hat die ersten Studierenden an der Medizinischen Fakultät OWL begrüßt. Symbolisch haben die Studierenden eine „Tasche voll OWL“ als Willkommensgruß erhalten. Med OWL lädt die Studierenden mit einem Willkommensprogramm dazu ein, die Region Ostwestfalen-Lippe für sich zu entdecken.

Das neue Semester begann offiziell am 11.10.21 mit einer zentralen Begrüßung aller Erstsemester durch die Universität in der SchücoArena. Wenige Tage vorher nutzte ein Großteil der ersten, neu zugelassenen 60 jungen Medizinstudierenden die Einladung von MED OWL als Gelegenheit zum Kennenlernen und zur Orientierung in der Uni. Uwe Borchers, Manfred Müller und Dr. Charlotte Sahin machten stellvertretend für MED OWL neugierig auf die Region OWL, und sie beantworteten gleich auch erste interessierte Fragen der engagierten Studierenden. Diese haben gleich Kontakt aufgenommen, als Abonnent von @MEDOWL.studi bei Instagram oder über die Anmeldung zum Willkommensprogramm auf der Website www.med-owl.de.

Mit Festakt und offiziellem Start der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld ist der Startschuss für die erste Kohorte der Medizinstudierenden im Modellstudiengang gefallen. Die Region OWL ist gespannt auf neue Impulse aus der Medizin und freut sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen, wachsenden Institution als Leuchtturm für ganz Ostwestfalen-Lippe. Netzwerke mit Lehr- und Forschungspraxen, ein hoher Praxisbezug der Ausbildung, eine enge Verbindung zur ambulanten und stationären Versorgung in Stadt und Land der Region sind nur einige erste Merkmale, die dazu beitragen werden, dass die Medizinerausbildung auch Strahlkraft für Versorgungsinnovation, Forschung, Fachkräftebindung und Wirtschaftswachstum haben wird.

Viel Erfolg allen Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Medizinischen Fakultät OWL und des Universitätsklinikums OWL!

 

Gesundheitspolitisches Forum: Neurologie und Sportmedizin als kombinierter Ansatz bei neurodegenerativen Erkrankungen

Sport und Bewegung steigern nicht nur das Allgemeinbefinden und die kognitive Leistungsfähigkeit. Auch bei neurologischen Erkrankungen lassen sich die positiven und präventiven Effekte von Sport und körperlicher Aktivität nachweisen. Über die Ergebnisse aus aktuellen Studien sprach Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger, Neurologe und Sportmediziner der Universität Paderborn beim 35. Gesundheitspolitischen Forum des ZIG. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen dazu in die neue Werkhalle der Condor MedTec GmbH in Salzkotten. Reinsberger plädierte für gezieltes Training, weil sich dadurch die Risiken neurologischer Erkrankungen, etwa bei Multipler Sklerose oder Demenz, nachweisbar senken lassen. „Applied Neurosciences in Sports & Exercise“ ist der innovative Forschungsansatz, für den das Sportmedizinische Institut der Universität Paderborn unter Leitung von Reinsberger innerhalb der deutschen und internationalen Sportmedizin steht. Als deutschlandweit erster Neurologe auf einen sportmedizinischen Lehrstuhl zeigte er mit einer Fülle wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, wie Sport und körperlicher Aktivität positiv auf den Krankheitsverlauf bei neurologischen Erkrankungen wirkt. Bei der Multiplen Sklerose, einer Erkrankung mit vielfältiger Symptomausprägung, könne ein Sportangebot, das zielgenau und individuell an die Fähigkeiten der Betroffenen angepasst wird, zu einem Schlüssel bei der Verlangsamung des Krankheitsverlaufs und auf dem Weg zu mehr Gesundheit sein. Sport können wie eine Apotheke funktionieren, so sein Motto für angewandte Forschung zur Prävention und Therapie von Multipler Sklerose, aber auch bei Epilepsie oder der Demenz des Alzheimer-Typs.

Franziska van den Bongard, Doktorandin am Sportmedizinischen Institut, zeigte Videos mit praktischen Beispielen aus der Trainings- und Therapiearbeit. Die optimale Gestaltung und Dosierung der körperlichen Aktivität spiele eine zentrale Rolle, so van den Bongard mit Blick auf "ihre" neurologische Sporttherapiegruppe, in der sie Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose betreut. Ihre Forschungsarbeit zeige, dass neben der körperlichen Gesundheit auch die psychische Verfassung positiv beeinflusst werden kann.

Medizinische Fakultät OWL eröffnet Lehrbetrieb gemeinsam mit Wissenschaftsministerin und Gesundheitsminister

Ziel des Modellstudiengangs: bessere ambulante Versorgung

In einem Festakt eröffnen Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann heute (23.09.2021) den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL, der 14. Fakultät der Universität Bielefeld. Die ersten 60 Studierenden beginnen am 11. Oktober ihr Medizinstudium in Bielefeld.

„Dank des gemeinsamen Engagements der Universität Bielefeld und der Landesregierung ist es uns gelungen, dass die Medizinische Fakultät OWL innerhalb kurzer Zeit aufgebaut werden konnte“, sagt Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen. „In Nordrhein-Westfalen kann damit nun an acht staatlich getragenen Universitäten Medizin studiert werden. Davon profitieren Studierende in ganz Nordrhein-Westfalen. Daher freue ich mich sehr, dass wir heute den Lehrbetrieb gemeinsam eröffnen und 60 Studierende ein modernes Medizinstudium mit frühzeitigem Praxisbezug beginnen können. Den Studierenden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Campus, an den beteiligten Kliniken und in den Arztpraxen wünsche ich viel Erfolg und Freude in ihrem neuen akademischen Umfeld in der Universitätsmedizin OWL.“

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erklärt: „Ich bin sehr stolz, dass wir heute wie geplant den Lehrbetrieb an der Medizinischen Fakultät OWL feiern können. Der Aufbau der Fakultät ist eines meiner Herzensprojekte zur Stärkung der Allgemeinmedizin und hausärztlichen Versorgung in unserem Land. Alle Beteiligten haben in den letzten Jahren Großartiges geleistet, um dieses Projekt Realität werden zu lassen. Dafür bedanke ich mich sehr. Ich wünsche den ersten 60 Studierenden viel Erfolg für ihr Studium und hoffe, dass sie der Region auch als spätere praktizierende Ärzte erhalten bleiben. Sie werden sehen: OWL hat viel zu bieten!“

Schwerpunkt ambulante Medizin
Die ambulante Medizin, insbesondere die Allgemeinmedizin und die hausärztliche Versorgung, hat im neuen Modellstudiengang einen hohen Stellenwert. So entstand der Lehrplan auch unter Beteiligung ambulant tätiger Ärzt*innen der Region. Mehr als 60 Hausärzt*innen gehören zudem bereits zum Lehrpraxen-Netzwerk der Universität Bielefeld und werden sich an der Ausbildung der Studierenden beteiligen. Ein weiteres interdisziplinäres Netzwerk aus Forschungspraxen im ambulanten Bereich wird aktuell aufgebaut.

Meilensteine des Fakultätsaufbaus
Professor Dr.-Ing. Gerhard Sagerer, Rektor der Universität Bielefeld, ging zu Beginn des Festakts gemeinsam mit der Dekanin Professorin Dr. med. Claudia Hornberg auf die großen Meilensteine ein, die der ambitionierte Studienstart mit sich brachte: Die Grundlage bildete das Konzept, das zum Standort und seinen Schwerpunkten sowie zum politischen Auftrag passt, und im Oktober 2019 durch den Wissenschaftsrat positiv bewertet wurde. Bereits im Juli 2019 wurde der Kooperationsvertrag mit drei Krankenhäusern (Evangelisches Klinikum Bethel, Klinikum Lippe, Klinikum Bielefeld) für das Universitätsklinikum OWL unterzeichnet. Im Januar 2021 wurde der Modellstudiengang vom Land genehmigt.

Standortplanungen, Berufungsverfahren und Personalaufbau in Forschung, Lehre und Verwaltung, die Anwerbung und Einbindung von Lehr- und Forschungspraxen: „Ein Mammutprojekt“, betont Sagerer. „Ich danke den vielen engagierten Menschen sehr, die durch ihren Einsatz den Studienstart zum Wintersemester 2021 ermöglicht haben. Mein Dank gilt auch der Landesregierung für ihr entgegengebrachtes Vertrauen und für ihre starke Unterstützung in diesem Prozess. Ich glaube nicht, dass in Deutschland schon einmal so schnell eine so ambitionierte medizinische Fakultät aufgebaut wurde.“

Forschungsprofil
Das Forschungsprofil „Medizin für Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen“ der Medizinischen Fakultät OWL ist einmalig in Deutschland. Der Wissenschaftsrat würdigt in seinem Bewertungsbericht im Oktober 2019 „die Entwicklung eines zukunftsfähigen Forschungskonzepts mit hoher gesellschaftlicher Relevanz“. Der im Aufbau befindliche Standort hat bereits jetzt verschiedene Drittmittelprojekte eingeworben und ist Mitglied im Nationalen Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Ein Anschubfonds Medizinische Forschung (Gesamtvolumen ca. zwei Millionen Euro) wurde erfolgreich aufgesetzt. Damit fördert die Universität Bielefeld bald schon in der zweiten Förderrunde Forschungsprojekte und Kooperationen zwischen forschenden Ärzt*innen des Uniklinikums OWL, ambulant tätigen Ärzt*innen in OWL und Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld.

Modellstudiengang
Neben der ambulanten Medizin prägen den Modellstudiengang unter anderem drei weitere Merkmale:

  • Schwerpunkt Interprofessionalität und Interdisziplinarität:
    Ab dem 1. Fachsemester besuchen die Studierenden interprofessionelle Lehrveranstaltungen. Darin lernen sie mit Studierenden und Auszubildenden anderer Gesundheitsberufe gemeinsam, diskutieren über Aufgaben und Besonderheiten ihres jeweiligen Berufes und üben praktische Fertigkeiten und Teamkommunikation.
  •  Schwerpunkt Technik und Zukunftsorientierung:
    Das Curriculum umfasst, verteilt auf mehrere Semester, 39 Unterrichtseinheiten Digitale Medizin und bietet zudem die Möglichkeit, den Schwerpunkt im Profilbereich zu vertiefen.
  • Schwerpunkt Wissenschaftlichkeit:
    Alle Studierenden erwerben über das Studium hinweg wissenschaftliche Kompetenzen. „Unsere Studierenden sollen gut vorbereitet sein auf eigene wissenschaftliche Arbeiten wie die Promotion. Sie benötigen wissenschaftliche Kompetenzen aber auch im ärztlichen Alltag: Wer zukünftig neue Behandlungsmethoden bewertet, muss Studien verstehen und interpretieren können“, betont Dekanin Hornberg. Mit einem zusätzlichen Semester können die Studierenden zudem einen Bachelor of „Interdisciplinary Medical Sciences“ erwerben und so ihre wissenschaftlichen Fertigkeiten weiter ausbauen.


Zahlen aus der Fakultät zum Studienstart

  • 60 Studierende
  • 19 besetzte Professuren (Professuren, die für die Lehre in den ersten Fachsemestern essentiell sind, die wichtige klinische Fächer abdecken und die Schwerpunktthemen der Medizinischen Fakultät OWL aufgreifen, wie Allgemein- und Familienmedizin, Geschlechtersensible Medizin, Digitale Medizin)
  • Rund 90 Fakultätsmitarbeiter*innen
  • 60 Lehrende sind seit März 2021 in die Vorbereitungen und inhaltlichen Ausgestaltungen des ersten Fachsemesters involviert (wöchentliche Treffen der Modulkommissionen sowie zusätzliche Fachgruppen-Treffen)
  • 2019 und 2020 waren 257 Ärzt*innen und andere Fachvertreter*innen an der Ausarbeitung des Curriculums beteiligt (Kliniken, Niedergelassene, andere Fakultäten)
  • Die Standortplanung ist abgeschlossen, das erste Gebäude wurde gekauft, eines für die Medizin erweitert, ein drittes befindet sich im Bau, weitere in Vorbereitung.
  • 15 eingeworbene Drittmittelprojekte im Gesamtvolumen von 4,8 Millionen Euro, darunter 2 Stiftungsprofessuren, 1 Juniorforschergruppe sowie Drittmittelprojekte verschiedener Fördergeber (BMBF, BMG, DFG, Stiftungen), 4 Teilprojekte im Transregio-Sonderforschungsbereich „Konstruktion von Erklärbarkeit“ (SFB/TRR 318) der Universitäten Paderborn und Bielefeld.


Weitere Informationen: Bachelor Interdisciplinary Medical Sciences - Universität Bielefeld

Quelle: Universität Bielefeld, Pressemitteilung (Nr. 77/2021)

Livestream zum Start des Lehrbetriebes der Medizinischen Fakultät OWL

Die Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld steht in den Startlöchern. Bald werden die ersten Studierenden zum Wintersemester 21/22 begrüßt. Zu diesem Anlass findet am 23. September 2012 ab 13:00 Uhr eine Veranstaltung im neuen Hörsaalgebäude statt. Unter den Gästen und Rednern wird auch Isabell Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sein. Da die Platzkapazitäten begrenzt sind, wird die Veranstaltung live gestreamt.

Am 23. September 2021 um 13 Uhr können Sie hier den Livestream der Veranstaltung "Festakt anlässlich des Starts der Medizinischen Fakultät OWL" verfolgen. Wir freuen uns über Ihr Interesse.

Mehr Information: Programm

Quelle: Medizinische Fakultät OWL; Veranstaltungskalender der Universität Bielefeld

Assistenzsysteme sollen in der Pflegepraxis ankommen

Die Fachhochschule (FH) Bielefeld erhält für das Forschungsvorhaben ‚TransCareTech' rund 2,8 Millionen Euro Förderung über drei Jahre. In Reallaboren sollen intelligente Assistenzsysteme für Pflege und gesundheitliche Versorgung erprobt werden.

Bielefeld (fhb). Die Probleme in Pflege und gesundheitlicher Versorgung kennen wir alle: alternde Gesellschaft, Fachkräftemangel, Versäulung von Hilfesystemen. Zugleich laufen seit vielen Jahren umfangreiche Forschungen zu intelligenten Assistenzsystemen, die sowohl die Pflegekräfte als auch die zu Pflegenden unterstützen sollen. Orthesen, die bei pflegerischen Tätigkeiten körperlich entlasten können, sind da nur ein Ansatz von vielen möglichen. Andere Beispiele sind Exoskelette, Prothesen oder spezielle Rollstühle einzusetzen und bedarfsgerecht weiterzuentwickeln. Doch die Technik kommt bisher zu wenig im Versorgungsalltag an. Hier setzt das Vorhaben ‚Transformation in Care & Technology‘, kurz TransCareTech, der FH Bielefeld an: Die Innovationen sollen am Ende auch wirklich in der Praxis ankommen!

Vereinbarkeit von Beruf und Pflege: Stadt Detmold kooperiert mit dem Projekt work & care

Mehr als die Hälfte aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden durch Angehörige versorgt. Pflege und Berufstätigkeit zu vereinbaren, stellt Betroffene aber häufig vor Herausforderungen. Der Kreis Lippe setzt sich mit dem Projekt „work & care“ in Kooperation mit der Stadt Detmold deshalb für die Stärkung von Berufstätigkeit und Pflege ein.

„Wenn wir für die Angehörigeneine Entlastung wollen, müssen wir Beruf- und Privatleben gleichermaßen betrachten. Daher ist es wichtig, die Unternehmensperspektiven einzubeziehen“, erläutert Detmolds Bürgermeister Frank Hilker. Bislang haben zehn Unternehmen aus Detmold Interesse am Projekt bekundet oder an einem ersten Interview zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf teilgenommen. Miriam Nolting, Projektmitarbeiterin des Zukunftsbüros des Kreises Lippe, ruft weitere Unternehmen dazu auf, sich zu beteiligen: „In vielen kleineren Betrieben ist das Thema Pflegende Mitarbeitende weniger präsent. Wir freuen uns sehr, wenn wir diese Betriebe erreichen und uns zu diesem Thema austauschen könnten.“

Mit dem Projekt „work & care“ sollen Unternehmen für den Umgang mit pflegenden Mitarbeitenden sensibilisiert und Entlastungsmöglichkeiten für Pflegende entwickelt werden. Auch die Stärkung des Ehrenamts ist Teil der ortsbezogenen Projektarbeit. In Abstimmung mit der Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Detmold, Manuela Günzel, sind Veranstaltungen für die verschiedenen Zielgruppen und Qualifizierungsmöglichkeiten für Bürger geplant. Im Herbst findet die erste öffentliche statt.

Das zeitlich begrenzte Projekt „work & care“ ist in die langfristigen Angebote des Kreises Lippe integriert. Bei Fragen rund um das Thema Pflege stehen das Team der Quartiersentwicklung und der FABEL-Service zur Verfügung.

Quelle: Kreis Lippe

Bad Lippspringe zukünftig mit universitärer Anbindung

MZG bildet ab 2022 zusammen mit dem St. Johannisstift Paderborn angehende Ärzte aus
Weitere Stärkung für den Gesundheitsstandort Bad Lippspringe: Ab Januar 2022 bildet das Medizinische Zentrum für Gesundheit (MZG) in seinen Kliniken zusammen mit dem St. Johannisstift Paderborn angehende Ärzte aus. Das MZG fungiert dabei als akademisches Lehrkrankenhaus für den Universitätsmedizin Campus Hamburg (UMCH) der renommierten Universität für Medizin, Pharmazie, Wissenschaft und Technologie – Georg-Emil-Palade (UMFST) mit Sitz in Rumänien.
„Für das MZG und die kooperierenden Einrichtungen bietet sich mit der akademischen Ausbildung von Studierenden der UMCH die einmalige Möglichkeit, einen Beitrag für die Beseitigung des Ärztemangels zu leisten. Unser Ziel ist es in diesem Rahmen auch, junge Leute für eine zukünftige Tätigkeit in Bad Lippspringe zu interessieren“, betonen Geschäftsführer Achim Schäfer und der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Andreas S. Lübbe, der die Aufwertung des heimischen Gesundheitsstandortes initiiert und entwickelt hat.
Die UMFST ist die größte medizinische Universität in Rumänien und hat ihren Sitz in der Stadt Neumarkt am Mieresch. Die 1945 gegründete Einrichtung bildet 11.000 Studierende in den Fakultäten für Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie aus. Die UMFST pflegt ein weltweites Netzwerk von 49 Partnerhochschulen und hat 2019 erstmals eine Niederlassung in Deutschland eröffnet, an der der Studiengang Humanmedizin NC-frei in englischer Sprache studiert werden kann. Das Studienkonzept vereint Forschung, Lehre und Praxis zu einer hochklassigen praxis- und wissenschaftsorientierten Ausbildung am Campus Hamburg.
„Während der gesamten Studienzeit werden die Studierenden in kleinen Gruppen durch Teams aus Professoren, Dozenten und Experten durchgehend betreut. Theorie und Praxis sind dabei eng miteinander verzahnt, so dass sich dieses Studium von meisten anderen Medizinstudiengängen in Deutschland unterscheidet. Ab dem dritten Studienjahr findet ein Teil der Ausbildung in den klinischen Disziplinen in akademischen Lehrkrankenhäusern statt, zukünftig auch in Bad Lippspringe und Paderborn“, erläutert Lübbe.
Das MZG wird die Medizinstudenten zusammen mit seinen Kooperationspartnern ab dem dritten Studienjahr in klinisch-praktischen Lehre am Krankenbett nach Vorgaben der UMCH ausbilden. Darüber hinaus dient das Programm zur Anwerbung talentierter Pflegekräfte, die nach einer mehrjährigen Tätigkeit auf Wunsch das Medizinstudium mit Unterstützung des MZG aufnehmen. „Wir können Stipendien vergeben und somit langfristig Personal binden“, stellt Schäfer heraus. Bad Lippspringe profitiere zudem von motivierten und engagierten Studierenden, die die jeweilige Einrichtung auch akademisch aufwerten.
Im Januar 2022 kommen die ersten zehn Studierenden nach Bad Lippspringe, die vor Ort untergebracht und betreut werden. Die Kliniken des MZG bilden die angehenden Ärzte vor allem in den Bereichen Pneumologie, Kardiologie, Orthopädie, Onkologie, Intensivmedizin und Palliativmedizin aus. Das St. Johannisstift übernimmt insbesondere die Bereiche Gynäkologie, Geriatrie, Chirurgie und Teile der Inneren Medizin. Schrittweise wird sich die Anzahl der angehenden Ärzte, die pro Semester für jeweils ein bis zwei Wochen vor Ort sind, auf 140 erhöhen.


Zum Foto: Freude auf die neue Zusammenarbeit: (hintere Reihe von links) Chefarzt Dr.
Kester Tüffers (St. Johannisstift Paderborn), Chefarzt Dr. Udo Dietrich (Karl-Hansen-Klinik), Chefärztin Dr. Susanne Becker (Klinik am Park), Chefarzt Oliver Urs Freiherr von Haxthausen (St. Johannisstift Paderborn), Chefarzt Dr. Alexander Strassburg (Teutoburger-Wald-Klinik), Oberarzt Anderson Kuetche (Cecilien-Klinik-Urologie), Chefarzt Dr. Ralf Schipmann (Klinik Martinusquelle) sowie (vorne von links) Ltd. Oberarzt Dr. Jan Hinnerk Stange, Chefarzt Dr. Jörg Bachmann (Karl-Hansen-Klinik - HNO), Prof. Simona Muresan (Dekanin UMCH), Ltd. Abteilungsärztin Dr. Barbara Steffens (Klinik Martinusquelle), Chefarzt Prof. Dr. Dr. Andreas S. Lübbe (Cecilien-Klinik) und Prof. Andreea Varga (UMCH).


Quelle: Medieninformation MZG  27/2021, MZG Westfalen
Weitere Information: Medizinisches Zentrum für Gesundheit Bad Lippsringe

Umfrage: Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld

Die Gesundheitswirtschaft ist eine Schlüsselindustrie des 21. Jahrhunderts und gilt als Wachstumstreiber der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Als kommunale Wirtschaftsförderung möchte die WEGE die im Zukunftsmarkt Gesundheit tätigen Unternehmen in Bielefeld unterstützen. Wir laden Sie ein zur Teilnahme an der Blitz-Umfrage „Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld“, die WEGE und ZIG gemeinsam durchführen.

Die Ergebnisse helfen uns dabei, insbesondere die Unternehmen der industriellen Gesundheitswirtschaft in Bielefeld noch besser zu vernetzen und zu unterstützen. Nicht zuletzt ergeben sich mit der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld neue und spannende Perspektiven für Geschäftsfeldentwicklung und Innovation.

Wir freuen uns über Ihre Teilnahme an der Umfrage!

Link: Blitzumfrage Industrielle Gesundheitswirtschaft in Bielefeld

 

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